| Titel: | Ueber das Daseyn einer Gränze der Verdampfung. Von Hrn. Faraday, F. R. S. etc. | 
| Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CIX., S. 416 | 
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                        CIX.
                        Ueber das Daseyn einer Graͤnze der
                           Verdampfung. Von Hrn. Faraday, F. R. S. etc.
                        Aus den Philos. Transactions 1826, S. 484 im
                           Repertory of
                                 Patent-Inventions. Febr. 1828, S. 76.Wir haben auf diese Abhandlung bereits im polyt. Journ. Bd. XXIII. S. 198 aufmerksam gemacht. Da
                                 das Repertory denselben fuͤr die engl.
                                 Fabrikanten geeignet findet, so wollen wir denselben auch den unsrigen nicht
                                 vorenthalten A. d. U.
                           
                        Faraday, uͤber das Daseyn einer Verdampfung.
                        
                     
                        
                           Es ist bekannt, daß der DampfUnter Dampf verstehe ich in diesem Aufsaze jenen Zustand eines
                                    Koͤrpers, in welchem er bleibend und unbegraͤnzt elastisch
                                    ist. A. d. O. innerhalb der Graͤnzen, die wir durch Versuche zu bestimmen
                              vermoͤgen, in Beruͤhrung mir dem Koͤrper, aus welchem er
                              aufsteigt, von der Art ist, daß seine Spannung bei erhoͤhter Temperatur zu
                              und bei verminderter Temperatur abnimmt; und obschon wir, in dem lezten Falle, bei
                              vielen Koͤrpern, den Dampf so sehr verduͤnnen koͤnnen, daß die
                              Gegenwart desselben durch keines unserer Pruͤfungsmittel mehr wahrnehmbar
                              gemacht werden kann, so hat man doch, und wie ich glaube allgemein,Siehe Sir Davy's
                                    Aufsaz: on Electrical Phenomena in Vacuo. Phil.
                                       Trans. 1822. S. 70. A. d. O. die vorherrschende Meinung, daß immer kleine Quantitaͤten desselben
                              erzeugt werden, indem die Spannung mit der verhaͤltnißmaͤßig niedrigen
                              Temperatur des Koͤrpers correspondirt. In dieser Hinsicht nahm man an, daß
                              jeder Koͤrper im leeren Raume, oder von Dampf oder Gas umgeben, welche beide
                              nicht chemisch auf denselben wirken, eine eigene Atmosphaͤre um sich hat, und
                              daß unsere Atmosphaͤre kleine Theilchen der Daͤmpfe aller dieser
                              Koͤrper, mit welchen sie in Beruͤhrung steht, selbst bis zu den Erden
                              und Metallen herab, in ihr verbreitet haben muͤsse. Ich glaube, daß man auf
                              diese Meinung eine Theorie der Meteorsteine gegruͤndet hat.
                           Man hat diesen Gegenstand vielleicht nie gehoͤrig betrachtet, und es kann
                              daher nicht ohne Interesse seyn, einige Gruͤnde, die zum Theile auf Versuchen
                              beruhen, anzufuͤhren, durch welche gezeigt wird, daß dieß nicht der Fall ist.
                              Ich werde daher in diesem Aufsaze darthun, daß es bei der Erzeugung des Dampfes von
                              irgend einer Spannung aus Koͤrpern, welche sich im leeren Raume oder in einem
                              elastischen Mittel
                              befinden, eine Graͤnze gibt, unter welcher sie vollkommen feste
                              Koͤrper sind.
