| Titel: | Winke über Anlage warmer Bäder. | 
| Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. LVII., S. 212 | 
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                        LVII.
                        Winke uͤber Anlage warmer
                           								Baͤder.
                        Aus dem Quarterly Journal of Science. New
                              									Series, in dem New-London
                                 										Mechanics'-Register. N. 18.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        (Im Auszuge).
                        Winke uͤber Anlage warmer Baͤder.
                        
                     
                        
                           Der Verfasser zeigt die bekannte Nothwendigkeit des Gebrauches
                              									warmer Baͤder zur Erhaltung der Gesundheit, und bemerkt, daß wir in der
                              									Kunst, Baͤder gehoͤrig einzurichten, noch sehr weit zuruͤk
                              									sind.
                           Er verwirft, mit allem Rechte, an oͤffentlichen Badern den Gebrauch der
                              									unreinen hoͤlzernen Wannen, und will, daß ein starker hoͤlzerner
                              									Kasten mit polirten Marmorplatten, die genau an einander gefuͤgt und mit
                              									wasserdichtem Kitte zusammengekittet werden, ausgefuͤttert werde, und so als reinliche
                              									und ewig dauernde Badwanne diene. Da man indessen die Kosten und die Schwere einer
                              									solchen Badewanne scheuen wird, so empfiehlt er statt der Marmorplatten Fayence-
                              									oder Steingutplatten, die jedoch den Marmorplatten nachstehen. Verzinntes
                              									Kupferblech findet er fuͤr den Fall, daß man die Auslagen fuͤr die
                              									oben empfohlene Badewanne nicht machen kann oder will, weit besser zu Badewannen,
                              									als verzinntes Eisenblech, weil es, obgleich theuerer, doch dauerhafter ist. Er
                              									empfiehlt diese metallnen Badewannen außen und innen dik mit Oehlfirniß anstreichen
                              									oder lakiren zu lassen. Da der Lak aber bald abspringt und abgerieben wird, so
                              									wuͤrden wir vielmehr die moͤglich staͤrkste Verzinnung
                              									empfehlen. Man koͤnnte auch, wo man Gußwerke in der Nahe hat, die glasirte
                              									Kochgeschirre aus Gußeisen verfertigen, innen und außen stark glasirte Badewannen
                              									aus Gußeisen verfertigen lassen.
                           Fast bei allen oͤffentlichen Baͤdern fehlt es an einem warmen
                              									Ankleide-Zimmer, und, da die meisten Badezimmer zu ebener Erde sind, sind sie
                              									kuͤhl, feucht, dumpfig. Badezimmer sollten immer licht, hinlaͤnglich
                              									geraͤumig und warm seyn, und leicht und vollkommen geluͤftet werden
                              									koͤnnen. In Privat-Haͤusern sollte das Badezimmer immer
                              									zunaͤchst an dem Schlafzimmer oder Ankleidezimmer angebracht und so
                              									eingerichtet seyn, daß man in demselben leicht eine Temperatur von 70° F. (+
                              									17° Réaum.) und den gehoͤrigen Luftzug unterhalten kann, damit
                              									das Zimmer nicht feucht wird. Da man in England gegenwaͤrtig uͤberall
                              									Wasserbehaͤlter unter dem Dache hat, und durch arme Leute das Wasser in diese
                              									Behaͤlter hinaufpumpen laͤßt, so kann man leicht das Wasser durch
                              									Roͤhren von oben herab in die Badewanne leiten, und man braucht bloß den
                              									Wasserbehaͤlter unter dem Dache in der Naͤhe des Schornsteines so
                              									anzubringen, daß das Wasser in demselben im Winter nicht einfriert.
