| Titel: | Ueber Verbrennung alkoholischer Flüßigkeiten, Oehle etc. in Lampen, nebst Beobachtungen über die Farbe, und die Natur der Flamme. Von Heinr. Home Blackadder, Esqu., F. R. S. E. Mitgetheilt von dem Verfasser. | 
| Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XCV., S. 409 | 
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                        XCV.
                        Ueber Verbrennung alkoholischer
                           Fluͤßigkeiten, Oehle etc. in Lampen, nebst Beobachtungen uͤber die Farbe,
                           und die Natur der Flamme. Von Heinr. Home Blackadder, Esqu., F. R. S. E. Mitgetheilt von dem
                           Verfasser.
                        Aus dem Edinburgh New Philosophical Journal. 1. S.
                              52. Auch in Gill's technical Repository. September. S. 164.;
                              fortgesezt im Octoberhefte.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Home Blackadder, uͤber Verbrennung alkoholischer
                           Fluͤßigkeiten.
                        
                     
                        
                           1. Ueber Lampen ohne Docht.
                           Man betrachtete bisher irgend eine poroͤse oder
                              faserige Substanz, welche die Eigenschaft besizt, Fluͤßigkeiten durch die
                              Anziehungskraft der Haarroͤhrchen in die Hoͤhe zu ziehen, fuͤr
                              einen wesentlichen Theil einer Lampe, sey es, daß man Oehl oder Weingeist darin
                              brennen wollte, und man verfertigte diesen Theil der Lampe, den man Docht nennt, aus
                              verschiedenen vegetabilischen und mineralischen Substanzen, wie Baumwolle, Lein oder Hanf, Moos, Asbest,
                              Glimmer, feinem Drahte u. d. gl. Indessen kann man alle brennbaren
                              Fluͤßigkeiten, deren man sich gewoͤhnlich zum Leuchten und zum Heizen
                              bedient, ohne allen Docht mit Vortheil in einer Lampe brennen. Man braucht hierzu
                              bloß einen Brenner in Form einer Roͤhre aus einer unverbrennlichen Masse, die
                              zugleich ein schlechter Waͤrmeleiter ist, und man wird kaum glauben, wie gut
                              Glas und andere schlechte Leiter zu Brennern dieser Art dienen, und wie leicht man
                              eine Lampe daraus verfertigen kann. Man muß indessen dafuͤr sorgen, daß
                              bestaͤndig Fluͤßigkeit zu dem Brenner ohne allen Einfluß der
                              Anziehungskraft der Haarroͤhrchen zufließt, und dieß geschieht dadurch, daß
                              man den Brenner so stellt, daß er unter dem Behaͤlter zu stehen kommt, wo
                              dann die nachfließende Fluͤßigkeit durch einen Sperrhahn oder eine Klappe
                              regulirt werden kann, oder auch durch schikliche Anpassung der Weite der
                              Verbindungsroͤhre. Lampen dieser Art koͤnnen fast alle Formen
                              erhalten, und beinahe aus jedem festen Materiale verfertigt werden, wenn nur, wie
                              gesagt, der Brenner eine unverbrennliche Roͤhre, und ein schlechter
                              Waͤrmeleiter ist. Bei alkoholischen Fluͤßigkeiten braucht die
                              Roͤhre nicht nothwendig laͤnger, als ein Zoll lang zu seyn, und bei
                              Oehlen kann sie um die Haͤlfte oder Dreiviertel kuͤrzer seyn.
                           Fig. 7. zeigt
                              eine bequeme und leichte Art, solche Lampen zum Brennen alkoholischer
                              Fluͤßigkeiten vorzurichten. Die Lampe besteht hier aus einer kleinen
                              glaͤsernen Kugel, und aus einer gebogenen Glasroͤhre auf einem
                              metallnen Fuße. Die Roͤhre ist von der Groͤße einer
                              Thermometer-Roͤhre, und ihr innerer Durchmesser betraͤgt Ein
                              Vierzigstel Zoll. Sie wird durch ein elastisches Stuͤk Kork durchgestekt,
                              welches in dem unteren Theile der Glaskugel angekittet, und von einem metallnen
                              Halsbande umgeben ist: auf diese Weise laͤßt sie sich leicht auf und
                              niederschieben, ohne daß irgend eine Fluͤßigkeit zwischen derselben, und dem
                              Korke entweicht. Wenn das Ende der Roͤhre uͤber der Fluͤßigkeit
                              ist, kann nichts von der lezteren durch dieselbe entweichen, und wenn die Lampe
                              gebraucht wird, wird die Roͤhre herabgezogen, wie Fig. 7. zeigt, und zwar
                              desto mehr, je groͤßer die Flamme seyn soll, die man haben will. Wo man nur
                              eine niedrige Flamme braucht, kann der horizontale Theil der Roͤhre auf einen
                              niedrigen flachen Fuß aufgekittet werden, und, wenn die Lampe angezuͤndet werden
                              soll, laͤßt man die Fluͤßigkeit dadurch ausfließen, daß man den
                              Behaͤlter in die Hoͤhe zieht, statt daß man, wie im vorigen Falle, die
                              Roͤhre herabzieht. Zum gelegentlichen Gebrauche ist eine, wie ein Heber
                              gebogene, Roͤhre, die durch Kork in dem Halse einer Flasche laͤuft,
                              eine sehr bequeme Lampe. Wenn man mit einer Lampe von irgend einer Form eine große
                              Flamme erzeugen will, so darf man nur die Zahl der Brenner vermehren, und dadurch
                              kann der Grad der Hize mit großer Genauigkeit nach Belieben regulirt werden. Die
                              Vortheile etc., die durch das Verbrennen alkoholischer Fluͤßigkeiten in einer
                              Lampe ohne Docht entstehen, werden wir weiter unten betrachten.
                           Eine Lampe, in welcher Oehl zur Beleuchtung brennen soll, kann auf dieselbe Weise,
                              wie zum Brennen alkoholischer Fluͤßigkeiten, angewendet werden. Der
                              Behaͤlter kann aus Metall, aus glattem, geschliffenem oder gefaͤrbtem
                              Glase seyn, so daß zugleich fuͤr Schoͤnheit und Eleganz gesorgt ist.
