| Titel: | Ueber das Anlassen des Stahles, so daß er weich wie Eisen wird. Von Hrn. Jak. Perkins. | 
| Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. XIV., S. 53 | 
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                        XIV.
                        Ueber das Anlassen des Stahles, so daß er weich
                           								wie Eisen wird. Von Hrn. Jak.
                              									Perkins.
                        Aus Hrn. Gill's technical Repository Mai. 1827 S.
                              									302.
                        Ueber das Anlassen des Stahles, so daß er weich wie Eisen
                           								wird.
                        
                     
                        
                           Ein Americaner zeigte uns neulich einige duͤnne
                              									Stahlstreife, die so weich und biegsam waren, wie verzinntes Eisenblech, und sich in
                              									jeder Richtung biegen ließen. Sie waren frei von allem Roste, von allen Schuppen,
                              									und konnten eben so gut, als gewoͤhnliches Eisen auf die gewoͤhnliche
                              									Weise wieder gestaͤhlt oder gehaͤrtet werden.
                           Wir fragten Hrn. Perkins uͤber diesen Gegenstand,
                              									und er versicherte uns, daß er dieses Verfahren sehr gut kenne, und selbst
                              									oͤfters anwendete. Er hat es einem geschikten Mechaniker bei uns mitgetheilt,
                              									der sich desselben jezt immer bedient.
                           Das ganze Geheimniß besteht darin, daß man den Gußstahl in gut geschlossene eiserne
                              									Gefaͤße stekt, aus welchen alle aͤußere Luft abgehalten wird,
                              									dieselben dann in einem gehoͤrigen Anlaß-Ofen in einer maͤßigen
                              									Rothgluͤhhize so lange haͤlt, als die Dike des Stahles es erfordert,
                              									und sie endlich sehr langsam erkalten laͤßt.
                           Dieses Verfahren ist weit besser, als das gewoͤhnliche Entkohlen des Stahles,
                              									wodurch er wieder zu Eisen wird, wodurch man dann gezwungen wird, das leztere in der
                              									Caͤmentbuͤchse wieder in Stahl zu verwandeln, ehe man die
                              									Haͤrtung vornehmen kann.
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                           Hr. Gill bemerkt spaͤter S. 315 a. a. O., daß die
                              									Methode des Hrn. Perkins den Stahl anzulassen nicht neu,
                              									und in England und Frankreich bereits schon fruͤher angewendet wurde,
                              									vorzuͤglich beim Drahtzuge. Man gab, wie Hr. N. Paul von Genf erzaͤhlt, die großen ringfoͤrmigen
                              									Drahtbuͤnde in Gefaͤße von Guß-Eisen, die gleichfalls
                              									ringfoͤrmig und in der Mitte offen waren, so daß die Flamme durchspielen
                              									konnte. Der Durchschnitt dieser Ringe war ein Halbkreis mit stachen Ringen aus
                              									Gußeisen, die als Dekel auf das flache obere Ende der Gefaͤße dienten. An den
                              									Dekeln und an den Gefaͤßen waren an dem inneren und aͤußeren Rande
                              									Ohren mit correspondirenden Loͤchern in denselben, in welche Stifte mit
                              									Koͤpfen aus geschlagenem Eisen eingefuͤhrt wurden, und welche Stifte
                              									an ihren Enden mit Loͤchern versehen waren, durch die man eiserne Keile
                              									treiben konnte, um den Dekel auf dem Gefaͤße wieder zu ziehen, nachdem ehevor
                              									alles luftdicht mit Lehm verstrichen war. Diese Gefaͤße wurden in einem Ofen
                              									auf einem Roste gehizt.
                           Einer aͤhnlichen Methode bediente sich auch Hr. J. Burr auf seinen Stahlwerken bei Hales-Owen, Shrophshire in seiner Nadel-
                              									und Angel-Fabrik. Hr. Cadell in seinem Journey to Carniolia, Italy and France in the years 1817
                              										and 18 „erzaͤhlt dasselbe Verfahren
                                 										bei dem Anlassen des Drahtes in den Drahtziehereien von Pistoja, mit der
                                 										Bemerkung, daß die Buͤchsen aus Gußeisen, in welchen diese Arbeit
                                 										geschieht, das einzige Gußeisen waren, das er in Toscana sah.