| Titel: | Untersuchung über den Indigo; von J. J. Berzelius. | 
| Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. CXL., S. 482 | 
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                        CXL.
                        Untersuchung uͤber den Indigo; von
                           									J. J.
                              									Berzelius.Aus dessen Lehrbuche der Chemie Thl. III. S. 638, uͤbersezt von Friedr. Engelhart im
                                 											Archiv f. d.
                                       												ges. Naturl. Bd. XI. S. 1. Vergl. auch Poggendorff's
                                       												Annalen der Chemie und Physik Jahrg. 1827, St. 5, S. 105.
                                 										Da diese neue Untersuchung uͤber den Indigo in chemischer wie in
                                 										technischer Hinsicht so viele neue Thatsachen und Berichtigungen
                                 										enthaͤlt, glauben wir sie unsern Lesern in diesem polyt. Journale
                                 										vollstaͤndig mittheilen zu muͤssen. A. d. R.
                           							
                        Berzelius's, Untersuchung uͤber den Indigo.
                        
                     
                        
                           Als ich einige Versuche anstellte, um die naͤhern
                              									Bestandtheile des Indigo's, wie er im Handel vorkommt, kennen zu lernen, fand ich
                              									darin vier besondere Stoffe, die sich durch eigenthuͤmliche charakteristische
                              									Eigenschaften auszeichnen. Wahrscheinlich enthaͤlt der Indigo noch einige
                              									andere Substanzen, jedoch in geringerer Quantitaͤt als diese. Die
                              									aufgefundenen sind: 1) ein eigenthuͤmlicher Stoff, der seinem Verhalten nach
                              									Pflanzenleim (Kleber) am naͤchsten steht; 2) ein brauner Stoff, den ich Indigobraun nennen will; 3) ein rother Stoff, den ich Indigoroth nenne (Bergmanns
                              									und Chevreul's rothes Harz) und 4) die eigentliche blaue
                              									Farbe, Indigoblau. Die drei ersten dieser Substanzen sind
                              									nicht ganz unloͤslich im Wasser, und digerirt man den Indigo mit Wasser von +
                              									60° C., so erhaͤlt man eine gelblichgruͤne Fluͤßigkeit,
                              									welche einen sehr unbedeutenden Ruͤkstand hinterlaͤßt; allein man kann
                              									den Indigo mit einem großen Quantum Wassers so auswaschen, daß dieß nicht
                              									aufhoͤrt gefaͤrbt zu werden, und der gruͤne Stoff, den Chevreul bloß in einer Indigosorte gefunden, scheint sich
                              									nur im Wasser mittelst der Gegenwart von Ammoniak aufgeloͤst zu haben, das
                              									sich wahrscheinlich durch eine waͤhrend des Troknens beginnende
                              									Faͤulniß des Indigo's gebildet haben duͤrfte. In dem
                              									gewoͤhnlich im Handel vorkommenden Indigo habe ich keine Spur von Ammoniak
                              									gefunden.
                           
                        
                           a) Indigo-Pflanzenleim.
                           Den Indigo-Pflanzenleim erhaͤlt man, wenn feingeriebener Indigo mit einer
                              									stark mit Wasser verduͤnnten Saͤure digerirt wird, z.B. mit
                              									Schwefelsaͤure, Salzsaͤure oder Eisigsaͤure, wodurch zugleich einige Salze,
                              									die Kalk- oder Talkerde zur Basis haben, extrahirt werden. Der unloͤsliche
                              									Theil wird hierauf noch einigemal mit Wasser ausgekocht. Man erhaͤlt eine
                              									brandgelbe Aufloͤsung, und gewoͤhnlich wird der meiste Pflanzenleim
                              									vom Aussuͤßewasser ausgezogen, weil derselbe minder loͤslich, wenn die
                              									Fluͤßigkeit stark sauer ist. Hat man Schwefelsaͤure angewandt, so
                              									erhaͤlt man den Pflanzenleim am besten rein, wenn die Saͤure mit
                              									pulverisirtem Marmor gesaͤttigt, und die Aufloͤsung nach dem Filtriren
                              									zur Trokne abgedunstet wird. Alkohol extrahirt hieraus den Pflanzenleim, der nach
                              									dem Verdunsten des erstem in Form eines gelben oder gelbbraunen, durchscheinenden,
                              									glaͤnzenden Firnisses zuruͤkbleibt. Er ist im Wasser leicht
                              									loͤslich, und schmekt dem Fleischertrakte nicht unaͤhnlich. Auf einem
                              									Platinnableche erhizt schmilzt derselbe und brennt mit Flamme, indem zulezt eine
                              									weiße Asche zuruͤkbleibt. Der Destillation unterworfen gibt er ein braunes,
                              									dem Hirschhornoͤhle aͤhnliches Oehl und ein stark ammoniakalisches
                              									Wasser. Im Wasser aufgeloͤst wird er von denselben Reagentien
                              									gefaͤllt, welche den gewoͤhnlichen Pflanzenleim faͤllen;
                              									naͤmlich von Gerbestoff, von Queksilberchlorid (Queksilbersublimat), von
                              									Cyaneisenkalium (eisenblausaurem Kali), essigsaurem Bleioxyde, und von
                              									schwefelsaurem Eisenoxyde. Diese Niederschlaͤge sind weiß oder hellgelb.
                              									Queksilberchlorid bewirkt keine Faͤllung, wenn die Aufloͤsung sauer
                              									ist; ein Saͤureuͤberschuß hindert auch die Faͤllung durch
                              									Gerbestoff, dagegen faͤllt Cyaneisenkalium nichts, wenn nicht freie
                              									Saͤure vorhanden ist.
                           Dieser Pflanzenleim vereinigt sich sowohl mit Saͤuren als mit Alkalien und
                              									concentrirte Schwefelsaͤure loͤst ihn auf, ohne sich davon schwarz zu
                              									faͤrben. Salpetersaͤure faͤrbt ihn gelb, und bei
                              									verstaͤrkter Einwirkung erzeugt sie ein gelbes talgartiges Fett, nebst
                              									Oxalsaͤure und vielleicht auch Aepfelsaͤure. Dieser Stoff gleicht
                              									sonach in seinem Verhalten am meisten dem Pflanzenleime, von dem er sich nur durch
                              									seine Loͤslichkeit im Wasser und die ihm mangelnde klebrige Eigenschaft
                              									unterscheidet. Vom Pflanzen-Eiweiß unterscheidet er sich durch seine
                              									Loͤslichkeit im Alkohole und dadurch, daß er beim Kochen nicht coagulirt.
                           Wird Indigo mit Salzsaͤure ausgezogen, und die Aufloͤsung mit
                              									kohlensaurem Kalke gesaͤttigt und abgedampft, so bleibt bei der
                              									Aufloͤsung in Alkohol nur eine Spur unaufgeloͤster Salze
                              									zuruͤk. Saͤttigt man die salzsaure Aufloͤsung mit kohlensaurem
                              										Bleioxyde, dunstet
                              									sie nachher zur Trokne ab, und behandelt sie hierauf mit Alkohol, so loͤst
                              									sich in demselben ein Gemenge von Pflanzenleim und salzsaurer Talkerde, welche vom
                              									Indigo herruͤhren, auf. Nicht selten enthaͤlt derselbe auch so viel
                              									Eisenoxyd, daß man mit Ammoniak einen gelben Niederschlag bekoͤmmt. Die
                              									Saͤuren scheiden nicht den ganzen Pflanzenleimgehalt ab, sondern es bleibt
                              									ein Antheil zuruͤk, der erst gaͤnzlich durch Behandlung mit
                              									kaustischem Kali aufgeloͤst wird.
                           
                        
                           b) Indigobraun.
                           Das Indigobraun befindet sich in groͤßerer Menge im Indigo als der
                              									Pflanzenleim. Zuweilen ist es in demselben mit Kalkerde verbunden, von der es durch
                              									Behandlung mit Saͤuren geschieden wird; bisweilen bildet es auch eine
                              									Vereinigung mit einer Pflanzensaͤure.
                           Das Indigobraun wird aufgeloͤst, wenn der mit einer Saͤure behandelte
                              									Indigo in Aezkali gebracht und gelinde damit erhizt wird. Die Masse wird sogleich
                              									schwarz, und der Indigo bildet ein loses Magma in dem Maase, als das Alkali das
                              									Indigobraun aufloͤst. Die Fluͤßigkeit geht langsam durch das Filtrum,
                              									und ist so dunkel gefaͤrbt, daß nur sehr duͤnne Schichten davon gegen
                              									eine Lichtflamme gesehen durchscheinend sind. Wird der auf dem Filtrum
                              									zuruͤkgebliebene Indigo mit Wasser ausgewaschen, so faͤrbt sich die
                              									durchlaufende Fluͤßigkeit gruͤn oder blaugruͤn und geht
                              									aͤußerst langsam durch. Die Ursache dieser Faͤrbung ist, daß ein Theil
                              									Indigo in einer verduͤnnten alkalischen Loͤsung des Indigobrauns sich
                              									aufloͤst, und wenn man vor dem Filtriren die Fluͤßigkeit mit Wasser
                              									verduͤnnt, so geht sie sogleich gruͤn durch, und enthaͤlt dann
                              									die blaue Indigofarbe so fein zertheilt, daß sie sich selbst nach Verlauf von
                              									mehreren Monaten nicht klaͤrt. Aus der schwarzbraunen alkalischen
                              									Loͤsung faͤllen Saͤuren einen schwarzbraunen, oder beinahe
                              									schwarzen Stoff, im voluminoͤsen halb gelatinirten Zustande. Versezt man die
                              									alkalische Fluͤßigkeit mit Schwefelsaͤure bis sie sauer schmekt, und
                              									filtrirt sie hierauf, so erhaͤlt man das Indigobraun auf dem Filtrum. (Die
                              									durchgelaufene gelblichbraune Fluͤßigkeit mit kohlensaurem Kalke
                              									neutralisirt, hierauf zur Trokne abgedunstet und mit Alkohol uͤbergossen,
                              									theilt diesem noch einen Antheil Pflanzenleim mit.) Die schwarze Farbe ruͤhrt
                              									von Indigoblau her, welches damit vereinigt ist. Man scheidet dieß dadurch ab, daß
                              									der ausgewaschene Niederschlag in kohlensaurem Ammoniak aufgeloͤst und hierauf zur Trokne
                              									abgedunstet wird, der Ruͤkstand wird sodann in sehr wenigem Wasser
                              									aufgenommen und filtrirt. Auf diese Weise bleibt Indigoblau mit etwas Braun auf dem
                              									Filtrum zuruͤk, wird aber mit blaugruͤner Farbe aufgeloͤst,
                              									wenn man dieses zu waschen hersucht, bis endlich nur eine kleine Portion reines
                              									Indigoblau unloͤslich als Ruͤkstand auf dem Filter verbleibt. Daß die
                              									gruͤne Farbe von aufgeloͤstem Indigoblau herruͤhrt, und nicht
                              									etwa von einem besondern gruͤnen Stoffe, findet man auch dadurch, daß sie
                              									verschwindet, durch Behandlung mit Alkali und schwefelsaurem Eisenoxydule, welche
                              									die blaue Indigofarbe auf eine Weise veraͤndert, deren ich weiter unten
                              									erwaͤhnen will.
                           Dieser Stoff duͤrfte wohl schwerlich ganz rein und befreit von andern
                              									Substanzen dargestellt werden, weshalb er auch im isolirten Zustande nicht gekannt
                              									ist. Der durch Schwefelsaͤure erhaltene Niederschlag wird (noch feucht) mit
                              									frisch gefaͤlltem kohlensaurem Baryte digerirt, wobei er sich großentheils
                              									mit Baryterde verbindet und unloͤslich wird, eine andere Portion aber bleibt
                              									in der Fluͤßigkeit aufgeloͤst. Nach dem Troknen stellt derselbe einen
                              									durchscheinenden, glaͤnzenden, braunen Firniß dar, der sich nicht
                              									voͤllig im Wasser aufloͤst; der unloͤsliche Theil
                              									enthaͤlt etwas Baryterde. In diesem Zustande ist er beinahe geschmaklos, und
                              									reagirt weder sauer noch alkalisch. Erhizt wird er weich, blaͤht sich auf,
                              									raucht und riecht animalisch, entzuͤndet sich und brennt mit Flamme, indem er
                              									zulezt eine poroͤse Kohle zuruͤklaͤßt, die sich schwer in Asche
                              									verwandeln laͤßt, welche dann aus kohlensaurem Baryte besteht. Bei der
                              									Destillation gibt er ein schwarzes, dikes und schwerfluͤßiges, brenzliches
                              									Oehl, nebst einem farblosen stark ammoniakhaltigen Wasser.
                           Das Indigobraun vereinigt sich gerne und leicht mit Saͤuren. Diese Verbindungen sind im Wasser sehr
                              									schwerloͤslich. Faͤllt man eine Aufloͤsung des Indigobrauns im
                              									Alkali mit einer Saͤure, so erhaͤlt man einen voluminoͤsen
                              									braunen in duͤnnen Schichten durchscheinenden Niederschlag, welcher, nachdem
                              									die freie Saͤure ausgewaschen, noch sauer auf Lakmus reagirt, und das
                              									Aussuͤßewasser gelb faͤrbt, indem eine geringe Quantitaͤt sich
                              									in demselben aufloͤst. Wird die Verbindung mit Schwefelsaͤure oder
                              									Salzsaͤure lange mit Wasser gekocht, so faͤrbt sich dieß gelb,
                              									waͤhrend die unaufgeloͤste Masse zusammenschrumpft, so hart wird, daß sie in der
                              									Fluͤßigkeit pulverisirt werden kann. Leitet man Chlor in eine
                              									Aufloͤsung von Indigobraun, so verschwindet nach und nach die dunkle Farbe,
                              									und es bildet sich ein bleicher brandgelber Niederschlag, bestehend aus
                              									Salzsaͤure und Indigobraun, auf welchen Chlorwasser nicht einwirkt, selbst
                              									wenn man beide zusammen erhizt. Waͤhrend des Troknens faͤrbt sich
                              									dieser wieder dunkel, und im trokenen Zustande ist er beinahe ganz schwarz. Mit
                              									Essigsaͤure bildet das Indigobraun zwei Verbindungen, von denen die eine mit
                              									einem geringern Saͤuregehalt im Wasser loͤslich ist, waͤhrend
                              									die andere, welche mehr Saͤure enthaͤlt, unloͤslich ist. Die
                              									loͤsliche Verbindung erhaͤlt man, wenn die Aufloͤsung des
                              									Indigobrauns in kaustischem Kali mit Essigsaͤure so lange versezt wird, bis
                              									die Fluͤßigkeit deutlich sauer reagirt, worauf sie zur Trokne abgedunstet
                              									wird. Sie bildet dann eine schwarzbraune, zersprungene Masse, aus der das essigsaure
                              									Kali mit Alkohol ausgezogen werden kann, der jedoch zugleich eine kleine
                              									Quantitaͤt von dem essigsaueren Indigobraun aufloͤst. Dieß ist nachher
                              									leicht im Wasser aufloͤslich, vertraͤgt das Kochen und roͤthet
                              									Lakmuspapier; auch in Alkohol loͤst es sich in geringer Menge auf, allein
                              									damit gekocht verliert es groͤßtentheils seine Loͤslichkeit im Wasser.
                              									Das unloͤsliche essigsaure Indigobraun wird gefaͤllt: durch Zusaz
                              									eines großen Ueberschußes an Essigsaͤure. Waͤhrend des
                              									Aussuͤssens verwandelt sich aber ein geringer Theil davon wieder in
                              									loͤsliches, indem das Aussuͤßwasser immer mehr und mehr
                              									aufzuloͤsen anfaͤngt; endlich aber truͤbt dieses sich wieder,
                              									indem es in der vorher durchgegangenen saueren Fluͤßigkeit gefaͤllt
                              									wird.
                           Mit den Alkalien geht es sehr leicht Verbindungen ein, die im Wasser loͤslich
                              									und sehr dunkel braun gefaͤrbt sind. Es saͤttigt eine Portion Alkali
                              									so vollkommen, daß die Vereinigung nicht im mindesten auf geroͤthetes
                              									Lakmuspapier reagirt. Saͤttigt man eine Aufloͤsung des Indigobrauns in
                              									Kali genau mit Essigsaͤure, so daß alle saure Reaktion verschwindet, dunstet
                              									sie hierauf zur Trokne ab, und behandelt die Masse mit Alkohol, so wird das
                              									essigsaure Kalisalz nebst etwas wenigem Indigobraun ausgezogen, und der
                              									unloͤsliche Ruͤkstand ist nun eine genau gesaͤttigte Verbindung
                              									des lezteren mit Kali. In Wasser aufgeloͤst und abgedunstet, erscheint sie
                              									als eine glaͤnzend schwarze, zersprungene Masse, welche in langen
                              									nadelfoͤrmigen Stuͤken, aͤhnlich prismatischen Krystallen, auseinanderborstet. Die
                              									Aufloͤsung derselben in kohlensaurem Ammoniake abgedunstet und bei +
                              									70° getroknet, sieht dieser ganz gleich, loͤst sich im Wasser und
                              									ziemlich leicht in Alkohol auf. Sie enthaͤlt die Basis nicht mehr in
                              									kohlengesaͤuertem Zustande, braust nicht auf, wenn sie mit einer
                              									Saͤure in Beruͤhrung kommt, entwikelt aber mit Kali oder Kalk
                              									zusammengebracht, viel Ammoniak. Diese beiden Verbindungen besizen einen schwachen,
                              									aber sehr unbehaglichen Geschmak. Mit Baryterde bildet das Indigobraun eine sehr
                              									schwerloͤsliche, mit Kalkerde eine ganz unloͤsliche Verbindung.
                              									Kalkwasser faͤllt es aus seinen Verbindungen mit Kali oder Ammoniak, und
                              									durch Kochen mit Kalkhydrate kann man es gaͤnzlich aus seiner
                              									Aufloͤsung in Aezkali abscheiden, so daß dieß im freien Zustande in einer
                              									wasserhellen Aufloͤsung zuruͤckbleibt.
                           Die Loͤsungen eines Indigobrauns, das entweder mit essigsaurem Kali oder
                              									Ammoniake vereinigt ist, werden nicht gefaͤllt:
                              									durch Cyaneisenkalium (eisenblausaures Kali), durch Queksilberchlorid (Queksilbersublimat) und Gallaͤpfelinfusion; die Verbindung mit Baryterde
                              									aber wird von der leztern niedergeschlagen. Dunkelgefaͤrbte
                              									Niederschlaͤge erhaͤlt man dagegen sowohl durch neutrales, als durch
                              									basisches essigsaures Bleioxyd und durch schwefelsaures Eisenoxyd. Durch die
                              									Eigenschaft, nicht durch Gerbestoff, Queksilberchlorid und Cyaneisenkalium aus der
                              									Aufloͤsung in Essigsaͤure gefaͤllt zu werden, unterscheidet es
                              									sich bestimmt vom Pflanzeneiweiß und Pflanzenleim, und wird als ein
                              									eigenthuͤmlicher Pflanzenstoff charakterisirt.
                           Durch Salpetersaͤure wird es zersezt; Stikstoffoxydgas entbindet sich
                              									sogleich, und die Masse loͤst sich, eine truͤbe Fluͤßigkeit
                              									bildend, mir gelber Farbe auf; Wasser faͤllt daraus einen flokigen
                              									brandgelben Stoff, der in Aezammoniak mit dunkelbrandgelber Farbe loͤslich,
                              									nach dem Troknen eine gelbe, im Wasser wieder unvollkommen loͤsliche Masse
                              									von bitterlichem Geschmake bildet. Die Fluͤßigkeit, aus welcher Wasser den
                              									genannten gelben Stoff gefaͤllt hat, gibt nach dem Verdunsten zuerst
                              									Krystalle von Oralsaͤure, und nachher bis zur Syrupdike gebracht, eine
                              									blaͤttrige krystallinische Masse von anfangs saurem und zulezt stark bitterem
                              									Geschmake. Mit Kali gesaͤttigt und abgedunstet, liefert sie Salpeterkrystalle
                              									und einen krystallinischen, brandgelben, bittern und in Alkohol loͤslichen,
                              									zerfließbaren Stoff, der aus Kali und einem eigenthuͤmlichen bittern Stoffe
                              									besteht. Erhizt blaͤht sich derselbe auf, aber detonirt nicht, wenn er ganz
                              									frei von beigemengtem Salpeter ist; hierdurch unterscheidet er sich von den durch
                              									Zerstoͤrung des Indigoblaus mittelst Salpetersaͤure erzeugten
                              									Produkten. – Es scheint dieß derjenige Stoff zu seyn, welchen Chevreul in Verbindung mit Ammoniak erhielt, und den er
                              									als ein Gruͤn beschrieb, welches davon herruͤhre, daß
                              									verduͤnnte Aufloͤsungen dieser Substanz in Alkali Indigo
                              									aufloͤsen und sich gruͤn davon faͤrben.
                           Chevreul fuͤhrt an, daß er diesen gruͤnen
                              									Stoff bloß in einer einzigen Indigosorte fand. Ich fand dagegen das Indigobraun in
                              									allen bessern und schlechtern Sorten, welche ich untersucht habe; daß dieß aber
                              									bisher der Aufmerksamkeit der Chemiker entgangen, ruͤhrt davon her, daß sie
                              									den Indigo nicht mit kaustischem Alkali extrahirt haben. Es ist damit nicht gesagt,
                              									daß dieser Stoff sich auch in dem Indigo anderer Gewaͤchse als Indigofera
                              									finden muͤsse, und die Zukunft wird zeigen, ob er auch in Nerium, Spilanthus,
                              									Galega und andern mehr vorkommt; aus Chevreul's Analyse
                              									des Waids darf man vermuthen, daß diese Substanz, oder eine ihr sehr verwandte, auch
                              									in der Isatis sich finde, aus deren Infusion Chevreul mit
                              									essigsaurem Bleioxyde einen braunen Stoff faͤllte.
                           