                              Man kann auch dem Wallrath-Oehle leicht eine schoͤne gruͤne, rothe
                              oder gelbe Farbe geben, und dadurch die Wirkung eines gefaͤrbten Glases
                              hervorbringen. Die in Fig. 8. dargestellte Form
                              kann nach Belieben, und wie Geschmak es fordert, modificirt, mit Seitenaͤsten
                              etc. versehen werden, und dann so gut taugen, als jede andere. Eine Lampe, die zwei
                              bis vier Loth haͤlt, und deren Brenner nicht groͤßer ist, als eine
                              gewoͤhnliche Glasperle, brennt acht bis zehn Stunden, und wird fuͤr
                              die meisten Personen zum Lesen und Schreiben hinreichen. Eine solche Lampe hat bei
                              mir vierthalb Tage, oder 48 Stunden lang gebrannt, ohne daß ich sie
                              anruͤhrte. Die kleine kegelfoͤrmige Rinde, die sich um den Brenner
                              anlegte, betrug nicht zwei Gran, obschon das Oehl, das ich brannte, von gemeiner
                              Sorte, sogenanntes Wallfisch-Oehl (whale oil), war. Wenn
                              man einen staͤrkeren Grad von Beleuchtung wuͤnscht, muß die Zahl der
                              Brenner und die Groͤße des Behaͤlters in demselben
                              Verhaͤltnisse vermehrt werden. Man wird finden, daß eine Lampe dieser Art so
                              leicht angezuͤndet wird, wie eine Kerze oder eine Lampe mit Docht, und der
                              Brenner kann so vorgerichtet werden, daß er eine Flamme erzeugt, die nur ein
                              leuchtender Punct in einem dunklen Zimmer, oder nur ein blaues Flekchen ist, das in
                              einiger Entfernung verschwindet, oder daß er eine Flamme bildet, die jener einer
                              Argand'schen Lampe mit einem Dochte gleich kommt. Lezteres kann entweder durch zwei kurze und weite
                              Roͤhren, die wie die metallnen Dochthaͤlter an einer Argand'schen
                              Lampe vorgerichtet sind, oder mittelst kleiner kurzer Roͤhren geschehen, die
                              in einem Kreise umher gestellt sind, und sich beinahe beruͤhren.
                           Eine bequeme kleine Handlampe zum gelegentlichen Gebrauche und zum Brennen von Oehl,
                              oder weingeisthaltigen Fluͤßigkeiten kann so vorgerichtet werden, daß man
                              eine lange Roͤhre in die Muͤndung einer kleinen Flasche aus Kautschuk,
                              oder aus irgend einer undurchdringlichen Substanz einsenkt, und dann die
                              Fluͤßigkeit durch den Druk der Hand nach liefert.
                           Wenn man an der Muͤndung des Brenners ein duͤnnes schmales metallnes
                              Halsband anbringt, so daß es in Form eines kleinen Bechers hervorsteht, sieht die
                              dadurch erzeugte Flamme jener einer Gaslampe so sehr aͤhnlich, daß alle
                              diejenigen, die das Oehl nicht gewahr werden, sie fuͤr eine solche halten.
                              Wenn das Halsband von unreinem Silber ist, und die Lampe lang nicht gebraucht wurde,
                              so hat die Flamme, wenn die Lampe so eben angezuͤndet wird, eine
                              gruͤne Farbe; diese zufaͤllige Farbe verschwindet aber in wenigen
                              Secunden, sobald das Metall rothgluͤhend wird. In praktischer Hinsicht
                              verdient dieses Spiel der Lampe ohne Docht vorzuͤglich Aufmerksamkeit.
                           Man hat verschiedene Versuche gemacht, um von der Anziehung der Haarroͤhrchen
                              Vortheil zu ziehen, und dadurch staͤten Zufluß des Oehles zu dem Brenner zu
                              erhalten, die Anfangs ohne Erfolg blieben; man schrieb dieß der bekannten Thatsache
                              zu, daß, wenn irgend eine Fluͤßigkeit in Folge der Anziehungskraft der
                              Haarroͤhrchen auch noch so hoch in einer Roͤhre steigt, sie doch in
                              keinem Falle so hoch steigt, um bei der oberen Oeffnung auszufließen. Dieß wurde
                              jedoch als unrichtig befunden: denn eine kleine durchbohrte Scheibe von Glimmer mit
                              einer in dieser im Mittelpuncte befindlichen Oeffnung eingekitteten Roͤhre
                              gibt allerdings einen Brenner dieser Art. Wenn man einen solchen Brenner im Oehle
                              schwimmen laͤßt, steigt das Oehl durch Anziehungskraft der
                              Haarroͤhrchen empor, und fuͤllt die Roͤhre. Wenn man nun ein
                              angezuͤndetes Kerzchen nahe bringt, so verduͤnstet das Oehl an dem
                              oberen Theile der Roͤhre, und erzeugt eine Flamme, neues Oehl steigt empor,
                              um den leeren Raum auszufuͤllen, und die Verbrennung wird auf diese Weise
                              unterhalten. Bei einem solchen Brenner entsteht kein Schatten; man sieht das
                              reflectirte Bild der Flamme gerade unter der wahren Flamme. Wenn man mehrere solche
                              Brenner in einem geeigneten Glasgefaͤße hat, so ist die Beleuchtung
                              aͤußerst glaͤnzend: die schwimmenden Scheiben sind in
                              bestaͤndiger Bewegung, als ob sie sich abwechselnd anzoͤgen und
                              abstießen, was von dem Oehldampfe unmittelbar unter dem Glimmerblaͤttchen
                              herruͤhrt, der von der Hize ausgedehnt wird. Obschon solche Brenner, wenn sie
                              gehoͤrig eingerichtet sind, die Verbrennung mehrere Stunden lang unterhalten,
                              so sinken sie doch, wenn die Flamme auf irgend eine Art ausgeloͤscht wird,
                              beinahe augenbliklich zu Boden. Dieß ruͤhrt von dem Baue des Glimmers, und
                              von der Ausdehnung des Oehles durch die Hize her. Der Glimmer besteht aus feinen
                              Blaͤttchen, die Oehl in ihre Zwischenraͤume aufnehmen, und das
                              dazwischen eingedrungene Oehl wird zugleich mit dem unter der Oberflaͤche des
                              Glimmers befindlichen Oehle, durch die Hize ausgedehnt. Wenn nun die Flamme
                              ausgeloͤscht wird, wird das Oehl kalt, und der Glimmer, welcher specifisch
                              schwerer ist, als das Oehl, sinkt nothwendig unter.
