| Titel: | Bereitung des chinesischen Papiers, von Joh. Metzger, Universitäts-Gärtner in Heidelberg. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LXXV., S. 283 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXV.
                        Bereitung des chinesischen Papiers,Mit dieser Abhandlung, die wir aus dem Archiv fuͤr die ges. Naturkunde
                                    Bd. XII. S. 203. entnahmen, vergl. man auch die uͤber
                                 denselben Gegenstand in Bd. XXII. S.
                                    140. des polyt. Journals. A. d. R. von Joh.
                              Metzger, Universitaͤts-Gaͤrtner in
                           Heidelberg.
                        Metzger, uͤber Bereitung des chinesischen
                           Papiers.
                        
                     
                        
                           Troz dem, daß die Fabrikation des Papiers in Deutschland seit
                              15 Jahren sich merklich verbessert hat, so ist es nur allzuhaͤufig, daß die
                              Kupferdruker die Abdruͤke vorzuͤglicher Kupferstiche auf chinesisches
                              Papier abziehen, welches doch bedeutend hoͤher, als unsere besten
                              Drukpapiere, im Preise steht. Ein Erscheinen, was uns allerdings befremden, und zur
                              Erforschung der Ursachen aufmerksam machen muß. Diese Ursachen liegen aber nicht
                              sehr fern, und ein jeder geschikte Kupferdruker, wird bei genauen Versuchen
                              eingestehen, daß die Vorzuͤge des chinesischen Papiers, von folgenden
                              Umstaͤnden herruͤhren.
                           Das chinesische Papier wird aus dem Baste des Papiersmaulbeerbaums bereitet, welcher
                              aus aͤußerst feinen seidenartigen Holzfasern zusammengesezt ist, die sich bei
                              der Bereitung in die feinste Papiermasse aufloͤsen lassen; diese Fasern
                              fuͤhren einen eigenthuͤmlichen Leim bei sich, der, wenn die Masse zu
                              Papier gemacht wird, die Fasern wieder mit einander dicht verbindet, daher man, weil
                              durch das allzustarke Waschen der Papiermasse, viel von diesem Leim entfernt wird,
                              gewoͤhnlich noch andere vegetabilische Leime der Masse beisezt. Anders
                              verhaͤlt es sich mit der Bereitung unserer Drukpapiere, welche aus den
                              abgetragenen Geweben voll den Pflanzenfasern verschiedener einjaͤhriger
                              Gewaͤchse, als Hanf, Flachs u.s.w. ohne Zuthun von Leim gemacht werden, und
                              deren bessere Qualitaͤt man bis jezt bloß durch feineres Mahlen der
                              Papiermasse erzielen konnte; dabei geschieht haͤufig, daß man, um die
                              moͤglichst weiße Farbe hervorzubringen, das Bleichen mit chlorsaurem Gase
                              bewirkt. Untersucht man nun genau den verschiedenen Bestand der beiden Papierstoffe,
                              so wie ihre verschiedenartige Verbindung mit oder ohne Leim, nebst dem allenfallsigen
                              kuͤnstlichen Bleichen einzelner vaterlaͤndischer Drukpapiere, so
                              werden sich schon bedeutende Vorzuͤge des chinesischen Papiers, gegen die
                              deutschen Drukpapiere herausstellen.
                           Um nun die Qualitaͤt dieser Stoffe in Beziehung auf den Druk beurtheilen zu
                              koͤnnen, so ist zu beachten, daß die Drukerschwaͤrze ebenfalls aus
                              vegetabilischen Stoffen besteht, die sich sehr leicht mit dem vegetabilischen Leim
                              verbindet, und sich leichter auf festere als lokere Koͤrper auflegt.
