| Titel: | Gedekte Presse mit doppeltem Boden, mit horizontaler Schraubenspindel und mit einem Schlag-Flugrade, zum Pressen der Trauben und anderer Gegenstände, von Herrn Thom. Revillon, Uhrmacher und Mechaniker zu Macon, Dptt. d. Saone et Loire. | 
| Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XCVIII., S. 397 | 
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                        XCVIII.
                        Gedekte Presse mit doppeltem Boden, mit
                           horizontaler Schraubenspindel und mit einem Schlag-Flugrade, zum Pressen der
                           Trauben und anderer Gegenstaͤnde, von Herrn Thom. Revillon, Uhrmacher und Mechaniker zu Macon,
                           Dptt. d. Saone et Loire.
                        Nach dem Bericht des Herrn Molard uͤber dieselbe im
                           Bulletin de la Soc.
                                 d'Encouragement. Nro. 285. S. 13.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Revillon's, gedekte Presse mit doppeltem Boden.
                        
                     
                        
                           Herr Revillon, der fuͤr diese Presse bei der Ausstellung die
                              silberne Medaille erhielt, bemerkt in seiner Mittheilung uͤber dieselbe, daß
                              alle bisherigen Weinpressen langsam pressen, viele Muͤhe kosten, und doch nur
                              unvollkommen pressen; er erinnert an die ungeheueren Maschinen, die diese Pressen
                              mit ihren Hebeln und Schaukeln bilden; an die ungeheueren Kosten und Maͤngel
                              derselben; an die ewigen Reparaturen an denselben, die der Kraftaufwand von sechs
                              bis acht Maͤnnern nothwendig macht etc.
                           Man hat bisher bei Pressen aller Art den Hebel, die Schraube, die Hebelwinde, den
                              Keil, den Druk des aufgestauchten Wassers angewendet.
                           Gegenwaͤrtige Presse ist eine Schraubenpresse, und der Ausschuß, der diese
                              Presse zu untersuchen hatte, pruͤfte dieselbe nach den im Bulletin d. l. Société v. J. 1813. S. 197
                              aufgestellten Grundsaͤzen:
                           
                              1) in Hinsicht auf die Schnelligkeit und Leichtigkeit ihres
                                 Dienstes;
                              2) –   –   auf die
                                 Groͤße der Wirkung der Drukkraft;
                              3) –   –   auf die
                                 Ersparung im Baue und bei dem Unterhalte derselben;
                              4) –   –   auf die
                                 Sicherheit beim Gebrauche;
                              5) –   –   auf die
                                 Ersparung beim Pressen selbst.
                              
                           Ehe der Ausschuß das Resultat zweijaͤhriger Erfahrung uͤber diese
                              Presse vorlegt, muß er die Beschreibung derselben vorausschiken.
                           Fig. 1, 2 und 3 stellt sie im
                              Grundrisse, Durchschnitte und Auf risse vor. BB,
                              FG, ist ein starkes Gestell aus gezimmertem
                              Holze, das laͤnger als breit ist, und einen Kasten mit doppeltem Boden
                              traͤgt, der einen beweglichen Dekel, M, hat, den
                              man abnehmen kann. Er ist gewoͤlbt, wie ein Firstziegel, und an beiden Enden
                              von zwei Platten, EE, geschlossen, die man
                              einander naͤhern, oder von einander entfernen kann. Lezteres geschieht durch
                              zwei starke Druk- und Stellschrauben, Q, deren
                              jede durch ein sehr starkes Schraubenniet, A,
                              laͤuft, welches an jedem Hauptstuͤke der Presse angebracht ist.
                           
