| Titel: | Einige Worte über Herrn Perkins neueste Dampfmaschine. Zur Berichtigung der lezten in den englischen Journalen enthaltenen Nachrichten darüber geschrieben von M. D. Ernst Alban. | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LXXXIX., S. 347 | 
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                        LXXXIX.
                        Einige Worte uͤber Herrn Perkins neueste
                           Dampfmaschine. Zur Berichtigung der lezten in den englischen Journalen enthaltenen
                           Nachrichten daruͤber geschrieben von M. D. Ernst Alban.
                        Alban's Bemerkungen uͤber Perkins Dampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Die in oͤffentlichen englischen Journalen enthaltenen
                              Nachrichten uͤber Hrn. Perkins neue Maschine in den St. Catharinendoks nehmen schon wieder
                              den naͤmlichen Charakter an, den diejenigen uͤber seine erste in
                              seiner Werkstaͤtte aufgestellte Maschine hatten, das heißt: der Laͤrm
                              und das Getoͤse uͤber dieses neue Werk ist wieder so groß, daß wenn
                              man nicht alle seine Kaltbluͤtigkeit zusammennimmt, man von neuem benebelt
                              und uͤbertaͤubt werden kann. Demjenigen, der englische Prahlereien
                              kennt und mit Ruhe zu beurtheilen und zu wuͤrdigen gewohnt geworden ist, wird
                              aber in jenen Nachrichten die geringe Uebereinstimmung und Haltung nicht entgangen
                              seyn, wodurch sich leider die Perkins'schen Bekanntmachungen bisher immer besonders
                              ausgezeichnet haben, und man muß schon im Voraus zu einem gewissen Zweifelmuthe sich
                              gedrungen fuͤhlen, wenn man hoͤrt und sieht, daß Hr. Perkins bei seinem exaltirten
                              TemperamenteVon diesem hat er in der Vergangenheit Beweise genug gegeben. Man vergleiche
                                    nur seine Angaben, Mittheilungen und seine Hoffnungen mit dem, was die Zeit
                                    als nakte Wahrheit uͤber seine erste Maschine ans Licht
                                    gefoͤrdert hat. groͤßtentheils die Mittheilungen wieder selbst uͤbernommen
                              hatUm die englischen Nachrichten ganz im gehoͤrigen Umfange beurtheilen
                                    zu koͤnnen, muß man wissen, daß sie meist immer von den Erfindern
                                    selbst herruͤhren, daß diese das laus propria
                                       sordet entweder nicht kennen, oder gerne als alten Schulstaub sich
                                    von den Fuͤßen schuͤtteln. da aber, wo er nicht selbst zu sprechen scheint, von den naͤmlichen
                              Panegyrikern wieder bedient wird, die bei seinem Auftreten mit seiner ersten
                              Dampfmaschine zum Theil so sehr den Kopf verloren hatten, daß sie bei den
                              Ausschweifungen ihrer aufgeregten Phantasie blind wurden gegen die ersten
                              Grundsaͤze der Physik und Mechanik, zum Theil aber auch der guten geduldigen
                              Wahrheit allerlei blendenden und verblendenden Tand umhingen, und mit ihrem
                              Weihrauchfaße dermaßen beraͤucherten, daß sie in dem Rauche und Dufte
                              verschwand, und man nur noch Rauch und Duft allein sah und roch.Um dieß zu beweisen, will ich hier nur auf die Nachrichten dieser exaltirten
                                    Koͤpfe selbst hinweisen und an die Wirkung erinnern, die das
                                    Schaumwesen dieser Leute auch leider in Deutschland hervorgebracht hat. Man
                                    lese naͤmlich uͤber saͤmtliche Perkinsiana nach: Beitraͤge zur Gewerbe: und Handelskunde,
                                    in Vorlesungen gehalten vom preußischen Fabrikencommissionsrathe Weber. Jahr 1825 und 1826, Artikel Dampfmaschine,
                                    wo alle die uͤber die Perkins'sche Maschine von ihm selbst und seinen
                                    Genossen gegebenen Aufklaͤrungen aufgezaͤhlt und in Reihe und
                                    Glied gestellt sind. Wem duͤrfte nicht bange fuͤr die
                                    Wissenschaft werden, wenn er unter diesen von einem der Perkins'schen
                                    Panegyriker dessen Maschine mit einem perpetuum
                                    
                                    mobile verglichen findet, indem sie, wenn nicht
                                    Ausstrahlung von Hize an den verschiedenen Theilen der Maschine Statt
                                    faͤnde, bei der (damahls) neuen Einrichtung des Condensators alle
                                    gebrauchte Hize wieder in sich saugen und als solche ohne Feuerung ihre
                                    Bewegung bei einmahl begonnenem Gange fortzusezen im Stande seyn soll. So
                                    etwas kann doch wohl nur ein englischer Gentleman behaupten? –
                              
                           
                           Um aber die geringe Haltung der neuesten Nachrichten darzuthun, will ich einiger der
                              großen Abweichungen erwaͤhnen, die darin in der Bestimmung der Kraft der
                              Maschine und des Kohlenverbrauchs derselben, also in der Hauptsache gefunden werden.
                              So theilt z.B. das Register of arts and sciences, N.
                              101, 12. Mai 1827 eine oberflaͤchliche Beschreibung und Berechnung der
                              Maschine mit, worin es heißt: die Kraft derselben sey die von 30 Pferden und der
                              Dampf wirke darin mit 800 Pfund auf den Quadratzoll; und mich versicherte Hr.
                              Perkins zur damahligen
                              Zeit muͤndlich, daß der zu derselben gehoͤrige Generator hinreichend
                              sey fuͤr eine Maschine von 60 Pferdekraͤften. Bald darauf
                              verkuͤndigte das London Journal (im Aprilhefte S.
