| Titel: | Ueber die Unglüksfälle bei Dampf-Kesseln. Von Hrn. Joh. Taylor, Esq., F. R. S. | 
| Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. LVII., S. 295 | 
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                        LVII.
                        Ueber die Ungluͤksfaͤlle bei
                           Dampf-Kesseln. Von Hrn. Joh. Taylor, Esq., F. R. S.
                        Aus dem Philosophical Magazine., N. S. N. 2. S.
                              126.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Taylor, uͤber die Ungluͤksfaͤlle bei
                           Dampf-Kesseln.
                        
                     
                        
                           Mehrere Praktiker, die am meisten Gelegenheit hatten, die
                              Umstaͤnde kennen zu lernen, unter welchen Berstung der Dampf-Kessel
                              Statt hat, sind der Meinung, daß die Ursachen derselben Meilen nicht jenen einfachen
                              Charakter haben, den man ihnen gewoͤhnlich zuschreibt, und daß einige solche
                              Ungluͤksfaͤlle sich ereigneten, wo weder eine außerordentliche
                              Expansivkraft des Dampfes, noch Nachlaͤßigkeit in Anwendung der
                              gewoͤhnlichen Vorsicht, noch Schwaͤche des Materiales oder schlechte
                              Arbeit in solchem Maße vorhanden war, daß diese traurige Wirkung dadurch
                              haͤtte koͤnnen veranlaͤßt werden. Hr. Woolf theilte mir vor
                              einiger Zeit seine Ansicht uͤber diesen Gegenstand in einem Falle mit, wo,
                              wie er meinte, man eine Explosion des Gases in den Zuͤgen, oder wenigstens
                              außen an dem Kessel vermuthen konnte. Jede Untersuchung oder Eroͤrterung der
                              Ursachen der Zufalle, die fortfahren, unserer Methode der
                              Dampf-Benuͤzung zum Vorwurfe zu gereichen, muß, wie es mir scheint,
                              nuͤzlich werden. Meine Hauptabsicht ist vielmehr zu aͤhnlichen
                              Untersuchungen aufzumuntern, und dieselben zu veranlassen, als irgend eine Theorie
                              aus meiner eigenen Fabrik aufzustellen, obschon ich gestehe, daß einige neuere
                              Faͤlle Hrn. Woolf's Idee zu bestaͤtigen scheinenHr. Hare im Franklin Journal ist einer entgegengesezten
                                    Meinung. Vergl. Miscelle Bd. XXIV. S.
                                       270. A. d. U..
                           An den Bergwerken in Cornwall und in North-Wales sind Dampf-Maschinen
                              von hohem Druke bereits allgemein eingefuͤhrt; vorzuͤglich an den
                              ersteren, wo Dampf mit hohem Druke an Verdichtungs-Maschinen angebracht ist,
                              die nicht sehr von jenen des Hrn. Boulton und Watt dem Baue nach abweichen, und
                              unter diesen Maschinen befinden sich viele von ungeheurer Gewalt, und die
                              groͤßten in der Welt. Der Druk des Dampfes ist gewoͤhnlich zwischen 15
                              und 40 Pfund auf jeden Quadrat-Zoll der Sicherheits-Klappe, und die
                              Maschinisten sind uͤber die Vortheile, den Dampf bei noch hoͤherem oder bei
                              niedrigerem Druke zu gebrauchen, noch nicht einig.
                           Es wird noͤthig seyn, die gebrauchten Kessel zu beschreiben, damit man die
                              Sache gehoͤrig versteht, und jene Kessel anzugeben, die den
                              Ungluͤksfaͤllen unterworfen waren: denn, so viel ich weiß,
                              beschraͤnkten sich die Unfaͤlle bloß auf eine Art von Kesseln;
                              wenigstens jene Unfaͤlle, die mit Tod und Verderben verbunden waren.
                           Diese leztere Art von Kesseln, obschon sie aus diesem Grunde die
                              gefaͤhrlichste ist, ist doch diejenige, die am allgemeinsten gebraucht wird,
                              und da man glaubt, daß sie in anderer Hinsicht und unter gewissen Umstaͤnden
                              Vorzuͤge vor anderen Kesseln voraus haben, wird man wahrscheinlich
                              fortfahren, sie allgemein den uͤbrigen vorzuziehen, wenigstens so lang, bis
                              man irgend einen anderen Bau derselben auffindet, der diese Vorzuͤge zugleich
                              mit einer groͤßeren Sicherheit vereinigt. Dieß wird aber nicht so leicht
                              geschehen, indem man in Cornwall eine Menge Versuche mit den Kesseln angestellt hat,
                              und die Auslagen bei vielen Bergwerken daselbst dadurch so groß geworden sind, daß
                              nur wenige Bergwerks-Besizer geneigt seyn werden, sich in neue Versuche
                              einzulassen, wenn sie den guten Erfolg hiervon nicht vorher klar eingesehen
                              haben.
