| Titel: | Verfahren bei Glanz-Vergoldung. | 
| Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. LI., S. 249 | 
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                        LI.
                        Verfahren bei
                           Glanz-Vergoldung.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. N. 188. 31. Maͤrz
                              1827. S. 204.
                        Verfahren bei Glanz-Vergoldung.
                        
                     
                        
                           Der Leim muß auf folgende Weise verfertigt werden. Man nimmt
                              Ein Pfund Pergament-Abschnizel, und kocht sie in 2 Gallons (20 Pfd.) Wasser
                              bis auf die Haͤlfte ein. Wenn man Holz vergoldet, so muß dieser Leim heiß
                              aufgetragen werden; denn sonst dringt er nicht hinreichend in die Poren des Holzes
                              ein: faͤnde man diesen Leim zu stark, so muß man Wasser zusezen. Wenn das zu
                              vergoldende Holz flach ist, traͤgt man den Leim mit flachem Pinsel auf; wenn
                              es aber Bildhauer-Arbeit und ausgemeiselt ist, traͤgt man den Leim mit
                              Einreiben auf.
                           Das auf diese Weise beleimte Holz wird nun mit dem weißen Aufguße auf folgende Weise
                              behandelt. Man nimmt soviel von obigem weißen Leime, als man zu seiner Arbeit
                              noͤthig zu haben glaubt, ruͤhrt soviele Kreide hinein, als
                              noͤthig ist, und laͤßt ihn einige Zeit uͤber stehen. Nachdem
                              die Mischung gehoͤrig geschehen ist, seiht man sie durch ein Tuch, um sie
                              feiner zu machen, und uͤberzieht das Stuͤk, das man vergolden will,
                              sieben bis acht Mahl mit derselben, laͤßt aber jede Schichte vollkommen
                              troken werden, ehe man eine zweite auftraͤgt. Um die Arbeit so glatt als
                              moͤglich zu machen, traͤgt man noch ein Paar Lagen auf, denn dieser
                              weiße Ueberzug dient dem Golde zur Fuͤllung, und macht es laͤnger
                              halten. Die weißen Deken muͤssen, sowohl in Hinsicht auf Leim als auf Kreide,
                              so gleichfoͤrmig als moͤglich seyn.
                           Nachdem die weißen Deken aufgetragen sind, laͤßt man sie vollkommen troknen,
                              ehe man sie polirt. Zum Poliren bedient man sich eines groben rauhen neuen Tuches,
                              das man um ein Staͤbchen weichen Holzes windet, welches an einem Ende
                              vierekig, an dem anderen spizig zugeschnitten ist, je nachdem die Arbeit ist, die
                              damit abgerieben werden muß, und reibt damit so lang, bis die weiße Deke polirt zu
                              werden anfaͤngt. Man nezt, waͤhrend des Polirens, die Arbeit von Zeit
                              zu Zeit mit einem Pinsel, den man in Wasser taucht, was die Arbeit sehr erleichtert:
                              nur muß man den Pinsel immer rein halten.
                           
                           Wenn nach dem Poliren die Arbeit vollkommen getroknet ist, reibt man sie noch ein
                              Mahl mit weichen Pinseln, um alle Koͤrner und Unebenheiten, wenn welche
                              uͤbrig bleiben sollten, zu beseitigen. Man muß sehr dafuͤr sorgen, daß
                              durchaus kein Fett auf die Arbeit kommt, indem dieses das Ankleben des Goldes
                              hindert. Wenn irgend ein Theil der Bildhauer-Arbeit mit Leim oder mit dem
                              weißen Aufgusse ausgefuͤllt worden seyn sollte, so krazt man mittelst eines
                              eisernen Instrumentes diese lezteren heraus, und verbessert den Fehler nach dem
                              Modelle, so daß alles nett und rein wird.
                           Hierauf reibt man gelben Ocher mit Leimwasser, aber mit schwaͤcherem, als
                              obiges, ab, und traͤgt eine Lage hiervon auf diejenigen Stellen auf, die man
                              nicht poliren will, und laͤßt diejenigen, die matt bleiben sollen,
                              gaͤnzlich aus. Nachdem der gelbe Grund troken geworden ist, traͤgt man
                              den sogenannten Goldleim auf, der auf folgende Weise zubereitet wird.
                           Man reibt ein, ungefaͤhr nußgroßes, Stuͤk armenischen Bolus auf einem
                              Reibsteine fuͤr sich allein ab, nimmt dann, Bohnengroß, Blutstein oder
                              Roͤthel, und Erbsengroß gepuͤlvertes Reißblei, reibt alles gut mit
                              einander ab, und sezt einen oder zwei Tropfen Talg zu. Nachdem alles dieß
                              gehoͤrig unter einander gemengt wurde, gibt man es in einen Becher, und
                              ruͤhrt es mit obigem Leime, siedend heiß und durchgeseiht, an. Diese Mischung
                              wird nun mit einem weichen Pinsel aufgetragen, und zwar in der ersten Dekung
                              duͤnn: die beiden folgenden Deken koͤnnen so dik aufgetragen werden,
                              daß sie kaum fließen. Jede Deke muß vollkommen troken geworden seyn, ehe man eine
                              neue auftragt; dann muß mit dem Reiblappen alles wieder genau abgerieben werden. Und
                              nun ist die Arbeit zur Vergoldung fertig.
                           Das Verfahren bei dem Vergolden selbst ist folgendes: Man nimmt einen Topf mit sehr
                              reinem Wasser und einigen nassen Pinseln von verschiedener Groͤße, wie man
                              sie zum Mahlen braucht. Ein Kissen auf einem Brettchen mit Kalbleder
                              uͤberzogen und mit Nageln angehaftet, mit Baumwolle ausgestopft und mit
                              Pergament eingefaßt, damit das Gold nicht weggeblasen werden kann, liegt zur Seite.
                              Die Goldblaͤttchen werden auf das Kissen gelegt, und mit dem Messer in
                              Stuͤke von der noͤthigen Groͤße geschnitten. Man nimmt nun
                              einen flachen breiten Pinsel von Zobel- oͤder Kameel-Haar,
                              faͤhrt mit demselben einige Mahle uͤber die Haare auf dem Kopfe hin, und legt ihn auf
                              das Goldblaͤttchen, welches dann alsogleich an demselben kleben wird. Das
                              Goldblaͤttchen wird auf den Theil aufgetragen, den man damit vergolden will,
                              und den man vorher mittelst obiger Pinsel gehoͤrig mit dem Wasser benezte,
                              denn sonst wuͤrde das Gold sich nicht gehoͤrig anlegen und abspringen.
                              Wenn irgend ein Theil der Vergoldung nicht gehoͤrig gelingen sollte, muß
                              obige Arbeit wiederholt werden. Man laͤßt hierauf die Arbeit ein paar Tage
                              uͤber troken wer den, ehe man sie polirt, und polirt sie auf folgende
                              Weise.
                           Man nimmt einen Wolfszahn oder Blutstein, und reibt damit diejenigen Theile, die
                              polirt werden sollen, bis sie den gehoͤrigen Glanz erhalten haben.
                           Wenn das Gold einen hoͤheren Glanz erhalten soll, muß man dem Leime etwas
                              Vermilion (Zinober) zusezen.
                           
                              J. A. A.