| Titel: | Bleistift-Mahlerei, oder neue Art das Reißblei zum Zeichnen zu benüzen. Von Hrn. C. Galpin. | 
| Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XLIX., S. 232 | 
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                        XLIX.
                        Bleistift-Mahlerei, oder neue Art das
                           Reißblei zum Zeichnen zu benuͤzen. Von Hrn. C. Galpin.
                        Aus dem XLIV. B. der Transactions of the Society for the
                                 Encouragement of Arts etc. in Gill's technical Repository. N. 62. S.
                              113.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        [Galpin, Bleistift-Mahlerei.]
                        
                     
                        
                           Hr. Galpin macht auf die bekannten Schwierigkeiten aufmerksam, in
                              Zeichnungen mit Bleistift die verschiedenen nothwendigen Toͤne in den
                              Schattirungen hervorzubringen. Er gerieth nun auf die Idee, Bleistift zu
                              puͤlvern, in ein Muselin-Laͤppchen zu binden, und davon auf
                              dikes Kartenpapier, das ihm als Palette dient, aufzureiben. In dieses auf die
                              Palette aufgetragene Reißblei (wozu auch gemeines Reißblei mit Wasser abgerieben,
                              und im Ofen getroknet dient), taucht er nun einen gewoͤhnlichen Mahlerpinsel
                              aus Dachshaar, verarbeitet das von dem Pinsel aufgenommene Reißblei auf der Palette
                              bis zu dem gehoͤrigen Tone, und traͤgt es dann auf das Papier auf. Auf
                              diese Weise wird er mit einer Luft, zu welcher er ehevor 6 bis 8 Stunden brauchte,
                              in eben so vielen Minuten fertig. Die Pinsel, deren er sich zu seinen Arbeiten
                              bedient, halten 1 Zoll, 5/8 bis 1/8 Zoll im Durchmesser. Um starke Schatten, wie bei
                              See-Stuͤrmen, hervorzubringen, nimmt er Hohlunder-Mark. Er
                              schneidet die Safttriebe des Hohlunders, die man im Januar an den Hohlunderstauden
                              gewoͤhnlich erfroren trifft, ab, schneidet sie so zu, daß das Markt, wie die
                              Spize eines Bleistiftes hervorragt, taucht diese in das auf der Palette aufgetragene
                              Reißblei, und macht damit die markigen Striche, die die staͤrksten Schatten
                              bilden.
                           Er wendete dieses gepuͤlverte Reißblei auch zur Patronen-Zeichnung an,
                              mit dem besten Erfolge. Wo mehrere Toͤne in diesen Zeichnungen zur
                              Darstellung der Figuren nothwendig sind, fahrt er mehrere Mahle mit dem in das
                              Reißblei getauchten Pinsel daruͤber, und erzeugt dadurch die verschiedenen
                              Schattirungen. Bei Architektur-Zeichnungen laͤßt sich die Tusche durch
                              das Bleiweiß vollkommen ersparen, indem lezteres so gut wie Tusche sich auf dem
                              Papiere verbreiten laͤßt. Wenn die Zeichnung einen breiten weißen Rand
                              behalten soll, so legt man zur Schuͤzung desselben einen aus Kartenpapier
                              geschnittenen Rahmen auf. Die Luft wird mit dem großen Pinsel aufgetragen: man
                              faͤngt von oben an, und kommt allmaͤhlich gegen den Horizont: wo
                              Wolken hinkommen sollen, haͤlt man aus, und traͤgt diese
                              spaͤter mit dem kleineren Pinsel dunkel auf. Alles Atmosphaͤrische,
                              was zur Haltung noͤthig ist, wird mit dem großen Pinsel gearbeitet. Die
                              Schraffirung oder die staͤrkeren Umrisse und Schatten werden mit dem
                              Hohlundermarke aufgetragen. Was sehr sich ausschneiden soll, vorzuͤglich im
                              Vordergrunde, vollendet dann der Bleistift.
                           Man kann hier, zumahl bei Architekturzeichnungen, wenn es sich schnell um viele
                              Copien handelt, sehr gut mit Patronen arbeiten.