                           Die Pflanzenfasern des Papiermaulbeerbaumes sind selbst im feinsten Zustande feste
                              Koͤrper, die beim Pressen sich nicht ausdehnen, somit immer ihre vorige Lage
                              behalten, und die Drukerschwaͤrze gerne annehmen; sie behalten selbst beim
                              staͤrksten Waschen ihre natuͤrliche graulich glaͤnzende Farbe,
                              wodurch das Papier eine gelblich graue Farbe bekommt, worauf sich die
                              Kupferabdruͤke sehr gut ausnehmen. Die Pflanzenfasern unserer
                              Gespinnpflanzen, woraus unsere Papiere gefertigt werden, sind besonders durch das
                              lange Tragen als Stoffe von Kleidungsstuͤken, loker elastisch dehnbar, dehnen
                              beim Pressen sich leicht aus, leisten keinen festen Widerstand, und nehmen somit die
                              Drukerschwaͤrze nicht so gerne auf; die Oberflaͤche des davon
                              gemachten Papiers ist meist feinborstig, welches mit der Loupe, selbst bei den
                              bessern Sorten zu ersehen ist; dadurch werden die feinen Strichelchen der Zeichnung
                              haͤufig nicht ausgedrukt, oder theilen sich wieder leicht von einander.
                           Demnach haben die Fasern des Papiermaulbeerbaumes einen bedeutenden Vorzug vor den
                              Fasern unserer Gespinnpflanzen. Was die gelblichgraue Farbe anbetrifft, die unseren
                              Stoffen nicht eigenthuͤmlich ist, so ließe diese sich wohl durch
                              kuͤnstliche Faͤrbung hervorbringen.
                           Der Pflanzenleim, den die Fasern des Papiermaulbeerbaumes theils von Natur aus schon
                              mitfuͤhren, und theils von anderen Pflanzen beigemengt bekommen, verbindet
                              die Fasern so fest, daß das Papier dicht wird, und eine glatte Oberflaͤche
                              bekommt, worauf sich die feinsten Haarlinien genau ausdruͤken. Dahingegen
                              werden die Pflanzenfasern unserer Gespinnpflanzen bloß durch die Feinheit unter
                              sich, und ohne Zusaz von Leim gebunden, daher auch ihre groͤßere Lokerheit
                              und rauhere Oberflaͤche, welches als Hauptursache angesehen werden muß, warum
                              die deutschen Papiere sich nicht so gut zum Kupferdruke eignen, wie die
                              chinesischen.
                           Die Ursache, warum man bei uns nur die Schreibpapiere leimt, und nicht auch die
                              Drukpapiere, mag wohl keine andere seyn, als daß wir zum Leimen keine
                              vegetabilischen Stoffe benuzen, sondern bloß animalische, welche, da sie nicht aus
                              vegetabilischbrennbaren Theilen bestehen, die Drukerschwaͤrze nicht gerne annehmen.
                              Durch kuͤnstliches Bleichen bekommt das Papier eine schoͤne weiße
                              Farbe, weil durch das chlorsaure Gas, das man dazu anwendet, solche Farben, welche
                              von Vegetabilien herruͤhren, zerstoͤrt werden. Da nun aber die
                              aufzutragende Drukerschwaͤrze ebenfalls aus vegetabilischen Theiten besteht,
                              so ist zu erwarten, daß diese Schwaͤrze, wenn auch das chlorsaure Gas
                              entfernt ist, dennoch angegriffen wird.Man ist jezt mit dem Bleichen der Papierzeuge mittelst Chloringas und
                                    Chlorinkalk dahin gekommen, daß dieses Bleichen weder der Papiermasse, noch
                                    dem Papiere selbst im mindesten nachtheilig ist. Wir werden dieses Verfahren
                                    in der Folge mittheilen. A. d. R. Dieses Bleichen kennen die Chinesen nicht, sondern sie lassen dem Papiere
                              seine natuͤrliche Farbe; abermahls ein Vorzug, den das chinesische Papier vor
                              dem unseren hat.
