| Titel: | Verbessertes Verfahren, die Einwirkung der Essigsäure auf metallische Körper zu befördern, worauf Joh. Ham, Essig-Fabrikant zu Bristol, Holton-street, sich am 13. Jun. 1826 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. CXXVI., S. 527 | 
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                        CXXVI.
                        Verbessertes Verfahren, die Einwirkung der
                           Essigsaͤure auf metallische Koͤrper zu befoͤrdern, worauf Joh. Ham,
                           Essig-Fabrikant zu Bristol, Holton-street, sich am 13. Jun. 1826 ein Patent ertheilen ließ.
                        Nach dem Auszuge hiervon im Repertory of
                                 Patent-Inventions, Mai 1827. S. 307.
                        Ham's, verbessertes Verfahren, die Einwirkung auf metallische
                           Koͤrper zu befoͤrdern.
                        
                     
                        
                           Das Metall, auf welches der Essig hier wirken soll, ist Blei
                              zur Bleiweiß-Bereitung.
                           Das Verfahren und der Apparat hierzu ist folgender: Es wird eine Kammer vorgerichtet,
                              deren Groͤße nicht angegeben ist, die aber nach der Zeichnung einen
                              Wuͤrfel bildet, wovon jede Seite 10 Fuß haͤlt. Der Boden dieser
                              Kammer, und jede Wand soll ungefaͤhr 12 Zoll hoch aus Ziegeln gemauert
                              werden, die in „roͤmischen Moͤrtel“ eingesezt
                              werden, oder in irgend einen anderen Kitt, auf welchen der Essig nicht wirkt. Man
                              erhaͤlt auf diese Weise eine Cisterne fuͤr den Essig. Aus dem unteren
                              Theile dieser Cisterne laͤuft eine mit einem Ablaßhahne versehene
                              Roͤhre horizontal durch die Mauer, und steht etwas an derselben vor. Zwischen
                              dem Hahne und der Mauer senkt sich eine Roͤhre von ungefaͤhr 12 Zoll
                              Laͤnge senkrecht in dieselbe, durch welchen man frischen Essig in die
                              Cisterne leiten kann. Die Hoͤhe, in welcher der Essig in der Cisterne steht,
                              erkennt man an der Hoͤhe des Standes derselben in dieser Roͤhre. Sehr
                              nahe am Boden dieser Essig-Cisterne ist eine „bleierne“
                              Roͤhre angebracht, die, in gleichen Entfernungen, von einer Seite zur andern,
                              und von vorne nach ruͤkwaͤrts in vielen Querkruͤmmungen
                              laͤuft, und an derselben Seite aus der Cisterne austritt, an welcher sie in
                              dieselbe eingetreten ist. An dem einen Ende tritt eine Dampfroͤhre in diese
                              Roͤhre, und aus dem anderen Ende laͤuft das, aus dem verdichteten
                              Dampfe entstandene
                              Wasser, wieder heraus. Durch diese Roͤhre wird der Essig mittelst des Dampfes
                              bis auf 170° F. erhizt.
                           Auf dem Boden dieser Cisterne kommt eine Lage Gaͤrberlohe 3 bis 4 Fuß hoch zu
                              liegen, und die Waͤnde rings umher werden mit eben dieser, oder mit
                              Pferde-Streue, oder mit Stroh 12 Zoll dik ausgefuͤttert, und in dieser
                              Lage mittelst angelehnter Bretter erhalten. In gleicher Hoͤhe mit dem unteren
                              Lager der Lohe laͤuft ein hoͤlzerner Trog von 5 bis 6 Zoll im
                              Durchmesser horizontal durch die Wand der Cisterne, und durch diesen ist ein
                              Stoͤpsel mit einer Oeffnung von ungefaͤhr einem halben Zolle
                              eingepaßt, wodurch man die Hize der Cisterne bestimmen, und der Luft Eintritt
                              verschaffen kann.
