| Titel: | Leichtes und sicheres Mittel, um Drukpumpen außer Thätigkeit zu sezen. Vorgeschlagen von Dr. Ernst Alban. | 
| Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. CIX., S. 426 | 
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                        CIX.
                        Leichtes und sicheres Mittel, um Drukpumpen außer
                           Thaͤtigkeit zu sezen. Vorgeschlagen von Dr. Ernst Alban.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              X.
                        Alban's Mittel, um Drukpumpen außer Thaͤtigkeit zu
                           sezen.
                        
                     
                        
                           Herr John
                                 Potter empfiehlt in Gill's technical Repository N.
                                 61Polytechn. Journal, Bd. XXIV. S.
                                       309. eine, wie er meint, ganz neue Methode, die Wirkung einer Drukpumpe durch
                              Luͤftung des Saugventils zu hemmen. Da ich dieselbe bereits aber schon vor 8
                              Jahren an einer hydraulischen Presse anwandte, und in den vor 3 Jahren nach England
                              gebrachten Plaͤnen zu meiner neuen Dampfmaschine von sehr hohem Druke
                              weitlaͤufig mit beschrieben, auch durch eine Menge Zeichnungen fuͤr
                              verschiedene Anwendungen erlaͤutert habe, so erlaube ich mir der Neuheit der
                              Sache hiemit zu widersprechen, und nehme die Erfindung, wenn sie anders neu ist,
                              fuͤr mich in Anspruch.
                           Daß diese Methode entschiedene Vorzuͤge vor den bisher uͤblichen
                              Wirkungshemmungen der Drukpumpen, vorzuͤglich sehr stark wirkender habe, ist
                              nicht zu bezweifeln; denn
                           1) Es wird ganz erstaunlich wenig Kraft erfordert, um die Hemmung auf diese Weise zu
                              bewirken. Oft reichen wenige Loch hin, um das Saugventil, vorzuͤglich wenn
                              seine eigenthuͤmliche Schwere durch Vorrichtungen balancirt wird, zu heben
                              und in dieser Stellung zu erhalten. Dieser Umstand ist von ganz vorzuͤglichem
                              Werthe, wo nur wenige. Kraft zu einer sich selbst regulirenden Hemmung vorhanden
                              ist, wo man z.B. nur sehr kleine Schwimmer im Kessel und Generator anwenden kann,
                              oder die Hemmung durch sehr kleine Gouverneure oder Moderatoren bestreiten lassen
                              will. Die gewoͤhnlich uͤblichen Abschlußhaͤhne an den
                              Saugroͤhren muͤssen eine nicht ganz unbedeutende Groͤße haben,
                              um eine hinreichende Oeffnung fuͤr das aufgesogene Waͤsser zu geben,
                              und werden, so wie jeder Wasserhahn, leicht undicht, da die stete Einwirkung des
                              Wassers die Schmiere derselben bald entfernt und zerstoͤrt. Manche Wasser
                              enthalten aber auch saure oder erdige Bestandtheile, wovon erstere das Metall des
                              Hahns rauh fressen und ihn feststehend machen, waͤhrend leztere erdige
                              Concremente an denselben absezen und die Bewegung desselben theils erschweren,
                              theils der Dichtheit seines Ganges Schaden thun. Welche Gefahr aber das
                              Stekenbleiben eines solchen Hahns, vorzuͤglich wenn dieses im geschlossenen Zustande
                              desselben Statt findet, fuͤr einen Kessel bringen kann, ist aus meiner ersten
                              Abhandlung uͤber die Hochdrukmaschinen klar geworden.
                           2) Dampfmaschinen ersparen bei Anwendung dieser Hemmungsmethode und der dadurch
                              bewirkten Hemmung die Kraft, die zur Betreibung der Drukpumpe noͤthig ist.