                           Die Dampf-Kessel, die ich als die gemeinsten beschreiben will, sind jene, die
                              so gebaut sind, daß eine Roͤhre in der anderen stekt: die innere
                              enthaͤlt den Feuerherd, und der Zwischenraum zwischen ihr und der
                              aͤußeren haͤlt das Wasser, und oben auf ist der Dampf. Diese Art von
                              Kesseln ward, wenn ich nicht irre, zuerst von Trevithic bei seiner einfachen
                              Maschine mit hohem Druke eingefuͤhrt. Er verfertigte die aͤußere
                              Roͤhre aus Gußeisen, und die innere, die oͤfters umgebogen war, so daß
                              sie einen doppelten Umlauf bildete, aus geschlagenem Eisen. Gegenwaͤrtig
                              werden beide Roͤhren aus geschlagenem Eisen oder aus gestrekten Platten
                              verfertigt, und die Form ist, ganz einfach, die einer Roͤhre, die durch eine
                              andere Roͤhre laͤuft. Die Enden des Kessels halten die Roͤhren
                              zusammen, so daß die innere Roͤhre an beiden Enden offen ist: an dem einen
                              Ende ist der Rost zum Feuer, an dem anderen tritt Rauch und Flamme heraus, und
                              lezterer wird gewoͤhnlich durch Zuͤge, die unter und laͤngs den
                              Seiten der aͤußeren Roͤhren hinlaufen, in den Schornstein
                              geleitet.
                           
                           Figur 11. u.
                              12. Tab.
                              VI. zeigen die Querdurchschnitte; sie sind gewoͤhnlich 20 bis 35 Fuß lang;
                              der Durchmesser der inneren Roͤhre ist zwischen 3 und 4 Fuß, der der
                              aͤußeren 6 1/2 oder 7 Fuß. Erstere ist gewoͤhnlich 1/2 Zoll dik, die
                              aͤußere 3/2.
                           Man hielt gewoͤhnlich die aͤußere Roͤhre fuͤr den
                              schwaͤcheren Theil, indem sie fuͤr die Eisendike einen zu großen
                              Durchmesser hat, und dann die Enden des Kessels, welche, da sie flach und auf
                              Angel-Eisen aufgenietet sind, wahrscheinlich eher bersten, als wenn sie rund
                              gemacht worden waren. Man fand indessen nicht, daß dieß die Theile waren, die zuerst
                              barsten.
                           Die Vortheile, die ein Kessel bei diesem Baue gewaͤhrt, sind kuͤrzlich
                              folgende. Man hat durch Vergleichung der Schuldigkeiten, die die Maschinen nach den
                              monatlichen Berichten uͤber dieselbe thaten, und durch Berechnung derselben
                              gefunden, daß das Feuer bei diesen Kesseln besser ausgibt. Umstaͤnde, die
                              beim ersten Anblike unbedeutend scheinen, koͤnnen jedoch dieses Resultat
                              herbeifuͤhren helfen: ich vermuthe, daß die verschiedenen Eigenschaften der
                              Kohlen aus verschiedenen Gegenden mehr auf die Wirkung der Kessel Einfluß haben, als
                              man gewoͤhnlich glaubt. In Cornwall brennt man bloß Kohlen aus
                              South-Wales, die aus der Gegend von Swansea dahin gebracht werden; sie
                              haͤlt weniger Erdharz, als die uͤbrigen Steinkohlen, brennt nicht
                              leicht an, gibt aber ein starkes und anhaltendes Feuer; sie hat den Nachtheil eine
                              große Menge von Schlafen (Klinker) zu erzeugen, die sich an das Mauerwerk anlegen
                              und fest damit vereinigen, wenn sie mit demselben in Beruͤhrung kommen, so
                              daß sie haͤufige Reinigung des Schuͤrherdes fordern. Bei den
                              beschriebenen Kesseln ist kein Mauerwerk in der Naͤhe; die Schlaken
                              haͤngen sich nicht an den Eisenwaͤnden an, und die Reinigung kann
                              leicht und schnell geschehen; die Einwirkung des Feuers geschieht daher
                              regelmaͤßig und ununterbrochen.
