| Titel: | Ueber die langwolligen englischen Schafe. Von den HHrn. Hennet und Comp. | 
| Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. LX., S. 230 | 
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                        LX.
                        Ueber die langwolligen englischen Schafe. Von den
                           HHrn. Hennet und Comp.Die HHrn. Hennet und Comp. haben seit dem J. 1823
                                 fuͤnf Herden langwolliger Leicester-Schafe aus England nach
                                 Frankreich eingefuͤhrt. Das Pfund dieser auf dem Ruͤken des
                                 Thieres („also schlecht“) gewaschener Wolle wurde um 2 Fr.
                                 75 C. bis 3 Fr. 25 C. verkauft. Ein Stuͤk gibt ungefaͤhr 6 Pfd.
                                 Wolle. Jaͤhrlich werden am 5. Jun. und am 10. Octob. in der Savonnerie,
                                 quai de Billy, N. 30, solche Schafe
                                 verkauft. Man wendet sich an Hrn. Hennet, rue Barouilliere, N. 4. Paris. A. d. O.
                           
                        Aus dem Recueil Industriel Jan. 1828 S.
                              7.
                        Hennet, uͤber die langwolligen englischen
                           Schafe.
                        
                     
                        
                           Der Zwek dieses Aufsazes ist die Besizer langwolliger
                              englischer Schafe auf dasjenige aufmerksam zu machen, was zum Gedeihen dieser Thiere
                              unerlaͤßlich ist. Wir sagen hier nur das, was wir auf unseren Reisen nach
                              England sahen, und was eine dreijaͤhrige Erfahrung seit der Einfuhr dieser
                              Thiere in Frankreich bei der Anzucht derselben uns lehrte.
                           Die englischen Schafe vertragen, so wie die spanischen, nicht jede Lage und nicht
                              jede Weide. Wenn diese grasreich, etwas feucht, und wenn das Futter kraͤftig
                              ist, so kann man sicher seyn, daß die englische langwollige Rasse in dieser Lage
                              gedeihen wird. Wenn aber auf sandigem oder kreideartigen Boden das Gras nur
                              duͤnn und kurz steht, wird man sie verlieren. Man muß unter feuchten
                              Gruͤnden nicht Suͤmpfe, Moraͤste, Moore verstehen, wo das
                              Wasser stehen bleibt: die englischen Schafe wuͤrden dort eben so, wie die
                              Merinos und unsere inlaͤndischen Schafe, unvermeidlich leberfaul werden.
                           
                           Nach dem Beispiele der Englaͤnder ließen wir unsere Schafe immer in freier
                              Luft, zu jeder Jahres-Zeit und bei jeder Witterung. Wir hielten sie auf
                              umzaͤunten, mit Baͤumen bepflanzten Wiesen. Unsere Nachbarn waren
                              hieruͤber sehr erstaunt. Indessen hatten unsere Schafe die sengende
                              Sommerhize eben so gut, wie die Kaͤlte im Winter uͤberstanden, ohne
                              daß ihre Gesundheit im Mindesten dadurch gelitten haͤtte, waͤhrend
                              mehrere unserer Nachbarn, die ihre langwolligen Schafe nach den alten
                              Schaͤfer-Regeln hielten, bedeutenden Verlust an diesen Thieren zu
                              ertragen, hatten.
                           Da indessen der Winter in Frankreich weit strenger ist, als in England, so
                              waͤre es gut, wenn man eine Art von Scheune fuͤr sie errichtete, unter
                              welcher sie Schuz suchen koͤnnten. Diese Scheune duͤrfte nur aus
                              Huͤrden bestehen, die hier und da mit Stroh geschuͤzt sind, um die
                              Thiere gegen den Nordwind zu sichern, den sie mehr, als die Kaͤlte selbst,
                              scheuen.
                           Diese Schafe muͤssen so, wie jedes andere Schaf, das gedeihen soll, nach ihrem
                              („nicht nach des Schaͤfers“) Belieben weiden und
                              ruhen koͤnnen. Diese Freiheit gewaͤhrt ihnen das englische
                              Pferch-System, und dieses ist unerlaͤßig, wenn diese Thiere gedeihen
                              sollen. Sie fordern durchaus umzaͤunte Wiesen. Was diese Umzaͤunung
                              kostet, erspart man an den Hirten („und noch mehr an
                                 Gruͤnden“), der Boden wird dadurch geduͤngt, und die
                              Herden sind gegen anstekende Krankheiten geschuͤzt.
