| Titel: | Bericht des Hrn. Mallet im Namen des Ausschusses der mechanischen Künste über das von Hrn. Avit erfundene Panémore. | 
| Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XLXC., S. 174 | 
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                        XLXC.
                        Bericht des Hrn. Mallet im Namen des Ausschusses der mechanischen
                           Kuͤnste uͤber das von Hrn. Avit erfundene Panémore.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. N. 282. S. 436.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V. (Im Auszuge.)
                        Mallet's Bericht, uͤber das von Hrn. Avit erfundene Panémore.
                        
                     
                        
                           Hr. Avit sandte der Société d'Encouragement sein Panémore, um ihrem Wunsche zu entsprechen, eine
                              einfache und wohlfeile Windmuͤhle mit horizontalen Fluͤgeln zu sehen.
                              Mit dieser Windmuͤhle hebt er mittelst einer Noria von seiner Erfindung 4,000
                              Kubik-Meter Wasser in 24 Stunden 40 Fuß hoch.In den Annales de la Société
                                       d'Agriculture, Sciences et Arts du Puy beschreibt Hr. Avit seine Maschine zum Durchschlagen der Karten
                                    fuͤr Spizenmacherinnen.
                              
                           Fig. 5 und
                              6. zeigt
                              einen Auf- und Grundriß dieses Panémore,
                              oder dieser Windmuͤhle mit horizontalen Fluͤgeln. Sie besteht 1) aus
                              einer senkrechten Welle, a; 2) aus vier Armen, b, b, welche am Ende dieser Achse senkrecht auf dieselbe
                              befestigt, und unter rechten Winkeln gegen einander gestellt sind. 3) Aus einem
                              Gestelle oder Kreuzstoke, c, c, der gleichfalls aus vier
                              Armen besteht, welche sich in einer mit obigen Armen parallelen Ebene befinden, und
                              zwar in geringer Entfernung unter denselben. Sie sind mit einem Feder-Sperrkegel
                              versehen, der in die Zaͤhne eines Zahnrades eingreift, welches auf der
                              Hauptwelle befestigt ist. 4) Endlich aus vier Fluͤgeln, wovon jeder einem
                              Arme angehoͤrt.
                           Die Form und die Stellung dieser Fluͤgel ist das Eigene an der Erfindung des
                              Hrn. Avit. Die Form ist ein laͤngliches
                              Parallelogramm, an welchem an der, der Welle zunaͤchst stehenden Seite ein
                              dreiekiges Stuͤk in Form eines lateinischen Segels angebracht ist, das sich
                              mit seiner unteren Spize an der Achse selbst verliert. Der parallele Theil des
                              Fluͤgels ist auf einem Rahmen von derselben Form, d, welcher aus einer gerade stehenden Leiste, g, in der Mitte besteht, durch welche mehrere Staͤbe laufen, auf
                              welche die Leinwand des Fluͤgels sich legt, wann dieser unter dem Winde ist.
                              Die Leinwand wird uͤberdieß durch Schnuͤre gespannt, k, die zu jeder Seite zwischen den Enden des ersten und
                              zweiten Staͤbchens parallel mit der mittleren Leiste gezogen sind.
                           Diese Rahmen sind nicht in der Verlaͤngerung der Arme aufgestellt, sondern auf
                              Stangen, f, die am Ende derselben eingestekt sind, und
                              einen Winkel von 135° ungefaͤhr mit der Achse dieser Arme bilden. Die
                              Leiste in der Mitte des Fluͤgels ist an ihrem unteren Ende durchbohrt, und in
                              das daselbst befindliche Loch wird die Stange, f,
                              eingestekt, um welche der Fluͤgel sich so drehen kann, daß er bald parallel
                              mit dem Horizonte liegt, bald einen mehr oder minder offenen Winkel mit demselben
                              bildet. Ein Gewicht, h, am unteren Ende der in der Mitte
                              befindlichen Leiste gibt den Fluͤgeln, die von dem Winde in einer
                              horizontalen Lage erhalten werden, eine Neigung aus dieser Lage zu treten, so bald
                              sie sich in der gehoͤrigen Richtung befinden. Mittelst der Schnuͤre,
                              k, die einer Seits an dem oberen Ende des Rahmens,
                              welcher die Fluͤgel bildet, anderer Seits an den Enden, k, der Arme, welche den Kreuzstok bilden, befestigt
                              sind, ist man im Stande, wenn man diesen Kreuzstok um sich selbst dreht, die Neigung
                              der Fluͤgel zu reguliren, und diese der Einwirkung des Windes
                              gaͤnzlich zu entziehen, wenn derselbe zu heftig werden sollte.
                           Hieraus wird nun klar, daß, waͤhrend Einer vollstaͤndigen Umdrehung
                              dieses Panémore immer nur Ein Fluͤgel den Wind faͤngt, und zwar
                              unter einer Menge von Richtungen, nach welchen er einer Reihe von Wirkungen
                              ausgesezt wird, die bestaͤndig in ihrer Intensitaͤt wechseln; daß,
