| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. CXXVI., S. 480 | 
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                        CXXVI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der in London vom 3. bis 29. April 1828 ertheilten
                              Patente.
                           
                              Dem Charles
                                    Harsleben, Esq. in New Ormond Street in der Grafschaft Middlesex: auf
                                 Verbesserungen an den bei der Schiffart gebraͤuchlichen Maschinen,
                                 besonders solchen, welche zum Forttreiben der Schiffe und anderer schwimmenden
                                 Koͤrper dienen; diese Verbesserungen sind auch noch zu anderen Zweken
                                 anwendbar. Dd. 3.
                                    April 1828.
                              
                           
                              Der Lemuel Wellman
                                    Wright, Mechaniker in Weber Street, Lambeth, in der Grafschaft
                                 Surrey: auf eine Verbesserung oder Verbesserungen in dem Bau von Fuhrwerken und
                                 an der Maschinerie, welche man zum Forttreiben, Ziehen oder Bewegen der
                                 Fuhrwerke braucht. Dd. 15. April 1828.
                              
                           
                              Dem John Gottlieb
                                    Ulrich, Chronometerverfertiger in Cornhill, in der City von
                                 London: auf Verbesserungen an Chronometern, Dd.
                                 19. April 1828.
                              
                           
                              Dem William Marshall,
                                 Scheerenfabrikant, in Fountain-Grove, in der Pfarrei Huddersfield, in der
                                 Grafschaft York: auf Verbesserungen an Tuchscheermaschinen. Dd. 26. April
                                    1828.
                              
                           
                              Dem Thomas
                                    Breidenbach, Kaufmann in Birmingham, in der Grafschaft Varwick: auf eine Maschine oder eine mit
                                 Huͤlfe einer Maschinerie verbesserte Verfahrungsweise, Roͤhren
                                 oder Staͤbe zu formen oder zu verfertigen, die auch zu anderen Zweken
                                 dient. Dd. 26.
                                    April 1828.
                              
                           
                              Dem James Griffin,
                                 Sensenfabrikant in Withy Moor Works bei Dudley, in der Grafschaft Worcester: auf
                                 eine Verbesserung in der Fabrikation von Sensen, Sicheln und Gartenmessern. Dd. 26. April
                                    1828.
                              
                           
                              Dem John James Watt,
                                 Chirurg in Stracey Street, Stepney, in der Grafschaft Middlesex: auf die
                                 Anwendung eines gewissen chemischen Praͤparates, um thierische Gifte zu
                                 zerstoͤren und ihre nachtheiligen Wirkungen zu vernichten. Dd. 29. April
                                    1828.
                              
                           
                              Dem Charles Carpenter
                                    Bompas, Esq. in dem Inner Temple: auf Verbesserungen im
                                 Forttreiben von Dampfwagen, wandelnden Dampfmaschinen, Dampfbothen und anderen
                                 Fahrzeugen. Dd. 29. April 1828. 
                              
                           
                              (Aus dem Repository of Patent-Inventions. Juni
                                 1828, S. 395.)
                              
                           
                        