                           Frei in der umschlossenen Weide scheut das englische Schaf den ThauEs ist wohl Vorurtheil, daß der Thau den Thieren schadet. „Cum ros in tenera pecori gratissimus herba
                                          est,“ lehrt der alte Heide Virgil seine Schaͤfer, die nicht warteten, bis die geweihte Gloke alles Unheil von der Weide
                                    weglaͤutet: und Virgil war ein besserer
                                    pastor ovium, als etc. Fuͤr Schafe,
                                    die im Statte verzaͤrtelt und ausgehungert werden, ist der Thau
                                    allerdings schaͤdlich. A. d. Ueb. nicht; da es nie hungerig wird, frißt es nichts, was ihm schaden
                              koͤnnte. Wenn man es aber im Schafstalle hielte, oder auf Ackern pferchte,
                              muͤßte man mit dem Austreiben warten, bis der Thau abgetroknet ist. Wenn man
                              diese Vorsicht vernachlaͤßigte, wuͤrde das Schaf gierig uͤber
                              das nasse Gras herfallen, und die Faͤule bekommen.
                           Es ist eine falsche Ansicht, die sich verbreitete, daß das englische Schaf mehr
                              Futter braucht, als das Schaf in Flandern, oder in der Picardie, indem die
                              englischen Schafe im Allgemeinen diker und schwerer sind. Die Leichtigkeit, mit
                              welcher diese Thiere fett werden, ruͤhrt, nach Hrn. Blakewell, von der Vollkommenheit ihres Baues, und von ihren feinen
                              Knochen her. Wir wollen hier noch beifuͤgen, daß die Ruhe und die Weise, wie man
                              diese Thiere auf ihrem Futter haͤlt, auch viel dazu beitraͤgt, sie bis
                              auf einen gewisse Grad fett zu erhalten. Unsere inlaͤndischen Schafe freßen
                              eben viel, als die langwolligen englischen, und wenn sie bei gleicher Futtermenge
                              weniger leibig werden, so ruͤhrt dieß von ihrem fehlerhafte Baue und von der
                              starken koͤrperlichen Bewegung her, die sie an ihren ermuͤdenden
                              Trieben machen muͤssen.
                           Widder. Die Verbesserung und Veredlung einer Herde
                              haͤng von der Auswahl der Widder ab.Sollte man glauben, daß ein großer Professor der Landwirthschaft seinen
                                    Schuͤlern bewies, daß die Veredlung der Wolle vorzuͤglich
                                    durch die feinwolligen Mutterschafe bewirkt wuͤrde? Zum Gluͤke
                                    lehrt er in einem Lande, das keine Schafzucht hatte, und, bei solchen
                                    Lehrern, wohl nie eine bedeutende bekommen duͤrfte. A. d. Ueb. In England gilt kein Widder fuͤr gut, wenn er nicht bedeutend leibig
                              geworden ist. In Frankreich hingegen haͤlt man Widder, die zu fett geworden
                              sind, nicht zur Fortpflanzung geeignet. Dieß ist aber in Hinsicht auf die
                              gegenwaͤrtige Rasse ein Irrthum.
                           Die englischen Schafwirthe tragen das ganze Jahr uͤber die hoͤchste
                              Sorgfalt fuͤr ihre Widder. Sie geben ihnen die beste Weide, oder sie pferchen
                              sie auf Ruͤben-Feldern, und wenn es hieran fehlt, fuͤttern sie
                              sie mit Klee, gelben Ruͤben, Haber, Oehlkuchen etc. Man schert sie sechs
                              Wochen fruͤher, als die Schafe, damit ihr Fließ sie nicht hindert zuzunehmen.
                              Zur Sprungzeit wiegen sie gewoͤhnlich 180 bis 200 Pfund.
