| Titel: | Erdäpfel-Mahl-Maschine und Benüzung des Erdäpfel-Mehles. | 
| Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XXIV., S. 128 | 
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                        XXIV.
                        Erdaͤpfel-Mahl-Maschine und
                           Benuͤzung des Erdaͤpfel-Mehles.Vergl. auch polyt. Journal Bd. XIII. S.
                                    374., und andere Abhandlungen uͤber denselben Gegenstand, die
                                 in den Registern nachzusehen sind. A. d. R.
                           
                        Aus dem Mechanics' Magazine, N. 233. 9. Febr.
                              1828.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III. (Im Auszuge.)
                        Ueber Erdaͤpfel-Mahl-Maschine und
                           Benuͤzung des Erdaͤpfel-Mehles.
                        
                     
                        
                           Der vortreffliche alte Schotte, Sir John Sinclair, Baronet, einer
                              der ersten Landwirthe Großbritanniens, wenn nicht der erste, erklaͤrte sich
                              jezt als Verfasser des Aufsazes uͤber „Vermehrung der Nahrung
                                 fuͤr Menschen, im Caledonian Mercury und im Mech. Mag. N. 209.“ Er theilte
                              spaͤter seine Erdaͤpfel-Maschine mit, die Hr. Jeffcoat zu Newcastle fuͤr ihn verfertigte, und
                              fuͤgte der hier Fig. 28 und 29. gegebenen
                              Zeichnung lediglich die Worte bei:
                           
                              „Der Reiber haͤlt 15 1/2 Zoll im Durchmesser, und ist 8 Zoll lang.
                                 Wenn das Zahnrad am Flugrade Ein Mahl herum laͤuft, laͤuft der
                                 Reiber vier Mahl um.“
                              
                           Das Mechanics' Magazine bemerkt mit Recht, daß Sir John
                              oder Hr. Jeffcoat mehr uͤber diese Maschine
                              haͤtten sagen koͤnnen; daß eine solche Maschine nur fuͤr
                              Arbeitshaͤuser und Gefaͤngnisse taugt, wo man viele Erdaͤpfel
                              mahlen muß, und daß fuͤr kleinere Haushaltungen die Vorrichtungen im Mechanics' Magazine VIII. S. 362, 390. hinreichen.
                           Sir John bemerkt uͤber diese Maschine nur noch: „daß sie im Großen
                                 hinreicht, und daß es bloß noch eines Seihers bedarf, um das Mehl von dem
                                 Faserstoffe zu sondern; daß man endlich, der groͤßeren Sicherheit wegen,
                                 das Mehl durch ein duͤnnes Tuch, ein sogenanntes Kaͤsetuch soll
                                 durchlaufen lassen. Das Mehl muß, durch wiederholtes Waschen, von der dunklen
                                 Masse, die das Erdaͤpfel-Mehl faͤrbt, gereinigt, und
                                 entweder am Feuer oder in der Luft in trokenem Wetter auf Tuͤchern
                                 getroknet werden.“
                              
                           Hrn. Jeffcoats Anweisung, aus
                              Erdaͤpfel-Faserstoff Brod zu machen, ist folgende:
                           
                              „Auf sechs Pfund Erdaͤpfel-Faserstoff nimmt man die
                                 gewoͤhnliche Menge Sauerteig, sezt eine Pinte warmen Wassers zu, mengt
                                 alles, und laͤßt es Eine Stunde lang oder noch laͤnger ruhig in
                                 Gaͤhrung stehen. Hierauf knetet man einen Stein Weizen-Mehl in
                                 diese Mischung, und sezt die gewoͤhnliche Menge Salzes zu. Wenn der Teig
                                 zu fest wuͤrde, gießt man etwas Wasser zu, und laͤßt ihn ruhen,
                                 damit er gehen kann, ehe er in den Ofen gebracht wird.“
                              
                           
                              „Einen trefflichen Pudding (Knoͤdel-Kloß) macht man aus
                                 Erdaͤpfel-Faserstoff, indem man Ein Pfund desselben mit einem
                                 Quart abgenommener Milch eine halbe Stunde lang kocht, und dann 4 Loth klein
                                 geschnittenes Fett, 2 bis 3 Eyer zusezt, und die Mischung, wie bei einem
                                 Reiß-Pudding, versuͤßt, dann bakt, oder am Feuer braun werden
                                 laͤßt.“
                              
                           Sir John Sinclair hat spaͤter folgende
                              „Berechnungen uͤber den Ertrag und Werth einer
                                 Erdaͤpfel-Ernte,“ als Supplement,
                              beigefuͤgt.
                           
