| Titel: | Ueber die Fällung einiger Queksilbersalze durch die Metalle, von E. Soubeiran. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CIV., S. 386 | 
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                        CIV.
                        Ueber die Faͤllung einiger Queksilbersalze
                           durch die Metalle, von E.
                              Soubeiran.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Jan. 1828, S.
                              16.
                        Soubeiran, uͤber die Faͤllung einiger
                           Queksilbersalze.
                        
                     
                        
                           Als ich mich mit der Analyse einiger Queksilbersalze beschaͤftigte, machte ich
                              einige Beobachtungen, welche ich jezt bekannt machen will; sie werden vielleicht von
                              einigem Interesse seyn, und waͤre es auch nur, um anderen die
                              Verzoͤgerungen zu ersparen, welche mir unvollkommene analytische Methoden
                              verursachten.
                           Unter allen Verfahrungsarten, welche man anwenden kann, um die Menge des in einem
                              Salze enthaltenen Queksilbers zu erfahren, ist ohne Zweifel die beßte diese, das
                              Metall zu einem Kuͤgelchen zu reduciren, welches man auswaschen, troknen und
                              ohne allen Gewichtsverlust wiegen kann; diese Operation ist aber, wenn sie bei
                              analytischen Untersuchungen zwekdienlich seyn soll, nicht so einfach, als man es
                              sich anfangs vorstellen moͤchte.
                           Alle Metalle, welche electronegativer sind, als das Queksilber, muͤssen es aus
                              seinen Aufloͤsungen niederschlagen, aber die meisten bilden Amalgame, weil
                              das Queksilber sich in dem Maße, als es sich abscheidet, mit dem faͤllenden Metalle verbindet;
                              die Zersezung dieser Legirung macht die Operation verwikelter, wodurch die Resultate
                              unsicherer werden. Das Eisen, welches sich nicht mit dem Queksilber legiren zu
                              koͤnnen scheint, hat in dieser Hinsicht einen großen Vorzug vor den anderen
                              Metallen, was mich auch bewog, es anzuwenden. Ich loͤste das Queksilbersalz
                              in mit Salzsaͤure angesaͤuertem Wasser auf, und sezte Eisendraht in
                              die Aufloͤsung.Es ist durchaus noͤthig, daß man sehr feinen Eisendraht anwendet, wie
                                    z.B. die feinsten Nummern von Klaviersaiten; fast alle anderen enthalten
                                    beinahe immer Arsenik, welcher zugleich mit dem Queksilber gefaͤllt
                                    wird, und sich damit verbindet. A. d. O.
                              
                           Kaum ist das Eisen in Beruͤhrung mit der Saͤure, so zeigt sich ein
                              Aufbrausen, und das Queksilber schlaͤgt sich in Gestalt eines grauen Pulvers
                              nieder, welches beim Troknen Metallglanz annimmt. Die Operation wird so lange
                              fortgesezt, bis das Eisen aufgeloͤst ist und die Fluͤßigkeit kein
                              Queksilberoxyd mehr enthaͤlt, was man leicht mit durch Schwefelwasserstoff
                              geschwaͤngertem Wasser erkennt. Wenn man aber den entstandenen Niederschlag
                              untersucht, findet man bald, wie man es auch nicht anders erwarten kann, daß er ein
                              wenig Kohlenstoff oder Kohlenstoff-Eisen (Graphit), und außerdem auch eine
                              geringe Menge Calomel enthaͤlt. Der gut ausgesuͤßte und mit Ammoniak
                              oder reinem Aezkali behandelte Niederschlag gibt naͤmlich eine
                              Fluͤßigkeit, welche durch sehr saures salpetersaures Silber gefaͤllt
                              wird, und wenn man ihn mit concentrirter Salzsaͤure kocht, loͤst diese
                              eine geringe Menge Queksilber auf. Ich habe mich vergebens bemuͤht, diese
                              Faͤllung von Calomel zu verhindern. Ich nahm die Reduction in reiner
                              Salzsaͤure vor, in der Absicht, das unaufloͤsliche Salz
                              aufgeloͤst zu erhalten, und es zulezt vollstaͤndig zu reduciren. Ich
                              fand jedoch immer Calomel in dem metallischen Niederschlage. Wegen dieses Umstandes
                              kann man das Eisen niemals anwenden, wenn das Queksilbersalz Salzsaͤure
                              enthaͤlt, oder nur in Salzsaͤure aufloͤslich ist.
                           Da ich aber Versuche mit Salzen dieser Art anzustellen hatte, so versuchte ich die
                              Anwendung des Zinks, der ein mit allen metallischen Eigenschaften begabtes Amalgam
                              bildet; wegen der Leichtigkeit, womit sich dieses Metall in schwachen Saͤuren
                              aufloͤst, glaubte ich, daß das Amalgam leicht zersezt werden koͤnnte;
                              darin fand ich mich aber getaͤuscht. Nach 24 Stunden anhaltendem Sieden mit
                              schwacher Salzsaͤure und Schwefelsaͤure war noch nicht aller Zink
                              aufgeloͤst, obgleich das metallische Kuͤgelchen nicht mehr merklich
                              angegriffen zu werden schien.
                           Ich bediente mich sodann des salzsauren Zinnoxyduls, welches zuerst von Hrn.
                              Mitscherlich zu diesem
                              Zweke vorgeschlagen wurde; wenn man aber damit vortheilhafte Resultate erhalten will,
                              muß man folgendermaßen verfahren: man bringt das Queksilbersalz in einen kleinen
                              Probirkolben, dessen Hals man sehr nahe an dem Bauche abgeschnitten hat; man
                              loͤst es hierauf in einem großen Ueberschusse reiner concentrirter
                              Salzsaͤure auf (50 bis 60 Gran auf einen Gramm Salz); hierauf sezt man
                              salzsaures Zinnoxydul in Krystallen in Ueberschuß zu, und bringt die
                              Fluͤßigkeit in's Kochen. Bald ist das Queksilber reducirt, der Niederschlag
                              fast ganz in Gestalt eines Kuͤgelchens und alles Zinnoxyd ist
                              aufgeloͤst. Eine sehr geringe Menge Queksilber bleibt in sehr fein
                              zertheiltem Zustande suspendirt, schlaͤgt sich aber bald nieder. Man
                              verduͤnnt die Saͤure mit einem gleichen Gewichte Wasser, um sie, ohne
                              von ihrem Dampfe belaͤstigt zu werden, abgießen zu koͤnnen; sodann
                              scheidet man die Fluͤßigkeit, wenn sie ganz klar geworden ist, mittelst einer
                              Saugroͤhre von dem Niederschlage ab. Man waͤscht ihn mit destillirtem
                              Wasser ab und troknet ihn bei gelinder Waͤrme. Das Queksilber wird in
                              demselben Gefaͤße gewogen.
                           Ich habe nach dieser Methode immer sehr genuͤgende Resultate erhalten, und
                              zweifle nicht, daß sie jeder anderen zur Analyse der Queksilbersalze vorzuziehen
                              ist.