                           Dr. Wollaston hat durch eine schoͤne Reihe von
                              Beobachtungen und Schluͤßen erwiesen, daß unsere Atmosphaͤre von
                              beschraͤnkter Ausdehnung ist, und daß ihre Graͤnze durch die beiden
                              entgegengesezten Kraͤfte, Elasticitaͤt und Gravitation, bestimmt
                              wird.Phil. Trans 1822, S. 89. A. d. O. Wenn man sich von der Oberflaͤche der Erde hinauf in die Luft erhebt,
                              wird diese immer duͤnner und duͤnner, in dem Maße, als der Druk des
                              oben aufliegenden Theiles, und verhaͤltnißmaͤßig auch die Spannung
                              oder Elasticitaͤt vermindert wird. Wenn diese Verminderung endlich so weit
                              gediehen ist, daß die Kraft der Elasticitaͤt nicht mehr groͤßer ist,
                              als die Anziehungskraft der Schwere, so tritt eine Glaͤnze fuͤr die
                              Atmosphaͤre ein. Die Theilchen der Atmosphaͤre streben daselbst sich
                              mit einer gewissen Kraft zu trennen; diese Kraft ist aber nicht groͤßer, als
                              die Anziehungskraft der Schwere, in deren Folge sie sich der Erde und einander zu
                              naͤhern streben; und da die Expansion nochwendig eine verminderte Spannung
                              veranlaßt, so wird die Schwerkraft dann die staͤrkere, und erzeugt folglich
                              Zusammenziehung, bis beide Kraͤfte wieder, wie vorher, in das Gleichgewicht
                              gelangen.
                           Dieß als erwiesen angenommen, hat die Luft an der Graͤnze der
                              Atmosphaͤre einen gewissen Grad von Spannung oder Elasticitaͤt, und
                              obschon sie daselbst nicht in geringerer Spannung vorhanden seyn kann, so
                              wuͤrde sie sich doch noch ausdehnen und in geringerer Spannung erhalten, wenn
                              Theilchen derselben noch weiter von der Erde entfernt wuͤrden, oder wenn die
                              Schwerkraft in denselben auf irgend eine andere Weise vermindert werden
                              koͤnnte. Bei Erneuerung der Gravitationskraft, entweder durch
                              Annaͤherung gegen die Oberflaͤche der Erde oder auf irgend eine andere
                              Weise, wuͤrden die Theilchen einander sich so lang naͤhern, bis die
                              Elasticitaͤt des Ganzen wieder der Schwerkraft gleich wird.
                           Insofern Gase und Daͤmpfe durch bloße Ausdehnung oder Verduͤnnung,
                              wodurch hoͤchstens die Analogie zwischen denselben in ihrem bleibenden
                              Zustande unter gewoͤhnlichen Verhaͤltnissen gestoͤrt werden
                              kann, keine Veraͤnderung erleiden, koͤnnen alle Phaͤnomene, die
                              man als an der Luft an der Graͤnze unserer Atmosphaͤre vorkommend
                              annahm, ebensogut auch an dem Dampfe im Allgemeinen unter aͤhnlichen
                              Umstaͤnden zugelassen werden; denn es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die
                              Theilchen an einem Dampfe mehr, als an dem anderen von dem Einflusse der Schwere
                              frei seyn sollten, obschon die Kraft nach dem Gewichte und nach der
                              Elasticitaͤt der Theilchen eines jeden einzelnen Koͤrpers verschieden seyn kann, und
                              verschieden seyn muß.
                           Es wird auch offenbar seyn, daß aͤhnliche Wirkungen durch die Kraft der
                              Schwere auf die Luft oder auf den Dampf in der oben erwaͤhnten
                              außerordentlichen Duͤnnheit und schwachen Spannung hervorgebracht werden
                              muͤssen, die Luft oder der Dampf mag durch was immer fuͤr ein Mittel
                              in diesen Zustand versezt worden seyn; und es ist nicht noͤthig, sich
                              einzubilden, daß der Theil der Luft, auf welchen gewirkt wird, als von dem Ende
                              unserer Atmosphaͤre statt eines Theiles der Luft von der Oberflaͤche
                              der Erde genommen, wenn diese leztere Luft auf denselben Grad durch die Luftpumpe
                              ausgedehnt werden koͤnnte, dieselben Veraͤnderungen erleiden
                              wuͤrde. Wenn er einen gewissen Grad von Duͤnnheit erlangt hat, wich er
                              gerade die Attraction der Gravitation aufwiegen, und den Recipienten mit Dampf
                              fuͤllen; wenn aber dann die Haͤlfte davon aus dem Recipienten
                              herausgenommen wird, wird der uͤbrige Theil, statt das Gefaͤß zu
                              fuͤllen, der Schwerkraft nachgeben, und in dem unteren Theile des Recipienten
                              sich zusammenziehen, bis durch Zusammenziehung der Theilchen, der daselbst
                              befindliche Dampf eine Elasticitaͤt erhalten hat, welche der Schwerkraft
                              gleich ist, der er unterliegt. Dieß ist eine nothwendige Folge aus Drs. Wollaston Schluͤssen.