                           Die zweite Art von Kesseln ist eine einfache Roͤhre aus geschlagenen
                              Eisenplatten von bedeutender Laͤnge, aber von kleinerem Durchmesser; die
                              Enden sind aus demselben Materials und halbkugelfoͤrmig; diese Kessel liegen
                              horizontal, und das Wasser fuͤllt bei weiten den groͤßten Theil
                              derselben aus. Das Feuer wird an dem unteren Theile angebracht.
                           Der Durchschnitt in Fig. 13. zeigt die Lage dieses Kessels gegen das Feuer. Die
                              gewoͤhnlichen Laͤngen desselben sind zwischen 20 und 40 Fuß, und der
                              Durchmesser betraͤgt 4 bis 5 Fuß. Die Platten, aus welchen diese Kessel verfertigt
                              werden, sind gewoͤhnlich 3/8 Zoll dik.
                           Dieser Bau der Kessel ist in America sehr gemein; in England war er nicht sehr
                              gebraͤuchlich, bis zur Zeit, wo die HHrn. Taylor und Martineau ihn
                              einfuͤhrten, die treffliche Kessel dieser Art verfertigen. Dadurch, daß sie
                              in dem Mittelpuncte des Kessels, wie die Figur zeigt, eine Querstange anbringen, und
                              dieß der ganzen Laͤnge nach in gehoͤrigen Zwischenraͤumen
                              wiederholen, gaben sie dem Kessel die groͤßte Staͤrke und
                              erleichterten auch das Ausbessern derselben. Nie habe ich gehoͤrt, daß ein
                              solcher Kessel geborsten waͤre, oder einen bedeutenden Unfall erzeugte.
                           Ich bediente mich dieser Kessel in unseren Bergwerken in North-Wales mit
                              großem Nuzen, und unsere Bergwerks-Vorstaͤnde und Maschinisten ziehen
                              sie jedem anderen vor, indem sie finden, daß sie schnell und wohlfeil Dampf
                              erzeugen. Da sie aber nicht wie in Cornwall an monatliche Berichte gehalten sind, so
                              laͤßt sich hieruͤber nichts mit voller Bestimmtheit behaupten.
                           Ich erwartete dieselben Vortheile, und zugleich groͤßere Sicherheit, bei
                              Anwendung derselben in Cornwall. Hierin habe ich mich aber getaͤuscht, und
                              dieß scheint von der Beschaffenheit der Steinkohlen herzuruͤhren. In
                              North-Wales hat man eine frei brennende harzige Kohle, die wenig oder keine
                              Schlaken gibt, die wesentlich von jenen in Cornwall, die ich oben beschrieben habe,
                              verschieden sind. Bei diesen lezteren Kohlen geben diese Kessel nicht reichlich
                              genug Dampf, und die Mauerwaͤnde uͤberziehen sich so schnell mit
                              Schlaken, und die Ofenthuͤre muß so oft zur Reinigung geoͤffnet
                              werden, daß sehr viel von der Wirkung des Feuers verloren, geht.
                           Die dritte Classe von Kesseln, die an den Bergwerken gebraucht wurde, ist jene nach
                              Hrn. Wood's Erfindung, mit einer Reihe von Roͤhren, die mit Wasser
                              gefuͤllt und dem Feuer ausgesezt werden. Auf diese Kessel nahm er ein Patent,
                              und es finden sich verschiedene Beschreibungen derselben in den Werken, die
                              daruͤber handeln. Eine Schwierigkeit ausgenommen, waren sie, wenn man
                              dieselbe beseitigen koͤnnte, die besten Kessel, die man bisher kennt; allein
                              man mußte sie um derselbenwillen aufgeben: die Roͤhren verderben
                              naͤmlich durch ihre Ausdehnung und durch ihr Zusammenziehen nicht bloß ihre
                              Zusammenfuͤgungen, die nothwendig sehr haͤufig vorkommen muͤssen, sondern das Wasser
                              wird auch aus einigen derselben durch die ploͤzliche Einwirkung des Feuers
                              gaͤnzlich ausgetrieben, die Roͤhren werden dadurch verdorben, und
                              bersten. Es entstand zwar dadurch kein anderer Nachtheil, als haͤufige
                              Ausbesserung; allein dieß ist Schaden genug.
