| Titel: | Ueber die Verfertigung übereinstimmender Aräometer mit Beauméscher Gradleiter, von A. Schober und J. Pecher, Oberfeuerwerkern der k.k. öst. Artillerie in Wien. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XX., S. 63 | 
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                        XX.
                        Ueber die Verfertigung uͤbereinstimmender
                           Araͤometer mit Beauméscher Gradleiter, von A. Schober und J. Pecher, Oberfeuerwerkern der k.k.
                           oͤst. Artillerie in Wien.
                        Schober und Pecher, uͤber Verfertigung
                           uͤbereinstimmender Araͤometer.
                        
                     
                        
                           Die Araͤometer mit Beaumés
                              Grad-Eintheilung gruͤnden sich auf zwei feste Puncte; der eine wird
                              durch das Eintauchen des Instrumentes in reines Wasser, der andere in einer
                              Kochsalzlauge aus 9 Theilen Wasser und 1 Theil Kochsalz, bestimmt. Der Abstand
                              beider Puncte wird in 10 gleiche Theile (Grade) getheilt, und der Wasserpunct bei
                              Araͤometern fuͤr dichtere Fluͤßigkeiten als Wasser, mit 0, bei
                              jenen hingegen, welche fuͤr minder dichtere Fluͤßigkeiten
                              gehoͤren, mit 10 bezeichnet. Vom Wasserpuncte aus werden endlich jezt
                              gewoͤhnlich bei beiden Instrumenten so viel solche Grade an der
                              Scalen-Roͤhre auf- und abwaͤrts getragen, als es die
                              zwekmaͤßige Laͤnge derselben erlaubt.
                           Es ist gewiß, daß die nach diesem Verfahren verfertigten Araͤometer vollkommen
                              uͤbereinstimmen wuͤrden, wenn die Kochsalzlauge immer dasselbe spec.
                              Gewicht haͤtte, und zugleich die Scalen-Roͤhre streng
                              cylindrisch waͤre. Da jedoch dieses nicht der Fall ist; so muͤssen sie
                              in ihren Angaben unter einander abweichen. Diese Abweichungen werden der Erfahrung
                              zu Folge so groß, daß man sie bisher zur genauen Bestimmung des spec. Gewichtes
                              verschiedener fluͤßiger Koͤrper gar nicht anwenden konnte.
                           Um nun die Araͤometer mir Beaumés Gradleiter
                              so zu verfertigen, daß sie vollkommen uͤbereinstimmen, und daher auch
                              brauchbar werden, im erforderlichen Falle mittelst derselben das spec. Gewicht einer
                              Fluͤßigkeit verlaͤßlich angeben zu koͤnnen, wendet man bei
                              ihrer Verfertigung die von Brisson vorgeschlagene Methode
                              an. Der Gedanke, diese Methode bei Verfertigung dieser Araͤometer anzuwenden,
                              ist zwar nicht neu, jedoch von der wirklichen Ausfuͤhrung derselben bis jezt
                              nichts bekannt.
                           Es sey das urspruͤngliche Gewicht des Instrumentes = A Grane.  Sinkt
                              es in eine Fluͤßigkeit, deren Dichte = φ
                              ist, mit dem Volumen = V ein: so muß es, um im Wasser
                              von der Dichte = 1, mit demselben Volumen V einzusinken,
                              um x Grane leichter oder schwerer gemacht werden, je
                              nachdem φ groͤßer oder kleiner, als das
                              spec. Gewicht des Wassers, d.h. φ ≶ 1 ist.
                              Taucht nun das Instrument in beide Fluͤßigkeiten gleichviel ein; so sind die
                              absoluten Gewichte A, und A + x derselben gleich dem Gewichte des untersuchten Fluͤßigen und des
                              Wassers bei einerlei Rauminhalt V: es verhalten sich
                              daher die absoluten wie die spec. Gewichte, d.i. A :
                              (A + x) = φ : 1.
                              Hieraus folgt x = A (1/φ – 1).
                           Nach Brisson soll das Araͤometer, dessen absolutes
                              Gewicht A Grane man genau bestimmt hat, bei einer festgesezten Temperatur zuerst in
                              destillirtes Wasser eingesenkt, und der Punkt des Einsinkens angemerkt werden.
                              Hierauf soll man das urspruͤngliche Gewicht A des
                              Instrumentes fuͤr verschiedene Dichten, φ,
                              anderer Fluͤßigkeiten nach der Formel x = A (1/φ – 1)
                              vermehren oder vermindern, je nachdem x, positiv oder
                              negativ wird, und jene Puncte, bis wohin das Instrument nun im Wasser eintaucht, mit
                              der Zahl, φ, genau bezeichnen. Ist dieses
                              geschehen, so wird das anfaͤngliche Gewicht des Instrumentes wieder
                              hergestellt, und dasselbe sodann zum praktischen Gebrauche verwendet.
                           Um diese Theorie auf Araͤometer mit Beaumés
                              Eintheilung anzuwenden, sey das spec. Gewicht der Kochsalzlauge = p; jenes eines Fluͤßigen, in welchem das
                              Araͤometer n, Grade unter oder uͤber dem
                              Wasserpuncte zeiget, = φ; ferner der Kubikinhalt,
                              mit welchem das Instrument im Wasser einsinkt = K, und
                              in der Kochsalzlauge = K – k; so ist der Kubikinhalt, mit welchem das Instrument um n Grade in eine Fluͤßigkeit unter oder
                              uͤber dem Wasserpunct eintaucht = K + n/10 k; unter der
                              Voraussezung, daß bei einem und demselben Instrumente zwischen je zwei und zwei
                              Theilstrichen gleiche Kubikraͤume enthalten sind, und n fuͤr dichtere Fluͤßigkeiten als Wasser negativ,
                              fuͤr minder dichtere positiv genommen wird. Es folgt daher
                           K : (K – k) = p : 1.
                           K : (K + n/10 k) = φ : 1. Daraus
                              findet man
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 27, S. 64
                              