                              Dieser Vortheil springt da recht in die Augen, wo bei Anwendung eines sehr hohen
                              Dampfdrukes die Bewegung der Drukpumpe einen nicht unbedeutenden Kraftverlust
                              bringt. Bei hydraulischen Pressen bewirkt sie waͤhrend des Eintritts ihrer
                              Wirkung sogar eine Ersparung beinahe des ganzen zur Betreibung derselben
                              noͤthigen Kraftaufwandes, waͤhrend der Druk in der Presse auf keine
                              Weise nachlaͤßt. Dieserhalb wuͤrde ihre Anwendung in den neuen
                              hydraulisches Pressen des Franzosen Hallette
                              Man vergl. Bullet. de la Soc. d'Encourag. etc. N.
                                    272, S. 33. Polyt. Journ. B. XXIV. S.
                                       473. viel guͤnstigere Resultate gewaͤhren, als der von ihm
                              erwaͤhlte Nothbehelf, wornach er bei eintretendem Maximum in der Wirkung des
                              einen oder anderen Preßcylinders das Wasser durch die Drukpumpe zum
                              Sicherheitsventile so lange herausdruͤken laͤßt, bis der Regulirhahn
                              die Wirkung dieser Drukpumpen auf einen anderen Punct leitet. Wie meine
                              Hemmungsmethode bei hydraulischen Pressen zwekmaͤßig anzubringen sey, davon
                              hernach.
                           3) Meine Hemmungsmethode vermeidet ferner die Bildung desjenigen schaͤdlichen
                              Vacuums unter dem Kolben oder Staͤmpel, das bei der Anwendung eines
                              Abschließhahnes an der Saugroͤhre waͤhrend des jedesmahligen Steigens
                              dieses Kolbens oder Staͤmpels hervorgebracht wird. Abgesehen von dem geringen
                              Kraftverluste, den die jedesmahlige Formirung eines solchen Vacuums in der Drukpumpe
                              bei der Bewegung derselben von Seiten der Maschine oder durch andere
                              Betriebskraͤfte herbeifuͤhrt, wird durch dieses Vacuum nicht selten
                              die Wirkung des Drukwerkes bei Wiedereroͤffnung des Hahnes auf
                              laͤngere Zeit gestoͤrt, vorzuͤglich wenn dasselbe, wie man so
                              haͤufig sieht, nicht richtig construirt ist. Man lasse mich hier etwas
                              deutlicher reden.
                           Wenn der Staͤmpel eines Drukwerkes, dieses moͤge nun mit einem soliden
                              ungeliederten Staͤmpel, einem in England sogenannten plunger, der durch eine Stopfbuͤchse arbeitet, oder mit einem
                              geliederten Kolben (piston)Beide Ausdruͤke werden von den meisten Mechanikern als gleich
                                    bedeutend genommen. Waͤre es aber nicht zwekmaͤßiger, wenn man
                                    Kolben fuͤr das englische Wort piston und
                                    Staͤmpel fuͤr plunger gebrauchte?
                                    so haͤtte man fuͤr jedes dieser beiden sehr verschiedenen
                                    Organe doch auch eine bestimmte Benennung, was manchen Irrthum vermeiden
                                    helfen moͤchte. – In der That bezeichnet aber auch der Ausdruk:
                                    Staͤmpel sehr gut die dadurch
                                    auszudruͤkende Sache, indem ein plunger
                                    eine solide cylindrische Stange ist. Kolben sagt nach seiner
                                    urspruͤnglichen Bedeutung so viel, als ein staͤrkerer Theil an
                                    einem schwaͤcheren Stiele, woher das Wort Streitkolben,
                                    Destillirkolben u.s.w. Ein solches Werkzeug ist aber wirklich auch ein piston an seiner Stange. – Der plunger arbeitet in einem ungebohrten Cylinder,
                                    durch eine an einem Ende desselben angebrachte Stopfbuͤchse, er ist
                                    also ohne Liederung, da diese in dem Cylinder enthalten ist und steht fest,
                                    waͤhrend sie sich an einem piston mit
                                    diesem bewegt. Lezterer (der piston) erfordert
                                    daher einen gebohrten und genau ausgeschliffenen Cylinder, waͤhrend
                                    er selbst weniger Akkuratesse in der Ausfuͤhrung noͤthig hat,
                                    da nicht er, sondern seine Liederung seinen Gang dichtet.Um nun aber auch den Cylinder eines Staͤmpels von dem eines Kolbens zu
                                    unterscheiden, da beide doch ihrer Construktion nach wesentlich verschieden
                                    sind, so uͤberlasse ich es den Kunstverstaͤndigen zur
                                    Pruͤfung, ob fuͤr ersteren nicht der Ausdruk: Stiefel sehr paßlich seyn moͤchte,
                                    waͤhrend man fuͤr lezteren das Wort: Cylinder beibehaͤlt? – Ich moͤchte glauben,
                                    daß auch diese Ausdruͤke fuͤr ihren Gegenstand eben so
                                    bezeichnend sind, als Staͤmpel und Kolben fuͤr den ihrigen.