                           Ueber vier Unfaͤlle durch das Bersten der Dampfkessel, die zu meiner Kenntniß
                              gelangten, weil sie sich an Bergwerken zutrugen, an welchen ich interessirt bin, und
                              zwar in den lezten zwei drei Jahren muß ich bemerken, daß alle an Kesseln der ersten
                              Art Statt hatten. Sie wurden unter der Aufsicht verschiedener Mechaniker errichtet,
                              wurden in verschiedenen von einander entfernten, in verschiedenen Gegenden des
                              Koͤnigreiches gelegenen Fabriken aus Materialien, die aus verschiedenen
                              Gegenden kamen, verfertigt; sie waren meistens beinahe ganz neu, oder wenigstens
                              durch den Gebrauch noch nicht sehr verdorben; waren jede mit
                              Sicherheits-Klappen und Meß-Haͤhnen versehen; obschon ich
                              uͤbrigens gestehen muß, daß man in den Grubenhaͤusern auf die
                              Dampf-Kessel weniger Acht gibt, als man, wuͤnschen moͤchte.
                           Der erste Unfall ereignete sich an einem der sechs Kessel zu Wheal-Fortune,
                              welche dort die große Dampfmaschine mit 90zoͤlligem Cylinder versehen. Ich
                              erinnere mich nicht, daß irgend etwas Merkwuͤrdiges daran zu beobachten war.
                              Die Verlezung beschraͤnkte sich auf den Kessel selbst und veranlaßte keine
                              besondere Eroͤrterung. Der Maschinist war Hr. Woolf.
                           Der zweite ward durch den Umstand ausserordentlich, daß zwei Kessel in demselben
                              Augenblike, oder beinahe in demselben Augenblike, zersprangen. Dieß geschah an dem
                              Zinn-Bergwerke zu Polgooth, wo in demselben Hause drei Kessel zum Betriebe
                              einer Maschine mit 80zoͤlligem Cylinder angebracht waren. Man ließ die
                              Maschine eine kurze Zeit uͤber still stehen, um einige Ausbesserungen an der
                              Pumpe in dem Schachte vorzunehmen; es zeigte sich aber nach dem Unfaͤlle bei
                              der genauesten Untersuchung, die man nur immer anstellen konnte, daß der Dampf
                              durchaus keinen furchtbaren Grad von Druk angenommen hatte, und daß das Wasser auch
                              nicht so niedrig stand, daß die Roͤhre durch unschikliches Heizen hatte in
                              Gefahr gerathen koͤnnen. Der Maschinist war Hr. Sims, und die Kessel sowohl, als die Maschine,
                              waren beinahe noch neu.
                              Ein Mann wurde ungluͤklicher Weise getoͤdtet, und der Schornstein des
                              Maschinen-Hauses, so wie das Gebaͤude sehr zerrissen. Die inneren
                              Roͤhren der Kessel waren sehr zusammengedreht und zerrissen. Capitaͤn
                              Reed, der sich in der Naͤhe befand, hoͤrte eine Explosion etwas vor
                              der anderen; der erste Knall hatte aber noch kaum aufgehoͤrt, als der zweite
                              schon sich hoͤren ließ.
                           Einige Zeit darauf sprang einer der Kessel an dem 64zoͤlligen Cylinder der
                              East Crennis Grube. Auch diese Maschine stand unter Aufsicht des Hrn. Sims, war aber bereits viel
                              laͤnger im Gange, als jene zu Polgooth. Die innere Roͤhre war
                              zusammengedruͤkt, als ob das Feuer den oberen Theil derselben erweicht hatte,
                              obschon kein anderer Grund zu der Vermuthung vorhanden war, daß das Wasser zu
                              niedrig stand. Die Enden waren in Stuͤke gerissen, und die Roͤhre ward
                              nicht bloß aus ihrem Gehaͤuse, sondern aus dem Hause hinaus geworfen,
                              waͤhrend das Gehaͤuse selbst an seiner Stelle und unbeschaͤdigt
                              blieb. Niemand ward bedeutend verlezt.
                           Der lezte Unfall, der vorzuͤglich zu diesen Bemerkungen leitete, ereignete
                              sich an den Mold-Mines in Flintshire an einem Kessel von aͤhnlichem
                              Baue. Einer der drei Kessel, die die Pen-y-fron-Maschine mit
                              66zoͤlligem Cylinder treiben. Capitaͤn Francis, Hauptagent, hat sie
                              errichtet; spaͤter kam sie unter die Aufsicht des Maschinisten, Hrn.