                        
                           c) Indigoroth.
                           Das Indigoroth erhaͤlt man, wenn der mit Saͤure und Alkali behandelte
                              									Indigo mit Alkohol von 0,83 Eigengewicht gekocht wird. Es loͤst sich in
                              									Alkohol sehr langsam auf, wird beinahe nicht von demselben in der Kaͤlte
                              									aufgenommen, und um den Indigo gaͤnzlich davon zu befreien, ist wiederholtes
                              									starkes Kochen mit neuen Portionen Alkohol erforderlich. Am Ende wird der Alkohol,
                              									statt dunkelroth (wie anfangs) hellblau und enthaͤlt nun Indigo
                              									aufgeloͤst. Die erhaltene Aufloͤsung des Indigorothes in Alkohol ist
                              									so stark dunkelroth, daß sie kaum das Licht durchlaͤßt. Wasserzusaz bewirkt
                              									keine Faͤllung, weil die Loͤsung, obgleich sehr stark gefaͤrbt,
                              									doch sehr schwach ist. Destillirt man den Alkohol ab, so erhaͤlt man zulezt
                              									in der Retorte ein Gemenge einer dunkelrothen Fluͤßigkeit mit einem beinahe
                              									schwarzbraunen pulverfoͤrmigen Stoffe, der sich ausgesondert hat. Wird die
                              									Fluͤßigkeit durch Filtriren davon getrennt und abgedunstet, so hinterbleibt
                              									ein salzartiges Extract, das in Wasser sich wieder aufloͤst; es ist dieß eine
                              									Vereinigung von Indigoroth und Indigobraun mit Alkali, die durch Saͤuren
                              									gefaͤllt werden kann. Geschieht die Faͤllung durch Essigsaͤure,
                              									die man etwas uͤberschuͤßig zusezt, so kann das meiste Indigobraun
                              									theils in der Aufloͤsung zuruͤkgehalten, theils ausgewaschen werden.
                              									Wird das nun ruͤckstaͤndige Indigoroth in Alkohol aufgeloͤst,
                              									so erhaͤlt man eine schoͤne rothe Aufloͤsung, die abgedunstet
                              									Indigoroth in Form eines schwarzbraunen glaͤnzenden Firnisses, zuruͤk
                              									laͤßt.
                           Das waͤhrend der Destillation gefaͤllte Indigoroth ist ein
                              									schwarzbraunes Pulver, das in Wasser, sowie in verduͤnnten Saͤuren und
                              									Aezlauge unloͤslich ist. Kali nimmt nicht das Mindeste davon auf, und wenn
                              									man die Aufloͤsung desselben im Alkohole mit Aezkali mengt und abdunstet, so
                              									kann durch Wasser das Alkali aus dem Ruͤkstande gaͤnzlich entfernt
                              									werden, indem das Indigoroth zuruͤkbleibt. Von Alkohol und Aether wird es,
                              									obgleich in geringer Menge, aufgeloͤst; der leztere nimmt jedoch mehr davon
                              									auf als der erstere. Verduͤnnte Loͤsungen sind schoͤn roth, die
                              									concentrirteren intensiv dunkelroth. Sowohl die Alkohol- wie die
                              									Aetheraufloͤsung hinterlaͤßt, nach spontaner Verdunstung, das
                              									Indigoroth in Form eines dunkelbraunen Pulvers.
                           Von concentrirter Schwefelsaͤure wird es mit dunkelgelber Farbe
                              									aufgeloͤst, die Aufloͤsung mit Wasser verduͤnnt erscheint roth
                              									– in's Gelbe spielend, wird aber nicht durch diesen Zusaz gefaͤllt.
                              									Digerirt man die verduͤnnte Aufloͤsung mit Wolle oder Wollenzeug
                              									einige Stunden lang, so wird sie farblos, und die Wolle faͤrbt sich
                              									gelblichbraun in's Roͤthliche spielend. Von rauchender Salpetersaͤure
                              									wird es mit schoͤner Purpurfarbe aufgeloͤst, die aber bald durch eine
                              									stattfindende Zersezung in Gelb uͤbergeht. Aus der purpurrothen
                              									Aufloͤsung wird das Indigoroth scheinbar unveraͤndert gefaͤllt,
                              									wenn sie mit Wasser verduͤnnt wird. Ist die Fluͤßigkeit schon gelb
                              									geworden, so faͤllt Wasser einen gelben flokigen Stoff, aͤhnlich
                              									jenem, welcher unter gleichen Umstaͤnden aus der Loͤsung des
                              									Indigobrauns gefaͤllt wird. – In Chlorwasser erweicht das Indigoroth,
                              									wird gelb und kann wie Wachs geknetet werden; sezt man es hierauf der Luft wieder aus, so
                              									erhaͤrtet es und erhaͤlt seine Farbe beinahe ganz wieder.
                           Besonders merkwuͤrdig ist dessen Verhalten bei erhoͤheter Temperatur.
                              									Schnell an der Luft erhizt schmilzt es, raucht, entzuͤndet sich und brennt
                              									mit heller rußender Flamme. In einem Destillationsapparate, im luftleeren Raume,
                              									gibt es anfangs eine geringe Quantitaͤt farblosen Sublimat, nachher schmilzt
                              									es und verkohlt. Man erhaͤlt einen krystallinischen Sublimat, dessen am
                              									meisten entfernt liegende Theile geschmolzenen farblosen Tropfen gleichen, hierauf
                              									kommt eine braune krystallinische Masse, und endlich – zunaͤchst der
                              									erhizten Stelle – ein geschmolzener durchscheinend roͤthlichgelber
                              									Ueberzug. Es entbindet sich kein Gas, und das Barometer der Luftpumpe bleibt
                              									unveraͤndert. Die sublimirte Substanz gibt einen weißen Strich und ein
                              									hellgraues Pulver; sie besteht aus farblosen Krystallen, vermengt mit sublimirtem
                              									unveraͤndertem Indigorothe. Wird der Sublimat mit Alkohol digerirt, so
                              									loͤst sich verhaͤltnißmaͤßig mehr Indigoroth als Krystalle auf,
                              									welche leztere endlich ungefaͤrbt zuruͤkbleiben, und durch wiederholte
                              									Sublimation im luftleeren Raume gereinigt werden koͤnnen. Man erhaͤlt
                              									so den Sublimat schneeweiß, aus glaͤnzenden, durchscheinenden,
                              									mikroskopischen Nadeln bestehend. Dieser sublimirte Koͤrper hat folgende
                              									Eigenschaften: im Wasser ist er unloͤslich, geschmak- und geruchlos: reagirt
                              									weder sauer noch alkalisch, loͤst sich nur schwer in Alkohol und Aether auf,
                              									welche Loͤsungen in's Braͤunlichgelbe spielen (wahrscheinlich von
                              									adhaͤrirendem Indigorothe) und gibt bei freiwilliger Verdunstung kleine
                              									durchsichtige farblose Krystallkoͤrner. In concentrirter
                              									Schwefelsaͤure loͤst er sich sehr schwer auf, die Aufloͤsung
                              									ist schoͤn citrongelb, und der unaufgeloͤste Ruͤkstand
                              									brandgelb; ans dieser Solution wird durch Wasser gleichfalls ein brandgelber
                              									Niederschlag gefaͤllt. Beide sind eine Verbindung der Schwefelsaͤure
                              									mit dem Sublimate. Die concentrirte Salzsaͤure vereinigt sich damit,
                              									faͤrbt ihn brandgelb, und wird selbst gelb durch eine Spur, die sie davon
                              									aufloͤst, und die durch Wasser nicht wieder gefaͤllt werden kann.
                              									Essigsaͤure loͤst auch eine sehr geringe Menge desselben auf, ohne
                              									jedoch davon gefaͤrbt zu werden. Verduͤnnte Salpetersaͤure
                              									faͤrbt diesen Stoff augenbliklich roth, und wenn die Saͤure davon
                              									abgegossen und die rothe Masse mit Alkohol oder Aether behandelt wird, so
                              									verhaͤlt sie sich
                              									ganz wie wiederhergestelltes Indigoroth. Concentrirte rauchende
                              									Salpetersaͤure loͤst denselben mit schoͤner purpurrother Farbe
                              									auf, zersezt ihn bei Erwaͤrmung, und bildet damit eine gelbe Solution. Die
                              									purpurrothe Aufloͤsung und die Zersezungsprodukte sind denjenigen ganz
                              									aͤhnlich, welche man aus nicht sublimirtem Indigorothe erhaͤlt. Die
                              									Salpetersaͤure ist ein so empfindliches Reagens fuͤr diesen Stoff, daß
                              									die geringste Spur davon, in einer Fluͤßigkeit aufgeloͤst, eine
                              									merkbar rothe Farbe einige Augenblike darauf, nachdem die Salpetersaͤure
                              									zugefuͤgt worden, erzeugt. Von Aezkalien wird er nicht aufgeloͤst,
                              									selbst wenn er mit sehr concentrirten Loͤsungen derselben gekocht wird. Wird
                              									der Sublimat in einem Gefaͤße unter Zutritt der Luft erhizt, so schmilzt er
                              									und faͤrbt sich gelb, wird aber beim Erkalten wieder krystallinisch im
                              									Bruche. Staͤrker erhizt geraͤth er in's Kochen, und nimmt eine
                              									fluͤßige Form an, wobei jedoch eine partielle Zersezung statt findet, allein
                              									weder eine Saͤure noch Ammoniak entbindet sich hiebei. An freier Luft raucht
                              									er, entzuͤndet sich und brennt mit Heller rußender Flamme, indem er eine Spur
                              									von Kohle hinterlaͤßt, die langsam verbrennt. Aus dem Angefuͤhrten
                              									geht hervor, daß der erhaltene Sublimat dem Indigorothe sehr nahe steht, in welches
                              									er durch die Einwirkung der Salpetersaͤure verwandelt wird. Ob derselbe sich
                              									waͤhrend der Destillation bildet oder vorher schon im Indigo selbst vorhanden
                              									seyn duͤrfte, ist sehr schwer mit Gewißheit zu bestimmen. Ich glaubte wohl zu
                              									finden, daß ein koͤrniges Pulver sich nebst pulverfoͤrmigem
                              									Indigorothe absezt, wenn die Aufloͤsung in Alkohol abdestillirt wird, aber
                              									ich konnte nie mit voͤlliger Sicherheit dergleichen vor der Sublimation
                              									abscheiden. Das Indigoroth loͤst sich auch vollstaͤndig in
                              									Schwefelsaͤure auf, ohne vom Wasser gefaͤllt zu werden, was jedoch
                              									nicht der Fall mit dem erwaͤhnten Sublimate ist. Das Indigoroth, welches noch
                              									mit fremdartigen Substanzen (z.B. mit Pflanzenleim oder Indigobraun) verunreinigt
                              									ist, kann zwar auch im luftleeren Raume sublimirt werden –, zeigt aber keine
                              									Spur von Krystallen, und hat zugleich eine sichtbare Veraͤnderung erlitten,
                              									obgleich es noch einige seiner Eigenschaften beibehaͤlt.
                           
                        
                           d) Indigoblau.
                           Das Indigoblau, oder der eigentliche Farbstoff des Indigo
                              									bleibt nach der eigentlichen Behandlung mit Alkohol zuruͤk, obgleich nicht im
                              									voͤllig reinen Zustande, sondern theils noch Ruͤkstaͤnde der
                              									bereits genannten Stoffe (die durch die angewandten Reagentien nicht
                              									gaͤnzlich entfernt werden konnten), theils Sand und Grus enthaltend. Um
                              									hieraus das Indigoblau rein zu erhalten, wird es noch feucht (oder in sehr fein
                              									gepulvertem Zustande) mit dem zweifachen Gewichte – des anfaͤnglich zu
                              									diesen Versuchen angewandten rohen Indigo – ungeloͤschten Kalkes
                              									gemengt, der nachher mit Wasser in Hydrat verwandelt wird. Diese Masse wird nachher
                              									in eine Flasche gebracht, die ungefaͤhr das 150 fache Gewicht des angewandten
                              									Indigo's-Wasser faßt, und die man dann mit kochend heißem Wasser fuͤllt und
                              									umschuͤttelt. Man sezt hierauf zwei Drittheile des Kalkgewichts
                              									schwefelsaures Eisenoxydul, fein zerrieben oder vorher in etwas kochendem Wasser
                              									aufgeloͤst, zu und verkorkt nun die Flasche, indem sie wiederholt
                              									tuͤchtig geschuͤttelt wird. Sezt man die Flasche nun ein Paar Stunden
                              									lang an eine warme Stelle, so wird die Masse allmaͤhlig gruͤn, das
                              									Eisenoxydul, das durch die Kalkerde aus seiner Verbindung gefaͤllt wird,
                              									verwandelt sich auf Kosten des Indigoblau's in Oxyd, und dieses, eines Antheils
                              									Sauerstoff beraubt, bildet mit der Kalkerde eine im Wasser loͤsliche
                              									Verbindung, waͤhrend die Fluͤssigkeit, nach Maßgabe ihrer
                              									Concentration, eine reine citrongelbe, oder selbst brandgelbe Farbe annimmt. Statt
                              									Kalkhydrat kann man zu diesem Versuche auch Aezkali oder Natron anwenden. Hat sich
                              									die Fluͤßigkeit nach einiger Zeit geklaͤrt, so entfernt man den klaren
                              									Theil mittelst eines Hebers, worauf man den Ruͤkstand aufs Neue mit warmen
                              									Wasser uͤbergießt und sich abhellen laͤßt; der klare Theil wird nun
                              									wie vorher durch den Heber abgezogen, und der Ruͤkstand filtrirt. So bald
                              									diese Aufloͤsungen mit der Luft in Beruͤhrung kommen, scheidet sich
                              									sogleich Indigoblau aus, was sich durch Wiederaufnahme von Sauerstoff aus der Luft
                              									regenerirt, wobei es die Salzbasis, mittelst welcher es aufgeloͤst war,
                              									fahren laͤßt, und in Pulverform gefaͤllt wird. Aber hierbei nimmt es
                              									zugleich wenigstens einen Theil der fremden Stoffe, die gleichzeitig
                              									aufgeloͤst seyn koͤnnen, mit sich; man kann dieß jedoch
                              									verhuͤten, wenn man die gelbe Loͤsung in salzsaͤurehaltiges
                              									Wasser gießt, wodurch dann jene Stoffe aufgeloͤst bleiben, und die
                              									verduͤnnte Salzsaͤure gelb faͤrben; wird diese nachher
                              									abgedunstet, so hinterbleibt ein extractaͤhnlicher Stoff, der nicht von
                              									Queksilberchlorid (Queksilbersublimat) und Gerbestoff gefaͤllt wird. Sezt man nicht Saͤuren
                              									im Ueberschusse zu, so ist die Fluͤßigkeit, woraus das Indigblau
                              									gefaͤllt worden, farblos, und die Saͤure wird nicht von dem
                              									gefaͤllten Indigoblau gefaͤrbt. Den neu gebildeten blauen
                              									Faͤrbestoff schuͤttelt man mit der Fluͤßigkeit so lange um, bis
                              									er vollkommen blau geworden, worauf er auf ein Filtrum gebracht, und die noch
                              									adhaͤrirende Saͤure nebst dem salzsauren Kalke durch Auswaschen
                              									fortgeschafft wird. Die Farbe desselben ist nun kein reines Blau mehr, sondern
                              									spielt in's Purpurne, was besonders nach dem Troknen sehr stark hervortritt, und
                              									zugleich von einer Art metallischen Glanzes begleitet ist, der durch Druͤken
                              									oder Reiben vollkommen metallisch, fast kupferaͤhnlich wird. Reibt man es zu
                              									Pulver, vorzuͤglich mit irgend einem ungefaͤrbten Stoffe, so wird es
                              									wieder blau. Aus diesem Grunde laͤßt sich auch aus der staͤrkern oder
                              									schwaͤchern Purpurfaͤrbung des Indigo auf dessen verschiedenen Gehalt
                              									an blauen Faͤrbestoff schließen.
                           Das Indigoblau hat in diesem gereinigten Zustande folgende Eigenschaften: es ist ohne
                              									Geschmak und Geruch, zeigt durchaus keine saure oder alkalische Reaction, und
                              									gehoͤrt hinsichtlich seiner chemischen Verwandtschaft zu den indifferentesten
                              									Koͤrpern. Gelinde auf einem Platinbleche an offener Luft erhizt, entsteht ein
                              									schoͤner purpurfarbener Rauch, und wenn die Hize schnell gesteigert wird,
                              									schmilzt es, kocht, entzuͤndet sich, und brennt stark rauchend mit Heller
                              									Flamme, indem zulezt eine Kohle zuruͤkbleibt, welche langsam ohne
                              									Ruͤkstand verbrennt. Der purpurfarbene Rauch ist gasfoͤrmiges
                              									Indigoblau. Bringt man es in einen kleinen Destillationsapparat, der mit der
                              									Luftpumpe in Verbindung gesezt wird, und macht denselben luftleer, so fuͤllt
                              									sich der Retortenbauch, wenn die Retorte selbst erhizt wird, mit diesem Gase und das
                              									Indigoblau schießt in dem Halse der Retorte in glaͤnzenden, dunkeln
                              									purpurfarbenen blaͤttrigen Krystallen an; aber hierbei wird zugleich ein
                              									nicht unbedeutendes Quantum Indigoblau zersezt. Keine permanentgasfoͤrmige
                              									Materie entbindet sich, auch Wasser bildet sich nicht, und das Barometer der
                              									Luftpumpe veraͤndert waͤhrend der Operation seinen Stand durchaus
                              									nicht. Geschieht die Erhizung langsam, so bleibt eine erdartige nicht
                              									glaͤnzende Kohle zuruͤk, findet dieselbe dagegen rasch Statt, so ist
                              									die Kohle nach der Operation halb geschmolzen, poroͤs und glaͤnzend.
                              									Im lezteren Falle erhaͤlt man eine groͤßere Menge Sublimat. Derjenige
                              									Theil des Indigo, der
                              									zersezt wird, bildet zugleich eine geringe Quantitaͤt eines braunen
                              									oͤhlartigen Koͤrpers, der sich vorne an den entferntesten Theilen des
                              									Sublimats condensirt. Das Indigoblau, verfluͤchtigt sich bei einer
                              									Temperatur, bei welcher Papier braun zu werden anfaͤngt. Crum hat dieselbe auf + 290° bestimmt. Man darf
                              									bei der Sublimation nicht suchen aus dem kohligen Ruͤkstande die lezten
                              									Antheile von Indigo auszutreiben, weil sonst sehr leicht hierdurch der schon
                              									sublimirte sich aufs Neue sublimirt, wobei wieder eine Zersezung und Kohlenbildung
                              									Statt findet. Man sprengt nun den Boden der Retorte ab, um die Kohle zu entfernen,
                              									und waͤscht den Sublimat mit warmen Alkohol, um das adhaͤrirende
                              									brenzliche Oehl davon zu trennen, was jedoch so oft wiederholt werden muß, bis der
                              									Alkohol farblos bleibt. Die erhaltenen Krystalle bilden Blaͤtter, welche bei
                              									reflektirtem Lichte dunkelpurpurfarbenen Metallschuppen gleichen, und die, wenn sie
                              									sehr duͤnn sind, blaues Licht durchlassen. Die groͤßern sind
                              									gaͤnzlich undurchscheinend. Nach Le Royer und Dumas Angabe bilden sie vierseitige Prismen mit
                              									rectangulaͤrer Basis, und gewoͤhnlich erhaͤlt man bei der
                              									Sublimation in offenen Gefaͤßen den Sublimat in Form von Nadeln, die
                              									bisweilen mehrere Linien lang sind. Das Eigengewicht derselben ist nach Crum – 1,35.
                           Die Sublimation des Indigoblau findet auch Statt, wenn der im Handel vorkommende
                              									unreine Indigo angewandt wird. Crum nimmt diese
                              									Sublimation zwischen den Dekeln zweier Platintiegel vor, die in der Mitte
                              									hoͤchstens 3/8 Zoll von einander entfernt sind, und erhizt dann den untern
                              									mittelst einer Spirituslampe so lange, bis noch ein Brausen gehoͤrt wird.
                              									Hierauf wird die Lampe entfernt, und der obere Dekel abgenommen, der nun mit
                              									sublimirten Indigoblau uͤberzogen ist, welches Crum nach seiner Angabe zwischen 18 bis 20 pCt. vom Gewichte des Indigo
                              									erhalten hat. Auch zwischen ein Paar platten Uhrglaͤsern laͤßt sich
                              									diese Sublimation bewerkstelligen. Allein der Sublimat, der aus gewoͤhnlichem
                              									Indigo erhalten wird, enthaͤlt außer brenzlichem Oehle auch sublimirtes
                              									Indigoroth und den erwaͤhnten weißen Sublimat, in welchen jenes sich
                              									verwandelt. Von diesem kann der purpurne Sublimat nur durch Feinreiben und
                              									wiederholtes Kochen mit Alkohole befreit werden.
                           Das brenzliche Oehl, das sich bei der Destillation des reinen Indigo bildet, hat
                              									folgende Eigenschaften: es ist brandgelb, beinahe starr, riecht schwach, aber
                              									unangenehm tabakaͤhnlich, und wird mit dunkelbrauner Farbe langsam vom
                              									Alkohole aufgeloͤst. Die Aufloͤsung der freiwilligen Verdunstung
                              									uͤberlassen, sezt einen harzaͤhnlichen Stoff ab, aus welchem sich,
                              									wenn das angewandte Indigoblau noch mit Indigoroth verunreinigt war, einige dunklere
                              									Partikeln abscheiden, die vom lezteren herruͤhren. Die Masse erhaͤrtet
                              									an der Luft, wird pechartig, und der Geruch verschwindet groͤßtentheils. Je
                              									minder vollkommen das Indigoblau gereinigt war, desto mehr erhaͤlt man von
                              									diesem brenzlichen Oehle.
                           Der Umstand, daß das Indigoblau als stikstoffhaltiger Koͤrper in Gasform
                              									existiren kann, ist eine besonders merkwuͤrdige Eigenschaft, die
                              									gewoͤhnlich den stikstoffhaltigen Produkten der organischen Natur nicht
                              									zukoͤmmt.
                           Das Indigoblau ist unloͤslich im Wasser. Siedender Alkohol faͤrbt sich
                              									davon blau, wird aber gewoͤhnlich nach einigen Stunden farblos, nachdem es
                              									eine Spur von Indigoblau abseze; es ist ferner unloͤslich im Aether, und nach
                              										Crum faͤrben sich Terpentinoͤhl und
                              									Baumoͤhl waͤhrend des Kochens blau, allein, nach dem Erkalten
                              									faͤllt das in aͤußerst geringer Menge aufgeloͤste Indigoblau
                              									wieder heraus. Weder verduͤnnte Saͤuren, noch Alkalien loͤsen
                              									dasselbe auf. Man schreibt zuweilen zu technischem Behufe vor, den Indigo in Aezkali
                              									aufzuloͤsen, allein diese Art Aufloͤsung besteht nur darin, daß,
                              									nachdem das Kali das Indigobraun aufgeloͤst hat, der Faͤrbestoff in
                              									der Fluͤßigkeit fein zertheilt schwimmt, woraus er dann lange nicht
                              									niedersinkt.
                           Durch Chlor wird das Indigoblau augenbliklich zerstoͤrt, und faͤrbt
                              									sich rostgelb. Jod wirkt auf nassem Wege nicht darauf, aber wenn es troken damit
                              									gemischt und erhizt wird, so findet eine Zersezung des Indigo Statt. Mit Schwefel
                              									und Phosphor verbindet sich das Indigoblau nicht. Werden sie zusammen im luftleeren
                              									Raume erhizt, so sublimirt sich zuerst der Schwefel oder Phosphor, und nachher das
                              									Indigoblau, ohne daß sie irgend eine Wirkung auf einander geaͤußert zu haben
                              									scheinen.
                           Alle Koͤrper, die eine große Verwandtschaft zum Sauerstoffe besizen, und
                              									welche zugleich mit dem Indigoblau in Beruͤhrung kommen, oxydiren sich auf
                              									Kosten des leztern, und versezen dasselbe in einen farblosen Zustand, in welchem es sich mit dem Alkali
                              									oder der alkalischen Erde vereinigt, und im Wasser loͤslich wird. Von
                              									concentrirter Schwefelsaͤure, vorzuͤglich von der rauchenden wird das
                              									Indigoblau augenbliklich aufgeloͤst, unter Waͤrme-Entwikelung, aber
                              									ohne Entbindung von schweflichter Saͤure. Das Indigoblau veraͤndert
                              									sich dabei auf eine eigenthuͤmliche Weise. Es behaͤlt seine Farbe bei,
                              									die Aufloͤsung ist intensiv rein blau, und faͤrbt sehr große Mengen
                              									Wassers noch sehr sichtbar blau; allein es hat sich ganz und gar in eine Saftfarbe
                              									verwandelt, deren Eigenschaften weiter unten naͤher beschrieben werden
                              									sollen.
                           Von der Salpetersaͤure wird das Indigoblau sehr leicht zersezt, und es
                              									entstehen eigene merkwuͤrdige Producte, von denen hier vorzuͤglich
                              									namentlich die sogenannte Indigosaͤure und das Indigobitter
                              									Man vergleiche hieruͤber die Abhandlung des Hrn. Liebig in diesem Journale Bd.
                                       												XXV. S. 124. A. d. R. als bemerkenswerth zu nennen sind.
                           Die beiden merkwuͤrdigen Zustaͤnde, in welche das Indigoblau theils
                              									durch Reduction, theils durch die Einwirkung der Schwefelsaͤure versezt wird,
                              									verdienen besondere Erwaͤhnung.
                           