                              „Ich habe immer behauptet, daß Großbritannien und Ireland seine Einwohner
                                 naͤhren kann, wenn der Akerbau die gehoͤrige Unterstuͤzung
                                 findet. Man sagt, daß wir eine Million Quarter Weizen aus dem Auslande
                                 beduͤrfen. Ich will, unter dieser Voraussezung zeigen, wie man mit wenig
                                 Land bei Erdaͤpfel-Bau diesem Mangel abhelfen kann.“
                              
                           
                              „Ein englisches Acre Landes, mit Erdaͤpfeln bestellt,
                                 traͤgt, im Durchschnitte, d.h., das Bushel zu 75 Pfund, 16,200
                                 Pfund.“
                              
                           
                              „Von diesen 16,200 Pfund ist nur ein Viertel fester Stoff, und entweder
                                 Mehl oder Faserstoff.“
                              
                           
                              „Das Mehl ist, seiner Menge nach, nach der
                                 Sorte der Erdaͤpfel, nach dem Boden, nach der Witterung verschieden. Im
                                 Ganzen kann man es als den sechsten Theil des ganzen Gewichtes des rohen
                                 Erdapfels annehmen, und die Haͤlfte dieses Gewichtes („ein
                                    Zwoͤlftel“) ist Faserstoff.“
                              
                                 
                                 Unter zehn verschiedenen Kartoffelarten fand Einhof dieses Verhaͤltniß bloß bei der Nierenkartoffel
                                    abweichend, welche nahe gleiche Theile von beiden enthaͤlt. A. d.
                                    R.
                                 
                              
                           
                              „Ein englisches Acre, mit Erdaͤpfel bestellt, liefert also
                              
                           
                              
                                 
                                    Mehl
                                      2,750 Pfund,
                                    
                                 
                                    Faserstoff
                                      1,350
                                          –
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––
                                    
                                 
                                    Fester Stoff
                                      4,100
                                          –
                                    
                                 
                                    Fluͤßigkeit
                                    12,100    –
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    16,200 Pfund.“
                                    
                                 
                              
                           
                              „Das Mehl Eines Acre, mit Erdaͤpfel bestellt, gilt demnach, das
                                 Pfund zu 3 Pence (9 kr.), 34 Pfund Sterl. 7 Shill. 6 Pence; zu 2 Pence aber 22
                                 Pfund Sterl. 18 Shill. 4 Pence, und zu 1 Pence, 11 Pfund 9 Shill. 2
                                 Pence.“
                              
                           
                              „Es gibt vier verschiedene Weisen, dieses Mehl als Nahrung zu
                                 benuͤzen.“
                              
                           
                              1) Wenn man dasselbe, in seinem trokenen Zustande, zur Brodbereitung
                                 benuͤzt. In diesem Falle ist es aber, wegen der groͤßeren Schwere
                                 desselben, sehr schwierig, dasselbe gehoͤrig mit dem Weizen-Mehle
                                 zu mengen, oder, waͤhrend des Bakens, mit demselben gehoͤrig
                                 gemengt zu erhalten.“
                              
                           
                              2) Dasselbe in Gallerte verwandelt, und, wie Pfeilwurz, mit Milch, zum
                                 Fruͤhstuͤke und Abendessen verwendet.“
                              
                           3) „Da Mehl-Gallerte an und fuͤr sich sehr reich und klebrig
                                 ist, so wird sie noch um vieles besser, wenn man, waͤhrend sie kocht, ein
                                 Paar Eßloͤffelvoll Weizen-, Haber- oder
                                 Gersten-Mehl, Reiß- oder Mais-Mehl nach und nach zusezt,
                                 und bestaͤndig umruͤhrt, bis beide Substanzen sich gehoͤrig
                                 verkoͤrpert haben. Dieß gibt eine sehr wohlschmekende, nahrhafte und
                                 kraͤftige Speise, die man, zumahl fuͤr schwaͤchliche
                                 Personen, nicht genug empfehlen kann. Sie kann mit oder ohne Milch bereitet
                                 werden.“
                              
