| Titel: | Composition zur Verfertigung von Ziegeln oder Blöken von irgend einer beliebigen Form sowohl zum Bauen, als zu Verzierungen und anderen Zweken, worauf Joh. Brown und Wilh. Duderidge Champion, Kaufleute zu Bridgewater, sich am 5. Mai 1827 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. LXXII., S. 262 | 
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                        LXXII.
                        Composition zur Verfertigung von Ziegeln oder
                           Bloͤken von irgend einer beliebigen Form sowohl zum Bauen, als zu Verzierungen
                           und anderen Zweken, worauf Joh.
                              Brown und Wilh.
                              Duderidge Champion, Kaufleute zu Bridgewater, sich am 5. Mai 1827 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April.
                              1828, S. 258.
                        Duderidge Champion's Composition zur Verfertigung von
                           Ziegeln.
                        
                     
                        
                           Die Patent-Traͤger wollen den sogenannten Bath-Stone nachahmen. Sie bedienen sich
                              hierzu vorzuͤglich einer Art von Erde, die sie als „eine
                                 zaͤhe, lehmige, leichte Erde von graulicher Farbe beschreiben, welche
                                 sich, nachdem sie in gehoͤriger Dike angeruͤhrt wurde, in
                                 beliebige Form bringen laͤßt, und die sich an dem Ufer des Parret
                                 zwischen Hochwasser und halber Fluthhoͤhe zwei bis drei Meilen oder und
                                 unter Bridgewater findet.“ Diese Erde mengen sie mit einem Viertel
                              oder mit drei Vierteln Thon, nach der verschiedenen Guͤte des lezteren: wenn
                              der Thon sehr eisenschuͤssig ist, und sich sehr roth brennt, also schlecht
                              ist, nehmen sie nur wenig von demselben; von dem leichten blauen Thone hingegen, den
                              man zur Verfertigung der Dachziegel braucht, und der nach dem Brennen nur blaßroth
                              wird, der folglich der beste ist, nehmen sie mehr.
                           Beide Erdarten werden gehoͤrig unter einander gemengt, und Ende Herbstes auf
                              Haufen geschlagen, in dem darauf folgenden Winter haͤufig umgestuͤrzt,
                              und der vollen Einwirkung des Frostes ausgesezt, wodurch sie um vieles besser
                              werden. Hierauf laͤßt man sie, mit der gehoͤrigen Menge Wassers
                              durchgearbeitet, zwei Mahl oder noch oͤfter durch eine
                              Thon-Muͤhle laufen, die, außer den gewoͤhnlichen horizontalen
                              Messern, auch noch mit zwei oder drei senkrechten Messern versehen ist, damit der
                              Thon gehoͤrig zertheilt wird. Die Arbeiter machen gern den Thon zu naß, damit sie sich
                              leichter arbeiten; man muß sich aber wohl huͤten, zu viel Wasser zu
                              nehmen.
                           Der Blok, auf welchen die Formen fuͤr die Ziegel gestellt werden, soll, nach
                              dem Antrage der Patent-Traͤger, an einer Seite mittelst Angeln mit der
                              Form-Tafel in Verbindung stehen, so daß, wenn der Thon gehoͤrig in die
                              Formen eingedruͤkt ist, das Ganze auf eine Seite hin umgeschlagen werden
                              kann, ehe man das kleine Brett anwendet, auf welchem die rohen Ziegel, zum Troknen
                              weggetragen werden. Dadurch soll die Form der Ziegel, besonders an den Eken, besser
                              erhalten werden, die nach der gewoͤhnlichen Einrichtung sehr leiden. Der
                              Sand, dessen man sich zum Formen der Ziegel bedient, soll reiner Kiessand, ohne
                              allen beigemengten Kalk seyn, so wie man ihn bei Cutt, vier Meilen von Bridgewater,
                              findet.
                           Ziegel oder Bloͤke, welche Tafeln oder geschnittene Steine darstellen sollen,
                              die nicht uͤber 50 Pfund schwer sind, koͤnnen auf obige Weise
                              dargestellt werden: wenn sie aber schwerer sind, muͤssen sie so lange in den
                              Modeln bleiben, bis sie in denselben troken genug geworden sind, um mit voller
                              Sicherheit herausgenommen werden zu koͤnnen.
                           Die Mischung, welche zu architektonischen Verzierungen verwendet wird, muß, nachdem
                              sie zwei oder drei Mahl durch die Thonmuͤhle lief, mit Laͤufern auf
                              einem langen Steine von drei MaͤnnernDieß geschieht besser durch Maschinen, dergleichen im polytechn. Journale
                                    abgebildet sind. A. d. Ueb. nach und nach abgerieben werden. Ein Junge versieht den ersten Arbeiter mit
                              dem rohen Materiale, und der erste Arbeiter arbeitet dem zweiten, der zweite dem
                              dritten in die Haͤnde. Durch dieses Abreiben wird der Zeug gehoͤrig
                              fein und frei von allen Kluͤmpchen.
                           Bei dem Troknen muß man dafuͤr sorgen, daß das zu troknende Stuͤk vor
                              den Sonnenstrahlen geschuͤzt wird, und dasselbe daher mit Brettern, Matten
                              oder mit Stroh bedeken, damit es keine Risse bekommt. Nachdem die Waare
                              gehoͤrig getroknet ist, wird sie auf die gewoͤhnliche Weise
                              gebrannt.
                           Die Patent-Traͤger nehmen den ausschließlichen Gebrauch der Erde, die
                              am Parret gefunden wird, wenn sie auch noch anderswo in
                              England gefunden werden sollte, und die Angeln an den Formen als ihr
                              Patent-Recht in Anspruch.
                           Das Repertory macht hieruͤber folgende
                              Bemerkung.
                           
