| Titel: | Ueber einen Zähler von Hrn. Noriet, Uhrmacher zu Tours. Bericht des Hrn. Baillet, im Namen des Ausschusses der mechanischen Künste. | 
| Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. CXXVI., S. 453 | 
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                        CXXVI.
                        Ueber einen Zaͤhler von Hrn. Noriet, Uhrmacher zu Tours.
                           								Bericht des Hrn. Baillet, im Namen des Ausschusses der mechanischen
                           								Kuͤnste.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement. N. 273. S. 70.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        (Im
                              								Auszuge.)
                        Noriet, uͤber einen Zaͤhler.
                        
                     
                        
                           Man bedient sich seit langer Zeit schon der sogenannten
                              									Zaͤhler, welche man an Maschinen anbringt, um jeden Augenblik die Zahl der
                              									Schwingungen, Umdrehungen, mit einem Worte, die Arbeit, die sie waͤhrend
                              									einer gewissen Zeit verrichteten, zu bestimmen.
                           Der Mechanismus an diesen Instrumenten ist sehr verschieden, theils nach dem Zweke,
                              									zu welchem sie bestimmt sind, theils nach dem Gutbefinden derjenigen, die sie
                              									verfertigten. Sie bestehen fast alle aus einem mehr oder minder zusammengesezten
                              									Raͤderwerke mit einem Zeiger und Zifferblatte, wodurch die Zahl der
                              									Umdrehungen oder Schwingungen angezeigt wird. Alle diese Zeiger laufen auf ihrer
                              									Achse in harter Reibung, so daß man sie immer mit Leichtigkeit auf das Zero der
                              									Abtheilungen zuruͤkstellen kann, wenn man die Beobachtung beginnen will.
                           Andere Zaͤhler, die aber seltener sind, haben statt eines Zifferblattes mit Zeiger, einen
                              									Weiser, der sich auf einem geraden, in Grade getheilten Lineale fortschiebt.
                           Hr. Noriet hat einen Zaͤhler von dieser lezteren
                              									Art fuͤr eine Walkmuͤhle, die durch eine Dampfmaschine getrieben wird,
                              									verfertigt, nach welchem man bestimmen kann, ob die Maschine in einer gegebenen Zeit
                              									die gehoͤrige Anzahl von Umdrehungen macht.
                           Dieser Zaͤhler (Fig. 10, 11, 12.) ist nun seit 6
                              									Monaten in der Fabrik des Hrn. Rose Abraham zu St. Anne,
                              									bei Tours, im Gange. Er besteht bloß aus drei beweglichen Stuͤken: 1) einer
                              									Schraube ohne Ende, g, Fig. 10., die auf einer
                              									Achse, f, befestigt wird, deren Umdrehungen man
                              									zaͤhlen will. 2) Einem Zahnrade, e, in welches
                              									diese Schraube ohne Ende eingreift, und dessen Achse ihrer ganzen Laͤnge nach
                              									in eine Schraube geschnitten ist. 3) In einem Schraubenniete, oder vielmehr in einem
                              									halben Niete, h, welches eine schwache Feder, i, immer gegen die Schraube andruͤkt, und das
                              									einen Zeiger, k, fuͤhrt.
                           Man wird leicht begreifen, daß die fortschreitende Bewegung des Nietes auf den
                              									Abtheilungen einer mit der Achse der Schraube parallel laufenden Linie die Zahl der
                              									Umdrehungen des Wellbaumes der Muͤhle anzeigen wird; denn diese Zahl ist
                              									offenbar gleich dem Producte aus der Zahl der Zaͤhne des Rades mit der Zahl
                              									der Gaͤnge und der Bruchtheile dieser Gaͤnge, die das Niet machen
                              									wird.
                           Wenn das Rad 100 Zaͤhne hat, und die Schraube 25 Gaͤnge, so mißt jeder
                              									Gang der Schraube 100 Umdrehungen der Maschine, und der Zeiger koͤnnte 50,000
                              									Umdrehungen anzeigen. Hr. Noriet nahm indessen ein
                              									anderes Verhaͤltniß.
                           Er gab seinem Rade 54 Zaͤhne, und seiner Schraube 310 Gaͤnge; und da
                              									der Wellbaum der Walkmuͤhle 18 Umdrehungen in Einer Minute machen muß, wenn
                              									die Muͤhle gehoͤrig geht, so muß das Zahnrad Eine Umdrehung in drei
                              									Minuten vollenden, und das Niet in dieser Zeit Einen Gang, folglich in 15 Stunden
                              									und einer halben, die ganze Schraubenlaͤnge durchlaufen; dieß ist etwas
                              									laͤnger, als die Dauer der Arbeit an Einem Tage.