                           
                           Neu erfundene Metallabsonderungs- und
                              Schlaͤmmmaschine.
                           Als eine Erfindung, welche unbestreitbar sehr wichtige Resultate herbeifuͤhren
                              kann, daher die Aufmerksamkeit der Regierungen und aller
                              Privatbergbau-Gesellschaften insbesondere verdient, bezeichnen wir den oben
                              benannten neuen Apparat, welcher die edeln Metalle, als Gold und Silber, ersteres
                              sowohl vom Sande aus Fluͤssen, als aus gepochten Erdschollen, und lezteres
                              sogar vom Schleif; ferner die edeln Steine, dann auch Kupfer, Blei, Zinn u.s.w.
                              nicht allein auf eine aͤußerst oͤkonomische und prompte, sondern auch
                              auf eine ungewoͤhnlich ergiebige Weise
                              absondert, vorzuͤglich aber die Gold- und Silbergewinnung
                              beabsichtigenden Arbeiten, in einem so hohen Grade erleichtert, daß man den Nuzen
                              fuͤglich zehnmahl ergiebiger als denjenigen annehmen kann, den die alten und
                              alle neueren Verfahrungsarten bis heutiges Tages abgeworfen haben, indem mittelst
                              dieser Maschine durch zwei Menschen die Absonderung der Metalle, Halbmetalle und
                              Mineralien aus einer großen Masse Sand oder Erde binnen
                                 einigen Minuten erreicht wird, und daher selbst auch der aͤrmste
                              Goldsand oder Golderde u.s.w., deren Masse bisher nicht einmahl die Arbeitskosten
                              hereinbrachte, einen großen Nuzen abwirft. –
                           Da der Besizer dieser ErfindungHr. Adolph von Ossezky
                                    in Wien (durch seine patriotischen Bemuͤhungen bei der Zusammensezung
                                    der oͤsterreichischen National-Handelscompagnie
                                    ruͤhmlichst bekannt) hat mit seiner (seit kurzer Zeit noch wesentlich
                                    verbesserten) Metallabsonderungs- und Schlammmaschine in Gegenwart
                                    des Herausgebers dieses Journals, waͤhrend dessen juͤngster
                                    Anwesenheit in Wien und im Beiseyn mehrerer ausgezeichneter Personen und
                                    Sachkenner, Versuche anstellen lassen, deren Resultate obigen Bemerkungen
                                    vollkommen entsprachen. A. d. R. seit Kurzem Inhaber eines k. k. ausschließlichen Privilegiums, nach
                              vielfaͤltiger Aufforderung, darauf eine Aktiengesellschaft errichten
                              duͤrfte, so laͤßt sich erwarten, daß diese Aktien bei dem Gewinn,
                              welchen eine solche reelle Unternehmung unter der Leitung sachkundiger und redlicher
                              Maͤnner verspricht, sowohl im In- und Auslande sehr gesucht seyn
                              werden. Um zu sehen, was solche Unternehmungen, im Großen ausgefuͤhrt, durch
                              die Gewinnung der edeln Metalle oder mit anderen Worten des baaren Geldes zu Gunsten
                              der Industrie und des Handels bewirken koͤnnen, wollen wir den Reichthum
                              Verschiedener Laͤnder an Metallen, Erzen und Edelsteinen betrachten.
                           Nennen wir vor allen die oͤsterreichische
                                 Monarchie! – Der Bergsegen, welcher Spanien in der alten Welt so
                              beruͤhmt und maͤchtig gemacht hatte, ruht heut zu Tage uͤber
                              Ungarn und Siebenbuͤrgen, welches die reichhaltigsten und ergiebigsten
                              Silberbergwerke Europa's besizt; beinahe in allen Baͤchen und Fluͤssen
                              Siebenbuͤrgens ist Waschgold. In beiden Laͤndern Blei, Kupfer, Zinn
                              u.s.w., auch ein großer Reichthum an kostbaren Mineralien, als Diamanten und
                              Amethisten, Granaten, Chalcedonen, Onyxen, Carneolen und Achaten, Jaspisen und
                              Porphyren u.s.w. – Boͤhmen hat Gold, Silber, Blei, Zinn, Kupfer
                              u.s.w.; von Edelsteinen: Saphire, Topase, Amethisten, Hyacinthen und sehr reine
                              Granaten, dann andere schaͤzbare Mineralien, als: Jaspise, Achate,
                              Chalcedone, Carncole. Die Bergwerke in Tyrol liefern Gold, Silber, Kupfer, Blei,
                              auch findet man daselbst Edelsteine. Steiermark hat großen Reichthum an Bergwerken,
                              die Silber, Kupfer, Blei u.s.w. enthalten. Auch in Maͤhren findet man
                              Goldsteine und Silber, Blei und Edelsteine. Schlesien hat Goldsand, Kupfer, auch
                              etwas Silber. – Deutschland ist uͤberhaupt
                              nicht ohne ergiebige Silberbergwerke; Goldsand und Waschgold ist in einigen
                              Fluͤssen dieses Landes, als dem Rhein (bei Germersheim und Setz wird Gold aus
                              dem Sande desselben gewaschen), der Elbe, Mulde u.s.w. Rußlands reichhaltige Gold-, Silberund Kupferbergwerke sind
                              allgemein bekannt. Schweden hat in Westmanland und
                              Smoland sehr ergiebige Silber- und Goldbergwerke. In Norwegen, welches so reich an Metallen und Mineralien ist, waren im 16ten
                              Jahrhundert verschiedene goldhaltige Bergwerke im Gange, die jezt nicht mehr
                              bearbeitet werden. Spanien hat außer seinen reichen Erzen
                              eine große Ausbeute an Edelsteinen, als Rubinen, Amethisten u.s.w. Portugal hat viel Silber: der Tajo fuͤhrt Gold mit
                              sich. Frankreich hat viele Silbergruben. Italien hat in dem Thale Vallensasco, in Neapel und
                              Sizilien einige Goldgruben.
                           
                           So erfreulich uͤbrigens die oben erwaͤhnten Proben ausfallen, so ist
                              doch gewiß, daß sich nur dann ein bedeutender und allgemeiner Nuzen von dieser
                              Maschine erwarten laͤßt, wenn moͤglichst betraͤchtliche
                              Kraͤfte aufgeboten und das so hoffnungsreiche Unternehmen im Großen betrieben wuͤrde! –Es ist zu wuͤnschen, daß Hr. von Ossezky, der Eigenthuͤmer der
                                    genannten Maschine, in seinem Unternehmen durch Abnahme vieler Aktien
                                    unterstuͤzt wird, und seine Uneigennuͤzigkeit laͤßt
                                    erwarten, daß er sowohl Regierungen als Privaten, welche sich an ihn wenden,
                                    sehr billige Bedingungen machen wird. – Bei dieser Gelegenheit
                                    glauben wir bemerken zu muͤssen, daß zu Folge einer Verordnung Sr. k.
                                    H. des Großherzogs von Coburg vom 14. Mai d. J. zwoͤlf Jahre lang,
                                    vom ersten Juni d. J. angefangen, jaͤhrlich 9000 Gulden zur
                                    Aufmunterung des Bergwerksbetriebes im Großherzogthum fuͤr
                                    Praͤmien verwandt werden sollen. (Journal de
                                       Francfort, 30. Mai 1828, N. 151.) A. d.
                                    R.
                              
                           
                        
                           Ueber S.
                                 Brown's Triebrad mittelst leeren Raumes,
                           woruͤber wir im polyt. Journ. B. XV. S. 129 Nachricht gaben, kommt jezt
                              auch im Repertory of Patent-Inventions, Mai, S.
                              306, eine Kritik vor, die die Ansicht des London Journal of
                                 Arts bestaͤtigt, daß diese Maschine durch die neueren Verbesserungen
                              des Hrn. Brown nicht nur
                              nichts gewonnen, sondern verloren hat.
                           
                        
                           Ueber Church's Roͤhrengießerei
                           haben wir B. 21. S.
                                 195 Nachricht gegeben. Das Repert. of
                                 Patent-Invent. bringt dasselbe erst jezt, beruft sich aber auf die
                              fruͤhere Kritik desselben im 1. Bande seiner gegenwaͤrtigen Series, S.
                              271.
                           