                              99), daß Hrn. Perkins
                              Dampfmaschine mit einem Druke von 56 Atmosphaͤren (mit 817 Pf. auf den
                              Quadratzoll) ohne alle Gefahr arbeite, und bei einem Druke von 27
                              Atmosphaͤren (394 Pf. auf den Quadratzoll) 60 Stoͤße in der Minute
                              mache, daß bei ihrer Anwendung eine Ersparung der Haͤlfte des Brennmaterials
                              und eines Drittels an Raum Statt finde etc. Das naͤmliche Journal theilt im
                              Juliushefte (S. 284) mit, daß die Maschine in den St. Catharinendoks mit 2 anderen
                              Maschinen in der Wette arbeite, von denen die eine die Kraft von 16, die andere die
                              von 10 Pferden besize, hiernach zusammengenommen also eine Kraft von 26 Pferden
                              leiste, indem ausdruͤklich steht, daß sie eben so viel Wasser als diese
                              beiden pumpe; daß sie bei dieser Leistung nur 42 Pfund Kohlen pr. Stunde, also 2/3
                              weniger als die bisherigen Maschinen gebrauche. Darauf gibt das Repertory of Patent-Inventions, Septbr. 1827, S.
                              181 einen ausfuͤhrlichen Bericht, wo es heißt, daß die Maschine mit 23 1/2
                              Atmosphaͤren Druk arbeite, daß sie 2 zwoͤlfzoͤllige Pumpen mit
                              4 Fuß Hub treibe und 1200 Pf. Kohlen in 12 Stunden, jede Stunde also uͤber
                              einen Bushel (84 Pf.) Kohlen gebrauche, daher 2/3 der bisherigen bei Watt'schen
                              Maschinen noͤthigen Feuerung erspare. Endlich findet sich noch eine Nachricht
                              in Gill's technical Repository, Sptbr. 1827, S. 170, wo die Kraft
                              der Maschine wieder auf die von 26 Pferden angegeben wird, indem sie fuͤr 2
                              Watt'sche Maschinen, eine von 16 Pferden, die andere von 10 mir einem Druke von 35
                              Atmosphaͤren gearbeitet haben soll. Ihr Hohlenverbrauch wird hier wieder auf
                              1 Bushel eines Gemenges von Coaks und Steinkohlen fuͤr die Stunde, und ihre
                              Ersparung an 2/3 des bisherigen Brennmaterialbedarfs angegeben.
                           
                           Wer fuͤhlt nicht die außerordentlichen Abweichungen in diesen Angaben, nicht
                              das zum Theil ganz Widersprechende der Behauptungen. Einmal ist der Effekt der
                              Maschine auf 30, dann auf 26, dann wieder auf 16 Pferdekraͤfte berechnet,
                              einmal arbeitet sie fuͤr eine 16pferdige Watt'sche Dampfmaschine allein, dann
                              wieder fuͤr 2, dann gebraucht sie in einer Stunde bei einer Leistung von 30
                              Pferdekraͤften nur 42 Pf. Kohlen, dann bei der von 16 Pferden wieder 84 Pf.
                              fuͤr die naͤmliche Zeit; einmal wird der Druk der Daͤmpfe auf
                              den von 56, dann wieder auf den von 23 Atmosphaͤren angegeben. Und wenn man
                              auch annimmt, daß eine Maschine, die auf eine Kraft von 30 Pferden calculirt ist,
                              moͤglicher Weise mit der Haͤlfte des bei wirklicher Leistung dieser
                              Kraft verwandten Brennmaterials, auch die Haͤlfte dieser Kraft zu produciren,
                              also unter ihrer gesezlichen Leistung gehalten werden koͤnne, so ist doch
                              eine Dampfmaschine von 16 Pferdekraͤften mit der Haͤlfte des
                              fuͤr diese Leistung daraus zu berechnenden Brennmaterialverbrauchs nicht auf
                              das Doppelte ihres Effektes zu bringen, wenigstens nicht anhaltend zu bringen,
                              selbst in dem Falle, daß man zugeben wollte, sie koͤnne momentan eine so
                              große Steigerung mit einem und demselben Entwiklungsapparate zulassen.Hr. Perkins blendet
                                    seine Bewunderer gewoͤhnlich durch die Behauptung, er lasse bei einer
                                    zu schwachen Wirkung seiner Maschine diese absichtlich unter dem
                                    Normaleffekt arbeiten koͤnne aber ihre Kraft auf das Doppelte und
                                    Dreifache steigern. Dieß kann er indessen nur Laien und englischen Engineers weiß machen, wirkliche
                                    Dampfmaschinenkundige werden bald einsehen, daß die Wirkung jedes
                                    Dampfentwiklers durch seine Ausdehnung (Groͤße) und das Maximum des
                                    in seinem Ofen zu verbrennenden Brennmaterials begrenzt wird, so daß. wo
                                    lezteres Maximum schon erreicht ist, keine Steigerung mehr Statt finden
                                    kann, es muͤßte denn der Feuerherd und die
                                    Feuerberuͤhrungsflaͤche des Entwiklers vergroͤßert
                                    werden. Wenn in Herrn Perkins Oefen waͤhrend der schwachen Wirkung seiner
                                    fruͤheren Maschinen die Generatoren gluͤhten, und ihre
                                    geschmiedet eisernen Roͤhren in einem Tage oft in wenigen Stunden
                                    ganz verbrannten, so laͤßt sich nicht annehmen, daß er ihnen ein
                                    Minimum von Hize gab.