                           Ein Brenner, der dem einen oben beschriebenen aͤhnlich, aber zu
                              gewoͤhnlichem Gebrauche noch vortheilhafter ist, scheint eine Beschreibung zu
                              verdienen, da er sich leicht verfertigen laͤßt, und trefflich zu einer
                              Nachtlampe taugt. Man nimmt hierzu, statt des Glimmers, eine leichte kleine
                              ausgehoͤhlte Muschel, oder ein leichtes hohles Glas, das, im Kleinen, einem
                              Uhrglase gleicht, oder ein kleines Schaͤlchen von Kartenpapier, das man hohl
                              gedrukt, und mit einer Gummi-Aufloͤsung uͤberzogen hat, bohrt ein
                              kleines Loch in der Mitte, und kittet an der gewoͤlbten Seite ein
                              ungefaͤhr erbsengroßes Stuͤk gesunden Korkes uͤber diese
                              Oeffnung auf. Hierauf bohrt man ein kleines Loch durch den Kork, und ein etwas
                              weites und duͤnnes Glasperlchen wird von der ausgehoͤhlten Seite aus
                              in dasselbe fest eingestekt. Der Kork dient bloß zur Befestigung des Brenners, so
                              daß derselbe leicht gestellt und ersezt werden kann. Wenn die Muschel auf dem Oehle
                              schwimmt, sollte die obere Oeffnung des Brenners beinahe gleich hoch mit der
                              Oberflaͤche der Fluͤßigkeit stehen, und wenn der Brenner
                              gehoͤrig in dem Korke angebracht ist, wird die Muschel, das Glas oder das
                              concave Stuͤk Papier nicht untersinken, wenn die Flamme ausgeloͤscht
                              ist. Die Menge blaßen Reps-Oehles (in jeder Hinsicht des besten Brenn-Materiales zu
                              diesem Zweke), welche ein einzelner Brenner waͤhrend zwoͤlf Stunden braucht,
                              ist drei Viertel Unze (6 Quentchen): die Verbrennung geschieht so regelmaͤßig
                              und gleichfoͤrmig, daß, wenn die Lampe in Form eines schwimmenden Hebers
                              vorgerichtet ist, die Zeit dadurch mit der groͤßten Genauigkeit bemessen
                              wird.
                           Auch Talg und andere aͤhnliche feste, brennbare Substanzen koͤnnen ohne
                              Docht verbrannt werden: nur muß hier etwas davon mit dem Ende eines heißen Drahtes
                              oder Glasroͤhrchens geschmolzen, oder es muß etwas Oehl in eine
                              Hoͤhlung gebracht werden, ehe man den schwimmenden Brenner daselbst
                              anbringt.
                           In der Folge reicht die Hize der Flamme hin, um hinlaͤnglich
                              Fluͤßigkeit nachfließen zu lassen.
                           Es ist bekannt, daß fluͤchtige Oehle, wie Terpenthin, waͤhrend ihres
                              Verbrennens, so viel Kohle in Form von Ruß entwikeln, daß man sie deßwegen bisher
                              nicht zur Beleuchtung in Lampen brennen konnte. Terpenthin kann jedoch in einer
                              Lampe so gebrannt werden, daß er nicht nur keine Kohle in Form von Ruß gibt, sondern
                              ein so schoͤnes weißes Licht, daß der Glanz desselben jenen der fetten Oehle
                              weit uͤbertrifft: dieß wurde im Kleinen mit einem Versuche an einer kleinen
                              Gaslampe erwiesen. Alle fetten Oehle werden, ehe sie verbrennen, brennzelig;
                              dieselbe Veraͤnderung hat auch bei dem Terpenthine Statt, bildet sich aber,
                              wegen der Fluͤchtigkeit desselben, nicht so leicht aus. Da die Flamme des
                              Terpenthines so außerordentlich weiß und glaͤnzend ist, laͤßt sich
                              erwarten, daß man sie noch zu sehr schaͤzbaren Zweken wird verwenden
                              koͤnnen. Obige Thatsachen wurden in der Absicht aufgestellt, um Untersuchung
                              zu erleichtern, und sind, in gewißer Hinsicht, nothwendig, um Folgendes zu
                              verstehen.
                           
                        
                           2. Von der Farbe der Flamme.
                           Ehe wir die Farbe der Flamme untersuchen koͤnnen, muͤssen wir dasjenige
                              betrachten, was man, zu besserer Unterscheidung, den Bau derselben nennen kann.
                              Außen um den im Mittelpuncte befindlichen Gas- und Dampfkegel, d.i., in der
                              eigentlichen Flamme, gibt es Theile, die man leicht unterscheiden kann, und die
                              deutlich von einander verschieden sind. Ein Theil derselben kann veraͤndert,
                              oder ein Theil derselben kann beseitigt werden, waͤhrend die uͤbrigen
                              unveraͤndert bleiben. Das Prisma beweiset, daß das Licht einer Flamme aus
                              mehreren verschiedenen Farben besteht: dieß ist jedoch ein Gegenstand, der eine besondere Untersuchung
                              verdient, welche denjenigen uͤberlassen bleibt, die mit dem Zweige der
                              Physik, zu welchem sie gehoͤrt, besonders vertraut sind. Der Bau der Flamme
                              laͤßt sich mit freiem Auge wahrnehmen.