                           
                           4) „Wenn man das Mehl in Gallerte verwandelt, dann mit Weizen-Mehl
                                 mengt, und nun erst Brod daraus verfertigt. Dieses
                                 „Mehl-Brod,“ wie man es nennen kann, schmekt
                                 sehr angenehm, ist leicht und leicht verdaulich, und alle Fehler, die das Mehl
                                 in Folge schlechter Witterung erhalten haben mochte, werden durch die reiche
                                 Gallerte, mit welcher man dasselbe verkoͤrperte, verbessert. Diese
                                 Verbindungs-Art ist neu, und ich freue mich, daß ich der Erste war, der
                                 diese Idee hatte; sie ist vielleicht die groͤßte Entdekung, die in
                                 neueren Zeiten in der Baͤkerkunst gemacht wurde, denn sie macht selbst
                                 das Weizen-Mehl aus dem neuesten Korne zum Gebrauche
                                 tauglich.“
                              
                           
                              „Ich muß hier bemerken, daß man den Werth des in Gallerte verwandelten
                                 Mehles, als Nahrungs-Mittels, noch nicht hinlaͤnglich
                                 schaͤzen gelernt hat. Es erleidet in diesem Zustande einen chemischen
                                 Proceß, der seine Faͤhigkeit zu naͤhren sehr zu vermehren scheint.
                                 Dieß mag vielleicht daher ruͤhren, daß das Mehl dadurch von dem bitteren
                                 und dunklen Stoffe, mit welchem es urspruͤnglich verbunden ist, zum
                                 Theile befreit, und dafuͤr mit dem reinen gesunden Wasser verbunden wird,
                                 dessen Theilchen, wenn sie mit Gallerte gemengt werden, von dem Magen leichter
                                 in thierischen Stoff verwandelt werden.“
                              
                                 
                                 „Daher sind jene vegetabilischen Nahrungsmittel, welche die
                                       groͤßte Menge Wassers in Gallerte zu verwandeln vermoͤgen,
                                       auch diejenigen, die am meisten Nahrung liefern, und folglich die
                                       wohlthaͤtigsten fuͤr die Menschheit. (Vergl. Skrimshire jun. zu Wisbech in Nicholson's
                                       Journ. of Nat. Philosophy 21. Bd. Jahrg.
                                       1808. S. 186. uͤber
                                          Erdaͤpfel-Staͤrkmehl. Man sagt, daß das
                                       Wasser, welches die Erdaͤpfel waͤhrend des Kochens
                                       einsaugen, auch rein und gesund ist; es ist aber nicht gallertartig.
                                    A. d. O.
                                 
                              
                           2) „Der Faserstoff. Der Faserstoff der
                                 Erdaͤpfel steht dem Mehle derselben weit im Werthe nach. Das Pfund zu
                                 Einem Pence (3 kr.) gerechnet, werden die 1350 Pfund desselben nur 5 Pfd. Sterl.
                                 12 Shill. 6 Pence Ertrag geben, und bei einem halben Pence nur 2 Pfund 16 Shill.
                                 3 Pence.“
                              
                           
                              „Gemengt mit Weizen-Mehle gibt er treffliches Hausbrod und Puddings
                                 und dient auch zu anderen nuͤzlichen Zweken; gut durchgewaschen
                                 naͤhrt er Kuͤhe und Schweine, und getroknet, selbst
                                 Pferde.“
                              
                           3) „Werth eines Acres Erdaͤpfel-Land
                                    verglichen mit einem Acre Weizenland. Der Werth eines Acres
                                 Erdaͤpfel-Land, das Pfund Mehl zu 3 Pence (9 kr.) und des
                                 Faserstoffes zu 1 Pence, ist 40 Pfund Sterl.; bei 2 Pence das Pfund Mehl, und 1
                                 Pence das Pfund Faserstoff, 28 Pfd. 10 Sh. 10 Pence: und bei dem geringen Werthe
                                 von 1 Pence das Pfund Mehl, und 1/2 Pence das Pfund Faserstoff 14 Pfund Sterl.,
                                 5 Sh. 7 Pence.“
                              