                              
                           Zur Befoͤrderung und Aufklaͤrung der Wahrheit sey es mir erlaubt, hier
                              dasjenige unparteiisch und unumwunden mitzutheilen, was ich uͤber diese neue
                              Perkins'sche Maschine theils bei ihrer fruͤhern Arbeit in Herrn Perkins Werkstaͤtte, theils
                              bei ihrer spaͤtern Anwendung in den St. Catharinendoks erfahren und in
                              lezteren als sehr haͤufiger, ja fast taͤglicher vielstuͤndiger
                              Augenzeuge bis zur Mitte des Augustmonats gesehen habe. Da die Sache Interesse hat,
                              so will ich so ausfuͤhrlich als moͤglich berichten.
                           Es war am 23. April, als ich zum ersten Mahle in Gesellschaft des Hrn. Porter und des Engineers Beale zum Hrn. Perkins ging, um seine neue in den Zeitungen angekuͤndigte
                              und dem Publikum zur Schau ausgestellte High pressure safety
                                 engine, wie er sie nannte, zu sehen. Die Maschine war gerade nicht im
                              Gange, jedoch zeigte uns Hr. Perkins dieselbe in
                              allen ihren Theilen und gab uns uͤber die Struktur und das Princip derselben
                              folgende muͤndliche Aufklaͤrungen:
                           Die Kraft derselben sey die von 30 Pferden; der Dampfcylinder habe 8 Zoll
                              Durchmesser, und der Kolben 20 Zoll Hub, der Dampf werde bei 1/8 der
                              Hublaͤnge im Cylinder abgeschnitten und wirke mit 800 Pf. auf den
                              Quadratzoll, aber nur einseitig im Cylinder, indem er nur angewandt wuͤrde,
                              den Kolben abwaͤrts zu treiben, waͤhrend die Traͤgheit des
                              Schwungrades ihn wieder aufwaͤrts zuruͤk bringe. Die Kolbenstange
                              arbeitete, wie wir uns durch den Augenschein uͤberzeugten, im Boden des
                              Cylinders durch eine Stopfbuͤchse, und bewegte durch eine
                              Blaͤuelstange eine Kurbel. Zur Leitung des unteren Kolbenstangenendes dienten
                              2 Raͤder, die zwischen Fuͤhrern liefen. Das Einlassen des Dampfes
                              geschah durch ein Ventil. Dieses wurde durch eine Nase an der Schwungradwelle
                              gehoben und bei 1/8 Fuͤllung des Cylinders mit Dampf wieder niedergelassen.
                              Die Exhaustion geschah beim niedrigsten Stande des Kolbens durch das gefensterte
                              untere Ende der Waͤnde des Cylinders, unter dessen Oeffnungen dann der Kolben
                              herabgeht, wenn er sich dem Ende seines Laufes naͤhert. Der entwischende
                              Dampf faͤhrt in ein gebogenes Rohr, das zum Condensator dient. Dieser
                              Condensator hat ganz die Einrichtung, wie ich einen schon vor 10 Jahren in Rostok
                              bei einer Maschine mit mittlerem Druke baute, deren Construktion ich damals dem Hrn.
                              Prof. Floͤrke
                              daselbst mittheilte.Einen solchen Condensator enthielt meine neue Dampfpumpe, die ich vor 3
                                    Jahren in Beschreibung und Abbildung nach England sandte, und die die
                                    Interessenten meiner neuen Dampfmaschine nach einer Pruͤfung durch
                                    Hrn. Gill, dem
                                    Herausgeber des technical Repository, einem
                                    speciellen Freunde und Lobredner des Hrn. Perkins, sehr wohl aufnahmen, deren
                                    Ausfuͤhrung bis jezt aber unversucht geblieben ist. Es ist sehr zu
                                    verwundern, daß dieser Hr. Gill derjenige ist, der jezt Hr. Perkins Prahlereien uͤber seinen
                                    neuen Condensator in seinem technical Repository
                                    Octbr. 1827, S. 249 aufnimmt, ohne meines Condensators mit einer Sylbe zu
                                    gedenken, den er doch schon vor 3 Jahren an meiner Dampfpumpe kennen
                                    gelernt, und damahls so geruͤhmt hatte. Suum
                                       cuique! – Er ist an seinem unteren Ende durch eine Klappe geschlossen, die der Dampf
                              beim Eindringen in denselben aufstoͤßt, um das beim vorigen Hube eingesprizte
                              Wasser mit der etwa eingedrungenen Luft herauszublasen. Hr. Perkins versicherte, daß er bei der Einrichtung
                              des Condensators nur so viel Einsprizungswasser fuͤr denselben gebrauche, als
                              Speisewasser fuͤr den Generator noͤthig ist. Dasselbe sollte durch
                              eine aufsteigende Roͤhre mit einem Hahne in den Condensator gefuͤhrt
                              werden. (?) Der Hahn wurde durch eine Nase an der Schwungradwelle in den
                              noͤthigen Zeitmomenten geoͤffnet. Das aus dem Condensator geblasene
                              und erwaͤrmte Einsprizungswasser wurde in einem Recipienten gesammelt und zur
                              Cisterne der Speisepumpe geleitet, waͤhrend der zuerst aus demselben blasende
                              Dampf durch ein Abzugsrohr in den Schornstein abzog. Das Schwungrad der Maschine
                              hatte nur 8 Fuß Durchmesser, und war sehr schmaͤchtig. Es konnte
                              hoͤchstens 8 bis 10 Centner wiegen, Hr. Perkins gab seine Schwere aber auf 1800 Pfund
                              (?) an.Da frage ich nun jeden Kunstverstaͤndigen, ob er es fuͤr
                                    moͤglich haͤlt, daß ein solches Duodezschwungraͤdchen
                                    fuͤr eine einseitig wirkende Dampfmaschine von 30
                                    Pferdekraͤften bei 60 Umgaͤngen in der Minute genuͤgen
                                    koͤnne?