                                    Cylinder deutet naͤmlich immer schon ein genauer gearbeitetes
                                    Stuͤk an, als ein Stiefel, der (d.h. sein oberer Theil oder der
                                    sogenannte Schaft) zwar auch roͤhrenartig gebaut, jedoch nichts
                                    weniger als genau cylindrisch ist.Ich werde in meinen kuͤnftigen Maschinenbeschreibungen diesen meinen
                                    Vorschlag beruͤksichtigen und bin uͤberzeugt, daß ich dadurch
                                    oft kuͤrzer und verstaͤndlicher mich zu fassen Gelegenheit
                                    finden werde. und einem gebohrten Cylinder versehen seyn, bei Schließung der Saugroͤhre,
                              waͤhrend seines Steigens, fortwaͤhrend ein Vacuum bilden muß, das
                              durch kein durch das Saugrohr aufsteigendes Wasser ausgefuͤllt wird, so
                              geschieht es haͤufig, daß bei einer nicht ganz luftdichten Liederung des
                              Staͤmpels oder Kolbens etwas Luft von oben vor der Liederung vorbei in den
                              Stiefel dringt. Diese LuftLuft kann auch durch einen undichten Hahn an der Saugroͤhre
                                    fortwaͤhrend in die Pumpe gebracht werden. haͤlt sich dann bei wieder aufgehobener Hemmung des Spiels der Pumpe
                              haͤufig eine zeitlang unter ihrem Kolben oder Staͤmpel, und verhindert
                              ein gehoͤriges Saugen derselben, wodurch ihre Arbeit nicht selten auf mehrere
                              Minuten und oft noch weit laͤnger unterbrochen wird, ja wohl ganz und gar
                              unterbleibt, wenn der Staͤmpel nach der Hallette'schen Methode, d.h. mit einfachem LederringeMan sehe am angefuͤhrten Orte (im Bulletin
                                    und polytechn. Journale) nach. geliedert ist, bei welchem der Luft der Eintritt in den Stiefel der Pumpe
                              verstattet, der Zuruͤktritt aber abgeschlossen ist. Bei
                              Staͤmpel- (plunger) Pumpen wird dieser
                              Nachtheil um so fuͤhlbarer, wenn das in die Ventilbuͤchse
                              fuͤhrende Seitenrohr am unteren Theile des Stiefels angebracht ist, so daß
                              die eingedrungene Luft durch dieses nicht entweichen kann. Dieserhalb kann man beim
                              Bau solcher Pumpen nicht vorsichtig genug seyn. In der Folge werde ich Gelegenheit
                              haben, hieruͤber bestimmte Regeln aufzustellen.
                           4) Meine Hemmungsmethode ist endlich hoͤchst einfach, indem sie weiter keine
                              besondere Einrichtung, als eine Verlaͤngerung des Stiels der Saugvalve durch
                              ein kleines duͤnnes Staͤngelchen verlangt, auf welches eine in den
                              Wasserhaͤlter der Pumpe herabreichende Hebstange wirkt. Diese Einrichtung ist
                              nicht allein weit leichter als ein Hahn hergestellt, sondern auch von jedem
                              gewoͤhnlichen Arbeiter ohne Aufwand von Geschiklichkeit vollendet.