                           Hr. Noriet hat die Linie, c,
                              									die der Zeiger durchlaufen muß, in gleiche Theile getheilt, deren jeder mit der
                              									Dauer Einer Minute correspondirt. Er hat auf diesen Abtheilungen die Stunden
                              									angezeigt, die Viertel-Stunden, und die Zeitraͤume von 5 Minuten zu 5 Minuten, so
                              									daß man auf der Stelle erkennen kann, ob die Maschine schneller oder langsamer lief,
                              									als es seyn sollte.
                           Man darf also nur, entweder am Anfange der Arbeit, oder wann immer unter derselben,
                              									den Zeiger des Zaͤhlers auf die Stunde oder Minute stellen, die die Uhr
                              									weiset, und in der Folge im Verlaufe des Tages den Weiser an dem Zaͤhler mit
                              									dem Zeiger an der Uhr vergleichen, um zu sehen, ob die Maschine zu schnell oder zu
                              									langsam lief.
                           Dieses Instrument nimmt wenig Raum weg. Hr. Noriet hat es
                              									in einer blechernen Buͤchse, a, von 0,25 Meter (9
                              									Zoll), die 0,081 Meter (3 Zoll) breit, und 0,027 Meter (1 Zoll) tief ist. Diese
                              									Buͤchse ist mit einem Glasfenster versehen, durch welches man den Gang des
                              									Zeigers sieht, und wird mit einem Schlosse gesperrt.
                           Dieser Zaͤhler ist einfach, kostet wenig, laͤßt sich eben so leicht
                              									verfertigen, als ein Zaͤhler mit Zifferblatt und Zeiger. Er hat aber
                              									Aehnlichkeit mit einem wenig bekannten Zaͤhler, dessen man sich in
                              									Pulvermuͤhlen bedient, um die Zahl der Stoͤße der Stampfen, der
                              									Wechsel und anderer bei dem Stampfen des Pulvers noͤthigen Vorrichtungen zu
                              									bestimmen. Hr. Vast-Bois zu Paris, rue des Precheurs, N. 13, verfertigt seit vielen Jahren sogenannte Winder
                              										(Pelotenses), welche, einen aͤhnlichen
                              									Zaͤhler haben.
                           Wir wollen die Verschiedenheiten dieser drei Instrumente hier angeben.
                           An dem Zaͤhler fuͤr Pulvermuͤhlen wird das Zahnrad nicht durch
                              									eine Schraube ohne Ende, sondern durch einen Triebstok mit sechs Zaͤhnen
                              									bewegt, wodurch, fuͤr eine aͤhnliche Anzahl von Umdrehungen, ein sechs
                              									Mahl groͤßeres Zahnrad erfordert wird. Das Niet ist an demselben ganz, und
                              									man muß den Triebstok ausheben, und die Schraube zuruͤkdrehen, wenn man den
                              									Zeiger zuruͤkfuͤhren will.
                           Bei dem Zaͤhler zum Winden ist der Laͤufer ein halbes Niet, das wie ein
                              									Kissen eines Zieheisens aussieht, und wird von einer langen, dreifadigen Schraube
                              									gefuͤhrt, und laͤßt einen Ausheber los, so daß ein Schlagwerk sich
                              									ruͤhrt, wann das Knaͤuel fertig ist, oder die Achse der Schraube die
                              									noͤthige Anzahl von Umdrehungen gemacht hat.
                           An dem Zaͤhler des Hrn. Noriet, der viel kleiner
                              									ist, als die beiden
                              									vorigen, druͤkt eine Feder bestaͤndig auf das halbe Niet an der
                              									Schraube, und der Zeiger zeigt zugleich die Zahl der Umdrehungen des Wellbaumes,
                              									zaͤhlt die Stunden und Minuten, und mißt so jeden Augenblik die
                              									Regelmaͤßigkeit der Bewegung der Maschine.Das halbe Niet koͤnnte an diesem Zaͤhler, wie an dem vorigen,
                                    											durch ein Niet aus zwei Stuͤken ersezt werden, die durch ein Gewinde
                                    											und einen Stift zusammengehalten werden. A. d. O.
                              								
                           Diese Instrumente empfehlen sich durch ihre Einfachheit, und durch die Leichtigkeit,
                              									mit welcher man dieselben verfertigen kann; ihre Anwendung kann, in vielen
                              									Faͤllen, sehr nuͤzlich seyn. Das erstere derselben wurde in einem
                              									Werke „sur l'art de fabriquer la poudre à
                                    											canon, par MMr. Bottée
                                 										et
                                 										Riffault“ beschrieben; das zweite
                              									wurde in der Industrie-Ausstellung vom J. 1823 ausgestellt, und wird in mehreren
                              									Spinn-Fabriken angewendet.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Figuren.