                           Es gibt noch eine andere Methode, die Elasticitaͤt des Dampfes zu vermindern,
                              naͤmlich durch Verminderung der Temperatur. In Hinsicht auf die am meisten
                              elastischen Koͤrper, wie Luft und viele Gasarten, aͤußert die
                              verhaͤltnißmaͤßig geringe Anzahl derjenigen, uͤber welche wir
                              unter der gewoͤhnlichen Temperatur gebiethen koͤnnen, auf der
                              Oberflaͤche der Erde nichts anderes, als einen geringen Grad der Verminderung
                              der Elasticitaͤt derselben, obschon zwei oder drei derselben, wie schwefelige
                              Saͤure und Chlorine, zum Theile dadurch in tropfbare Fluͤßigkeiten
                              verwandelt wurden. In Hinsicht auf eine zahllose Menge anderer Koͤrper aber
                              ist ihre Neigung zur Dampfbildung so klein, daß bei gewoͤhnlichen
                              Temperaturen der erzeugte Dampf seiner Duͤnnheit nach der Luft auf den
                              Graͤnzen unserer Atmosphaͤre nahe kommt, und hiermit wird das
                              Vermoͤgen, welches wir besizen, die Spannung durch Verminderung der
                              Temperatur zu vermindern, hinreichend dieselbe zu einer schwaͤcheren Kraft zu
                              machen, als ihre Gegnerinn, die Schwerkraft. In diesem Falle ist es leicht zu
                              begreifen, daß der Dampf dieser lezteren nachgeben, und gaͤnzlich verdikt
                              werden wird. Metall, Silber z.B., wenn es außerordentlich erhizt wird, wie z.B. auf
                              Holzkohle mittelst eines Stromes von Sauerstoffgas, oder von
                              Sauerstoff-Wasserstoffgas, oder von der Sauerstoff-Alkoholflamme, wird
                              in Dampf verwandelt. Vermindert man die Temperatur, so wird, ehe das Metall noch unter die
                              Weißgluͤhehize faͤllt, die Spannung des Dampfes so sehr vermindert
                              werden, daß man das Daseyn desselben durch die empfindlichsten
                              Pruͤfungsmittel nicht mehr entdeken kann. Wenn man indessen auch annehmen
                              wollte, daß Dampf von einer gewissen Spannung bei dieser Temperatur erzeugt
                              wuͤrde, so muͤßte die Menge desselben doch waͤhrend der Zeit,
                              bis das Metall zur Rothgluͤhehize abkuͤhlt, außerordentlich vermindert
                              werden, und es scheint mir kaum moͤglich zu denken, daß das Silber zur
                              gewoͤhnlichen Temperatur zuruͤkgekehrt ist, ehe der dasselbe
                              begleitende Dampf, durch die allmaͤhliche Verminderung seiner Spannung, wenn
                              keine anderen aͤußeren Einfluͤsse Statt hatten, zu einer weit unter
                              der Schwerkraft stehenden Elasticitaͤtskraft herabgesunken ist. Der
                              Augenblik, in welchem diese beiden Kraͤfte einander gleich geworden sind,
                              wird also der lezte seyn, in welchem Dampf um das Silber herum bestehen kann, und
                              das Metall wird, bei jeder niedrigeren Temperatur, vollkommen fest seyn.
                           Ich habe mich hier des Silbers bedient, indem bei der hohen Temperatur, welche bei
                              demselben nothwendig ist, um irgend einen Dampf wahrnehmbar zu machen, kaum ein
                              Zweifel uͤbrig bleiben kann, daß Gleichheit der Schwerkraft und Schnellkraft
                              nur bei einer viel hoͤheren Temperatur als der gewoͤhnlichen Statt
                              haben muͤsse; also noch innerhalb der Graͤnzen, innerhalb welcher wir
                              gebiethen koͤnnen.