                           Es ist wirklich sehr auffallend, daß ein solcher fuͤr die Kunst und Agricultur
                              so wichtige Gegenstand, so lange unberuͤksichtigt geblieben ist, zumahl da
                              die Pflanze von der das chinesische Papier bereitet wird, seit 40–50 Jahren
                              im suͤdlichen Deutschland kultivirt wird, und so gut gedeihet, als in den
                              meisten Gegenden von Japan und China, und außerdem die Bereitung von chinesischem
                              Papiere durch mehrere Reisebeschreiber bekannt ist.
                           In Frankreich hat man vor mehreren Jahren die Wichtigkeit dieser Papierfabrikation
                              eingesehen, welches die Société d'Encouragement
                                 pour l'industrie nationale veranlaßte in der Generalsizung vom 3. October
                              1821 einen Preis von 3000 Frank demjenigen zu bestimmen, welcher im Mai 1824
                              fuͤnf Rieß Papier in großem Format, von der naͤmlichen Baumrinde,
                              welche die Chinesen zu ihrem Papiere gebrauchen, verfertigt haben
                              wuͤrde.Polyt. Journal Bd. VII. S. 244. A. d.
                                    R.
                              
                           Ob diese Aufgabe wirklich geloͤset worden, ist nur unbekannt.Bis jezt nicht, denn diese Preisaufgabe wurde von der Société d'Encouragement in der Sizung vom 28. Novbr.
                                    1827 bis dahin verschoben. Man vergl. das weiter unten folgende Programm von
                                    dieser Gesellschaft. A. d. R.
                              
                           Der Papiermaulbeerbaum, Morus papyrifera
                              Linn., Broussonetia
                                 papyrifera
                              Vent., ist in den botanischen Handbuͤchern
                              hinlaͤnglich beschrieben, und wird in allen deutschen botanischen, so wie in
                              vielen Privatgaͤrten kultivirt; so daß eine botanische Beschreibung
                              uͤberfluͤßig ist.
                           Dieser Baum gedeiht im ganzen suͤdlichen Deutschland, besonders aber so weit
                              Wein gebaut wird. Er nimmt mit einem mittelmaͤßigen Boden vorlieb, und
                              erreicht bei uns eine Hoͤhe von 40–50 Fuß, und eine Stammdike von 12
                              bis 15 Zoll.In dem Heidelberger Schloßgarten stehen 20jaͤhrige Exemplare von 8 bis
                                    10 Zoll im Durchmesser, und 4jaͤhrige von 3 bis 4 Zoll im
                                    Durchmesser, mit ausgedehnten Kronen.
                              
                           
                           Auf dem flachen Lande, zumahl aber am Fuße der Gebirge, besonders in etwas lokerem
                              Boden, waͤchst der Papiermaulbeerbaum uͤppig und schnell. Die
                              Vermehrung geschieht durch Stablinge, Wurzelauslaͤufer und Ableger; ihn aus
                              Saamen zu ziehen, ist bei uns schwierig, indem die maͤnnlichen und weiblichen
                              Bluͤthen getrennt, jede einzeln auf Baͤumen vorkommen, daher sie der
                              Befruchtung wegen beisammen stehen muͤssen; allein dieses ist selten der
                              Fall, indem die weibliche Pflanze noch zu wenig bei uns bekannt ist.
                           Man kann die Baͤume alljaͤhrig koͤpfen, und sie gleich unseren
                              Bandweidenstoͤken behandeln, wodurch man im Herbste kraͤftige
                              einjaͤhrige Ruthen bekommt, die sich hauptsaͤchlich nur zur Bereitung
                              von feinem Papiere eignen.
                           Kaͤmpfer hat in seiner: Geschichte von Japan,
                              herausgegeben von Dohm. Lemgo 1779 Band II. p. 385, die Bereitung des chinesischen und japanischen
                              Papiers ausfuͤhrlich beschrieben, welches mich schon vor mehreren Jahren
                              bewog, verschiedene Versuche zu machen, die ich nachstehend mittheile.
