| Titel: | Bericht über die Eisenwerke der Compagnie des fonderies et forges de la Loire et de l'Isére; von Hrn. Gaultier de Claubry. | 
| Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. CXVII., S. 397 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CXVII.
                        Bericht uͤber die Eisenwerke der Compagnie des fonderies et forges de la Loire et de
                              									l'Isére; von Hrn. Gaultier de Claubry.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, N. 275, S. 165.
                        (Im
                              								Auszuge.)
                        Gaultier de Claubry, uͤber die Eisenwerke.
                        
                     
                        
                           Unter den Bergwerks-Anstalten, die seit einigen Jahren in
                              									Frankreich errichtet wurden, ist das Eisenwerk zu Terre-Noire, Dep. de la Loire, welches von einer anonymen Gesellschaft
                              									unter der Firma „Compagnie des fonderies et forges
                                    											de la Loire et de l'Isére“ betrieben wird, eine der
                              									wichtigsten.
                           Diese Compagnie besizt einen Hochofen und ein Gußwerk zu Vienne (Isère); ein Eisenwerk auf englische Art mit einer
                              									wichtigen Steinkohlen-Concession zu Terre-Noire (Dpt. de la Loire); eine ungeheuere Concession auf
                              									Eisengruben und vier Hochoͤfen zu La Voulte (Ardèche).
                           Die Werke zu Vienne wurden im J. 1817 von Hrn. L. Frère-jean, dem Vater, gegruͤndet, welcher im J. 1820 eine
                              									Commandite unter der Firma: Louis Frère-jean
                                 										père et fils et Comp. mit 1,200,000 Franken Capital errichtete.
                              									Damahls wurde der Hochofen zu Vienne erbaut.
                           Die Gesellschaft hat sich zeither eine andere Organisation gegeben, und ist, mit
                              									einem Capitale von 4 Millionen Franken in 400 Actien, anonym geworden.
                           Die Concession zu La Voulte ist ungeheuer, und begreift 6
                              									□ Lienes. Außer dem Haupt-Eisen-Erze, sehr reichhaltigen, faserigen
                              									Brauneisenstein, (fer oxié Hématite)
                              									findet man noch daselbst Eisen-Oxyd-Hydrat, (fer oxydé
                                 										hydrate) und Spatheisenstein in Menge, und sehr guten Zuschlag etc.
                           Das Hauptfloͤz des faserigen Brauneisensteines hat 30 Fuß Maͤchtigkeit,
                              									und liegt nicht weit von der Rhone.
                           Man fand zu La Voulte mehrere Gaͤnge silberhaltigen
                              									Bleiglanzes und bedeutende Spuren von Kupfererz.
                           Bisher waren zu La Voulte nur die Gruben und Rostherde;
                              									gegenwaͤrtig erbaut man daselbst vier Hochoͤfen von 60 Fuß, deren
                              									jeder 7–8,000 Kilogrammen in 24 Stunden schmelzen wird.
                           Zwei Dampfmaschinen von der Kraft von 60 Pferden werden jede zwei Hochoͤfen
                              									versehen, und jede 3,200 Kubikfuß Wind in einer Minute geben. Die Dampfmaschinen
                              									sind von Aitken und Steele.
                           Auf diesen Hochoͤfen werden nur jene Erze ausgeschmolzen, die zu arm sind, um
                              									nach Vienne gefahren zu werden.
                           Die Kohks werden von Rive-de-Giers geschikt, und das Gußeisen wird auf der Rhone
                              									hinaufgefahren.
                           In Vienne ist ein 45 Fuß hoher Hochofen, der in 24 Stunden 4,000 Kilogrammen Eisen
                              									liefert. Man schmilzt dort die Erze von La Voulte, mit Erzen von Bugey und von den
                              									Ufern der Rhone, und zwar mittelst Kokhs.
                           Das Gußwerk arbeitet sehr im Großen; hat schoͤne Bohr- und Drehemaschinen und
                              									Modelle. Man hat dort bereits mehrere schoͤne Dampfmaschinen gegossen.
                           Das Geblaͤse, mit einem Regulator aus Gußeisen, wird durch Aufschlag-Wasser
                              									getrieben, zu dessen Ersaz, bei Trokenheit, eine zu Vienne gegossene Dampfmaschine
                              									von der Kraft von 12 Pferden aushilft.
                           Das Eisenwerk zu Terre-noire wurde im J. 1821 begonnen und
                              									im J. 1824 vollendet. Es kann jaͤhrlich leicht an 10 Millionen Kilogramme
                              									Eisen liefern, erzeugt aber gegenwaͤrtig deren nur 4 bis 5 Millionen.
                           Eine Dampfmaschine von der Kraft von 80 Pferden treibt zwoͤlf Strek-Walzen zur
                              									Verfertigung von Eisenblech. Alles wurde zu Vienne selbst gegossen.
                           Eine zweite Dampfmaschine von der Kraft von 40 Pferden treibt einen 100 Ztr. schweren
                              									Hammer (Martinet á 5,000 Kilogrammes), eine
                              									Brech-Walze (breaking-roll), und ein Geblaͤse
                              									fuͤr zwei Zerrenn-Haͤmmer.
                           Das Eisenwerk zu Terre-Noire hat 14 sogenannte Puddling-Oefen, und 6
                              									Zerrenn-Feuer.
                           Das ungeheuere Dachwerk dieser Eisenhuͤtte ist mit eisernen Saͤulen
                              									gestuͤzt, und Roͤhrenleitungen erleichtern die Arbeit. Das hier
                              									erzeugte Eisen und Blech wird in ganz Frankreich sehr geschaͤzt.Es waͤre sehr erfreulich fuͤr uns, wenn wir auch aus unserem
                                    											Vaterlande, Bayern, aͤhnliche Berichte liefern koͤnnten;
                                    											allein die Eisenwerke gerathen bei uns in dem Maße in Verfall, als wir immer
                                    											wehr des Eisens beduͤrfen, und das neue Zoll-System ist nicht
                                    												geeignet dem Fabrikwesen durch Erleichterung des Zolles auf
                                    											steyermaͤrkisches und schwedisches Eisen, das Bayern in Ewigkeit
                                    											nicht erzeugen wird, weil es an der Guͤte des Erzes fehlt, und durch
                                    											Einfuhr-Verboth solcher Eisenwaaren, die in Bayern selbst erzeugt werden
                                    											koͤnnten, aufzuhelfen. A. d. U.
                              								
