| Titel: | Vorrichtung zur Reinigung des Gases bei der Gasbeleuchtung. Von Hrn. d'Arcet. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XXXVII., S. 140 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXVII.
                        Vorrichtung zur Reinigung des Gases bei der
                           Gasbeleuchtung. Von Hrn. d'Arcet.
                        Aus dem Dictionnaire technologique, XI. B. S.
                              465.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        D'Arcets Vorrichtung zur Reinigung des Gases bei der
                           Gasbeleuchtung.
                        
                     
                        
                           Die Redaction des sehr schaͤzbaren Dictionnaire technologique versprach im Artikel Eclairage die Beschreibung einer Vorrichtung zur
                              Reinigung des Beleuchtungs-Gases von Hrn. d'Arcet. Fig. 1. u. 2.
                           Taf. III. zeigt diesen Apparat im Grundrisse und Aufrisse, wovon ersterer den Lauf
                              des Gases in seinen verschiedenen Theilen, lezterer alles Detail in der Anordnung
                              desselben und die Veraͤnderungen andeutet, die das Gas durch dieses
                              Reinigungs-System erleidet.
                           Fig. 1. A, ist die Roͤhre, in welche das Gas tritt, wenn
                              es aus dem Gefaͤße uͤber den Retorten ausfaͤhrt, um sich in den
                              ersten Recipienten, B, zu begeben. Ein Theil der
                              Verdichtungsproducte, naͤmlich Wasser, basisch kohlensaures und schwefelwasserstoffsaures
                              Ammonium, Theer etc. fließen auch durch diese Roͤhre, und fallen in denselben
                              Behaͤlter, B, an welchem eine zweite
                              Roͤhre, C, angebracht ist, welche die Verbindung
                              mit der oberen Hoͤhlung, D, der Huͤlle des
                              sogenannten Faullenzers oder der archimedischen Schraube
                              herstellt. Das Gas, welches durch das Spiel der Schraube, die in einer derjenigen
                              Richtung, in welcher sie Wasser ziehen soll, entgegengesezten Wendung gedreht wird,
                              aufgezogen wird, wird durch die Fluͤßigkeit in eine zweite Hoͤhlung,
                              E, zuruͤkgetrieben. Aus dieser
                              Hoͤhlung findet es Ausgang durch eine Roͤhre, G, und der durch die Schraube bewirkte Druk zwingt es durch das Wasser des
                              ersten Waͤschers, H, zu laufen. Derselbe Druk
                              reicht auch zu, um das Gas durch eine Roͤhre, I,
                              unter dem Wasser des zweiten Waͤschers, K,
                              durchlaufen zu lassen. Es zieht aus demselben durch eine Roͤhre, L, die durch den Vorstoß, N,
                              in die Muͤndung des Ganges, M, im Gasometer
                              leitet.
                           An demselben Vorstoße, N, ist eine
                              Sicherheits-Roͤhre, O, angebracht, die
                              eine Verbindung zwischen dem Gasometer und dem Recipienten, B, zwischen einer hydraulischen Schließung, P,
                              herstellt. Diese Verbindung wird nur dann hergestellt, und nuͤzt auch nur
                              dann, wann die beiden Umstaͤnde eintreten, von welchen wir weiter unten
                              sprechen werden.
                           In Fig. 2.
                              zeigen dieselben großen Buchstaben dieselben Theile, wie in der vorigen Figur:
                              kleinere Details sind durch kleinere Buchstaben angedeutet. Die Roͤhre, A, fuͤhrt, wie man sieht, das Gas aus dem
                              Gefaͤße uͤber den Retorten in den ersten Behaͤlter, B, der auch die fluͤßigen Producte der
                              Verdichtung aufnimmt. Die Roͤhre, C, auf dem
                              oberen Theile desselben Recipienten fuͤhrt das Gas in den oberen Theil, D, des Behaͤlters der archimedischen Schneke.
                              Diese Schneke, die innenwendig mit drei Schnekenwindungen versehen ist, welche sich
                              um ihre Achse windet, ist in Wasser getaucht, dessen Hoͤhe die Linie, d, andeutet. Der untere Theil der Achse ruht auf einem
                              Zapfen, e, und der obere wird durch eine Rolle im Kreise
                              umher gedreht, die durch einen Laufriemen in Bewegung gesezt wird. Fig. 3. zeigt den Bau
                              dieser Schraube. Das Gas tritt in jenen Theil der Schnekenwindungen, den die
                              umdrehende Bewegung abwechselnd uͤber und unter die Wasserhoͤhe
                              fuͤhrt; es wird unter das Wasser hinabgetrieben, und wird an dem unteren
                              Theile der Schnekenwindungen, g, frei, von wo es in
                              Blasen in den oberen Theil des Recipienten, E,
                              aufsteigt. Eine Scheibe, g, h, steht an den
                              Seitenwaͤnden der Schraube vor, damit das Gas sich nicht zwischen diesen
                              Waͤnden und dem unteren Theile des Recipienten, E, der sie umhuͤllt, einschleicht.