                           
                        
                           Versuche, chinesisches Papier aus dem hierlaͤndischen
                                 Papiermaulbeerbaume zu fertigen.
                           Zu verschiedenen Zeiten des Winters nimmt man junge einjaͤhrige Zweige, von
                              der Dike eines 1/4 bis 1/2 Zoll, von dem Papiermaulbeerbaume, schneidet sie in
                              Stuͤke von 3/4 Schuh Laͤnge, und bindet 20 bis 30 solcher
                              Stuͤke in Buͤschel mit Weiden zusammen, hierauf kocht man diese
                              Buͤschel in einem Kessel, der mit Wasser und etwas Holzasche
                              angefuͤllt ist, so lange, bis die Rinde anfaͤngt zu schrumpfen, und
                              bis sie sich leicht von dem Holze abloͤsen laͤßt. Dieses kann man
                              genau wahrnehmen; wenn die Zweige aufrecht im Kessel stehen, und das Holz, an den
                              abgeschnittenen Enden, messerruͤkendik, laͤnger als die Rinde sich
                              zeigt, so ist es Zeit die Zweige herauszunehmen.
                           Sind die Zweige erkaltet, so faͤngt man an sie zu reinigen; das heißt: die
                              obere Rinde sammt der zweiten braunen Rinde (die zunaͤchst auf dem Splinte
                              sizt), werden mit Messern rein abgepuzt, so daß an den Zweigen keine Spur von
                              Unreinigkeit, sondern lediglich der reine Bast vorhanden ist. Nach geschehener
                              Reinigung werden die Zweige in reines Wasser gethan, dort sauber abgewaschen, und
                              zum Abtroknen auf einen Tisch, der aber sehr rein seyn muß, gebracht.
                           Diese Arbeit ist eine der wichtigsten bei der ganzen Papierbereitung; sie ist etwas
                              langwierig, kann aber durch jedes achtsame Kind besorgt werden. Man hat
                              vorzuͤglich zu beachten, daß keine Spur von der Rinde, von den Augen und von
                              den Raͤndern vernarbter Wunden der Rinde vorhanden bleibt, auch daß das
                              Wasser, worin sie
                              abgewaschen, so wie der Tisch, worauf man sie bringt, hoͤchst rein sind, und
                              daß selbst kein Staub oder Unrath in dem Zimmer, wo diese Arbeit vorgenommen wird,
                              sich vorfindet; jede kleine Unreinigkeit zeigt sich spaͤter im Papiere, und
                              macht dasselbe unbrauchbar.
                           Man faͤngt nun an den reinen Bast von dem Holze abzuziehen, und in ein reines
                              Gefaͤß zu legen, welches ebenfalls mit reinem Wasser angefuͤllt ist,
                              waͤscht den Bast abermahls aus, und bringt ihn dann in einem bedekten Kessel,
                              der mit einer nicht zu leichten, und sehr klaren Lauge von Holzasche bereitet,
                              angefuͤllt ist, und kocht dieses so lange, bis die Fasern des Bastes anfangen
                              sich leicht von einander zu theilen. Dabei ist abermahls die hoͤchste
                              Reinlichkeit zu beobachten, und namentlich zu sorgen, daß keine Asche
                              waͤhrend dem Kochen in den Kessel fliegt; hat man dieses zu
                              befuͤrchten, so kann der Bast auch in mehrere reine Saͤke gethan, und
                              darin gekocht werden. Faͤngt nun der Bast an, sich in feine Theile
                              aufzuloͤsen, so wird das Kochen eingestellt, derselbe herausgenommen, und in
                              helles Wasser gebracht, worin er so lange gewaschen wird, bis kein Unrath mehr davon
                              geht, und das Wasser, welches oͤfters abgegossen, und mit reinem Wasser
                              ersezt wird, sich nicht mehr truͤbt. Die Masse ist jezt schon sehr fein, und
                              wuͤrde zum Mahlen auf der Papiermuͤhle hinlaͤnglich tauglich
                              seyn, allein besser ist es, wenn man sie in verschiedene Saͤke bringt, und
                              abermahls in frischer Lauge kochen laͤßt, wodurch sich die Fasern noch mehr
                              zertheilen, und zu einem breiaͤhnlichen Teige werden, welchen man alsdann
                              ebenfalls herausnimmt, und in reinem Wasser wieder so lange waͤscht, bis alle
                              Spuren von Unrath beseitigt sind. Am besten ist es, man nimmt die Masse in ein
                              reines duͤnnes Tuch, und waͤscht es darin, indem sonst durch das
                              Abgießen des Wassers viele feine Fasern verloren gehen.