                        
                           Reducirter Indigo.
                           Der reducirte Indigo wird gebildet durch die Einwirkung
                              									schweflichtsaurer und phosphorichtsaurer Salze, durch Phosphor, Schwefelkalium
                              									(schwefelwasserstoffsaures Kali) Schwefelcalcium, Schwefelantimon, mehrere
                              									Schwefelsalze, besonders arsenikschwefliches Schwefelkalium, (die Aufloͤsung
                              									des gelben Schwefelarsenik's in schwefelwasserstoffsaurem Kali), Zinnoxydulsalze,
                              									Eisenoxydulsalze und Feilspaͤne von Zink, Eisen, Zinn, Kaliumamalgam und
                              									andere mehr. Allein hierzu ist stets die Anwesenheit von freien Alkalien oder
                              									alkalischen Erdarten erforderlich, die sich mit dem reducirten Faͤrbestoffe
                              									vereinigen und ihn aufloͤsen koͤnnen; finden diese Umstaͤnde
                              									nicht Statt, so erfolgt keine Reduction. So versucht man z.B. vergebens mit
                              									Schwefelkalium oder Schwefelcalcium, selbst wenn diese ein Minimum von
                              									Schwefelgehalt besizen, das Indigoblau zu reduciren; das Product der Oxydation
                              									wuͤrde ein neutrales schwefelsaures Salz seyn, jedoch ohne
                              									uͤberschuͤssige Basis, welche erforderlich ist, um den reducirten Faͤrbestoff
                              									aufzunehmen. Diese Reduction wird demnach hauptsaͤchlich bewirkt: durch die
                              									Verwandschaft des reducirten Indigo's zu den anwesenden freien Salzbasen. Ist Alkali
                              									zugegen, so geschieht die Reduction nicht allein durch die aufgezaͤhlten
                              									unorganischen Koͤrper, sondern auch durch organische Substanzen, die in
                              									Gaͤhrung oder selbst in eine Art von Faͤulniß uͤbergehen, wovon
                              									weiter unten Beispiele angefuͤhrt werden sollen. Ich kenne bloß einen
                              									einzigen Fall, wo die Reduction in einer sauren Fluͤßigkeit Statt findet.
                              									Dieß geschieht, wenn man concentrirte Schwefelsaͤure mit dem 3 bis 4fachen
                              									ihres Volumens Alkohol mischt, und mit dem Indigoblau in einem verschlossenen
                              									Gefaͤße digerirt. Man erhaͤlt dadurch eine Aufloͤsung, welche
                              									sich durch die in dem Gefaͤße befindliche Luft blaͤut, und sich dann
                              									weiter nicht veraͤndert; verduͤnnt man sie aber nachher mit Wasser, so
                              									wird sie anfaͤnglich gruͤn, und nachher ganz blau, wobei das
                              									wiederhergestellte Indigoblau niederfaͤllt, und die Fluͤßigkeit
                              									farblos wird. Die Reduction geschieht hier durch Aetherbildung, aber der reducirte
                              									Antheil ist aͤußerst unbedeutend.
                           Ich habe bereits erwaͤhnt, wie mit einem Ueberschuße an Kali die Reduction des
                              									Indigoblau geschieht. Sezt man dem erhizten Gemische von Indigoblau und Kalkhydrat,
                              									schwefelsaures Eisenoxydul (Eisenvitriol) in kleinen Portionen zu, und
                              									schuͤttelt dann das Gemenge um, indem man es zugleich jedes Mahl einige
                              									Minuten der Ruhe uͤberlaͤßt, so kommt man endlich auf einen Punct, wo
                              									die ganze Masse gelb oder brandgelb ist. Nun ist alles Indigoblau reducirt, und das
                              									Eisenoxydul in Eisenoxyd verwandelt. Sezt man schwefelsaures Eisenoxydul im
                              									Ueberschusse zu, so nimmt die unaufgeloͤste Masse von dem gebildeten
                              									Eisenoxydeoxydul (schwarzen Eisenoxyde) eine dunkle Farbe an.
                           Man kann diese Reduction auch mit vorher noch nicht gereinigtem Indigo vornehmen, auf
                              									die Weise, welche ich bei Bereitung der sogenannten kalten Kuͤpe
                              									naͤher beschreiben werde, allein hierbei loͤst sich ein Antheil
                              									Indigoroth auf, obgleich dieses fuͤr sich allein sowohl in Aezkali als in
                              									Kalkhydrat gaͤnzlich unloͤslich ist, und bei Wiederherstellung des
                              									Indigoblau herausgefaͤllt wird.
                           Hat man eine klare Aufloͤsung des reducirten Indigoblau erhalten, so zieht man
                              									dieselbe mittelst eines Hebers ab in eine ganz trokne Flasche, bis zu deren Boden der
                              									laͤngere Schenkel des Hebers reichen muß, damit die Luft so wenig als
                              									moͤglich Gelegenheit finde, mit der Fluͤßigkeit in Beruͤhrung
                              									zu kommen; man fuͤllt die Flasche dergestalt damit an, daß das oben
                              									befindliche blaue Haͤutchen aus derselben abfließt. Hierauf fuͤgt man
                              									einige Tropfen concentrirte Essigsaͤure, die man vorher gekocht, oder eine
                              									Zeitlang im luftleerem Raume hatte, hinzu, und verschließt sogleich die Flasche mit
                              									einem dicht schließenden Stoͤpsel, ohne etwas Luft hinein zu lassen. Die
                              									Saͤure bewirkt eine reichliche, weiße, flokige Faͤllung, welche
                              									anfaͤnglich aus schimmernden krystallinischen Schuppen besteht, die
                              									vorzuͤglich beim Umschuͤtteln oder im Sonnenlichte sich ausgezeichnet
                              									darstellen; bei einem vorhandenen Saͤureuͤberschusse, oder durch
                              									ruhiges Stehen ziehen sie sich zu glanzlosen Floken zusammen, welche langsam zu
                              									Boden sinken, und nach einer Weile auf ihrer Obenseite graugruͤn zu werden
                              									anfangen. Dieß ist nun reducirter Indigo. Je reiner die Aufloͤsung war, desto
                              									langsamer zieht sich der Niederschlag, indem er zu Boden sinkt, zusammen; dagegen
                              									sinkt er schnell, wenn die Aufloͤsung aus Indigo bereitet worden, der vorher
                              									nicht ausgekocht war. Sobald die Masse nicht weiter mehr zusammensinken will, nach
                              									ungefaͤhr 12–24 Stunden, so wird die klare Fluͤßigkeit
                              									abgegossen, der Niederschlag auf ein Filtrum gebracht, und mit wohl ausgekochtem (in
                              									einer ganz angefuͤllten und verkorkten Flasche erkaltetem) Wasser so lange
                              									gewaschen, bis die durchgehende Fluͤßigkeit nicht mehr sauer reagirt.
                              									Waͤhrend diesem Auswaschen faͤngt der Niederschlag an sich zu
                              									faͤrben, jedoch ohne blau zu werden, sondern er nimmt eine graugruͤne
                              									Farbe an, die vorzuͤglich auf der Oberflaͤche sichtbar wird. Diese
                              									Farbenaͤnderung geht indeß langsam vor sich, und zwar um so langsamer, je
                              									mehr der Niederschlag vor dem Filtriren sich zusammengezogen hatte. Die wohl
                              									ausgewaschene Masse wird zwischen Fließpapier ausgepreßt, und im luftleeren Raume
                              									uͤber Schwefelsaͤure getroknet. Wenn sie anfangs gewoͤhnlich
                              									ziemlich gruͤn gefaͤrbt aussah, so wird sie waͤhrend des
                              									Troknens gruͤnlichweiß oder fast ganz weiß, und in kleinen Mengen kann sie
                              									sogar von der Luft an einem + 24° warmen Orte getroknet werden, ohne sich zu
                              									veraͤndern. Im getrokneten Zustande ist dieselbe zusammenhaͤngend,
                              									gruͤnlichweiß, und besizt eine Art Seidenglanz, der sehr deutlich eine
                              									krystallinische Beschaffenheit der Theilchen beurkundet. Chevreul fuͤhrt an, daß er bei der Destillation des Alkohols, den
                              									er mit Waid gekocht hatte, der vorher mit Wasser ausgelangt war, gegen das Ende der
                              									Operation kleine weiße krystallinische Koͤrner erhalten, die an der Luft blau
                              									wurden. Dieß moͤchte beweisen, daß dieser Koͤrper die Eigenschaft
                              									besizt zu krystallisiren, wenn es ausgemacht waͤre, daß er nicht etwa eine
                              									Verbindung mit einem andern Stoffe waͤre.
                           Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Farbe des reducirten Indigo weiß, wenigstens
                              									ist sie so im ersten Augenblike der Faͤllung; die schmuzig gruͤne
                              									Schattirung ruͤhrt ohne Zweifel von der durch den Zutritt der Luft bewirkten
                              									Oxydation her. Daß diese Substanz grau, und nicht blau wird, scheint wirklich
                              									fuͤr eine Oxydationsstufe, die zwischen dem weißen und blauen Indigo liegt,
                              									zu sprechen, denn außerdem muͤßte dieselbe zuerst hellblau, und dann
                              									allmaͤhlig dunkler werden; diese schmuziggruͤne Farbe aber verbreitet
                              									sich durch die ganze Masse, wenn man dieselbe mehrere Wochen lang in einer
                              									wohlverkorkten Flasche in der Fluͤßigkeit, woraus sie gefaͤllt worden,
                              									stehen laͤßt. Der reducirte Indigo, sowohl im noch feuchten als im troknen
                              									Zustande, hat weder Geschmak noch Geruch, und reagirt durchaus nicht auf
                              									Lakmuspapier. Er entbehrt sonach die Charactere einer Saͤure. Er ist im
                              									Wasser unloͤslich, denn die Fluͤßigkeit, woraus er gefaͤllt
                              									worden, hinterlaͤßt nach dem Abdunsten keine Spur von Indigoblau. Vom Aether
                              									und Alkohole wird er mit gelber Farbe aufgeloͤst. Jene atmosphaͤrische
                              									Luft, welche diese Liquida eingeschlossen enthalten, regenerirt einen Theil des
                              									Indigoblau in Form eines freien und schnell zu Boden sinkenden Pulvers. Auf dessen
                              									Loͤslichkeit im Alkohole beruht die Moͤglichkeit der Reduction in
                              									einer Mischung von Schwefelsaͤure und Alkohol. Aus der Aetherloͤsung
                              									faͤllt sich lange Nichts; sie wird gruͤn, faͤngt an ins
                              									Purpurfarbige zu spielen, sezt aber kein Indigoblau ab, bevor nicht ein großer Theil
                              									des Aethers selbst sich verfluͤchtigt hat, wo sodann das Indigoblau in
                              									purpurnen glaͤnzenden, dem Aussehen nach krystallinischen, Schuppen
                              									zuruͤkbleibt.
                           Wenn man frisch gefaͤllten Indigo in lufthaltiges Wasser bringt, so
                              									faͤrbt er sich augenbliklich blau, und die blaue Faͤrbung wird, ganz
                              									gegen die bisher aufgestellten Behauptungen nicht im geringsten durch die
                              									Anwesenheit einer Saͤure gehindert.
                           
