| Titel: | Ueber Bereitung eines Oehles aus gewissen Pflanzen-Körpern, und Anwendung desselben zur Gasbeleuchtung, und zu anderen Zweken, worauf Edw. Luscombe, Kaufmann in East Stone-House, Devonshire, sich in Folge einer Mittheilung eines Ausländers, am 6. December 1825 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XX., S. 68 | 
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                        XX.
                        Ueber Bereitung eines Oehles aus gewissen
                           Pflanzen-Koͤrpern, und Anwendung desselben zur Gasbeleuchtung, und zu
                           anderen Zweken, worauf Edw.
                              Luscombe, Kaufmann in East Stone-House, Devonshire, sich in Folge
                           einer Mittheilung eines Auslaͤnders, am 6.
                              December 1825 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent Inventions. Octbr. 1826.
                              S. 252.
                        Luscombe, uͤber Bereitung eines Oehles aus gewissen
                           Pflanzen-Koͤrpern.
                        
                     
                        
                           Der Patent-Traͤger destillirt sein Oehl aus
                              Harz, welches es vorlaͤufig in dem Verhaͤltnisse von 14 Pf. auf 1 Ztr.
                              (oder mit Einem Achtel) Wasser zu mischen empfiehlt. Seine Destillir-Blase
                              ist ungefaͤhr zwei Mahl so tief, als weit, hat einen
                              halbkugelfoͤrmigen Boden, und ist oben mit einem genau schließenden Dekel
                              versehen, der durch eine Schraube niedergehalten wird, die durch einen Buͤgel
                              zieht, der von dem Gefaͤße aufsteigt, und quer uͤber den Dekel in einer geringen
                              Erhoͤhung uͤber denselben hinlaͤuft. Auf einer Seite ist oben
                              an dem Gefaͤße in der Naͤhe des Dekels eine Sicherheits-Klappe
                              angebracht, und auf der anderen Seite tritt eine Roͤhre hervor, die
                              abwaͤrts steigt, und sich in eine Schlangenroͤhre endet, die in einem
                              Fasse mit kaltem Wasser eingetaucht ist. Sie ist mit einem Hahne versehen, aus
                              welchem das Product der Destillation in ein zur Aufnahme desselben bestimmtes unten
                              befindliches Gefaͤß laͤuft. Der Patent-Traͤger sagt, daß
                              er statt dieses Gefaͤßes zur Aufnahme des destillirten Oehles sich zuweilen
                              auch eines schmalen Gefaͤßes bedient, und die Roͤhre, die das
                              Destillat zufuͤhrt, bis nahe an den Boden desselben hinab verlaͤngert,
                              und dann bis auf zwei Drittel Hoͤhe Wasser hinein gießt, so daß das Oehl
                              durch das Wasser muß, ehe es an die Oberflaͤche desselben emporsteigt, wo es
                              dann durch einen Hahn auf der Hoͤhe des Wassers in diesem
                              Wasserbehaͤlter in ein gewoͤhnliches Gefaͤß abgezogen wird. Die
                              Blase ist mit Ziegeln ummauert, mit einem Herde, Aschenloche etc., wie
                              gewoͤhnlich, versehen.
                           Wenn „fluͤßiges“ Harz gebraucht wird, darf der große
                              Dekel auf der Blase nicht geoͤffnet werden, (was nur dann geschehen darf,
                              wenn Harz im festen Zustande angewendet wird) sondern es wird dasselbe durch eine
                              kleine Oeffnung in dem Dekel, die genau zugestoͤpselt werden kann,
                              hineingegossen. Um das Wasser in dem Kuͤhlgefaͤße um die
                              Schlangenroͤhre immer kuͤhl zu erhalten, tritt eine Roͤhre nahe
                              an dem Boden desselben aus einer Wasser-Cisterne ein, die hoͤher
                              liegt, und durch diese Roͤhre wird immer kaltes Wasser herbeigefuͤhrt,
                              waͤhrend eine andere Roͤhre oben an dem Kuͤhlgefaͤße das
                              waͤrmere, an die Oberflaͤche aufsteigende Wasser wegleitet.
