| Titel: | Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen, nebst Vorschlägen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins. | 
| Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XCVI., S. 424 | 
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                        XCVI.
                        Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer
                           Verbesserungen, nebst Vorschlaͤgen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. September
                              1826.
                        (Fortsezung von S. 437. Bd. XXI. im polytechnischen
                           Journale).
                        Atkins's, kurze Geschichte der Gasbeleuchtung.
                        
                     
                        
                           Obschon das Schauspiel, welches Hr. Winsor mit dem Gas-Lichte am Theater des Lyceums unter einer Menge
                              gefaͤlliger Formen gegeben hat, sehr viel dazu beitrug, der Anwendung des
                              Gases zur Beleuchtung im Großen alle moͤgliche Publicitaͤt zu geben,
                              und unerachtet er als der Gruͤnder der „Chartered Gas-light and Coke Company“ angesehen werden kann; so hat doch das praktische Talent und die
                              Beharrlichkeit des Herrn Murdoch, der fruͤher eine
                              große Fabrik mit Gas-Licht beleuchtete, weit mehr zur allgemeinen Einfuͤhrung
                              der Gasbeleuchtung beigetragen. In dem klar und zwekmaͤßig geschriebenen
                              Aufsaze, den er der Royal Society im J. 1808 vorlegte
                              (Siehe Repertory, vol. XIII, II. Series. p. 262)
                              beschrieb er die Weise, wie er die ausgedehnte Baumwollen-Fabrik der HHrn. Lee und Comp. zu Manchester beleuchtete. Aus diesem
                              Aufsaze erhellt, daß Hr. Murdoch nicht bloß das Gas
                              hinlaͤnglich zu jedem praktischen Zweke zu reinigen wußte, sondern auch genau
                              die beleuchtende Kraft des Gases aus Wigan- oder Cannel-Kohle im Vergleiche zum
                              Kerzenlichte (von 6 gegossenen Kerzen auf Ein Pfund) zu berechnen verstand. Er
                              beschreibt zwei Arten von Gasbrennern: „einen nach der Art der
                                 Argand'schen Lampen, denen er sehr gleich sieht; den anderen als eine kleine
                                 gekruͤmmte Roͤhre mit einem kegelfoͤrmigen Ende und drei
                                 kreisfoͤrmigen Oeffnungen von ungefaͤhr 1/30 Zoll im Durchmesser,
                                 wovon eine an der Spize des Kegels, und zwei zur Seite: durch diese
                                 stroͤmt das Gas aus, und bildet so drei aus einander fahrende
                                 Lichtstroͤme, ungefaͤhr in Form einer Wappen-Lilie. Die Form
                                 dieser Roͤhren hat denselben den Namen Hahnen-Sporn-Brenner (Cockspur-burners)
                                 gegeben. Die Zahl aller Brenner in der Fabrik der HHrn. Lee und Comp.
                                 belaͤuft sich auf 271 Argands und 653 Cockspurs: jeder der ersteren gibt
                                 ein Licht wie 4 Kerzen, deren 6 auf Ein Pfund gehen, und jeder der lezteren
                                 brennt wie 2 1/4 dieser Kerzen: dieß gibt, im Ganzen, 2500 Kerzen. Alle diese, so vorgerichteten,
                                 Brenner fordern stuͤndlich 1250 Kubik-Fuß Gas aus Cannel-Kohlen, welche,
                                 ungeachtet ihres hoͤheren Preises, einen entschiedenen Vorrang vor jeder
                                 anderen Kohle besizen.“
                              
                           Hr. Murdoch berechnet dann die Kosten: die Menge und den
                              Preis der Kohlen sowohl zur Gas-Erzeugung, als zur Heizung der Retorten, und ihren
                              Ertrag an Gas, Kohls etc., und findet, daß diese Gasbeleuchtung sammt den Interessen
                              des darauf verwendeten Capitales und den Reparatur-Kosten der Einrichtung nicht
                              uͤber 600 Pf. Sterl. im Jahre betraͤgt, waͤhrend Kerzen, die
                              eben so viel Licht geben, jaͤhrlich wenigstens 2000 Pf. Sterl. kosten
                              wuͤrden.
                           Es ist merkwuͤrdig, daß, obschon man die Gasbeleuchtung bisher noch als im
                              Zustande der Kindheit befindlich betrachten kann, die Form der Brenner des Hrn. Murdoch seit 18 Jahren dieselbe blieb, und, mit Ausnahme
                              der Fledermaus-Fluͤgel, bisher noch immer als die beste Form befunden wurde,
                              das Gas mit der atmosphaͤrischen Luft in Beruͤhrung zu bringen, und
                              eine vollkommene Verbrennung zu erzeugen. Die Genauigkeit, mit welcher dieser Mann
                              den Durchmesser der Oeffnungen fuͤr die Brenner bestimmte, wurde durch die
                              Untersuchungen vieler anderer Physiker gerechtfertigt, die vergleichende Versuche
                              uͤber die beleuchtende Kraft des Kohlen-Gases und Oehl-Gases anstellten.
                              Unter diesen lezteren duͤrfen wir nur der neuen feinen Versuche der DDr. Christison und Turner zu Edinburgh
                              erwaͤhnen, aus welchen erhellt, daß ein Kohlen-Gas-Brenner nicht uͤber
                              1/28 Zoll, und nicht unter 1/32 Zoll im Durchmesser seyn darf, wenn man das Maximum
                              der Beleuchtung erreichen will. Hr. Murdoch entdekte
                              gleichfalls schon die Vortheile des Angraͤnzens der Schnaͤbel, durch
                              welche das Gas ausstroͤmt, so daß wirklich eine Vereinigung der Flamme
                              entsteht, wodurch mehr Licht erzeugt wird, als wenn diese Schnaͤbel oder
                              Flammen einzeln stehen. Hrn. Murdoch scheint also das
                              Recht der Erfindung der Kohlen-Gasbeleuchtung in praktischer Hinsicht
                              anzugehoͤren.
