| Titel: | Verbesserung in der Bereitung des Bleiweißes; worauf Peter Groves, Esqu., Liverpool-street, London, sich am 4. Julius 1826 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. LXXII., S. 246 | 
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                        LXXII.
                        Verbesserung in der Bereitung des Bleiweißes;
                           								worauf Peter Groves,
                           								Esqu., Liverpool-street, London, sich am 4. Julius 1826 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Supplement.
                              									Junius. 1827. S. 429.
                        Groves's, Verbesserung in der Bereitung des Bleiweißes.
                        
                     
                        
                           Der Patent-Traͤger will Bleiweiß aus Bleiglanz oder
                              									Schwefel-Blei bereiten, und verfahrt hierbei auf folgende Weise.
                           
                           In ein eisernes Gefaͤß von 4 Fuß Hoͤhe und 3 Fuß im Durchmesser sezt er
                              									ein aͤhnliches kleineres Gefaͤß, das nur um so viel kleiner ist als
                              									ersteres, daß uͤberall zwischen beiden Gefaͤßen ein Raum von 3 Zoll
                              									dazwischen bleibt. Dieses Doppel-Gefaͤß, das der Patent-Traͤger eine
                              									Retorte nennt, wird oben luftdicht geschlossen, und steht mittelst einer
                              									Roͤhre mit einem Dampfkessel in Verbindung, aus welchem eine andere
                              									Roͤhre auch in das innere Gefaͤß laͤuft. Dieses innere
                              									Gefaͤß ist mit Blei ausgefuͤttert, und ein eiserner, gleichfalls mit
                              									Blei gefuͤtterter, Dekel wird auf dasselbe mit Schrauben und Nieten auf dem
                              									hervorragenden Rande aufgesezt und befestigt, so daß kein Dampf entweichen kann.
                              									Dieser Dekel hat drei Oeffnungen: eine in der Mitte, durch welche eine Spindel in
                              									das innere Gefaͤß laͤuft, die mit Armen versehen ist, welche außer dem
                              									Gefaͤße unter einem rechten Winkel auf derselben stehen, und durch eine
                              									Kurbel oder durch irgend eine andere Vorrichtung uͤber dem Gefaͤße
                              									getrieben werden, und so die in diesem enthaltene Masse umruͤhren. Diese
                              									Oeffnung wird von einer Schlußbuͤchse geschlossen, so daß die Spindel sich
                              									frei bewegen kann, ohne daß irgend ein Dampf entweicht. Die zweite Oeffnung ist weit
                              									genug, um mit einem Schoͤpfloͤffel durch dieselbe ein- und ausfahren,
                              									und den Zustand der darin befindlichen Masse untersuchen zu koͤnnen. Sie
                              									wird, wo man ihrer nicht bedarf, mit einem dampfdichten Dekel geschlossen. Die
                              									dritte Oeffnung von 6 Zoll im Durchmesser leitet durch eine in derselben angebrachte
                              									Roͤhre von gleichem Durchmesser die Daͤmpfe, die aus dieser Masse
                              									aufsteigen, entweder in die Luft, oder in einen Verdichtungs-Apparat. Ueber dieser
                              									sogenannten Retorte befindet sich eine bleierne Cisterne, aus welcher eine
                              									Roͤhre oben in die Retorte laͤuft, und eine andere Roͤhre zu
                              									einer Drukpumpe fuͤhrt, von welcher eine Roͤhre nach dem Boden der
                              									Retorte zieht.
                           Nachdem dieser Apparat vorgerichtet und der Kessel heiß genug ist, um den
                              									noͤthigen Dampf zu liefern, wird eine halbe Tonne (10 Ztr.) sein gepulverter,
                              									abgeriebener, ausgewaschener und getrokneter Bleiglanz, gemengt mit zwei Ztr.
                              									Salpeter in die Retorte eingetragen, und der Dekel auf dieselbe niedergeschraubt.
                              									Zugleich gibt man in die oben erwaͤhnte Cisterne 200 Pf.
                              									Schwefelsaͤure von 1400 bis 1740 spec. Schwere. Man laͤßt den Dampf
                              									einstroͤmen, faͤngt an die Kurbel zu treiben, und laͤßt auch
                              									die Schwefelsaͤure nach und nach in die Retorte treten, sowohl durch die
                              									obere Roͤhre, als mittelst der Drukpumpe, durch die untere Roͤhre.
                              									Diese Arbeit wird 5 bis 6 Stunden lang fortgesezt, und dann laͤßt man die
                              									Masse 1 bis 3 oder 4 Tage lang ruhen, je nachdem sie ein verschiedenes Aussehen
                              									bekommen hat. Hierauf gibt man sie in eine bleierne Cisterne, und alle uͤber
                              									derselben, nachdem sie sich gesezt hat, noch stehende Saͤure wird
                              									weggeschafft. Man troknet die Masse hierauf an der Sonne oder in einer Trokenstube,
                              									und bringt sie, mit ebensoviel Salpeter, wie das erste Mahl, wieder in die Retorte,
                              									sezt neuerdings 200 Pf. Schwefelsaͤure zu, und wiederhohlt die vorigen
                              									Arbeiten. Die Masse erhaͤlt dann ihre gehoͤrige Farbe, worauf sie
                              									solang gewaschen wird, bis sie auf die gewoͤhnlichen Reagentien nicht mehr
                              									sauer wirkt. Nun wird sie mit Wasser abgerieben, und ist so als Bleiweiß fettig.
                           Am Ende sagt der Patent-Traͤger, daß man auch Salpetersaͤure statt des
                              									Salpeters und der Schwefelsaͤure brauchen koͤnne, und daß man auch
                              									andere Hize statt des Dampfes anbringen kann.
                           Das Repertory of Patent Inventions bemerkt, daß, da
                              									Bleiweiß kohlensaures Blei ist, und in obigem Processe kein Mittel angegeben ist,
                              									wodurch das angewendete Erz mit Kohlensaͤure verbunden werden koͤnnte,
                              									der Patent-Traͤger hier irgend ein anderes Blei-Oxyd mit kohlensaurem Bleie
                              									verwechselt haben muͤsse; und daß sich nicht einsehen laͤßt, wie die
                              									aus dem Salpeter und der Schwefelsaͤure erzeugte Salpeter-Saͤure durch
                              									gewoͤhnliche Dampfhize so zersezt werden sollte, daß sie irgend ein Oxyd
                              									bilden koͤnnte; es wird, im Gegentheile, durch obiges Verfahren bloß
                              									salpetersaures BleiDurch dieses Verfahren kann ebensowenig salpetersaures Blei erzeugt werden,
                                    											als kohlensaures Blei (Bleiweiß), sondern es entsteht schwefelsaures Blei, und wenig oder gar kein salpetersaures Blei.
                                    											A. d. R. erzeugt, welches aufloͤslich ist, und in den beiden empfohlenen
                              									Waschungen ganz verloren gehen wird.