                              waͤhrend dieser Zeit, ein geringer Theil der Wirkung dazu verwendet wird, die
                              Gewichte aufzuwaͤgen, die an dem Ende der mittleren Leisten der drei anderen
                              Fluͤgel angebracht sind; daß, sobald einer von diesen in den Wind tritt, er
                              sich fuͤr eine sehr kurze Zeit uͤber heben muß, wie Hr. Molard und ich beobachtet haben, und die Schnur, die ihn
                              haͤlt, zwingt einen desto staͤrkeren Ruk zu machen, als der Stoß mit mehr
                              Schnelligkeit geschieht, wodurch die Schnur und das ganze System der Maschine
                              leidet.
                           Diese beiden lezteren Fehler hat man an allen aͤhnlichen Maschinen bemerkt,
                              und auch die des Hrn. Avit ist davon nicht ganz frei. Was
                              die Menge der wahrhaft nuͤzlichen Thaͤtigkeit betrifft, die sie bei
                              ihrer neuen Einrichtung liefert, d.h. bei der Leichtigkeit, mit welcher die hinteren
                              Fluͤgel hinter demjenigen, der den Wind faͤngt, dem nuͤzlich
                              verwendeten Winde nachgeben, statt ihm zu widerstehen, oder wenigstens bei dem
                              geringen Widerstande, den sie ihm darbiethen, so muß man von diesem Panémore
                              allerdings eine groͤßere mechanische Wirkung erwarten, als von den
                              aͤhnlichen bisher bekannten Maschinen, vorzuͤglich wenn man, nach
                              einem Winke, den wir Hrn. Avit mitgetheilt haben, und den
                              er billigte, die Zahl der Fluͤgel unter dem Winde verdoppelte;Man muͤßte dann die vier Arme des gegenwaͤrtigen Panémore durch vier Querhoͤlzer
                                    verbinden, die unter rechten Winkeln auf einander stehen; auf jedem
                                    Querholze einen anderen Arm einziehen, und diesen in eine aͤhnliche
                                    Stange sich enden lassen, wie die oben erwaͤhnte, die dann den
                                    Fluͤgel traͤgt. Man haͤtte also 8 Fluͤgel, statt
                                    4, und von diesen immer zwei auf ein Mahl unter dem Winde, statt eines. A.
                                    d. O. wir koͤnnen aber nicht zugeben, daß dieses Panémore mit dem Noria des Hrn. Avit in
                              24 Stunden 4000 Kubik-Meter Wasser 40 Fuß hoch hebt, oder 52,000 Einheiten
                              mechanischer Thaͤtigkeit liefert.
                           Nach den von Hrn. Coulomb angestellten Erfahrungen ist es
                              erwiesen, daß eine gewoͤhnliche Windmuͤhle mit der mittleren
                              Geschwindigkeit des Windes in 24 Stunden 490 Kilogramme auf 102,006 Hoͤhe
                              heben kann, oder 49,983 Einheiten liefert. Auf der anderen Seite gibt Hr. Coulomb, einstimmig mit Smeaton, den Windmuͤhlen mit horizontalen Fluͤgeln nicht
                              mehr als ein Sechstel oder Achtel der mechanischen Kraft der gewoͤhnlichen
                              Windmuͤhlen mit senkrechten Fluͤgeln. Hieraus wuͤrde folgen,
                              daß die Windmuͤhlen mit horizontalen Fluͤgeln, im analogen
                              Verhaͤltnisse erbaut, hoͤchstens nicht mehr als 8330 Einheiten, statt
                              49,983, geben wuͤrde. Wenn man nun auch annaͤhme, daß Hrn. Avit's Panémore das Doppelte von Hrn. Coulomb's Versuchen leistete, so waͤre die
                              nuͤzliche Wirkung desselben nur 16,000 Meter statt 52,000.
                           Die Erfahrung allein kann entscheiden, in wiefern ein Panémore vor dem anderen
                              den Vorzug verdient, den wir an jenem des Hrn. Avit
                              anerkennen.
                           
                        
                           Erklaͤrung der
                                 Figuren.
                           Fig. 5. Hrn.
                              Avit's Panémore im Aufrisse; ein
                              Fluͤgel ist gehoben, der zweite geneigt, die zwei anderen liegen
                              horizontal.
                           
                           Fig. 6.
                              Grundriß des Panémore, dessen Fluͤgel in derselben Lage sind, wie in
                              Fig.
                                 5.
                           a, senkrechte Achse oder Welle des Panémore. b, b, b, vier Arme, die an dem oberen Ende derselben
                              unter rechten Winkeln angebracht sind. c, c, Kreuzstok
                              unter diesen Armen. d, d, Rahmen, in Form eines
                              Parallelogrammes, der die Fluͤgel, e, e,
                              aufnimmt. f, f, Stangen, die mit ihren Enden in den
                              Armen, b, b, eingefuͤgt sind, und auf welchen
                              Stangen die senkrechte Leiste, g, des Rahmens, d, sich drehen kann. h,
                              Gewicht am Ende der Leiste, g. i, dreiekige oder
                              lateinische Segel. k, Schnuͤre, um diese Segel zu
                              spannen. l, Feder unter dem Kreuzstoke, c.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
