| Titel: | Untersuchungen über die Theorie der Hydro-Dynamik. Von Thom. Tredgold, Esqu. | 
| Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. LXXVIII., S. 369 | 
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                        LXXVIII.
                        Untersuchungen uͤber die Theorie der
                           Hydro-Dynamik. Von Thom.
                              Tredgold, Esqu.
                        Aus dem Philosophical Magazine. N. 340. S.
                              112.
                        (Mit Figur auf Taf. II. N. 20. d. polytechn. Journales. Bd. XXII.)
                        Tredgold's, Untersuchungen uͤber die Theorie der
                           Hydro-Dynamik.
                        
                     
                        
                           Zweite Mittheilung.
                           1) Saz. Der Widerstand gegen die
                              Bewegung eines Koͤrpers in einer Fluͤßigkeit ist gleich des
                              Quantitaͤt der Bewegung, welche er der Fluͤßigkeit mittheilt.
                           Denn, wenn die Quantitaͤt der Bewegung groͤßer, als der Widerstand
                              waͤre, so waͤre die Wirkung groͤßer, als die Ursache, die sie
                              erzeugt; und wenn die Quantitaͤt der Bewegung kleiner waͤre, so
                              waͤre der Widerstand groͤßer, als die Kraft, die ihn leistet.
                           2) Saz. Die Quantitaͤt der Bewegung, welche einer
                              Fluͤßigkeit durch einen in derselben sich bewegenden Koͤrper
                              mitgetheilt wird, muß allzeit nach einer auf die Flaͤche, gegen welche der
                              Widerstand geleistet wird, senkrechten Richtung berechnet werden, die Richtung der
                              Bewegung des Koͤrpers selbst mag wohin immer laufen.
                           Der Widerstand gegen eine Flaͤche besteht aus der Kraft, welche die
                              Fluͤßigkeit in der Richtung ihrer Bewegung bewegt, und aus dem
                              Widerstaͤnde des Zuruͤkprallens: die aus diesen Kraͤften
                              hervorgehende Resultante ist senkrecht auf die Flaͤche; da nun die ganze
                              Kraft zur Verdraͤngung einer Fluͤßigkeit durch die Resultante gemessen
                              wird, so muß die Geschwindigkeit der Verdraͤngung in derselben Richtung
                              genommen werden; folglich ist die Quantitaͤt der Bewegung, da sie sich in der
                              Richtung der Resultante befindet, senkrecht auf die Flaͤche.
                           3) Saz. Die unmittelbare Geschwindigkeit eines
                              Koͤrpers verhaͤlt sich zur Geschwindigkeit irgend eines Theiles dieses
                              Koͤrpers in senkrechter Richtung auf dessen Oberflaͤche, wie der Halbmesser zum Sinus des
                              Neigungs-Winkels der Flaͤche gegen die Richtung ihrer Bewegung.
                           Es sey, Ab (polyt. Journ. Bd. XXII. Tab. II. Fig. 20.) die
                              Richtung und die Geschwindigkeit der Flaͤche, und man ziehe, Ae, senkrecht auf dieselbe, und, be, parallel mit derselben; so wird, Ae, die Geschwindigkeit in einer auf die
                              Flaͤche senkrechten Richtung. – Ab
                              verhaͤlt sich aber zu Ae, wie der
                              Halbmesser zu dem Sinus BAC.
                           4) Saz. Wenn eine flache Flaͤche sich mit
                              gleichfoͤrmiger Geschwindigkeit in einer Fluͤßigkeit bewegt, so ist
                              die Hoͤhe einer Saͤule dieser Fluͤßigkeit, die die
                              Geschwindigkeit der Flaͤche erzeugen wuͤrde, in senkrechter Richtung
                              auf ihre Oberflaͤche die halbe Hoͤhe einer Saͤule, die dem
                              Druke auf diese Flaͤche gleich ist.
                           Denn, da die Geschwindigkeiten der Kraͤfte des. Einfalles und
                              Zuruͤkprallens ungeaͤndert bleiben, so muß der Druk in der Richtung
                              der Resultante doppelt seyn, um dieselbe Quantitaͤt der Bewegung zu
                              erzeugen.
                           5) Saz. Die Hoͤhe einer Saͤule einer
                              Fluͤßigkeit, die dem unmittelbaren Widerstande einer flachen Flaͤche,
                              die sich in derselben bewegt, aͤquivalent ist, wechselt im geraden
                              Verhaͤltnisse, wie das Quadrat der Geschwindigkeit und der Kubus des Sinus
                              der Neigung der Flaͤche gegen die Richtung der Bewegung; oder wie (v²Sin.³a)/32r³ 
                           Es sey, v, die Geschwindigkeit der Flaͤche, a der Winkel, den sie mit der Richtung der Bewegung
                              bildet, und h, die Hoͤhe der Saͤule,
                              welche dem senkrechten Druke auf die Flaͤche aͤquivalent ist. So wird,
                              aus Saz 3, r : Sin.a : : v : (v Sin.a)/r = der Geschwindigkeit in senkrechter Richtung auf die
                              Oberflaͤche; und da, nach Saz 4, (v Sin.a)/r = √(64h/a); so wird (v²
                              Sin.²a)/32r² = h.
                           Nun ist aber der Widerstand in senkrechter Richtung auf die Oberflaͤche zu dem
                              Widerstaͤnde in der Richtung der Bewegung, wie der Halbmesser zu Sinus a. (Polytechn. Journal Bd. XXII. S. 2.) Folglich r : Sin.a : : (v² Sin.²a)/32r² : (v² Sin.³ a)/32r² = der Hoͤhe einer Saͤule der
                              Fluͤßigkeit, die dem Widerstande aͤquivalent ist.
                           