                           
                              „Das schott'sche Acre ist um ein Fuͤnftel groͤßer als das
                                 englische, und
                                 wuͤrde, bei einem Werthe von 3 Pence fuͤr das Pfund Mehl, und 1
                                 Pence fuͤr das Pfund Faser-Stoff, 48 Pfd. Sterl.; bei 2 Pence
                                 fuͤr das Pfund Mehl, und 1 Pence fuͤr das Pfund Faserstoff, 34
                                 Pfund Sterl. 5 Shill.; und selbst bei einem Werthe von 1 Pence fuͤr das
                                 Pfund Mehl, und nur 1/2 Pence fuͤr das Pfund Faserstoff, 17 Pfund Sterl.
                                 2 Shill. 6 Pence tragen.“
                              
                                 
                                 „Man sagt, daß die Erdaͤpfel-Ernte in Schottland
                                       nicht so reichlich ausfaͤllt, wie in England, und daß folglich
                                       Ein Fuͤnftel mehr zu hoch gerechnet ist. In Schottland baut man
                                       Erdaͤpfel meistens auf schlechtere und unfruchtbare
                                       Gruͤnde; wo aber der Boden gut ist, und gehoͤrig
                                       geduͤngt wird, und gute Saat genommen wird, kann man in
                                       Schottland so gute Ernte, wie in England erwarten. Uebrigens
                                       koͤnnten die Schotten zufrieden seyn, wenn sie von ihrem
                                       groͤßeren Acre gleichen Ertrag mit den Englaͤndern von
                                       ihrem kleineren erhalten.“ A. d. O.
                                 
                              
                           
                              „Weizen, heute zu Tage das hoͤchste Gut des Paͤchters, kann,
                                 hinsichtlich seines Ertrages, keinen Vergleich mit Erdaͤpfeln aushalten.
                                 Wir wollen den Ertrag eines engl. Acres zu 24 Bushel, und den Preis des Bushels
                                 selbst zu 7 Shill. rechnen, so bringt das englische Acre nicht mehr als 8 Pfund
                                 8 Shill., und das schott'sche 10 Pfd. Sterl. 18 Shill. 2 1/2 Pence, wo man dann
                                 noch den Werth des Strohes zu 2 bis 2 1/2 Pfd. Sterl. zuschlagen kann. Der Werth
                                 des Weizens ist aber immer noch geringer, und kann in vielen Orten nur mittelst
                                 einjaͤhriger Brache erkauft werden; uͤberdieß ist die
                                 Weizen-Ernte selbst vielen Zufaͤlligkeiten und Gefahren von Seite
                                 der Witterung, der Insecten, der Krankheiten etc. ausgesezt.“
                              
                           
                              „Man muß indessen gestehen, daß Erdaͤpfel viel Duͤnger
                                 brauchen, und dafuͤr wenig Duͤnger zuruͤklassen, obschon,
                                 wenn man sie bestoken laͤßt, sie eben so viel geben, als
                                 gewoͤhnliche Brachernten. Erdaͤpfel erschoͤpfen ferner das
                                 Land, gedeihen aber, auf der anderen Seite, auch auf leichtem Boden, wo Weizen
                                 nicht so gut anschlaͤgt, und selbst in einem Klima, wo Weizen nicht mehr
                                 gedeiht. Wenn man mehr Aufmerksamkeit auf den Erdaͤpfelbau gewendet
                                 haͤtte, so wuͤrde man auch mehr Sorgfalt fuͤr Entdekung und
                                 Fortpflanzung besserer Sotten tragen; man wuͤrde Anbau, Wartung und
                                 Pflege derselben, vorzuͤglich durch Entfernung der Reihen derselben von
                                 einander, und durch Beimengung des Salzes zum Duͤnger mehr verbessert
                                 haben: durch lezteres wird nicht bloß die Ernte reichlicher, sondern die
                                 Erdaͤpfel werden auch dadurch besser.„Man hat durch Erfahrung erwiesen, daß Salz in
                                          gehoͤriger Menge dem Duͤnger beigemischt, d.h., zu 20
                                          Bushel per Acre, die Erdaͤpfel-Ernte bedeutend
                                          vermehrt, indem es den Duͤnger zersezen, Feuchtigkeit aus der
                                          Luft anziehen und unterhalten hilft. Auf trokenen Gruͤnden
                                          und in trokenen Jahren ist Salz aͤußerst wohlthaͤtig.
                                          Dieses Salz in demselben Verhaͤltnisse (oder
                                          See-Auswurf, wo er zu haben ist) dem Duͤnger
                                          beigemengt verbessert eben so sehr die
                                          Ruͤben-Ernte.“ A. d. O. Die Anwendung des
                                       Salzes, als Duͤnger, ist nur in England moͤglich, wo die
                                       Regierung nur mit dem Steinsalze das ihr gebuͤhrende Monopol
                                       treibt, die Salzsiederei aber dem Privat-Fleiße
                                       uͤberlaͤßt, und dabei 1000 Mahl mehr gewinnt, als jene
                                       Laͤnder, in welchen das Salz buchstaͤblich auf Kosten der Regierung gesotten wird, und
                                       wo man lieber einen jaͤhrlichen Ausfall von 100 und mehr Tausend
                                       Gulden an geringerem Salz-Ertrage auffuͤhrt, als daß man
                                       mit dem, nur durch Administration so hoch gestiegenen, Werthe des Salzes
                                       herabginge, und, statt 100,000 Ztr. Salzes zu 2 bis 3 kr. das Pfund,
                                       lieber 50,000 zu 4 kr. das Pfund verkauft. Ob Viehzucht und Akerbau
                                       dadurch bluͤhender wird, das kuͤmmert aber diejenigen
                                       nicht, welche weder Aeker noch Vieh haben. A. d. Ueb. Daher der große Nuzen des See-Auswurfes als
                                 Duͤnger-Beimischung im Erdaͤpfelbaue.
                              