                           
                           Der Druk, der durch die Anhaͤufung des Gases in dem Recipienten, E, entsteht, zwingt dieses, sich durch die
                              Roͤhre, G, unter das Kalkwasser in der Kufe, H, einzuschleichen. Diese Kufe ist mit Blei
                              ausgefuͤttert und mit einer Gloke bedekt, m, die
                              mit ihrem unteren Rande in das Wasser eintaucht, und folglich hermetisch schließt.
                              Zwischen dem Eingange, G, des Gases in diese Kufe und
                              der Oberflaͤche des Wassers sind zwei Siebe aus Eisendraht, p, angebracht, die die Blasen brechen und sie in der
                              Fluͤßigkeit vertheilen, auf welche folglich das Gas in einer weit
                              groͤßeren Ausdehnung wirkt.
                           Das Kalkwasser, welches in dieser Kufe enthalten ist, wird durch den Ruͤhrer,
                              r, an welchem die Platten, s, sich befinden, in einer ununterbrochenen Bewegung unterhalten. Er ruht
                              auf dem Zapfen, t, und eine ausgeschweifte Rolle mit
                              einem Laufriemen an dem oberen Theile desselben sezt ihn in Bewegung.
                           Der Druk, der das Gas unter die Gloke, H, brachte,
                              haͤuft es daselbst bald so sehr an, daß er dasselbe noͤthigt, in den
                              zweiten Waͤscher, K, uͤberzutreten, der
                              durchaus eben so eingerichtet ist, wie der erste, und gleichfalls Kalkwasser
                              enthaͤlt. Ein Trichter, t, und, t', dient zum Einfuͤllen des Kalkwassers, und ein
                              daselbst angebrachter Hahn dient als nuͤzlicher Ueberlauf, um die
                              Fluͤßigkeit immer in derselben Hoͤhe zu erhalten. An jeder Kufe ist
                              unten ein großer Hahn angebracht, durch welchen das Kalkwasser abgelassen werden
                              kann, wenn es nicht mehr wirkt. Um den zur Reinigung des Gases angewendeten Kalk in
                              einem groͤßeren Maße zu benuͤzen, koͤnnte man die beiden Kufen
                              und die archimedische Schraube in Abtheilungen uͤber einander anbringen, so
                              daß das Kalkwasser in dem zweiten Waͤscher, K,
                              nach und nach in den ersten Waͤscher, H, und dann
                              in den Behaͤlter der archimedischen Schraube uͤberginge, wo man es
                              dann weglaufen lassen koͤnnte, nachdem es sich immer mehr und mehr mit
                              Schwefelwasserstoffsaͤure beladen hat, waͤhrend das Gas, das in
                              entgegengesezter Richtung durchzieht, immer nach und nach reiner wuͤrde.
                           So wie das Gas nach und nach unter der Gloke des zweiten Waͤschers anlangt,
                              wird es durch die Roͤhre, L, in die
                              Roͤhre, M, getrieben. Leztere hat eine
                              Muͤndung mit vier Loͤchern zur Aufnahme der Roͤhren von vier
                              Waschsystemen, und fuͤhrt unter das Gasometer.
                           Die Roͤhre, O, die, wie wir oben gesehen haben, in
                              dem ersten Recipienten, B, eingepflanzt ist, steht mit
                              ihrem anderen Ende mit der Roͤhre, M, des
                              Gasometers in Verbindung. In der Mitte derselben ist eine
                              Sicherheits-Buͤchse angebracht. Sie ist durch eine Scheidewand, P, p', getrennt, die ungefaͤhr einen Zoll tief in
                              Wasser taucht. Zwei glaͤserne Zeiger, I, J,
                              zeigen die Hoͤhe der Fluͤßigkeit in dieser Art von Sicherheits-Buͤchse, die unter folgenden beiden Umstaͤnden
                              dient, wie bereits oben bemerkt wurde.