                           Wird derselbe ausgewaschen, aber noch feucht, einige Stunden dem Zutritte der Luft
                              									ausgesezt, so daß er nicht troknen kann, so faͤrbt er sich durch und durch
                              									purpurn. Im troknen Zustande oxydirt er sich weit langsamer; erst nach Verlauf von
                              									einigen Tagen wird er voͤllig blau. Er beginnt nach dem Troknen zuerst
                              									hellblau (nicht gruͤn) zu werden, und wird zulezt ganz dunkelblau, jedoch
                              									nicht purpurfarbig. Er kann nicht in verkorkten Flaschen aufbewahrt werden, weil er
                              									in seinen Zwischenraͤumen hinreichend viel Luft einschließt, um sich dadurch
                              									blau faͤrben zu koͤnnen. Wird er in eine Glasroͤhre zusammen
                              									gepreßt, und diese hierauf zugeblasen, so wird gleichfalls ein
                              									betraͤchtlicher Theil davon auf Kosten der zugleich eingeschlossenen Luft
                              									blau. Erhizt man getrokneten reducirten Indigo an offener Luft, indem man die
                              									Temperatur sehr vorsichtig allmaͤhlig erhoͤht, so kommt ein Moment, wo
                              									die ganze Masse augenbliklich dunkel und purpurfarbig wird, was vollkommen
                              									Aehnlichkeit mit dem Anlaufen eines Metallpulvers hat. Es ist dieß eine wirkliche
                              									Verbrennung zu Indigoblau. Durch den geringsten Druk wird er nachher
                              									metallisch-glaͤnzend, und wenn die Temperatur noch um etwas erhoͤht
                              									wird, so bildet sich aus sublimirtem Indigoblau das purpurfarbige Gas. Wird dasselbe
                              									im luftleeren Raume erhizt, so erleidet es eine Zersezung, es scheidet sich etwas
                              									Wasser ab, ungewiß, ob neu gebildet oder nur frei geworden, ein Theil Indigoblau
                              									sublimirt sich, und eine voluminoͤse Kohle bleibt zuruͤk. Es entwikelt
                              									sich hierbei kein permanentes Gas, und das Barometer der Luftpumpe behaͤlt
                              									seinen Stand unveraͤndert bei.
                           Der reducirte Indigo vereinigt sich nicht mit verduͤnnten Saͤuren. Von concentrirter rauchender
                              									Schwefelsaͤure wird er augenbliklich aufgeloͤst, und zwar mit so
                              									dunkler Purpurfarbe, daß die Aufloͤsung nur in duͤnnen Schichten
                              									durchschimmernd ist. Im verduͤnnten Zustande ist sie blau. Hierbei scheint
                              									eine Portion Schwefelsaͤure reducirt zu werden, vielleicht zu
                              									Unterschwefelsaͤure, und der reducirte Indigo verwandelt sich in
                              									loͤsliches Indigoblau.
                           Durch Salpetersaͤure wird er zuerst weiß gefaͤllt, sezt man hierauf
                              									einen geringen Ueberschuß von dieser Saͤure hinzu, so faͤrbt sich der
                              									Niederschlag augenbliklich blau, waͤhrend ein groͤßerer Ueberschuß
                              									endlich diese Farbe ganz zerstoͤrt.
                           Mit Salzbasen hingegen vermengt sich der reducirte Indigo
                              										sehr leicht. Von
                              									kohlensauern, feuerbestaͤndigen Alkalien wird er aufgeloͤst, so wie
                              									auch von den Hydraten der Baryt-, Strontian- und Kalkerde; die Aufloͤsung ist
                              									im kalten Zustande gelb, warm oder sehr concentrirt, erscheint sie brandgelb. Die
                              									Aufloͤsung in Ammoniak ist nicht selten gruͤn, was davon
                              									herruͤhrt, daß dieses zugleich Indigoblau, wenn davon eingemengt seyn sollte,
                              									aufloͤst. Diese Aufloͤsungen werden von der Luft augenbliklich so
                              									afficirt, daß Indigoblau sich wieder bildet. Beobachtet man eine solche
                              									Aufloͤsung genau, so sieht man, daß sie zunaͤchst unter der sich blau
                              									faͤrbenden Oberflaͤche eine ins Roͤthliche spielende brandgelbe
                              									Farbe annimmt, die allmaͤhlig in blau uͤbergeht. Enthaͤlt die
                              									Fluͤßigkeit noch etwas von dem reducirenden Stoff aufgeloͤst, z.B. von
                              									einer Schwefelbasis oder einem Schwefelsalz, einem phosphorichtsaurem Salze,
                              									Zinnoxydul u. dgl., so wird der blaue Niederschlag wieder auf einige Augenblike
                              									reducirt, allein durch den Einfluß der Luft wird an dem Beruͤhrungspuncte das
                              									Blau wieder gebildet. Es gelang mir nicht irgend eine dieser Verbindungen rein im
                              									troknen Zustande zu erhalten. Waͤhrend des Troknens im luftleeren Raume
                              									faͤrben sie sich hinreichend blau, um ihr wirkliches Aussehen dadurch zu
                              									verbergen, auch loͤsen sie sich in Alkohol auf, und koͤnnen deßhalb
                              									dadurch nicht gefaͤllt werden.
                           Die Kalkerde bildet mit dem reducirten Indigo zwei Verbindungen.
                           a) Die erste genau gesaͤttigt mit reducirtem
                              									Indigo ist loͤslich im Wasser, und in fester Form nicht gekannt, aber b) die zweite mit Ueberschuß an Kalkerde ist
                              									unloͤslich in Wasser und citronengelb von Farbe. Sie wird gebildet, wenn bei
                              									der Reduction ein Ueberschuß von Kalkerde vorhanden ist, und faͤllt als
                              									schwere Masse zu Boden, so daß man den leichtern Gyps und das Eisenoxyd durch
                              									Schlemmen von ihr trennen kann. Man erhaͤlt sie auch, wenn man Kalkerde mit
                              									der loͤslichen Verbindung digerirt. Nur im geringen Grade ist sie
                              									aufloͤslich in von Luft befreitem Wasser, welches davon schwach gelb tingirt
                              									wird. An der Luft wird sie anfangs gruͤn und dann hellblau, weil der
                              									Ueberschuß an Basis die Farbe verduͤnnt. Auch mit Talkerde bildet der
                              									reducirte Indigo eine loͤsliche Verbindung, welche jedoch weit mehr Wasser,
                              									als die Verbindung bedarf, um darin aufgeloͤst erhalten werden zu
                              									koͤnnen, und deßhalb auch zum Theile weiß gefaͤrbt heraus
                              									gefaͤllt wird, wenn Bittersalzkrystalle in eine Aufloͤsung von
                              									reducirtem Indigo gelegt werden. Ein anderer Theil bleibt in der Aufloͤsung
                              									zuruͤk, und faͤrbt die Fluͤßigkeit gelb. An der Luft werden
                              									beide blau. Mit andern Basen verbindet sich der Indigo, wenn man etwas von dem
                              									krystallisirten Salze in eine klare, so viel als moͤglich gesaͤttigte,
                              									Aufloͤsung des reducirten Indigo legt, und damit Flaschen vollkommen
                              									fuͤllt, die nachher luftdicht verschlossen und umgeschuͤttelt werden.
                              									Die Thonerde bildet eine weiße Verbindung, die auf dem Filtrirpapiere augenbliklich
                              									blau wird, und nach dem Troknen ein schoͤnes blaues Pulver gibt, welches im
                              									Sonnenlichte schimmert, als bestuͤnde es aus lauter krystallinischen
                              									Theilchen. Auf Platinblech erhizt, sublimirt sich das Indigoblau mit
                              									bemerkenswerther Leichtigkeit, und es hinterbleibt eine hellgraue Erde, welche in
                              									der Gluͤhhize sogleich weiß gebrannt wird. Im Allgemeinen werden diese
                              									Verbindungen des reducirten Indigo mit Basen weit schneller blau, als dieser
                              									fuͤr sich allein, was von dem ausgebreiteten Zustande herzuruͤhren
                              									scheint, in welchem sich darin dessen Theile befinden. Eisenoxydul-, Zinnoxydul-,
                              									Bleioxydsalze faͤllen weiße Verbindungen, welche gleichfalls in der Luft sich
                              									sogleich blau faͤrben. Die mit Eisenoxydul gibt bei der Sublimation kein
                              									Indigoblau; die mit Bleioxyd, die etwas krystallinisch ist, wird mit etwas schwacher
                              									Detonation zersezt, wodurch die Theile ringsumher geworfen werden, und das Blei
                              									reducirt wird; die Verbindung mit Zinnoxydul gibt bei der Sublimation Indigoblau.
                              									Durch neutrales schwefelsaures Eisenoxyd wird eine schwarzbraune Verbindung
                              									gefaͤllt, die in der Fluͤßigkeit sich nicht veraͤndert, so
                              									lange der reducirte Indigo nicht gaͤnzlich herausgefaͤllt ist; kommt
                              									aber ein Ueberschuß des Oxydsalzes hinzu, so verwandelt es sich sogleich in
                              									Oxydulsalz, und der braune Niederschlag wird blau. Kobaltoxyd- und Manganoxydulsalze
                              									geben gruͤne Niederschlaͤge; der erste ist grasgruͤn, der
                              									leztere dagegen schmuziggruͤn; wahrscheinlich durch eine Beimischung von
                              									Manganoxydsalz. Keines derselben gibt nach dem Troknen bei der Sublimation
                              									Indigoblau. Salpetersaures Silberoxyd faͤllt eine anfaͤnglich
                              									durchscheinend braune, nachher aber schwarze Verbindung, welche an der Luft nicht
                              									veraͤndert wird. Erhizt, zeigt sich eine schwache Spur von Detonation, das
                              									Indigoblau wird sublimirt, und metallisches Silber bleibt zuruͤk. Kupferoxyde
                              									stellen, wie schon laͤngst bekannt; das Indigoblau augenbliklich wieder her. Ist zugleich noch
                              									eine Salzbasis im Ueberschusse anwesend, so wird dabei das Kupferoxyd in Oxydul
                              									verwandelt; hat man aber eine Saͤure, namentlich Schwefelsaͤure, im
                              									Ueberschusse zugesezt, so wird jenes zu Metall reducirt. In beiden Faͤllen
                              									ist das gefaͤllte Indigoblau innig damit vermengt.
                           Man suchte auf verschiedene Weise die Veraͤnderung zu erklaͤren, welche
                              									das Indigoblau bei der Reduction erleidet. Giobert
                              									glaubte, daß der sich dabei bildende loͤsliche Koͤrper, indem er sich
                              									wieder blau faͤrbt, Kohlenstoff abgibt, der sich an der Luft oxydirt. Doͤbereiner, und nach ihm Chevreul, sieht den reducirten Indigo fuͤr eine Verbindung von
                              									Wasserstoff und Indigoblau an, die durch Zersezung des Wassers gebildet wird, und
                              									deren blaue Wiederfaͤrbung in der Verbindung des Wasserstoffs mit Sauerstoffe
                              									zu Wasser zu suchen sey. Diese Vereinigung waͤre sonach der Bildung der
                              									Wasserstoffsaͤuren aus den Salzbildern analog, weßhalb auch Doͤbereiner den reducirten Indigo fuͤr
                              									sauer ansah, und ihn Isatinsaͤure nannte. Allein
                              									diese Erklaͤrung stuͤzt sich auf kein einziges Factum; es ist nicht
                              									bekannt, daß irgend ein Salzbilder Sauerstoff enthaͤlt, und das Indigoblau
                              									hat mit keinem derselben irgend eine Aehnlichkeit. Mehr uͤbereinstimmend mit
                              									denen bei der Reduction Statt findenden Erscheinungen ist es, daß der reducirte
                              									Indigo dasselbe Radikal enthaͤlt, wie der blaue, allein vereinigt mit einer
                              									geringern Menge Sauerstoff, und das Indigoblau verhaͤlt sich in diesem Falle
                              									wie das Wasserstoffsuperoxyd, naͤmlich daß die Gegenwart der Saͤuren
                              									es gegen die Reduction schuͤzen, waͤhrend die Alkalien hingegen diese
                              									befoͤrdern.
                           Es ist bekannt, daß das Indigoblau nicht fertig sich in den Pflanzen vorfindet,
                              									sondern aus der Infusion derselben durch den Zutritt der Luft gebildet wird. Es ist
                              									demnach sehr wahrscheinlich, daß es darin als reducirter Indigo enthalten ist; aber
                              									dieser ist unloͤslich in Saͤuren, und bedarf nothwendig einer Basis zu
                              									seiner Aufloͤsung, waͤhrend hingegen die Infusion der Indigopflanze
                              									stets Lakmuspapier roͤthet. Es bleibt demnach zu erforschen uͤbrig, in
                              									welchem loͤslichen Zustande der das Indigoblau bildende Stoff in dem Infusum
                              									sich befindet.
                           
                        
                           Loͤsliches Indigoblau.
                           Im Vorhergehenden wurde bereits erwaͤhnt, daß das loͤsliche Indigoblau
                              									ein Product der Einwirkung concentrirter Schwefelsaͤure auf unloͤsliches
                              									Indigoblau ist. Ich erinnere hierbei an die Art, wie concentrirte
                              									Schwefelsaͤure auf andere Pflanzenstoffe einwirkt, wenn diese von ihr
                              									aufgeloͤst werden; ein groͤßerer oder geringerer Antheil dieser
                              									Saͤure erleidet eine Zersezung, und verwandelt sich in
                              									Unterschwefelsaͤure, welche die Eigenschaft besizt, sich mit vielen
                              									organischen Stoffen so zu vereinigen, daß, wenn man jene mit einer Basis
                              									saͤttigt, die organische Substanz nicht ausgeschieden wird, sondern mit dem
                              									Salze vereinigt bleibt, welches dann hierdurch Eigenschaften erhaͤlt, die
                              									gaͤnzlich von denen des reinen Salzes verschieden sind. Ganz auf dieselbe
                              									Weise wirkt concentrirte Schwefelsaͤure auf das Indigoblau ein, und erzeugt
                              									hierbei mehrere chemisch merkwuͤrdige Substanzen, deren wahre Natur
                              									unmoͤglich naͤher erforscht werden konnte, bevor das Verhalten der
                              									Unterschwefelsaͤuren in dieser Beziehung bekannt war. Alle die unten
                              									angefuͤhrten Resultate gelten nur von Aufloͤsungen des gereinigten Indigoblaues, das entweder vorher mit
                              									Saͤure, Alkali und Alkohol ausgekocht, oder auch durch Reduction oder
                              									Sublimation erhalten worden war; die Aufloͤsung des gewoͤhnlichen
                              									Indigo enthaͤlt mehrere fremde Stoffe, die die Resultate auf mehrfache Weise
                              									abaͤndern.
                           Uebergießt man gereinigtes Indigoblau mit rauchender Schwefelsaͤure, so
                              									vermengen sich beide schnell, es wird hierbei Waͤrme frei, aber es entbindet
                              									sich keine schweflichte Saͤure; ein gleiches Verhalten findet Statt, wenn die
                              									Daͤmpfe, welche sich bei der Destillation der saͤchsischen
                              									Schwefelsaͤure entbinden durch Indigoblau condensirt werden. Es bildet sich
                              									in diesem Falle, nach Doͤbereiner, eine
                              									praͤchtig purpurrothe, in duͤnnen Schichten durchscheinende
                              									Fluͤßigkeit, welche in der Kaͤlte eine carmoisinroth erstarrte Masse
                              									bildet, in freier Luft raucht, und im Wasser sich mit sehr dunkelblauer Farbe
                              									aufloͤst, ohne einen Ruͤkstand zu hinterlassen. Die Aufloͤsung
                              									eines Theiles Indigo mit sechs Theilen saͤchsischer Schwefelsaͤure
                              									faͤrbt die 500000fache Menge Wassers noch merklich blau. Die Menge
                              									Schwefelsaͤure, welche man zur Aufloͤsung bedarf, wird durch die
                              									Concentration derselben, und durch die hierbei angewandte Temperatur bestimmt.
                              									Schwefelsaͤure, welche mit der Haͤlfte ihres Gewichtes Wasser
                              									verduͤnnt ist, loͤst das Indigoblau nicht mehr auf, dagegen
                              									loͤst die rauchende Saͤure in dem Maaße mehr auf, als sie reicher an
                              									wasserfreier Saͤure ist. Die englische Schwefelsaͤure loͤst Indigoblau in ihrem
                              									hoͤchst concentrirten Zustande auf, und man bedarf hiervon immer noch um die
                              									Haͤlfte mehr, als von der saͤchsischen Saͤure. Die Mischung
                              									kann bis auf + 100° erhizt werden, ohne eine Zersezung zu erleiden, und die
                              									Aufloͤsung geht in der Waͤrme weit leichter, als bei der
                              									gewoͤhnlichen Lufttemperatur von statten.
                           Die Aufloͤsung enthaͤlt nun: a) eine
                              									Verbindung des loͤslichen Indigoblau mit Schwefelsaͤure, b) eine Verbindung desselben mit
                              									Unterschwefelsaͤure, c) eine Vereinigung des auf
                              									ganz eigene Art modificirten Indigoblau mit Schwefelsaͤure, was ich
                              									Indigopurpur nennen will; saͤmmtlich Verbindungen, die in der
                              									uͤberschuͤssig zugesezten Schwefelsaͤure aufgeloͤst
                              									erscheinen. Ob das mit den beiden Saͤuren vereinigte Blau
                              									unveraͤndertes Indigoblau ist, dessen indifferente und unloͤsliche
                              									Beschaffenheit nur durch die Einwirkung der Saͤure veraͤndert worden
                              									(ungefaͤhr auf gleiche Weise, wie gegluͤhte Zirkonerde durch eine
                              									aͤhnliche Behandlung wieder loͤslich wird), oder, ob bei der Bildung
                              									von Unterschwefelsaͤure das unloͤsliche Indigoblau in seiner Mischung
                              									selbst eine Veraͤnderung erleidet, ist noch durch keinen Versuch
                              									naͤher bestimmt. Das loͤsliche Indigoblau behaͤlt so absolut
                              									die Modifikationen der Farbe, so wie die uͤbrigen Eigenschaften des
                              									unloͤslichen Indigoblau bei, naͤmlich reducirt und wieder oxydirt
                              									werden zu koͤnnen, daß man leicht auf die Vermuthung geleitet werden
                              									koͤnnte: dessen Zusammensezung sey unveraͤndert, und die Bildung der
                              									Unterschwefelsaͤuren geschehe auf Kosten eines Antheils Indigoblau, aus
                              									welchem zugleich auch andere Stoffe erzeugt werden. Ich will die Verbindungen des
                              									Faͤrbestoffs mit diesen Saͤuren, „indigoblaue Schwefelsaͤure und indigoblaue
                                    											Unterschwefelsaͤure
                                 									 nennen.
                           Die relativen Mengen, in welchen diese neuen Bestandtheile der sauren
                              									Aufloͤsung gebildet werden, variiren. Je mehr rauchende Saͤure
                              									anwesend ist, desto mehr blaue Unterschwefelsaͤure bildet sich
                              									verhaͤltnißmaͤßig gegen blaue Schwefelsaͤure.
                           Der Ueberschuß an freier Schwefelsaͤure scheidet die
                              									Unterschwefelsaͤure zwar nicht von dem Faͤrbestoffe ab, allein man
                              									erhaͤlt dagegen weniger Indigopurpur. Die englische Schwefelsaͤure
                              									gibt weit mehr blaue Schwefelsaͤure, als die saͤchsische, wogegen
                              									aber, wenn die waͤsserige Aufloͤsung beider filtrirt wird, die
                              									saͤchsische selten auf dem Filtrum einen Ruͤkstand hinterlaͤßt,
                              									waͤhrend die englische gewoͤhnlich eine mehr oder minder bedeutende
                              										Portion hiervon
                              									zuruͤk laͤßt, der aus Indigopurpur besteht. Am bequemsten scheidet man
                              									diese Bestandtheile von einander auf folgende Weise;
                           Die Aufloͤsung in Schwefelsaͤure wird mit dem 30–50-fachen
                              									Volumen reinen Wassers verduͤnnt und dann filtrirt. Was auf dem Filtrum
                              									zuruͤkbleibt ist Indigopurpur, dieß wird ausgesuͤßt, und das erhaltene
                              									Waschwasser besonders aufgefangen, und auf eine weiter unten zu erwaͤhnende
                              									Weise verwendet. Man digerirt nun die Aufloͤsung bei gelinder Waͤrme
                              									mit Wolle oder Flanell, welche vorher mit Seife, und dann mit warmen Wasser, was
                              									1/100, kohlensaures Natrum enthaͤlt, wohl ausgewaschen worden, um alle
                              									fremdartigen Stoffe davon zu entfernen. Nachdem alles Alkali entfernt worden, legt
                              									man die Wolle oder das Wollenzeug in die blaue Fluͤßigkeit. Die Wolle
                              									verbindet sich nun allmaͤhlig mit den blauen Saͤuren, und wird stark
                              									dunkelblau gefaͤrbt. Hierauf nimmt man dieselbe heraus, laͤßt sie
                              									abtropfen, und legt neue Wolle in die Fluͤßigkeit, die damit so lange
                              									digerirt wird, bis sie ihre Farbe gaͤnzlich verloren hat. Es bleibt nun in
                              									derselben die freie Schwefelsaͤure, nebst der neugebildeten
                              									Pflanzensaͤure zuruͤk.
                           Die blaue Wolle wird in reinem Wasser so lange gewaschen, als dieß davon noch sauer
                              									reagirt, hierauf ausgedruͤkt, und mit Wasser, dem man etwas kohlensaures
                              									Ammoniak zugesezt hatte, digerirt. Die blauen Saͤuren verlassen die Wolle, um
                              									sich mit dem Ammoniak zu verbinden, und die Fluͤßigkeit erscheint
                              									schoͤn dunkelblau gefaͤrbt. Man gießt diese ab, und waͤscht die
                              									Wolle hierauf so lange mit Wasser aus, als dieß noch gefaͤrbt wird.
                              									Behaͤlt die Wolle nun noch eine dunkelblaue Farbe, wenn gleich das Wasser
                              									sich davon nur unbedeutend faͤrbt, so sezt man noch kohlensaures Ammoniak zu,
                              									und digerirt sie wiederholt. Zulezt behaͤlt die Wolle bloß eine schwache Spur
                              									von Blau, das wohl auch noch durch staͤrkeres Ammoniak fortgeschafft werden
                              									kann, was aber nicht die Muͤhe lohnt – ausgezogen zu werden. Die blaue
                              									Fluͤßigkeit wird bei + 60° zur Trokne abgedunstet, und hierauf mit
                              									Alkohol von 0,833 uͤbergossen, der das Indigoblau (nebst unterschwefelsauren
                              									Ammoniak) aufloͤst, und das entsprechende blaue, schwefelsaure Salz
                              									ungeloͤst zuruͤklaͤßt.
                           Indigoblaue Schwefelsaͤure erhaͤlt man, wenn leztgenannter
                              									Ruͤkstand in Wasser aufgeloͤst, und mit essigsaurem Bleioxyd gefaͤllt wird,
                              									wird, wodurch ein dunkelblauer Niederschlag aus schwefelsaurem Indigbleioxyde
                              									entsteht, den man hierauf aufs Filtrum bringt. Die durchlaufende Fluͤßigkeit
                              									ist gewoͤhnlich noch etwas blau gefaͤrbt, von einem geringen Antheile
                              									aufgeloͤstem Indigopurpur. Das ausgewaschene blaue Bleisalz wird in Wasser
                              									gebracht, und darin durch Schwefelwasserstoffgas zersezt; man erhaͤlt dadurch
                              									eine gelbe, fast farbelose Fluͤssigkeit, die aus einer Verbindung von
                              									Schwefelsaͤure mit reducirtem Indigo besteht, welche nach dem Filtriren an
                              									der Luft sich wieder blau faͤrbt und abgedunstet, bei einer Temperatur, die
                              									nicht uͤber + 50° gehen darf, eine schwarzblaue solide Masse
                              									hinterlaͤßt, welche indigoblaue Schwefelsaͤure ist. An der Luft wird
                              									diese feucht, und loͤst sich im Wasser, so wie auch in Alkohol, mit
                              									schoͤner dunkelblauer Farbe auf. Diese Verbindung besizt einen eigenen
                              									angenehmen Geruch, gleich dem, der wahrgenommen wird, wenn die Aufloͤsung des
                              									reducirten unloͤslichen Indigoblau sich an der Luft oxydirt. Der Geschmak
                              									derselben ist sauer und zugleich zusammenziehend.
                           