                           
                           Was dieses Eisenwerk so sehr zu seinem Vortheile auszeichnet, ist dieß, daß es so zu
                              									sagen aus sich selbst hervorging und seine Maschinen sich selbst bereitete,
                              									waͤhrend andere aͤhnliche Werke ihre Maschinen aus England kommen
                              									ließen. Dieß dankt es vorzuͤglich der Sorgfalt seines Schoͤpfers, des
                              										Frère-Jean, père, (des alten
                              									Bruder-Hans): solches Verdienst verdient vor anderem Belohnung.Die Gesellschaft sandte der Compagnie ihre goldene Medaille. Die Regierung
                                    											that nichts. C'est tout comme chez nous. A. d.
                                    											U.
                              								
                           Anfangs brauchte die Compagnie einige 50 englische Arbeiter, die ihr sehr theuer zu
                              									stehen kamen; nachdem sie Franzosen unter denselben ausgebildet hatte, entließ sie
                              									die Englaͤnder, und behielt nur 4 oder 5 derselben.Ist dieß recht und billig? Gut gerechnet ist es; aber es ist ein error in calculo, der zur Degradation des
                                    											Menschengeschlechtes fuͤhrt. Minister koͤnnen die Leute
                                    													„fallen lassen,“
                                    											„beseitigen etc.,“ die ihnen
                                    												treue und gute Dienste leisteten; wenn aber
                                    											auch die Fabrikanten anfangen, mit ihren Arbeitern ministeriell zu handeln, so werden sie bald nur ministerielle
                                    											Fabrikate liefern koͤnnen, die Niemand kaufen wird, als der, der dazu
                                    												gezwungen ist. Und bis zur Staͤrke
                                    											einer solchen Zwang-Maschine ist noch keine
                                    											Dampfmaschine irgend eines Fabrikanten herangewachsen. A. d. U.