                           Um die Mutterschafe hizig zu machen, und die zum Sprunge auserlesenen Widder zu
                              schonen, laͤßt man gemeine Widder unter die Herde, die man aber am Bauche mit
                              einem Tuche umguͤrtet. Wenn dieß die gehoͤrige Wirkung bei den
                              Mutterschafen hervorgebracht hat, laͤßt man sodann die Spring-Widder
                              zu.Man hat Beispiele, daß junge Widder, die im Maͤrz fielen, im October
                                    20 bis 30 Schafe belegten. Dieß ist aber ein großer Fehler, indem dadurch
                                    der junge Widder im Wachsen gehindert wird, sich erschoͤpft und
                                    schwaͤcht, so zwar, daß er den Frost des kommenden Winters und das
                                    Winterfutter nicht zu ertragen vermag. A. d. O. Dieß ist sehr wahr, und es
                                    wird ewig als Grundgesez gelten, daß man weder einen Widder springen, noch
                                    ein Mutterschaf belegen lassen darf, ehe beide vollmaͤulig sind. So lange das Thier sich noch nicht selbst
                                    gehoͤrig entwikelt, sich in seinen festesten Theilen. seinen
                                    Zaͤhnen noch nicht gehoͤrig ausgebildet hat, ist es nicht im
                                    Stande ein anderes starkes, in allen seinen Theilen gehoͤrig
                                    vollendetes Thier zu erzeugen. Man verliert hier zwar ein Jahr oder zwei
                                    Jahre; dieser Verlust wird aber reichlich durch die kraͤftige
                                    Nachkommenschaft ersezt, die man nur von vollkommen ausgewachsenen Thieren
                                    erwarten kann. Man darf das Horazianische: „Fortes creantur fortibus“ in der Viehzucht nie
                                    vergessen. – Einen eben so groben Fehler, als der des zu
                                    fruͤhen Springens und Zulassen ist, wuͤrden diejenigen
                                    begehen, die den weiter unten gegebenen Rathe des Hrn. Verfassers folgen,
                                    und einen Widder auf 100, ja sogar auf 120 Schafe rechnen wuͤrden. Es
                                    ist auch dem staͤrksten Widder unmoͤglich, mehr als 25 Schafe
                                    ohne Erschoͤpfung tuͤchtig zu bespringen. Wir wissen, daß ein
                                    englischer Widder, fuͤr die bloße Springzeit, um 200 Pfund Sterl.
                                    unter der Bedingung verpachtet wurde, daß er nur
                                       bei 20 Mutterschafen
                                    
                                    springen duͤrfte. In England, wie in
                                    Spanien, rechnen verstaͤndige Schafwirthe auf einen Widder
                                    hoͤchstens 25 Mutterschafe, und geben es unter keiner Bedingung zu,
                                    daß mehr Schafe von demselben besprungen werden. Da sie auf 25 Mutterschafe
                                    Einen Widder rechnen, so bezeichnen sie jedes Hundert Mutterschafe mit
                                    seinen vier Widdern mit demselben Zeichen, z.B. A; das zweite Hundert mit B, u.s.f.
                                    Die mit A bezeichneten Widder kommen nie mehr zu
                                    der mit A bezeichneten Abtheilung, oder zu den
                                    Abkoͤmmlingen derselben zuruͤk, sie kommen im naͤchsten
                                    Jahre zur Abtheilung B, und die mit B bezeichneten Widder kommen zur Abtheilung A u.s.f. C zu D, und D zu C, und in der Folge werden die
                                    Abkoͤmmlinge eben so gekreuzt. Diese Beobachtung ist der
                                    Hauptschluͤssel zur Veredlung der Rassen der Hausthiere, und auch des
                                    physischen Theiles des Menschen Geschlechtes. A. d. Ueb.
                           
                           Um zu sehen, welche Mutterschafe besprungen worden sind, und welche nicht,
                              faͤrbt man Bauch und Brust der Widder mit einer leicht abgehenden
                              Wasserfarbe: die besprungenen Mutterschaft tragen dann das Merkmahl hiervon auf
                              ihrem Ruͤken. Man zeichnet die Sprung-Tage auf, und weiß auf diese
                              Weise genau, wann die Schafe laͤmmern werden.
                           Die Sprungzeit wahrt vom 25. September bis 10. October. Man laͤßt die Widder
                              bei den Schafen bis zum 30. November, wo man sie dann trennt.
                           Ein langwolliger Widder kann bei 100 bis 120 Mutterschafen dienen, und ist sieben bis
                              acht Jahre lang brauchbar.