                        
                           Indigoblaue Unterschwefelsaͤure.
                           Die indigoblaue Unterschwefelsaͤure erhaͤlt
                              									man, wenn die Loͤsung des blauen unterschwefelsauren Ammoniaksalzes mit einer
                              									Solution von essigsaurem Bleioxyd in Alkohol vermischt wird, wobei sich ein blaues
                              									Bleisalz niederschlaͤgt, welches, eben so behandelt, wie das schwefelsaure
                              									Salz, eine anfaͤnglich reducirte gelbe, und nachher blaue
                              									Unterschwefelsaͤure gibt. Die Alkoholloͤsung, welche durch Bleizuker
                              									nicht mehr gefaͤllt wird, ist noch blau, und gibt mit etwas Ammoniak einen
                              									neuen Niederschlag aus basisch unterschwefelsaurem Indigobleioxyd bestehend, aus
                              									welchem diese Saͤure dargestellt werden kann, wenn man die Verbindung durch
                              									Schwefelwasserstoff zersezt. Man kann auch die geistige Loͤsung des
                              									Ammoniaksalzes abdunsten, nachher in Wasser aufloͤsen, und mit basisch
                              									essigsaurem Bleioxyd faͤllen; man muß in diesem Falle das Bleisalz in die
                              									blaue Solution troͤpfeln. Anfangs findet keine Faͤllung Statt, allein
                              									nach und nach entfaͤrbt sich die Fluͤßigkeit, bis die Farbe endlich
                              									ganz verschwunden ist, wo man dann nicht weiter von dem basischen Salze zusezt,
                              									dessen uͤberschuͤssige Basis eine gruͤne Faͤrbung
                              									bewirkt, besonders wenn die Aufloͤsung nicht aus gereinigtem Indigoblau
                              									bereitet war. Der erhaltene Niederschlag wird wohl ausgewaschen, und durch Schwefelwasserstoffgas
                              									zersezt. Die abgedunstete indigoblaue Unterschwefelsaͤure troknet an den
                              									Kanten ganz ein, allein in der Mitte bleibt sie weich, und zieht etwas Feuchtigkeit
                              									aus der Luft an. Ob dieß von 2 verschiedenen Saͤttigungsgraden mit
                              									Faͤrbestoff herruͤhrt, lasse ich dahin gestellt seyn. Diese Verbindung
                              									schmekt sauer, und verhaͤlt sich uͤbrigens wie die blaue
                              									Schwefelsaͤure. Bei Bereitung dieser beiden muß man sich huͤten: das
                              									Gemenge eher zu filtriren, als der Schwefelwasserstoff gaͤnzlich entfernt
                              									worden, und die Fluͤßigkeit wieder blau gefaͤrbt ist, weil sonst, wenn
                              									die reducirte Fluͤßigkeit filtrirt wird, ein Theil der ihres
                              									Faͤrbestoffs beraubten Saͤure durch's Filtrum geht, und der
                              									abgeschiedene Faͤrbestoff, der nun frei von Saͤure ist, nachher beim
                              									Auswaschen wieder oxydirt und aufgeloͤst wird.
                           Diese Verbindungen der beiden Schwefelsaͤuren mit dem loͤslichen IndigoblauIndidigoblau erhielten den Namen: schwefelsaurer Indigo, indem man den
                              									Faͤrbestoff als eine Basis betrachten zu muͤssen glaubte; allein es
                              									besizt nicht die Eigenschaft durch andere Basen aus seinen Verbindungen abgeschieden
                              									zu werden, sondern bleibt in denselben zuruͤk, und scheint nun fast in
                              									Vereinigung mit der Saͤure eine eigenthuͤmliche, bestimmt sich
                              									charakterisirende Saͤure zu bilden.
                           Dieß Verhalten gab Veranlassung zu jenen Namen, welche ich diesen Verbindungen
                              									beilegte, die eigentlich weniger sich als Salze, als vielmehr als saure
                              									Koͤrper auszeichnen.
                           Werden die blauen Saͤuren nach dem Eintroknen in einem
                              									Destillationsgefaͤße erhizt, so findet eine Zersezung Statt; schweflichte
                              									Saͤure und schweflichtsaures Ammoniak entbindet sich aus beiden, nebst vielem
                              									Wasser und einer geringen Spur von brenzelichem Oehle, was sich nur durch den Geruch
                              									verraͤth. Das sublimirte schweflichtsaure Salz faͤrbt sich blau, wenn
                              									es in Wasser geloͤst wird, wahrscheinlich mehr durch mechanisch
                              									fortgerissenes, als durch sublimirtes loͤsliches Indigoblau; denn es zeigt
                              									sich weder ein gefaͤrbtes Gas, noch sublimirtes unloͤsliches
                              									Indigoblau, wenn die blaue Schwefelsaͤure vorher mit einer
                              									feuerbestaͤndigen Basis gesaͤttigt, und das blaue Salz hierauf im
                              									luftleeren Raume erhizt wird. Es entwikelt sich hierbei wenig oder gar kein Gas,
                              									eine Spur von einem sublimirten Ammoniaksalze, Wasser und etwas brenzliches Oehl.
                              									Die blauen
                              									Saͤuren hinterlassen eine Kohle, die langsam ohne Ruͤkstand
                              									verbrennt.
                           Die beiden blauen Saͤuren vereinigen sich mit den Salzbasen zu
                              									eigenthuͤmlichen Salzen, von denen einige hinsichtlich ihrer Eigenschaften
                              									naͤher untersucht wurden, wovon weiter unten die Rede seyn soll. Bringt man
                              									in die Loͤsung einer dieser mit Faͤrbestoff gesaͤttigten
                              									Saͤuren, Zink- oder Eisenfeilspaͤne, so oxydirt sich das Metall auf
                              									Kosten des blauen Faͤrbestoffs, ohne daß Wasserstoffgas sich entbindet, und
                              									man erhaͤlt, wenn Saͤure im Ueberschusse vorhanden ist, bei
                              									verhindertem Luftzutritte, eine farbelose oder auch gelbe Aufloͤsung, welche
                              									Zink oder Eisensalz in Verbindung mit dem reducirten loͤslichen Indigo
                              									enthaͤlt. Diese Verbindung wird augenbliklich blau, wenn sie mit der Luft in
                              									Beruͤhrung koͤmmt, und ist das empfindlichste Reagens fuͤr
                              									Sauerstoffgas bei Untersuchungen von Gasarten.
                           Auch von Schwefelwasserstoff wird der blaue Faͤrbestoff dieser Saͤuren
                              									reducirt, weßhalb man gelbe Aufloͤsungen erhaͤlt, wenn man ihre
                              									Verbindungen mit Blei mittelst Hydrothionsaͤure zersezt. Leitet man
                              									Schwefelwasserstoff in die Aufloͤsung einer blauen Saͤure, so
                              									veraͤndert sich zuweilen die Farbe mehrere Stunden lang nicht, erhizt man
                              									aber die Fluͤßigkeit bis + 50° oder daruͤber, so erfolgt eine
                              									Reduction, Schwefel wird aus dem Gase abgeschieden, und die blaue Farbe
                              									verschwindet. Ein Saͤureuͤberschuß verhindert sehr merklich die
                              									Einwirkung des Schwefelwasserstoffs. Wenn man eine reducirte saure
                              									Fluͤßigkeit, welche mit Schwefelwasserstoffgas dergestalt gesaͤttigt
                              									ist, daß sie nicht sogleich sich an der Luft blau faͤrbt, in den Recipienten
                              									der Luftpumpe nebst etwas gelinde angefeuchteter Pottasche bringt, und die Luft
                              									auspumpt, so duͤnstet sie zu einer dunkelgelben zaͤhen Masse ab,
                              									welche in Beruͤhrung mit der Luft wieder feucht wird, anfaͤnglich sich
                              									schmuziggruͤn, und endlich blau faͤrbt. Auch Zinnchloruͤr
                              									reducirt die blaue Farbe dieser Saͤuren, wenn man das Gemisch
                              									erwaͤrmt.
                           Die Verbindung, welche diese blauen Saͤuren mit Wolle eingehen, indem diese
                              									dadurch gefaͤrbt wird, haben in sofern Aehnlichkeit mit den Salzen, daß die
                              									Wolle aus dieser Vereinigung durch Salzbasen abgeschieden wird, ohne daß nachher
                              									diese von den blauen Saͤuren getrennt zu werden vermoͤchten. Aus
                              									diesem Grunde faͤrbt sich auch die Wolle nicht in einer blauen Aufloͤsung, welche
                              									durch eine Salzbasis gesaͤttigt worden, selbst wenn man beide sehr lange mit
                              									einander digerirt. Sezt man aber dann eine Saͤure, ja sogar eine der
                              									schwaͤchern wie z.B. Essigsaͤure hinzu, so faͤrbt sich die
                              									Wolle, indem sie mit der blauen Schwefelsaͤure sich vereinigt, und die
                              									Essigsaͤure bleibt in Verbindung mit der Basis zuruͤk. Durch Kochen
                              									mit Wasser oder Alkohol kann ein Theil der blauen Saͤuren aus der Wolle
                              									extrahirt werden.
                           Eine aͤhnliche Verwandtschaft wie zur Wolle, haben diese blauen Saͤuren
                              									auch zu wohl ausgebrannter Holzkohle, oder noch mehr zur Blutlangenkohle. Wird die
                              									saure Aufloͤsung in Schwefelsaͤure mit lezterer digerirt, so verliert
                              									sie ihre Farbe, und die ungefaͤrbte Saͤure bleibt in der
                              									Fluͤßigkeit zuruͤk. Die Kohle kann durch kaltes Wasser von dieser
                              									Saͤure rein gewaschen, und nachher koͤnnen die blauen Saͤuren
                              									durch kohlensaures Alkali ausgezogen werden. Wird eine freie Saͤure
                              									hinzugefuͤgt, so vereinigt sich diese mit dem Alkali, und die blauen
                              									Saͤuren werden aufs Neue von der Kohle gebunden.
                           
                        
                           Blaue; schwefelsaure und unterschwefelsaure Salze.
                           Man erhaͤlt diese Salze auf verschiedene Weise. Am reinsten und besten werden
                              									sie dargestellt, wenn man die Saͤuren mit der gewuͤnschten Basis
                              									saͤttigt. Diese sind nicht als Doppelsalze zu betrachten, denn der
                              									Faͤrbestoff nimmt nichts von der Saͤure auf, sondern existirt in dem
                              									Salze ungefaͤhr so, wie das Krystallwasser in wasserhaltigen Salzen. Daß sich
                              									dieß so verhaͤlt, findet man leicht daraus, daß, wenn das blaue schwefelsaure
                              									Salz durch Kochen mit concentrirter Salpetersaͤure zersezt, und nachher die
                              									Fluͤßigkeit verduͤnnt und filtrirt wird, so wird diese nicht durch
                              									Chlorbarium (salzsauren Baryt) gefaͤllt, was nothwendig Statt finden sollte,
                              									wenn das Salz eine Verbindung von schwefelsaurem Baryte mit schwefelsaurem
                              									Indigoblau gewesen waͤre. Ob der Faͤrbestoff in allen blauen Salzen in
                              									dem naͤmlichen bestimmten Verhaͤltnisse zur Saͤure sich
                              									befindet, ist noch nicht sicher ausgemacht, allein es scheint sich so zu verhalten.
                              									Faͤllt man eine Aufloͤsung, die durch Vermischen der sauren blauen
                              									Loͤsung mit Kali erhalten worden, durch essigsaures Bleioxyd, so bekommt man
                              									haͤufig eine blaue Fluͤßigkeit, welche nicht mehr durch weitern Zusaz
                              									von Bleisalz gefaͤllt wird. Hier scheint es, als waͤre ein Theil des
                              									Faͤrbestoffs aus dem Bleisalze ausgeschieden, und dem essigsaurem Kali
                              									uͤberlassen lassen worden; allein, wenn der Ueberschuß an Bleioxyd mit Schwefelwasserstoffgas
                              									gefaͤllt, und die Fluͤßigkeit nach erfolgter Wiederoxydation
                              									abgedunstet wird, so faͤrbt sie sich purpurroth; was beweist: daß die blaue
                              									Farbe derselben von Indigopurpur herruͤhrt. Die Aufloͤsung erscheint
                              									bei durchfallendem Kerzen- oder Sonnenlichte roth.
                           Durch eine geringe Truͤbung verschwindet diese Farbe; auch durch einen
                              									einzigen Tropfen einer Kupfersalzloͤsung, ja selbst durch Hinzufuͤgen
                              									eines Zinksalzes, wovon jedoch etwas mehr erforderlich ist. Freie Saͤure
                              									stellt die rothe Farbe wieder her. Bei reflektirtem Lichte behaͤlt die
                              									Fluͤßigkeit ihre Farbe unveraͤndert bei.
                           Der blaue Faͤrbestoff in den Salzen wird noch leichter, als in den
                              									Saͤuren reducirt, und am leichtesten findet die Reduction Statt, wenn ein
                              									Ueberschuß an Basis zugefuͤgt wird. Er scheidet sich dann von dem Salze ab,
                              									und bildet im reducirtem Zustande einen electronegativen Koͤrper gegen die
                              									uͤberschuͤssige Basis; durch Oxydation geht derselbe wieder in Blau
                              									uͤber. Ist uͤberschuͤssige Basis vorhanden, so wird das
                              									loͤsliche Blau durch saͤmmtliche Stoffe reducirt, welche das
                              									unloͤsliche reduciren. Am leichtesten bemerkt man die Verschiedenheit
                              									hinsichtlich der Leichtigkeit der Reduction, je nachdem die Fluͤßigkeit
                              									neutral oder alkalisch ist, wenn man schwefelsaures Eisenoxydul als Reductionsmittel
                              									anwendet. Dieses Salz kann in einer neutralen blauen Fluͤßigkeit
                              									aufgeloͤst und erhizt werden, ohne daß diese reducirt wuͤrde. Man kann
                              									den groͤßten Theil des Eisenoxyduls durch ein Alkali herausfaͤllen,
                              									ohne daß die Fluͤßigkeit ihre Farbe verloͤre; allein so bald das
                              									Oxydul gaͤnzlich gefaͤllt ist, und ein Ueberschuß an Alkali hinzu
                              									kommt, so findet die Reduction augenbliklich Statt. Sezt man nun eine freie
                              									Saͤure hinzu, welche den Niederschlag wieder aufloͤst, so
                              									faͤrbt sich die Fluͤßigkeit sogleich aufs Neue blau. Vermischt man die
                              									Aufloͤsung eines indigoblauen Salzes mit einer Loͤsung von
                              									Schwefelkalium oder Schwefelcalcium im Maximum (hepar), so wird Schwefel
                              									augenbliklich gefaͤllt, und ein Theil der Schwefelleber wird auf Kosten des
                              									blauen Faͤrbestoffs in schwefelsaures Salz verwandelt. Schwefelcalcium im
                              									Minimum reducirt die Farbe gleichfalls, und wird in Gyps verwandelt, ohne daß dabei
                              									Schwefel ausgeschieden wuͤrde. Diese saͤmmtlichen reducirten
                              									Fluͤßigkeiten faͤrben sich sehr schnell an der Luft blau, wenn sie nicht
                              									den reducirenden Stoff aufgeloͤst enthalten, z.B. wie bei der Reduction durch
                              									Eisenvitriol und Kalk; aber wenn ein Ueberschuß des reducirenden Mittels in der
                              									Fluͤßigkeit aufgeloͤst wird, so faͤrbt sich dieselbe nur an der
                              									Oberflaͤche blau, oder wenn Luft eingeblasen wird im Innern, wird aber nach
                              									einer Weile wiederum reducirt, und erscheint dann gelb. Wird die Fluͤßigkeit
                              									der Luft ausgesezt, so ist die Oberflaͤche 1/2 Linie tief bestaͤndig
                              									blau, welche, wenn das Reductionsmittel sich gaͤnzlich zu oxydiren
                              									anfaͤngt, allmaͤhlig tiefer sinkt. Wird ein Gemisch eines blauen
                              									Salzes mit Zinnchloruͤr (salzsaurem Zinnoxydul) mit der Luft in
                              									Beruͤhrung gelassen, so schlaͤgt sich daraus nach und nach ein weißes
                              									Pulver nieder, was aus Zinnoxyd und reducirtem Faͤrbestoffe besteht, welches
                              									jedoch zugleich eine Veraͤnderung in seiner Zusammensezung erleidet, und an
                              									der Luft gruͤn wird. Die Farbe dieser reducirten Aufloͤsungen zeigt
                              									sich in manichfaltigen Nuͤancen. Wenn die Fluͤßigkeit sauer ist, so
                              									erscheint sie so blaßgelb, daß sie im verduͤnnten Zustande beinahe farblos
                              									ist. Die neutralen Aufloͤsungen sind gelb, und mit einem Ueberschuß an Basis
                              									werden sie brandgelb. Die Loͤsungen der Eisenoxyd- und Kupferoxydsalze
                              									stellen augenbliklich die blaue Farbe wieder her, und werden dadurch in Oxydulsalze
                              									verwandelt. Dunstet man die Aufloͤsung eines reducirten Salzes im luftleeren
                              									Raume ab, so hinterbleibt ein trokner dunkelfarbiger Ruͤkstand, der gerieben
                              									dunkelgelb wird, und, mehrere Tage der Luft ausgesezt, endlich blau sich
                              									faͤrbt.
                           Die blauen Salze schmeken wenig salzig, aber mehr nach Indigo. Je nachdem sie
                              									Schwefelsaͤure oder Unterschwefelsaͤure enthalten, unterscheiden sie
                              									sich auch in ihren Eigenschaften; obgleich sie andererseits wieder viele
                              									Aehnlichkeit mit einander haben. Die schwefelsauren Salze mit alkalischer Basis,
                              									werden aus ihrer Aufloͤsung groͤßten Theils von dem
                              									ungefaͤrbten schwefelsauren Salze derselben Basis, oder auch selbst durch
                              									andere Salze gefaͤllt. In Alkohol von 0,84 sind sie wenig oder gar nicht
                              									loͤslich. Die unterschwefelsauren Salze derselben Basen werden nur
                              									hoͤchst unbedeutend von den gleichnamigen ungefaͤrbten, oder von
                              									anderen Salzen gefaͤllt, und loͤsen sich in Alkohol von 0,84 auf.
                              									Blaue schwefelsaure Salze, die ein feuerbestaͤndiges Alkali, oder eine Erde
                              									zur Basis haben, schmelzen nicht, geben Wasser von sich, vertragen eine starke Hize,
                              									ohne daß das Blau in
                              									ihnen eine Zersezung erlitte, entbinden zulezt Ammoniak, theils im freien, theils in
                              									kohlengesaͤuerten Zustandes Cyanammoniak, und eine Spur von
                              									fluͤchtigem Oehle, und bilden endlich Kohlensaͤure, waͤhrend
                              									die Basis im geschwefelten Zustande zuruͤkbleibt. Das Ammoniaksalz schmilzt
                              									und blaͤht sich auf wie der Borax; haͤlt eine starke Hize aus, ohne
                              									zersezt zu werden, und obgleich die Masse ein kohliges Ansehen besizt, so
                              									loͤst sie sich haͤufig noch mit blauer Farbe auf. Bei erhoͤhter
                              									Temperatur wird schweflichtsaures Ammoniak sublimirt. Die blauen unterschwefelsauren
                              									Salze geben bei gelinder Hize schwefelsaures Gas; der blaue Faͤrbestoff wird
                              									hierbei nicht zerstoͤrt, allein bei erhoͤhter Temperatur erleidet er
                              									eine Veraͤnderung, und wird gruͤn, was jedoch erst bei der
                              									Wiederaufloͤsung bemerkbar ist; zulezt sublimirt sich schweflichsaures
                              									Ammoniak, und bei staͤrkerer Hize bleibt die Basis im geschwefelten Zustande
                              									zuruͤk.
                           Beide Klassen von Salzen in ihrer Reinheit hinterlassen, nachdem sie zur Trokne
                              									abgedunstet sind, nicht krystallinische Massen, welche einen starken, beinahe
                              									metallischen, Kupferglanz besizen, der den des unloͤslichen Indigoblau
                              									beinahe noch uͤbertrifft.
                           
                        
                           Indigoblaues schwefelsaures Kali.
                           Indigoblaues schwefelsaures Kali erhaͤlt man, wenn
                              									blaue Wolle mit etwas kohlensaurem Kali ausgezogen, und das abgedunstete Salz durch
                              									Weingeist von dem unterschwefelsauren Salze befreit worden, worauf man mittelst
                              									Essigsaͤure und Alkohol den Ueberschuß des kohlensauren Kali entfernt, wenn
                              									ein solches hinzugesezt worden waͤre. Saͤttigt man die reine blaue
                              									Schwefelsaͤure mit kohlensaurem Kali, von welchem man einen kleinen
                              									Ueberschuß hinzufuͤgt, so bildet sie eine gelatinoͤse Masse. Man
                              									bereitet sich dieses Salz gewoͤhnlich im Großen aus kaͤuflichen
                              									Indigo, den man in seinem zehnfachen Gewichte concentrirter englischer
                              									Schwefelsaͤure aufloͤst, und nach Verlauf von 24 Stunden mit dem
                              									zehnfachen Volumen Wasser verduͤnnt, und durch Papier filtrirt.
                              									Saͤttigt man die saure Fluͤßigkeit bis zu einem gewissen Grade mit
                              									kohlensaurem Kali, so entsteht ein blauer Niederschlag, der aus diesem Salze
                              									besteht, das von dem sich gleichzeitig bildenden ungefaͤrbten, schwefelsauren
                              									Kali gefaͤllt wird. Derselbe Niederschlag wird auch hervorgerufen, wenn die
                              									saure Fluͤßigkeit mit anderen Kalisalzen (ausgenommen Salpeter, der die Farbe
                              									zerstoͤrt), ohne vorhergegangene theilweise Saͤttigung gemischt wird.
                              									Das blaue unterschwefelsaure Kali bleibt in der Loͤsung zuruͤk. Der
                              									Riederschlag wird auf ein Filtrum gebracht, worauf man die adhaͤrirende
                              									Fluͤßigkeit wohl abtropfen laͤßt, und ihn nachher auspreßt. Crum schreibt vor, ihn mit einer Loͤsung von 4
                              									Theilen essigsaurem Kali in 100 Theilen Wassers von der anhaͤngenden
                              									Mutterlange zu befreien, und nachher mit Alkohol das essigsaure Salz zu
                              										entfernen.Vergl. die Abhandlung: Versuche und Beobachtungen uͤber den Indig, und
                                    											uͤber gewisse Substanzen, welche sich mittelst Schwefelsaͤure
                                    											aus demselben erzeugen lassen; von Walter Crum im
                                    											polytechn. Journale Bd. XIII. S.
                                       												85–114. A. d. R. Noch feucht, ist er voluminoͤs, schrumpft aber waͤhrend des
                              									Troknens zusammen, und nimmt Kupferglanz an. Im kochendheißen Wasser loͤst er
                              									sich leicht auf, und wird daraus waͤhrend des Erkaltens zum Theile wieder in
                              									Form von Floken gefaͤllt, wenn die Aufloͤsung gesaͤttigt war.
                              									Kaltes Wasser loͤst 1/140 davon auf, und wird so dunkelblau, daß es das Licht
                              									nicht durchlaͤßt. Diese Loͤsung abgedunstet, hinterlaͤßt eine
                              									kupferglaͤnzende Masse wie oben. Bergmann nannte
                              									dieses Salz praͤcipitirten Indigo, und sah es
                              									fuͤr den aus der Saͤure niedergefaͤllten Faͤrbestoff des
                              									Indigo an, in Deutschland nennt man es Indigo-Carmin, in
                              									Frankreich weit passender, Indigo-Soluble, und Crum, der zuerst nachwies, daß es eine Verbindung des
                              									Salzes mit Indigo im loͤslichen Zustande ist, und statt Kalisalz auch
                              									schwefelsaures Natron oder schwefelsaures Ammoniak enthalten kann, nannte den
                              									farbigen Stoff in demselben Coerulin und dessen Salze Coeruleosulphate. Indigoblaues schwefelsaures Natron und
                              									schwefelsaures Ammoniak haben viel Aehnlichkeit mit dem vorigen, werden aber minder
                              									vollstaͤndig gefaͤllt. Die Bereitung desselben ist ganz die
                              									naͤmliche, allein das Ammoniaksalz ist weit loͤslicher, als das Kali
                              									und Natronsalz. Indigoblaues unterschwefelsaures Kali,
                                 										Natron und Ammoniak erhaͤlt man am besten
                              									durch Extraction der blauen Wolle mittelst kohlensaurem Alkali, von dem
                              									moͤglichst genau die erforderliche Menge zugesezt werden muß, um die
                              									Einwirkung des Alkali auf die Wolle zu verhuͤten. Die Fluͤßigkeit wird nachher
                              									abgedunstet, und das unterschwefelsaure Salz durch wasserhaltigen Alkohol
                              									ausgezogen. Nach dem Eintroknen gleicht es dem schwefelsaurem Salze. Aus der sauren
                              									Aufloͤsung des kaͤuflichen Indigo in rauchender Schwefelsaͤure
                              									erhaͤlt man, nachdem sie mit kohlensaurem Alkali gesaͤttigt worden,
                              									nur wenig blaues schwefelsaures, aber dagegen viel blaues unterschwefelsaures Salz,
                              									verunreinigt durch die Verbindungen der uͤbrigen Bestandtheile des Indigo mit
                              									Schwefelsaͤure oder auch mit Unterschwefelsaͤure und Alkali, wodurch
                              									dessen Farbe gewoͤhnlich bedeutend an Reinheit verliert.
                           
