| Titel: | Die französischen Schaukel-Pfannen zum Zuker-Raffiniren. | 
| Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. XXXVII., S. 105 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXVII.
                        Die franzoͤsischen Schaukel-Pfannen zum
                           								Zuker-Raffiniren.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. N. 190. 14. April. S.
                              									226.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        (Im
                              								Auszuge.)
                        Die franzoͤsischen Schaukel-Pfannen zum
                           								Zuker-Raffiniren.
                        
                     
                        
                           Diese Pfannen wurden vor einigen Jahren in Frankreich
                              									erfunden, und fanden so viel Beifall, daß gegenwaͤrtig auch nicht eine
                              									Raffinerie in Paris oder in den Provinzen zu finden ist, wo man nicht eine solche
                              									Pfanne haͤtte. Man nennt sie Schaukel-Pfannen (chaudières à bascule). Die alten Cylinder-Pfannen (chaudières à calandre) werden jezt nur zur
                              									Klaͤrung gebraucht, und sind an ihrem Boden mit einem Hahne versehen.
                           Die Schaukel-Pfannen unterscheiden sich von den alten Pfannen
                           1) dadurch, daß sie beweglich sind;
                           2) durch ihren groͤßeren Durchmesser;
                           3) verlaͤngert sich ihr Umfang auf ungefaͤhr zwei Drittel ihres
                              									Durchmessers in einen Schnabel von ungefaͤhr 2 Fuß Laͤnge; und
                           4) sind sie nur zehn Zoll tief.
                           Eine Hauptsache beim Zukersieden ist, daß man das Wasser leicht wegschaffen kann,
                              									welches dem rohen Zuker zugesezt wird, um denselben so fluͤßig zu machen, daß
                              									er filtrirt werden, und seine Reinigungs-Mittel, Rinderblut, Eiweiß, thierische
                              									Kohle etc. aufnehmen kann.
                           Durch diese Mittel wird er naͤmlich geklaͤrt, und die durch die
                              									Klaͤrung erhaltene Fluͤßigkeit heißt die Klaͤre (clear), die ungefaͤhr 30
                              									Grad wiegt. Um diese Fluͤßigkeit in einen festen Koͤrper zu
                              									verwandeln, muß das Wasser weggeschafft werden, was mittelst des Feuers geschieht:
                              									denn das sogenannte Zukersieden aus dieser Klaͤre ist ein bloßer
                              									Verdampfungs- oder Abrauchungs-Proceß.
                           Da nun das Feuer den Zuker braun macht, und der Zukersieder denselben weiß haben
                              									will, darf der Zuker nicht einen Augenblik mehr uͤber dem Feuer bleiben, wenn
                              									er gesotten hat. Die Schaukel-Pfanne dient hierzu sehr bequem. Ihre weite
                              									Oberflaͤche und geringe Tiefe beguͤnstigt die Verdampfung, und ihre
                              									Beweglichkeit laͤßt sie leicht vom Feuer abheben und ausleeren, und ebenso
                              									leicht wieder uͤber das Feuer bringen und fuͤllen. Ein Mann kann hier
                              									fuͤr zwei arbeiten. Bei der alten Pfanne, die man nie aus dem Ofen bringen
                              									konnte, mußte das Feuer, bis die siedende Pfanne auf die langweilige Weise mit
                              									Loͤffeln ausgeleert wurde, mit Asche gedaͤmpft werden, damit der
                              									Ruͤkstand in der Pfanne nicht anbrennt. Es ging lang her, bis das
                              									gedaͤmpfte Feuer wieder zum gehoͤrigen Brennen gebracht werden konnte.
                              									Bei der Schaukel-Pfanne brennt das Feuer ununterbrochen fort, und es geht weder Zeit
                              									noch Brennmaterial umsonst verloren. In der alten Pfanne stand die Klaͤre
                              									gewoͤhnlich 9 Zoll hoch; in der Schaukel-Pfanne aber nur drei: und doch siedet diese
                              									in derselben Zeit eben so viel Zuker. Diese neue Pfanne dient vorzuͤglich bei
                              									dem groͤberen oder sogenannten Bastard-Zuker, der sich so gern an dem Boden
                              									der Pfanne anlegt, und dadurch schlechte Farbe und schlechten Geschmak
                              									erhaͤlt.
                           Ein Vortheil mehr, den die neue Schaukel-Pfanne gewaͤhrt, ist der, daß die
                              									Asche nicht so sehr, wie bei den alten Pfannen, in der Zukersiederei umher staubt,
                              									und den Rohzuker, so wie die Klaͤre, verunreinigt.
                           Die Schaukel-Pfanne ist viel leichter, und kostet daher auch weniger. Sie kann ferner
                              									sehr bequem auf den alten Oefen angebracht werden, denn sie fordert keinen eigenen
                              									Ofenbau.