                        
                           Windmuͤhle zum Pumpen auf Schiffen.
                           Die Brig Hannah, Capt. Bartlett
                              aus Plymouth, bekam in hoher See auf ihrer Ausfahrt ein Lek. 3000 Zuͤge an
                              der Pumpe mußten in einer Stunde gethan werden, um das eindringende Wasser zu
                              gewaltigen. Das Schiffsvoll war bereits erschoͤpft vom Pumpen, und das Schiff
                              wuͤrde unvermeidlich untergesunken seyn, wenn nicht Capt. Bartlett die Idee gehabt haͤtte, eine
                              Windmuͤhle an der Pumpe anzubringen; diese machte in einer Stunde 2461
                              Zuͤge, wenn der Wind stark blies, was hier der Fall war, denn es
                              stuͤrmte beinahe 35 Tage lang. (Lond. Journ. of
                                 Arts. Mai 1828, S. 110.)
                           
                        
                           Ueber das Ausweichen und Vorfahren der Wagen auf
                              oͤffentlichen Eisenbahnen
                           findet sich im Franklin-Journal: „Aus diesem in Gill's technolog. Journ. Mai. S. 304 ein
                                 sehr gut berechneter Aufsaz, in welchem die
                                 Nachtheile, die dadurch entstehen, daß man bei Eisenbahnen mit einem Geleise oͤfters ausweichen muß, zu einem
                                 Verluste von 1 Stunde 21 Minuten auf einer Fahrt von 12 Stunden bestimmt sind.
                                 Wenn man auf Eisenbahnen mit Doppelgeleise vorfahren will, so wird man auf einer
                                 Eisenbahn von 100 engl. Meilen 36 Mahl, in Einem Tage sich in diesem Falle
                                 befinden, und 36 Mahl des Tages um eine Achtel Meile zu kurz kommen. –
                                 Diese Berechnungen beruhen auf dem Grundsaze, auf welchem jede Eisenbahn beruht:
                                 daß naͤmlich taͤglich uͤber jede Eisenbahn 200 Tonnen
                                 erfahren werden muͤssen, (d.i. 4000 Zentner Waaren), wenn die Eisenbahn
                                 durch den von derselben zu nehmenden Zoll bestehen soll. – Man
                                 schlaͤgt also hier vor, die Plaͤze zum Ausweichen, und die
                                 Geschwindigkeit, mit welcher Lastwagen und Kutschen auf der Eisenbahn fahren muͤssen, so zu berechnen, das; die
                                 Wechsel- und Ausweichungs-Plaͤze genau an jenen Stellen
                                 sich finden, wo ausgewichen und vorgefahren werden muß, wenn die Kutschen und
                                 Wagen zur bestimmten Zeit abfuhren, und ihre Geschwindigkeit genau beobachteten.
                                 Hin so genau berechneter Plan ist in England und America ausfuͤhrbar, wo
                                 man im Leben nicht bloß mit Stunden, sondern mit Viertel-Stunden, geizt,
                                 und wo Alles den
                                 Werth der Zeit nach dem Grundsaze: Zeit gewonnen, Alles gewonnen, zu berechnen
                                 weiß.
                              
                           
                        
                           Patentregenschirme.
                           Die Nr. 29. des Register of Arts and Journ. of
                                 Patent-Inventions und das Supplement zum 5. B. des Repertory of Patent-Inventions, S. 430
                              fuͤhren eine Erfindung eines englischen Meisters Staberl, Hrn. Joh. Gregor Hancock, zu Birmingham,
                              an, fuͤr welche derselbe ein Patent nahm, und also 1500 fl. bezahlte, damit
                              er allein das Recht hat, schlechte Regenschirme zu machen. Diese Erfindung besteht
                              darin, daß Hr. Hancock, statt
                              des Fischbeines oder der gespaltenen spanischen Roͤhrchen, Weidenruthen
                              nimmt, durch deren Mitte er der Laͤnge nach elastische Metalldrahte
                              durchzieht. Er lakirt sie dann außen wie Fischbein. – Die Elendigkeit dieser
                              Patenterfindung ist zu einleuchtend, als daß wir ein Woͤrtchen
                              hieruͤber zu verlieren brauchten: nur warnen wir das deutsche Publicum, wenn
                              unsere Regenschirmfabrikanten uns mit solchem lakirten Fischbeine
                              patentmaͤßig bedienen zu wollen geneigt seyn sollten, gegen solche
                              gebrechliche Waare auf der Huth zu seyn.
                           
                        
                           Ueber Samuel Pratt's Patent gegen Seekrankheit.
                           Wir haben von diesem Patente zu seiner Zeit Anzeige gethan (polytechn. Journ. B. XXV. S. 233). Wir haben daselbst ein uns
                              noch kraͤftiger zu wirken scheinendes Mittel vorgeschlagen, einen
                              Haͤngeapparat nach Art desjenigen, in welchem der Compaß aufgehaͤngt
                              ist. Es freut uns, daß das Repertory of
                                 Patent-Inventions in seinem lezten Hefte, dem Maihefte, S. 309,
                              indem es an dem Erfolge des Patentmittels zweifelt, unseren empfohlenen
                              Haͤngeapparat vorschlaͤgt, dessen Einrichtung ohnedieß jedem Seemanne
                              von seinem Compasse aus bekannt ist.
                           
                        
                           Patent-Panoramen-Malerei.
                           Ein Hr. Prevost ließ sich zu
                              Paris am 3. Junius 1816 ein Patent auf 10 Jahre fuͤr sein Verfahren bei
                              Verfertigung von Panoramen ertheilen, welches in der Description des Brevets, B. 13. S.
                                 5, und aus dieser in dem Repertory of
                                 Patent-Inventions mit einigen Anmerkungen der Redaction, Mai, S. 314
                              uͤbersezt ist. Es ist schwer zu sagen, was ungereimter ist, ein Patent auf so
                              etwas zu nehmen oder zu geben.
                           