                              Bawden.
                           Das aͤußere Gehaͤuse blieb, wie an der Maschine zu East Crennis,
                              unbeschaͤdigt, und selbst das Gewicht auf dem Hebel der
                              Sicherheits-Klappe blieb unberuͤhrt; die innere Roͤhre war auch
                              nicht aus ihrer Stelle geruͤkt, obschon sie eine große Streke ihrer
                              Laͤnge nach zusammengedruͤkt und gleichsam flach gedruͤkt war,
                              jedoch in einer anderen Richtung, als jene zu East Crennis. Die Seiten
                              naͤherten sich hier einander, nicht der Boden dem oberen Theile, und waren so
                              sehr aneinander gedruͤkt, daß sie einen Ziegelstein zwischen sich fest
                              hielten, von dem man nicht begreifen konnte, wie er dahin kam. Der Theil, in welchem
                              der Feuerherd angebracht war, und eine Streke in der Naͤhe desselben behielt
                              seine urspruͤngliche Form. Hier, wie zu East Crennis schien es, als ob die
                              Enden das Angel-Eisen mehr durch Zusammenziehung der Roͤhre, als durch
                              Druk nach außen zerrissen haͤtten.
                           Zufaͤlliger Weise konnte man sich hier uͤber den Stand des Dampfes und des Wassers etc.
                              besser unterrichten, als bei anderen aͤhnlichen Unfaͤllen. Es schien
                              gewiß, daß der Druk des ersteren nicht groͤßer war, als 30 Pf. auf den
                              □Zoll, und daß ersteres beinahe auf der gehoͤrigen Hoͤhe war.
                              Es war ein Bleipfropfen uͤber dem Feuer, der gewiß geflossen seyn
                              wuͤrde, wenn dieß nicht der Fall gewesen waͤre.
                           Man ließ die Maschine einige Minuten lang still stehen. Der Mann, der die Maschine zu
                              bedienen hatte, oͤffnete die Ofenthuͤren an den drei Kesseln, und
                              hatte die Dampfer an zwei derselben geschlossen; er war an dem dritten, um den
                              Daͤmpfer herabzulassen, und kaum war dieß geschehen, als ein Feuerstrom aus
                              dem Ofen herausfuhr, und beinahe augenbliklich darauf die Explosion erfolgte,
                              wodurch er von dem Aschenthore weg auf eine bedeutende Hoͤhe uͤber dem
                              Boden der Maschine, die dicht an einem steilen Huͤgel stand, geworfen wurde.
                              Er kroch hinauf und entrann dadurch dem Strome von siedendem Wasser, der
                              augenbliklich darauf herausfuhr. Zwei andere Weiter in dem Kesselhause waren nicht
                              so gluͤklich: sie wurden augenbliklich durch dieses siedende Wasser
                              getoͤdtet: man fand sonst keine andere Beschaͤdigung an ihrem
                              Koͤrper.
                           Stand, in diesem Falle, der aus dem Schuͤrloche ausstroͤmende
                              Feuerstrom in irgend einer Verbindung mit der Explosion?
                           Und wenn man zugibt, daß der Dampf so stark druͤkte, daß er durch bloß
                              regelmaͤßige Expansions-Kraft einen solchen Kessel beschaͤdigen
                              konnte, konnte nicht die Berstung durch einen ploͤzlich gebildeten leeren
                              Raum beguͤnstigt werden?
                           Scheint nicht die Berstung des einen Kessels nach dem anderen, wie zu Polgooth
                              anzudeuten, daß aͤußere Ursachen mitgewirkt haben?
                           Ist es moͤglich zu begreifen, – angenommen, daß der Druk, wie zu
                              Polgooth, in beiden Kesseln gleich war, da sie mit einer und derselben
                              Dampfroͤhre in Verbindung standen – daß die relative Staͤrke
                              der beiden Kessel so genau dieselbe seyn sollte, daß, wenn dieselbe
                              Expansiv-Kraft den einen Kessel sprengt, sie auch den anderen sprengen
                              muß?
                           Wurde nicht alle Beregnung und alles Raͤsonement in Bezug auf die
                              Staͤrke der Kessel bisher bloß auf eine gleichfoͤrmig wirkende
                              Expansiv-Kraft gegruͤndet, und wenn wir die Wirkung einer
                              Erschuͤtterung oder irgend einer Art von Stoß vermuthen oder zulassen,
                              muͤssen wir dann nicht einer anderen Schaͤzung uns bei ihrem Baue
                              bedienen?
