| Titel: | Ueber die Steine, deren man sich zum Steindruke bedient, und über die Art, dieselben zu poliren. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XLIX., S. 181 | 
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                        XLIX.
                        Ueber die Steine, deren man sich zum Steindruke
                           bedient, und uͤber die Art, dieselben zu poliren.
                        (Beschluß
                           Bd. XXVII. H. 2.)
                        Ueber die zum Steindruke dienenden Steine, und uͤber die
                           Art, dieselben zu poliren.
                        
                     
                        
                           Lithographische Tinte muß, wenn sie gut ist, sich in
                              destillirtem Wasser aufloͤsen lassen, so wie dieses auch gute Seife
                              vollkommen aufloͤst. Sie muß frei aus der Feder fließen und auf dem Steine
                              nicht auslaufen; sie muß die feinsten Striche geben und sehr schwarz seyn, damit das
                              Werk des Kuͤnstlers rein und deutlich sichtbar wird. Die wesentlichste
                              Eigenschaft an derselben ist indessen diese, daß sie sich fest in den Stein einlegt,
                              so daß sie auch die zartesten Striche der Zeichnungen wieder zu geben und eine Menge
                              von Abdruͤken zu liefern vermag. Wenn sie aber dieß leisten soll, muß sie der
                              waͤhrend des Zurichtens daruͤber hingefuͤhrten Saͤure
                              gehoͤrig widerstehen, und ihre fetten Theilchen duͤrfen dadurch weder
                              veraͤndert noch entfernt werden.
                           Man hat in Deutschland und in Frankreich Kamehlen-Lasten von Recepten zur
                              lithographischen Tinte und zu lithographischen Stiften. Hr. Sennefelder gibt in seinem Werke acht
                              verschiedene Recepte zur Zeichnungs-Tinte; gewiß hat er aber das beste bei
                              sich behalten.Das wuͤrde er vielleicht gethan haben, wenn er Franzose oder
                                    Englaͤnder waͤre; als Alt-Bayer wird er aber nie anders sprechen und anders
                                    handeln, oder etwas verschweigen, was er thut. A. d. U. Wir halten es fuͤr uͤberfluͤßig
                              „(?)“ diese Recepte hier mitzutheilen, weil die Wahl nur
                              schwer werden duͤrfte, und vorzuͤglich, weil wir sie alle, mehr oder
                              weniger, demjenigen nachsezen muͤssen, dessen wir uns seit langer Zeit und
                              immer mit dem besten Erfolge bedienen. Nachdem wir viele verschiedene Compositionen
                              versuchten, mußten wir folgender endlich den Vorzug zugestehen.
                           
                        
                           Lithographische Tinte.
                           
                              
                                 Seife aus Talg oder Unschlitt,
                                    troken
                                   30
                                 Quentchen,
                                 
                              
                                 Mastix, in Thraͤnen
                                   30
                                      –
                                 
                              
                                 Soda, wie sie im Handel vorkommt
                                   30
                                      –
                                 
                              
                                 Schell-Lak
                                 150
                                      –
                                 
                              
                                 Feines Lampen-Schwarz
                                   12
                                      –
                                 