                        
                           Mason's
                              Verbesserung seiner Patentachsen und der Schmelztiegel.
                           Wir haben Mason's Patentachsen nach Gill's techn. Repos. 10. B. S. 243, 11. B. S.
                              193 im polytechn. Journ. B. XXIII. S. 215
                              bekannt gemacht. Hr. Gill
                              erzaͤhlt in seinem neuesten Maihefte, daß Hr. Mason seine
                              Patent-Gußeisenbuͤchsen innenwendig mit vier Langenfurchen zur
                              Aufnahme der Schmiere auch an den gemeinen Achsen mit dem besten Erfolge angebracht
                              hat, und daß wenn beide gehoͤrig gehaͤrtet sind, man mehrere hundert
                              Meilen mir denselben ohne alles Schmieren fahren kann. Um die Raͤder bei
                              schlechtem Wege weiter von einander laufen zu lassen, hat er ein senkrechtes
                              laͤngliches Loch durch die schraubenfoͤrmigen Enden der Arme der Achse
                              angebracht, die Schraubenniete 6- oder 8ekig gemacht, und in jeder Eke ein
                              Loch angebracht, so daß der Lohnnagel durch die Achse und das Niet zugleich geht,
                              also jede Umdrehung der Schraube in 6 oder 8 gleiche Theile getheilt wird, wodurch
                              die Raͤder weiter von einander gestellt und genauer als gewoͤhnlich
                              befestigt werden koͤnnen. Hr. Mason hat zugleich auch die Schmelztiegel verbessert, indem er bei
                              seinen eisernen Buͤchsen, die er sich selbst gießt, in einem und demselben
                              Tiegel waͤhrend 60 Stunden ununterbrochener Arbeit zwei und dreisig Mahl
                              geschmolzen, und mehr als 1600 Pfund Eisen aus demselben Tiegel gegossen hat.
                           
                        
                           Ueber Eisen- und Stahlerzeugung in Indien.
                           Hr. Gill liefert uns im
                              Aprilhefte seines technol. Repos. S. 221 einen Auszug
                              aus der interessanten, bei uns in Deutschland zu wenig bekannten und beachteten Reisebeschreibung des
                              Hrn. Franz Buchanan (a Journey from Franc. Buchanan, M. D. 1807), in welcher die Art
                              beschrieben ist, wie man in Indien Eisen gewinnt, schmilzt und Stahl erzeugt. Unsere
                              Eisenhuͤttenmaͤnner werden zwar aus den von Hrn. Dr. Buchanan gegebenen Notizen nicht lernen,
                              wohlfeileres oder besseres Eisen zu erzeugen; sie werden aber die Stufe kennen
                              lernen, auf welcher die Eisenhuͤttenkunde noch jezt in Indien steht, die sich
                              von dem Zeitalter Tubalkains noch nicht sehr entfernt zu haben scheint.
                           
                        
                           Abhuͤlfe gegen das Rauchen der Schornsteine.
                           Herr Mordan hatte einen Heerd
                              mit einem Schornsteine, der untern sehr weit war und gewaltig rauchte. Um dieser
                              Ungelegenheit abzuhelfen, verengerte er den Schornstein unten so, daß er bloß
                              uͤber dem Roste einen senkrechten Zug anbrachte, der einen Fuß weit und hoch
                              war, und in den Schornstein fuͤhrte. Vorne an dem Zuge brachte er einen
                              Rahmen aus geschlagenem Eisen mit salzen an, in welchem sich ein Schieber aus
                              Eisenblech auf und nieder schieben laßt. Dieser Schieber ragt uͤber das Feuer
                              oder uͤber den Rost ungefaͤhr einen Quadratfuß weit hervor, und ist
                              nach oben schief abgedacht; er ist mit einem Griffe versehen, mittelst dessen er in
                              die Hoͤhe gehoben und herabgelassen werden kann. Wenn dieser Schieber oder
                              Hut in die Hoͤhe geschoben ist, leitet er den Rauch in den Zug und in den
                              Schornstein, da er an den Seiten geschlossen ist, und das Feuer brennt wie
                              gewoͤhnlich, jedoch so, daß der Heerd nicht raucht. Wenn aber das Feuer
                              anbrennen oder staͤrker brennen soll, laͤßt man den Hut herab beinahe
                              bis auf den Rost, wodurch dann ein starker Zug auf das Feuer erzeugt wird, und
                              dieses augenbliklich rasch zu brennen anfaͤngt. Die Seiten um den Rost sind
                              ebenfalls mit Eisenblech geschlossen, so daß die Luft nur von vorne auf den Rost
                              kann, und ruͤkwaͤrts den Rauch in die Hoͤhe treibt. Gill's technolog. Repos. Mai
                              1828. S. 299. (Unsere Leser werden sich an eine aͤhnliche Vorrichtung in der
                              Ankerschmiede zu Chelsea erinnern.) Das Maͤrz-Heft des Franklin-Journal enthaͤlt S. 208 eine aͤhnliche
                              Vorrichtung an einem Kamine bloß aus einem Blatte Papier, das man bis auf eine
                              gewisse Tiefe am Kamine herabsteigen laͤßt.)
                           