                           Wenn brennbare Koͤrper, die Zusammensezungen aus Wasserstoff sind, ohne
                              Beihuͤlfe eines Loͤthrohres oder einer aͤhnlichenaͤhnlilichen Vorrichtung gebrannt werden, so daß sie eine blaue Flamme erzeugen, so
                              erscheint die Flamme in ihrer einfachsten Form, und man kann zwei Theile an
                              derselben unterscheiden. Der eine Theil erscheint unmittelbar außen an dem Gas- oder
                              Dampfkegel, und hat, wie man zu jeder Seite der Flamme steht, das Ansehen einer
                              glaͤnzenden blauen Linie, die von der Basis bis an die Spize des Kegels
                              laͤuft. Es ist unnoͤthig zu erklaͤren, wie es kommt, daß man
                              diesen Theil nur an den Seiten der Flamme wahrnimmt, obschon er den ganzen
                              Flammenkegel umgibt. Außen um diese schmale blaue Linie befindet sich ein sehr
                              verduͤnnter Theil von opalisirender oder nebelig blauer Farbe, der sich bis
                              ungefaͤhr auf Ein Zehntel Zoll, mehr oder weniger, uͤber die blaue
                              Linie hinaus erstrekt, und dessen aͤußere Flaͤche sehr unvollkommen
                              abgegraͤnzt, und einer Buͤrste aͤhnlich ist. Dieser
                              aͤußere Theil umgibt die ganze Flamme, und obschon man die Gegenwart
                              desselben nicht uͤberall an gewissen Theilen der Flamme vermuthet, umgibt er
                              doch auch die ganze weiße Flamme, wenn diese gehoͤrig hergestellt ist.
                           Wenn die oben erwaͤhnten Substanzen so verbrannt werden, daß sie weißes Licht
                              entwikeln, so erscheint der weiße Theil innerhalb der schmalen blauen Linie;
                              ersterer reicht aber nie bis zur. Basis der Flamme, und leztere kann nur bis zu
                              einer Entfernung außen auf dem weißen Theile verfolgt werden.
                           Wenn man die Flamme eines gehoͤrig zugerichteten Kerzenlichtes betrachtet, so
                              sieht man, daß die blaue Linie außen um das weiße Licht dem Scheitel des
                              durchsichtigen, den Docht umgebenden Kegels gegenuͤber verschwindet, oder an
                              jener Stelle, wo das weiße Licht mit großem Glanze entwikelt wird.In einer blau und weißen Weingeist-Flamme sieht man die glaͤnzenden
                                    blauen Linien sich außen uͤber den weißen Theil hin erstreken, und
                                    zwischen ihren oberen Enden ist ein breiter Bogen oder Guͤrtel von
                                    dunkelblauer Farbe, welcher den oberen Theil des weißen Lichtes
                                    umfaͤngt, und gelegentlich die Spize desselben verbirgt oder
                                    verdunkelt. Fig. 9. stellt diese Flamme im Umrisse dar. A. d. O. Eben dieß
                              geschieht mit der verduͤnnten aͤußeren opalisirenden Buͤrste,
                              die man nicht mehr leicht uͤber der mittleren Hoͤhe der Flamme
                              unterscheidet, wo das weiße Licht sehr stark wird. In diesem Falle scheint die
                              verduͤnnte blaue Flamme durch die Staͤrke des weißen Lichtes
                              unsichtbar zu werden. Selbst wenn man in nebeligem Wetter bei uͤberzogenem
                              Himmel eine blaue und weiße Flamme aus verduͤnntem Alkohole an ein Fenster
                              bringt, wird die Flamme gaͤnzlich unsichtbar, und man sieht selbst von der
                              weißen Flamme keine Spur; so daß jeder, der nicht weiß, daß die Lampe brennt, nach
                              derselben greifen, und sich sicher daran verbrennen wuͤrde. Dieser einfache
                              Versuch reicht hin, um zu beweisen, daß eine außerordentlich heiße Flamme vorhanden
                              seyn kann, ohne daß man dieselbe sieht. Die Oberflaͤche einer Kerzenstamme,
                              auf welcher die Verbrennung am heftigsten geschieht, ist auch der heißeste Theil
                              derselben. Wo die Verbrennung am heftigsten ist, hat die Flamme eine blaß blaue
                              Farbe, und wenn diese Farbe einer blendenden Weiße gegenuͤber steht, so wird
                              sie zu schwach, um einen Eindruk auf der Nezhaut des Auges hervorzubringen. Mittelst
                              undurchsichtiger Schirme kann man sehen, wie der verduͤnnte
                              buͤrstenartige Theil sich uͤber die ganze Flamme verbreitet; man kann
                              ihn aber auch sehen, wenn man auf die unten zu beschreibende Weise seine Farbe
                              veraͤndert.
                           Die Farbe des Lichtes, welches eine Flamme entwikelt, haͤngt 1) von der Art
                              der Verbrennung ab, oder, 2) von der Gegenwart eines fremden Koͤrpers, oder
                              einer fremdartigen Ingredienz. 1. Wenn Alkohol von 835 spec. Schwere in einer Lampe
                              ohne Docht in einer halbzoͤlligen Flamme gebrannt wird, oder wenn er auf
                              einer flachen Glasflaͤche brennt, so ist die ganze Flamme blau. Wenn man in derselben Lampe die Flamme bis auf
                              Einen Zoll verstaͤrkt, oder bis anderthalb Zoll, so entwikelt sich eine
                              bedeutende Menge weißen Lichtes. Wenn endlich das Ende
                              des Glasbrenners rothgluͤhend wird, oder beinahe so, indem man ihn in den
                              Rand einer blauen Weingeist-Flamme haͤlt, verpuffen nach und nach einige
                              Theile Alkohols, so wie sie mit dem erhizten Brenner in Beruͤhrung kommen,
                              und dann wird viel gelbes Licht entwikelt. Wir haben also blaues, weißes und gelbes
                              Licht waͤhrend der Verbrennung derselben Fluͤßigkeit entwikelt, und
                              die Farbe haͤngt hier gaͤnzlich von der Art der Verbrennung ab.