                           Das erhaltene Oehl, welches Gas zur Beleuchtung geben soll, wird nun in den
                              Gasbereitungs-Apparat, der ein Gefaͤß bildet, welches der oben
                              beschriebenen Blase aͤhnlich ist, durch eine trichterartige Roͤhre
                              gegossen, welche beinahe bis an den Boden des Gefaͤßes hinabsteigt. Dieses
                              Gefaͤß hat einen Dekel, welcher gehoͤrig darauf befestigt ist, und zur
                              Reinigung desselben abgenommen werden kann: von dem unteren Theile desselben steigt
                              an der Seite eine Glasroͤhre empor, durch welche die Hoͤhe des Oehles
                              in dem Gefaͤße bestimmt werden kann. Aus dem Boden dieses Gefaͤßes
                              steigt eine Roͤhre in eine Gasretorte von gewoͤhnlicher Form herab, die in einem
                              gewoͤhnlichen Gasofen horizontal eingesezt ist: oben ist eine
                              Sicherheits-Klappe daran angebracht, und das Ende, welches aus dem Ofen
                              hervorragt, ist mit einem Dekel geschlossen, der mittelst einer Schraube auf
                              dieselbe Weise, wie der Dekel auf der Blase, festgehalten wird. Aus dem anderen Ende
                              der Retorte steigt eine Roͤhre beinahe bis zur Hoͤhe des Bodens des
                              Oehlgefaͤßes empor, und wendet sich zu einer Schlangenroͤhre herab,
                              welche in einem Gefaͤße mit kaltem Wasser eingeschlossen, und mit demselben
                              verbunden ist. Das Ende der Schlangenroͤhre tritt in der Naͤhe des
                              Bodens des Fasses an der Seite heraus, und in ein kleines geschlossenes
                              Gefaͤß hinein, welches an seinem Boden mit einem Sperrhahne versehen ist, wo
                              alle Fluͤßigkeit, die durch das Abkuͤhlen entstanden seyn mag, sich
                              absezen kann. Aus dem oberen Theile dieses kleinen
                              Ablagerungs-Gefaͤßes steigt eine Roͤhre bis oben zur
                              Hoͤhe des Oehlgefaͤßes empor, und tritt dann oben in einen
                              Gasbehaͤlter ein, dessen Form jener des Oehlgefaͤßes ziemlich
                              aͤhnlich aber bedeutend groͤßer ist; es ist aufrecht, und an seinem
                              Boden mit einem Sperrhahne versehen. Zwei Roͤhren steigen oben aus diesem
                              Gasbehaͤlter empor; eine derselben laͤuft in horizontaler Richtung zu
                              dem oberen Theile des Oehlgefaͤßes zuruͤk, und aus der Seite der
                              anderen Roͤhre entspringen mehrere kurze Roͤhren, die alle mit
                              Sperrhaͤhnen versehen sind, und Schrauben an ihren Enden eingeschnitten
                              haben, wodurch sie mittelst Verbindungs-Buͤchsen mit eben so vielen
                              kleinen Gasbehaͤltern verbunden werden koͤnnen. Der Apparat wird
                              endlich dadurch vollendet, daß man einen Hahn an der Roͤhre, welche von dem
                              Oehlgefaͤße zu der Retorte hinabsteigt, und Zifferblatt und Zeiger an
                              demselben anbringt, um mit Genauigkeit den Grad zu bestimmen, bis auf welchen er
                              geoͤffnet werden darf, wodurch dann die Menge Oehles, die in die Retorte
                              eingelassen wird, genau bemessen werden kann. Auch diese Roͤhre hat
                              Schraubengewinde und Verbindungs-Buͤchsen, wahrscheinlich um sie
                              leichter reinigen zu koͤnnen.