                           Der Hr. Verfasser betrachtet nun die verschiedenen Eigenschaften des Wassers, und
                              									bemerkt sehr richtig, daß nur weiches reines Wasser zu Baͤdern taugt, und
                              									beschwert sich mit Recht uͤber den elenden Zustand des Wassers in London, wie
                              									es fuͤr theures Geld von den sogenannten Wasser-Compagnien dieser Stadt
                              									geliefert wird. Es ist nicht selten einer Erbsen-Bruͤhe aͤhnlicher,
                              									als dem Wasser, und verlegt alle Roͤhren mit seinem Schlamme. Man ist daher
                              									genoͤthigt, das Wasser in diesen Behaͤltern einige Zeit uͤber
                              									ruhig stehen und seinen Schlamm absezen zu lassen, und die Roͤhren, durch
                              									welche man das Wasser zu dem Bade leitet, duͤrfen nicht zunaͤchst an
                              									dem Boden dieser Behaͤlter, sondern muͤssen in einiger Entfernung
                              									uͤber demselben angebracht seyn.
                           Wir haben an den Kesseln, die der Hr. Verfasser zur Hizung des Wassers an
                              									oͤffentlichen Baͤdern vorschlaͤgt, keine neue Vorrichtung
                              									gefunden; nur empfiehlt er sehr weite Roͤhren, von wenigstens 1 1/2, Zoll im
                              									Durchmesser, sowohl fuͤr das kalte als fuͤr das warme Wasser, das in
                              									die Wanne laͤuft, damit diese sich schnell fuͤllt. Dann will er auch,
                              									und mit Recht, an jeder Wanne eine Ablaßroͤhre angebracht haben, damit man
                              									das unrein oder zu kalt gewordene Wasser ablassen, und reines warmes und kaltes
                              									Wasser wieder nachlassen kann.
                           Er schlaͤgt fuͤr Privat-Baͤder bei Hause folgende Vorrichtung
                              									vor, um das Wasser schnell und wohlfeil zu erwaͤrmen. An irgend einem
                              									schiklichen Orte im Hause, in der Kuͤche, im Waschhause, im
                              									Dienstbothen-Zimmer etc. ist ein wagenfoͤrmiger kupferner Kessel, der
                              									ungefaͤhr 6 Gallons Wasser faßt, uͤber einem kleinen Ofen angebracht.
                              									Die Badewanne ist an einem bequemen Orte so aufgestellt, daß das kalte Wasser leicht
                              									von oben herab in dieselbe, und das warme Wasser von unten in sie hinauf kann. In
                              									der Entfernung von ungefaͤhr Einem Zoll vom Boden der Wanne laufen an den
                              									entgegengesezten Enden derselben zwei Roͤhren aus: die eine an dem oberen
                              									Theile der Wanne hat Einen Zoll im Durchmesser; die andere an dem unteren 1 1/8
                              									Zoll. Diese beiden Roͤhren laufen in den Kessel hinab: die kleinere tritt an
                              									dem Boden, die groͤßere an dem obersten Theile des Kessels in denselben.
                           Wenn nun Roͤhren und Kessel vollkommen wasserdicht sind, so wird das Wasser,
                              									wenn die Wanne damit gefuͤllt ist, in den Kessel hinab laufen, die Luft aus
                              									demselben austreiben, und ihn vollkommen mit Wasser fuͤllen. Wenn man unter
                              									dem Kessel ein kleines Feuer anbringt, wird ein Strom warmen Wassers durch die
                              									weitere Roͤhre an dem oberen Theile des Kessels emporsteigen, und kaltes
                              									Wasser dafuͤr durch die kleinere Roͤhre am Boden des Kessels in diesen
                              									eindringen. Durch diese erzeugte Stroͤmung wird nun nach und nach alles
                              									Wasser bis auf den verlangten Grad von Waͤrme gebracht, und wenn es heißer werden sollte,
                              									kann es durch kaltes Wasser abgekuͤhlt werden.
                           Fig. 19.
                              									zeigt diese Vorrichtung im Durchschnitte.