                           Auf Tab. X. Fig.
                                 1. habe ich eine Drukpumpe bester Construktion dargestellt. Sie besteht
                              aus dem Drukstiefel, A. In demselben arbeitet der genau
                              abgedrehte und polirte Staͤmpel, B, am besten von
                              weichem Messing oder Kupfer,Bei groͤßeren Pumpen wuͤrde ein solider kupferner
                                    Staͤmpel zu kostspielig werden, darum nimmt man einen eisernen, den
                                    man mit einer duͤnnen Huͤlse von Kupfer uͤberzieht.
                                    Diese Huͤlse wird mit weichem Schlagelothe zusammengeloͤthet,
                                    uͤber den eisernen Staͤmpel geschoben und beide nun durch
                                    einen Ring gezogen, wobei sich die kupferne Huͤlse genau an den
                                    eisernen Staͤmpel anlegt und unzertrennlich mit demselben verbindet.
                                    Der Staͤmpel braucht dann nicht weiter gedreht und polirt zu werden,
                                    weil er durch das Ziehen durch den Ring gehoͤrige Rundung, gleiche
                                    Dike und Politur erhaͤlt. Massiv kupferne Staͤmpel
                                    muͤssen beim Abdrehen immer mit Milch befeuchtet werden, dann
                                    erhaͤlt man gleiche Spaͤne und hat kein Hoppern des Meißels zu
                                    befuͤrchten. um das Rosten zu verhuͤten, gebaut. Er hat oben einen
                              schwaͤcheren Theil, woruͤber die Huͤlse der Zugstange greift,
                              und mit einem Keil befestigt wird. a, ist die
                              Stopfbuͤchse, die den Gang des Staͤmpels dichtet, C, die Ventilbuͤchse, die durch das
                              Communicationsrohr, D, mit dem Drukstiefel in Verbindung
                              steht. In dem oberen Theile der Buͤchse befindet sich das Entleerungs-
                              oder Drukventil, b, in einer an der Buͤchse
                              angeschrobenen Roͤhre, E, aber das Saugventil,
                              C. Das untere Ende dieses Rohres ist mit einem
                              kupferneu Seiher, d, versehen. Ueber der Buͤchse
                              ist die Steigroͤhre, e, angeschroben, die
                              uͤber dem Ventile eine Erweiterung hat, damit das aus dem Ventile, b, kommende Wasser gehoͤrig in dieselbe treten
                              kann. Die Ventile sind gewoͤhnliche Kegelventile mit einem dreiekigen Stiele,
                              der ihnen die Leitung gibt.
                           Die Vorrichtung zum Oeffnen des Ventils, wie ich sie vorschlage und zum Theil schon
                              angewandt habe, besteht in der Hebstange, f, die
                              senkrecht in den Wasserkasten dringt. Sie biegt sich unter dem Seiher horizontal um,
                              und trifft hier auf das Staͤngelchen, g, das in
                              den Stiel des Saugventils, c, eingeschoben ist und durch
                              eine Oeffnung des Seihers, d, geht, in welcher es
                              zugleich einige Leitung findet. Der horizontale untere Theil der Hebstange hat ein
                              Loch, zur Aufnahme des Staͤngelchens, g, und
                              vermag sich damit frei an demselben auf und nieder zu bewegen, ohne auf das Ventil
                              zu wirken. Um eine Luͤftung des Staͤngelchens mit dem Saugventile
                              durch die Hebstange zu bewirken, ist auf erstere eine Art Knopf, h, geschoben und festgekeilt. Gegen diesen stoͤßt
                              die Hebstange bei ihrer Hebung. Der Knopf muß von dem Staͤngelchen entfernt
                              werden koͤnnen, wenn das Ventil aus der Ventilbuͤchse herausgenommen
                              werden soll.Das Knoͤpfchen auf die Stange zu schrauben, widerrathe ich, weil es
                                    sich
                                    auf der Schraube leicht drehen und seinen richtigen Plaz veraͤndern
                                    kann, auch der horizontale Arm der Stange, f,
                                    bei dem Auf- und Niedergleiten auf dem unter dem Knopfe befindlichen
                                    Ende des Staͤngelchens, g, einigen
                                    Widerstand an einem darauf geschnittenen Gewinde finden moͤchte.