                           Corollar. Das Gewicht dieser Saͤule wird (cwv² Sin.³ a)/32r³, wenn c, die Flaͤche der Basis, und, w, das Gewicht eines Kubikfußes dieser
                              Fluͤßigkeit ist.
                           6) Saz. Der unmittelbare Widerstand eines festen
                              Koͤrpers mit kreisfoͤrmiger Basis ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 22, S. 371
                              
                           Es sey p = 3,1416, und y der
                              wandelbare Halbmesser der Basis; so ist c = 2 pyy; folglich Textabbildung Bd. 22, S. 371 dem Integral des Widerstandes.
                           1. Wenn der feste Koͤrper ein Cylinder ist, und die flache Flaͤche des
                              Endes desselben senkrecht auf die Richtung der Bewegung ist, so ist der Widerstand =
                              pwv²r²/32.
                           2. Wenn der feste Koͤrper sich in einen Kegel endet, dessen schiefe Seite r ist, und wenn Sin.a = y, so wird (pwv² y⁵)
                              /32r² = dem Widerstande. Wenn r² = 2y²; so
                              wird (pwv²y²)/(1.68 × 32) dem Widerstande; daher ist der unmittelbare
                              Widerstand eines Cylinders zu einem solchen Kegel, wie 168 : 100.
                           3. Wenn der feste Koͤrper sich in eine Halbkugel endet, so ist Textabbildung Bd. 22, S. 371 und Textabbildung Bd. 22, S. 371 folglich 
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 22, S. 371
                              