                        
                           Rettungsmittel bei Feuersbrunst.
                           Hr. Read ließ sich zu London in
                              Gegenwart einer Menge von Zuschauern aus einem 60 Fuß hohen Fenster in
                              Regent-street auf folgende Weise herab. Er nahm ein Seil, das
                              ungefaͤhr 430 Fuß lang war, befestigte in seinem Zimmer uͤber dem
                              Fenster, aus welchem er sich herabließ, einen starken eisernen Ring, der in der
                              Mitte mit einem senkrechten starken Stifte versehen war. Um diesen Stift ließ er das
                              Seil ein Mahl herumlaufen, befestigte an einem Ende desselben einen Buͤndel
                              Kleider und Waͤsche, auf welchen er sich sezte, und warf das ganze
                              uͤbrige Seil zum Fenster hinaus auf die Gasse. An dem von dem Ringe auf die
                              Gasse hinabhangenden Seile hielt er sich nun mit beiden Haͤnden fest,
                              waͤhrend er das andere Ende des Seiles zwischen seinen Schenkeln hielt, und
                              ließ sich so, indem er das haͤngende Seil nach und nach durch seine
                              Haͤnde laufen ließ, sicher und bequem hinab. Die Reibung des Seiles um den
                              Stift in dem Ringe reichte hin, die beschleunigte Bewegung waͤhrend des
                              Niederlassens so zu maͤßigen, das; die Kraft der Haͤnde zureichen
                              konnte, um das Seil fest zu halten. (Galignani's
                                 Messeng. Mai.Wir wuͤrden dieses Experiment hoͤchstens einem kuͤhnen
                                    und geuͤbten Seemanne nachzumachen rathen. Indessen kann ein am
                                    Fenster befestigter Ring, durch welchen man ein Seil zieht, das mehr als
                                    doppelt solang ist, als die Hoͤhe des Fensters uͤber der
                                    Gasse, dazu dienen, um Kinder etc. mittelst der Leute auf der Gasse, die das
                                    Seil allmaͤhlich nachlassen, mit aller Sicherheit bei Feuersgefahr
                                    vom Fenster hinabzulassen, wo aber dann noch uͤberdieß eine Schnur an
                                    dem Korbe oder Sake, in welchem das Kind stekt, angebracht seyn muß, um
                                    dasselbe waͤhrend des Hinablassens gehoͤrig zu leiten, damit
                                    es nicht hin und her schwanken kann, und sich an der Mauer etc. zerschellt.
                                    A. d. U.)
                           
                        
                           
                           Staͤrke des Menschen.
                           Man schaͤzt in der Library of useful Knowledge die
                              Staͤrke Eines Menschen auf ein Sechstel der Staͤrke Eines Pferdes,
                              wobei jedoch bemerkt wird, daß Ein Mensch leichter und schneller 4 Ztr. uͤber
                              einen Berg schafft, als Ein Pferd 5 Ztr., was von dem Unterschiede im Baue des
                              Koͤrpers herruͤhrt. Hr. Buchanan nahm zuerst auf die verschiedene Kraftaͤußerung bei
                              verschiedener Stellung Ruͤksicht, und fand, daß die Kraft, die ein und
                              derselbe Mensch bei dem Pumpen, bei dem Drehen einer Kurbel, bei dem Lauten einer
                              Gloke und bei dem Rudern eines Bothes aͤußert, sich verhaͤlt, wie die
                              Zahlen 100, 167, 227 und 248. Als Ruderer ist der Mensch demnach am
                              staͤrksten. (Franklin Journ. Februar, S.
                              112.)
                           
                        
                           Genaueste Vergleichung des englischen und
                              franzoͤsischen Maßes und Gewichtes.
                           Nach den HHrn. Matthieu, Legendre und Dulong verhaͤlt sich
                              der neue Imperial English yard zu dem
                              franzoͤsischen Metre wie folgt.
                           
                              
                                 Das Metre
                                 = 39,37079 englische Zoll, und
                                 
                              
                                 Der englische Yard
                                 =   0,91438348 Meter.
                                 
                              
                                 Die englische Unze (2 Loth)
                                 = 31,0913 Grammes.
                                 
                              
                           (Register of Arts. N. 32, S. 127.)
                           
                        
                           Verzinnte Gewichte aus Gußeisen.
                           Da Gewichte aus Messing theuer sind, Gewichte aus Gußeisen aber leicht rosten, kam
                              Hr. Béyou auf die Idee,
                              leztere zu verzinnen, wodurch sie nicht bloß gegen den Rost geschert werden, sondern
                              auch ein sehr elegantes Ansehen erhalten. Er verfaͤhrt der Verfertigung
                              derselben auf folgende Weise.
                           Die zu verzinnenden Gewichte werden sehr rein gepuzt, was meinem 18 bis 20gradigen
                              schwefelsauren Bade geschieht, worauf man sie in reines Wasser legt. Hierauf kommen
                              sie in ein Wasser, in welchem 1/17 des Gewichtes des Wassers Salmiak
                              aufgeloͤst wird. Waͤhrend dieser Arbeit schmelzt man hoͤchst
                              feines und reines Sinn, dem man 6 Loth Kupfer auf den Ztr. zusezt. Nachdem diese
                              Mischung gehoͤrig geschmolzen und noch sehr heiß ist (jedoch nicht so stark,
                              daß sie sich an das Eisen hinge), werden die Gewichte in dasselbe getaucht.
                           Gewichte, die polirt werden sollen, muͤssen, ehe sie noch in das schwefelsaure
                              Bad kommen, auf die Drehebank gebracht werden, und, nachdem sie in das heiße Zinn
                              getaucht wurden, muͤssen sie neuerdings auf der Drehebank abgedreht, und mit
                              dem Polireisen polirt werden.
                           Damit die 6 Loth Kupfer, die man dem Zinne zusezt, leichter schmelzen, muͤssen
                              sie vorlaͤufig nur mit 6 Pf. Zinn gemengt, werden, und damit die Verbindung
                              Zwischen den beiden Metallen inniger geschieht, empfiehlt Hr. Béyou einen Knollen Knoblauch an einem
                              Eisendrahte in das geschmolzene Metall zu haͤngen. (!!) Die geschmolzene
                              Mischung sezt man dann dem uͤbrigen geflossenen Zinne zu.Diese Gewichte, so schoͤn sie sind, haben jedoch den Nachtheil, daß
                                    die Verzinnung sich nach und nach abreibt, und das Gewicht so bald leichter
                                    wird. A. d. U. (Bulletin des Sciences technolog. April, S. 284,
                              aus dem Industriel.)
                           