                        
                           Indigoblauer schwefelsaurer Baryt.
                           Dieser wird in Form eines dunkelblauen, flokigen Stoffes gefaͤllt, wenn man
                              									das Kalisalz mit Chlorbarium (salzsaurem Baryt) mischt; er ist nicht vollkommen
                              									unloͤslich in Wasser, und faͤrbt das Waschwasser bestaͤndig
                              									blaͤulich. In kochendem Wasser loͤst sich derselbe auf, und bildet
                              									eine dunkelblaue Fluͤssigkeit, welche waͤhrend dem Erkalten das Salz
                              									in großen dunkelblauen Floken absezt; durch einen geringen Zusaz von
                              									Schwefelsaͤure wird er nicht gefaͤllt. Der schwefelsaure Baryt hat
                              									eine groͤßere Verwandtschaft zu diesem Faͤrbestoff, als irgend ein
                              									anderes Salz, und nimmt denselben auch aus den blauen unterschwefelsauren Salzen
                              									auf, so daß, wenn man einem blauen unterschwefelsauren Salze Schwefelsaͤure
                              									zusezt, und hierauf Chlorbarium in die Aufloͤsung troͤpfelt, oder auch
                              									umgekehrt, so faͤllt blauer schwefelsaurer Baryt nieder, und man ist im
                              									Stande endlich den Faͤrbestoff gaͤnzlich daraus zu faͤllen.
                              									Hierzu ist jedoch ein Ueberschuß an schwefelsaurem Baryt erforderlich, und der
                              									Niederschlag, der anfaͤnglich dunkelblau gefaͤrbt ist, wird zulezt
                              									hellblau. Das unterschwefelsaure Salz bleibt beinahe farblos in der
                              									Fluͤßigkeit zuruͤk. Selbst der schon gefaͤllte schwefelsaure
                              									Baryt faͤrbt sich in der Aufloͤsung eines blauen Salzes, wenn er damit
                              									digerirt wird, allein nur hellblau.
                           
                        
                           Indigoblauer unterschwefelsaurer Baryt.
                           Dieser wird am besten dargestellt, wenn man die concentrirte Aufloͤsung eines
                              									loͤslichen, blauen, unterschwefelsauren Salzes mit Chlorbarium im
                              									Ueberschusse mengt. Die unterschwefelsaure Baryterde wird in blauen Floken
                              									gefaͤllt, die auf ein Filtrum gebracht, und durch Auspressen von der
                              									Fluͤßigkeit befreit werden koͤnnen. Dieser Niederschlag loͤst
                              									sich leicht in reinem Wasser auf, und die Loͤsung bildet nach dem
                              									Abduͤnsten einen
                              									kupferglaͤnzenden Ueberzug. Versucht man es, dieses Salz durch
                              									Saͤttigung der noch gemischten sauren Aufloͤsung mit kohlensaurem
                              									Baryte zu bereiten, so nimmt der schwefelsaure Baryt allen Faͤrbestoff
                              									auf.
                           
                        
                           Indigoblauen schwefelsauren Kalk.
                           Diesen erhaͤlt man, wenn die gemischte blaue Aufloͤsung in
                              									Schwefelsaͤure mit dem 40–50fachen Volumen Wasser verduͤnnt
                              									wird: man reibt dieselbe hierauf bis zur Neutralisation mit weißem Marmorpulver,
                              									filtrirt die unloͤsliche anfangs hellblaue Gypsmasse, und waͤscht sie
                              									so lange, bis sie roth wird. Die Aufloͤsung wird abgeduͤnstet, bis sie
                              									eine ziemliche Consistenz erlangt hat, und dann mit Alkohole gemischt, der eine
                              									flokige, rothes Licht durchlassende Substanz daraus faͤllt, die aufs Filtrum
                              									gebracht, und mit Spiritus gewaschen wird. Dieß ist das blaue schwefelsaure
                              									Kalksalz. Es ist loͤslicher im Wasser, als der ungefaͤrbte Gyps, und
                              									wird die Aufloͤsung abgedunstet, so sezt es sich wieder in blauen Floken ab,
                              									und troknet zu einer dunkelfarbigen Haut ein, die ins purpurfarbige spielt. Troknet
                              									man diese Verbindung ohne sie vorher aufzuloͤsen, so ist die Farbe mehr
                              									purpurn. Aus der Aufloͤsung eines indigoblauen unterschwefelsauren Salzes,
                              									welches mit Chlorcalcium (salzsaurem Kalke) gemischt worden, faͤllt
                              									Schwefelsaͤure oder ein schwefelsaures Alkali farblosen Gyps.
                           
                        
                           Indigoblauer unterschwefelsaurer Kalk.
                           Diesen erhaͤlt man, wenn man die blaue Loͤsung, woraus das eben
                              									erwaͤhnte Salz durch Alkohol gefaͤllt worden, zur Trokne abdunstet.
                              									Dieß besizt vorzuͤglich schoͤnen Kupferglanz, und ist in Wasser und
                              									Spiritus leicht loͤslich. Wird die geistige Loͤsung mit in Weingeist
                              									aufgeloͤstem essigsauren Bleie gefaͤllt, so ist der Niederschlag ein
                              									Doppelsalz, bestehend aus blauer Unterschwefelsaͤure in Verbindung mit
                              									Kalkerde und Bleioxyd, aus welchem das leztere durch Schwefelwasserstoff
                              									abgeschieden werden kann, indem dann saurer, indigoblauer, unterschwefelsaurer Kalk
                              									zuruͤkbleibt, der zwar sehr schwach sauer reagirt, aber durchaus nicht sauer
                              									schmekt.
                           
                        
                           Indigoblaue schwefelsaure Talkerde.
                           Diese ist im Wasser leicht loͤslich, und wird durch einen Ueberschuß von
                              									schwefelsaurer Talkerde (Bittersalz), die man der Fluͤßigkeit zusezt, nicht
                              									gefaͤllt. Das unterschwefelsaure Salz verhaͤlt sich auf gleiche Weise.
                              									Man trennt beide mittelst Alkohol von einander. An der Luft ziehen sie die Feuchtigkeit nicht an.
                           Die beiden Thonerdesalze sind loͤslich im Wasser,
                              									und troknen ganz wie die vorigen ein. Vermischt man mit einem aufgeloͤsten
                              									blauen Salze ein Thonerdesalz, und sezt etwas Aezammoniak zu, so faͤllt es
                              									ein basisches Thonsalz der blauen Saͤure, welches, wenn es nicht mit dem
                              									basischen ungefaͤrbten Salze gemengt ist, dunkelblau von Farbe,
                              									pulverfoͤrmig, und nach dem Eintroknen schwarzblau ist. Sezt man
                              									uͤberschuͤssiges Alkali hinzu, so wird die blaue Saͤure
                              									demselben, wieder entzogen. Bereitet man die blauen Salze aus kaͤuflichem
                              									Indigo, so erscheint die Loͤsung, woraus das basische blaue Salz
                              									gefaͤllt worden, bei reflectirtem Lichte gruͤn, und bei
                              									durchscheinendem roth; fuͤgt man derselben uͤberschuͤssiges
                              									Alkali hinzu, so bleibt das Blau in der Loͤsung, waͤhrend der
                              									Niederschlag gruͤn wird.
                           
                        
                           Indigoblaues schwefelsaures Bleioxyd.
                           Das indigoblaue schwefelsaure Bleioxyd wird durch eine
                              									Bleizukersolution aus einer Aufloͤsung des blauen Kalisalzes gefaͤllt;
                              									es erscheint flokig, dunkelblau, und ist nur wenig im Wasser loͤslich, doch
                              									so, daß dieses waͤhrend des Aussuͤßens sich schoͤn blau
                              									faͤrbt. Nach dem Eintroknen ist es schwarzblau. Faͤllt man ein blaues
                              									schwefelsaures Salz mit basischessigsaurem Bleioxyde, so erhaͤlt man
                              									basischindigoblauesschwefelsaures Bleioxyd, welches in Form eines hellblauen
                              									Niederschlags erscheint, der im getrokneten Zustande eine dunklere Farbe annimmt.
                              									Werden die Loͤsungen der blauen unterschwefelsauren Salze mit einem
                              									loͤslichen Bleisalz vermischt, und Schwefelsaͤure zugesezt, so
                              									faͤllt farbeloses schwefelsaures Bleioxyd nieder.
                           
                        
                           Indigoblaues unterschwefelsaures Bleioxyd.
                           Das indigoblaue unterschwefelsaure Bleioxyd erhaͤlt
                              									man am besten, wenn man eine Aufloͤsung des Ammoniaksalzes in Alkohol mit
                              									einer geistigen Bleizukeraufloͤsung faͤllt. Es erscheint als blaues
                              									Pulver, welches sich langsam aber vollstaͤndig im Wasser aufloͤst, und
                              									was auch in geringer Menge von Alkohol aufgenommen wird. Es besizt einen
                              									zusammenziehenden, aber durchaus nicht suͤßen Geschmak. Man erhaͤlt
                              									dieses Salz auch, wenn die gemischte saure blaue Aufloͤsung in
                              									Schwefelsaͤure mit Wasser verduͤnnt, und hierauf mit kohlensaurem
                              									Bleioxyde bis zur vollkommnen Saͤttigung gerieben wird; das Gemenge wird dann filtrirt, und
                              									mit Wasser ausgelangt, so lange die Fluͤßigkeit noch dunkelblau durchs
                              									Filtrum geht, worauf diese zur Trokne abgedunstet wird. Hierbei erhaͤlt man
                              									jedoch einen Theil des schwefelsauren Salzes mit gemengt. Basisch erhaͤlt man
                              									dieses Salz durch Faͤllen mit basisch essigsaurem Bleioxyde.
                           Die uͤbrigen Verbindungen der Basen mit den blauen Saͤuren sind noch
                              									nicht untersucht.
                           Der Faͤrbestoff dieser Salze ist durch keine so besonders starke
                              									Verwandtschaft an die Schwefelsaͤuren gebunden, daß er nicht Verbindungen mit
                              									anderen Salzen eingehen koͤnnte. So z.B. wenn eine Aufloͤsung eines
                              									blauen unterschwefelsauren Salzes mit einer Aufloͤsung von Chlorbarium
                              									(salzsaurem Baryte) vermischt wird, und man hierauf phosphorsaures oder kohlensaures
                              									Natron zusezt, so wird phosphorsaurer oder kohlensaurer Baryt blau oder mittelblau
                              									gefaͤrbt niedergeschlagen.
                           Mischt man Chlorcalcium (salzsauren Kalk) mit einer blauen Aufloͤsung, so wird
                              									durch phosphorsaures Natron eine schoͤn blaue phosphorsaure Kalkerde
                              									gefaͤllt. Kohlensaures Alkali faͤllt kohlensauren Kalk, der etwas
                              									weniger blau gefaͤrbt ist, dessen Farbe aber durch Waschen nicht weggenommen
                              									werden kann. Die schwerloͤslichen Salze der Talkerde werden farbelos
                              									gefaͤllt. Vermischt man die Aufloͤsung eines blauen
                              									unterschwefelsauren Salzes mit essigsaurem Bleioxyde oder mit Gerbestoff, so
                              									entsteht kein Niederschlag, fuͤgt man aber beide zugleich hinzu, so wird das
                              									gerbestoffhaltige Bleioxyd blau gefaͤllt, indem es sich mit dem
                              									groͤßten Theil des Faͤrbestoffs verbindet. Es ist moͤglich, daß
                              									ein solches Versezen des Faͤrbestoffs in andere schwerloͤsliche Salze
                              									– einst praktisch anwendbare Resultate gewaͤhren kann.
                           Loͤsliches Indigoblau unterliegt derselben Veraͤnderlichkeit in der
                              									Farbe, wie vegetabilische Saftfarben. Sezt man es dem Sonnenlichte lange aus, so
                              									wird es dadurch zerstoͤrt, und im isolirten Zustande, wie man es durch
                              									Auslangen aus dem vorerwaͤhnten Schwefelblei erhaͤlt, wird es
                              									waͤhrend des Abdunstens gruͤn, und erleidet in seiner Zusammensezung
                              									eine Veraͤnderung. Durch Salpetersaͤure wird es zerstoͤrt.
                              									Mischt man eine blaue Aufloͤsung mit Salpetersaͤure, und erhizt das
                              									Gemisch, so geht es bei einer gewissen Temperatur, was von der Concentration der Saͤure
                              									abhaͤngt, in wenigen Secunden aus dem Blauen ins Gelbe uͤber.
                           Die aͤzenden Alkalien und alkalischen Erden verwandeln dieselbe sogleich in
                              									braungelb, oder wenn die Fluͤßigkeit verduͤnnt war, so faͤrbt
                              									sie sich anfaͤnglich gruͤn, dann gelb; diese Veraͤnderung
                              									findet mit oder ohne Luftzutritt Statt. Aezammoniak bewirkt diese
                              									Veraͤnderung nicht so schnell, und kohlensaure Alkalien zeigen gar keine
                              									farbenveraͤndernde Einwirkung.
                           
                        
                           Indigogruͤn.
                           Die gruͤne Farbe, die ich Indigogruͤn nennen will, wird am leichtesten aus dem unreinen
                              									Indigoblau erzeugt, was man aus gewoͤhnlichen Indigo erhaͤlt, bildet
                              									sich aber auch aus dem reinen. Man kann es in isolirtem Zustande darstellen, wenn
                              									man ein unterschwefelsaures blaues Salz in Alkohol aufloͤst, und die blaue
                              									Fluͤßigkeit mit feuchten Kalkhydrat in kleinen Mengen mischt, so lange dieses
                              									sich noch gruͤn faͤrbt. Hierauf wird die Fluͤßigkeit filtrirt,
                              									der gruͤne Niederschlag mit etwas Weingeist ausgewaschen, und nachher durch
                              									eine waͤsserige Aufloͤsung von Oralsaͤure in Wasser, von der
                              									man einen kleinen Ueberschuß hinzufuͤgt, zersezt. Dieser Ueberschuß wird
                              									durch Zusammenreiben mit etwas weißem Marmor wieder entfernt, worauf man die
                              									Fluͤßigkeit filtrirt und abdunstet. Es bleibt ein schmuziggruͤner
                              									Ruͤkstand, der sich leicht im Wasser aufloͤst, den Kalk und
                              									Eisenvitriol nicht mit gelber Farbe reduciren, der aber durch Kalkwasser gelb
                              									gefaͤrbt wird, mit Bleizuker einen graugruͤnen Niederschlag gibt, und
                              									nicht durch Queksilberchlorid (Queksilbersublimat), oder Gerbestoff getruͤbt
                              									wird.
                           
                        
                           Indigogelb.
                           Die gelbe Farbe, oder das Indigogelb ist das lezte Stadium der zerstoͤrenden Einwirkung der
                              									Alkalien. Man erhaͤlt es in isolirter Form, wenn die blaue unterschwefelsaure
                              									Kalkerde in Kalkwasser aufgeloͤst, und so lange abgedunstet wird, bis die
                              									Fluͤßigkeit gelb erscheint. Man fuͤgt hierauf Oralsaͤure hinzu,
                              									bis ein Ueberschuß derselben vorhanden, der wieder durch Zusammenreiben mit weißem
                              									Marmorpulver weggeschafft wird, und die Aufloͤsung wird sodann filtrirt, und
                              									nicht ganz bis zur voͤlligen Trokne abgedunstet; dieser sezt man Alkohol zu,
                              									welcher einen braͤunlichen extractartigen Stoff faͤllt, der aus einem
                              									Kalksalze besteht, was mit einem Theile des gelben Faͤrbestoffs chemisch
                              									vereinigt ist. Ob diese Verbindung noch außer der Unterschwefelsaͤure eine andere
                              									Saͤure enthaͤlt, ist noch nicht naͤher untersucht. Die
                              									Alkoholloͤsung gibt nach dem Verdunsten einen harten, troknen, gelben,
                              									durchscheinenden Stoff, der durchaus nicht sauer oder alkalisch reagirt, und der
                              									sowohl von Alkohol, als Wasser mit reiner gelber Farbe aufgeloͤst wird.
                              									Derselbe enthaͤlt zugleich etwas weniges unterschwefelsauren Kalk. Die gelbe
                              									Aufloͤsung wird durch neutrales essigsaures Bleioxyd unvollkommen
                              									gefaͤllt, dagegen vollkommen von dem basischen Bleisalze. Der Niederschlag
                              									ist hellgelb. Schwefelsaures Eisenoxyd und Kupferoxyd, Queksilberchlorid und
                              									Gerbestoff bringen in demselben keine Faͤllung hervor, dagegen vereinigt es
                              									sich sehr leicht mit Kalksalzen, und faͤllt z.B. mit oxalsaurem oder
                              									schwefelsaurem Kalke zugleich nieder, von welchem er jedoch durch freie
                              									Schwefelsaͤure wieder getrennt werden kann. Erhizt blaͤht er sich auf,
                              									verkohlt, riecht animalisch, und hinterlaͤßt eine Kohle, die langsam
                              									verbrennt, und etwas Gyps zuruͤklaͤßt.
                           