                           Man hat aber, wie ich denke, Grund anzunehmen, daß Gleichheit dieser Kraͤfte
                              bei oder uͤber gewoͤhnlichen Temperaturen bei Koͤrpern Statt
                              hat, die weit mehr fluͤchtig sind, als Silber; bei Koͤrpern, die
                              selbst unter gewoͤhnlichen Umstaͤnden bei 6 bis 700° F.
                              kochen.
                           Wenn man, wie ich fruͤherQuarterly Journal of Science, X. 354. bemerkte, reines Queksilber auf den Boden einer reinen trokenen Flasche
                              geschuͤttet, und ein Stuͤk Gold unten an dem Stoͤpsel derselben
                              angebracht wird, und man laͤßt diese so ausgestattete Flasche einige Monate
                              uͤber in einer Temperatur von 60 bis 80° F., so wird das Gold von
                              Amalgamation ergriffen und weiß, weil Queksilberdaͤmpfe von unten aus der
                              Flasche aufstiegen. Als ich im Winter 1824–5 diesen Versuch wiederhohlte,
                              fand ich diese Wirkung nicht, so nahe ich auch das Gold dem Queksilber brachte. Ich
                              bin nun geneigt zu glauben, daß die elastische Kraft irgend eines Dampfes, den das
                              Queksilber unter dieser Temperatur erzeugt haben konnte, geringer war, als die
                              Schwere desselben, und daß folglich das Queksilber damahls vollkommen fix war.
                           
                           Sir H. Davy hat in seinen
                              Versuchen uͤber die elektrischen Phaͤnomene im leeren Raume gefunden,
                              daß wenn die Temperatur des leeren Raumes uͤber dem Queksilber bis auf
                              20° F. vermindert wurde, keine fernere Verminderung derselben, selbst bis auf
                              – 20° F. irgend eine Veraͤnderung bei Uebertragung der
                              Elektricitaͤt in ihren Lichterscheinungen hervorzubringen vermochte, und daß
                              diese Phaͤnomene dann beinahe von derselben Staͤrke waren, als ob sie
                              in dem leeren Raume uͤber Zinn erzeugt worden waͤren.Phil. Trans. 1822, S. 71. A. d. O. Ich bin daher, nach Obigem, geneigt zu schließen, daß diese
                              Phaͤnomene ohne allen Einfluß von Metalldaͤmpfen gebildet wurden, und
                              daß, unter den beschriebenen Umstaͤnden, kein Queksilberdampf bei
                              Temperaturen unter 20° F. vorhanden war.
                           Concentrirte Schwefelsaͤure kocht bei einer Temperatur von ungefaͤhr
                              600° F.; so wie aber die Temperatur niedriger wird, wird die Spannung ihres
                              Dampfes bedeutend vermindert. Hr. Bellani
                              Giornale di Fisica, V, 197. A. d. O. brachte eine duͤnne Zinkplatte oben an einer verstoͤpselten
                              Flasche an, in welcher sich einige concentrirte Schwefelsaͤure befand. Nach
                              zwei Jahren fand man nicht die geringste Veraͤnderung an dem Zinke, der so
                              glaͤnzend war, wie anfangs. Diese Thatsache mag beweisen, daß die
                              Schwefelsaͤure bei der gewoͤhnlichen Temperatur fix ist. Auch hier
                              moͤchte ich wieder annehmen, daß die elastische Kraft, welche Dampf zu bilden
                              strebte, durch die Schwerkraft uͤberwunden wurde.
                           Man mag nun zugeben oder nicht, daß bei diesen Versuchen die Graͤnze der
                              Verfluͤchtigung nach obigem Grundsaze des Gleichgewichtes der Kraͤfte
                              erreicht wurde; so kann man, wie ich denke, kaum zweifeln, daß dieß bei
                              gewoͤhnlichen Temperaturen hinsichtlich auf Silber und auf alle
                              Koͤrper, die eine hohe Temperatur ohne bemerkbaren Verlust durch
                              Verfluͤchtigung ertragen, wie Platinna, Gold, Eisen, Nikel, Kieselerde,
                              Thonerde, Holzkohle etc. der Fall ist, und daß folglich, bei gewoͤhnlichen
                              Temperaturen, kein Dampf aus diesen Koͤrpern aufsteigt, oder dieselben
                              umgibt; daß sie wirklich und wahrhaft feste Koͤrper sind, und daß keiner
                              derselben in der Atmosphaͤre in Dampfgestalt vorhanden seyn kann.