                           Mutterschafe. Die englischen Mutterschafe sind sehr
                              fruchtbar; man rechnet so ziemlich allgemein zwei Laͤmmer auf zwei
                              Muͤtter.Nie sollte man Zwillings: Widder zur Nachzucht kommen lassen, oder gar dazu
                                    waͤhlen. A. d. Ueb.
                           Mutterschafe, die man zur Nachzucht bestimmt, muͤssen wohlgebaut seyn, und,
                              ohne daß sie fett sind, die gehoͤrige gesunde Leidigkeit besizen.
                           Einen Monat vor dem Laͤmmern gibt man den Mutterschafen reichlichere und
                              kraͤftigere Nahrung, um ihnen mehr Kraft und reichlichere Milch zu
                              verschaffen.
                           Die Schaͤfer muͤssen vor der Sprungzeit die Wolle am Schweife und
                              zwischen den Beinen an den Mutterschafen wegscheren, damit diese leichter besprungen
                              werden koͤnnen. Im Fruͤhjahre, wenn das Gras neu hervorsticht, muß,
                              der Reinlichkeit wegen, dieses Ausscheren wiederholt werden.
                           Die im October belegten Schafe sezen ihre Laͤmmer im Maͤrz ab.
                              Diejenigen, die dem Wurfe nahe sind, bringt man in der Naͤhe des Hauses unter
                              eine Schuppe, damit der Schaͤfer noͤthigen Falles bei der Hand ist.
                              Vier und zwanzig Stunden nach dem Wurfe fuͤhrt man die Muͤtter sammt
                              den Laͤmmern auf ein dazu hergerichtetes Ruͤben- oder
                              Rokenfeld.
                           Laͤmmer. Man hat bemerkt, daß Laͤmmer, die,
                              von ihrem Wurfe an, der Luft und der Kaͤlte ausgesezt sind, staͤrker
                              und kraͤftiger werden, als diejenigen, die man in der Schaͤferei aufzieht. Vielleicht
                              waͤre es jedoch in Frankreich, wegen der staͤrkeren Kaͤlte, und
                              des oft ploͤzlichen Wechsels der Witterung, besser, sie eine laͤngere
                              Zeit uͤber unter einer Schuppe zu halten.
                           In der zweiten oder dritten Woche verschneidet man die jungen maͤnnlichen
                              Laͤmmer, und haut ihnen den Schweif ab.Diese Kuͤnstelei ist nicht bloß uͤberfluͤßig, sondern
                                    schaͤdlich, indem sie die Thiere eines Schuzmittels gegen die
                                    Insecten beraubt, die sie so sehr quaͤlen. A. d. Ueb.
                           Im Julius oder August entwoͤhnt man die Laͤmmer.Man lasse sie so lange an der Mutter trinken, bis sie von selbst
                                    aufhoͤren; sie werden dann nur um so staͤrker und
                                    groͤßer werden. A. d. Ueb.
                           Die jungen Laͤmmer werden im ersten Jahre nicht geschoren. Ihre Wolle, die
                              mehr Werth hat, als die der ausgewachsenen Schafe, wird dadurch desto laͤnger
                              und feiner. Die Fabrikanten suchen sie vorzuͤglich zur Kette, und die
                              Wollenhaͤndler mengen sie unter die Wolle der ausgewachsenen Schafe, um den
                              Preis der lezteren dadurch zu erhoͤhen.
                           Die Schur. Man waͤhlt einen der ersten
                              schoͤnen Tage des Junius, um die Schafe entweder in einem fließenden Wasser,
                              oder in Wasserbehaͤltern oder Kufen zu waschen. Man muß keine Seife zum
                              Waschen nehmen, die durch ihre laugenhaften Bestandtheile die Wolle verdirbt: es ist
                              genug, wenn man die Wolle mit der Hand reibt. Man schert zehn oder zwoͤlf
                              Tage nach diesem Waschen, nachdem die Wolle wieder den Glanz erhielt, den sie durch
                              das Waschen verlor. In der Zwischenzeit zwischen dem Waschen und dem Scheren
                              haͤlt man die Schafe auf den Wiesen, damit sie ihr Fließ nicht wieder
                              neuerdings beschmuzen.Es ist daher weit besser, die Wolle nach dem Scheren zu waschen, wodurch sie
                                    allein gehoͤrig vom Kothe und Staube
                                    gereinigt werden kann. Man sieht ja haͤufig, daß die Schafe, wie man
                                    sie vom Waschen wegspringen laͤßt, sich auf der Erde im Staube
                                    waͤlzen (indem das Wasser auf der Haut ihnen widerlich ist), und
                                    dadurch ihr Fließ neuerdings kothiger machen, als es ehevor gewesen ist. A.