                        
                           Indigopurpur.
                           Der Indigopurpur ist eine Modification des
                              									loͤslichen Indigoblau, welche stets gebildet wird, wenn man
                              									unloͤsliches Indigoblau mit englischer Schwefelsaͤure, die nach ein
                              									Paar Stunden mit dem 40fachen ihres Volumens Wasser verduͤnnt wird,
                              									behandelt; auch saͤchsische Saͤure kann man anwenden, wenn das Gemenge
                              									sogleich mit Wasser vermischt wird. Es scheint dieses ein auf einer Uebergangsstuffe
                              									befindlicher Koͤrper zu seyn, in welchem das unloͤsliche Indigoblau
                              									verwandelt wird, ehe es in loͤsliches Indigoblau uͤbergeht, und der
                              									groͤßten Theils wieder verschwindet, wenn die Saͤure selbst
                              									laͤngere Zeit darauf einwirkt, oder wenn Waͤrme zugleich angewendet
                              									wird. Diese Substanz ist in der verduͤnnten Saͤure aͤußerst
                              									schwer loͤslich, und bleibt als ein dunkelblauer Ueberzug auf dem Filtrum
                              									zuruͤk, der allmaͤhlig vom Waschwasser mit blauer Farbe
                              									aufgeloͤst wird. Es muß deßhalb dieß Waschwasser auf die bereits
                              									erwaͤhnte Weise besonders aufgefangen werden. Dieß enthaͤlt nun nebst
                              									einer Portion nicht abgeschiedener indigoblauer Schwefelsaͤure, eine
                              									Verbindung von Schwefelsaͤure, und vielleicht auch Unterschwefelsaͤure
                              									mit Indigopurpur. Wird es abgedunstet, so hinterbleibt ein blauer in Wasser
                              									loͤslicher Ruͤkstand, der sich dem Aeußern nach nicht von indigoblauer
                              									Schwefelsaͤure unterscheidet, und welcher zulezt eine solide dunkelblaue Masse bildet. Mischt man
                              									mit seiner Aufloͤsung in Wasser ein Salz, welches sich darin aufloͤst,
                              									so truͤbt sich die Fluͤßigkeit, und ein flokiger purpurfarbener Stoff
                              									sezt sich ab, der auf ein Filtrum gebracht, und mit einer Loͤsung des zur
                              									Faͤllung angewandten Salzes ausgewaschen werden kann. Dieser purpurfarbige
                              									Niederschlag ist eine Verbindung von Schwefelsaͤure, Indigopurpur, und der
                              									Basis des angewandten Salzes. Wendet man Salze von verschiedener Basis an, so
                              									erhaͤlt man – dem Aussehen nach – ganz gleiche
                              									Niederschlaͤge, die aber hinsichtlich ihrer Loͤslichkeit im Wasser
                              									sich von einander unterscheiden. So faͤllen Natron und Ammoniaksalze die
                              									purpurfarbige Verbindung so, daß die Fluͤßigkeit noch 1/10 aufgeloͤst
                              									enthaͤlt, Kalisalze faͤllen sie bis auf 1/100, Talkerde, Zinkoxyd und
                              									Kupferoxydsalze bis auf 1/1000, schwefelsaures Eisenoxyd bis auf 1/3000, und Alaun
                              									oder Chlorcalcium (salzsaurer Kalk) bis auf 1/8000. Wird die Ammoniaksalzverbindung
                              									erhizt, so sublimirt sich unter Entbindung eines rothen Gases, ein Theil Indigoblau,
                              									das jedoch nicht ganz dem sublimirten Indigoblau gleich kommt, und vielleicht zum
                              									Theile Indigopurpur im isolirten Zustande enthaͤlt. Es besizt dieß zuweilen
                              									an der aͤußersten Kante eine glaͤnzend gruͤne Farbe,
                              									aͤhnlich den Fluͤgeln spanischer Fliegen, allein durch Reiben wird es
                              									braun, aber nicht kupferglaͤnzend, die Salze der feuerbestaͤndigen
                              									Basen halten es zuruͤk; es entwikelt sich zugleich schweflichtsaures Gas, und
                              									schweflichtsaures Ammoniak wird sublimirt. Die Purpursalze sind leichter in Alkohol
                              									als in Wasser aufloͤslich, und die Loͤsung ist blau gefaͤrbt.
                              									Diejenigen, welche Kalkerde, Talkerde, Zinkoxyd, Eisenoxydul oder Kupferoxyd zur
                              									Basis haben, sind im Wasser so wenig loͤslich, daß dieß wenigstens von den 3
                              									lezten kaum gefaͤrbt wird; Zusaz von freier Saͤure vermehrt deren
                              									Loͤslichkeit nicht. Uebergießt man sie mit concentrirter
                              									Schwefelsaͤure, namentlich mit rauchender, so werden sie aufgeloͤst,
                              									und nachdem die Saͤure darauf eingewirkt hat, ist der Purpur in
                              									loͤsliches Indigoblau verwandelt. Werden die loͤslichen Purpursalze
                              									mit Schwefelwasserstoff in der Waͤrme, oder mit Eisenvitriol und Kalkhydrat,
                              									oder freiem Alkali behandelt, so findet eine Reduction des Purpurs in Gelb wie beim
                              									Indigoblau Statt; dieser oxydirt sich auch wieder, eine blaue Fluͤßigkeit
                              									bildend, welche beim Vermischen mit einem faͤllenden Salze Purpur absezt. Die
                              									Aufloͤsung desselben faͤrbt Wolle schwach blau, ohne daß ihr dadurch die
                              									Farbe ganz entzogen werden koͤnnte. Das Blau mochte wohl von noch nicht
                              									abgeschiedenem Faͤrbestoffe herruͤhren. Saͤurezusaz
                              									befoͤrdert die Faͤrbung nicht.
                           Der rothe Gyps, der, nachdem die blaue Loͤsung mit Kalk gesaͤttigt und
                              									ausgewaschen worden, zuruͤkbleibt, hat seine Farbe von purpurfarbigem Gypse.
                              									Man kann einen großen Theil des ungefaͤrbten Gypses durch Zersezung mit
                              									kohlensaurem Alkali abscheiden, indem man nachher die Masse wohl auswaͤscht,
                              									und den gebildeten kohlensauren Kalk in Salzsaͤure aufloͤst. Der
                              									Ruͤkstand ist dunkler purpurfarbig, und kochendes Alkohol scheidet daraus das
                              									reine Purpursalz ab; allein es ist hiezu ein bedeutendes Quantum Alkohol
                              									noͤthig.
                           Behandelt man kaͤuflichen Indigo mit dem 10fachen Gewichte
                              									Schwefelsaͤure, und verduͤnnt das Gemisch nach 3 Stunden mit Wasser,
                              									so bleibt eine blaue Masse auf dem Filtrum zuruͤk, die in reinem Wasser
                              									aufgeloͤst, mit Salzen: purpurfarbige Niederschlaͤge von dunkler,
                              									schmuziger Farbe gibt.
                           Es sind nun noch einige Worte uͤber die Zusammensezung des Indigo's zu sagen
                              									uͤbrig. Dieser Faͤrbstoff ist in dieser Beziehung von Le Royer und Dumas, von Crum und von Ure untersucht
                              									worden. Die erhaltenen Resultate naͤhern sich zwar einander, stimmen jedoch
                              									nicht hinreichend mit einander uͤberein, um die wahre Zusammensezung als
                              									bekannt ansehen zu koͤnnen.
                           Im folgenden sind dieselben zusammengestellt:
                           
                              
                                 
                                 Le Royer u. Dumas.
                                 Crum.
                                 Ure.
                                 
                              
                                 
                                 Sublimirter.
                                 Ausgewaschener.
                                 Reduc. u.wied. oxyd.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 73,26
                                 71,71
                                 74,81
                                 73,22
                                 71,37
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   2,50
                                   2,66
                                   3,33
                                   2,92
                                   4,38
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                 13,81
                                 13,45
                                 13,98
                                 11,26
                                 10,00
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 10,43
                                 12,18
                                 7,88
                                 12,60
                                 14,25
                                 
                              
                           Crum fand, daß ein Gran englisches Gewicht sublimirtes
                              									Indigoblau (ungewiß, ob frei von Indigoroth) 0,38 engl. Cubzll. Stikstoffgas und
                              									5,762 Czll. kohlens. Gas gab, als es mit Kupferoxyd verbrannt wurde. Hier
                              									verhaͤlt sich beinahe das Volumen des Stikstoffgases zu dem der
                              									Kohlensaͤure wie 1 : 15. Berechnet man Crum's
                              									Analyse nach diesem Faktum, wodurch die relative Anzahl Atome des Stikstoffes und
                              									Kohlenstoffes bestimmt werden, so erhaͤlt man 15 Atome Kohlenstoff, 8 At. Wasserstoff, 2 At.
                              									Stikstoff und 2 At. Sauerstoff, welches nach Procenten berechnet 72,63 Kohlenstoff,
                              									3,19 Wasserstoff. 11,36 Stikstoff und 12,82 Sauerstoff gibt.
                           Die Zusammensezung des reducirten Indigo's hat natuͤrlicher Weise noch nicht
                              									erforscht werden koͤnnen. Wenn man annimmt, daß die Reduction nur in einem
                              									Verluste von Sauerstoff besteht, und der reducirte Zustand sonach als ein
                              									niedrigerer Oxydationsgrad zu betrachten ist, so muͤßte die Zusammensezung,
                              									angenommen, daß eine der angefuͤhrten Analysen richtig waͤre, dadurch
                              									erforscht werden koͤnnen, daß man die Quantitaͤt Sauerstoff, welche
                              									waͤhrend der Wiederoxydation aufgenommen wird, bestimmt. Dalton gibt an, gefunden zu haben, daß das Indigoblau bei
                              									seiner Wiederherstellung 7–8 pCt. seines Gewichtes nach der Oxydation
                              									zugenommen hat. Man muß annehmen koͤnnen, daß dieser Sauerstoff ein
                              									Submultiplum des ganzen Sauerstoffgehaltes betraͤgt, was jedoch nach der von
                              										Dalton gefundenen Zahl nicht mit den Analysen
                              									uͤbereinstimmt. Waͤre die Atomenzahl, welche man aus Crum's Analyse erhaͤlt, richtig, und das
                              									Indigoblau enthielte demnach nur 2 At. Sauerstoff, so konnte dasselbe bei der
                              									Reduction entweder nur die Haͤlfte oder allen Sauerstoff, d.h. ein oder beide
                              									Atome verlieren. Bei zwei von mir angestellten Versuchen erhielt ich Resultate, die
                              									betraͤchtlich von Dalton's abweichen. Gereinigtes
                              									Indigoblau wurde bei dem einen Versuche durch Kalkhydrat und Vitriol, und bei dem
                              									andern durch Aezkali und Vitriol reducirt, und hierauf 2 Flaschen mit der klaren
                              									gelben Aufloͤsung gefuͤllt: in diese wurden Krystalle von
                              									schwefelsaurem Kupferoxyde gelegt und die Flaschen verkorkt, so daß jedoch alle Luft
                              									aus denselben ausgeschlossen wurde. Nachdem die Faͤllung erfolgt war, wurde
                              									frisch gekochte Schwefelsaͤure im großen Uebermaaße zugefuͤgt, und die
                              									damit gefuͤllten Flaschen verkorkt und gelinde digerirt. Ich erwaͤhne
                              									diese Vorsichtsmaaßregeln, um zu zeigen, daß hiebei durchaus keine Einwirkung der
                              									Luft stattfinden konnte.
                           Die Schwefelsaͤure verwandelt das von dem Indigo gefaͤllte Kupferoxydul
                              									theils in unloͤsliches metallisches Kupfer, und theils in Oxyd, was
                              									aufgeloͤst wird. Das Gemenge wurde filtrirt, und aus dem ausgewaschenen
                              									Indigo wurde hierauf, mittelst einer Mischung von kohlensaurem und aͤzendem
                              									Ammoniake (womit es 24 Stunden digerirt wurde) das Kupfer ausgezogen, was nachher, mit
                              									Schwefelsaͤure gesaͤttigt, durch Eisen reducirt und gewogen ward. Das
                              									gefaͤllte Indigoblau wurde getroknet und nach vorherigem Waͤgen
                              									verbrannt, und die zuruͤkgebliebene Spur von Kupferoxyd in Rechnung gebracht.
                              									Auf diese Weise erhielt ich fuͤr 100 Theile bei 100° getrokneten
                              									Indigoblaus in beiden Versuchen, 18,35 Th. metallisches Kupfer; was 4,65 Th.
                              									Sauerstoff entspricht, welche diese 100 Th. Faͤrbstoff bei ihrer
                              									Wiederblaufaͤrbung aufgenommen haben. Diese Zahl ist nicht genau ein
                              									Submultiplum der verschiedenen gefundenen Sauerstoffgehalte, ausgenommen in Ure's Analyse, die ich aber als die am mindesten
                              									zuverlaͤßige anzusehen Ursache habe.
                           Dalton gibt ferner an, daß, wenn das Indigoblau mittelst
                              									Chlor zerstoͤrt wird, von demselben hiezu eine Menge erforderlich sey, welche
                              									dem Gewichte nach 15–16 pCt. Sauerstoff des blauen Faͤrbestoffes
                              									entspraͤche.
                           Crum analysirte auch das in schwefelsauern Kalisalze
                              									loͤsliche Indigoblau, und glaubt, gefunden zu haben, daß es aus einem Atome
                              									Indigoblau verbunden mit 4 Atomen Wasser bestehe, wogegen Indigopurpur 1 Atom
                              									Indigoblau und nur 2 Atome Wasser enthalten sollte; allein dieses Verhaͤltniß
                              									kann keinesweges als wahrscheinlich betrachtet werden.
                           
                        
                           Verhalten des gewoͤhnlichen Indigo's und dessen
                                 										Anwendung.
                           Nachdem die Eigenschaften der verschiedenen Stoffe, welche sich im kaͤuflichen
                              									Indigo vorfinden, aufgezaͤhlt worden, werde ich noch Einiges uͤber
                              									dessen allgemeine Behandlung hinzufuͤgen.
                           Wird der Indigo erhizt, so gibt er, wie bereits erwaͤhnt, sublimirtes
                              									Indigoblau, aber diese Sublimation ist von einem hoͤchst widrigen Geruche
                              									begleitet, der das ganze Zimmer erfuͤllt. Dieser Geruch ist das Produkt der
                              									Zersezung und Verfluͤchtigung des Indigobrauns und Indigoroths, und
                              									namentlich vom leztern ruͤhrt der so sehr charakteristische Geruch her.
                              									Findet die Erhizung in einem Destillationsgefaͤße statt, so erhaͤlt
                              									man Wasser, verschiedene Gasarten, Schwefelammonium, Cyanammonium, kohlensaures
                              									Ammoniak, ein dikes dunkelbraunes Oehl und eine poroͤse glaͤnzende
                              									stickstoffhaltige Kohle bleibt als Ruͤkstand. Das Oehl, die Gase, das
                              									Ammoniak und der Schwefel sind Produkte der Zerstoͤrung des Indigobrauns und
                              									Pflanzenleims.
                           
                           Um den Indigo in der Faͤrberei auf die Zeuge zu befestigen, unterwirft man ihn
                              									verschiedenen chemischen Operationen, die den folgenden beiden untergeordnet werden
                              									koͤnnen: a) die Aufloͤsung des Indigo's
                              									mittelst Reduction, und b) die Behandlung desselben mit
                              									concentrirter Schwefelsaͤure.
                           
                        
                           a) Aufloͤsung des Indigo's
                                 										durch Reduction.
                           Die hiebei sich bildende Aufloͤsung nennen die Faͤrber
                              									Blaukuͤpe, die wiederum in die kalte und warme Kuͤpe eingetheilt
                              									wird.
                           
                              1) Die kalte
                                    										Kuͤpe.
                              Man hat mehrere Abaͤnderungen derselben.
                              α) Vitriolkuͤpe. Die einfachste davon
                                 										ist bereits erwaͤhnt worden und besteht darin, 1 Theil fein geriebenen
                                 										Indigo mit 3 Theile Kalkhydrat (zerfallener Kalk) mit 150 Theilen Wasser zu
                                 										digeriren, und nach einigen Stunden 2 Theile kupferfreien Eisenvitriols
                                 										zuzusezen. Man erhaͤlt das Gemisch in einem wohl verschlossenen
                                 										Gefaͤße in einer Temperatur von + 40°, bis die Reduction
                                 										gaͤnzlich vollendet ist. Andere Vorschriften zu dieser Kuͤpe sind
                                 										1 Th. Indigo, 2 Th. Pottasche, 2 Th. kaustischen Kalk, und 4 Th. Eisenvitriol;
                                 										oder auch 1 Th. Indigo mit Aezlauge, 1 1/9 Th. ungeloͤschten Kalk und 2
                                 										Th. Eisenvitriol lange gekocht; ferner 6 Th. Indigo, 4 Th. Pottasche, 20 Th.
                                 										Kalk und 15 Th. Vitriol. Allein bei allen Kuͤpen, wo man Aezkalk
                                 										anwendet, ist zu erinnern, daß ein Ueberschuß von Kalk eine unloͤsliche
                                 										Verbindung mit reducirtem Indigo bildet, und dadurch der Faͤrbestoff der
                                 										Aufloͤsung vermindert wird.
                              β) Opermentkuͤpe wird bereitet, wenn 1
                                 										Th. fein geriebener Indigo mit 2 Th. Pottasche und 175 Th. Wasser gekocht und
                                 										nachher 1 Th. frisch geloͤschter Kalk zugesezt wird, dem man zulezt nach
                                 										nochmaligem Kochen 1 Th. Auripigment zufuͤgt. Der Schwefel und Arsenik
                                 										oxydirt sich dabei auf Kosten des Indigoblaus, welches reducirt und
                                 										aufgeloͤst wird. Man benuͤzt diese Aufloͤsung in der
                                 										Kattundrukerei.
                              γ) Urinkuͤpe. Man erhaͤlt sie,
                                 										wenn man fein geriebenen Indigo mit faulem Urine digerirt, welcher
                                 										vermoͤge seines Ammoniakgehaltes das aufloͤst, was mittelst der
                                 										darin enthaltenen faulenden Stoffe reducirt wird. Man benuͤzt diese
                                 										Methode haͤufig in der Haushaltung. Ferner wendet man auch ein Gemenge
                                 										von Alkali und Zinnchloruͤr (Zinnsalz) an, wobei eine Aufloͤsung des
                                 										Zinnoxyduls in Kali gebildet wird, die sehr leicht den Indigo reducirt und
                                 										aufloͤst. Allein eine Kuͤpe ohne Kalk wird gewoͤhnlich
                                 										schlecht, weil das Kali auch das Indigobraun aufloͤst, und die
                                 										Aufloͤsung hiedurch eine dunkelbraune Farbe annimmt; bei der
                                 										Wiederherstellung des Indigoblaus wird dann ein Theil des Indigobrauns mit
                                 										gefaͤllt, wodurch die Farbe an Glanz und Schoͤnheit verliert,
                                 										obschon es beitraͤgt, um dieselbe dunkler zu machen. Mengt man dagegen
                                 										Kali und Kalk, so haͤlt der leztere das meiste Indigobraun
                                 										unaufgeloͤst zuruͤk. In allen Kuͤpen mit Kalk
                                 										enthaͤlt die Fluͤßigkeit, nebst dem reducirten Indigo, auch die
                                 										hiebei angewandte Basis, Pflanzenleim, Indigoroth und eine Spur von Indigobraun
                                 										aufgeloͤst. Waͤhrend sich das Indigoblau wieder bildet,
                                 										faͤllt auch Indigoroth nieder, und in der Loͤsung verbleibt der
                                 										Pflanzenleim, welcher derselben eine merkbar gelbe Farbe ertheilt. Die
                                 										Aufloͤsung des Indigoroths beruht ganz und gar auf der Mitwirkung des
                                 										blauen Faͤrbestoffes, und findet nicht ohne diese statt, weßhalb sie auch
                                 										beide vereinigt wieder gefaͤllt werden.
                              