                              
                           Das Einstroͤmen der Daͤmpfe in die Maschine regulirt Hr. Perkins durch einen
                              gewoͤhnlichen Gouverneur, der auf ein Ventil wirkt, das durch ein
                              Schraubengewinde mit 3 Gaͤngen bewegt wird, welches an dem Stiele desselben
                              angebracht ist und sich in einer an der Stopfbuͤchse angebrachten Mutter
                              dreht. Sowohl das Regulir- als das Dampf- oder Steuerungsventil
                              fuͤr den Dampfcylinder haben lange perpendikulaͤr stehende
                              Stopfbuͤchsen, in welchen sich eine Wassersaͤule haͤlt, die das
                              zu starke Durchdringen der Hize nach der Stopfbuͤchse des Ventilstiels
                              verhindert. Beide Ventilbuͤchsen waren blau angelaufen, das Dampfrohr
                              weniger. Die Ventile sind von Stahl und Kegel, die in Size mit fast ganz scharfen
                              Raͤndern fallen. Die Struktur der Ventilkammern und ihrer
                              Stopfbuͤchsen ist in dem zweiten Patente des Hrn. Perkins (siehe Dingler's polyt. Journal, Bd. 13, S. 304), was er im Juni 1823 nahm,
                              angegeben. Dieß gilt auch von dem Kolben den Hrn. Perkins gebraucht. Er baut ihn aus einer sehr
                              weichen Art Messing, die, wie man mir sagte, aus 1 Theil Zinn, 7 Theilen Kupfer und
                              1 Theil Zink besteht.Dieß kann ich jedoch nicht verbuͤrgen. Derselbe soll in sehr großer Hize und bei sehr hohem Druke in dem
                              gußeisernen Cylinder vollkommen dicht arbeiten und keine Schmiere noͤthig
                              haben. (?)Derselbe arbeitete nachher in den Catharinendoks, aber nicht besonders dicht,
                                    obgleich die Maschine mit ohngefaͤhr nur 1/3 des von Hrn. Perkins beabsichtigten
                                    Drukes anhaltend im Gange erhalten werden konnte, und Hr Perkins aͤußerte
                                    einmahl muͤndlich zu mir und anderen Zuschauern, daß es sehr gut seyn
                                    wuͤrde, wenn er dann und wann etwas Schmiere in den Cylinder bringen
                                    koͤnnte. Wie sehr die Brauchbarkeit der Kolben mit Metallliederung
                                    bei hoͤherem Druke und hoͤheren Temperaturgraden der
                                    Daͤmpfe abnimmt, weiß ich aus eigener Erfahrung. Hr. Perkin's wird nach meiner
                                    Meinung nicht eher Gluͤk mit seinen Maschinen haben, bis er von den
                                    Kolben mit Metallliederung, die ohnedieß sehr kuͤnstlich zu
                                    verfertigen und theuer sind, ganz abgeht. Meine Gruͤnde fuͤr
                                    diese Meinung werde ich in der Folge einmahl auseinandersezen. Ein Stuͤk eines Ringes von einem solchen Kolben zeigte mir Hr.
                              Perkins. Es war ohne
                              besonders große Verlezungen und ziemlich gut erhalten. Ich erfuhr aber nicht, wie
                              lange und in welcher Hize es gearbeitet.
                           Der Generator dieser Maschine bestand aus 20 Roͤhren, die auswendig vierseitig
                              (5 Zoll im Quadrat) und 4 Fuß lang waren. Der innere cylindrische Wasserkanal war 1
                              1/2 Zoll im Lichten weit, mitunter auch etwas daruͤber. Hr. Perkins legte ein großes Gewicht auf
                              die bedeutende Metalldike dieser Roͤhren und hoffte, dadurch die Erhizung des Wassers und die
                              Dampfentwiklung darin besonders zu befoͤrdern (?) Die Verbindung dieser
                              Roͤhren geschah durch gußeiserne massive Stuͤke, in welchen ein
                              gekruͤmmter Verbindungskanal fuͤr 2 und 2 Roͤhren, beinahe in
                              der Form eines C, gegossen war. Die Verbindung dieses
                              Canals mit den Roͤhren geschah durch geschmiedete eiserne Doppelkegel, deren
                              konische Enden in die Oeffnungen durch Huͤlfe von Schrauben
                              hineingezwaͤngt wurden. Alle Entwiklungsroͤhren waren so mit einander
                              verbunden, daß sie einen fortlaufenden Canal bildeten, in dessen aͤußerstes
                              Ende die Drukpumpe das Speisewasser foͤrdert. Zwischen der 15. und 16.