                           Man muß gestehen, daß Hr. Murdoch viele
                              Unterstuͤzung bei seinen Versuchen der Gas-Erzeugung aus Steinkohlen sowohl
                              von dem Unternehmungs-Geiste und der Liberalitaͤt der Eigenthuͤmer der
                              Fabrik zu Soho bei Birmingham, als der HHrn. Lee und Comp. zu Manchester erhielt, so
                              wie auch selbst von der
                              Wohlfeilheit und Guͤte der Kohlen in diesen Gegenden. Denn die Versuche der
                              DDr. Henry, Thomson, Fyfe und anderer haben
                              erwiesen, daß die Cannel- oder Wigan-Kohle nicht bloß ein reicheres oder dichteres
                              Gas, als die meisten uͤbrigen Kohlen-Sorten, liefert, sondern auch weniger
                              Reinigung bedarf, als das Gas aus den Newcastle- und Sunderland-Kohlen: diese
                              lezteren Sorten enthalten mehr Schwefel. Wahrscheinlich wuͤrde Hr. Murdoch aͤhnliche Schwierigkeiten erfahren haben,
                              wie Hr. Winsor, wenn er sich unter denselben
                              Verhaͤltnissen befunden haͤtte, wie dieser, und wie manche andere, die
                              die Gasbeleuchtung in der Hauptstadt einfuͤhrten. Lezterer hatte nicht bloß
                              mit den Vorurtheilen des Publicums gegen die Annahme einer Neuerung zu
                              kaͤmpfen, so nuͤzlich sie auch seyn mochte, und mit der ganzen
                              Opposition aller derjenigen, die an Oehl und Talg gewannen; sondern alle Kohlen auf
                              dem Markte zu London uͤberhaupt waren nicht so gut, als jene, die Herrn Murdoch zu Gebothe standen. Diese, selbst jezt noch nicht
                              hinlaͤnglich beachtete, Thatsache konnte erst durch eine Reihe von
                              Erfahrungen erwiesen werden. Das Verstopfen der Leitungs-Roͤhren war nicht
                              minder ein wichtiger Grund gegen die allgemeine Einfuͤhrung der
                              Gas-Beleuchtung, da viele dieselbe fuͤr ein unvermeidliches Uebel hielten,
                              und glaubten, man koͤnne demselben nicht anders abhelfen, als daß man die
                              kostbare Operation des Entzweischneidens, Auspuzens und Wieder-Ansezens an denselben
                              vornaͤhme. Diesen Nachtheilen wurde indessen nach und nach abgeholfen; denn
                              da das Gas in der Gas-Fabrik durch mehrere Roͤhren laͤnger
                              herumgefuͤhrt wurde, ehe dasselbe in den Gasbehaͤlter gelangte, aus
                              welchem die Hauptroͤhren auslaufen, so konnten die Theerdaͤmpfe, oder
                              die unzersezten bituminoͤsen Stoffe, die in dem ersten Zustande von
                              Verkohlung uͤbergehen, sich besser verdichten. Solche
                              „Verdichter“ konnten leicht errichtet werden, wo die Menge
                              des erzeugten Gases nicht zu groß war, wie z.B. bei einzelnen Fabriken: bei
                              oͤffentlichen Anstalten hingegen, wo sehr im Großen gearbeitet werden muß,
                              mußte man suchen Raum zu ersparen, und doch zugleich eine lange Reihe von
                              Durchgaͤngen zu gewinnen, durch welche das Gas von der Retorte zu dem
                              Reinigungs-Apparate und zu dem Gas-Behaͤlter laufen mußte, um alle
                              Theer-Daͤmpfe oder kohligen Stoffe auf diesem Wege an den Seiten oder auf dem
                              Boden eigener Gefaͤße abzusezen und zu verhindern, daß nichts von allem
                              diesen vorwaͤrts
                              dringen und die Oeffnungen der kleineren Roͤhren verlegen kann.
                           Man hat in den fruͤhesten Perioden der Gasbeleuchtung nicht vermuthen
                              koͤnnen, daß das rohe Gas eine so große Menge von Theer-Daͤmpfen
                              enthalten sollte, und daß diese Menge grossen Theiles von der unvollkommenen Art der
                              Heizung der Retorten abhaͤngt. Man hat selbst heute zu Tage noch nicht
                              gehoͤrig erwogen, ob nicht der groͤßte Theil dieser Daͤmpfe
                              durch eine zwekmaͤßigere Vorrichtung in ein bleibendes unsichtbares Gas
                              verwandelt werden koͤnnte, statt daß man dasselbe in unzersezter Form frei
                              aus der Retorte entweichen, und nachher sich in Gefaͤßen als einen Artikel
                              von geringem Werthe absezen laͤßt.
                           Die Form der Retorten ist bei der Gas-Bereitung ein nicht minder wichtiger
                              Gegenstand, als die Anwendung des gehoͤrigen Grades von Hize. In den
                              fruͤheren Perioden der Gas-Beleuchtung ward die walzenfoͤrmige Form
                              allgemein angenommen, und man findet dieselbe noch in vielen Gas-Fabriken, obschon
                              sie offenbar nicht so vorteilhaft ist, als die elliptische. Einige gaben den
                              Retorten die Form eines liegenden D: , andere zogen ein Parallelogramm vor.
                              Hr. Clegg (an den Chartered Gas
                                 Works) kaufte ein Patent auf Retorten, die sich drehten (Siehe Repertory of Arts, II. Series, vol. XXX. p. 1.); sie wurden aber bald
                              aufgegeben, weil sie zuviel kosteten und zuviel Muͤhe machten. Da der Zwek
                              der Destillation kein anderer ist, als die moͤglich groͤßte Menge
                              Gases aus einer gegebenen Menge Kohlen, mit dem mindesten Aufwande an Brennmaterial,
                              zu erhalten; so ist es offenbar, daß dieß am leichtesten dadurch geschehen kann, daß
                              man die Kohlen zu diesem Processe in duͤnnen Lagen anbringt, wodurch sie sich
                              beinahe augenbliklich entzuͤnden, und bleibendes Gas statt der
                              Theerdaͤmpfe entwikeln. Der Verfasser dieses Aufsazes, der bald den Verlust
                              gewahr wurde, welchen man im Anfange des Processes durch unvollkommene Verkohlung an
                              kostbarem Gase erleidet, hat eine Methode ausgedacht, die Retorten so zu bauen, daß
                              sie immer in der gehoͤrigen Hize bleiben, oder derselben wenigstens nahe
                              kommen, wodurch der groͤßte Theil der oͤhligen Daͤmpfe, welche
                              gewoͤhnlich Theer bilden, in bleibendes Gas zersezt wurde, und der
                              Gesammtbetrag des Gases aus einem gegebenen Gewichte Kohlen bedeutend vermehrt
                              wird.