                           
                           Die Stange, f, steht außerhalb des
                              Wasserbehaͤlters, F, der Pumpe mit einem kleinen
                              Balancier, i, in Verbindung, der sich auf der
                              Stuͤze K, bewegt. Dieser ist bei, e, mit einem Gewichte, m,
                              belastet, dessen Schwere so berechnet ist, daß es die Stange, g, mit dem Saugventile vereinigt aufwiegt, und bei der Arbeit der Pumpe
                              das sich geluͤftet habende Ventil, c,
                              geoͤffnet erhalten kann. n, ist eine
                              Regulirstange, die von dem Gouverneur einer Dampfmaschine, oder von einem mit einem
                              Schwimmer des Dampfkessels verbundenen Hebel kommt. Sie hat unten einen Schliz, der
                              in Fig. 2.
                              besonders abgebildet ist. Mit diesem greift sie bei, o,
                              uͤber das mit dem Gewichte beschwerte Ende des kleinen Balanciers und wird
                              hier durch 2 kleine durch denselben gehende Stifte, p,
                              und, q, in ihrer Lage so erhalten, daß sie keine
                              Seitenbewegung auf demselben machen kann. Der Schliz schiebt sich leicht an dem
                              Balancier auf und nieder, ohne ihn zu bewegen. Die Regulirstange, n, ist mit dem Gouverneur oder Schwimmer in der Art
                              verbunden, daß sie sinkt, wenn die Kugeln des ersteren bei zu großer Geschwindigkeit
                              der Maschine abspringen oder der Schwimmer faͤllt (was durch eine
                              Hebelcommunication leicht zu bewerkstelligen ist). In beiden Faͤllen aber
                              senkt sich dann der untere Rand ihres Schlizes, worauf der Balancier ruhte, dieser
                              wird frei und das Gewicht luͤftet das Saugventil, c, worauf die Arbeit der Pumpe so lange unterbrochen wird, bis die
                              Regulirstange sich wieder hebt, der untere Rand ihres Schlizes das Gewichtsende des
                              Balanciers aufzieht, und dadurch die Saugvalve wieder sinken laͤßt. Ein zu
                              starkes Heben der Regulirstange und des Gewichtsendes des Balanciers kann nicht
                              nachtheilig fuͤr das Ventil werden, weil der horizontale Arm der Stange, f, nach unten Spielraum genug auf dem
                              Staͤngelchen, g, des Ventils hat.
                           
                        
                           Anmerkung.
                           Es mag manchem Mechaniker auffallen, warum ich die Stange, f, nicht gleich Regulirstange seyn lasse, und wozu ich die Anordnung des
                              Balanciers und des Gewichts getroffen habe. Hier meine Gruͤnde: da wo die
                              Wirkung auf die Stange, f, ploͤzlich und mit
                              einer gewissen Energie erfolgt, wie es wohl bei dem Gouverneur einer Dampfmaschine
                              oder der von mir gleich zu beschreibenden Vorrichtung einer hydraulischen Presse
                              geschieht, wuͤrde, wenn der Act dieser ploͤzlichen und energischen
                              Wirkung waͤhrend des Druͤkens des Drukstaͤmpels der Pumpe, wo
                              das Saugventil durch die in dieselbe gedruͤkte Fluͤßigkeit gewaltsam
                              geschlossen gehalten wird, eintraͤte, die Stange, g, leicht gebogen und dadurch fuͤr die Folge unthaͤtig gemacht werden
                              koͤnnen, was fuͤr die Sicherheit des ganzen Hemmungsapparates und
                              seiner Wirkung von hoͤchst nachteiligen Folgen seyn kann. Bei der Anordnung
                              des Balanciers mit dem Gewichte ist die Wirkung auf die Stange aber allein von
                              diesem Gewichte abhaͤngig, und dieses oͤffnet das Saugventil nur beim
                              Saugen der Pumpe, also in einem Augenblike, wo dieses Oeffnen schon von selbst durch
                              das Saugen des Staͤmpels bewirkt wird, es kann also hier nie ein gewaltsamer
                              Zug an der Stange, f, Statt finden. Die Regulirstange
                              hebt nur die Hemmung in der Wirkung des Gewichtes auf, und ihre Action mag so
                              schnell und so kraftvoll eintreten, als sie will, die das Saugventil
                              oͤffnende Ursache bleibt deshalb immer dieselbe.