                           Es gibt aber, abgesehen von der Schwerkraft, wenigstens von der Schwerkraft gegen die
                              Erde, noch eine andere Kraft, die mir hinreichend zu seyn scheint, um einen gewissen
                              Grad von Dampfelasticitaͤt zu uͤberwinden, und die folglich auch
                              vermag, Dampf von niedrigerer Spannung zu verdichten, selbst dann, wann die
                              Schwerkraft aufhoͤren sollte zu wirken. Ich meine die Kraft der Anziehung
                              gleichartiger Koͤrper.
                           
                           Man bringe in eine reine Glasroͤhre von ungefaͤhr einem halben Zoll im
                              Durchmesser ein Stuͤk Kampfer. Man verengere diese Roͤhre an der Lampe
                              ungefaͤhr vier Zoll von ihrem Ende, mache sie dann luftleer, und schließe sie
                              hermetisch an der verengerten Stelle. Man bringe allen Kampfer in das eine Ende der
                              Roͤhre, und nachdem man hierauf die Roͤhre in eine schikliche Lage
                              gestellt hat, kuͤhle man das andere Ende etwas ab, z.B. mit einem
                              Stuͤke Loͤschpapier, das man mittelst eines mit Wasser
                              gefuͤllten Bekens und Baumwollenfadens feucht erhaͤlt. Auf diese Weise
                              wird an beiden Enden eine Differenz in der Temperatur von einigen Graden entstehen,
                              und nach einigen Tagen, oder nach ein paar Wochen, werden an dem kuͤhleren
                              Ende sich Kampferkrystalle abgesezt haben. Man wird deren jedoch nie mehr als drei
                              bis vier finden, und diese werden an Umfang zunehmen, solang der Versuch dauert,
                              ohne daß irgend ein neuer Krystall sich bildet, außer die Differenz in der
                              Temperatur waͤre bedeutend.
                           Bei einiger Ueberlegung werden wir uns, wie ich denke, uͤberzeugen, daß nach
                              der ersten Bildung der Krystalle an dem abgekuͤhlten Theile diese Krystalle
                              die Kraft besizen, die Spannung des Dampfes des Kampfers bis unter jenen Punct zu
                              vermindern, wo er unveraͤndert in Beruͤhrung mit dem Glase oder im
                              Raume bleiben konnte: denn der Dampf des Kampfers befindet sich in einer gewissen
                              Spannung an dem abgekuͤhlten Ende der Roͤhre, wodurch er in
                              Beruͤhrung mit dem Glase und daher auch unveraͤndert bleibt; er kann
                              aber dadurch nicht in Beruͤhrung mit den Kampfer-Krystallen erhalten
                              werden, denn dort ist er verdichtet, und sezt bestaͤndig zur Masse derselben
                              an. Dieß kann aber nur in Folge einer, dem Kampfer-Krystalle eigenen
                              positiven Kraft geschehen, durch welche andere Theilchen angezogen werden, und die
                              Phaͤnomene des Versuches sind von der Art, daß sie zeigen, daß die Kraft im
                              Stande ist, einen gewissen Grad von Elasticitaͤt in dem sie umgebenden Dampfe
                              zu uͤberwinden. Es laͤßt sich also leicht einsehen, daß durch
                              Verminderung der Temperatur eines Koͤrpers und seiner
                              Dampfatmosphaͤre, die Spannung der lezteren so sehr abnehmen kann, daß sie
                              zulezt kleiner wird, als die Kraft, mit welcher die fest gewordene Theilchenmasse,
                              durch Attractions-Aggregation, die Theilchen an sich zieht; in welchem Falle
                              unmittelbar die gaͤnzliche Verdichtung des Dampfes dadurch erzeugt weiden
                              wuͤrde.