                           Auch Oehl kann man so verbrennen, daß es entweder eine blaue, oder blaue und weiße,
                              oder blaue und gelbe Farbe gibt. Wenn Oehl in einer Lampe ohne Docht brennt, so daß
                              es eine große Flamme bildet, so ist das entwikelte Licht blau mit einem guten
                              Antheile von Weiß. Wenn aber der Sperrhahn behutsam gedreht wird, verschwindet das
                              weiße Licht, und es bleibt endlich bloß die blaue Flamme uͤbrig. Wenn man den
                              Zufluß des Oehles wieder verstaͤrkt, so entsteht ein gelber Lichtflek in der
                              Mitte des blauen Lichtes, und vermehrt man diesen Zufluß noch mehr, so erscheint die
                              weiße, d.i., die gewoͤhnlich gelblich weiße Flamme wieder. Auf dieselbe Weise
                              kann ein Weinglas voll Oehl entweder eine blaue Flamme geben, die die ganze
                              Oberflaͤche des Oehles dekt, oder eine Flamme von blau und weißer Farbe.
                           Wenn verduͤnnter Alkohol, gewoͤhnlich Probe-Branntwein (proof-spirit), ohne Docht in
                              einer Lampe gebrannt wird, ist die Farbe blau, oder blau und weiß, wie die oben
                              beschriebene Alkohol-Flamme. In diesem Falle hat eine bloße Destillation und
                              Verbrennung Statt; die ganze Wassermenge wird kalt oder beinahe kalt ausgeschieden,
                              ehe sie durch die Flamme geht, und der Brenner nimmt nur eine wahrnehmbare
                              Vermehrung der Temperatur an. Die Flamme hat eine schoͤne
                              kegelfoͤrmige Gestalt, und die Verbrennung geht ohne alles Zischen vor sich.
                              Darin besteht der Vortheil einer Lampe ohne Docht, wo man mit Wasser
                              verduͤnnten Alkohol, den schotischen Whisky, brennen muß. Wenn derselbe auf
                              die gewoͤhnliche Weise mit einem Dochte gebrannt wird, hat man noch, nebst
                              anderen Muͤhseligkeiten und Sonderbarkeiten, den großen Nachtheil, daß, wenn,
                              nachdem die Verbrennung einige Zeit uͤber fortwaͤhrte, die Flamme
                              verlischt, der Docht nothwendig erneuen werden muß. Wenn man aber einen Glasbrenner
                              braucht, so hat man alle Vortheile einer Weingeist-Lampe, ohne die großen Auslagen
                              zu haben, und man kann Branntwein leicht uͤberall bekommen, wo man keinen
                              Weingeist oder Alkohol erhalten kann.
                           Wenn verduͤnnter Alkohol mit einem Dochte gebrannt
                              wird, so ist die Flamme nicht blau und weiß, wie sie bei einem langsam leitenden
                              roͤhrenfoͤrmigen Brenner ist; sie gibt, im Gegentheile, viel gelbes
                              Licht; das weiße Licht verschwindet, und ein Theil davon hat an der Basis eine blaue
                              Farbe. Die Form der Flamme ist weit weniger regelmaͤßig: sie hat eine
                              unangenehme flakernde Bewegung, und das Verbrennen geschieht unter staͤten Zischelt und
                              Knistern. Allein, ungeachtet aller dieser Verschiedenheit, die durch die Art des
                              Verbrennens entsteht, erleidet der Docht keine Veraͤnderung, und wird nicht
                              durch die Flamme verkohlt. Es hat in diesem Falle eine gleichzeitige Verdampfung und
                              Verbrennung des alkoholischen Bestandtheiles der Fluͤßigkeit Statt; der
                              waͤsserige Bestandtheil wird aber nicht, wie die Lampe ohne Docht,
                              ausgeschieden. Ein Theil desselben wird in Dampf verwandelt, und ein Theil davon
                              bleibt in dem Dochte zuruͤk: lezteres ist die Ursache, warum man, wie wir
                              oben bemerkten, den Docht nicht wieder anzuͤnden kann, nachdem die Lampe eine
                              kurze Zeit uͤber gebrannt hat. Obschon der Docht von der Flamme nicht
                              verdorben wird, wird er doch allzeit heiß, und dadurch entsteht nicht bloß
                              Alkohol-Dampf, sondern selbst Wasser-Dampf, und wird in das Innere der Flamme
                              entladen. Nachdem der verduͤnnte Alkohol in dem Behaͤlter verzehrt
                              wurde, ist die in dem Dochte zuruͤkbleibende Menge Wassers nicht gleich der
                              in der Fluͤßigkeit urspruͤnglich enthalten gewesenen Menge desselben,
                              wie man sich leicht durch Bestimmung der in der angewendeten Fluͤßigkeit
                              enthaltenen Menge Alkoholes uͤberzeugen kann. Es scheint also, daß mitten in
                              dem Inneren der gelben Flamme des verduͤnnten Alkoholes eine gewisse
                              Beimischung von Dampf vorkommt, die in der blauen Flamme derselben
                              Fluͤßigkeit nicht vorhanden ist, und wenn Dampf erzeugt wird, geht nothwendig
                              viele Hize bei Erzeugung desselben verloren: hieraus folgt aber noch nicht, daß der
                              Dampf die Ursache der gelben Farbe ist. Alkohol von der oben erwaͤhnten
                              Staͤrke, und selbst noch staͤrkerer, kann so gebrannt werden, daß er
                              gelbe Farbe gibt, und man konnte keinen zum Versuche erhalten, der, so oder anders
                              gebrannt, nicht gelbes Licht waͤhrend seiner Verbrennung entwikelt
                              haͤtte.