                                    d Ueb.
                           Es geschieht haͤufig, daß die Scherer die Schafe aus Unachtsamkeit bei dem
                              Scheren mit der Schere verlezen. Um nun zu verhindern, daß die Fliegen nicht ihre
                              Eyer in die geschnittenen Wunden legen, bestreicht man dieselben mit einer Mischung
                              aus Theer und Fett.Da auf dem festen Lande Doppelschur so haͤufig zum Nachtheile der
                                    Schaft und der Schaͤfer Sitte ist, so darf man nicht vergessen, daß
                                    bei langwolligen Schafen eine zweite Schur durchaus unmoͤglich ist;
                                    die Wolle wuͤrde dadurch nur kuͤrzer und groͤber
                                    werden. A. d. Ueb.
                           Futter. Da Schafzucht die eintraͤglichste Quelle
                              eines englischen Pachtgutes ist, so bemuͤhen sich auch die englischen
                              Landwirthe vor Allem, ihren Schafen das ganze Jahr uͤber eine gesunde und
                              reichliche Nahrung zu verschaffen.
                           
                           Sie bauen im Herbste einige Felder mit Roken, um die Mutterschafe und die
                              Laͤmmer im Maͤrz, April und Mai auf denselben zu weiden. Wenn wir
                              dieses Beispiel nicht befolgen, so werden wir nie schoͤne Laͤmmer
                              erhalten, und wir werden fortfahren unserem Lande eine Entartung zuzuschreiben, die
                              lediglich Folge unserer Nachlaͤßigkeit ist, oder Folge eines Fehlers in
                              unserer Wirthschaft. Man laͤßt auch in England die ersten Spizen der
                              Weizen-, Roken- und Haber-Felder abweiden, und baut unter das
                              Korn Klee, Luzernen etc., wodurch man nach der Ernte eine treffliche Weide
                              erhaͤlt. Dieses Futter foͤrdert den Wachsthum der Laͤmmer
                              ungemein, und ist auch den Mutterschafen sehr zutraͤglich, die im October
                              besprungen werden sollen.
                           Die Turnips, (Ruͤben) sind das Hauptfutter der englischen Schafe
                              waͤhrend des Winters.
                           Da unsere Besizer langwolliger Schafe diese Pflanze nicht entbehren koͤnnen,
                              so glauben wir dieselben mit der Weise bekannt machen zu muͤssen, nach
                              welcher man sie zu ziehen hat.
                           Man waͤhlt hierzu einen leichten Brachboden, an welchem die Erde
                              gleichfoͤrmig und zerreiblich ist, und bestellt so viel hiervon mit diesen
                              Ruͤben, als die Groͤße der Herde fordert, die man zu ernaͤhren
                              hat. Man pfluͤgt im Jaͤnner, und dann wieder im Maͤrz um,
                              duͤngt im Mai, und pfluͤgt den Duͤnger ein, und saͤet
                              hierauf mit voller Faust die Ruͤben aus, deren Samen man alsogleich leicht
                              einegt. Zwei Pfund Samen reichen auf einen Morgen (arpent) hin. Man behaut die Ruͤben zwei Mahl, und laͤßt
                              zwischen jeder Pflanze 6 bis 7 Zoll Raum. Es ist auch sehr gut, wenn man sie wieder
                              aufsticht.
                           Es geschieht nicht selten, daß die Ruͤbenfliege die Aussaat zerstoͤrt;
                              man muß in diesem Falle zum zweiten, auch zum dritten Mahle nach bauen, um der Ernte
                              sicher zu seyn, wenn sie von diesen verderblichen Insecten noch weiter bedroht
                              waͤre.