                           Um die Masse jezt in einen feinen Papierteig zu wandeln, bedienen sich die Chinesen
                              eines starken Tisches, worauf sie dieselbe bringen, und so lange mit Keulen
                              schlagen, bis die gehoͤrige Feinheit sich zeigt. Ich nahm bei meinen kleinen
                              Versuchen hierzu einen starken Moͤrser, worin die Masse fein gestoßen wurde.
                              Dieses sind aber Arbeiten, zu denen auch die Geduld der Chinesen gehoͤrt, die
                              wir aber um so weniger beduͤrfen, indem unsere jezt zum Theile gut
                              eingerichteten Papiermuͤhlen, gute Hollaͤnder haben, worin sich die
                              Masse sehr schnell und fein mahlt, wozu noch der Vortheil kommt, daß durch das
                              bestaͤndige Zufließen von reinem Wasser, die Masse noch mehr gereinigt wird.
                              Ich habe fruͤher eine Parthie Masse von Papiermaulbeerbaum auf einem guten
                              Hollaͤnder mahlen lassen, welche in 3 Stunden ganz fein war, obgleich diese
                              Masse nicht allein aus jungen Zweigen, sondern meistentheils von 3- bis
                              6jaͤhrigen Zweigen, genommen wurde, bei welchen der Splint haͤrter,
                              rauher und unreiner ist. Ich erhielt davon ein feines, aber unreines Papier, wozu
                              hauptsaͤchlich die unreinliche Behandlung, so wie das schlechte Leimen schuld
                              war. Es war zu schwierig so viel Zweige als zu einer so großen Masse erforderlich
                              sind, zu erhalten, weßhalb ich alle Zweige nahm, die ich bekommen konnte; eigentlich
                              duͤrfen die Zweige nur einjaͤhrig seyn, und um sie dik und stark zu
                              bekommen, muͤssen die Stoͤke wie die Bandweiden-Stoͤke,
                              im Herbste gekoͤpft werden. Ist die Masse hinlaͤnglich fein, so wird
                              sie in eine Butte gebracht, und mit der gehoͤrigen Quantitaͤt Leim,
                              den ich unten naͤher beschreiben werde, versezt. Dieses ist nun ein
                              Hauptgeschaͤft, und erfordert viele Achtsamkeit, um das richtige
                              Mischungsverhaͤltniß kennen zu lernen. Wird zu viel Leim beigesezt, so klebt
                              das Papier, und bleibt gerne am Rahmen haͤngen, und ist zu wenig dabei, so
                              bekommt es nicht seine gehoͤrige Festigkeit; dieses ist aber ein Gegenstand,
                              den jeder selbst durch eigene Versuche auffinden kann. Besonders ist noch zu
                              bemerken, daß die Papiere zwischen Tuͤcher, die nicht grobhaarig sind,
                              gepreßt werden muͤssen, indem die fette Masse gar leicht an die Haare
                              anklebt, und sich nicht leicht wieder abloͤsen laͤßt. Ohne
                              Tuͤcher zu preßen, mag noch weniger angehen.
