| Titel: | Beschreibung eines Hand-Instrumentes zum Einsammeln von Grassamen, hauptsächlich derjenigen, welche mit hohem Stiele wachsen, erfunden von Carl Palmstedt in Stockholm. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CI., S. 380 | 
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                        CI.
                        Beschreibung eines Hand-Instrumentes zum
                           Einsammeln von Grassamen, hauptsaͤchlich derjenigen, welche mit hohem Stiele
                           wachsen, erfunden von Carl
                              Palmstedt in Stockholm.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
                        Palmstedt's Beschreibung eines Hand-Instrumentes zum
                           Einsammeln von Grassamen.
                        
                     
                        
                           Die Schwierigkeit, Samen von einer einzigen Grasart
                              einzusammeln, ohne eine Menge Samen anderer verschiedenen, auf demselben Felde
                              wachsenden Graͤser dabei zu erhalten, hat den Anbau jeder Grasart fuͤr
                              sich veranlaßt, z.B. vom Timothei- oder Wiesenliesch-Grase (Phleum pratense), Wiesenhaber oder Glatthaber (Avena elatior) u. m. a., in der Absicht Samen von jedem
                              dieser Graͤser ohne fremde Beimischung, allein zu bekommen. Dieses gelingt
                              oft, aber da im Allgemeinen ein einziges Gras selten so vollkommen gedeihet, daß
                              nicht bisweilen irgend eine oder andere fremde Grasart heranzuwachsen, und ihre Saat
                              zu geben Gelegenheit findet, so scheint kein anderer Ausweg zum Erziehlen
                              ungemischter Grassamen uͤbrig zu seyn, als das Abraufen mit der Hand, welches
                              nicht ohne Aufwand von Zeit und Kosten bewerkstelligt werden kann. Gewisse
                              Graͤser, z.B. Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus
                                 pratensis), werden bei uns in Schweden nicht zum Einsammeln der Samen
                              gebaut, hauptsaͤchlich deßwegen, weil dieses Gras, welches zeitig reift, auf
                              fetten Boden waͤchst, und sich da uͤber das niedrige Untergras erhebt,
                              durch Abschneiden mit der Sense fuͤr sich allein nicht erhalten werden kann,
                              sondern durch Abraufen eingesammelt werden muß. Bei diesem Einsammeln wird vieles
                              von dem diken Untergrase niedergetreten, die Arbeit geht langsam, weil von den
                              zerstreut stehenden Samenhalmen selten mehrere auf einmahl mit der Hand gefaßt
                              werden koͤnnen; es muͤßte uͤbrigens jede Handvoll der
                              erhaltenen Samenhuͤlsen nach und nach an einer Stelle gesammelt werden. Es
                              ist einleuchtend, daß eine solche Arbeit jeden Landwirth von dem Versuche abschreken
                              wird, auf diese Art nur einige wenige Pfunde sowohl der jezt angefuͤhrten,
                              als anderer nuͤzlichen Graͤser einsammeln zu lassen, um damit ein,
                              obgleich beschraͤnktes Samenfeld, zu besaͤen.
                           Zur Verminderung dieser Unannehmlichkeiten beim Einsammeln gewisser Grassamen,
                              hauptsaͤchlich derjenigen Arten, welche einen langen Stiel haben, glaubte
                              ich, daß ein von mir erfundenes, wenig kostbares Instrument beitragen wuͤrde;
                              und obgleich die wenigen Versuche, welche ich im verwichenen Sommer damit
                              anzustellen Gelegenheit hatte, uͤber die Quantitaͤt von
                              Samenhuͤlsen, die binnen einer bestimmten Zeit eingesammelt werden
                              koͤnnen, nichts voͤllig Entscheidendes an den Tag legen, weil solches
                              von der Menge Samengraͤser, die sich auf einer gewissen Flaͤche
                              befinden, von der Witterung und der Uebung des Einsammlers hauptsaͤchlich
                              abhaͤngt, kann jedoch der Schluß davon hergeleitet werden, daß das Instrument
                              seinen Zwek erfuͤllt, und mit wenig Arbeit und ungewoͤhnlicher
                              Leichtigkeit dient, von den auf der Stelle wachsenden Graͤsern mit hohem
                              Stiele, welche man sich erwaͤhlt, Samen einzusammeln. Wie hier oben
                              erwaͤhnt, sind meine Versuche zum Einsammeln der Samen Alopecurus pratensis, geeignet gewesen. Ich sehe naͤmlich dieses
                              Gras als eines der vortheilhaften, vielleicht das beste zum Anbau auf einem festen,
                              etwas feuchten Wiesenboden an, wo es von anderen guten, aber niedrigeren
                              Graͤsern, mehrentheils begleitet wird, deren Samen spaͤter reif
                              werden, und also auf gewoͤhnliche Art eingesammelt werden koͤnnen, um
                              nachher fuͤr Vieh als Untergraͤser, auf den Wiesenfeldern, die dem Alopecurus pratensis passen, zur Aussaat angewandt zu
                              werden.