                           Der Verfasser dieses Aufsazes gesteht im Vorbeigehen, daß obschon die
                              									Englaͤnder vor den Franzosen zwei Hauptvortheile voraus haben, besseren
                              									Rohzuker und wohlfeileres und besseres Brennmaterial (Steinkohlen), die Franzosen
                              									den Zuker doch weit besser raffiniren, als die Englaͤnder. Er findet die
                              									englischen Raffinerien zu schlecht gebaut; Mangel an gehoͤrigem Luftzuge;
                              									daher die schnelle Entwikelung der Gaͤhrung in den Syrupen, und das
                              									Sauerwerden dieser lezteren, und die ungeheuere Menge Kalkwassers, die man in den
                              									englischen Zuker-Raffinerien braucht. Der Verfasser vermißt in den Zuker-Raffinerien
                              									Englands die gewoͤhnliche englische Reinlichkeit, waͤhrend die
                              									franzoͤsischen Raffinerien, gegen die franzoͤsische Volks-Sitte,
                              									aͤußerst reinlich gehalten sind. In Frankreich braucht man Kalkwasser nur bei
                              									dem Runkelruͤben-Zuker.
                           Fig. 16.
                              									zeigt einen Aufriß von zwei Oefen mit Schaukel-Pfannen.
                           A, und, B, sind die
                              									Schaukel-Pfannen von der Seite gesehen; B, steht auf dem
                              									Ofen; A, wird eben gehoben, und in das
                              									Kuͤhlgefaͤß, V, ausgeleert. Der Schnabel
                              									derselben bildet mit ihrem Boden einen Winkel von beilaͤufig 190 Graden.
                           H, ist einer der beiden Halbmonde, auf welchen die
                              									Achse, K, ruht, die die Pfanne stuͤzt,
                              									waͤhrend sie gehoben wird.
                           Y, ist ein Seil, das uͤber zwei Rollen, Z, laͤuft, und an der Pfanne befestigt ist, die
                              									mittelst desselben gehoben wird. Wenn der Sud ausgeleert ist, laͤßt der
                              									Sieder dieses Seil durch eine Hand laufen, um die Pfanne wieder auf den Ofen nieder
                              									zu lassen, und zieht mit der anderen Hand die Stange, X,
                              									um die Pfanne alsogleich
                              									mit neuer Klaͤre zu fuͤllen, sobald sie ausgeleert wurde.
                           R, ist ein Durchschnitt des Behaͤlters der
                              									Klaͤre, der sich aus einer Cisterne in der Klaͤr-Stube fuͤllt.
                              									Die Klaͤre fließt aus dem Behaͤlter durch die Roͤhre, U, in die Pfanne, A. Die
                              									Roͤhre wird durch den Pfropfen, T, geschlossen,
                              									der durch die Stange, X, gehoben wird.
                           W, ist ein Durchschnitt der Scheidewand, O, der das Sudhaus von dem Fuͤllhause
                              									scheidet.
                           N, und, S, sind Einschnitte
                              									in der Wand, O, durch welche die Schnaͤbel, a, und, b, der Pfannen, A, und, B, laufen, die in
                              									das Fuͤllhaus ausgeleert werden.
                           P, Ziegel-Einfassung, welche die Roͤhren, L, und, G, enthaͤlt,
                              									die man im Grundrisse, Fig. 17., steht.
                           Q, der innere Theil des Ofens der Pfanne, mit einer
                              									Thuͤre bei, C, welche den Eingang, D, C, schließt.
                           E, einer der drei Zuͤge, welche sich im
                              									Schornsteine, L, vereinigen.
                           M, die Aushoͤhlung, in welcher die Pfanne
                              									steht.
                           Fig. 17. ist
                              									ein Grundriß der beiden Oefen, wovon der erstere, A, von
                              									der Schaukel-Pfanne bedekt ist. B, zeigt seinen inneren
                              									Bau.
                           C, ein Durchgang mit einer Thuͤre, D, um die Kohlen auf den Rost, E, zu werfen.
                           F, Zuͤge, die mit der Roͤhre, G, in Verbindung stehen, welche den Schornstein des
                              									Ofens, B, bildet.
                           H, ein eiserner Halbmond in der Ofenmauer, in welchem
                              									die Enden der Achse der Pfanne spielen.
                           J, der Schnabel der Pfanne, I, auf der Achse, K, mittelst 5 Nieten
                              									befestigt.
                           L, Schornstein des Ofens, A.
                           P, Ziegel-Einfassung der beiden Roͤhren, L, und, G.
                           M, Vertiefung fuͤr den Kessel.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