                              Roͤhre lag die von Hrn. Perkins sogenannte Pressurevalve
                              (Drukventil), welche etwa mit 50 bis 60 Atmosphaͤren belastet wird. Sie soll
                              das unter diesem Druke in den ersten 15 Roͤhren stark erhizte Wasser mit
                              jedem Stoße der Drukpumpe in die 5 lezten Roͤhren, die gleich uͤber
                              dem Feuerplaze des Ofens liegen und die groͤßte Hize empfangen,
                              uͤbertreten lassen. In diesen 5 lezten leeren und bis zur Gluͤhhize
                              geheizten Roͤhren aber soll das Wasser, was bei dem Austreten aus der Pressurevalve sich nicht ganz in Dampf verwandeln
                              moͤchte, noch vollends verdampft werden. Diese Aeußerung des Herrn Perkins mußte mich um so mehr
                              befremden, als sie seinem vielbesprochenen und in seiner Patenterklaͤrung
                              dargestellten Principe gerade entgegenlaͤuft.In neueren Zeiten hilft sich Hr. Perkins besser aus der Affaire. Er sagt naͤmlich
                                    (siehe dessen leztes Patent vom Maͤrz 1827, uͤbersezt im
                                    Dingler'schen Journal Bd. 26. S. 381
                                    oben), er uͤbersaͤttige den Dampf in diesen Roͤhren mit
                                    Waͤrmestoff, und lasse leztern sich wieder mit Wasser in Recipienten
                                    saturiren. Warum aber erst uͤbersaͤttigen und dann wieder
                                    saͤttigen? – Warum erzeugt er denn nicht gleich
                                    gesaͤttigten Dampf? – Zumal da er das ohne Ueberhizung der
                                    lezten 5 Roͤhren vermag, die durch eine solche Ueberhizung schnell
                                    zerstoͤrt werden muͤssen. Daß Hr. Perkins Wasser zum Zweke der
                                    Saͤttigung der uͤberhizten Daͤmpfe in den Recipienten
                                    pumpe, wie er in der Patenterklaͤrung sagt, ist grundlos, vielmehr
                                    habe ich bemerkt, daß oͤfters aus dem Recipienten Wasser abgelassen
                                    wird. Woher kommt aber dieser Ueberfluß von Wasser darin, wenn er nicht
                                    hineingepumpt wird? – – Doch in der Folge mehr davon.
                              
                           Aus dem lezten dieser 5 Roͤhren geht der Dampf in den Recipienten, ein sehr
                              starkes Gefaͤß von etwa 8 Zoll innern Durchmesser und 3 Fuß Hoͤhe. Zur
                              Beobachtung des Drukes der Daͤmpfe darin bediente sich Hr. Perkins des Zeigers, den er schon
                              bei seiner ersten Maschine anwandte. Am Recipienten waren 2 Haͤhne zur
                              Beobachtung des Wasserstandes darin angebracht. Auf demselben stand ein
                              Sicherheitsventil, aus dem ich spaͤter mehrere Mahle den Dampf habe ausblasen
                              hoͤren, wenn die Maschine angehalten wurde.Wie reimt sich das aber mit Hrn. Perkins's Princip, bei welchem kein Dampf erzeugt werden
                                    soll, wenn die Drukpumpe in ihrer Arbeit beim Stillstande der Maschine
                                    cessirt? – Der Staͤmpel der Drukpumpe hatte ohngefaͤhr 2 1/2, Zoll
                              Durchmesser. Mit dem Drukhebel derselben war durch ein Gelenk eine Drukstange
                              verbunden, die durch eine excentrische Vorrichtung an der Schwungradwelle in Bewegung gesezt wurde.
                              Durch eine Stellschraube konnte der Verbindungspunkt der Stange mit dem Drukhebel
                              dem Hypomochlio des leztern naͤher gebracht und so der Hub beliebig
                              vergroͤßert oder vermindert werden.
                           Die Lage der verschiedenen Roͤhren im Ofen ersah ich aus einer Zeichnung, die
                              mir Hr. Perkins von demselben
                              zeigte. Alle 20 Roͤhren lagen in 3 Reihen unter einander, von denen die obere
                              8, die untern beiden jede 6 derselben enthielten. Nachdem die Hize alle
                              Roͤhrenreihen durchstrichen, steigt sie noch in einem Kanale des Ofens
                              abwaͤrtsDiese Einrichtung, so wie manche an der Maschine, z.B. des Condensators, der
                                    Metallmischung zum Kolben, die Einrichtung einer Ventilsteurung statt der
                                    fruͤheren ungluͤklichen rotirenden Valve, die Anordnung
                                    derselben, die Art der Hebung des Dampfventils, der Bewegung der
                                    Regulationsvalve durch eine Schraube in der Stopfbuͤchse, sezten mich
                                    nicht wenig in Erstaunen, da diese Dinge meistens an meiner Dampfmaschine
                                    schon vorher in London (doch nicht allgemein bekannt zum Theil im Geheimen
                                    und Verborgenen) existirten, und Hrn. Perkins fruͤhere Maschinen von
                                    alle dem gar nichts enthielten, meine Arbeiter, wie ich nachher erfuhr, auch
                                    immer mit Hrn. Perkins
                                    und seinen Arbeitern conferirt hatten, zum Theil Arbeiter von Perkins in meiner Werkstaͤtte umher
                                    geschlichen waren. Jedoch mit aller moͤglichen Achtung fuͤr
                                    Hrn. Perkins
                                    gesprochen, es fiel mir nur im ersten Augenblike auf; denn wie konnte
                                    Mißtrauen bei mir rege werden, wenn ich von der Rechtlichkeit und
                                    Edeldenkenheit der Englaͤnder so vielfaͤltig uͤberzeugt
                                    worden war (!!!) –Die Fragezeichen, die man in den obigen Zeilen so haͤufig
                                    eingeklammert findet, sollen weiter nichts andeuten, als einige kleine
                                    Skrupel bei mir uͤber das, was ich in Hrn. Perkins Werkstaͤtte erfuhr. Diese
                                    lassen sich wohl entschuldigen, wenn ich dabei au Hrn. Perkins fruͤhere Behauptung und
                                    Exklamationen und die seiner trunkenen Lobredner zuruͤk dachte. Sie
                                    sollen aber auch nur fraglich andeuten, ob ich mich auch nicht irren
                                    koͤnne, und andere gescheutete Leute, als ich bin, um ihr Urtheil
                                    befragen. Was kann man nicht alles mit Ehren und Anstand fragen?
