| Titel: | Ueber die mechanische Kraft des Dampfes. Von M. G. H. Dufour. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XC., S. 358 | 
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                        XC.
                        Ueber die mechanische Kraft des Dampfes. Von
                           M. G. H.
                              Dufour.
                        Aus der Bibliothéque universelle. Febr. 1828. S.
                              129.
                           Bulletin des Sciences
                                 technologiques. December. 1827. S. 341.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII. Fig. 25.
                        Dufour, uͤber die mechanische Kraft des Dampfes.
                        
                     
                        
                           Hr. Dufour fuͤhrt die Geseze und die bekannten Thatsachen in der
                              Theorie des Dampfes auf, die er vorzuͤglich und unmittelbar aus den von Hrn.
                              Clément am Conservatoire de Paris gehaltenen Vorlesungen entlehnte,
                              und zeigt die Berechnung einer Formel, um die mechanische Kraft zu bestimmen, mit
                              welcher eine gewisse Menge in einen gewissen Raum eingesperrten Dampfes, welcher in
                              demselben mehr oder minder Spannkraft aͤußert, wirkt.
                           Die dynamische Wirkung, welche von bloßer Einfuͤhrung eines gewissen Volumen
                              Dampfes, ABCD, in einem Cylinder abhaͤngt,
                              ist gleich dem Producte aus dem Volumen multiplicirt mit dem Druke. Es sey, v, das Volumen des eingefuͤhrten Dampfes, H, die Hoͤhe einer Wassersaͤule, die mit
                              dem Druke in Verhaͤltniß steht, unter welchem der Dampf erzeugt wurde, so
                              wird die Groͤße der dadurch erzeugten Wirkung = vH.
                           Wenn man aber, nachdem man den Dampf, ABCD,
                              einfuͤhrte, den Einfuͤhrungs-Hahn, E, schließt, und den Dampf seine Spannungs- oder
                              Sperrungs-Kraft (force de détente) im
                              ganzen Umfange von, ABGI, ausuͤben
                              laͤßt, welcher Umfang jedoch um den Raum vermindert wird, den der
                              Staͤmpel einnimmt, so wird in jeder Lage, MN, des Staͤmpels die Kraft des Dampfes von seinem Umfange, DCMN, und von der Hoͤhe, H – x, abhaͤngen, die mit seiner
                              gegenwaͤrtigen Spannung correspondirt; denn, wenn man den bereits
                              abgespannten Dampf als unter dem Druke, H – x,
                              erzeugt betrachtete, und man in den Cylinder die Menge, DCMN
                              = u eingelassen haͤtte, so waͤre die
                              mechanische Kraft, u, (H –
                                 x), wie oben die Kraft des Dampfes, ABCD
                              = v H, war. Da nun aber das Volumen, abgesehen von der
                              Ausdehnung, die er in Folge der Erhoͤhung der Temperatur erhaͤlt, sich
                              umgekehrt verhaͤlt wie der Druk, so hat man u (v H)/(H
                                 – x). Wenn wir jezt betrachten, was in einem unendlich kleinen
                              Angenblike geschieht, so wird das Volumen, u + du, und
                              die Hoͤhe des Drukes, H – x – dx.
                              Die Groͤße der in diesem Augenblike erzeugten mechanischen Kraft wird also
                              (u + du) (H – x
                                 – dx) – u (H – x); oder d u (H – x) – d u d
                                 x. Das zweite Glied ist ein unendlich Kleines vom zweiten Range, welches
                              vor dem ersten
                              verschwindet. Auch ist die Groͤße der Wirkung, die durch die Sperrung oder
                              Spannung in einem unendlich kleinen Augenblik erzeugt wird, und zu irgend einer
                              Kraft hinzukommt, die sich bereits dann entwikelt hat, wann der Staͤmpel in
                              MN, ist, ihrem Werthe nach = d u (H – x), und d u
                              = d(v H)/(H – x) = (– v H d x)/(H – x); und folglich ist die
                              differentielle Groͤße der mechanischen Kraft, oder der Ausdruk der Kraft
                              waͤhrend des Augenblikes, den wir betrachten, endlich = (– H v d x)/(H – v). Wenn wir integriren, so
                              erhalten wir die Summe aller aͤhnlichen Wirkungen, oder die Groͤße der
                              mechanischen Kraft, die durch die Spannung oder Sperrung erzeugt wird. Man hat also
                              ∫((– H v d x)/(H – x)) = H v
                                 l (H – x) +
                              Const. Nehmen wir diese Integrale von x = o, bis auf x = H – h, so erhalten
                              wir, als gesuchte dynamische Wirkung, H v l(H/h). h druͤkt die Hoͤhe der Wassersaͤule aus, welcher der
                              Dampf noch Gleichgewicht halten kann, nachdem er sich so abgespannt hat, daß er den
                              ganzen Cylinder ausfuͤllt.
                           Der Buchstabe l, druͤkt einen Neperschen