                           Fig. 10. Tab.
                              									VII. ist der Zaͤhler in seiner Buͤchse im Aufrisse.
                           Fig. 11.
                              									derselbe von oben, so daß man die innere Einrichtung der Buͤchse sieht.
                           Fig. 12.
                              									Einschnitt der Buͤchse nach ihrer Breite.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen Figuren.
                           a, Buͤchse aus Blech, 9 Fuß lang, 3 Zoll breit, 1
                              									Zoll weit oder tief. In ihr ist der Mechanismus des Zaͤhlers eingeschlossen,
                              									und sie ist mit einem Glase bedekt, daß man frei in dieselbe hineinsehen kann, b, ist ein Vorhaͤnge-Schloß, durch welches die
                              									Buͤchse geschlossen wird. c, ist der auf dem
                              									Boden derselben angebrachte Maßstab, der in 15 1/2 Stunden getheilt ist, welche die
                              									Dauer einer gewoͤhnlichen Tages-Arbeit bezeichnen. Die Essens-Zeit, um 10 Uhr
                              									Morgens, und 3 Uhr Nachmittags ließ man leer. Jede Stunde ist in vier Theile, als
                              									eben so viele Viertel-Stunden, getheilt, und jede Viertel-Stunde in 3 Theile, was
                              									Zeitraͤume von 5 Minuten gibt. d, eiserne Stange,
                              									die horizontal in der Buͤchse liegt, und die ganze Laͤnge derselben in
                              									ihrer Mitte durchlaͤuft. Sie fuͤhrt 310 Schraubengaͤnge. e, ein Rad mit 54 Zaͤhnen und von 8 Zoll im
                              									Durchmesser; es ist am Ende der Achse, außen auf der Buͤchse, aufgezogen, f, Welle der Maschine, deren Umdrehungen der Zaͤhler anzeigt. g, Schraube ohne Ende auf dieser Welle, die in die
                              									Zaͤhne des Rades, e, eingreift. Die Welle, f, laͤuft in Einer Minute 18 Mahl um. Jede
                              									Umdrehung derselben ruͤkt das Rad um einen Zahn, welches folglich binnen 3
                              									Minuten einen ganzen Umlauf vollendet haben wird. Wenn matt also ein Niet auf das
                              									Ende der in eine Schraube ausgeschnittenen Stange aufsezt, wird dasselbe in 3
                              									Minuten um Einen Schraubengang weiter ruͤken, und zum Durchlaufen der ganzen
                              									Laͤnge dieser Schraube, die 310 Gaͤnge fuͤhrt, 310 Mahl drei
                              									Minuten, oder 15 1/2 Stunden noͤthig haben: solange dauert auch
                              									gewoͤhnlich die Arbeit eines Tages. Statt eines ganzen Nietes, das man nur
                              									mit Muͤhe zuruͤkbringen koͤnnte, hat Hr. Noriet ein halbes Niet angebracht, h, welches
                              									auf der Stange, d, durch eine Feder, i, festgehalten wird, die sich, wie man in Fig. 12.
                              									sieht, gegen den Dekel der Buͤchse anlegt. Dieser Druk reicht hin, um zu
                              									verhindern, daß das halbe Niet nicht einen Gang uͤberspringt. Ein Zeiger auf
                              									dem Niete, k, zeigt die Stunden auf dem eingetheilten
                              									Maßstabe. Dieser Zeiger laͤßt sich leicht nach jeder Stunde stellen. Man
                              									oͤffnet, in dieser Absicht, den Dekel, wodurch der Zeiger los wird. Bleibt er
                              									in seinem Laufe, verglichen mit der Taschenuhr, zuruͤk, so geht die Maschine
                              									zu langsam; im entgegen gesezten Falle arbeitet die Maschine zu schnell.
                           Wenn das Niet an das Ende der Stange gekommen ist, bleibt es auf dem nicht
                              									eingeschnittenen Theile desselben stehen.
                           Wenn es sich um Secunden handelte, koͤnnte man diese dadurch erhalten, daß man
                              									auf der Buͤchse einen Zeiger anbraͤchte, der sie auf der Scheibe des
                              									Rades wiese, die daher in 180 Theile (Zahl der Secunden in 3 Minuten) getheilt seyn
                              									muͤßte: denn in 3 Minuten hat das Rad seinen Umlauf vollendet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