                        
                           Großes achromatisches Fernrohr zu Paris.
                           Hr. Lerebours verfertigte ein
                              achromatisches Fernrohr fuͤr die Sternwarte zu Paris, dessen Objectivglas 24
                              Zoll im Durchmesser und eine Brennweite von 25 Fuß hat. Es kostete ungefaͤhr
                              1670 Pf. Sterl. ohne Gestell, welches auf ungefaͤhr 415 Pf. St. gekommen ist.
                              (Lond. Journ. of Arts. Mai 1828, S. 111.)
                           
                        
                           Typen fuͤr Blinde
                           Obschon die Anstalten das Ungluͤk der Blinden zu erleichtern, sich
                              taͤglich mehr vermehren, und es wirklich, da die groͤßten Geister der Menschheit, Homer, Ossian, Pfeffel, stokblind waren, beinahe eine
                              Frage ist, ob Blindheit als Ungluͤk betrachtet werden kann, und ein Tauber
                              ein weit elenderer Mensch ist, als ein Blinder (denn nie haben Taube Großes oder
                              auch nur Mittelmaͤßiges geleistet), folglich Bildungsanstalten fuͤr
                              Taube und Taubstumme weit dringender sind, als fuͤr Blinde, ertheilte die Society of arts doch Herrn Gibson, einem Blinden, die goldene Medaille
                              fuͤr folgende von ihm erfundene Vorrichtung, Blinde schreiben und rechnen zu
                              machen. Dieselbe besteht aus Wuͤrfeln, auf deren oberen Flaͤche die
                              Lettern, Zahlen etc. hinlaͤnglich erhaben geschnizt sind, um durch das
                              Gefuͤhl kenntlich zu werden. Auf der unteren Flaͤche sind Spizen so
                              gestellt, daß, wenn der Wuͤrfel auf Papier, das auf einem harten Kissen
                              ausgebreitet liegt, niedergedruͤkt wird, indem Papiere die Figur der Lettern
                              oder Buchstaben durchgestochen wird, so daß der Blinde dieselbe an den
                              durchgestochenen Lettern, Zahlen etc. leicht greifen kann. Der Blinde sucht sich nun
                              die noͤthigen Wuͤrfel zu einem Worte, zu einer Zahl zusammen,
                              druͤkt sie auf das Papier durch, und kann so schreiben und rechnen. Register of arts. S. 87.
                           
                        
                           Ueber Springquellen.
                           Man bohrt jezt in America, in England, in Frankreich uͤberall fleißig mit dem
                              Erdbohrer und gelangt dadurch zu den sonderbarsten Resultaten. So bohrte Hr. Parrot,
                              Marktscheider, im vorigen Jahre im Departement der Ardennen bei dem Dorfe Prix am
                              rechten Ufer der Maas auf Steinkohlen. Nachdem er 145 1/2 Meter tief mit dem
                              Erdbohrer gekommen war, stieß er auf ein 14 Decimeter maͤchtiges Thonlager,
                              und nachdem dieses durchstochen war, fiel der Bohrer schnell in einer 16 Centimeter
                              starken Schichte von feinem Schatter. Man bemerkte uͤbrigens keine
                              Veraͤnderung in dem Stande des Wassers im Bohrloche. Als man aber am anderen
                              Morgen das Loch auspuzte, sprang das Wasser aus dieser ungeheuren Tiefe 5 Decimeter
                              hoch uͤber die obere Oeffnung des Bohrloches (4 Meter uͤber den
                              mittleren Wasserstand der Maas) empor. Dieses Wasser war gesalzen, und hielt 2 1/4
                              p. C. Salz. In einer Stunde liefert die Quelle ungefaͤhr 3 Kubikmeter. Man
                              bohrte noch zwei Meter tiefer in einer muschelhaltigen Mergelschichte. Es gibt also
                              auch in anderen Erdlagern, als in der Kreide oder im Kreidenmergel, Springquellen,
                              obschon man diese am haͤufigsten in solchen Lagern findet. Hr. Baillet fand eine solche
                              Springquelle auch im rothen Sandsteine. (Bullet. de la Soc.
                                 d'Encourag. N. 284, S. 44.
                           
                        
                           Neue Thermometer-Fassung.
                           Ein Herr W. Mageough theilt in
                              dem Philosoph. Magazine and Annals of Philosophy. Mai,
                              S. 365 die Idee zu einer neuen Fassung eines Thermometers mit, wodurch dasselbe,
                              insofern die Roͤhre auch aus Erde oder Metall seyn kann, zum Pyrometer
                              werden, und Waͤrmegrade anzeigen kann, die man bisher mit keinem Thermometer
                              zu bestimmen vermochte. Die Idee beruht darauf, das Thermometer in dem Mittelpuncte
                              seiner Schwere horizontal so aufzuhaͤngen, daß es sich um seine Achse drehen
                              kann, wo es dann auf dem Frierpuncte, mit einem Arme sinken, auf dem Siedpuncte mit
                              dem entgegengesezten Arme steigen wird. Die Spize des Thermometers deutet,
                              waͤhrend dieser Schwankungen auf einem graduirten Halbkreise die Grade der
                              Temperatur an, und zeichnet sie auch selbst auf. Wir erwarten hieruͤber Versuche deutscher Physiker, die ihre Versuche mehr auf
                              das Nuͤzliche wenden sollen. Unsere Thermometer sind in technischer Hinsicht
                              noch nicht, was sie seyn sollten.
                           