                           Wo es an Turnips fehlen sollte, koͤnnen Erdaͤpfel, Mangold,
                              Moͤhren mit Vortheil benuͤzt werden. Man rechnet gewoͤhnlich
                              einen Morgen Ruͤbenland auf fuͤnfzehn Schafe.
                           Man pfercht die Schaft auf demselben, oder man streut die Ruͤben auf die
                              Wiesen hin, und laͤßt sie dieselben im Freien freßen.
                           Man darf nicht vergessen, daß die englische Schaf-Rasse, so wie das Schaf
                              aller Laͤnder, Wechsel in der Weide liebt, selbst wenn die neue Weide
                              schlechter waͤre. Wechsel im Futter erhoͤht den Appetit, und die
                              Schafe fressen, bei Futterwechsel, mehr, als wenn sie immer auf derselben Weide
                              blieben.
                           
                           Klee, Luzerne, treibt die englischen Schafe nicht auf, wenn man sie diese Pflanzen
                              nicht naß freßen laͤßt, und nicht nuͤchtern.Es befremdet uns sehr, hier nicht des Salzes erwaͤhnt zu sehen, das
                                    die Seele der veredelten Schafzucht ist. Ohne reichlichen Salz-Genuß,
                                    den die Schafe in Spanien und England so zu sagen an jeder Pflanze finden,
                                    ist kein Gedeihen der Schafe denkbar. In England und Spanien rechnet man 20
                                    Pfd. Salz die Woche auf 100 Schafe. A. d. Ueb.
                           Krankheiten. Die englischen Schafe, die gewohnt sind,
                              immer in freier Luft zu leben, sind weit weniger Krankheiten unterworfen, als
                              diejenigen, die man in Schafstallen haͤlt.Eben dieß gilt auch von den spanischen Schafen, die Sommer und Winter unter
                                    freiem Himmel sind, und im ganzen Lande umher getrieben werden.
                                    „Der Stall des Schafes ist das Grab desselben,“
                                    sagen die Spanier, die wohl wissen, daß, selbst in Spanien, die Wolle eines
                                    im Stalle gehaltenen Schafes nichts taugt. A. d. Ueb.
                           Sie sind indessen nicht von allen Krankheiten frei.
                           Im Fruͤhjahre erzeugt das zarte saftige neue Futter nicht selten einen
                              Durchfall an denselben, der ihnen zuweilen toͤdtlich wird.Der Uebergang vom Winterfutter zum Fruͤhlingsfutter muß daher sehr
                                    vorsichtig geschehen, und man muß, vorzuͤglich im Fruͤhjahre,
                                    mit gutem trokenen Kernfutter nachhelfen. A. d.
                                    Ueb. Man muß ihnen dann so lange mit troknem Futter nachhelfen, bis das neue
                              gruͤne Futter stark genug geworden ist, und bis ihr Koͤrper sich daran
                              gewoͤhnt hat. Diese Krankheit befaͤllt sie auch zuweilen im Winter,
                              wann sie zuviel Ruͤben gefreßen haben. Gersten-Stroh wird in diesem
                              Falle fuͤr ein gutes Mittel gehalten.
                           Wir haben in Frankreich bemerkt, daß die englischen Schafe bei uns eine Art von
                              Ausfluß aus der Nase bekommen. Dieser Zufall, der nicht gefaͤhrlich ist, wird
                              dem ploͤzlichen Wechsel der Hize und Kaͤlte zugeschrieben.Erfuͤhrt vielleicht von dem in Frankreich haͤufigeren Insecte,
                                    dem oestrus nasalis her. A. d. Ueb.
                           Die verschiedenen Herden, die wir in Frankreich einfuͤhrten, sind
                              spaͤter, obschon sie vollkommen gesund waren, als sie England verließen, mehr
                              oder minder von der Rande befallen werden.Die Rande ist eine in England, wo die Schafe auf eingeschlossenen Wiesen
                                    weiden, beinahe gaͤnzlich unbekannte Krankheit. Sie findet sich nur
                                    in Herden, die das ganze Jahr uͤber in Bergen oder nicht
                                    umzaͤunten Wiesen weiden. A. d. O. Und noch mehr bei Herden, die den
                                    Winter uͤber in Staͤllen gehalten werden. A. d. Ueb. Wir konnten bisher nicht ausmitteln, ob dieß von den Muͤhseligkeiten
                              des Transportes bei diesen. Thieren, oder von den Stallen herruͤhrte, in
                              welchen raudige Schafe den Anstekungs-Stoff zuruͤk ließen.Offenbar von den lezteren. A. d. Ueb. Man muß alsogleich dieser Krankheit entgegen arbeiten, da sie die Wolle
                              verdirbt, vermindert, und die Thiere erschoͤpft.