                           
                           wird nun in der Formel x = A (1/φ – 1)
                              statt φ, der hier gefundene Ausdruk substituirt;
                              so gibt dieß
                           x = A. n(p – 1)/10p –
                                 – – – – A.
                           Zur Bestimmung von p wurden dreierlei Salze;
                              naͤmlich: fein gepulvertes krystallisirtes Steinsalz; ferner ein Salz aus
                              reinem kohlensauren Natron und reiner Salzsaͤure frisch bereitet, und endlich
                              hier in Wien kaͤufliches Kochsalz, durch eine Stunde im Wasserbade getroknet;
                              hierauf von jeder Gattung 2 Loth in 18 Loth reinem Wasser aufgeloͤset, und
                              bei einer Temperatur von + 14° R. das spec. Gewicht dieser 3 Laugen genau
                              bestimmt. Das arithmetische Mittel aus den erhaltenen drei Resultaten war =
                              1,074.Das spec. Gewicht der Steinsalzaufloͤsung war naͤmlich =
                                    1,07303, das der Aufloͤsung des kuͤnstlichen Kochsalzes =
                                    1,07518, und das der Aufloͤsung des kaͤuflichen Kochsalzes =
                                    1,07572.
                              
                           Sezet man in der Gleichung (A), p = 1,074; so
                              erhaͤlt man x = A. 0,074/10,74. n = A. 0,00689013. n.
                           Aus dieser Formel ergibt sich, daß man aus der Gewichtsveraͤnderung
                              fuͤr 1 Grad nach Beaumé, jene fuͤr
                              ein beliebiges n, durch eine einfache Multiplikation
                              finden kann; denn man braucht nur den Decimalbruch 0,00689013 mit A zu multipliciren, so hat man die
                              Gewichtsaͤnderung fuͤr 1 Grad: multiplicirt man dieses Produkt noch
                              mit n, so hat man jene fuͤr n Grade. Auf diese Art wird das Araͤometer mit
                              Beaumés Eintheilung, von Grad zu Grad sehr
                              leicht verfertigt.
                           Will man mit einem solchen Araͤometer, bei dessen Verfertigung nach dieser
                              einfachen Berechnung die Gewichtsaͤnderung fuͤr die einzelnen Grade
                              bestimmt wurde, das spec. Gewicht irgend eines Fluͤßigen durch Huͤlfe
                              einer Tafel genau angeben; so wird man dieses nur dann im Stande seyn, wenn bei
                              derselben fuͤr eine jede Zahl der Grade das spec. Gewicht nach der hier zum
                              Grunde gelegten Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 27, S. 65
                              
                           berechnet ist. Bei den schon vorhandenen Tafeln findet dieses
                              nicht Statt; es wurde daher die hier folgende neu berechnet.
                           
                           Tafel der spec. Gewichte
                              fuͤr jeden Grad der Beaumé'schen Scale.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 27, S. 66
                              Fuͤr dichtere
                                 Fluͤßigkeiten als Wasser; Fuͤr minder dichtere
                                 Fluͤßigkeiten als Wasser; Grad. spec. Gewicht
                              
                           Sowohl Beaumé'sche Araͤometer, die sich auf
                              diese Tafel beziehen, als auch allgemeine Araͤometer und Procentenmesser
                              fuͤr Alkohol, Ammoniak, Salpetersaͤure, Salzsaͤure,
                              Schwefelsaͤure, und raffinirten Zuker in der von Richter gewaͤhlten
                              Cylinder – oder in der hier vorgezeichneten Form  werden alle nach Brissons Methode von oben genannten Individuen
                              verfertigt, und sind beim buͤrgerlichen Drechslermeister Herrn Christoph Dreher, in der Stadt Wien, Schullerstraße, N. 863 um
                              folgende Preise (im 20 fl. Fuß) zu haben: 
                           
                              
                                 
                                 fl.
                                 kr.
                                 