                           Die ganze Streke der inneren Waͤnde des Kastens ist mit Lagerhoͤlzern
                              ausgelegt, KLL, die nur so weit von einander
                              entfernt stehen, als noͤthig ist, um die Fluͤssigkeit, die der Druk
                              der Schrauben aus dem Traubenmarke auspreßt, das sich zwischen den Platten befindet,
                              frei in den unteren Behaͤlter, N, hinabfließen zu
                              lassen.
                           Diesen Lagerhoͤlzern, die statt Lochern dienen, verdankt Herr Revillon das Gelingen seiner Presse;
                              denn die Loͤcher in den Waͤnden haben den doppelten Nachtheil, die
                              Staͤrke der Waͤnde zu schwachen, und sich zu verstopfen, so daß sie
                              die Fluͤssigkeit nicht mehr ausstießen lassen, und alles Pressen vergebens
                              wird.
                           Außer dieser Einrichtung im Innern des Kastens ist aber das Schlag-Flugrad,
                              R, die Hauptsache an dieser Presse. Dieses ist eine
                              Art kreisfoͤrmigen Hebels, der frei mittelst einer Schraube auf den
                              Schraubenkopf der Presse aufgezogen ist, und mittelst dessen ein Mann allein die
                              Schraube so lang drehen kann, bis der Widerstand des zu pressenden Stoffes die ganze
                              Schlagkraft des Schlag-Flugrades fordert, welches auf folgende Weise in
                              Thaͤtigkeit gesezt wird.
                           Der Arbeiter legt seine Haͤnde an eine Kurbel, oder an die Zapfen, ss, die sich in dem Flugrade befinden, und dreht
                              dasselbe einige Mahle zuruͤk, wie wenn er die Presse nachlassen wollte, und
                              ohne daß die Preßschraube selbst daran Antheil nimmt. Hierauf fuͤhrt er es
                              schnell und kraͤftig gegen die Aufhalt-Leisten, b, Fig.
                                 5, am Kopfe der Schraube zuruͤk, und indem er dieß oͤfters
                              wiederholt, noͤthigt er die Schraube zu wiederholten Mahlen in ihrem Niete
                              sich zu drehen, und erzeugt auf diese Weise nach der Kraft, die er anwendete, und
                              nach der Schnelligkeit, die er dem Rade ertheilte, einen Druk auf die Platten und
                              auf das Traubenmark, der nur in der Staͤrke der Schraube und ihres Nietes
                              seine Graͤnze findet.
                           Nach den von der Société zu Macon zwei Jahre lang fortgesezten
                              Versuchen hat die Presse des Herrn Revillon mehr Kraft, als alle andere Weinpressen, die man bisher
                              anwendete; sie arbeitet mit Leichtigkeit und Sicherheit, und ihre Kraft nimmt noch
                              uͤberdieß in umgekehrtem Verhaͤltnisse der Flaͤchen zu, auf
                              welche sie wirkt. Herr Revillon gibt bei Pressen auf rothen Wein 6 Fuß Flaͤche.
                           Da das Traubenmark von allen Seiten eingeschlossen ist, und der Druk auf jene Seite
                              geschieht, die die kleinste Flaͤche darbietet, so wird Mittelpunct und Umfang
                              desselben gleich stark gedruͤckt, und da auch die Fluͤssigkeit von
                              allen Seiten mit gleicher Leichtigkeit entweichen kann, so erhaͤlt man um 5
                              p. C. mehr Wein als auf den bewoͤhnlichen
                              Schaukelpressen, und dieser Wein hat nicht den Geschmak nach den Kernen, und
                              Kaͤmmen, wie bei den gemeinen Pressen, indem die Luft hier nicht freien
                              Zutritt hat, und man nicht mit der langen Axt die Raͤnder des Preßkuchens
                              zuhauen darf, was bei den gewoͤhnlichen Pressen zuweilen mehr als acht Mahl
                              geschehen muß.
                           Bei dieser Presse darf das Mark nur ein oder einige Mahle am Ende der Arbeit mit
                              einer Gabel umgeruͤhrt werden, und dasselbe wird hier so vollkommen genau
                              ausgepreßt, daß es sich beinahe troken und staubig anfuͤhlt.
                           Da diese Presse viel kleiner ist, und weniger Holz braucht, als die gemeinen Pressen,
                              so findet man auch dieses Holz uͤberall weit leichter und wohlfeiler. Man
                              arbeitet mit dieser Presse schneller, und braucht weniger Arbeiter und weniger Zeit.
                              Ueberdieß erspart man durch diese Presse auch viel Raum im Hause.
                           Der Ausschuß der Ackerbaugesellschaft zu Macon fand, daß Traubenmark von weißem
                              Gewaͤchse, das 7 1/2 Faß Wein auf der gewoͤhnlichen Presse gegeben
                              hat, und auf derselben fuͤr ausgepreßt und erschoͤpft gegolten hat,
                              auf dieser Presse noch ein Mahl gepreßt, noch 45 Liter Wein gab.
                           Die Presse des Herrn Revillon
                              nimmt, im Vergleiche mit den riesenhaften gewoͤhnlichen Weinpressen, sehr
                              wenig Raum ein; sie hat kein einziges so ungeheures Stuͤk Holz an sich, deren
                              die alten Pressen so viele haben. Die groͤßte Presse des Herrn Revillon ist 20 Fuß lang; die Breite
                              hingegen ist ganz unbedeutend, und die Hoͤhe betraͤgt nicht viel
                              uͤber acht Fuß. Zwei Maͤnner, im Nothfalle auch nur Einer, reichen
                              hin, um die Presse gehoͤrig zu bedienen, waͤhrend die
                              gewoͤhnlichen Pressen sechs Maͤnner brauchen, die zwar mit aller
                              Muͤhe ungeheuere Stoͤße hervorbringen, die aber falsch wirken, und
                              meistens diese theueren Geraͤthe verderben. Die Presse des Herrn Revillon wirkt hingegen jedes Mahl
                              unmittelbar, immer nur auf kleine Flaͤchen, und man kann die Wirkung
                              derselben ohne alle Gefahr eines Unfalles eine unbestimmte Zeit uͤber
                              anhalten lassen. Bei der gewoͤhnlichen Presse reichen 24 Stunden kaum hin, um
                              das Traubenmark trocken zu pressen: an der Presse des Herrn Revillon ist man in acht Stunden mit der Arbeit
                              fertig, und hat das Mark weit besser ausgepreßt.
                           Um die Arbeit zu beschleunigen, hat Herr Revillon an den großen fuͤr den rothen Wein bestimmten
                              Pressen an jedem Ende derselben eine Drukschraube mit einem Flugrade angebracht, wie
                              man auf Taf. IX. sieht. Da hier die Ruͤkwirkung vom Mittelpunkte des Markes
                              ausgeht, so preßt man hier in der Haͤlfte der Zeit, die man sonst bei Einer
                              Schraube braucht, wo der Widerstand am Ende der Presse ist, das Mark troken. Je
                              schneller man den rothen Wein preßt, desto mehr gewinnt man auch außer der Zeit,
                              noch an der Guͤte des Weines, indem, wenn das Mark, das, wo es aus der Kufe
                              kommt, sich in Gaͤhrung befindet, lang der Luft ausgesezt bleibt, nothwendig
                              viel voll den geistigen Bestandtheilen des Weines verloren gehen muß.
                           