                           Es scheint, daß, obschon man einige Aufmerksamkeit in Bemerkung jener Koͤrper
                              gezeigt hat, die eine besondere Farbe entwikeln, wenn sie einer hoͤheren
                              Temperatur unterworfen, oder in der Fluͤßigkeit aufgeloͤset werden,
                              die man verbrennen will, man bisher auf die Farben der Flamme selbst wenig
                              Ruͤksicht nahm, wenigstens in Hinsicht auf die Ursache, durch welche sie
                              erzeugt werden. Daß dieser oder jener Koͤrper eine gruͤn oder gelbe
                              Flamme gibt, und daß die Menge des gelben Licht des durch besondere Mittel vermehrt
                              werden kann, das hat man worin aber die Ursache der Entwikelung des gelben Lichtes besteht, oder was
                              fuͤr ein besonderer Proceß waͤhrend der Erzeugung desselben Statt hat,
                              dieß blieb ununtersucht. Folgende kurze Auszuͤge einer juͤngst
                              erschienenen Abhandlung eines in seiner Wissenschaft ausgezeichneten Gelehrten
                              scheinen interessant. „Ich fand nach zahlreichen, muͤhevollen und
                                 oft mißlungenen Versuchen, daß beinahe alle Koͤrper, bei welchen die
                                 Verbrennung nur unvollkommen von Statten geht, wie Papier, Leinen, Baumwolle, so
                                 ein Licht gaben, in welchem die gleichartigen gelben Lichtstrahlen vorwalteten;
                                 daß die Menge des Lichtes mit der Feuchtigkeit dieser Koͤrper zunahm, und
                                 daß eine große Menge solchen Lichtes erzeugt wurde, wenn verschiedene Flammen
                                 mittelst eines Loͤthrohres oder Blasebalges angeblasen wurden. Insofern
                                 die gelben Strahlen das Product unvollkommener Verbrennung scheinen, dachte ich,
                                 daß Alkohol, mit Wasser verduͤnnt, dieselben in groͤßerer Menge
                                 erzeugen muͤßte, als im reinen Zustande, und der Versuch gelang
                                 uͤber alle meine hochgespannten Erwartungen.“ –
                              „Ich fand, daß die Entwikelung des gelben Lichtes großen Theils von
                                 der Natur des Dochtes abhing, und von der Schnelligkeit, mit welcher die
                                 Fluͤßigkeit in Dampf verwandelt wurde.“ Ein Stuͤk
                              Schwamm, der eine rauhe Oberflaͤche hat, zeigte sich als der beste Docht, und
                              um den Alkohol schnell in Dampf zu verwandeln, ward die Hize des
                              Dochthaͤlters durch eine Weingeistlampe verstaͤrkt, oder
                              rothgluͤhendes Drahtgeflecht ward in Beruͤhrung mit der
                              Oberflaͤche des Schwammes gebracht.Vergl. Description of a Monochromatic Lamp by
                                       Dav. Brewster, in Transactions R. S. of Edinb. 1822. A. d. O.
                              
                           Nach obigen angefuͤhrten Stellen gibt Alkohol, „im reinen
                                 Zustande“ gebrannt, eine gelbe Flamme, noch mehr gelbes Licht aber,
                              wenn er mit Wasser verduͤnnt ist, und der Schluß scheint zu seyn, daß, weil
                              Feuchtigkeit das gelbe Licht waͤhrend des Verbrennens von Baumwolle, Papier
                              etc. vermehrt, Wasser dem Alkohole zugesezt, dieselbe Wirkung haben soll, und daß,
                              in diesen Faͤllen, das Wasser dieß dadurch bewirkt, daß es die Neigung zur
                              „unvollkommenen Verbrennung“ erzeugt oder vermehrt.
                              Zugegeben aber, daß diese Ansichten richtig waͤren, so entstuͤnden die
                              Fragen: Was ist unvollkommene Verbrennung? Ist die Gegenwart des Wassers wesentlich oder zufaͤllig
                              etc.? Dieß ist ein Gegenstand, der die Aufmerksamkeit mehrerer der erfahrensten
                              Chemiker unserer Zeit fesseln koͤnnte; er ist sicher nicht ohne Interesse,
                              und es fehlt uns hieruͤber noch Vieles, was genau bestimmt werden muß. Die
                              wenigen Thatsachen, die hieruͤber vorgebracht wurden, oder vorgebracht werden
                              koͤnnen, sind hier nur als an Beitrag in der Erwartung gegeben, daß sie zu
                              ferneren Untersuchungen leiten duͤrften.
                           Die blaue Flamme des verduͤnnten Alkoholes hat, wie oben bemerkt wurde, eine
                              regelmaͤßige Form; sie brennt ruhig, wie die einer gut vorgerichteten Kerze,
                              und die Verbrennung geht still vor sich; wenn sie aber einen Docht hat, oder so
                              gebrannt wird, daß sie gelbes Licht entwikelt, flackert sie, und die Verbrennung
                              geschieht immer mit einigem Geraͤusche. Ob dieses Geraͤusch jedes Mahl
                              von wirklichen Explosionen herruͤhrt, ist ungewiß; soviel ist aber gewiß,
                              daß, wenn verduͤnnter Alkohol dadurch zur Explosion gebracht wird, daß man
                              ihn auf rothgluͤhendes Feuer wirft, oder wenn man ihn auf eine andere Weise
                              verpufft, jedes Mahl eine Menge gelben Lichtes entwikelt wird: und wenn er mit einem
                              Dochte gebrannt wird, so hat ein bestaͤndiges Zischen Statt, welches durch
                              eine unendliche Menge kleiner Explosionen an jenem Theile der Flamme, wo die blaue
                              Linie sich befindet, hervorzukommen scheint. Man muß indessen wohl bemerken, daß
                              dieser Theil der Flamme unveraͤndert bleibt, und daß es die aͤußere
                              buͤrstenfoͤrmige Flamme ist, welche von dem blaßen nebeligen Blau in
                              ein mattes Gelb uͤbergeht. Man kann die blaue Flamme alkoholischer
                              Fluͤßigkeiten dadurch anschwellen oder sich ausdehnen machen, daß man die
                              Fluͤßigkeit, wie sie aus dem Brenner hervortritt, mit einem heißen Drahte
                              beruͤhrt. Die Farbe der Flamme wird dadurch nicht im Mindesten
                              veraͤndert, und in diesem Falle hat bloß eine Vermehrung der Destillation
                              Statt. Allein, mit demselben Drahte, oder mit einer Glasstange, kann man die
                              Muͤndung des Brenners auch so beruͤhren, daß eine Entladung mehrerer
                              kleiner Theile der Fluͤßigkeit auf eine aͤhnliche Weise entsteht, wie
                              wenn ein sehr heißes Stuͤk Metall in ein Gefaͤß mit Wasser geworfen
                              wird. Diese kleinen Theilchen werden gegen die innere Flaͤche der Flamme
                              getrieben, scheinen dort eine Explosion zu bilden, und dann die dunkelgelbe Farbe
                              der aͤußeren buͤrstenfoͤrmigen Flamme zu erzeugen. Wenn ein
                              Docht von Baumwolle,
                              oder von Schwamm gebraucht wird, so wirkt dieser, wie der heiße Draht; und, je
                              rauher seine Oberflaͤche ist, je mehr er sich der inneren Oberflaͤche
                              der Flamme naͤhert, ohne verkohlt zu seyn, desto haͤufiger ist die
                              Entladung dieser Theilchen, und folglich desto staͤrker das gelbe Licht. Ein
                              anderer Beweis dafuͤr ist Folgendes: man befestige ein kleines
                              Kuͤgelchen von Baumwollengarn an dem Ende einer Glasroͤhre, und
                              befeuchte dieses Kuͤgelchen mit Alkohol. Wenn man lezteres anbrennt, so gibt
                              es ein gelbes Licht; wenn man aber dieses Kuͤgelchen jezt schnell um seinen
                              Mittelpunct dreht, so wird das gelbe Licht um das Hundertfache vermehrt. In diesem
                              Falle wirken zwei Ursachen: die Flamme wird naͤher an das Kuͤgelchen
                              gebracht, und erzeugt eine groͤßere Entladung kleiner Theilchen, und zugleich
                              wird Alkohol durch die umdrehende Bewegung in einem diken Regen in die Flamme
                              geworfen.