                           
                           5) Wie viel braucht man Acres Erdaͤpfel Land, um so viel
                                 Mehl zu erzeugen, als eine Million Bushel Weizen gibt, und dadurch vom Auslande
                                 gaͤnzlich unabhaͤngig zu werden?
                           
                              „Man rechnet, im Durchschnitte, als Jahresbedarf an Weizen fuͤr
                                 Großbrittanien zehn Millionen Quarter-Weizen. Davon koͤnnte nun
                                 jedes Loth auf unserer Insel selbst gebaut werden, wenn der Akerbau
                                 gehoͤrig beguͤnstigt wuͤrde, wir wollen aber annehmen, es
                                 sey einmahl nothwendig, eine Million Quarters aus dem Auslande kommen zu
                                 lassen.“
                              
                           
                              „Um diese Million Quarters zu bauen, wird man, das Acre zu 24 Bushels
                                 gerechnet, 330,000 Acres noͤthig haben. Nun naͤhrt aber ein Acre
                                 Erdaͤpfel-Land mehr als noch einmahl so viel Menschen, als ein
                                 Acre Weizenland. Man wird also nur 165,000 Acres Erdaͤpfel-Land
                                 noͤthig haben, um auch nicht eines Koͤrnchens
                                 auslaͤndischen Weizens zu unserem Brode zu beduͤrfen, und Niemand
                                 wird auch nur einen Augenblik zweifeln, daß, noͤthigen Falles, zehn Mahl
                                 so viel Land hierzu aufgebracht werden kann.“
                              
                           
                              „Alle die schreklichen Prophezeihungen des Unheiles, das aus Mangel an
                                 Brod uͤber uns kommen muß, sind also durch 165,000 Acres, die man mit
                                 Erdaͤpfeln bestellt, vereitelt; denn so viel Land gibt mehr, als
                                 hinreicht, um eine Million Quarter Weizen zu ersezen. Man sieht hier die
                                 unerschoͤpflichen Quellen des Akerbaues, wenn er gehoͤrig
                                 betrieben wird. Ein anderer Vortheil, der dem Lande hieraus erwaͤchst,
                                 ist der, daß, wenn wir uns die Einfuͤhrung von einer Million Quarter
                                 Weizen ersparen, es auch nicht noͤthig seyn wird, 2 Millionen Pfund
                                 Sterling in Gold dafuͤr auszufuͤhren
                                 (denn die Kornlaͤnder wollen nur Gold); daß also auch unsere Papiere
                                 dadurch nicht fallen werden, und alle Schreknisse einer
                                    anderen Furcht verschwinden.“
                              
                           
                              „Es ist hier nichts weniger als Verbannung des Weizen-Brodes, was
                                 man beabsichtigt; man sagt bloß, daß man die Million Quarters Weizen nicht aus
                                 dem Auslande holen darf, indem man leicht eben so viel Mehl, als diese geben,
                                 auf 165,000 Acres aus Erdaͤpfeln gewinnen kann, welches Mehl, als Gallerte mit dem
                                 Weizen-Mehle gemengt, noch besseres Brod, als bisher, liefern
                                 wird.“
                              