                           Bei hydraulischen Pressen kann das Luͤften des Saugventils durch eine sehr
                              einfache Vorrichtung bewirkt werden, die zugleich als Anzeiger des Maximums in der
                              Wirkung der Presse zu benuzen ist. Sie ist mit dem inneren Raume des Preßcylinders
                              oder der Preßcylinder, wenn mehrere angewandt werden, durch eine kleine
                              Roͤhre in Verbindung gesezt und in Fig. 3. abgebildet. a, ist hier ein kleiner Cylinder, worin sich ein
                              Staͤmpel, b, in einer Stopfbuͤchse, c, dicht bewegt. Der innere Raum des Cylinders ist mit
                              dem des Preßcylinders durch eben genannte Roͤhre, d, verbunden, so daß die in jenem wirkende Fluͤßigkeit auch ihre
                              Wirkung auf den kleinen Staͤmpel zu aͤußern vermag. Dieser
                              Staͤmpel ist durch eine kleine Verbindungsstange und einem doppelten
                              Scharnier mit dem Hebel, e, verbunden, der ein
                              Stellgewicht, f, nach Art eines Sicherheitsventils hat.
                              Der Durchmesser des Staͤmpels, die Laͤnge des Gewichtshebels und die
                              Schwere des Stellgewichtes muͤssen zusammen so berechnet seyn, daß der
                              Staͤmpel beim Eintritt des Normaldruks in der Presse den Hebel mit dem
                              Gewichte zu luͤften beginnt. Bei, g, ist eine
                              Stuͤze mit einem Schliz, worin der Hebel theils Leitung gewinnt, theils aber
                              auch zugleich am zu starken Sinken und Steigen gehindert wird, indem er in beiden
                              Faͤllen gegen den oberen und unteren Rand des Schlizes anstoͤßt. Durch
                              Stellung des Gewichts kann zugleich der beruͤhrte Normaldruk in der Presse
                              beliebig modificirt werden. Von dem Gewichtshebel fuͤhrt die Regulirstange,
                              x, zu dem Stangenende, r, des kleinen Balanciers der ersten Figur, und faßt uͤber diesen mit
                              einem unten offenen Schlize. Sie wird ebenfalls durch zwei Stifte am Balancier vor
                              Seitenschwankungen auf demselben bewahrt. In Fig. 4. ist der Schliz
                              dieser Regulirstange besonders abgebildet.