                                    –, ehe sie in den Schornstein entweicht. Der Recipient steht nach vorne im
                              Ofen mit eingemauert. Hr. Perkins versicherte mich, daß er bei voller Wirkung der Maschine in
                              der Stunde nicht mehr als einen halben Bushel Steinkohlen gebrauche. Er
                              fuͤgte hinzu, daß dieser Generator hinreichend sey fuͤr eine Maschine
                              von 60 Pferdekraͤften (?)Wer denkt hier nicht an Hrn. Perkins ersten Erzeuger zuruͤk, der eine 10
                                    pferdekraͤftige Maschine betreiben, und nach Hrn. Perkins oͤffentlicher
                                    Erklaͤrung fuͤr eine Maschine von 30 Pferdekraͤften
                                    hinreichend seyn sollte, hernach aber zufaͤllig die Kraft von
                                    hoͤchstens 2 Pferden hervorbrachte. Errare
                                       humanum! –
                              
                           Die Kraft der Maschine maß Hr. Perkins durch die Friktion eines Hebels, der auf der Peripherie des
                              Schwungrades lag. An dem Ende desselben ist ein Gewichtskasten angehaͤngt, in
                              welchen Hr. Perkins nach
                              seiner Versicherung 400 Pfund (?) legt. Die Entfernung des Reibepunktes vom
                              Hypomochlio des Hebels verhielt sich zu der vom Aufhaͤngepunkte des
                              Gewichtkastens wie 1 zu 7. An dem Stuͤke Holz, was unter dem Reibungspunkte
                              des Hebels gelegt war und gegen die Peripherie des Schwungrades druͤkte,
                              zeigte sich leine Spur von Erhizung.Ich enthalte mich aller Anmerkungen uͤber dieses Kraftmaß, und frage
                                    nur
                                    Kunstverstaͤndige, ob dasselbe eine gluͤkliche Nachahmung des
                                    Pronyschen (siehe Annales de Chimie et de
                                       Physique. Febr. 1822, S. 165. Dingler's polytechn. Journ. B. 8. S. 431) genannt werden
                                    koͤnne, ob ferner die Calculation desselben (siehe Register of Arts and Sciences. 12. Mai 1827, S.
                                    454) mathematisch richtig sey. Was mir auffiel, war, daß man eine
                                    ungluͤkliche Nachahmung des von mir an meiner Maschine in London
                                    angewandten Kraftmaaßes in einem oͤffentlichen Blatte herausstrich,
                                    waͤhrend man das richtigere Original allgemein und zum Theile
                                    oͤffentlich verdammte. Moͤge dieß einen Fingerzeig geben, was
                                    ein Deutscher in London zu erwarten hat, und meine Anklagen gegen
                                    diejenigen, die meine Bemuͤhungen in England durch Unwissenheit,
                                    Unkunde und Bosheit so herabwuͤrdigten, rechtfertigen.
                              
                           
                           Den 27. April war ich wiederum bei Hrn. Perkins in der Gesellschaft des Hrn. Baukondukteurs Wedding aus Berlin, und sah die
                              Maschine im Gange. Anstatt der 60 Umgaͤnge, von denen Hr. Perkins gesagt, machte dieselbe die
                              ganze Zeit meines Daseyns nur 30 bis 40 in der Minute. Der Gewichtkasten des Hebels
                              war hoͤchstens mit 90 bis 100 Pfund belastet. Das
                              Duodezschwungraͤdchen erhielt die Umdrehung der Kurbel gleichmaͤßig,
                              und der Zeiger des Recipienten zeigte den Druk von 24 Atmosphaͤren in
                              demselben.War dieser aber auch in der Maschine anzunehmen, der Effekt derselben stand
                                    wenigstens dazu in keinem Verhaͤltnisse. Ich habe an einer
                                    Dampfmaschine mit hohem Druke oft mit 5 Atmosphaͤren in der Maschine
                                    gearbeitet, waͤhrend der Druk im Kessel auf 8 bis 10
                                    Atmosphaͤren stand. Ich hatte naͤmlich das Regulirventil meist
                                    geschlossen. Die Drukpumpe machte noch keinen vollen Zoll (ohngefaͤhr 3/4 Zoll
                              Hub, injicirte also kaum 4 Kubikzoll Wasser bei jedem Hube, und dennoch fand Hr.
                              Perkins bei Oeffnung des
                              Probehahns am Recipienten, daß der Dampf mit Wasser uͤberladen war. Hr.
                              Perkins versicherte troz
                              dem zum zweiten Mahle, daß sein Generator fuͤr eine Maschine von 60
                              Pferdekraͤften hinreichend seyn wuͤrde.
                           Spaͤter wurde diese Maschine (es war gegen Ende des Junimonats) in den St.