                           Der vorige Versuch laͤßt sich auch mit Jodine und mehreren anderen
                              Koͤrpern anstellen; und es gibt wirklich keinen Fall deutlicher
                              Krystallisation durch Sublimation,Kalomel, corrosiver Sublimat, Spießglanzoxyd, Naphthaline,
                                    Sauerkleesaͤure etc. A. d. O. der nicht eben so deutlich die Kraft der festen Materie bewiest, einen bestimmten Grad
                              von Spannung in dem Dampfe, aus welchem die Krystalle gebildet werden, zu
                              uͤberwinden. Dieselbe Kraft, oder die Aggregationskraft, wird auch durch
                              Krystallisirung der Aufloͤsungen erwiesen, wo die Aufloͤsung eine
                              Neigung hat, immer auf den Krystall abzusezen, waͤhrend sie das anders wohin
                              nicht thut.
                           Man koͤnnte glauben, daß Krystallisation kaum von so verduͤnnten
                              Daͤmpfen ausgehen kann, wie es im dichteren Zustande dieser Daͤmpfe
                              der Fall ist, an welchen man die Versuche anstellte. Man hat indessen keinen
                              hinlaͤnglichen Grund anzunehmen, daß in Hinsicht auf die Aggregationskraft
                              eines festen Koͤrpers ein Unterschied nach den Verschiedenheiten der Spannung
                              des Dampfes um denselben Statt hat; und wirklich wuͤrde, im Allgemeinen
                              gesprochen, die Methode, deren ich mich bediente, um die Spannung der
                              Atmosphaͤre zu vermindern, naͤmlich durch Verminderung der Temperatur,
                              die Aggregationskraft vermehrt haben.
                           Dieß sind die Hauptgruͤnde, welche mich zu dem Glauben an das Daseyn einer
                              Graͤnze in der Spannung des Dampfes veranlaßten. Wenn ich recht sah, so gibt
                              es wenigstens zwei Ursachen, von welchen jede hinreicht, Dampf zu uͤberwinden
                              und zu zerstreuen, wenn er auf eine gewisse Spannung reducirt wird. Beide wirken
                              kraͤftig auf eine Menge von Koͤrpern auf der Oberflaͤche der
                              Erde, und erhalten sie in einem vollkommenen Zustande von Festigkeit. Ich habe
                              Gruͤnde angegeben, nach welchen man annehmen kann, daß die beiden
                              obengenannten Koͤrper, welche bei einer Temperatur von ungefaͤhr
                              600° F. sieden, innerhalb der Graͤnzen einer niedrigen Temperatur,
                              uͤber welche wir gebiethen koͤnnen, vollkommen fix sind; und ich
                              zweifle nicht, daß beinahe alle bis jezt untersuchten Metalle, Erden und Kohle, so
                              wie viele Metalloxyde nebst der groͤßten Menge der daraus zusammengesezten
                              Koͤrper bei gewoͤhnlichen Temperaturen vollkommen fixe Koͤrper
                              sind. Der Geruch, den einige Metalle von sich geben, wenn sie gerieben werden,
                              koͤnnte als Einwurf dagegen dienen; die Umstaͤnde, unter welchen sich
                              diese Geruͤche entwikeln, sind aber von der Art, daß sie mir keine wirklichen
                              Gegengruͤnde gegen meine Meinung darzubiethen scheinen.
                           Ich enthalte mich diese Ansichten auf die atomistische Theorie auszudehnen, was ich
                              leicht haͤtte thun koͤnnen; denn ich wuͤnsche, daß sie
                              zuvoͤrderst die Beistimmung oder Berichtigung wissenschaftlich gebildeter
                              Maͤnner erhielten. Ich haͤtte gern mehrere Versuche uͤber
                              diesen Gegenstand aufgefuͤhrt, vorzuͤglich in Bezug auf solche
                              Koͤrper, die bei oder unter der gewoͤhnlichen Temperatur fix werden.
                              Capitaͤn Franklin hat es freundschaftlich auf sich
                              genommen, solche Versuche fuͤr mich in den kalten Regionen anzustellen, in welche er
                              abgereiset ist, und wenn er von seiner muͤhevollen Unternehmung
                              zuruͤkgekehrt seyn wird, wird er wahrscheinlich einige Beitraͤge
                              hierzu zu liefern haben.