                           
                           Da man gegenwaͤrtig die Bestandtheile der Steinkohle und die chemischen
                              Eigenschaften derselben vielleicht genauer kennt, als die der meisten
                              uͤbrigen Naturproducte; so koͤnnen wir uns die Quellen der
                              Irrthuͤmer und Schwierigkeiten erklaͤren, die bei den
                              Kohlengas-Fabriken vor 14 bis 16 Jahren Statt haben mußten. Man hielt es damahls
                              fuͤr hinreichend, eine schief absteigende Roͤhre anzubringen, die von
                              dem hydraulischen Haupttheile in eine Cisterne fuͤhrt, um die
                              Theerdaͤmpfe und das Ammonium-Gas zu verdichten und abzuleiten, und das
                              durchsichtige Gas oder das geschwefelte Wasserstoffgas in die Kalkgefaͤße
                              oder in die Reiniger uͤbergehen zu lassen, aus welchen es in den
                              Gasbehaͤlter gebracht wurde. Allein die Erfahrung zeigte, daß, obschon durch
                              die Verminderung der Temperatur beinahe alle Ammonium-Daͤmpfe aus der
                              gasfoͤrmigen Form in tropfbar fluͤßiger niedergeschlagen wurden, doch
                              eine bedeutende Menge Erdharzes diesem Processe widerstand, so daß das Gas selbst
                              durch die Kalkaufloͤsung in den Reinigungs-Gefaͤßen durchging, ohne
                              von allen erdharzigen Stoffen vollkommen befreit zu seyn.
                           Spaͤter nahm man zu Schlangenroͤhren bei der Verdichtung seine
                              Zuflucht; man fand aber, daß sie sich leicht mit Theer verstopfen. Man wusch in
                              einigen Anstalten das Gas mit einer Art von Regenbad, so wie es von dem Boden in
                              einer Kammer oder in einem Gefaͤße emporstieg. Aber eine der besten
                              Vorrichtungen, die man ausdachte, um eine sehr lange Roͤhre auf einer sehr
                              beschraͤnkten Flaͤche zu erhalten, ist der Verdichter, auf welchen Hr.
                              J. Perks, an den City of London
                                 Gas Works, im J. 1817 ein Patent erhielt. Dieser Verdichter besteht in
                              einem vierekigen oder parallelopipedischen Gefaͤße aus Gußeisen oder aus
                              geschlagenen Eisenplatten, welches durch senkrechte Scheidewaͤnde in
                              Unterabtheilungen gebracht ist, uͤber welche eine Reihe senkrechter
                              Roͤhren mit abwechselnden Verbindungen an dem Boden und an der Deke befestigt
                              ist, so daß eine ununterbrochene Verbindung zwischen allen Reihen von der
                              Einleitungs-Roͤhre an bis zur Ausleitungs-Roͤhre fuͤr den
                              Durchgang des Gases Statt hat, und der Theer nebst den uͤbrigen
                              Unreinigkeiten sich unten in dem Gefaͤße absezen, und gelegentlich abgelassen
                              werden kann. Da diese ganze Reihe von Roͤhren mit Wasser umgeben ist, wird
                              das Gas zur Temperatur des Wassers abgekuͤhlt, und auf dem langen Wege durch
                              soviele senkrechte
                              Roͤhren kommt es mit denselben in solche Beruͤhrung, daß es beinahe
                              alle seine erdharzigen oder theerartigen Theile absezen kann, ehe es in die
                              Reinigungs-Gefaͤße gelangt.
                           Auch Hr. Malam, an der Chartered Gas-light Company,
                              errichtete einen Verdichtungs-Apparat, wovon im II. B. der gegenwaͤrtigen Series des Repertory Meldung
                              geschah, und der seinem Zweke vollkommen entspricht: er laͤßt das Gas
                              uͤber die ganze Oberflaͤche einer Reihe senkrechter eiserner parallel
                              aufgestellter Platten streichen, von welchen der Theer in ein unten stehendes
                              Gefaͤß abtraͤufelt. Der Grundsaz ist bei diesen beiden Verdichtern
                              derselbe, nur die Art der Ausfuͤhrung ist verschieden. Welcher von diesen
                              beiden Apparaten aber vor dem anderen den Vorzug verdient, dieß haͤngt
                              nothwendig von den Kosten, und zum Theile auch von dem Belieben des Mechanikers
                              ab.
                           Man mag indessen dem Verdichtungs-Gefaͤße was immer fuͤr eine Form
                              geben, so gestehen heute zu Tage alle Mechaniker, daß die Reinigung des Kohlen-Gases
                              und die Vermeidung aller Verstopfung in den kleineren Roͤhren und Oeffnungen
                              mehr von der gehoͤrigen Verdichtung des Gases, ehe dasselbe in die
                              Reinigungs-Gefaͤße tritt, als von dem Durchlassen desselben durch das
                              Kalkwasser abhaͤngt, was man ehevor ausschließlich das Reinigen nannte.