                              
                           Seift aus Talg ist besser als Oehlseife. Da aber Seife mehr oder minder hart seyn
                              kann, je nachdem sie mehr oder minder alt ist, oder an einem mehr oder minder
                              trokenen Orte aufbewahrt wurde, so darf man sie nicht in obiger Menge anwenden, ohne
                              darauf zu sehen, ob sie feucht oder troken ist. Um diesen Fehler zu vermeiden und
                              genaue Verhaͤltnisse zu erlangen, muß die Seife mit dem Messer in
                              duͤnne Spaͤne geschnitten und so lang der Sonne und der Luft ausgesezt
                              werden, bis sie vollkommen troken ist: hierauf gibt man sie in ein mit Papier
                              ausgefuͤttertes Kistchen, und bewahrt sie an einem trokenen Orte zum
                              Gebrauche auf. Man muß das beste Lampen-Schwarz nehmen, welches nur durch
                              Harzverbrennung bereitet werden kann.
                           Um obige Ingredienzen zu schmelzen, bedient man sich eines kupfernen oder gegossenen
                              kleinen Napfes, der mit einem hoͤlzernen Griffe versehen ist: es wird auch
                              gut seyn, wenn der Napf einen Schnabel hat, damit die geschmolzene Masse leichter in
                              die Moͤdel fließt, vorzuͤglich wenn Stifte zu gießen sind. Die Seife
                              kommt zuerst in den Topf, welcher dann uͤber ein lebhaftes Feuer auf einem
                              Waͤrm-Teller gestellt wird. Nachdem die Seife gehoͤrig
                              geschmolzen ist, sezt man den Schell-Lak zu, der bald geflossen seyn wird,
                              gibt hierauf die Soda hinein und endlich den Mastix, waͤhrend man
                              sorgfaͤltig alles mit einem Spatel umruͤhrt, der mit einem
                              hoͤlzernen Griffe versehen ist. Zulezt wird das Lampenschwarz nach und nach
                              hineingethan, und bei jeder neuen Zuthat fleißig umgeruͤhrt, bis alles
                              gehoͤrig unter einander gemengt ist. Man macht ein sehr lebhaftes Feuer,
                              damit die Materialien alle vollkommen schmelzen. Der Schell-Lak blaͤht sich leicht auf,
                              und darf daher nur nach und nach in den Napf eingetragen werden, damit er nicht
                              uͤberlaͤuft. Nachdem alle diese Ingredienzen gehoͤrig unter
                              einander gemengt wurden, werden sie auf eine vorher erhizte, und damit die Masse
                              sich leicht davon abloͤst, mit Oehl uͤberriebene
                              Gußeisen-Platte ausgegossen. Ehe man jedoch diese Masse auf diese Platte
                              gießt, wird leztere am Rande mit hoͤlzernen Leistchen versehen, damit erstere
                              nicht ablaͤuft, und uͤberall gleiche Dike behaͤlt. Man nimmt
                              hierauf diese Leistchen ab, und schneidet die Masse mit einem Messer in
                              Staͤbchen, wobei man sich eines Lineales bedient: dieß muß jedoch geschehen,
                              waͤhrend die Masse noch warm ist. Man erhaͤlt auf diese Weise kleine
                              Staͤngelchen, wie jene der chinesischen Tusche. Es waͤre vielleicht
                              bequemer, Moͤdel zu haben, in welche man die Masse gießt.
                           Mehrere Schriftsteller uͤber Lithographie haben nicht bloß ein Schmelzen,
                              sondern ein theilweises Verbrennen der obigen Ingredienzen empfohlen; dieses
                              Verfahren ist aber schlecht, indem es auf diese Weise unmoͤglich wird, immer
                              dieselbe Verbindung zu erhalten, da ein Theil der Ingredienzen dadurch nothwendig
                              zerstoͤrt werden muß. Die Guͤte der Tinte haͤngt nothwendig von
                              der Guͤte der Ingredienzen und von dem gehoͤrigen Verhaͤltnisse
                              derselben gegen einander ab; und hierzu bedarf es keines Verbrennens.
                           Man kann sich der so eben beschriebenen Tinte entweder mit einer Feder oder mit einem
                              Kamehlhaar-Pinsel bedienen und damit schreiben, oder in punctirter oder aqua tinta Manier, oder nach Art der Holzschnitte oder
                              Kupferstiche zeichnen.
                           
                        
                           Autographische Tinte.
                           Wir wollen nun praktisch das Verfahren zur Bereitung der autographischen Tinte, oder
                              jener Tinte angeben, welche zum Uebertragen der Schriften und Zeichnungen auf Papier
                              auf den Stein dient, die in dieser Absicht verfertigt wurden.
                           Diese Tinte muß markig und etwas diker als diejenige seyn, deren man sich unmittelbar
                              auf dem Steine bedient; so zwar, daß, wenn sie auf dem Papiere troken ist, sie doch
                              noch immer klebrig genug ist, um auf dem Steine durch bloßen Druk haͤngen zu
                              bleiben. Diese Tinte wird auf folgende Weise bereitet:
                           
                              
                                 Trokene Seife
                                 
                                 100
                                 Quentchen.
                                 
                              
                                 Weißes, vollkommen talgfreies Wachs
                                 
                                 100
                                      –
                                 
                              
                                 Schaftalg
                                 
                                   50
                                      –
                                 
                              
                                 Schell-Lak
                                 
                                   50
                                      –
                                 
                              
                                 Mastix
                                 
                                   50
                                      –
                                 
                              
                                 Lampenschwarz
                                 30 bis
                                   35
                                      –
                                 
                              
                           
                           Diese Materialien werden ebenso, wie bei der lithographischen Tinte, geschmolzen.
                           