                           Der Leim, den die Chinesen der Papiermasse beimengen, wird aus chinesischem Reis, und
                              der Wurzel Orenz auf folgende Art bereitet.
                           Eine bloße Infusion von Reismehl bringt die Wirkung nicht hervor, weil ihr die
                              noͤthige Klebrigkeit abgeht. Man bereitet dieses Reiswasser in einem
                              Gefaͤß, das nicht mit einer Glasur uͤberzogen, sondern ganz rauh ist.
                              In diesem wird der abgehuͤlste Reis zuerst mit Nasser feucht gemacht, hernach
                              allmaͤhlig zerrieben, und endlich, wenn man kaltes Wasser zugegossen, durch
                              ein leinenes Tuch geseiht. Das Uebriggebliebene wird noch einmahl stark
                              durchgerieben, auch nochmahls Wasser zugethan, und dann ausgedruͤkt, bis die
                              Hefe gar kein klebriges Wesen mehr von sich gibt. Der japanische Reis ist hierzu am
                              allerbrauchbarsten, weil er viel fetter und weißer ist, als der in allen
                              uͤbrigen asiatischen Laͤndern.
                           Von der Wurzel Orenz wird das Wasser auf folgende Art bereitet. Man zerstoͤßt
                              oder zerreibt auf verschiedene Art die Wurzel, legt sie in kaltes Wasser, das in
                              einer Nacht dadurch sehr klebricht, und dann durch ein Leinentuch gegossen wird. Von
                              diesem Wasser die noͤthige Quantitaͤt zu den uͤbrigen
                              Bestandtheilen zuzumischen (welches nach den Jahreszeiten sehr verschieden ist),
                              hierin, sagen die Japaneser, bestehe die große Kunst bei dem ganzen
                              Geschaͤfte des Papiermachens. Die Hize loͤset die klebrigen Theile
                              leicht auf, daher muß im Sommer mehr von dieser Wurzelinfusion zugesezt werden, und aus der
                              entgegengesezten Ursache in den kaͤltern Monaten weniger. Versieht man es in
                              der Zumischung dieses Wassers, daß man zuviel nimmt, so wird das Papier zu
                              duͤnn, nimmt man zu wenig, so wird das Papier ungleich, das rechte Maß
                              uͤber gibt eine gehoͤrige und gleiche Dike; um dieses recht zu
                              treffen, muß man immer etwas ab, oder wieder hinzu thun. Wenn ihnen die Wurzel Orenz
                              abgeht, welches zuweilen im Anfange des Sommers zu geschehen pflegt, nehmen die
                              Papiermacher statt derselben die kriechende Pflanze Sane Radsure. Die Infusion von den Blaͤttern derselben hat sehr
                              viele klebrige Theile, ist aber zu dieser Absicht nicht so brauchbar, als die von
                              der Pflanze Orenz.
                           Die Versuche mit der Reisinfusion zur Leimung des Papiers habe ich genau nachgemacht,
                              allein es ist mir nicht gegluͤkt, das angegebene Resultat herauszubekommen,
                              vielmehr bekam ich eine truͤbe Masse, die das Papier nur unrein machte;
                              wahrscheinlich liegt der Grund darin, weil wir die rechte Reisart nicht haben, und
                              vermuthlich wenden die Chinesen und Japanesen ihren BergreisEine ausfuͤhrliche Beschreibung des Bergreises steht in meinen
                                    europaͤischen Cerealien. Heidelberg bei Winter 1824. A. d. V., der andere Eigenschaften als der gewoͤhnliche Reis haben muß, dazu
                              an.