                           Es ist indessen von der hoͤchsten Wichtigkeit, daß das zusammengesezte Gas,
                              welches man aus der Steinkohle erhaͤlt, von dem geschwefelten Wasserstoffgase
                              und von dem Ammonium, so wie von dem kohlensauren Gase, welches dasselbe immer
                              verunreinigt, befreit wird: denn das erstere dieser Gase ist nicht bloß den
                              Geruchsnerven aͤußerst laͤstig, sondern wird noch durch das Verbrennen
                              in einen scharfen Dampf verwandelt, der in der Luft eines Zimmers hoͤchst
                              ungesund wird, und zugleich alle polirten Metall-Flaͤchen und elegante
                              Moͤbel verdirbt.
                           Kohlensaͤure und Kohlenstoff-Oxyd ist, obschon weniger nachtheilig als
                              schwefeligsaures Gas, der Gesundheit bei dem Athemhohlen noch immer
                              schaͤdlich, und vermindert die Beleuchtungs-Kraft des Gases; die blaue Flamme
                              an der unteren Kante der Gas-Lichter wird durch Kohlenstoff-Oxyd erzeugt, Man
                              bedient sich fast uͤberall in den Gas-Fabriken des Kalkes zur Reinigung des
                              rohen Gases, indem es das wohlfeilste Mittel hierzu ist: man braucht ihn bald in
                              Form einer diken Aufloͤsung, die man Kalkmilch („cream
                                    of lime“) nennt, bald in Form eines Pulvers, das man mit
                              etwas Wasser befeuchtet. In einigen Fabriken zieht man Lezteres vor, weil
                              Kalkschwefelleber zuruͤk bleibt, die man im festen Zustande weit leichter
                              beseitigt, als im fluͤßigen. Diese veranlaßt bei weiten den groͤßten
                              Theil des uͤblen Geruches, der sich bei Gas-Fabriken findet, und dieser
                              Geruch entwikelt sich weit leichter und haͤufiger aus einer
                              Fluͤßigkeit, als aus den sogenannten „trokenen
                                 Kalk-Reinigern“ (dry lime puryfiers). Die
                              fluͤßige Masse kommt aber wahrscheinlich dem Fabrikanten wohlfeiler, indem
                              das Gas dadurch mit jedem Theile in Beruͤhrung kommt, und jedes Theilchen
                              saͤttigt, was bei der Pulverform nicht der Fall ist. Wenn die Nachbarschaft
                              indessen stark bevoͤlkert, und der Kalk wohlfeil ist, verdienen die trokenen
                              Kalk-Reiniger den Vorzug; denn die Auslage fuͤr Kalk zur Reinigung des
                              Kohlengases aus Einem Chaldron guter Walls'end-Kohle betraͤgt kaum 2 p. C. der gesammten Fabrikations-Kosten.
                           In einigen Faͤllen hat man Pottasche und Soda in Verbindung mit Kalk
                              angewendet, um den geschwefelten Wasserstoff und die Kohlensaͤure zu
                              verschlingen; es scheint aber, daß man dadurch, bei der Wohlfeilheit des Kalkes,
                              nichts gewinnt.
                           Man haͤlt gewoͤhnlich Kohlengas fuͤr vollkommen rein, wenn es eine Aufloͤsung von essigsaurem
                              Blei, das bequemste Pruͤfungs-Mittel hierzu, nicht faͤrbt. Indessen
                              riecht Kohlengas bei dem Verbrennen, so sehr es gereinigt worden seyn mag, noch
                              immer nach Schwefel und Ammonium. Wahrscheinlich widersteht Lezteres, bei seiner
                              Fluͤchtigkeit, dem Reinigungs-Processe, und fuͤhrt einen geringen
                              Theil von Schwefel in chemischer Verbindung davon. Ob dieser fluͤchtige
                              Bestandtheil nicht vor dem Verbrennen des Gases sich verdichten laͤßt,
                              verdient in Gas-Fabriken wohl beherzigt zu werden.
                           Hr. G. H. Palmer, an den Imperial Gas-works dachte eine
                              andere Methode aus, das Gas zu reinigen, indem er dasselbe durch Retorten laufen
                              ließ, die mit Hammerschlag und Eisenspaͤnen gefuͤllt und roth
                              gluͤhend erhalten worden. (Siehe Repertory, II.
                              Series, vol. 34., p.
                              196.) Diese Reinigungs-Methode ist sehr elegant, und laͤßt sich dort
                              anwenden, wo man Eisenspaͤne genug um wohlfeiles Geld erhalten kann; in der
                              Hauptstadt aber und in Oertern, wo Eisen-Arbeiten nicht an der Tagesordnung sind,
                              taugt sie nicht. Hr. Sim. Broadmeadow
                               zu Abergavenny erhielt
                              neulich ein Patent auf Reinigung des Gases durch Beimischung von
                              atmosphaͤrischer Luft, (Repertory of
                                 Patent-Inventions. I. p. 420). Es ist aber nicht klar, wie dieß
                              ausfuͤhrbar, oder auch nur moͤglich ist, ohne die beleuchtende Kraft
                              des Gases zu schwaͤchen oder zu vernichten. Denn, da der Verbrennungs-Proceß
                              nichts anderes ist, als Verbindung des brennbaren oder gekohlstofften
                              Wasserstoffgases mit dem Sauerstoffe der Atmosphaͤre, und da Stikgas oder
                              Salpeter erzeugendes Gas unfaͤhig ist, Verbrennung zu unterstuͤzen
                              oder zu unterhalten, waͤhrend es doch 4/5 der atmosphaͤrischen Luft
                              bildet, so folgt, daß, in dem Verhaͤltnisse als Stikstoffgas in der Luft sich
                              mit Kohlengas verbindet, in eben diesem Verhaͤltnisse die Guͤte des
                              lezteren zur Beleuchtung verdorben wird.
                           Verschiedene Mechaniker haben noch andere Patente zur Reinigung des Kohlengases
                              genommen: man koͤnnte aber schelsuͤchtig scheinen, wenn man irgend
                              einem dieser Apparate ausschließlich den Vorrang zuerkennen wollte; denn beinahe
                              jede Fabrik hat etwas Eigenes um die Reinigung zu erleichtern. Auch der Verfasser
                              dieses Aufsazes hat eine Art selbstthaͤtigen Reinigers ausgedacht, in der
                              Absicht den Druk auf die Retorten zu vermindern, und die Absezung einer
                              kohlenstoffartigen Rinde zu verhindern: er will sie aber hier aus obigem Grunde
                              nicht anfuͤhren.