                           A, ist die Badewanne;
                           B, zeigt die Wasserhoͤhe in derselben;
                           C, ist die Roͤhre, durch welche das kalte Wasser
                              									in den Kessel gelangt;
                           D, die Roͤhre, durch welche das heiße Wasser in
                              									die Wanne hinaufsteigt;
                           E, der kupferne Kessel auf seinem Feuerherde;
                           G, G, die Roͤhre, durch welche das kalte Wasser
                              									vom Dache herab bei der Oeffnung, H, in die Wanne
                              									gelangt, solang der Hahn, I, offen, und, K, geschlossen ist. Wenn aber, I, geschlossen und, K, offen ist, fließt das
                              									Wasser aus der Wanne durch, H, G, K, ab, und bei der
                              									Abzugsroͤhre, L, hinaus, durch welche auch das
                              									uͤberfluͤßige Wasser in der Badewanne mittelst der Roͤhre, M, abfließt.
                           Je kuͤrzer die Roͤhren zwischen dem Kessel und der Badewanne, desto
                              									besser; sie koͤnnen indessen auch ohne Nachtheil (außer den hoͤheren
                              									Kosten) 40 bis 50 Fuß lang seyn, so daß der Kessel unten zu ebener Erde, und das
                              									Badezimmer im zweiten Stokwerke seyn kann. In ungefaͤhr einer halben Stunde
                              									wird das Wasser bei dieser Vorrichtung 100° Fahrenh. (+ 30° R.) heiß;
                              									der Aufwand an Brennmaterial ist unbedeutend.
                           Diese Vorrichtung hat indessen den Nachtheil, daß man das Feuer schnell unter dem
                              									Kessel austhun muß, sobald das Wasser die gehoͤrige Temperatur erlangt hat,
                              									und da der Kessel und das Mauerwerk noch einige Waͤrme behaͤlt, so
                              									kann man sich des Bades nicht alsogleich bedienen, wenn man in demselben nicht zu
                              									warm bekommen soll. Um nun das Feuer nicht vollkommen ausloͤschen zu
                              									duͤrfen, hat man einen Schieber und einen Zug angebracht, durch welchen die
                              									Hize in den Schornstein abgeleitet wird. Der Verfasser findet es aber besser, das
                              									Wasser Eine Stunde vor dem Gebrauche bis auf 100° F. zu hizen, in dem
                              									dasselbe in einer bedekten Wanne diese Temperatur 3 bis 4 Stunden lang
                              									behaͤlt, und das Feuer gaͤnzlich auszuloͤschen: kaltes Wasser
                              									kann dann bis auf den gehoͤrigen Grad nachgelassen werden.
                           Man muß sich wohl huͤthen, ein zu starkes Feuer unter dem Kessel
                              									anzuschuͤren, damit das Wasser nicht siedend wird in dem dann die Daͤmpfe
                              									in der Rohre, D, sich verdichten, und Stoͤße und
                              									ein Gepolter veranlassen, wodurch das ganze Haus in Aufruhr geraͤth, und die
                              									Roͤhren auch wirklich springen koͤnnen. Es ist daher gut, die
                              									Roͤhren so zu leiten, daß, im Falle daß sie sprangen, das Gebaͤude
                              									keinen Schaden von dem Wasser erleiden kann. Auch soll unter der Badewanne selbst
                              									ein bleierner Trog mit einer Roͤhre angebracht seyn, damit alles Wasser
                              									abgeleitet werden kann, und der Fußboden nicht durch Naͤsse verdorben
                              									wird.
                           Wo Dampfkessel zu anderen Zweken im Gange sind, kann das Wasser auch durch Dampf
                              									entweder unmittelbar, oder dadurch gehizt werden, daß man der metallnen Badewanne
                              									eine doppelte Wand gibt, und den Dampf in die Hoͤhlung derselben treten
                              									laͤßt, oder mittelst einer Schlangenroͤhre im Grunde der Wanne.
                           
                        
                     
                  
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