                        
                           Ueber Sammtmalerei
                           findet sich ein sehr interessanter Aufsaz im 4. Stuͤke
                              des Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, S. 202 von Hrn. Spoͤrlin aus Wien, der indessen mehr fuͤr den
                              bildenden Kuͤnstler, als fuͤr den Fabrikanten Interesse hat.
                              Sammtgemaͤhlde haben nur Werth als Meisterstuͤke der Kunst, und
                              schoͤne Kuͤnste werden garstige Kuͤnste, sobald der Fabrikgeist
                              sich ihrer bemaͤchtigt. Maler koͤnnen hier lernen, wie sie ihren
                              Pinsel auf Sammt verewigen koͤnnen: allein unser Journal ist nicht ein
                              Journal fuͤr Maler, sondern fuͤr Techniker.
                           
                        
                           
                           Salzkrystalle aufzubewahren.
                           Krystalle von Salzen, die entweder leicht verwittern oder zerfließen, erhalten sich
                              am besten, wenn man sie in eine Luft gibt, die mit
                              Terpenthinoͤhl-Daͤmpfen geschwaͤngert ist. Hr. Deuchar theilte diese Wahrnehmung
                              der Wernerian Society mit, und schlaͤgt daher
                              vor, auf den Boden des Glases, in welchem man sie aufbewahrt, einige Tropfen
                              Terpenthinoͤhl fallen zu lassen. (Lond. Journal of
                                 Arts. Mai, S. 119.)
                           
                        
                           Ueber die Anthracite von Ufholz und
                              Steinbach.
                           Die vortreffliche Société industrielle de
                                 Mulhausen, die auf alles Nuͤzliche ihr Spaͤher- und
                              Kennerauge wendet, schenkte auch den Anthraciten zu Ufholz und Steinbach ihre
                              Aufmerksamkeit, und erstattet hieruͤber in der 4. Numer ihres trefflichen Bulletin S. 222 Bericht. Der Ausschuß bemerkt, daß diese
                              Anthracite, weil sie schwer brennen und wenig Hize geben, nie bei Dampfmaschinen
                              benuͤzt: werden koͤnnen. Wir geben dieß allerdings gern zu, erlauben
                              uns aber die Bemerkung, daß man in N. America von den Lehighkohlen, die wahre
                              Anthracite sind, bei ihrer ersten Entdekung ganz und gar dasselbe sagte;
                              gegenwaͤrtig (d.h. seit man mit ihnen umgehen lernte) gelten sie aber
                              fuͤr das beste Brennmaterial in N. America, nach welchem die Brauchbarkeit
                              aller uͤbrigen Steinkohlen- und Holzarten berechnet werden. Die
                              lezteren Jahrgaͤnge von Silliman's Journal und vom Franklin
                                 Journal sind, wie wir im polyt. Journ. oͤfters bemerkten, voll von
                              Aufsaͤzen uͤber die Brauchbarkeit der Lehighanthracite und
                              uͤber die Art, dieselben gehoͤrig zu benuͤzen. Wir erlauben
                              uns, die verehrliche Société de Mulhausen
                              hierauf aufmerksam zu machen.
                           
                        
                           Steinoͤhl zur Leuchtgasbereitung.
                           Ein Hr. Mucius Scaͤvola
                              schlaͤgt im Franklin Journal. Januar 1828, S. 36
                              vor, Steinoͤhl, das in den Salzwerken um Pittsburgh so haͤufig
                              vorkommt, daß das Gallon (10 Pf.) nur 1/4 Dollar kostet, zur Leuchtgasbereitung zu
                              benuͤzen. Man wird in Europa schwerlich irgendwo das Steinoͤhl zu
                              einem so niedrigen Preise finden. Sollte dasselbe jedoch irgendwo in Menge
                              vorkommen, und nicht besser benuͤzt werden koͤnnen, so waͤre
                              dieß eine neue Art, dasselbe zu benuͤzen.
                           
                        
                           Cigarren-Parfuͤm.
                           Der Sekretaͤr der Société de
                                 Médecine, Sect. de Pharmacie, las in der Sizung vom 26. Jan. l. J.
                              eine Notiz uͤber eine wohlriechende Pflanze aus der Insel Cuba vor, die man
                              Trebel heißt, und die zur Parfuͤmirung der
                              ausgesuchtesten und feinsten Havanna-Cigarren dient. „Es ist doch
                                 eine wahre Schande fuͤr unser Zeitalter, daß ein Sekretaͤr einer
                                 medicinisch-pharmaceutischen Gesellschaft: eine
                                    solche Notiz uͤber eine Pflanze mittheilen kann, die Millionen
                                 verkehrt. Zu Zeiten Piso's und Marcgraf's haͤtte man eine solche Notiz achten koͤnnen;
                                 heute zu Tage zeigt sie aber bloß, wie selten das gruͤndliche Studium der
                                 Naturgeschichte, selbst bei jenen Gesellschaften, die lediglich von denselben
                                 leben, geworden ist. Was wissen wir jezt, wenn wir wissen, daß diese Pflanze bei
                                 den Singebornen Trebel heißt? Hundert und oft mehr als hundert verschiedene
                                 Pflanzen haben bei Halbwilden einen und denselben Namen, wie bei
                                 uͤbercultivirten Voͤlkern eine und dieselbe Pflanze oft 50
                                 verschiedene Namen hat. (Journal de Pharmacie,
                                 Maͤrz. S. 147.)
                              
                           
                        
                           Wegzoͤlle in England.
                           Auf der Straße zwischen London und Bath zahlt jede Kutsche beinahe fuͤr jede
                              englische Meile (1/4 deutsche) Einen Shilling (36 kr.) Zoll. (Galignan Mess. a. a. O.)
                           