                              Logarithmus aus, den man durch einen Tafel-Logarithmus ersezen kann, nachdem
                              man lezteren durch den Modulus 2, 3, multiplicirt hat. Wenn wir also durch
                              Logarithmus einen gemeinen Logarithmus verstehen, so ist die dynamische Wirkung der
                              Spannung oder Sperrung = 2,3 H v Log. (H/v), und die gesammte
                              dynamische Wirkung, die der Erzeugung und der Spannung oder Sperrung zukommt, wird,
                              wenn man sie, Q Q, nennt, = H
                                 v (1 + 2,3 Log. H/h). Dieß ist die gesuchte Formel, indem man in derselben fuͤr v, den wahren Werth des Volumens des Dampfes, statt
                              jenes, der sich aus dem Mariotte'schen Geseze ableiten laͤßt, so wie wir es
                              oben angenommen haben, substituirt. Die nothwendige Correction hinsichtlich des
                              dritten Gesezes, (nach Hrn. Clément) wird natuͤrlich gemacht. Ich muß indessen
                              bemerken, daß es oͤfters weit bequemer ist, statt H/h den Bruch V/v zu nehmen, wo V, die Capacitaͤt des Cylinders, und v,
                              das Volumen des eingeleiteten Dampfes bezeichnet. Strenge genommen ist der Bruch V/v nicht gleich H/h, außer fuͤr den
                              Fall, daß das Volumen 
                              v, aus dem Mariotte'schen Geseze abgeleitet wird. Wenn
                              man aber statt dessen das Volumen allein nimmt, wird der Bruch etwas kleiner, als er
                              seyn sollte, und folglich auch der Werth Q. Dieser
                              Nachtheil ist indessen unbedeutend, weil es bei Berechnung der Kraft der Maschine
                              besser ist, etwas unter der Wirklichkeit der Maschine zu bleiben. Ueberdieß ist der
                              Unterschied nur bei sehr hohen Temperaturen bemerkbar und bei einer sehr großen
                              Spannung. Man kann also in der Praxis immer H/h = V/v sezen, obschon dieß in der Theorie aller Strenge
                              nach nicht richtig ist.
                           Wir wollen nun unsere Formel auf ein Beispiel anwenden. Man seze es seyen in einen
                              Cylinder 0,20 Meter Dampf, der unter einem Druke von 20 Meter erzeugt wurde,
                              eingelassen, und aͤußere seine Spannung in drei Vierteln des Cylinders,
                              waͤhrend der Dampf urspruͤnglich nur das andere Viertel des Cylinders
                              einnahm. Man erhaͤlt also V/v = 4/1; also H/h = 4, und die Formel gibt:
                           Q = 50 × 0,20 (1 + 2, 3 Log. 4).
                           Q = 14,3 Dynamien (jede von 1 Kub. Meter Wasser auf 1 Meter
                              Hoͤhe).
                           Wenn man, statt den Dampf sich abspannen zu lassen, den Cylinder gefuͤllt
                              haͤtte, so wuͤrde die mechanische Kraft allerdings 4 × 30
                              × 0,20 = 24 Dyn. gewesen seyn; man wuͤrde aber vier Mahl so viel Dampf
                              gebraucht haben. Bei gleichem Dampfaufwande verdoppelt also die Spannung oder
                              Sperrung die mechanische Kraft des Dampfes, was bei praktischer Anwendung von
                              unendlichem Vortheile ist, indem es sich hier um einen Stoff handelt, der
                              bestaͤndig verbraucht wird.
                           Um die dynamischen Wirkungen, die von der Spannung oder Sperrung abhaͤngen,
                              deutlich zu zeigen, habe ich sie fuͤr verschiedenen Druk berechnet, unter der
                              Voraussezung, daß immer dieselbe Gewichts-Menge Dampf nach und nach in
                              denselben Cylinder von 3,40 Capacitaͤt gebracht wird, und in demselben eine
                              desto groͤßere Wirkung der Spannung aͤußert, als sein
                              urspruͤngliches Volumen kleiner ist. Diese Uebersicht zeigt deutlicher, als
                              die Tabelle des Hrn. Clément, worin die Vortheile des hohen Drukes bestehen, indem
                              Hrn. Clément's Tabelle
                              eine unbestimmte Spannung oder etwas dergleichen darstellt, da er sie auf 1/70
                              Atmosphaͤre sezt, und, wenn diese Statt haben sollte, der Dampf in
                              außerordentlich großen Raͤumen aufgenommen werden muͤßte, was nie der
                              Fall ist. In dem von uns gewaͤhlten Cylinder hat die Spannung oder Sperrung
                              in einem Raume Statt, der 1 bis 15 Mahl dem eingelassenen Dampfe gleich ist.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 27, S. 361
                              Druk; Werth von H; Wirkende
                                 Volumen; Werth von v. Spannung Werth von V/v; Mechanische Kraft Eines
                                 Kilogrammes Dampf; Vor der Spannung; Durch die Spannung; Differenz
                              
                           Der Verfasser wendet nun diese seine Daten auf die Dimensionen der Theile einer
                              Maschine von der Kraft von 50 Pferden an.