                           Hinsichtlich der Eigenschaften des Gases, das an den Haupt-Gaswerken der Hauptstadt
                              erzeugt wird, muß aber auch noch auf etwas anderes, als auf bloße Beseitigung der
                              verderblichen Gasarten Ruͤksicht genommen werden.
                           Es ist bekannt, daß die specifische Schwere des gekohlstofften Wasserstoffgases,
                              welches man aus Kohlen erhaͤlt, zwischen 280° oder 300° bis
                              700° wechselt, wenn die der atmosphaͤrischen Luft = 1000° ist,
                              und daß die leuchtende Kraft, d.h., der Werth desselben fuͤr denjenigen, der
                              dieses Gas braucht, beinahe in demselben Verhaͤltnisse verschieden ist.
                           Nach Dr. Henry's Versuchen, die er an den Gaswerken der
                              HHrn. Lee und Phillips zu
                              Manchester anstellte, (Annals of Philosophy, September,
                              1821,) erhellt, daß man aus Cannel- oder Wigan-Kohle Kohlengas von 650°
                              Schwere erhaͤlt, waͤhrend die reine Parrot-Kohle, deren man sich
                              vorzuͤglich in den Gaswerken zu Edinburgh und Glasgow bedient, Gas von 700° liefern
                              kann, nach den Versuchen von Prof. Leslie, Dr. Fyfe u.a. (Repertory II.
                              Series. 45. B. S. 155.) Man darf hieraus aber nicht
                              schließen, daß das Gas der Glasgower und Edinburgher Gaswerke im Durchschnitte die
                              Dichtigkeit von 700° habe. Denn es ist bekannt, daß das Gas, welches in der
                              ersten Stunde der Destillation uͤbergeht, in manchen Faͤllen eine
                              doppelt so große specifische Schwere besizt, als dasjenige, welches vier Stunden
                              spaͤter uͤbergeht. Es ist aber auch genuͤgend erwiesen, daß die
                              Wigan- und Schotische Kohle mehr und reicheres Gas geben, als irgend eine Art Kohle
                              aus dem Kohlenlager zu Newcastle, und es ist eine Frage, ob es fuͤr die
                              Gaswerk-Gesellschaften der Hauptstadt nicht vortheilhafter waͤre, die
                              ersteren Kohlen in ihren Retorten zu haben, obschon sie etwas theurer zu stehen
                              kaͤmen, und weniger Kohks zuruͤk lassen.
                           Ein Hauptgrund gegen den allgemeinen Gebrauch der schotischen und Lancashire-Kohle zu
                              London und in der Nachbarschaft ist der schwere Zoll auf Steinkohlen, die zu Lande
                              oder auf Canaͤlen herbeigefahren werden, wodurch man das Interesse der
                              Seeleute, die Kohlen von Newcastle herbeifahren, foͤrdern will. Wenn es aber
                              erwiesen ist, daß jene Kohlen mehr und besseres Gas geben, so muß das Publicum wie
                              die Gas-Gesellschaften wuͤnschen, daß man sie statt der Newcastler-Kohlen
                              benuͤzen koͤnnte. Die Cannel-Kohle und die suͤdschotische Kohle
                              hat uͤberdieß auch weniger Schwefel als die Tyne- und Wear-Kohlen; folglich
                              kommen leztere nicht bloß theurer zu stehen, sondern ihr Gas ist auch schwerer zu
                              reinigen.
                           Man mag aber jezt uͤber diesen Gegenstand was immer fuͤr eine Meinung
                              haben, so waͤre es in den fruͤheren Perioden der Gas-Beleuchtung
                              unstreitig besser gewesen, Kohlen zu gebrauchen, die wenig oder gar keinen Schwefel
                              enthielten. Die Innigkeit, mit welcher die Kohle kleine Portionen Schwefel
                              zuruͤkhaͤlt, kann man erst dann einsehen, wann sie auf das Innere der
                              Roͤhren, und vorzuͤglich kupferner Roͤhren, gewirkt hat. Das
                              Gas ward so scharf, daß es eine chemische Verbindung oder Schwefelkupfer bildete,
                              und damit in einigen Faͤllen die Roͤhren und die Brenner verstopfte,
                              und in einigen Faͤllen sogar zerfraß. Wo diese Wirkung der schwefeligen Saͤure und des
                              Ammoniums sich zugleich mit dem fruͤher erwaͤhnten Theer-Absaze
                              verband, war es nicht zu verwundern, wenn in der Kindheit der Gasbeleuchtung so
                              viele Roͤhren zu Grunde gingen.
                           Obschon jezt durch die bessere in allen Gaswerken des Koͤnigreiches
                              eingefuͤhrte Verdichtungs-Methode die Theerdaͤmpfe sich ziemlich gut
                              in den Gefaͤßen absezen, und selbst die kleineren Nebenroͤhren sich
                              jezt selten mehr mit Asphalt verlegen; so ist man mit den schwefeligen
                              Bestandtheilen des Gases doch noch nicht so weit gediehen, indem die Enden der
                              Roͤhren, so weit sie von der Flamme des Gases zuruͤk erhizt werden,
                              mit einer dem Schwefel, oder vielmehr dem Schwefel und Ammonium nahe kommenden
                              Substanz uͤberzogen werden. Da diese Substanzen so nachtheilig auf das Kupfer
                              einwirken, so mußte man die kupfernen Roͤhren, ungeachtet ihrer Biegsamkeit,
                              bei einigen Dienstrohren gaͤnzlich aufgeben: man nahm Eisen fuͤr die
                              groͤßeren, und Blei oder Zinn fuͤr die inneren Roͤhren.
