| Titel: | Ueber Raffinirung des Zukers nach Howard, mit Anmerkungen von Hawkins. Fortsezung der Abhandlung XXIII. im polyt. Journ. B. XXVII. S. 30. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XXXIV., S. 126 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber Raffinirung des Zukers nach Howard, mit Anmerkungen von
                           Hawkins. Fortsezung
                           der Abhandlung XXIII. im polyt. Journ. B. XXVII. S.
                              30.
                        II. Patent des Hrn. Edw. Howard vom 20. November 1813: Verbesserungen an dem Verfahren bei
                           Zuker-Raffinerien. (Vergl. polyt. Journ. Bd.
                              XIX. S. 384.Wir muͤssen dieses Patent wegen der Anmerkungen des Hrn. Hawkins hier zum Theile
                                 woͤrtlich wieder geben; werden uns aber dort, wo zu dem langen Texte nur
                                 kleine Anmerkungen des Hrn. Hawkins kamen, bloß auf den fruͤheren Text berufen, indem
                                 wir sonst auch neue Abbildungen liefern muͤßten.
                           
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Hawkins, uͤber Raffinirung des Zukers nach
                           Howard.
                        
                     
                        
                           
                              „Diese Verbesserungen bestehen im Folgenden: 1) statt den Zuker auf die im
                                 I. Patente vom 31. Octbr. 1812 angegebene Weise mit Wasser zu raffiniren,
                                 waͤhle ich lieber Dampf und die daselbst angegebenen
                                 Verfeinerungs-Mittel. Dieser Dampf kann sehr bequem auf folgende Weise
                                 angewendet werden. Man bringt den zu verfeinernden Zuker, mit einer
                                 gehoͤrigen Menge meiner Verfeinerungs-Mittel gemengt, in ein dazu
                                 geeignetes Gefaͤß, welches eine durchloͤcherte Scheidewand hat,
                                 auf welche der Zuker gelegt wird. Unter dieser Scheidewand sind mehrere Aeste
                                 von Dampfroͤhren angebracht, aus welchen der Dampf durch mehrere kleine
                                 Loͤcher ausstroͤmt, den Zuker erhizt und aufloͤst. Nachdem
                                 der Zuker vollkommen aufgeloͤst, und auf ungefaͤhr 200° F. erhizt wurde,
                                 fahre ich in der weiteren Verfeinerung entweder durch Filtriren oder durch
                                 Praͤcipitiren fort.“
                              
                           Bemerkung. Zuker durch Praͤcipitiren zu
                              verfeinern, wurde, wie wir bereits fruͤher bemerkten, nie im Großen
                              ausgefuͤhrt. Alles, was nun uͤber diesen Gegenstand folgt, kann als
                              aufgegeben und durch Filtriren ersezt betrachtet werden. Die zu filtrirende
                              Fluͤßigkeit wird gewoͤhnlich bis auf 218° (F.) erhizt; denn
                              dieß ist der Grad der Siedehize der Aufloͤsung, wenn sie die zum Filtriren
                              gehoͤrige Consistenz erhalten hat.
                           
                              „Die Aufloͤsung treibe ich, mittelst Drukes einer daruͤber
                                 stehenden Saͤule einer Fluͤßigkeit, oder mittelst einer anderen
                                 bekannten Kraft, durch das Filtrum. Dieses Filtrum, wie ich es brauche, ist ein
                                 sehr großes Stuͤk Leinwand, von der Sorte, die man Russia duck nennt, auf welchem die oben
                                 angegebene Temperatur soviel moͤglich unterhalten wird.“
                              