                           Meine Absicht ging bloß dahin, die Thatsachen so darzustellen, wie sie sind, nicht
                              eine Erklaͤrung desjenigen zu versuchen, was bisher noch in Dunkelheit
                              begraben liegt. Um aber nichts zu vernachlaͤßigen, was in meinen
                              Kraͤften liegt, um die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu leiten, will
                              ich eine Annahme wagen. Wir sehen an der Maschine zu Pench-y-fron, daß
                              die Ofenthuͤren geoͤffnet, und die Dampfer geschlossen, also der Zug
                              der Luft durch die Zuͤge hinauf unterbrochen wurde. Der Raum zwischen dem
                              Feuer und den Dampfern ist mit atmosphaͤrischer Luft und mit einer gewissen
                              Menge Kohlengas gefuͤllt. Die Menge des lezteren wird durch die zersezende
                              Eigenschaft des Feuers vermehrt, bis jenes Verhaͤltniß entsteht welches die
                              Knallluft bildet. Diese entzuͤndet sich, und bildet den Feuerstrom, den wir
                              herausfahren sahen. Dadurch entsteht aber ploͤzlich ein leerer Raum in der
                              Roͤhre. Die andere Seite, die vom Dampfe gedruͤkt wird, gibt dem
                              ploͤzlich entstehenden Impulse nach, und berstet bei einer Kraft, die um
                              vieles kleiner ist, als noͤthig waͤre, um bei gleichfoͤrmiger
                              Wirkung eine Berstung zu erzeugen.
                           Einige vermuthen, daß Wasserstoffgas durch Zersezung des Wassers bei kleinen
                              Spruͤngen im Kessel gebildet wird.
                           Daß oͤfters ploͤzliche Entzuͤndung von Gas in den Schornsteinen
                              dieser Maschinen Statt hat, ist, wie ich glaube, eine hinlaͤnglich bekannte
                              Sache. Man sieht deutlich bei der Nacht, daß Flammenguͤsse ploͤzlich
                              aus den Schornsteinen solcher Maschinen emporsteigen, die Umgegend beleuchten, und
                              oft in einer bedeutenden Hoͤhe uͤber den Gipfel des Schornsteines
                              hinausfahren; nach einigen Augenbliken aber wieder verschwinden und in den
                              Schornstein zuruͤksinken und Alles im Dunkel lassen. Dieß bemerkte ich nie in
                              Gegenden, wo man Kohlen brennt, die wenig Erdharz enthalten. Diese Thatsache ist
                              vielleicht an sich nicht wichtig; mehrere haben sie aber bemerkt, und auf den
                              besprochenen Unfall bezogen, und sie verdient daher hier allerdings
                              Erwaͤhnung.
                           Obschon ich die Berstungen an Kesseln beschrieb, deren man sich bei Maschinen mit
                              hohem Druke bedient, so denke ich doch durchaus nicht, daß Kessel bei einem
                              geringeren oder niedrigerem Druke des Dampfes sicherer sind. Kessel zu
                              Dampf-Maschinen mit hohem Druke muͤssen sehr stark seyn, und koͤnnen nur bei einer
                              großen Vermehrung der Kraft uͤber den berechneten Punct des Widerstandes, den
                              sie zu leisten vermoͤgen, nachgeben, und dieß wird nur sehr selten geschehen.
                              Kessel mit niedrigem Druke sind aber so zu sagen schon von Natur aus schwach, und
                              die geringste Sorglosigkeit bei ihrer Bedienung erhoͤht den Druk des Dampfes
                              uͤber den Berstpunct: und wenn sie bersten, sind die Folgen nicht minder
                              schreklich. Ich will, mit Umgehung anderer Ungluͤksfaͤlle, nur des
                              Unfalles erwaͤhnen, der ungefaͤhr vor einem Jahre an einem Kessel von
                              der alten kugelfoͤrmigen Bauart, die noch in einigen Gegenden des
                              Koͤnigreiches haͤufig gebraucht wird, auf einer Grube in Flintshire, 7
                              Meilen ungefaͤhr von Mold Mines Statt hatte. Dieser Kessel barst bei
                              niedrigem Druke, und toͤdtete 16 Menschen. Van brachte zwei kleinere von der
                              zweiten oben beschriebenen Art dafuͤr an mit hohem Druke und mit vollkommener
                              Sicherheit.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