                           
                              „Es kommt also darauf an, 1) unsere Paͤchter zum
                                 Erdaͤpfelbaue zu ermuntern, und ihnen den großen Gewinn begreiflich zu
                                 machen, den sie dadurch erlangen koͤnnen. 2) Die besten Sorten der
                                 Erdaͤpfel, d.h., hier die mehlreichsten, auszumitteln. 3) Die beste und
                                 wohlfeilste Weise aufzufinden, das Erdaͤpfel-Mehl zu bereiten und
                                 aufzubewahren, welches, wenn es einmahl gehoͤrig getroknet ist, sich so
                                 lange man will aufbewahren lassen wird. 4) Fabriken zur Erzeugung des
                                 Erdaͤpfel-Mehles, Anstalten zum Troknen der zerschnittenen
                                 Erdaͤpfel und zum Mahlen derselben zu errichten. 5) Die Baͤker auf
                                 die Vortheile aufmerksam zu machen, die sie durch Anwendung der Erdaͤpfel
                                 erreichen koͤnnen, vorzuͤglich wenn sie sich des
                                 Erdaͤpfel-Mehles als Gallerte bedienen. 6) Das Publicum auf die
                                 Gesundheit eines solchen Brodes hinzuweisen, das, wenn auch nicht so nahrhaft,
                                 als Weizenbrod, doch wohlschmekender, leichter und leichter verdaulich ist. 7)
                                 Dem Verwaltungs-Rathe unseres Landes endlich – denn dieß ist das
                                 Wesentlichste und Nothwendigste – die weiseste unter allen politischen
                                 Maximen tuͤchtig einzuschaͤrfen: „daß, wenn ein Volk:
                                    fuͤr immer, innerhalb feiner
                                    Graͤnzen gluͤklich und außer denselben geachtet seyn will, es
                                    sich vor allem in Hinsicht auf seinen Nahrungs-Bedarf von jedem
                                    anderen Lande unabhaͤngig machen muͤsse.“
                                 
                              
                           
                              „Daß dieses in England moͤglich ist, ist jezt gegen jeden Zweifler
                                 erwiesen.“
                              
                           
                              „Da Erdaͤpfel-Mehl sich in einem weit kleineren Raume, als
                                 Weizen, Jahre lang aufbewahren laͤßt, so ist hierdurch auch fuͤr
                                 Magazinirung in theuren Zeiten gesorgt.“
                              
                           
                              „Seit ich dieß schrieb (20. Dec. 1827.), benachrichtigte mich ein Freund
                                 aus Herefordshire, daß er einige seiner Nachbarn vermochte, ihr Vorurtheil gegen
                                 Erdaͤpfel-Brod zu beseitigen. Einer derselben, der, mit seiner
                                 Familie aus 8 Koͤpfen, woͤchentlich 3 Peks Weizen braucht (welcher
                                 ihm 6 Shill. 9 Pence kostet), waͤhrend er sich nur 7 bis 8 Shill. die
                                 Woche uͤber verdienen kann, kann jezt seine Familie mit 21 Pfund
                                 Weizen- und 21 Pfund Erdaͤpfel-Mehl naͤhren. Das
                                 Weizen-Mehl kommt ihm auf 3 Shill. 4 1/2 Pence, und das Bushel
                                 Erdaͤpfel, das er zu 21 Pfund Erdaͤpfel-Mehl braucht,
                                 kostet 1 Shill. 4 1/3 Pence. Er erspart also jezt woͤchentlich an seinem
                                 Brode, welches ehevor seine ganze Einnahme verschlang, 2 Shill.“
                              
                           „Diese Winke werden bei jenen nicht verloren gehen, die sich um das Wohl
                                 der ersten und nuͤzlichsten Classe eines jeden Volkes, naͤmlich der arbeitenden Classe, kuͤmmern. Es muß jeden
                                 edlen Menschen in der Seele freuen, wenn er dazu beitragen kann, daß jede arme
                                 Familie in seiner Nachbarschaft sich woͤchentlich 2 Shill. (1 fl. 12 kr.)
                                 ersparen kann.“ J. Sinclair.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