                           Wir bedienten uns folgenden Mittels, das uns gute Dienste leistete.
                           Wir nahmen ein Pfund Rauchtabak, 4 Quentchen Nießwurz (Helleborus), und kochten dieß in 5 Pinten Kuhharn in einem bedekten Topfe.
                              Der Absud wurde durchgeseiht, und bei Anwendung desselben wurde auf die Flasche noch
                              1 1/2 Unzen Terpenthin-Geist zugesezt.Das Gute an diesem Mittel ist der Tabak. Alles Uebrige kann wegbleiben. A. d.
                                    Ueb.
                           Bemerkungen. Man muß den Schaͤfern
                              einpraͤgen, die englischen Schafe langsam zu treiben. Sie sind niedriger
                              gestellt, ihre Lungen sind nicht so entwikelt, als bei unseren Schafen; sie sind
                              weniger an das Gehen gewohnt. Man darf sie ferner nicht auf der Weide, wie es in
                              Frankreich Sitte ist, gedraͤngt an einander halten: sie wollen frei athmen
                              und frei weiden. (Sie sind englischer Abkunft.) Vor Allem muß man den
                              Schaͤfern verbiethen, die Hunde auf dieselben zu hezen: wir haben gesehen,
                              daß mehrere derselben vor Schreien an den Hunden todt niedergefallen sind.
                           Ein großer Vortheil bei dieser Rasse von Schafen liegt in dem Umstande, daß man sie
                              das ganze Jahr uͤber pferchen kann.Dieß ist in Deutschland unmoͤglich. Daher muͤssen die
                                    Staͤtte fuͤr sie so kuͤhl und weit als moͤglich
                                    seyn, und rein gehalten werden. A. d. Ueb. Wenn die Erde naß ist, muß man sie auf Huͤgeln pferchen, bei trokener
                              Witterung in tieferen Gruͤnden.
                           Die englischen Schafe werden in FrankreichZumahl an den Duͤnen der Westkuͤste. A. d. Ueb. eben so gut gedeihen, wie die spanischen Merinos; man muß sie aber
                              vorzuͤglich dort zu ziehen suchen, wo man geschlossene Wiesen hat, und wo das
                              Klima dem englischen Klima aͤhnlich ist. Die Vortheile von der Anzucht dieser
                              Thiere sind unermeßlich, und die Landwirthschaft gewinnt dadurch eben so viel, als
                              unsere Industrie.Das feste Land von Europa besizt eine Schaft Nasse, aus welcher vielleicht
                                    die langwolligen Schafe in England eben so hervorgegangen sind, wie die
                                    englischen Pferde aus der barbarischen Rasse, wie die englischen hornlosen
                                    Rinder aus der Volhynischen. Diese Rasse ist der ungarische Zagel (Ovis
                                    strepsiceros), ein sehr schoͤnes Thier,
                                    welches, wenn man seiner Veredlung dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt
                                    haͤtte, die man dem gemeinen Schafe ertheilte, vielleicht die
                                    englischen Schafe weit uͤbertroffen haben wuͤrde. Es scheint
                                    dem Uebersezer hoͤchst wahrscheinlich, daß, wenn man die
                                    feinwolligeren Zagelboͤke, deren Wolle in Fuß langen Loten
                                    herabhaͤngt, auslesen, mit feinwolligen Merinosschafen kreuzen, und
                                    dann bei der weiteren Fortpflanzung derselben die mosaischen Geseze
                                    sorgfaͤltig beobachten wuͤrde, man durch dieselben in Ungarn
                                    eben so schoͤne lange Wolle zu feinen Wollenzeugen erhalten
                                    wuͤrde, als man jezt in Ungarn die schoͤnste und beste
                                    Merinos: Wolle zu den feinsten Tuͤchern erzeugt. A. d. Ueb.