                           Man hat mehrere zierliche Vorrichtungen zur Sammlung und Verdichtung dieser
                              Daͤmpfe ausgedacht, und hohle Kugeln oder andere elegante Aufsaͤze mit
                              einem glaͤsernen glokenfoͤrmigen Schornsteine unmittelbar uͤber
                              die Gasbrenner gesezt, um die durch das Verbrennen entwikelten gasfoͤrmigen
                              Stoffe zu sammeln: alle diese Vorrichtungen entsprachen zwar zum Theile, aber nicht
                              ganz. Die Kohle mag noch so gut gereinigt, und es moͤgen noch so viele
                              Vorrichtungen zur Sammlung der Producte der Verbrennung angebracht worden seyn, so
                              wird man immer einen stechenden Geruch in einem Zimmer wahrnehmen, in welchem
                              Kohlen-Gas gebrannt wird, vorzuͤglich, wenn die Luft darin nicht frei
                              circuliren kann, und den entwikelten Dampf alsogleich wegfuͤhrt.
                           Diese innige Verbindung zwischen Kohlengas und Ammonium und Schwefel ist wirklich der
                              staͤrkste Grund gegen die allgemeine Anwendung desselben in Wohnungen und
                              Kaufladen. Hierauf legte man auch vor zwei Jahren vor dem Ausschusse des Hauses der
                              Gemeinen bei der Oehl-Gas Bill fuͤr die Hauptstadt (Metropolitan Oil Gas bill) einen sehr großen Werth. Man behauptete von
                              Seite der Advocaten fuͤr diese Bill, daß Oehlgas frei von allem Schwefel und
                              daher fuͤr Zimmer etc. besser als Kohlengas ist. Allein, es handelte sich vor
                              dem Ausschusse mehr um die Leichtigkeit der Anwendung des Oehlgases als Polizei-Vorkehrung, als um
                              Wohlfeilheit oder individuelle Bequemlichkeit; es handelte sich darum: ob Oehlgas
                              wirklich um soviel besser als Kohlengas ist, daß man alle Straßen der Hauptstadt
                              wieder aufbrechen duͤrfe, um Roͤhren fuͤr Oehlgas zu legen, da
                              ohnedieß schon manche Straße zwei Reihen Roͤhren fuͤr zwei
                              verschiedene Gas-Gesellschaften hat. Der Ausschuß verwarf die Oehlgas-Bill nach
                              sorgfaͤltigster, durch beinahe zwei Parliaments-Sizungen
                              durchgefuͤhrter, Untersuchung.
                           Bei Eroͤrterung dieser Bill zeigte es sich jedoch deutlich, daß auch in dem
                              Oehlgase ein geringer Antheil von schwefeligem Gase enthalten ist, was
                              wahrscheinlich von Anwendung der Kohks in den Oehlgaswerken herruͤhren mag,
                              die den groͤßeren Theil des Schwefels der urspruͤnglichen Kohle
                              zuruͤkhalten, obschon ein Theil desselben in gasfoͤrmiger Gestalt mit
                              dem gekohlstofften Wasserstoffgase in den Retorten und auch als Rauch und Flamme
                              davon ging.
                           Wenn Oehlgas aus gutem Fisch-Oehle bereitet ist, und die in den Retorten zur
                              Erleichterung der Arbeit angebrachten erdigen oder mineralischen Substanzen
                              vollkommen frei von allem Schwefel sind, so wird das Oehlgas kaum eine merkliche
                              Spur von Schwefeldampf enthalten. Es taugt folglich fuͤr eingeschlossene
                              Raͤume und gewisse Kaufladen besser als Kohlengas, wenn man es nur um
                              denselben Preis haben koͤnnte.
                           Es zeigte sich aber vor dem obenerwaͤhnten Ausschusse, daß, waͤhrend
                              die Kohlengas-Gesellschaften das Tausend Kubikfuß Kohlengas um 12 bis 15 Shillings
                              gaben, eben soviel Oehlgas 45 bis 50 Shillings (30 fl.) kostete, was die Advocaten
                              fuͤr die Oehlgas-Bill durch die wenigstens beinahe drei Mahl groͤßere
                              Dauer des Oehlgases bei gleich starkem Lichte rechtfertigten.
                           Hr. Herapath und andere zeigten vor diesem Ausschusse, daß
                              diese Schaͤzungen, die man auch in Schriften uͤber die Vortheile des
                              Oehlgases gegeben hat, uͤbertrieben waren, und Hr. Herapath bewies durch eine Reihe sorgfaͤltig angestellter Versuche
                              uͤber die relativen Vorzuͤge dieser beiden Gasarten in Hinsicht auf
                              ihre specifischen Schweren und chemischen Eigenschaften und ihre Reinigung, auf die
                              Staͤrke ihres Lichtes und ihre Verzehrung bei dem Verbrennen, daß der Werth
                              des Oehlgases zu jenem des Kohlengases sich ungefaͤhr wie 9:4, oder, im Durchschnitte, wie
                              10: 4 verhaͤlt; ein Verhaͤltniß, das auch von anderen in neueren
                              Zeiten bestaͤtiget wurde.