                           Bemerkung. Die Art, wie diese russische Leinwand
                              ausgebreitet werden muß, so daß sie der zu filtrirenden Fluͤßigkeit eine
                              große Oberflaͤche darbiethet, ohne in der Zuker-Raffinerie zuviel Raum
                              einzunehmen, ist in dem III. Patente genau beschrieben, welches, nachdem es das große Siegel „(alles
                                 Patent-Unsinnes!)“ passirt hatte, und ein Filtrum darnach
                              gemacht und versucht wurde, in der Anwendung im Großen unausfuͤhrbar befunden
                              wurde. Dieser hoͤchst wichtige Zweig des Verfahrens wurde also als
                              unanwendbar verworfen, und das Filtrum beseitigt. Da rief mich Hr. Howard, welcher wußte, daß ich mir
                              seit mehreren Jahren einige Erfahrung im Filtriren erworben hatte.
                           Ich fand, daß Hr. Howard, so
                              wie viele unserer besten Chemiker und physischen Experimentatoren, in dem groben
                              Irrthume stand, daß eine bedeutende Kraft nothwendig ist, um große Mengen
                              Fluͤßigkeit durchzufiltriren. Ich sah, daß Hr. Howard sich bemuͤhte, die
                              Zuker-Aufloͤsung mittelst einer daruͤber angebrachten
                              Saͤule Fluͤßigkeit von mehr als 20 Fuß Hoͤhe mit Gewalt
                              durchzutreiben. Die Folge hiervon war, daß eine ungeheuere Menge von
                              Fluͤßigkeit in einem sehr truͤben Zustande durchfiltrirt und zu
                              wiederholten Mahlen auf das Filtrum zuruͤkgebracht wurde, bis das Filtrum
                              sich mit den Unreinigkeiten und dem Verfeinerungs-Mittel so dicht
                              uͤberzog, daß die Poren in demselben endlich klein genug wurden, um die
                              Fluͤßigkeit in einem vollkommen klaren Zustande durchzulassen. Sobald aber
                              dieß geschehen war, druͤkte die ununterbrochen fortwirkende Kraft ein
                              Theilchen der Unreinigkeiten und der Verfeinerungs-Mittel nach dem anderen so
                              dicht auf einander, daß das Filtrum vollkommen verstopft wurde; und auf diese Weise
                              konnte nur eine geringe Menge Fluͤßigkeit auf ein Mahl nach
                              vorlaͤufiger Reinigung des Filtrirtuches klar durchfiltrirt werden.
                           
                           Es gelang mir, Hrn. Howard zu
                              uͤberzeugen, daß Gewalt ein boͤser Feind bei allem Filtriren ist, und
                              er verlangte, daß ich das Filtrum nach meiner Ansicht abaͤndern sollte.
                           Ich aͤnderte also das Filtrum, und erlaubte anfangs nicht mehr Druk, als
                              hoͤchstens nothwendig war, um eine Stroͤmung herzustellen. Dieser Druk
                              konnte, wenn das Filtrirtuch rein war, kaum in Anschlag gebracht werden. Die
                              Fluͤßigkeit, die ich dadurch erhielt, war so klar, wie der reinste Wein, und
                              doch betrug die Oberflaͤche des Filtrirtuches 300 □ Fuß, und nur zwei
                              Gallons von dem ersten Durchlaufe durften wieder auf dasselbe zuruͤkgebracht
                              werden. In Einer Stunde (und zwar in der ersten) erhielt ich von obiger
                              Flaͤche 400 Gallons vollkommen klar filtrirt, und in den naͤchsten
                              zwei oder drei Stunden wieder 400 Gallons, bis das Filtrirtuch endlich mit
                              Unreinigkeiten verlegt war. In drei bis vier Stunden filtrirte ich also in Allem 800
                              Gallons.
                           Hr. Howard war, wegen des von
                              ihm angebrachten Drukes und anderer mangelhaften Handgriffe, gezwungen, wenigstens
                              300 Gallons wieder auf das Filtrum zu bringen, ehe die Fluͤßigkeit bei ihm so
                              klar durchlief, wie mein zweiter Nachlauf, und sein Filtrirtuch war, nachdem kaum
                              etwas mehr als 100 Gallons durch dasselbe durchgelaufen sind, so verstopft, daß kein
                              anwendbarer hydraulischer Druk einen Tropfen mehr durch dasselbe durchzutreiben
                              vermochte.
                           Nachdem es mir auf diese Weise gelang, das Filtrum, als einen hoͤchst
                              wichtigen Theil des zur Zuker-Raffinirung noͤthigen Apparates,
                              gehoͤrig herzustellen, und die Arbeiter zur Anwendung desselben abgerichtet
                              hatte, verließ ich, da alles gut von Statten ging, die Raffinerie.
                           Es waͤhrte indessen nicht lang, als durch Mißverstaͤndniß sich
                              Hindernisse einstellten, welche die Arbeiter fuͤr unuͤbersteiglich
                              hielten. Das Filtrum wurde zum zweiten Mahle verdammt, und war auf dem Puncte aus
                              der Raffinerie verwiesen zu werden, als Hr. Howard wieder nach mir schikte. Ich stellte das
                              Filtrum wieder her, und soͤhnte die Arbeiter mit der besten Methode dasselbe
                              zu benuͤzen vollkommen aus. Seit dieser Zeit blieb es eine der
                              Hauptstuͤzen bei dem neuen Verfahren.
                           Waͤhrend ich in der Raffinerie mit dem Filtriren beschaͤftigt war,
                              bemerkte ich bei den ersten Versuchen nach dem Patent-Verfahren verschiedene
                              Fehler, welchen ich durch meine fruͤheren Erfahrungen abhelfen konnte. Die
                              Dienste, die ich dem Hause leistete, wurden von Hrn. Howard und seinen Freunden wiederholt, warm und
                              offen anerkannt.
                           NB. Nun folgt keine Anmerkung mehr, bis S. 385, Zeile 2
                              von unten (B. XIX. des polyt. Journales), wo
                              Hr. Hawkins bloß bemerkt:
                           