                           Wenn Dampf maͤchtig aus einer kleinen Oeffnung hervortritt, so wirkt er wie
                              ein Loͤthrohr, und, selbst wenn er bis zum weißen Dampfe verdichtet ist, hat
                              er keinen Einfluß auf die blaue Farbe der Weingeist-Flamme, und aͤndert diese
                              nicht. Wenn aber ein kleines Gefaͤß mit Wasser unter den Brenner hingestellt,
                              und eine rothgluͤhende Metallstange in dasselbe eingesenkt wird, so daß
                              Wassertheilchen auf die aͤußere Oberflaͤche
                              der Flamme geworfen werden, so entwikelt sich gelbes Licht. Einiges
                              gefaͤrbtes Licht wird in diesem Falle offenbar durch kleine feste Theilchen
                              von der Oberflaͤche des Metalles erzeugt, da man deutlich glaͤnzende
                              Funken bemerkt; allein, Stangen von verschiedenem Metalle erzeugen gleiche Wirkung;
                              und wenn viele kleine Wassertheilchen, kalt oder siedend heiß, auf eine mechanische
                              Weise auf die aͤußere Oberflaͤche der Flamme geworfen werden, so
                              bleibt die blaue Farbe unveraͤndert. Eine vollkommen reine Glasstange wirkt
                              indessen, wie die Metallstangen, nur daß man keine Funken bemerkt. Theilchen von
                              Brunnenwasser, die auf diese Weise ausgesprizt werden, veranlassen also die
                              Entwikelung des gelben Lichtes; reines Wasser, d.h., die reine Verbindung von
                              Sauerstoff und Wasserstoff hat man nicht zu dem Versuche genommen. Wenn
                              Wassertheilchen, oder Theilchen alkoholischer Fluͤßigkeiten auf die innere
                              oder aͤußere Oberflaͤche der Flamme stoßen, hat, ohne Zweifel,
                              Einsaugung der Hize Statt; allein, bloße Einsaugung der Hize kann obige Wirkungen nicht
                              hervorbringen, wie aus einem bereits angefuͤhrten Versuche erhellt. Wenn wir
                              eine blaue Weingeist-Flamme einer anderen blauen Flamme naͤhern, so entsteht
                              keine Veraͤnderung; wenn aber diese blaue Flamme einer gelben
                              Weingeist-Flamme nahe gebracht wird, so daß die gasartigen Producte der lezteren mit
                              jenen der ersteren in Beruͤhrung kommen, so nimmt die blaue Flamme eine gelbe
                              Farbe an. Die von einer gelben Flamme ausgeworfenen Substanzen, oder Producte sind
                              also von jener einer blauen Flamme verschieden, und da, wie wir oben zeigten, Dampf
                              die Farbe der blauen Flamme nicht veraͤndert, muͤssen wir die
                              Entwikelung des gelben Lichtes in einer anderen Ursache suchen.
                           Es ist bekannt, daß Kohlenstofs-Oxid-Gas in einem gewissen Zustande, und eben so
                              gekohlstofftes Wasserstoffgas, waͤhrend des Verbrennens ein gelbes Licht
                              gibt. Wenn ein Holzspaͤnchen (oder verschiedene andere vegetabilische Stoffe)
                              angezuͤndet, und in wenigen Secunden wieder ausgeloͤscht werden, so
                              gibt der weiße von denselben aufsteigende Rauch der blauen Flamme eine
                              schoͤne gelbe Farbe. Wenn das verkohlte Ende eines Holzes mit der Flamme in
                              Beruͤhrung, oder derselben auch nur nahe gebracht wird, so entwikelt sich aus
                              der aͤußeren oder aus der Buͤrsten-Flamme haͤufig gelbes Licht,
                              und wenn das verkohlte Ende des Holzes ganz uͤber die Flamme gehalten wird,
                              entwikelt sich wieder haͤufig gelbes Licht, aͤhnlich jenem der
                              Buͤrsten-Flamme, das man aber richtiger leuchtenden Dampf, als Flamme, nennen
                              koͤnnte. In allen diesen Faͤllen ist es moͤglich, daß etwas
                              waͤsseriger Dampf vorhanden seyn koͤnnte; wenn aber, nachdem das Holz
                              angezuͤndet, und die Flamme ausgeloͤscht wurde, die Verbrennung des
                              verkohlten Theiles fortgesezt wird, bis eine sehr verduͤnnte, außerordentlich
                              leichte, Spinngewebe artige Substanz allein uͤbrig bleibt, auch nur das
                              kleinste Theilchen dieser lezteren an den Rand der blauen Flamme gebracht wird, so
                              entwikelt sich alsogleich ein schoͤnes gelbes Licht, und in diesem Falle kann
                              keine Feuchtigkeit vorhanden seyn. Auf diese Weise kann eine schoͤne, von der
                              Basis bis zur Spize gelbe Flamme erhalten werden, die ruhig und ohne alles Flakern
                              brennt.