                           Das von mir erfundene Instrument zum Einsammeln von Grassamen, welches auf Tab. VIII.
                              Fig. 21.
                              in ein Viertel seiner wirklichen Groͤße vorgestellt ist, besteht aus, A, einem Behaͤlter von verzinntem Eisenbleche, 8,
                              schwed. ZollEin schwed. Zoll = 0,951 Z. Rheinl. lang, 4 Zoll breit, und vorne 4 Zoll hoch, wo, in einer Rinne bei a, a, ein Kamm von Horn, B,
                              gegen die Seitenwaͤnde, b, b, befestigt ist,
                              welcher mit der Oberkante des Behaͤlters einen Winkel von 30 Graden macht.
                              Auf dem von mir versuchten Instrumente, sind die Zaͤhne des Kammes so
                              ausgeschnitten, daß sie nach vorne einen Zwischenraum von 1/4 Zoll lassen, aber an
                              der Wurzel sind sie nur 1/8 Zoll von einander entfernt. Fuͤr Grasarten mit
                              dikerem Stiele, z.B. von den Kleearten, kann ein Kamm mit groͤßeren
                              Zwischenraͤumen gewaͤhlt werden. Nachdem die Person, welche Grassamen
                              einsammeln will, den hoͤlzernen Schaft, C, womit
                              das Instrument versehen ist, mit der Hand gefaßt hat, fuͤhrt sie den Kamm so
                              gegen mehrere Grashalmen, daß diese in die Oeffnungen zwischen den Zaͤhnen
                              einfallen. Darauf wird das Instrument schnell in die Hoͤhe gehoben, wobei die
                              zwischen den Zaͤhnen des Kammes sizen gebliebenen Samenhuͤlsen
                              abgerupft werden, und uͤber das geneigte Planum, D, in den Behaͤlter, A, welcher
                              ungefaͤhr 3/4 schwed. Kanne1 schwedische Kanne = 100 schwed. Cub. Zoll. fassen kann, niederfallen. Mit diesem Instrumente habe ich auf einer Wiese,
                              wo das Wiesenfuchsschwanz-Gras (Alop. pratensis)
                              ziemlich gut stand, in einer Stunde 1 1/2 schwed. Kanne, in ihren Huͤlsen
                              festsizende Samen ohne Muͤhe eingesammelt; und da die Arbeit keinesweges
                              schwer ist, wuͤrden Kinder oder schwaͤchere alte Leute mit dem
                              hieroben beschriebenen Instrumente, in 12 Stunden wenigstens 18 schweb. Kannen Samenhuͤlsen des
                              vorstehenden Grases zusammenbringen koͤnnen, insofern es in einiger Menge
                              vorkommt, und die Witterung das Einsammeln beguͤnstigt.
                           Der Kamm ist deßwegen aus Horn gemacht worden, weil die nachgebenden, auf der inneren
                              Seite abgerundeten Zaͤhne, die Stiele der Graͤser nicht abschneiden,
                              sondern sie durch die Zwischenraͤume unbeschaͤdigt glitschen lassen.
                              Er kann, so wie das ganze Instrument, von Holz zusammengesezt werden: aber das
                              Instrument wird dann, wenn es nicht zu zerbrechlich werden soll, etwas schwerer, ist
                              durch Troknen und Zerspringen oͤfter der Zerstoͤrung unterworfen, und
                              wird in Ansehung des Arbeitslohnes beinahe eben so theuer wie das hier beschriebene,
                              von Blech, welches nur sehr wenig kosten kann.
                           Das hoͤlzerne Schaft kann, statt des hier vorgestellten, etwas dik und kurz,
                              schmal wie ein Stok von 1 bis 1 1/2 Zoll im Durchmesser, bis 2 Fuß lang, gemacht
                              werden, wodurch die einsammelnde Person den in dieser Entfernung wachsenden
                              Graͤsern mit dem Instrumente beikommen kann, ohne eine bedeutende Menge des
                              diken Untergrases zu beschaͤdigen; das Instrument wird jedoch hiedurch etwas
                              schwerer zu fuͤhren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
