| Titel: | Ueber Schleifen und Poliren kleiner Linsen zu Mikroskopen. Von Hrn. Gill. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XCII., S. 362 | 
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                        XCII.
                        Ueber Schleifen und Poliren kleiner Linsen zu
                           Mikroskopen. Von Hrn. Gill.
                        Aus dessen technical Repository. November.
                              1827.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        [Gill ueber Schleifen und Poliren kleiner Linsen zu
                           Mikroskopen.]
                        
                     
                        
                           Ich brauchte in meiner Jugend haͤufig Mikroskope, und
                              hatte bloß ein Wilson'sches, das schwach
                              vergroͤßerte. Um staͤrkere Vergroͤßerung zu gewinnen, mußte ich
                              mir andere schleifen und poliren, so gut es ohne Huͤlfe eines
                              Kuͤnstlers und ohne Unterrichts hieruͤber gehen wollte.
                           Ich untersuchte neulich wieder einige Linsen, die ich damahls verfertigte, und fand
                              zu meinem nicht geringen Vergnuͤgen, daß sie eben so gut ausgefuͤhrt
                              sind, als die besten, die ich bisher gesehen habe. Da sich nun die Sache so
                              verhaͤlt, so schien es mir nicht uͤberfluͤßig, die Weise
                              anzugeben, wie ich damahls dabei verfuhr, zumahl, da meine Methode, die
                              Drehewerkzeuge zu bilden, um Schleifwerkzeuge zu drehen, gaͤnzlich
                              verschieden ist, und mir leichter anwendbar scheint, als die gewoͤhnliche.
                              Auch ist meine Polir-Methode sehr einfach und sehr kraͤftig.
                           Fig. 3. Tab.
                              VII. ist ein Durchschnitt der Drehewerkzeuge, und Fig. 4. eine Ansicht
                              derselben von oben. Statt der gewoͤhnlichen Nagelkopfform, dieser Werkzeuge,
                              wie man sie in Fig.
                                 5. sieht, ist es aus einem Stuͤke flachen Stahles, welches an dem
                              aͤußeren oder flachen Ende einer hoͤlzernen Pfanne befestigt ist, die
                              in die Doke einer Lade eingeschraubt ist.
                           Dieses Stuͤk hat eine kreisfoͤrmige Furche, wie man sie zum Theile im
                              Durchschnitte, Fig.
                                 3., und in der Ansicht von Fig. 4. sieht. Auf diese
                              Weise wird ein Cylinder, e, von dem Durchmesser des
                              beabsichtigten Werkzeuges, und von der halben Dike der Stahlplatte gedreht, und nach
                              der Brennweite der verlangten Linse: die andere Haͤlfte der Stahldike bleibt
                              unberuͤhrt. Die Furche kann mittelst des gewoͤhnlichen
                              Drehe-Griffels leicht gedreht werden. Die eine Haͤlfte des Cylinders,
                              e, wird dann von seinem Ruͤken weggenommen,
                              wie man in Fig.
                                 3. sieht, und die andere Haͤlfte bleibt fest an der Stahlplatte
                              haͤngen, die als Handgriff zum Festhalten und Leiten dient. Das
                              Ueberfluͤßige kann von dem Stahle, wie man in Fig. 4. sieht, weggenommen
                              werden.
                           Auf diese Weise ist das Werkzeug fertig, und kann gehaͤrtet und temperirt, und
                              auf seiner flachen Flaͤche zu einer Schneide zugewezt werden, wobei man
                              jedoch sorgen muß, daß die cylindrische Peripherie nicht leidet. Die Weise, wie
                              dieses Instrument gebraucht wird, ist in Fig. 4. gezeigt, wo es auf
                              der Ruhe der Drehebank liegend dargestellt ist, und in ein Central-Loch geleitet,
                              welches vorlaͤufig in das Ende eines in der Drehelade gehaltenen Cylinders
                              eingedreht wurde, so daß die Schleifschale gebildet wird.
                           Das Glas, welches die Linse bilden soll, wird auf das Ende eines duͤnnen
                              hoͤlzernen Cylinders aufgekittet, und, nachdem es auf die gewoͤhnliche
                              Weise kreisfoͤrmig zugeschliffen wurde, in der Schleifschale mit Schmergel
                              und Wasser geschliffen. Der Schmergel wird auf die von mir oͤfters
                              beschriebene Weise geschlaͤmmt. Wenn ferner durch das Drehen der
                              Schleifschale in der Drehebank, oder dadurch, daß man, wie ich es that,
                              Schleifschale und das zu schleifende Glas in der Hand haͤlt, die
                              Oberflaͤche des Glases vollkommen, oder wenigstens hinlaͤnglich eben
                              wurde, polirte ich dieses Glas, indem ich ein Stuͤk weiches Boksleder auf dem
                              Ende einer anderen hoͤlzernen Pfanne befestigte, die in die Doke einer
                              Drehebank eingeschraubt war, und in der Mitte ein Loch hatte, so daß das Leder sich
                              in dasselbe in Form einer Linse einlegen konnte. Etwas fein geschlaͤmmte
                              sogenannte Putty (Blei und Zinn-Asche) wurde dann mit Wasser auf das Leder
                              aufgetragen, und gab durch die Wirkung der Drehebank dem Glase bald eine
                              schoͤne Politur. Die andere Flaͤche der Linse wurde auf dieselbe Weise
                              behandelt.
                           Auf die hoͤchst einfache, originelle und kraͤftige Weise habe ich
                              Linsen von weniger als einem Zwanzigstel Zoll Brennweite verfertigt, und ich sehe
                              keinen Grund, warum nicht auch staͤrker vergroͤßernde Linsen auf
                              dieselbe Weise sollten bereitet werden koͤnnen.
                           
                        
                     
                  
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