                        
                           Autographisches Papier.
                           Das Uebertragen einer Schrift oder Zeichnung von dem Papiere auf den Stein
                              kuͤrzt nicht bloß die Arbeit ungemein ab, sondern gibt auch die Schrift und
                              die Zeichnung in derselben Richtung, in welcher sie entworfen wurde, waͤhrend
                              beide, wenn sie unmittelbar auf den Stein aufgetragen werden, in entgegengesezter
                              Richtung geschrieben oder gezeichnet werden muͤssen. So muͤssen alle
                              Gegenstaͤnde, die man im Abdruke links haben will, in der Zeichnung auf dem
                              Steine rechts aufgetragen werden. Es geht lang her und kostet viele Muͤhe,
                              bis man sich die Fertigkeit erwirbt, verkehrt zu zeichnen und zu schreiben,
                              waͤhrend man mittelst durchscheinenden oder autographischen Papieres Schrift
                              und Zeichnung leicht in derselben Richtung im Abdruke erhalten kann, die sie im
                              Originale hat.
                           Um eine Schrift, eine Zeichnung mit lithographischer Tinte oder mit lithographischem
                              Stifte, oder einen Abdruk von einer Kupferplatte auf Stein uͤberzutragen, ist
                              es 1) noͤthig, daß die Zeichnung oder das Manuscript (Transcript) auf einem
                              duͤnnen und biegsamen Koͤrper, wie z.B. gemeines Papier, entworfen
                              werde; 2) daß sie sich von demselben leicht abloͤsen und auf den Stein durch
                              bloßen Druk ganz uͤbertragen laͤßt. Da aber die Tinte, mit welcher die
                              Zeichnung entworfen wird, bis auf einen gewissen Grad in das Papier eindringt, und
                              mit bedeutender Zaͤhigkeit an demselben haͤngt, so wuͤrde es
                              schwer seyn, dieselbe vollkommen von dem Papiere wegzubringen, wenn nicht zwischen
                              dem Papiere und der Schrift oder der Zeichnung etwas angebracht waͤre, was
                              mittelst soviel Wasser, als davon eingesogen werden kann, den Zusammenhang zwischen
                              Tinte und Papier so zu loͤsen vermag, daß die Tinte auf jedem Puncte sich von
                              dem Papiere vollkommen abloͤst. Um dieses nun zu bewirken, wird das Papier
                              mit einer Art von Staͤrke zubereitet und bedekt, auf welche man mit aller
                              Leichtigkeit schreiben und zeichnen kann, ohne daß Schrift oder Zeichnung
                              durchschlagt. Es gibt verschiedene Mittel, um diesen Zwek zu erreichen. Wir wollen
                              hier eine Bereitungsart angeben, die uns immer gelang und genuͤgte, und die,
                              wenn sie gehoͤrig angewendet wird, die feinsten und zartesten Striche mit
                              aller Sicherheit uͤbertragen laͤßt, ohne daß die mindeste Spur von
                              denselben auf dem Papiere zuruͤkbleibt. Man waͤhlt zu diesem Ende ein
                              starkes ungeleimtes Papier, und uͤberzieht dasselbe mit folgender
                              Staͤrke:
                           
                              
                                 Staͤrke
                                 120
                                 Quentchen.
                                 
                              
                                 Arabisches Gummi
                                   40
                                      –
                                 
                              
                                 Alaun
                                   21
                                      –
                                 
                              
                           