                           Auf den mißlungenen Versuch ließ ich den Reis hinweg, und suchte mir eine mit der
                              Wurzel Orenz (Hibiscus manihot Lin.) verwandte Pflanze,
                              um den Schleim derselben zu bekommen. Ich waͤhlte mir dazu die Wurzel einer
                              deutschen Pflanze, aus derselben Familie, naͤmlich von Althea officinalis, die in der Medicin hinlaͤnglich bekannt, und in
                              jeder Apotheke wohlfeil zu haben ist.In den Nuͤrnberger Droguerie-Handlungen den Centner um fl. 20.
                                    –A. d. Red. Diese Wurzel kochte ich mit reinem Wasser eine halbe Stunde, und erhielt
                              davon einen durchsichtig hellen, ordentlich glaͤnzenden Schleim, den ich der
                              Papiermasse beisezte, worauf ich ein klares, reines Papier erhielt, das zwar in der
                              Feinheit dem chinesischen nachstand, allein in Farbe und Gehalt demselben gleich
                              kam, so daß man hier diese Pflanze schon allein, als Ersazmittel des Bergreises und
                              der Orenzwurzel ansehen kann.
                           Mehrere Kupferabdruͤke, die ich auf dieses erhaltene Papier machen ließ, haben
                              bestaͤtigt, daß es dem aͤchten chinesischen nicht nachsteht.
                           Aus den im Eingange gesagten Gruͤnden ist das Leimen der Drukpapiere mit
                              vegetabilischem Leim von großer Wichtigkeit. Ob dieses bereits in einzelnen
                              Papiermuͤhlen in Deutschland geschieht, ist mir unbekannt, und da ich dieses
                              bezweifle, so mache ich auf den Gebrauch der Altheawurzel, bei der Bereitung der Kupferdrukpapiere
                              aufmerksam.Wir werden den Versuch daruͤber machen, und seiner Zeit den Erfolg
                                    berichten. Uebrigens verweisen wir noch auf die Abhandlung uͤber das
                                    Leimen des Papiers in der Buͤtte im polytechn. Journale Bd. XXVI. S. 216. A. d. Red.
                              
                           Aus der Papiermasse des Papiermaulbeerbaumes, nach der angegebenen Art bereitet,
                              bekam ich ein sehr duͤnnes Papier, gleich dem chinesischen, welches beim
                              Bedruken ebenfalls auf deutsches Drukpapier geklebt wurde. Das Aufkleben des
                              chinesischen Papiers auf deutsches staͤrkeres Papier, mag wohl den besonderen
                              Grund haben, dem chinesischen allzuduͤnnen Papier eine festere Unterlage zu
                              geben, dieses ließe sich aber beim Bereiten des Papiers wohl am sichersten machen,
                              wenn man beim Ausschoͤpfen des chinesischen, zugleich gleich große
                              Boͤgen von gewoͤhnlicher Masse ausschoͤpfte, und nun frisch
                              beide Bogen zusammen legte, und preßte, wodurch die obere Seite rein von
                              chinesischem, und die untere Seite von deutschem Papiere waͤre.
                           Wie viel Papier man aus einer gewissen Anzahl Zweigen bekommen kann, habe ich zwar
                              versucht, allein es laͤßt sich bei solchen kleinen Versuchen nicht genau
                              bestimmen; nur so viel kann ich mit Gewißheit angeben, daß ich von einem Versuche,
                              wozu ich 30 Stuͤke 1/4 Zoll dike, und 9 Zoll lange Zweige nahm, 30
                              Blaͤtter von 8 Zoll und 6 Zoll Breite erhielt. Der Ruͤkstand, der im
                              Kuͤbel nicht mehr ausgeschoͤpft werden konnte, war bedeutend, und
                              haͤtte gewiß noch 20 aͤhnliche Blaͤtter gegeben, woraus zu
                              entnehmen, daß aus einem 1/4 Zoll diken, und 9 Zoll langen Zweig, ohngefaͤhr
                              ein □ Schuh Papier gemacht werden kann, welches hinlaͤnglich genug
                              waͤre, das Papier um einen billigen Preis bereiten zu koͤnnen.