                           dem Widerstande. Folglich ist der Widerstand einer Halbkugel
                              zu jenem eines Cylinders, wie 2 : 5, oder wie 10 : 25.
                           Wir wollen nun zu der Wirkung des Schließens der Fluͤßigkeit hinter dem
                              Koͤrper zuruͤk.
                           Die Geschwindigkeit, mit welcher die Fluͤßigkeit an den Koͤrper
                              schließt, muß offenbar nach einer senkrechten Richtung auf die Flaͤchen
                              desselben bemessen werden, und, wenn man derselben Schluß-Folge, wie oben sich
                              bedient, wird man keine Schwierigkeit in Bestimmung derselben finden.
                           7) Saz. Der Druk einer Fluͤßigkeit in senkrechter
                              Richtung auf die Flaͤche, welcher sie folgt, verhaͤlt sich, wie die
                              Differenz zwischen der Hoͤhe einer Saͤule, die dem Druke der
                              Fluͤßigkeit gleich ist, und der Hoͤhe einer Saͤule der
                              Fluͤßigkeit, welche die Geschwindigkeit der Flaͤche zu erzeugen im Stande ist.
                           Es sey m die Hoͤhe einer Saͤule, die dem
                              Druke der Fluͤssigkeit auf eine ruhende Oberflaͤche gleich ist, und
                              h die Hoͤhe der Saͤule, die im Stande
                              ist, die Geschwindigkeit zu erzeugen, so ist m –
                                 h = der Hoͤhe der Saͤule, die die wirkliche Bewegung erzeugt:
                              denn aller Druk, der durch die Bewegung der Oberflaͤche verloren geht, muß
                              abgezogen werden.
                           8) Saz. Die vorwaͤrts treibende Kraft der
                              Fluͤßigkeit, welche einem in Bewegung befindlichen Koͤrper folgt, ist
                              gleich einer Wassersaͤule, deren Hoͤhe (64mr² Sin.a
                                 – v² Sin.³ a)/64r³ ist.
                           Es sey v die Geschwindigkeit des Koͤrpers; so ist
                              die Geschwindigkeit, mit welcher die Fluͤßigkeit in einer senkrechten
                              Richtung auf die Oberflaͤche fließt, (v Sin.a)/r, nach Saz 3., und die
                              dieser Geschwindigkeit aͤquivalente Hoͤhe, h, ist (v² Sin.²a)/64r²; folglich, nach Saz 7, m – h = m
                                 – (v² Sin.²a)/64r² = (64mr²–
                                 v² Sin.²a)/64r²; und, dieser Druk, reducirt auf
                              die Richtung der Bewegung, ist (64mr² Sin.a – v² Sin.³a)/64r³ = der Wirkung der Fluͤßigkeit, welche
                              dem Koͤrper folgt.
                           Coroll. Die vordere und Hintere Form des Koͤrpers
                              darf daher nicht von gleicher Figur seyn, wenn derselbe sich mit dem mindesten
                              Widerstande bewegen soll.
                           9) Saz. Der ganze Widerstand einer Fluͤßigkeit
                              gegen einen in derselben sich bewegenden Koͤrper ist gleich dem Druke einer
                              Saͤule der Fluͤßigkeit, deren Hoͤhe (3v² Sin.³a – 64mr² Sin.a)/64r³, ist, wenn
                              die Enden dieselbe Figur haben.
                           Man hat als unmittelbaren Widerstand (v² Sin.³a)/32r³ = (2 v² Sin.³a)/64r³ gefunden. Wenn man davon die Wirkung der
                              Fluͤßigkeit, welche dem Koͤrper folgt, abzieht, so erhaͤlt man
                              (2 v² Sin.³a – 64mr² Sin.a + v² Sin.³a)/64r³. Da nun Sin.a in beiden
                              Gliedern, wegen der Gleichheit der Figur der Formen der Ende gleich ist, so wird (3
                              v² Sin.³a – 64mr²Sin.a)/64r², herauskommen, als Werth der fuͤr die
                              ganze Wirkung aͤquivalenten Saͤule.
                           Hieraus ersieht man, daß der Widerstand sich nicht wie das Quadrat der
                              Geschwindigkeit verhaͤlt. Ueberdieß zeigt diese Gleichung den wichtigen
                              Umstand, daß, wenn die Geschwindigkeit diejenige Geschwindigkeit uͤbersteigt,
                              welche das Mittel fortzupflanzen im Stande ist, die Fluͤßigkeit sich vor dem
                              Koͤrper anhaͤufen muß, bis die Dichtigkeit, oder der Modulus der
                              Elasticitaͤt derselben hinreichend stark wird, um Bewegung den entfernteren
                              Theilen der Fluͤßigkeit in der Richtung der Bewegung des Koͤrpers
                              mitzutheilen. Daß eine solche Zunahme des Widerstandes, wie diese Formel sie
                              anzeigt, bei großen Geschwindigkeiten wirklich Statt hat, wurde durch Versuche
                              uͤber die Bewegung der Kanonen-Kugeln erwiesen.
                           Ich hoffe, daß dieser Aufsaz fuͤr diejenigen, die mit diesem Gegenstande
                              sowohl theoretisch als praktisch vertraut sind, die Richtigkeit meiner Ansichten
                              hinlaͤnglich erweisen wird. Wenn ich irgendwo in die Fußstapfen anderer
                              getreten bin, so geschah es nicht wissentlich, und es ist hoͤchst
                              wahrscheinlich, daß ich dieses nicht gethan habe, indem ich mich nicht im Mindesten
                              erinnere, daß irgend eine Theorie auf diese Grundsaͤze gebaut wurde.