                              „Der Ausschuß muß hier ferner noch bemerken, daß diese Presse nicht bloß
                                 zum Weinpressen, sondern auch zum Pressen der Runkelruͤben, des Ciders,
                                 und selbst des Oehles, des Hornes und Papieres etc. vortrefflich, und eben so
                                 gut als die hydraulische Presse dient.“
                              
                           
                              „Hieraus laͤßt sich berechnen, welche Vortheile die Kuͤnste
                                 dieser Presse des Herrn Revillon in Baͤlde werden zu danken haben, wo sie sich
                                 derselben gehoͤrig bedienen wollen. Da die Central-Jury bei der
                                 Ausstellung der Producte der franzoͤsischen Industrie fuͤr 1827
                                 diese Erfindung einer sehr ehrenvollen Auszeichnung werth hielt, so bedauert der
                                 Ausschuß, daß man Herrn Revillon nach den bestehenden Gesezen nicht mehr mit der großen
                                 Medaille des ersten Ranges belohnen kann. Um demselben jedoch einen Beweis von
                                 dem hohen Werthe zu geben, welchen die Gesellschaft auf diese gluͤckliche
                                 Frucht des Scharfsinnes des Herrn Erfinders legt, schlagt der Ausschuf; vor,
                                 gegenwaͤrtigen Bericht sammt Beschreibung und Abbildung der Presse in dem
                                 Bulletin bekannt zu machen, um die allgemeine Verbreitung dieser herrlichen
                                 Erfindung soviel moͤglich zu beschleunigen.“
                              