                           Der Patent-Traͤger raͤth das Oehl, ehe man dasselbe in das
                              Oehlgefaͤß gibt, mit (kohlensaurer) Soda so lang zu saͤttigen, bis
                              alles Aufbrausen aufhoͤrt, und sagt, daß die Roͤhre, welche von dem
                              Gasbehaͤlter zu dem Oehlgefaͤße laͤuft, den Druk des Gases so
                              auf das Oehl wirken lassen wird, daß dasselbe leichter in die Retorte
                              hinabsteigt.
                           
                           Was den uͤbrigen Gebrauch dieses Oehles, außer der Gasbeleuchtung, betrifft,
                              so bemerkt der Patent-Traͤger bloß die Verbindung mit anderem Oehle
                              zum Anstreichen, und bereitet hierzu vorzuͤglich dasjenige Oehl, welches sich
                              in dem Ablagerungs-Gefaͤße und dem Gasbehaͤlter des
                              Gas-Apparates sammelt; er bemerkt jedoch, daß, wenn das Oehl zu diesem
                              Gebrauche bestimmt ist, dem Harze kein Wasser zugesezt werden darf: Soda mag
                              zugethan werden. Er sagt ferner, daß die dunkle Farbe des Oehles durch Filtriren
                              desselben durch Elfenbein-Schwarz entfernt werden kann.
                           Die kleinen Gasbehaͤlter soll man auf dieselbe Weise, wie die tragbaren
                              Gasbehaͤlter, fuͤr kleine Gaslampen brauchen koͤnnen, indem das
                              Gas in denselben hierzu hinlaͤnglich zusammengedruͤkt ist, und zwar
                              durch die Wirkung des Feuers in dem eben beschriebenen geschlossenen Apparate zur
                              Erzeugung desselben, da kein Hahn fuͤr den Austritt desselben
                              geoͤffnet, und nur die Sicherheits-Klappe hierzu da ist: das Gewicht
                              auf derselben wird den Grad der Zusammendruͤkung in diesen Gefaͤßen
                              bestimmen.
                           ––––––––
                           Das Repertory bemerkt hieruͤber, daß der
                              Patent-Traͤger, da er auch von fluͤßigem Harze spricht, das
                              Wort Harz (resin) in der Bedeutung der
                              franzoͤsischen Chemiker nimmt, als allgemeine Benennung fuͤr alle
                              Substanzen dieser Art; daß daher zu besorgen steht, daß er aus dem gemeinen in den
                              Kauflaͤden verkaͤuflichen Harze wenig oder gar kein Oehl erhalten
                              wird, indem dasselbe bereits auf Terpenthin benuͤzt wurde.
                           Wenn aber der Patent-Traͤger aus fluͤßigem Harze, wodurch
                              wahrscheinlich gemeiner Terpenthin verstanden wird, Terpenthin-Oehl bereiten
                              will, was bloß ein anderer Name fuͤr Terpenthin-Geist ist, und dieser
                              ein gutes Material zur Gas-Bereitung werden soll, so ist nur ein Einwurf
                              dagegen zu machen, der nicht unbedeutend ist, naͤmlich dieser: daß
                              Terpenthin-Oehl drei Mahl theurer ist, als Fischoͤhl oder Thran,
                              folglich auf diese Weise ehe Verlust, als Gewinn, bei Leuchtgas-Bereitung aus
                              demselben entstehen wird.
                           Das Repertory zweifelt auch sehr, daß das Filtriren des
                              Oehles durch Elfenbein-Schwarz, um dem Oehle die dunkle Farbe zu nehmen,
                              gelingen wird; es scheint vielmehr mit demselben eine duͤnne schwarze Farbe
                              zu bilden. Wahrscheinlich wird man es durch gepuͤlverte Beinasche filtriren koͤnnen, in welche
                              Elfenbein-Schwarz durch Verbrennung in einem offenen Ofen verwandelt werden
                              kann.