                           Wenn die Schraube mehr Gas zieht, als in den Retorten erzeugt wird, so entsteht eine
                              Einsaugung in dem Behaͤlter, B, wodurch das Gas
                              aus dem Gasometer durch die hydraulische Klappe in den Behaͤlter, B, uͤbergeht. Von da gelangt es in die Schraube
                              und in die Waͤscher, und kehrt, zwei Mahl gewaschen, in die Gasometer
                              zuruͤk. Der zweite Fall, in welchem die hydraulische Klappe nuͤzen
                              koͤnnte, waͤre der, wenn die archimedische Schraube in Unordnung
                              gerathen ist und nicht arbeiten kann; dann wird ein Druk, nur um die Hoͤhe
                              eines Zolles Wassers, hinreichen, um das Gas unter der Scheidewand der
                              Sicherheits-Buͤchse durchzulassen.
                           Diese Vorrichtung gewaͤhrt zwei merkwuͤrdige Vortheile: der eine ist,
                              daß das Gas mit weniger Kalk, als nach der gewoͤhnlichen Methode, vollkommen
                              gereinigt werden kann, bei welcher man sich des Heues, oder besser des Mooses, mit
                              geloͤschtem Kalke (Kalkhydrate) bestaͤubt, bedient. Das in dem Dictionnaire (im Artikel Eclairage) beschriebene Verfahren koͤnnte jedoch noch
                              vervollkommnet werden, wenn man das Gas nach und nach durch drei Kufen laufen ließe,
                              in welchen das Kalkhydrat auf eine methodische Weise erneuert wuͤrde, so daß,
                              wenn man das Gas durch die Haͤhne laufen ließe, es anfangs auf das beladenste
                              Kalkhydrat fallen koͤnnte, dessen Kraft dasselbe leichter erschoͤpfen
                              wuͤrde, und dann die Reinigung in jener Kufe enden ließe, welche das
                              frischeste Hydrat besizt. Eine sehr wichtige Vorsicht bei der Reinigung des Gases,
                              die man wohl zu beobachten hat, ist diese, daß man das Gas vorlaͤufig durch
                              eine lange Reihe von Roͤhren laufen laͤßt, damit es beinahe allen
                              Theer absezen kann, den es enthaͤlt. Auf diese Weise wird der Theer den Kalk
                              nicht an seiner Oberflaͤche befleken, und die Einwirkung desselben auf das
                              schwefelwasserstoffsaure und basisch kohlensaure Ammonium hindern.
                           Die Reinigung mittelst der Schraube erlaubt auch noch das Gas in eine schwache
                              Aufloͤsung von Schwefelsaͤure zu tauchen, wodurch demselben alles
                              Ammonium entzogen wird, welches durch den Kalk entbunden wird.
                           Der wichtigste Vortheil bei Anwendung der Schraube ist aber der, daß dadurch der Druk
                              auf die Retorten von innen nach außen so sehr vermindert wird, daß er kaum merklich
                              bleibt. Man kann sich jeden Augenblik durch die Weiserroͤhre, a, hiervon uͤberzeugen, die auf der Gloke der
                              Schraube angebracht ist. Man muß, um zu diesem Resultate zu gelangen, an der
                              Wassersaͤule auf dem graduirten Brettchen einen geringeren Druk angezeigt
                              finden, als jener der atmosphaͤrischen Luft ist, und dieß zwar um eben so
                              viel geringer, als die
                              Hoͤhe betraͤgt, in welcher das aus den Retorten entweichende Gas in
                              das erste Gefaͤß taucht. Wenn so der innere Druk in den Retorten beseitigt
                              wird, werden sie in der hohen Temperatur, welcher sie ausgesezt sind, und durch
                              welche sie erweicht werden, sich nicht mehr aufblaͤhen, dadurch entstaltet
                              und verduͤnnt werden, und werden so laͤnger brauchbar seyn.
                           Uebrigens lehrt die Erfahrung, daß eine zu starke Reinigung des Leuchtgases demselben
                              einen Theil seiner beleuchtenden Kraft entzieht. Man muß also hier das Mittel
                              halten: zu schlechte Reinigung wuͤrde demjenigen schaden, der das Gas
                              braucht, und zu starke Reinigung wuͤrde den Fabrikanten des Gases in die
                              Nothwendigkeit versezen, mehr Gas zu liefern, als ihm bezahlt wird.Die bei diesem Apparate befindliche archimedische Schneke wird in der
                                    Bleiweißfabrik zu Clichy zur Reinigung der aus gluͤhenden Kohlen
                                    erhaltenen Kohlensaͤure, mittelst Wasser, benuͤzt; das
                                    kohlensaure Gas wird dann in eine Aufloͤsung von basisch essigsaurem
                                    Blei geleitet, wodurch das Bleiweiß niedergeschlagen wird. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