                           Die Frage, ob Oehl- oder Kohlen-Gas am meisten die Aufmerksamkeit des Publicums in
                              Anspruch nehmen soll, beschraͤnkt sich nicht auf Privat-Interesse oder
                              Bequemlichkeit allein, sondern auch auf Polizei-Anstalt. Die Vortheile, die die
                              Gasbeleuchtung auf den Straßen vor der alten Beleuchtung mit Oehllampen
                              gewaͤhrt, (die eigentlich nur, wie der Dichter sagte, „die
                                 Finsterniß sichtbar machten“)Dieß ist aber auch jezt noch in mancher Straße Londons, und selbst im
                                    eleganten Picadilly zuweilen der Fall. A. d. U., sind allgemein bekannt. Die erste Frage ist nur: ist Oehlgas oder Kohlengas
                              zur Strassen-Beleuchtung besser? Diese Frage kann ganz entschieden fuͤr das leztere beantwortet werden; denn die
                              Guͤte einer Straßenlampe haͤngt mehr von der Groͤße der Flamme,
                              als von der Staͤrke des Lichtes in der unmittelbaren Nachbarschaft der Lampe
                              ab; sie wird in groͤßerer Entfernung sichtbar seyn, d.h. eine Sphaͤre
                              von einem in dem Verhaͤltnisse groͤßeren Durchmesser erleuchten, als
                              die Flaͤche der Flamme groß ist. Ein anderer Vortheil bei Kohlengas-Lampen
                              ist der, daß man, bei gleicher Ausgabe, mehr solche Lampen errichten kann. Es ist
                              ferner hinreichend erwiesen, daß Kohlengas-Lampen bei windigem Wetter nicht so
                              leicht vom Winde ausgeloͤscht werden, als Oehlgas- oder Oehl-Lampen, weil
                              Kohlengas mehr brennbar ist, indem der Wasserstoff desselben weniger mit Kohlenstoff
                              gesaͤttigt ist, als bei dem Oehlgase. Es ist daher nicht wahrscheinlich, daß
                              Oehlgas bei uns in England jemahls bei dem niedrigen Preise des Kohlengases
                              aufkommen kann. Der unsichere Ertrag unserer Fischereien kann das Oehlgas nie um den
                              doppelten Preis des Kohlengases liefern.
                           Da wir nun zur oͤffentlichen Beleuchtung dem Kohlengase den Vorzug vor dem
                              Oehlgase, die groͤßere Wohlfeilheit des Kohlengases, und, wenn es
                              gehoͤrig gereinigt ist, auch dieselbe Bequemlichkeit bei Beleuchtung der
                              Zimmer mit Kohlengase, wie bei dem Oehlgase, zugestanden haben; so wird es nicht
                              ungeeignet seyn, einen Blik auf das wahrscheinliche Resultat zu werfen, welches
                              hervorgehen muß, wenn man irgend einer Gesellschaft oder Verbindung das Alleinrecht
                              uͤber oder das Monopol mit einem Gegenstande von solcher Unentbehrlichkeit, wie
                              das Licht, gestattet.
                           Die großen Kohlengas-Gesellschaften der Hauptstadt haben bisher ihre Kundschaften
                              reichlich, und in manchen Faͤllen zu reichlich fuͤr ihr eigenes
                              Interesse, mit Kohlengas in Bezug auf Menge versehen. Mehrere Kundschaften brennen
                              heimlich, oder zu bloßem Verderben des Gases. Denn, obschon die Gas-Gesellschaften
                              mit so ziemlicher Genauigkeit die Menge Gases bestimmen, die waͤhrend einer
                              bestimmten Zeit durch eine Hauptroͤhre durchstroͤmt; so haben sie doch
                              keine Controle uͤber die Menge, welche von einzelnen Individuen verbraucht
                              wird; sie muͤßten bei jeder Kundschaft einen eigenen Gas-Messer errichten,
                              was fuͤr die Gesellschaften zu kostbar, und fuͤr die Kundschaften, die
                              an unbeschraͤnkten Gebrauch gewohnt sind, zu laͤstig seyn
                              wuͤrde.
                           Allein, in Hinsicht auf die Guͤte des Gases, sowohl
                              in Bezug auf die Dichtigkeit als auf die Reinheit desselben, sind die Kundschaften
                              lediglich der Willkuͤhr oder Redlichkeit des Gas-Fabrikanten
                              uͤberlassen; nicht Ein Individuum unter Tausenden ist im Stande, die
                              specifische Schwere oder Reinheit des Gases, das es verbraucht, zu bestimmen. In
                              Hinsicht auf die Reinheit des Gases kann derjenige, der es braucht, erst dann
                              urtheilen, wann er die Folgen der Verbrennung desselben sieht; wann er sieht: ob,
                              und wie schnell und wie stark, seine Moͤbel leiden? Ob in seinem Zimmer der
                              dem Schwefel- und Ammonium-Gas eigene Geruch sich zeigt, und die Luft in demselben
                              nicht mehr verdorben ist, als wenn er Kerzen oder Oehllampen brennt? Diese Frage
                              laͤßt sich nur mit der Zeit bestimmen, nachdem derjenige, der dieses Gas
                              brennen will, die Kosten der Anlegung eines Gas-Apparates zur Beleuchtung seines
                              Hauses getragen hat, und wann, in Folge des Monopoles der Gas-Gesellschaften, er
                              kein Mittel gegen Nachlaͤßigkeit und Betrug derselben mehr zu Gebothe
                              hat.
                           In Hinsicht auf Dichtigkeit hat derjenige, der Gas brennt, gewisser Massen ein Mittel
                              in der Hand, um diesen Nachtheil zu ersezen. Denn, wenn Kohlengas z.B. statt
                              450° oder 500° spec. Schwere nur 300° spec. Schwere
                              haͤtte, wird es in einer gegebenen Zeit weit schneller ausbrennen. Die
                              Gas-Gesellschaft muß demnach die schlechtere Qualitaͤt des Gases durch eine
                              groͤßere Menge ersezen; indessen ist dieser Ersaz fuͤr denjenigen, der Kohlengas zum
                              Hausgebrauche bedarf, doch nichts weniger, als vortheilhaft.
                           Obschon die Kundschaften den Durchmesser und die Hoͤhe der Flamme nach ihrem
                              Belieben vergroͤßern koͤnnen, so wird doch, uͤber eine gewisse
                              Hoͤhe der Flamme hinaus, das Licht vielmehr vermindert, als vermehrt, wie die
                              HHrn. DDr. Christison und Turner durch mehrere genaue Versuche (Edinb. Phil.
                                 Journ. Julius, 1825, Polyt. Journ. B.