                           Nachdem Alles so vorgerichtet ist, wird Blei in Platten in die Kammer eingetragen;
                              die untersten bedeken das Lohebett horizontal bis nahe an drei Waͤnde der
                              Cisterne, und lassen eine Zwischen-Oeffnung, damit die erhizten
                              Essigdaͤmpfe aufwaͤrts steigen koͤnnen. Die naͤchste
                              Lage von Bleiplatten wird in geringer Entfernung von der vorigen auf dieselbe Weise
                              uͤber dieselbe gelegt, und mittelst Staͤben oder Rollen von
                              Bleiplatten, durch welche Staͤbe laufen, so gelegt, daß an der
                              entgegengesezten Seite wieder ein aͤhnlicher Raum bleibt. Auf
                              aͤhnliche Art wird alles uͤbrige Blei aufgeschichtet, bis es beinahe
                              an die Deke der Cisterne reicht: an drei Seiten muͤssen die Bleiplatten dicht
                              an die Waͤnde passen, an der vierten aber abwechselnd Oeffnungen bleiben,
                              wodurch die Essigdaͤmpfe von einer Seite zur andern, und von
                              ruͤkwaͤrts nach vorwaͤrts uͤber die ganze
                              Oberflaͤche des Bleies ziehen koͤnnen. Die obere Schichte der
                              Bleiplatten wird mit Brettern bedekt, und auf diese wieder Lohe oder
                              Pferde-Streue, oder Stroh gelegt, um die Hize zusammen zu halten. Eine
                              senkrechte Roͤhre, die durch diese Deke aufsteigt, und die man geschlossen
                              haͤlt, zeigt an den angebrachten Pruͤfungs-Mitteln den Stand
                              der Thaͤtigkeit der Essigdaͤmpfe.
                           Hiernach richtet sich die Menge Bleies, die man aufzuschichten, und die Menge
                              Essiges, die man zuzulassen hat; denn die Essigsaͤure muß durch das Blei
                              zersezt worden seyn, ehe man die Daͤmpfe entweichen laͤßt. In der
                              Figur sind zehn solche Lagen gezeichnet, was fuͤr eine solche Kammer auch
                              genug seyn mag.
                           Der Patent-Traͤger glaubt, daß diese Methode der
                              Bleiweiß-Fabrikation sich auch mit der Essig-Fabrikation selbst
                              verbinden laͤßt, wenn man, nach seinem Patente statt der Birkenreise Rollen
                              von Bleiplatten anbringt.
                           Hieruͤber bemerkt das Repertory of
                                 Patent-Inventions S. 309, daß der „roͤmische
                                 Moͤrtel“ hier nicht taugen kann, so wie kein
                              Kalkmoͤrtel, weil er von der Essigsaure angegriffen wird; daß nur
                              Wachs- oder Pechkitt (?) hierzu taugt, oder vielleicht Pfeifenthon mit
                              Lein-Oehl abgeknetet; daß uͤberhaupt Cisternen aus Ziegeln zu dieser
                              Arbeit nicht viel taugen werden. Auch bemerkt es, daß die bleierne Roͤhre,
                              durch welche der Dampf hier ziehen soll, nicht viel taugt. Der erhizte Essig wird
                              sie bald oxidiren, und das gebildete Oxid aufloͤsen, und sie
                              zerstoͤren. Zinn wuͤrde hierzu weit besser dienen, und ist auch
                              wohlfeil genug. Das Lohebett, das nicht beschwert ist, macht die Arbeit unreinlich
                              und verwuͤstet Essig; es wird nicht klar, warum die Essigdaͤmpfe durch
                              ein Lohebett laufen sollen. Man braucht ein Lohebett wohl in anderen
                              Bleiweiß-Fabriken; da der Patent-Traͤger aber mit Dampf hizt,
                              ist es uͤberfluͤßig, oder laͤßt sich wenigstens auf reinlichere
                              Weise anbringen. Die Kohlensaͤure, die sich aus der Lohe entwikelt, mag
                              allerdings zur Bildung des Bleiweißes beitragen; allein der Essig wird die
                              Entwikelung desselben hindern, und die Menge dieses Gases ist an und fuͤr
                              sich gering.
                           Die Haufen sind ferner zu groß, so wie die Bleiplatten selbst; dadurch wird das
                              Abkrazen des gebildeten Bleiweißes erschwert. Was die Verbindung der
                              Bleiweiß-Fabrikation mit der Essig-Fabrikation auf die oben angegebene
                              Weise betrifft, so wuͤrde dadurch vielleicht ehe Bleizuker, als Bleiweiß
                              entstehen.