| Titel: | Ueber die färbenden Eigenschaften der frisch gesammelten Krappwurzel, von Hrn. Eduard Koechlin. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LVI., S. 227 | 
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                        LVI.
                        Ueber die faͤrbenden Eigenschaften der
                           frisch gesammelten Krappwurzel, von Hrn. Eduard Koechlin.Dieser Abhandlung waren beigelegt: 1) frische 5 Jahre alte Krapp-Pflanzen:
                                 2) eine Zeichnung von dieser Pflanze mit dem Durchschnitte der frischen und
                                 getrokneten Pflanze, so wie er sich durch das Mikroskop betrachtet, darstellt;
                                 und 3) Coton-Muster, die durch die Intensitaͤt ihrer Farben die
                                 faͤrbende Kraft der verschiedenen Theile des Krapps anzeigen. A. d.
                                 O.
                           
                        Aus dem Bulletin de la Société industr. de
                                 Mulhausen. N. 3. S. 194.
                        Koechlin, uͤber die Eigenschaften frisch gesammelter
                           Krappwurzeln.
                        
                     
                        
                           Die Krapp-Pflanze besteht aus sehr langen Stengeln und
                              aus Wurzeln, welche nach ihrem Alter und nach dem Erdreich, worin sie gebaut worden
                              sind, in Laͤnge und Groͤße sich unterscheiden.
                           
                           In 100 Theilen frischer Wurzeln, hat man gefunden:
                           
                              
                                   90,36
                                 fleischige Theile, welche getroknet nur
                                 16,94 Theile ausmachten;
                                 
                              
                                     9,64
                                 holzige Theile, getroknet
                                   4,68 Theile
                                 
                              
                                 –––––
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 100
                                 
                                 21,62.
                                 
                              
                           Wenn man den fleischigen Theil der frischen Wurzel auspreßt, erhaͤlt man
                              daraus eine saure Fluͤßigkeit von gelber Farbe; diese wird aber an der Luft
                              roth. Wird ein mit essigsaurer Alaunerde gebeizter Zeug mit dieser
                              Fluͤßigkeit gefaͤrbt, so erhaͤlt man ein helles Roth, welches
                              bei der Passage durch Seife in ein etwas mattes Rosenroth umgeaͤndert wird.
                              Diese Fluͤßigkeit faͤrbt das Ammoniak purpurroth und die concentrirte
                              Schwefelsaͤure roth; wird die gefaͤrbte Saͤure mit Wasser
                              versezt, so schlaͤgt sich der Faͤrbestoff nieder. Diese Versuche
                              scheinen zu beweisen, daß sich der Faͤrbestoff in dieser Fluͤßigkeit
                              in aufgeloͤstem Zustande befindet.
                           Man hat Muster von derselben Groͤße, welche mit rothen, rosenrothen, violetten
                              und schwarzen Beizen gedrukt war, besonders mit dem Krappstengel, mit der ganzen
                              Wurzel, ihrem fleischigen Theile und ihrem holzigen Theile gefaͤrbt, und
                              dadurch gefunden, daß der fleischige Theil der Wurzel fast allen Faͤrbestoff
                              enthaͤlt, und ihr holziger Theil nicht viel mehr als der Stengel der
                              Pflanze.
                           Als diese verschiedenen Theile des Krapps in vollkommen frischem Zustande angewandt
                              wurden, gaben sie immer weniger genaͤhrte Farben, als wenn dieselben Theile
                              vor dem Faͤrben getroknet wurden; obgleich diese leztere vor ihrem Troknen
                              dasselbe Gewicht wie die ersteren hatten. Diese Versuche wurden oͤfters mit
                              immer gleichem Erfolge wiederholt.
                           Wenn man die Wurzel mit dem Mikroskop untersucht, bemerkt man keine Spur von einem
                              abgesonderten Faͤrbestoffe; ihr holziger Theil ist sehr poroͤs wie bei
                              allen Vegetabilien, und ihr fleischiger Theil scheint aus schleimigen
                              fluͤßigen Theilen zu bestehen, die in einem Nez von Holzfaden enthalten sind,
                              und keine Spur von Porositaͤt zeigen.
                           Der Avignon-Krapp besteht aus Stengeln und Wurzeln. Da die Stengel der Pflanze
                              jedes Jahr wieder aus der Erde wachsen, so nehmen sie das Aussehen der Wurzel an,
                              ohne doch dadurch ihre faͤrbenden Eigenschaften zu erhalten, und der
                              Krapppflanzer, welcher so die Erndte vermehrt, veraͤndert notwendigerweise
                              ihre Qualitaͤt. Da diese Stengel nur sehr wenige faͤrbende Theile
                              enthalten, so muß man vermuthen, daß dieß Mittel angewandt wird, um den Krapp zu
                              verfaͤlschen, und daß seine Qualitaͤt sehr von der Laͤnge des
                              waͤhrend des Wachsens der Pflanze in der Erde gewesenen Stengels, der mit der
                              Wurzel eingesammelt wird, abhaͤngt.