                           Die Wirkung dieser Vorrichtung ist folgende: wenn das Maximum des Druks der
                              Fluͤßigkeit in dem Preßcylinder eintritt, beginnt der Staͤmpel, c, in dem kleinen Cylinder, a, sich zu heben und luͤftet den Hebel mit dem Stellgewichte, wobei der Schliz in der
                              Stuͤze, f, das weitere Emporsteigen hindert, der
                              Hebel aber zieht die Regulirstange in die Hoͤhe, so daß der obere Rand des
                              Schlizes den Balancier, den er niedergedruͤkt hielt, frei macht, worauf das
                              Gewicht am anderen Ende desselben zur Luͤftung der Saugvalve seine Action
                              beginnt. Laͤßt der Druk der Fluͤßigkeit in den Preßcylindern etwas
                              wieder nach, wie es z.B. beim Pressen von Oehlsamen geschieht, der beim Heraustreten
                              des Oehls sich etwas zusammenzieht, so faͤllt augenbliklich der
                              Staͤmpel mir dem Hebel und der Regulirstange, und hebt die Wirkung des
                              Balanciergewichts wieder auf, worauf die Drukpumpe so lange wieder arbeitet, bis der
                              Normaldruk von neuem eingetreten ist. Dieser Vorgang wird sich ohne alles Mitwirken
                              des Aufsehers der Presse so oft wiederholen, bis keine Verminderung des Normaldruks
                              mehr Statt finden kann, wo dann die Drukpumpe fuͤr immer außer Arbeit gesezt
                              bleibt, wenn der Aufseher nicht den Druk in dem Arbeitscylinder der Presse aufhebt.
                              Bei Anwendung dieser Vorrichtung kann keine Gefahr durch Uebertreibung des
                              Normaldruks in der Presse entstehen, und dadurch eine Beschaͤdigung oder
                              Sprengung derselben herbeigefuͤhrt werden, selbst wenn der Aufseher sich um
                              dieselbe nicht bekuͤmmert. Sollte es einem Fabrikunternehmer darum zu thun
                              seyn, fuͤr den Aufseher irgend ein hoͤrbares Zeichen des eingetretenen
                              Normaldruks in der Presse zu haben, so ließe sich leicht die Einrichtung treffen,
                              daß der sich luͤftende Gewichtshebel einen Glokenzug in Bewegung sezte. Eine
                              solche Einrichtung wird aber jeder Maschinenbauer ohne besondere Anleitung zu machen
                              verstehen.
                           Indem ich diese Vorrichtung bloß ihrem Principe nach, wie ich hoffe, deutlich genug
                              angegeben habe, darf ich uͤberzeugt seyn, daß jeder Maschinenbaumeister die
                              Anwendung derselben nach allen besonderen Faͤllen zu modificiren verstehen
                              wird.
                           Diejenige hydraulische Presse, die ich vor 8 Jahren fuͤr eine
                              Oehlmuͤhle baute, und die jezt noch der Hr. Kaufmann Karnatz in Rostock zum Pressen des
                              Senfes gebraucht, besaß die Hemmungsvorrichtung der Drukpumpe in der Art, daß der
                              Presser oder Aufseher sie vermittelst der Hand in Bewegung sezte, sobald er
                              bemerkte, daß ein kleines Rohr zu sprizen anfing, was das aus dem Sicherheitsventile
                              kommende Oehl (ich gebrauchte in dieser Presse als fluͤßiges Medium
                              naͤmlich Oehl statt Wasser) in einen Trichter fuͤhrte, der es in den
                              Reservoir der Drukpumpe zuruͤkleitete. Die Anordnung war fuͤr den
                              Presser so getroffen, daß er die Luͤftung des Saugventils von demjenigen
                              Tische aus bestreiten konnte, worauf er den Oehlsamen in die Haartuͤcher zu
                              thun beschaͤftigt war. Zu dem Ende ging die das Ventil luͤftende
                              Stange bis an die Deke des Oehlmuͤhlenlocals, und war hier an dem einen Ende
                              eines leichten Balancier von Holz eingelenkt, der bis uͤber den besagten
                              Tisch reichte, und von seinem entgegengesezten Ende eine Stange zu diesem Tische
                              herabschikte, an welcher ein Gewicht durch seine Schwere die Luͤftung des
                              Saugventils in der Art besorgte, wie es in Fig. 1. geschieht. Wollte
                              der Arbeiter die Wirkung der Drukpumpe wieder erneuern lassen, so bewegte er nur den
                              Hebel einer kleinen Welle uͤber dem Tische, die durch einen kleinen Hebdaumen
                              die Gewichtsstange wieder emporhob.
                           Stubbendorf im Monate November 1827.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