                           
                              „Die hier angegebenen Verfeinerungs-Mittel zeigten sich in der
                                 Anwendung fuͤr jeden Grad von Verfeinerung besser, als alle vorher
                                 erwaͤhnten Verfeinerungs-Mittel.“
                              
                           NB. S. 388, Z.
                              19 (polyt. Journ. a. a. O.) schaltet Hr. Hawkins folgende Bemerkung ein:
                           Da die Grade an dem Eichmaße wegen ihrer Kleinheit unbequem waren, so schlug ich Hrn.
                              Howard vor, ein Eichmaß
                              mit einer großen Kugel und einem mittelmaͤßig großen Stamme verfertigen zu
                              lassen, so daß die Grade, welche den Druk anzeigen, noch ein Mahl so groß werden
                              konnten. Dieser Vorschlag ward angenommen, und das (a. a. O. Taf. VII. Fig. 20)
                              abgebildete Eichmaß wurde jezt immer auf folgende Weise verfertigt.
                           a, Fig. 21. auf Tab. III.
                              ist die glaͤserne Kugel und die Roͤhre.
                           b, ist ein Maßstab auf einer messingenen und
                              versilberten Platte, der an der Roͤhre, a,
                              mittelst der Baͤnder, c, befestigt ist. Die Grade
                              druͤken die ganzen Druke von der Oberflaͤche des Queksilbers in der
                              Kugel bis zur respectiven Oberflaͤche in der Roͤhre aus.
                           d, ist ein luftdichter glaͤserner Recipient, der
                              in einem Einsaz,, aus Messing eingekittet ist, welcher auf der Platte, f, eines Hahnes, g,
                              aufgeschraubt ist.
                           Da die Roͤhre unter dem Hahne mit dem inneren Raume der Pfanne in Verbindung
                              steht, so zeigt sich bei Oeffnung des Hahnes augenbliklich, bis auf welchen Grad der
                              leere Raum in derselben gebracht ist.
                           NB. 391, Z. 3
                              von unten (polytechn. Journ. a. a. O.) Hr. Hawkins bemerkt hier uͤber die Temperatur
                              von 200°:
                           Die beste Weise nach der neuen Verfahrungsart ist den Zuker bei ungefaͤhr 150
                              bis 160° zu kochen, und dann in die Pfanne mit dem leeren Raume laufen zu
                              lassen, wo mehrere Suͤde und Nachguͤsse zusammengethan und
                              gelegentlich umgeruͤhrt werden, bis die Hize auf ungefaͤhr 180 Grade
                              steigt, in welchem Zustande der Zuker in die Formen gelassen wird.
                           NB. 392 am Ende:
                           Obschon Hr. Howard zur Zeit,
                              als er dieses zweite Patent bezahlte, eine Idee von einem solchen Instrumente hatte,
                              und mehrere Versuche zur Ausfuͤhrung desselben machte, gelang ihm doch keiner
                              derselben, bis ich den oben erwaͤhnten Kopfschneider fuͤr ihn
                              vorgerichtet hatte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