                              Catharinendoks aufgestellt. Sie stand neben einer gewoͤhnlichen Watt'schen
                              Dampfmaschine von 14 Pferdekraͤften, die mit einem Kessel fuͤr eine
                              Dampfmaschine von 20 Pferdekraͤften betrieben wurde, deren Kraft also
                              fuͤglich auf 16 Pferdekraft gebracht werden konnte. Dieselbe hob in 2
                              vierzehnzoͤlligen Wasserpumpen das Wasser aus den Doks 30 Fuß hoch, und
                              vermochte mit dieser Last 20 bis 24 Umgaͤnge in der Minute und eben so viele
                              Hube an jeder der Pumpe zu machen. Das war aber auch die nothwendige
                              regelmaͤßige Geschwindigkeit der Maschine, die sie bei 4 Fuß Hub annehmen
                              mußte, wenn sie die Kraft von 16 Pferden hervorbringen sollte. Da diese
                              Geschwindigkeit fuͤr die beiden Pumpen, deren jede, wie ich mich wohl 20 Mahl
                              uͤberzeugte, nur 3 Fuß 6 Zoll Hub hatte, zu groß war, so ließ man die
                              Maschine in der Regel nur mit 15 Umgaͤngen pr. Minute arbeiten, indem man die
                              regulirende Klappe fuͤr das Einlassen der Daͤmpfe in den Cylinder
                              bedeutend schloß. Bei einem solchen Gange, der der Kraft von hoͤchstens 12 Pferden
                              entsprach, verbrauchte die Maschine in 12 Stunden 18 Bushel Steinkohlen, wie ich
                              mich selbst uͤberzeugt habe, also in Tag und Nacht 1 Chalderon Kohlen (nicht
                              wie in einer der Nachrichten steht, 1 Chalderon in 12 Stunden). Da ich mit dem diese
                              Maschine bedienenden Maschinenwaͤrter auf einen freundschaftlichen Fuß stand,
                              so konnte ich alle diese Umstaͤnde sehr genau erfahren, und mich von allem
                              selbst uͤberzeugen. Hrn. Perkins Maschine arbeitete an den Pumpen mit der naͤmlichen
                              Geschwindigkeit bis zu 16 Huben in der Minute, in welcher Zeit seine Maschine an 70
                              Umgaͤnge machen mußte. Sein Kohlenverbrauch war, wie mir und andern sein
                              Vormann Hr. Hornblower wohl 10
                              Mahl wiederhohlt hat, 1 Bushel Steinkohlen (nicht Coaks und Steinkohlen
                              gemischt)Hr. Perkins machte
                                    einen Versuch mit dieser Mischung, der Erfolg scheint aber nicht
                                    guͤnstig gewesen zu seyn, da er sogleich wieder davon abging. in der Stunde und daruͤber.Wer die Gewohnheit der englischen Maschinenwaͤrter, ihre Maschinen
                                    durch eine Verminderung bei der Angabe ihres Kohlenverbrauches
                                    herauszustreichen, so genau kennen gelernt hat, als ich, der ich gewiß weit
                                    uͤber 100 Dampfmaschinen in London gesehen habe, der wird die Angabe
                                    eines Perkinsianers mit Ruͤkblik auf Perkins'sche Mittheilungen
                                    doppelt zweifelhaft finden und zu einer kleinen Addition sich vielleicht
                                    berechtigt glauben. Ich thue das aber nicht, sondern frage nur, wo denn nach
                                    dieser Angabe die Ersparung von 2/3 des bei den alten Maschinen
                                    noͤthigen Brennmaterials bleibt? –
                              
                           Die Maschine wollte zuerst diese Leistung nicht hervorbringen. Hr. Perkins fand, daß er den Feuerplaz
                              zu klein eingerichtet hatte, und ließ ihn bedeutend vergroͤßern, auch
                              bemerkte ich, daß er den Kessel um 6 Roͤhren (keine unbedeutende Zugabe)
                              vergroͤßert hatte.Bei meinem Principe erhoͤht eine solche Zugabe der
                                    Feuerberuͤhrungsflaͤche den Effekt der Maschine um 5
                                    Pferdekraͤfte. Die Maschine stand so wankend und war so leicht gebaut, ihre Kraft arbeitete
                              auch in solcher Hoͤhe uͤber dem Boden des Gebaͤudes, daß sie
                              von allen Seiten gestuͤzt und ihre einzelnen Theile unter sich zusammen
                              geklammert und gebolzt werden mußten. Auch hatte Hr. Perkins derselben ein neues, wenigstens 3 Mahl
                              so schweres Schwungrad gegeben als sie in seiner Werkstaͤtte besaß.
                              Demohnerachtet fand ich bei 70 Umgaͤngen Auf- und Niedergang des
                              Kolbens ungleich. An der Schwungradwelle war zuerst ein 22 zoͤlliges Getriebe
                              angebracht, was in ein 7 fuͤßiges Stirnrad eingriff, das die Pumpen durch
                              eine Kurbel und ein gewoͤhnliches Gestaͤnge in Betrieb sezte. Dieses
                              Betriebe verwechselte Hr. Perkins aber sogleich mit einem 17 zoͤlligen. Der an den
                              Roͤhren vor dem Drukventile (pressurevalve)
                              befindliche Zeiger zeigte gewoͤhnlich 50 bis 60 Atmosphaͤren Druk,
                              waͤhrend der am Recipienten nie uͤber 20 stieg, sich
                              gewoͤhnlich aber nur auf 17 hielt. Beide Instrumente, sowohl das an den
                              Roͤhren als das am Recipienten angebrachte, schienen mir sehr unvollkommen zu
                              wirken, da der Zeiger nie die mindeste Bewegung verrieth und gewoͤhnlich stehen blieb, wenn ich ihn
                              bedeutend vor- oder zuruͤkstellte. An der Pressurevalve hoͤrte man deutlich ein gleichfoͤrmiges
                              Brausen, und das Gewicht derselben sah ich nie in der geringsten Bewegung. Uebrigens
                              war der Generator an allen seinen Theilen sehr gut dicht. Die Drukpumpe
                              foͤrderte ohngefaͤhr 4 Kubikzoll Wasser bei jedem Umgange der Maschine
                              in denselben. Der Dampfcylinder arbeitete groͤßtentheils mit drittel und
                              halber Fuͤllung, und die Steuerung machte ein solches Geraͤusch und
                              schlug und zitterte so gewaltsam, daß von ihrer langen Dauer und Erhaltung nicht
                              viel zu erwarten steht.