                              „Da die Patent-Traͤger sagen, daß auch der beste Thon, den
                                 sie mit der Parret-Erde mengen, sich
                                 roͤthlich brennt, so laͤßt sich nicht begreifen, wie die
                                 verschiedenen Artikel, die aus diesem Gemenge verfertigt werden, dem Bath-Steine, wie die
                                 Patent-Traͤger behaupten, aͤhnlich werden koͤnnen,
                                 es muͤßte nur in der Parret-Erde irgend
                                 etwas vorkommen, wodurch die Oxydation des in dem Thone vorkommenden Eisens
                                 gehindert wird, folglich auch die rothe Farbe beseitigt wird, die alle
                                 Aehnlichkeit mit dem Bath-Stone aufhebt. Dieß kann vielleicht der Fall
                                 seyn; denn wir sehen, daß Ziegel, bei deren Verfertigung man
                                 Steinkohlen-Asche statt des Sandes nimmt, weit heller und weniger roth
                                 aus dem Ofen kommen, indem die in dieser Asche noch vorhandenen brennbaren
                                 Theile die Oxydation des in dem Thone enthaltenen Eisens hindern. So
                                 koͤnnte es auch leicht moͤglich seyn, daß, da der Parret durch das lange Sedgemoor fließt, welches, wie sein Name andeutet, einst ein Moor oder
                                 Sumpfland war, in dem von dem Wasser abgesehen Thone so viel Pflanzenerde oder
                                 Torf enthalten ist, daß dadurch eine aͤhnliche Wirkung, wie durch die
                                 Kohlenasche bei Verfertigung der Ziegel, zum Vorscheine kommt.“
                              
                                 
                                 Diese Bemerkung verdient allerdings mehr Aufmerksamkeit, als man derselben
                                    bisher schenkte. Man beschaͤftigte sich bisher in der
                                    Toͤpferkunst, wenn man ja wissenschaftlich zu Werke ging, mehr mit
                                    der Analyse des Thones, als mit den Phaͤnomenen, die bei dem Brennen
                                    desselben Statt haben, und es ist nur zu gewiß, daß man durch verschiedene
                                    Zusaͤze, die man dem Thone beimengt, die Farbe desselben bei dem
                                    Brennen sehr veraͤndern kann. A. d. Ueb.
                                 
                              
                           
                              „Die Parret-Erde mag den Patent-Traͤgern der
                                 Localitaͤts-Verhaͤltnisse wegen, immer Patent-Recht
                                 bleiben; wir glauben aber, daß es schwer seyn duͤrfte, den Ziegelbrennern
                                 zu verbiethen, von irgend einer „zaͤhen, lehmigen, leichten
                                    Erde von graulicher Farbe“ Gebrauch zu machen, weil diese Erde
                                 der Parret-Erde aͤhnlich ist; indem man
                                 eine solche Erde schon oft zum Ziegelschlagen benuͤzt hat, und die Parret-Erde selbst noch nicht genau genug
                                 ihrer Natur nach bekannt ist, um mit Sicherheit sagen zu koͤnnen, daß
                                 eine ihr aͤhnliche Erde, die anderswo gefunden wird, wirklich Parret-Erde ist.“
                              
                           
                              „Wir muͤssen endlich noch bemerken, daß man in Suffolck schon vor
                                 vielen Jahren weißliche Ziegel brannte, die dem Bath-Steine so aͤhnlich sehen, als die Ziegel der
                                 Patent-Traͤger demselben nur immer aͤhnlich sehen
                                 koͤnnen. Man findet Haͤuser von solchen Ziegeln in London, unter
                                 anderen eines an dem oͤstlichen Ende der
                                 Fenchurche-Straße.“