                           Wenn ein Stuͤk Holz in einer Weingeist-Flamme verkohlt und vollkommen
                              ausgeloͤscht, unter eine blaue Flamme gebracht wird, so darf man das Holz nur
                              etwas bewegen, und es
                              wird darauf ein gelbes Licht entwikelt werden, und wenn zwei solche Stuͤke
                              Holzes unter der Flamme auf einander gerieben werden, so erhaͤlt die ganze
                              Flamme eine gelbe Farbe. Schabt man das verkohlte Holz mit einem Messer, so kommt
                              dasselbe zum Vorscheine; in diesem Falle trennen sich aber auch groͤßere
                              Theilchen, die ein glaͤnzend gelbes Licht erzeugen, das weit mehr leuchtet,
                              als die matt gelbe Flamme des verduͤnnten Alkoholes, oder die von dem Rauche
                              des verkohlten Holzes erzeugte: denn, in diesen beiden Faͤllen ist das Licht
                              aͤhnlich, und entsteht durch eine Modifikation desselben Theiles der Flamme.
                              Durch verkohltes Holz etc. kann der aͤußere buͤrstenfoͤrmige
                              Rand der Flamme einer Kerze oder Lampe uͤber der ganzen Flamme sichtbar
                              werden, der dadurch eine gelbe Farbe erhaͤlt. Man darf nicht vergessen, daß
                              man Grund hat zu glauben, daß reiner Kohlenstoff diese Wirkungen nicht
                              hervorzubringen vermag: man konnte sich indessen denselben nicht zum Versuche
                              verschaffen. Wenn, wo man ein Loͤthrohr an einer Kerze anwendet, der Docht
                              kurz abgeschnitten wird, so daß der Luftstrom durch den weißen Theil der Flamme
                              zieht, so hat der Flammenstrom eine schoͤne blaue Farbe; wenn er aber roth
                              oder rothgelb ist, so sind Theilchen des verkohlten Dochtes oder Rußes von dem
                              Luftstrome des Loͤthrohres mit fortgerissen worden, und wo immer ein
                              Blasebalg oder ein Loͤthrohr angewendet wird, entsteht das gelbe Licht in
                              allen Faͤllen, wo die Verbrennung durch feste kohlenstoffhaltige
                              Koͤrper erzeugt wird, auf eine aͤhnliche Weise. Wenn Draht oder eine
                              Gas-Stange in eine blaue Flamme gebracht wird, entwikelt sich gewoͤhnlich
                              gelbes Licht, und dieß geschieht immer von einer fremdartigen Substanz auf der
                              Oberflaͤche dieser Koͤrper, wie von verdichtetem Rauche, Staube etc.
                              Es ist beinahe unmoͤglich, Glas oder unpolirtes Metall in der Hand zu halten,
                              vorzuͤglich wenn die Haͤnde warm sind, ohne daß etwas von der
                              verdichteten Ausduͤnstung auf demselben zuruͤkbleibt. Ich hatte
                              Gelegenheit diesen Sommer Hrn. Brewster hierauf
                              aufmerksam zu machen, dem ich alle hier gemachten Versuche vorlegte. Er sagte, daß
                              Glas oder Glimmer in eine blaue Flamme gebracht, gelbes Licht erzeugt; ich konnte
                              aber auf der Stelle zeigen, daß, wenn eine vorher weißgluͤhende, und folglich
                              dadurch gereinigte, Glasstange alsogleich bei dem Erkalten in eine blaue
                              Weingeist-Flamme gebracht wird, die Farbe derselben Feine Veraͤnderung
                              dadurch erleidet, und daß das gelbe Licht von irgend einer Unreinigkeit auf dem Glase herruͤhrt.
                              Scheinbar reines Glas und Draht, die beide in einem geheizten Zimmer einige Zeit
                              uͤber aufbewahrt wurden, aͤnderten die Farbe der blauen Flamme. Sobald
                              aber das Glas oder der Draht rothgegluͤht wurde, erzeugte sich kein gelbes
                              Licht mehr, das erst nach Erneuerung brennbarer Substanzen auf ihrer
                              Oberflaͤche entstand. Eine monochromatische Lampe mit gelbem Lichte kann also
                              nicht durch einen Drahtwikel im Mittelpuncte einer blauen Flamme gebildet
                              werden.
                           Man weiß, daß verschiedene Salze, wie kochsalzsaure Schwererde und Soda etc., eine
                              gelbe Farbe geben, und man vermuthete, daß dieß durch das Krystallisations-Wasser
                              geschieht; in diesem Falle waͤre es aber schwer zu sagen, warum schwefelsaure
                              Thonerde und Pottasche, und andere Salze die blaue Farbe nicht veraͤndern,
                              und warum kochsalzsaurer Kalk derselben eine schoͤne Karmesin-Farbe gibt. Das
                              Krystallisations-Wasser kann wohl nebenher zur Erzeugung des gefaͤrbten
                              Lichtes beitragen, ist aber nicht die Hauptsache. Die blaue Flamme des
                              verduͤnnten Alkoholes gibt mit Kochsalz eine stille gelbe Flamme. Ich rollte
                              vor ungefaͤhr einem Jahre einen schmalen Streifen Papier oder duͤnnen
                              weichen Muselin, der in einer Aufloͤsung von Kochsalz stark getraͤnkt
                              war, auf eine kurze, etwas weite,. Glasroͤhre: diese Rolle wurde durch eine
                              zweite weitere Roͤhre geschuͤzt und gehalten. Diese Vorrichtung kam
                              nun als Halsbald auf den Glasbrenner einer Lampe fuͤr Alkohol, und, als die
                              Lampe angezuͤndet war, wurde dieses Halsband so weit in die Hoͤhe
                              geschoben, daß die kreisfoͤrmige Kante des Papieres in Beruͤhrung mit
                              der Basis der blauen Flamme kam: die Flamme ward kegelfoͤrmig, gelb und
                              ruhig. Man machte neulich auf diese Weise eine monochromatische Lampe aus
                              verdichtetem Oehlgase, das mit blauer Farbe brennt: allein die Flamme flakerte, wie
                              vor einem Loͤthrohre, und man weiß, wie sehr ein flakerndes Licht das Sehen
                              erschwert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