                              
                                 Allgemeine Araͤometer fuͤr
                                    leichte Fluͤßigkeiten mit den spec. Gewichten (Meißner'sche Scale)
                                    allein
                                 5.
                                  –
                                 
                              
                                 – mit den spec. Gewichten (M. Sc.)
                                    und Beaumé'schen Graden
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 – mit den Beaum. Graden
                                    allein
                                 1.
                                 12
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Allgemeine Araͤometer fuͤr
                                    schwere Fluͤßigkeiten mit den spec. Gewichten (M. Sc.) allein
                                 5.
                                  –
                                 
                              
                                 – mit den spec. Gewichten (M. Sc.)
                                    und Beaum. Graden
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 – mit den Beaum. Graden
                                    allein
                                 1.
                                 12
                                 
                              
                                 – mit den Beaum. Graden von 0 bis
                                    30° Laugenwagen.
                                 –
                                 40
                                 
                              
                                 Alkohol-Messer (Geistwagen)
                                    fuͤr Procenten dem Gewichte und Kubikinhalte nach (M. Sc.)
                                 8 u. 1.
                                 36
                                 
                              
                                 – Gewichts-Procenten und
                                    Beaum. Grade
                                 8 u. 1.
                                 36
                                 
                              
                                 – Kubikinhalt-Procenten und
                                    Beaum. Grade
                                 8 u. 1.
                                 36
                                 
                              
                                 – Maß in einem Eimer und Beaum.
                                    Grade
                                 8 u. 1.
                                 36
                                 
                              
                                 – Kubikmaß-Procenten und
                                    spec. Gewichte
                                 8 u. 1.
                                 36
                                 
                              
                                 Ammoniak-Messer fuͤr
                                    Gewichts-Procenten (M. Sc.) allein
                                 5 u. 2.
                                  –
                                 
                              
                                 – Gewichts-Procenten (M. Sc.)
                                    und Beaum. Grade.
                                 8 u. 3)
                                  –
                                 
                              
                                 Salpetersaͤure-Messer, Gew.
                                    Proc. der unvollkommenen und vollkommenen Saͤure (M. Sc.)
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 – Gew. Proc. der vollkommenen
                                    Saͤure Beaum. Grade.
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 – Gew. Proc. der unvollkommenen
                                    Saͤure u. Beaum. Grade
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 Salzsaͤure-Messer,
                                    Gewichts-Procenten (M. Sc.) allein
                                 5 u. 2.
                                  –
                                 
                              
                                 – Gewichts-Procenten (M. Sc.)
                                    und Beaum. Grade.
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 Schwefelsaͤure-Messer, Gew.
                                    Proc. der Saͤure aus Schwefel und Eisenvitriol (M. Sc.)
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 – Gewichts-Proc. der
                                    Saͤure aus Schwefel und Beaum. Grade
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 – Gewichts-Proc. der
                                    Saͤure aus Eisenvitriol und Beaum. Grade
                                 8 u. 3.
                                  –
                                 
                              
                                 Glaͤserne Huͤlsen zu den
                                    Richter'schen (Meißn.) Araͤometern
                                 –   –
                                 40
                                 
                              
                           Die Araͤometer im Preise zu 5 bis 8 fl. sind cylinderfoͤrmig
                              (Meißner'sche), jene zu 40 kr. bis 3 fl. aber spindelfoͤrmig, oder auch
                              Cylinder von 4 bis 6''' im Durchmesser, und 9 bis 11'' Laͤnge. Um die Araͤometer mit der
                              Beaum. Gradleiter zur vollen Uebereinstimmung bringen zu koͤnnen, haben obige
                              Individuen ein bei + 40° Temper. durch Versuche ausgemitteltes spec. Gewicht
                              von 1,074 einer aus 9 Theilen Wasser, und 1 Theil Kochsalz bestehenden Lauge, und
                              die Annahme zum Grunde gelegt, daß bei einem und demselben Araͤometer jeder
                              Grad denselben Kubikinhalt entspricht; und verfertigen sie dann nach derselben
                              gruͤndlichen Methode (nach Brissons Vorschlag) wie
                              jene mit den spec. Gewichten. Nebst jenen auf + 14° R. Temper. beziehenden
                              Araͤometern befinden sich unter obigen auch solche Alkoholmesser, welche sich
                              auf die nach Versuchen des Hrn. Professor Tralles
                              entworfenen Tabellen bei + 12,5° R. Temp. gruͤnden.
                           Auch sind auf Bestellung spindelfoͤrmige Araͤometer zu haben, welche 0,001 vom spec.
                              Gewichte, oder auch 1/16 tel Grad Beaum. anzeigen. Dabei darf aber der Unterschied
                              des groͤßten und kleinsten spec. Gewichtes am Instrumente hoͤchstens
                              nur 0,15, betragen.Die Redaction des polytechn. Journals ist im Belize mehrerer von den HHrn.
                                    Schober und Pecher
                                    verfertigten Araͤometer, welche sich bei der Pruͤfung als sehr
                                    vorzuͤglich zeigten. Auch verfertigten sie jezt Saccharometer, welche
                                    vorzuͤglich zur Preisbestimmung derjenigen
                                    Zukersyrup-Faͤsser dienen sollen, welche von den
                                    Zuker-Raffinerien an die Essigsieder Verkauft werden. A. d. R.