                           Die Maschine arbeitete nur dann und wann, und in der ersten Zeit war alle Augenblike
                              daran etwas zerbrochen und mußte reparirt werden, wodurch ihr Gang oͤfters
                              unterbrochen wurde. Dieß laͤßt sich indessen bei einer Maschine nach einem
                              neuen Principe einigermaßen entschuldigen, und ich habe deshalb Hrn. Perkins stets in Schuz genommen,
                              wenn man in den Doks sich daruͤber movirte. Vielleicht waͤre diese
                              Unannehmlichkeit aber vermieden worden, haͤtte Herr Perkins seine Maschine staͤrker gebaut.
                              Die unverantwortliche Leichtigkeit und Unhaltbarkeit in ihrer Struktur und
                              Zusammensezung ist um so mehr zu verwundern, als sie nur mit einer Leistung von
                              hoͤchstens 12 Pferdekraͤften im Gange war und fuͤr eine Kraft
                              von 30 gebaut wurde. Eine solche Kraft haͤtte sie unfehlbar in
                              Truͤmmer zerschellt. Wenn man die im Register of Arts
                                 and Sciences l. c. nach einem Maaßstabe gelieferte Zeichnung derselben
                              genau pruͤft, so wird man diese meine Behauptung bewahrheitet finden.
                           Ich habe die Maschine bis zur Mitte Augusts fast jedesmahl, wenn sie in Arbeit war,
                              zu beobachten Gelegenheit gehabt, und alle meine Beobachtungen genau gemacht und
                              gesammelt. Ich darf sie als der strengsten Wahrheit gemaͤß verbuͤrgen.
                              Der Aufseher der Perkins'schen Maschine hat mir zu jeder Zeit den Eintritt erlaubt,
                              zumahl da er fruͤher bei mir gearbeitet hatte und mich sehr wohl kannte.
                           Die Maschine hat waͤhrend meines Daseyns wohl einmahl fuͤr, die zwei
                              obenerwaͤhnten Maschinen gearbeitet, d.h. aber mit der gewoͤhnlichen
                              Kraft und Geschwindigkeit, mit den naͤmlichen Pumpen und unter allen
                              Umstaͤnden, worin sie fuͤr die eine in Thaͤtigkeit war. Ob man
                              deshalb ihre Kraft auf die der beiden anzuschlagen berechtigt sey, will ich nicht
                              entscheiden. Zu der Zeit war wenig Grundwasser in den Doks (es war recht in den
                              heißen Tagen des Augusts), daher konnte ihre Arbeit mit den 2 gewoͤhnlichen
                              von ihr betriebenen Pumpen hinreichen, um dieses zu gewaͤltigen. Man sieht
                              aber hier, welche Auslegungsgabe die Perkins'schen Panegyriker haben, und wie sie,
                              wie die Biene, aus jeder Blume, und sey sie noch so schlecht, Honig zu saugen wissen, und das
                              große Publikum, worin die Mehrheit aus Laien besteht, und es nur einige wenige
                              wissenschaftliche und ruhige Beobachter gibt, zu verblenden.
                           ––––––––––
                           Ich bemerke schließlich noch, daß es durchaus nicht meine Absicht ist, die Talente
                              und den Erfindungsgeist des Hrn. Perkins, so wie seine Beharrlichkeit und Ausdauer in Verfolgung
                              einer wichtigen Angelegenheit, die ich anerkenne und aufrichtig schaͤze,
                              herabzuwuͤrdigen und zu verkleinern, sondern erklaͤre, daß mich
                              lediglich das Interesse der Wissenschaft leitet und ich dahin zu streben
                              wuͤnsche, physikalische durch die Erfahrungen eines halben Jahrhunderts
                              tausendfach bestaͤtigte Wahrheiten nicht durch unrichtige und
                              uͤbereilte Beobachtungen und prahlerische Ankuͤndigungen befangener
                              Unwissenden unverdient herabwuͤrdigen und umstoßen zu lassen. Die Wahrheit
                              ist das Licht, wonach alle Wissenschaften emporstreben, sie zu befoͤrdern ist
                              die Pflicht jedes Denkers und Forschers. Ob ich ihr in Hinsicht der Perkins'schen
                              Erfindungen treu und unbefangen von dem Schwindel der Zeit nachgestrebt und in
                              diesem Streben gluͤklich gewesen bin, uͤberlasse ich deutschen
                              Vaterlandsfreunden, so wie allen wissenschaftlich Denkenden und Handelnden meiner
                              Zeitgenossen, wenn sie das, was ich naͤchstens zur Beurtheilung der
                              Perkins'schen Verbesserung der Dampfmaschinen oͤffentlich mitzutheilen mir
                              vorbehalte, mit Unbefangenheit und Schonung gelesen haben.
                           Sollte ich in dem Vorgehenden Hrn. Perkins Mittheilungen und Exklamationen etwas scharf beurtheilt
                              haben, so verdient er oͤffentliche Ruͤgen in so ferne, als er mit dem
                              wissenschaftlichen Publikum hin und wieder zu arg gespielt und es dadurch
                              einigermaßen beleidigt hat. Und obgleich ich glaube, daß Hr. Perkins nach unendlichen Muͤhseligkeiten
                              und nach Aufopferung unermeßlicher Summen endlich sein Ziel erreichen wird, so bin
                              ich doch auch zugleich uͤberzeugt, daß er bei mehr physikalischen
                              Kenntnissen, mehr Ruhe und weniger Laͤrmen dasselbe weit eher erlangen
                              koͤnnte. Moͤge es ihm nur nie an Muth, und was die Hauptsache ist, an
                              dem nervus rerum gerendarum fehlen! –
                           Stubbendorf bei Tessin im
                              Meklenburg-Schwerinschen, den 5. Febr. 1828.