                           Man bereitet aus der Staͤrke einen mittelmaͤßig diken Teig mit
                              Beihuͤlfe der Waͤrme, sezt diesem Teige den arabischen Gummi und den
                              Alaun zu, welche beide vorher in besonderen Gefaͤßen in Wasser
                              aufgeloͤst wurden, mengt Alles gehoͤrig unter einander, und
                              traͤgt es noch warm mittelst einer Buͤrste oder eines großen flachen
                              Pinsels auf das Papier auf. Man kann das Papier faͤrben, indem man der
                              Staͤrke Kreuzbeeren zusezt (grains d'Avignon)
                              ungefaͤhr 10 Quentchen. Das getroknete autographische Papier kommt nun in die
                              Presse, damit die Bogen flach werden: geebnet werden sie, indem man deren zwei auf
                              ein Mahl auf einen Stein legt, und sie unter dem Schaber der lithographischen Presse
                              durchlaufen laͤßt.
                           Wenn es sich bei der Probe dieses Papieres zeigen sollte, daß es geneigt ist
                              durchzulassen (oder zu fließen), so darf man dasselbe nur mit etwas fein
                              gepuͤlvertem Sandarach reiben. Wir geben unten noch ein anderes Recept, das
                              eben so gut ist, und den Vortheil gewaͤhrt, auch auf duͤnnem geleimten
                              Papiere anwendbar zu seyn, wenn dieses nur gehoͤrig fest ist.
                           
                              
                                 Traganth-Gummi
                                 4
                                 Quentchen.
                                 
                              
                                 Deutscher Leim
                                 4
                                      –
                                 
                              
                                 Spanisch-WeißHr. Gill erklaͤrt es durch
                                          fein geschlaͤmmte Kreide (finely
                                             washed whiting.) Es gibt aber allerlei
                                          Spanisch-Weiß.
                                 8
                                      –
                                 
                              
                                 Staͤrke
                                 4
                                      –
                                 
                              
                           Der Traganth wird in eine große Menge Wassers gethan, und zwar 36 Stunden vorher,
                              damit er sich aufloͤst, ehe er mit den uͤbrigen Ingredienzen gemengt
                              wird. Der Leim wird uͤber dem Feuer auf die gewoͤhnliche Weise
                              zerlassen. Man verfertigt einen Teig aus Staͤrke, und nachdem man die obigen
                              Ingredienzen noch warm mengte, wird das Spanisch-Weiß zugesezt, und eine Lage
                              von dieser Staͤrke auf das Papier auf obige Weise aufgetragen. Man
                              ruͤhrt die Mischung von Zeit zu Zeit mit dem Pinsel auf, damit das
                              Spanisch-Weiß, das zu Boden sinkt, gleichfoͤrmig durch die
                              Fluͤßigkeit vertheilt wird. Die Weise, wie man Schriften und Zeichnungen
                              uͤbertraͤgt, werden wir unten angeben.
                           Wir koͤnnen nicht umhin, hier zwei autographische Verfahrungs-Weisen
                              anzugeben, welche diese Art von Arbeit ungemein erleichtern und abkuͤrzen,
                              vorzuͤglich wo es sich um Copie eines Fac simile
                              oder um eine Umriß-Zeichnung handelt. Nach der ersteren dieser
                              Verfahrungs-Weisen wird mit autographischer Tinte irgend ein Gegenstand aus
                              durchscheinendes Papier gezeichnet, das von allem Fette und Harze rein ist, wie z.B.
                              das im Handel vorkommende sogenannte Seidenpapier (Papier
                                 vegetal). Um nun die Zeichnung oder Schrift auf den Stein uͤberzutragen, wird
                              dieses Papier mit einer durchscheinenden Staͤrke uͤberzogen, was
                              allerdings eine sehr schwierige Arbeit ist, und viele Geschiklichkeit fordert, indem
                              solches Papier stark zusammenlaͤuft oder sich runzelt und kraͤuselt,
                              wenn es naß gemacht wird. Man wird sich die Arbeit sehr erleichtern, wenn man mit
                              einem feinen weißen Firnisse uͤberzogenes Velinpapier (gewobenes Papier, tissue paper) nimmt und dann mit Staͤrke
                              uͤberzieht. Nach der zweiten Methode nimmt man durchscheinende
                              Blaͤtter von Gallerte oder Fischleim (deren Bereitungsart unten angegeben
                              werden soll) und zeichnet oder schreibt darauf mit dem Trokenstifte, so daß man
                              Vertiefungen oder Einschnitte erhaͤlt. Diese Vertiefungen werden mit
                              autographischer Tinte ausgefuͤllt und dann uͤbergetragen. Wir werden
                              diese Verfahrungs-Weisen an ihrem Orte noch genauer beschreiben, so wie auch
                              das Uebertragen eines Kupferstiches oder einer lithographischen Platte.