                                 XVIII. S. 119.) erwiesen haben. Diese Herren fanden durch wiederhohlte
                              Versuche, daß die Laͤnge der Flamme einen sehr entscheidenden Einfluß auf die
                              Licht-Erzeugung hat, und das Licht, bis auf 5 Zoll Hoͤhe der Flamme, in einem
                              weit staͤrkeren Verhaͤltnisse, als man nach der Menge des darauf
                              verwendeten Gases vermuthen sollte, verstaͤrkt: obige 5 Zoll Hoͤhe der
                              Flamme sind aber das Maximum. Bei gleichem Verbrauche des Gases gibt, wenn die
                              Intensitaͤt des Lichtes einer Flamme von 2 Zoll – 100° ist,
                              eine Flamme von 3 Zoll eine Intensitaͤt des Lichtes von 109°, eine
                              Flamme von 4 Zoll eine Intensitaͤt des Lichtes von 131°, und eine
                              fuͤnfzoͤllige Flamme eine Intensitaͤt von 150° der
                              Beleuchtung. Ueber diese Hoͤhe hinaus ist nichts mehr an Vergroͤßerung
                              derselben zu gewinnen; im Gegentheile, die Spize der Flamme wird von einem Theile
                              des Gases verdunkelt, das in der Form eines undurchsichtigen Rauches entweicht, und
                              weder verbrannt noch zersezt wird. Aus diesen Versuchen erhellt also, daß man bei
                              einem Kohlengas-Strome von 5 Zoll Hoͤhe, bei derselben Menge an verbrauchtem
                              Gase, um 50 p. C. mehr Licht erhaͤlt, als bei
                              einer zwei Zoll hohen Flamme.Ist nicht ganz richtig. A. d. Ueb. Dasselbe Verhaͤltniß hatte auch bei einem Brenner nach Art der
                              Argand'schen Lampen mit mehreren Brennern Statt.
                           Die Untersuchungen der HHrn. Christison und Turner haben, man darf sagen, ein neues
                              Licht auf die Beleuchtung geworfen. Sie haben gezeigt, daß bei dem Verbrennen eine
                              zu große Nachstroͤmung des Gases, und zugleich
                              auch zu wenig atmosphaͤrische Luft zur vollkommnen
                              Beleuchtung Statt haben kann. So steht z.B. bei einem Flammenstrome von 2 Zoll
                              Hoͤhe die Masse der atmosphaͤrischen Luft, welcher das Sauerstoffgas
                              entzogen wird, in einem so großen Verhaͤltnisse zu dem Volumen der Flamme,
                              daß die Temperatur eines Theiles des Gases unter dem Entzuͤndungs-Grade
                              herabgebracht, und dadurch, die Entwikelung des Lichtes verhindert, und
                              unnuͤzer Verlust an Gas erzeugt wird. Wenn, auf der anderen Seite, der
                              Flammenstrom hoͤher als 5 Zoll ist, stroͤmt mehr Gas aus der
                              Roͤhre, als mit dem noͤthigen Bedarfe an Sauerstoffgas versehen werden
                              kann, und ein Theil desselben entweicht unzersezt in die Atmosphaͤre. Diese
                              Thatsache verdient die groͤßte Aufmerksamkeit eines jeden, der Gaslicht
                              brennt. Die meisten Leute, welche Gaslicht brennen, oͤffnen den Sperrhahn zu
                              weit, und glauben dadurch ein besseres Licht zu erhalten. Wenn aber die Flamme oben
                              an der Spize entfaͤrbt wird, hat nicht bloß eine bedeutende Verminderung des
                              Lichtes Statt, sondern ein Theil des Gases entweicht unzersezt in das Zimmer, macht
                              die Luft ungesund, und verdirbt die Moͤbel.
                           Aus den Versuchen dieser Herren geht ferner hervor, daß dasselbe Gesez auch bei dem
                              Verbrennen des Oehlgases Statt hat: nur hatte die staͤrkste Beleuchtung bei
                              einem Oehlgas-Brenner dann Statt, wann die Hoͤhe der Flamme nicht
                              uͤber 4 Zoll betrug, waͤhrend die hoͤchste Beleuchtung bei
                              einer Kohlengas-Flamme eine Flammen-Hoͤhe von 5 Zoll fordert.
                           Um die groͤßte Beleuchtungs-Kraft aus gekohlstofftem Wasserstoff-Gase zu
                              erhalten, dasselbe mag nun aus Steinkohlen, Thran oder aus Torf erhalten werden, muß
                              dasselbe gehoͤrig bereitet worden seyn: denn ein zu großer Grad von Hize
                              zerstoͤrt die Beleuchtungs-Kraft des Gases dadurch, daß der Kohlenstoff an
                              den Seiten der Retorten sich absezt, und eine zu geringe Hize laͤßt in dem
                              Gase eine zu große Menge Theeres oder oͤhliger Daͤmpfe zuruͤk,
                              die sich in den Gefaͤßen absezen, und aufhoͤren im elastischen
                              Zustande zu bleiben. Es ist, bei der Oehlgas-Bereitung, ein großer Reiz fuͤr
                              den Fabrikanten vorhanden, die specifische Schwere dieses Gases, und folglich auch
                              den wahren Werth desselben, dadurch zu vermindern, daß er zu starke Hize anwendet,
                              indem er dadurch den Umfang des Gases vermehrt: diese Verfuͤhrung hat bei dem
                              Steinkohlen-Gase nicht Statt, indem es nicht, wie das Oehlgas, nach dem Meter
                              verkauft wird. Hinsichtlich der Dichtigkeit, die das Oehlgas im Durchschnitte haben
                              muß, wenn es gut seyn soll, sind die Meinungen sehr getheilt. Die HHrn. DDr. Ure und Christison und
                              Turner erhielten es in einer Schwere von
                              1000°, oder so schwer, als die atmosphaͤrische Luft; es ist aber
                              wahrscheinlich daß das
                              zum Verkaufe bereitete Oehlgas die Schwere von 850° meistens nicht
                              uͤbersteigt. Man darf jedoch nicht glauben, daß das dichteste oder schwerste
                              Oehlgas fuͤr jeden Fall auch das beste zur Beleuchtung ist, oder das
                              wohlfeilste. Oehlgas von 900° ist, wenn es gut bereitet ist, anhaltender als
                              Oehlgas von 950°, wenn das Oehl nicht zu bleibendem Gase vollkommen
                              verwandelt ist.
                           
                        
                           
                              (Der Beschluß folgt.)