                           
                              2) Waidkuͤpe.
                              Die warme Kuͤpe, oft auch Waidkuͤpe genannt, bereitet man aus 4 Th. Indigo, 50 Th. Waid,
                                 										2 Th. Krapp und 2 Th. Pottasche. Der Indigo wird sehr fein gerieben, und nachher
                                 										mit Pottasche wohl ausgekocht, worauf man die genannten Substanzen mit 2000 Th.
                                 										Wasser mengt und sie einige Stunden in einer Temperatur von ungefaͤhr +
                                 										30° erhaͤlt. Man sezt dann frisch geloͤschten Kalk in
                                 										kleinen Portionen allmaͤhlig in langen Zwischenraͤumen hinzu, bis
                                 										dessen Quantitaͤt endlich 1 1/3 Aezkalk betraͤgt. Man laͤßt
                                 										die Masse sich nach und nach abkuͤhlen, wobei man noch von Zeit zu Zeit
                                 										etwas wenigen Kalk hinzufuͤgt. Allmaͤhlig tritt nun eine
                                 										Gaͤhrung ein, die den Indigo reducirt, dessen Faͤrbestoff sodann
                                 										im reducirten Zustande vom Alkali aufgeloͤst wird. Diese Gaͤhrung
                                 										haͤlt lange an, und es bedarf nur von Zeit zu Zeit eines neuen Zusazes
                                 										von Materialien, um eine stets zum Gebrauche fertige Farbbruͤhe zu
                                 										unterhalten. Der Kalk wird nur in kleinen Mengen zugesezt, weil seine
                                 										Hauptbestimmung ist, das Indigobraun zu binden, welches, wenn der Kalk
                                 										Kohlensaͤure aufnimmt, vom Alkali aufgeloͤst wird. Wollte man aber
                                 										zu viel Kalk auf einmal zusezen, so wuͤrde zugleich eine
                                 										betraͤchtliche Menge reducirter Indigo in Verbindung mit Kalkerde
                                 										gefaͤllt werden. – Anstatt Waid und Krapp koͤnnen auch als
                                 										gaͤhrende Stoffe Stroh, Honig, Traubenzuker u. dgl. m. angewandt
                                 											werden.Hieher gehoͤren noch die topischen oder oͤrtlichen blauen
                                       												Farben, so wie die, welche eine Basis zur Aufnahme des gelben Pigmentes
                                       												zur Bildung gruͤner Farben enthalten. Ferner das Porzellan- oder
                                       												Fayenceblau u.s.w., zu deren Darstellung, so wie uͤber das
                                       												Geschichtliche und die technische Anwendung des Indigo's nebst der
                                       												vollstaͤndigsten Literatur man in Bancroft's Faͤrbebuch, zweite Auflage, Nuͤrnberg
                                       												bei Schrag 1817, S. 218–359 genuͤgende Auskunft findet. A.
                                       												d. R.
                                 									
                              
                           
                        
                           b) Indigoaufloͤsung in
                                 										Schwefelsaͤure.
                           Die Aufloͤsung des Indigo's in Schwefelsaͤure pflegt auch saͤchsisches Blau genannt zu werden, weil dessen
                              									Anwendung von einem Sachsen Namens Barth entdekt wurde.
                              									Der Indigo wird zu feinem Pulver zerrieben und an einer + 50 – 60°
                              									warmen Stelle wohl getroknet, um alle hygroskopische Feuchtigkeit daraus zu
                              									entfernen, worauf er nach und nach in kleinen Portionen in concentrirte
                              									Schwefelsaͤure eingetragen wird. Von der saͤchsischen
                              									Schwefelsaͤure bedarf man, je nach der verschiedenen Reichhaltigkeit des
                              									Indigo's, 4–6 mal soviel als das angewandte Indigogewicht betraͤgt.
                              									Von englischer Saͤure nimmt man das 6–8fache des Indigogewichtes, die
                              									jedoch im hoͤchst concentrirten Zustande sich befinden muß. War dieselbe so
                              									schlecht verwahrt, daß sie aus der Luft Feuchtigkeit angezogen hatte, so muß diese
                              									durch Auskochen der Saͤure in einem passenden Gefaͤße zuvor wieder
                              									entfernt werden: weil ausserdem der Indigo entweder gar nicht oder nur unvollkommen
                              									sich aufloͤst, so daß die durch's Filtrum gehende Fluͤßigkeit nur sehr
                              									schwach blau gefaͤrbt erscheint, und der meiste Indigo in Form von
                              									schwefelsaurem Indigopurpur auf dem Filtrum zuruͤkbleibt.
                           Obgleich das Indigoblau eine Temperatur von + 100° vertraͤgt, ohne die
                              									Schwefelsaͤure zu zersezen, so gilt dieß jedoch nicht von den anderen
                              									Bestandtheilen des Indigo's, weßhalb man diesen nur allmaͤhlig in kleinen
                              									Quantitaͤten zusezt, damit die Masse sich nicht erhize und schweflichtsaures
                              									Gas entwikle; weil das reine Blau leichter in Gesellschaft mit Indigobraun und
                              									Indigoroth zerstoͤrt wird und dann Indigogruͤn bildet. Das
                              									Gefaͤß, worin die Mischung geschieht, wird gut bedekt, so daß die
                              									Saͤure nicht Gelegenheit hat, ungehindert Feuchtigkeit aus der Luft einzusaugen,
                              									wodurch ihr Loͤsungsvermoͤgen vermindert wird. Man laͤßt das
                              									Gemisch hierauf ruhig 24–48 Stunden lang stehen, je nachdem die Temperatur in
                              									dem Orte, wo es sich befindet, hoͤher oder niedriger ist. Reibt man
                              									Indigopulver in einem Moͤrser mit englischer Schwefelsaͤure so lange
                              									zusammen, bis die ganze Masse voͤllig homogen erscheint, so erhaͤlt
                              									man beinahe nur Indigopurpur, und wenig oder kein Blau loͤst sich auf, weil
                              									die stets sich erneuernde mit der Luft in Contact kommende Oberflaͤche der
                              									Saͤure aus dieser in kurzer Zeit so viel Wasser aufnimmt, daß sie das
                              									Vermoͤgen den Indigo aufzuloͤsen groͤßtentheils verliert.
                           Man glaubte fruͤher, das rauchende Wesen der Schwefelsaͤure sey ein
                              									niedrigerer Saͤuerungsgrad derselben, und schrieb deßhalb vor, die englische
                              									Schwefelsaͤure mit Schwefel zu kochen, um ihr das
                              									Loͤsungsvermoͤgen der saͤchsischen Saͤure zu ertheilen,
                              									und obschon der theoretische Grund hiebei falsch war, so gab dieß doch ein
                              									anwendbares Resultat, weil der Fabrikant durch Kochen seine Saͤure
                              									concentrirte, wozu jedoch die Anwesenheit des Schwefels nichts beitrug. Die im
                              									Indigo enthaltenen fremdartigen Stoffe werden zuerst von der Schwefelsaͤure
                              									angegriffen, weßhalb diese sich anfangs braungelb faͤrbt, und erst nach
                              									einiger Zeit blau wird. Dasselbe findet zwar auch zuweilen mit sublimirtem
                              									Indigoblaue statt, allein nur dann, wenn es nicht vorher durch Kochen mit Alkohol
                              									von dem mit sublimirtem Indigorothe und brenzlichem Oehle befreit war.
                           Die blaue saure Aufloͤsung wird in ein hinreichendes Quantum Wasser gegossen,
                              									was dem Volumen nach das 20fache oder noch mehr betraͤgt, worauf sie filtrirt
                              									wird. Es bleibt hiebei ein unloͤslicher Stoff auf dem Filtrum zuruͤk,
                              									der, nachdem die blauen Saͤuren durchgelaufen sind, das Waschwasser
                              									gruͤn faͤrbt. Dieser Stoff ist ein Gemisch von schwefelsaurem
                              									Indigobraune, schwefelsaurem Indigopurpur, Purpurgypse, nebst Sand und Kieselmehl.
                              									Soll die Aufloͤsung zum Faͤrben angewandt werden, so darf man diese
                              									ruͤkstaͤndige Masse nicht weiter auswaschen. Aezkali loͤst das
                              									Indigobraun auf, und laͤßt den Purpur als ein Salz zuruͤk. Ist sie
                              									wohl ausgelaugt, so besteht der Ruͤkstand aus unorganischen Stoffen, zwischen
                              									welchen sich wohl auch noch etwas Indigoblau befindet, worauf die Saͤure
                              									nicht eingewirkt hat, und was durch Gluͤhen fortgeschafft werden kann.
                           
                           Die filtrirte Aufloͤsung sezt die blauen Saͤuren auf Wolle oder
                              									Wollenzeug ab, wenn sie damit digerirt wird; allein zugleich befestigen sich auch
                              									schwefelsaures Indigoroth, schwefelsaures Indigobraun und schwefelsaurer
                              									Pflanzenleim auf dem Zeuge, wodurch die reine blaue Farbe einen Stich in's
                              									Gruͤne behaͤlt, der ihr bisweilen ein haͤßliches Ansehen
                              									ertheilt. Nachdem die Wolle in sich aufgenommen hat, was moͤglich war, so
                              									hinterbleibt eine saure gelbe Fluͤßigkeit. Die darin enthaltene Saͤure
                              									ist freie Schwefelsaͤure. Es erscheint als eine sehr sonderbare Thatsache,
                              									daß die Wolle die Farbe aus der Schwefelsaͤure aufnimmt, allein es wurde
                              									bereits im Vorhergehenden erwaͤhnt, daß die Wolle gegen die gefaͤrbten
                              									Saͤuren als eine Basis auftritt, und daß sie folglich die Saͤuren
                              									zugleich mit aufnimmt, so daß es bloß die ungebundene Saͤure ist, welche in
                              									der Fluͤßigkeit zuruͤk bleibt: Wird die gelbe saure Fluͤßigkeit
                              									mit Kalk gesaͤttigt und abgedunstet, so erhaͤlt man einen mit Gyps
                              									gemengten extractaͤhnlichen Ruͤkstand, der aus Pflanzenleim und
                              									schwefelsaurem Kalke besteht. Alkohol zieht daraus den Pflanzenleim aus, und
                              									laͤßt den Gyps zuruͤk. Eine unbedeutende Spur von
                              									Unterschwefelsaͤure, aber kein Ammoniaksalz, findet sich in diesem
                              									Ruͤkstande, oder auch mit dem in Alkohol aufgeloͤsten vermengt.
                           Wenn man die blaue Wolle abspuͤlt, auspreßt und nachher bei + 40° in
                              									reinem Wasser digerirt, so wird dieß gelb, ja selbst bloß kaltes Wasser, welches man
                              									tropfenweise darauf fallen laͤßt, laͤuft gelb gefaͤrbt wieder
                              									ab. Es enthaͤlt dann schwefelsauren Pflanzenleim. Um diesen zu extrahiren,
                              									bedarf man große Mengen kalten Wassers. Durch Digestion bei einer Temperatur von +
                              									80 – 90° wird er leichter ausgezogen, allein es folgen dann kleine
                              									Mengen von den blauen Saͤuren mit, und das Wasser wird gruͤn. Sobald
                              									es anfaͤngt, rein blau zu werden, so ist aller Pflanzenleim entfernt, man
                              									zieht dann die Farbe durch Digestion mit einer Loͤsung von kohlensaurem
                              									Alkali aus, dessen Quantitaͤt 1/2 p. Ct. des Wassergewichtes nicht
                              									uͤbersteigen darf. Die Fluͤßigkeit wird davon sehr dunkelblau, und die
                              									Wolle nach dem Auslaugen schmuzig rothbraun. Es ruͤhrt diese Farbe von
                              									Indigoroth her, welches sich auf der Wolle befestigt hat, und nicht vom Alkali
                              									ausgezogen wird. Mischt man nun die Aufloͤsung des Faͤrbstoffes mit
                              									einer Saͤure, z.B. mit verduͤnnter Schwefelsaͤure, so entsteht
                              										anfangs ein kaum
                              									sichtbarer Niederschlag, der aber nach dem Filtriren eine nicht unbedeutende Portion
                              									eines gruͤnbraunen Stoffes gibt. Dieser besteht aus schwefelsaurem
                              									Indigobraun, was durch das Alkali aus der Wolle ausgezogen und wieder durch einen
                              									Ueberschuß von Saͤure gefaͤllt worden. Faͤrbt man Wolle oder
                              									Wollenzeug in dieser filtrirten sauren blauen Aufloͤsung, so erhaͤlt
                              									man eine reinere blaue Farbe, weil die fremden faͤrbenden Stoffe
                              									groͤßtentheils fortgeschafft worden sind. Es ist jedoch noch eine zweite
                              									Ursache vorhanden, die zur Verunreinigung der Farbe beitraͤgt und davon
                              									herruͤhrt, daß, wenn die Masse bei der Aufloͤsung des Indigo's sich zu
                              									stark erhizt, ein Theil des Blaues in Indigogruͤn uͤbergeht, welches
                              									sich auch auf dem Zeuge befestigt; bei noch laͤnger fortgesezter
                              									Erwaͤrmung wird die Masse gruͤnbraun, und das auf diese Weise
                              									gebildete Braun bleibt bei der Ausfaͤrbung in der Fluͤßigkeit
                              									zuruͤk, waͤhrend das noch vorhandene Gruͤn und Blau sich auf
                              									der Wolle befestigt.
                           Am schoͤnsten wird das saͤchsische Blau erhalten, wenn man nach der
                              									Aufloͤsung in englischer Schwefelsaͤure indigoblaues schwefelsaures
                              									Kali (Indigo Carmin, indigo soluble) durch Zusaz von
                              									Pottasche herausfaͤllt, bis 1/4 oder 1/3 der sauren Fluͤssigkeit sich
                              									gesaͤttigt hat. Das ruͤkstaͤndige aufgeloͤste Blau wird
                              									durch Filtriren von dem Niederschlage getrennt, den man hierauf abtropfen
                              									laͤßt, in Wasser wieder aufloͤst, mit Schwefelsaͤure versezt,
                              									und dann in dieser Fluͤßigkeit die Wolle ausfaͤrbt. Da diese nur
                              									reines Indigoblau enthaͤlt, so wird die Farbe ausgezeichnet schoͤn.
                              									Minder feine Zeuge koͤnnen nachher in der abgeschiedenen, zum Theile mit Kali
                              									gesaͤttigten, Fluͤßigkeit gefaͤrbt werden.
                           Zeuge, die sich mit den blauen Saͤuren unmittelbar verbinden, kann man
                              									faͤrben, wenn man jene vorher in eine Alaunaufloͤsung oder ein Gemenge
                              									von einer warmen Aufloͤsung von Chlorbaryum (salzsaurem Baryt) und saurem
                              									weinsteinsaurem Kali (Weinstein) taucht, worauf sie in eine Aufloͤsung eines
                              									blauen Salzes gebracht werden, welches im ersten Falle einen Alkaliuͤberschuß
                              									besizen muß, der durch Zusaz von etwas kohlensaurem Kali bewirkt werden kann; allein
                              									im zweiten Falle kann die Fluͤßigkeit sogar sauer seyn. Im erstem Falle ist
                              									das Zeug durch basischindigoblaue schwefelsaure Thonerde, und im zweiten durch
                              									neutralen indigoblauen schwefelsauren Baryt gefaͤrbt.
                           
                           Bloß diese lezte Faͤrbungsmethode gibt eine Farbe, welche die Behandlung mit
                              									Waschwasser oder einer Aufloͤsung von harter und weicher Seife
                              									vertraͤgt, ohne daß das Indigoblau ausgezogen wuͤrde.Diese Beobachtung ist fuͤr die Seiden-Leinen und
                                    											Baumwollen-Faͤrberei und Drukerei von der groͤßten
                                    											Wichtigkeit. A. d. R.
                              								
                           
                        
                           Bestimmung des blauen Faͤrbestoffgehaltes im
                                 										kaͤuflichen Indigo.
                           Den Gehalt an Faͤrbestoff genau zu bestimmen, ist nicht leicht. Durch
                              									aufeinanderfolgende Behandlung mit Wasser, freier Saͤure, kaustischem Kali
                              									und kochendem Alkohole die fremden Stoffe auszuziehen, und hierauf den
                              									Ruͤkstand zu waͤgen und zu verbrennen, um den Aschengehalt zu
                              									bestimmen, ist schon eine Analyse, welche die Indigoconsumenten theils aus Mangel an
                              									Zeit, oder oft auch aus Mangel an Kenntnissen, nicht anzustellen im Stande sind. Man
                              									sucht deßhalb leichtere, obgleich minder genaue Mittel, um diesen Zwek zu erreichen
                              									und die darin bestehen, entweder den Faͤrbstoffgehalt durch Bleichen mit
                              									Chlor zu bestimmen, oder ihn mittelst der Vitriolkuͤpe auszuziehen.
                           Die Chlorprobe geschieht mit Chlorwasser. Man nimmt hievon
                              									ein gewisses Maaß, waͤgt eine Portion feingeriebenes, durch Reduction
                              									gereinigtes Indigoblau, und sezt davon nach und nach kleine Mengen zu, so lange die
                              									blaue Farbe noch in Gelb verwandelt wird; auf diese Weise erfaͤhrt man, wie
                              									viel Indigoblau durch das Chlorwasser zerstoͤrt werden kann. Nachher nimmt
                              									man eine gleiche Quantitaͤt Chlorwasser, und traͤgt auf dieselbe Weise
                              									kleine Mengen einer fein geriebenen und abgewogenen Indigoprobe so lange ein, bis
                              									das Chlorwasser aufhoͤrt darauf einzuwirken. Hieraus ergibt sich, daß die
                              									hiezu verbrauchte Menge Indigo ein und dasselbe Quantum Indigoblau enthielt, was bei
                              									der ersten Probe angewandt wird.
                           Diese Probe gibt stets ein vortheilhafteres Resultat, als die Wirklichkeit selbst
                              									ist, indem sowohl der Pflanzenleim, so wie das Indigobraun und Indigoroth auf das
                              									Chlor wirken; da jedoch diese Einwirkung unbedeutend ist, so kann sie ganz
                              									uͤbersehen werden. Groͤßere Fehler begeht man leicht dadurch, daß man
                              									gegen das Ende der Operation zu viel Indigo zusezt.
                           
                           Man muß jedesmal eine vergleichende Probe mit reinem Indigoblau anstellen, weil der
                              									Chlorgehalt des Chlorwassers Veraͤnderungen unterworfen ist, und um nicht
                              									irrige Resultate durch zu kleine Proben zu erhalten, kann die Probe mit dem unreinen
                              									Indigo mit einem 5–10mal groͤßern Volumen Chlorwasser, als zum
                              									gereinigten Indigoblau angewandt worden, gemacht werden.Man vergleiche hiemit die Abhandlung: Unterricht uͤber die
                                    											Pruͤfung des Kalk-Chloruͤrs, von Gay-Lussac. Mit Abbildungen im polyt. Journale, Bd. XIV. S. 422. A. d. R.
                              								
                           Die Vitriolprobe wird so gemacht, daß der Indigo fein
                              									gepulvert und gewogen wird. Man waͤgt zugleich ein eben so großes Quantum
                              									ungeloͤschten Kalk, aus gebrannten Austerschalen oder weißen Marmor. Man
                              									mischt hierauf in einem graduirten Glasgefaͤße ein bestimmtes Volumen Wasser;
                              									mit einem Theile desselben wird der Kalk zu Hydrat geloͤscht; der Indigo wird
                              									sodann auf einen Reibstein mit einer kleinen Quantitaͤt des gemessenen
                              									Wassers fein gerieben, und hierauf das Kalkhydrat zugesezt, womit das Gemenge auf's
                              									Neue so lange gerieben wird, bis eine vollkommene Mengung statt gefunden.
                           Man bringt dasselbe nun so vorsichtig, daß nichts davon verloren geht, in eine
                              									Flasche, und Reibstein nebst Laͤufer werden mit der noch uͤbrig
                              									gewesenen Wassermenge abgespuͤlt, und dieß hierauf in die Flasche gegossen,
                              									welche mit Wasser, dessen Volumen man bestimmt, voͤllig gefuͤllt wird.
                              									Wendet man immer dieselbe Flasche an, und ist einmal die hiezu erforderliche
                              									Wassermenge sorgfaͤltig bestimmt worden, so ist man nachher einer
                              									wiederhohlten Messung uͤberhoben, wenn das Gewicht der Indigoprobe stets
                              									gleich genommen wird.
                           Die Wassermenge, welche man anwendet, ist gleichguͤltig, nur darf sie nicht zu
                              									klein seyn. Auf 1 Gramm Indigo ist 1 1/2 bis 2 Liter Wasser gerade recht. Die
                              									Flasche wird nachher bei einer Waͤrme von + 80 bis 90° ein paar
                              									Stunden lang digerirt, was am leichtesten geschieht, wenn man sie in ein
                              									Gefaͤß mit Wasser stellt, welches uͤber Feuer erhizt wird.
                              									Waͤhrend dieser Digestion verbindet sich die Kalkerde mit dem Indigobraune,
                              									und verlaͤßt den Faͤrbestoff. Hierauf sezt man etwas feingeriebenen
                              									kupferfreien Eisenvitriol hinzu, verkorkt die Flasche, und schuͤttelt sie um,
                              									indem man sie dann in dem Wassergefaͤße erkalten laͤßt. Nimmt man sie nachher heraus, so ist
                              									die Masse zu Boden gesunken, und man kann die klare Aufloͤsung mit einem
                              									Heber abziehen, und ein Glas, dessen Cubikinhalt man kennt, damit anfuͤllen.
                              									Man entfernt dann das Glas, und laͤßt den aufgeloͤsten
                              									Faͤrbstoff an der Luft sich oxydiren. Um die Kalkerde aufgeloͤst zu
                              									erhalten, und die Oxydation zu beschleunigen, sezt man etwas Salzsaͤure
                              									hinzu. Nachdem die Fluͤßigkeit sich geklaͤrt hat, wird sie filtrirt,
                              									und der Niederschlag auf ein gewogenes Filtrum gebracht, welches, nach dem
                              									Aussuͤßen und Troknen bei + 100, die darauf befindliche Menge Indigoblau
                              									gibt. Hatte man zur Probe 200 Maaß Wasser genommen, und nun zur Oxydation z.B. 50 M.
                              									abgezogen, welche 10 Gran Indigoblau geben, so wuͤrde die Probe 40 Gran
                              									enthalten haben.
                           Diese Probe ist weit zuverlaͤßiger als die vorige, und faͤllt jederzeit
                              									etwas unvortheilhafter aus, als die Wirklichkeit, weil eine kleine Menge Indigo vom
                              									Kalke zuruͤkgehalten wird, der etwas uͤberschuͤßig vorhanden
                              									seyn muß. Diese Probe wurde zuerst von Pugh
                              									vorgeschlagen, mit der Vorschrift: die ganze Aufloͤsung zu filtriren. Allein
                              									dieß ist unmoͤglich, weil sich Indigoblau waͤhrend des Filtrirens auf
                              									dem Filtrum bildet, dessen Menge nach der zur Operation erforderlichen Zeit
                              									ebenfalls variirt.
                           Mit Kalihydrat kann die Probe nicht gemacht werden, weil dieses zugleich Indigobraun
                              									aufloͤst, und die Fluͤßigkeit nach der Oxydation sich nicht
                              									klaͤrt, auch der allmaͤhlich zu Boden sinkende Niederschlag
                              									Indigobraun enthaͤlt. Die Aufloͤsung des Indigoblaues in
                              									Schwefelsaͤure wird angewendet, um den Chlorgehalt des Chlorwassers und des
                              									Chlorkalkes zu bestimmen, indem man naͤmlich die hievon zur
                              									Zerstoͤrung der blauen Farbe erforderliche Menge bestimmt. Aber es versteht
                              									sich von selbst, daß man nur dann vollkommen zuverlaͤßige Resultate
                              									erhaͤlt, wenn die schwefelsaure Loͤsung aus gereinigtem Indigoblau
                              									dargestellt war.