                           Bemerkung. Herr Revillon hat bereits vierzig solche Pressen aus
                              seiner Werkstaͤtte geliefert: unter diesen befinden sich vier große
                              fuͤr rothen Wein, mit doppelten Schrauben.
                           Mehrere Eigenthuͤmer versichern mit der Presse des Herrn Revillon in vier Stunden neun bis zehn Faß (tonneaux) rothen Wein, und sechs Faß weißen Wein gepreßt
                              zu haben.
                           Man kann auch mittelst einer solchen Presse mit einer einzigen Schraube auf Ein Mahl
                              in weniger als sechs Stunden so viel Trauben pressen, als zu sechs bis sieben Faß
                              weißen Wein nothwendig ist, und doppelt so viel rothen Wein.
                           Die hoͤlzerne Schraube ist an dieser neuen Presse nur 4 Fuß lang, und
                              haͤlt 9 bis 12 Zoll im Durchmesser: sie ist an beiden Enden mit eisernen
                              Baͤndern beschlagen.Diese Schraube wird in manchen Faͤllen aus Stahl besser seyn. A. d.
                                    U.
                           Die Schraubenfaden, die an den alten Pressen 3–4 Zoll weit von einander
                              stehen, sind hier nur 16 Linien weit von einander, und die Niete oder
                              Schraubenmuͤtter sind 12–18 Zoll dik: je diker leztere sind, desto
                              geringer wird die Reibung von Holz auf Holz.
                           
                           Eine solche Presse von mittlerer Groͤße kostet 6–700 Franken, und
                              arbeitet so viel als drei alte. Eine kleinere, die so viel arbeitet, als zwei alte
                              gewoͤhnliche Pressen, kostet 450 Franken. Man kann das Holz der alten Pressen
                              zu den neuen verwenden. Herr Revillon machte aus Einer alten Presse fuͤnf neue.
                           
                        
                           Erklaͤrung der
                                 Figuren.
                           Fig. 1. Aufriß
                              der Presse von der Seite.
                           Fig. 2.
                              Grundriß, an welchem man einen Theil bedekt, einen Theil unbedekt sieht.
                           Fig. 3.
                              Durchschnitt der Presse durch die Mitte ihrer Laͤnge.
                           Fig. 4.
                              Ansicht eines Armes des Flugrades von vorne und von der Seite, wo man zugleich die
                              Art sieht, wie die Aufhaltleisten angebracht sind.
                           Fig. 5. Das
                              Band an der Schraube von vorne und von der Seite.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen Figuren.
                           AA, Querbalken oder Niete oder
                              Schraubenmuͤtter, durch welche die großen Schraubenspindeln laufen.
                           BB, zwei Holzstuͤcke, welche die Seiten der
                              Presse bilden.
                           C, Widder, der von Seite der Schraube mit einem
                              Stuͤcke Gußeisen versehen seyn muß.
                           D, Hoͤlzerner Wuͤrfel, auf welchen der
                              Widder stoͤßt.
                           E, Platte, die das Traubenmark vor sich herschiebt.
                           FF, Querhoͤlzer, die den Boden der Presse,
                              GG, Querhoͤlzer, die die Deke der
                              Presse bilden.
                           HH, eiserne Bolzen, um den Boden und die Deke der
                              Presse zusammen zu halten.
                           II, Vorstekstifte, um alles fest
                              zusammenzuhalten.
                           K, Gitter am Boden.
                           LL, Gitter an den Seiten.
                           M, Dekel, zum Einschließen des Traubenmarkes.
                           N, Doppelboden zur Aufnahme des ausgepreßten Saftes.
                           OO, Fuͤße, welche die Presse tragen.
                           P, Querbalken, welcher die Fuͤße verbindet.
                           Q, Große Schraubenspindel aus Holz, deren Ende (der
                              Widder) mit einem Stuͤcke Gußeisen beschlagen ist.
                           R, Schlag-Flugrad aus Holz.
                           SSS, Zapfen an demselben.
                           UU, Zwei starke Aufhaltleisten im Mittelpuncte des
                              Flugrades, wo sie mittelst eines Bandes so befestigt sind, daß sie fangen.
                           aa, Band auf der Schraube Q.
                           
                           bb, Aufhaltleisten, die mit dem Bande Ein
                              Stuͤk bilden, und gegen welche die Aufhaltleisten UU, schlagen, wenn man das Flugrad in
                              Thaͤtigkeit sezt.
                           
                        
                     
                  
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