                        
                           Folgen der Seidenwaaren-Einfuhr in England.
                           Die Seidenwaaren-Fabrikanten in England ruͤsten sich zu einer neuen
                              kraͤftigen Deputation an das Parliament, die Einfuhr der
                              franzoͤsischen Seidenwaaren wieder, wie ehemals zu verbieten, indem sie und ihre
                              Tausende von Arbeitern nach dem neuen philanthropisch-kosmopolitischen
                              Handelsfreiheitssysteme rein verhungern muͤssen. (Galignan. Messeng. 10. Mai.)
                           
                        
                           Ausfuhr und Einfuhr in England.
                           Nach einer dem Parliament vorgelegten Berechnung betrug die Ausfuhr im Jahre 1826 an
                              Werth 50,399,556 Pf. Sterl., wovon fuͤr 40,332,854 Pf. Sterl. englische
                              Producte und Manufacturen; im Jahre 1827 61,082,695 Pf. Sterl., wovon fuͤr
                              51,276,448 Pf. Sterl. engl. Prod. und Man. Globe.
                           
                        
                           Wohlfeilheit in Bengalen.
                           Der jaͤhrliche Unterhalt einer Familie (von Mann, Weib und 2 Kindern) in
                              Dinagepore, einer Provinz von Bengalen, betraͤgt, nach der Statistik dieser
                              Provinz, nur 3 Pf. Sterl. (36 fl.) oder 15 Shill. fuͤr den Kopf. Die Kleidung
                              fuͤr ein Individuum kommt nur auf 1 Shill. (Lond.
                                 Chronicle.)
                           
                        
                           Wie weit die moͤgliche Bevoͤlkerung hinter der
                              wirklichen steht!
                           Pater Peters, ein Jesuit, berechnete, das; vier Menschen,
                              wenn alles gut geht, in 260 Jahren nicht weniger als 268,719 Millionen Nachkommen
                              haben koͤnnen. Wie weit steht die wirkliche Bevoͤlkerung der Erde seit
                              6000 Jahren hinter dieser moͤglichen? Sir W. Blackstone erwies, daß in zwanzig
                              Generationen jeder Mensch wirklich 1,048,576 Voreltern hatte. (London Weekly Review.)
                           
                        
                           Stuart's Anekdoten uͤber Dampfmaschinen.
                           Unter dem Titel: „Anecdoten of Steam Engines, by
                                    Rob. Stuart,
                                    Engineer“ erscheint jezt zu London eine Zeitschrift in
                              16°, die im Repertory of
                                 Patent-Inventions, Mai, S. 322, als sehr lehrreich und unterhaltend
                              geschildert wird, und nach dem daselbst gegebenen Auszuge es auch wirklich zu seyn
                              scheint, wenn gleich der Herr Verfasser sich zuweilen zu weit verliert, indem er
                              Spuren von Dampfmaschinen an der Memnon'saͤule, bei Hero Alexandrinus, Gerbert, Cardan, Mathesius, Besson, Ramelli, Porta, De Caus,
                                 Branca, Drebbel, Kircher, Wilkin's und in Dr.
                                 Plot's
                              History of Staffordshire findet.
                           Die eigentliche Geschichte der Dampfmaschine faͤngt erst im 2. Kapitel mit dem
                              beruͤhmten Marquis of Worcester an, wo, wie das
                              Repertory of Patent Inventions a. a. O, S. 322
                              bemerkt: „ein merkwuͤrdiger Bericht uͤber die geistvollen
                                 Anstrengungen der Marquisinn von Worcester gegeben wird, durch welche sie nach
                                 dem Tode des Marquis noch bemuͤht war, den Gebrauch dieser
                                 „uͤber die Fluten gebietenden Maschine“ zu
                                 verbreiten. Nun kommen noch die Nachrichten uͤber Dampfbenuͤzung
                                 durch Hauteville, und uͤber die Maschinen des
                                 Sir Samuel Morland, der im
                                 J. 1682 ein Buch schrieb, welches das erste ist, worin man eine gedrukte
                                 Nachricht von einer Dampfmaschine, als einer wirklich arbeitenden Maschine
                                 findet. Es ist bloße Vermuthung, daß eine im J. 1651 an einen gewissen Hartlil gerichtete Broschuͤre von einer
                                 Dampfmaschine handelt.
                              
                           Die folgenden Kapitel enthalten Notizen uͤber die Maschine Savery's, der hier von dem Verdachte
                              frei gesprochen wird, als habe er Worcester's Maschine copiert; uͤber Papin's Erfindungen und Versuche; uͤber Luipold's Ideen; uͤber die Wiederaufstellung von Newcomen's und Cawley's
                              Maschine und uͤber Brighton's Verbesserungen an
                              dieser lezteren. Nebenher werden auch andere Maschinen aufgefuͤhrt; wie Amonton's Feuerrad, Desaguliers
                                 Verbesserung an Savary's Maschine; der Apparat
                              des Landgrafen von Hessen; Prinz Rupert's Raͤder-Both; die
                              Dampfbothe von Allen, Gensane, und Huͤll, und die
                              Plaͤne, welche Daniel Bernoulli und Gautier aus Nancy der Academie des Sciences zu Paris uͤberreichten, um Bothe zu treiben. Fizgerald's Methode, aus einer Wechselbewegung eine
                              anhaltende umdrehende zu machen, wird hier gleichfalls abgefuͤhrt, so wie Brindley's Plan zu einem steinernen Kessel, Cugnot's Dampfwagen, Blakey's
                              Abaͤnderung an Savary's Maschine, und Smeaton's Verbesserung an jener von Newcomen. Papin's edles Betragen gegen seinen Rivalen Savary wird hier billig gelobt, und seiner Erfindung der
                              Sicherheitsklappe das verdiente Lob gezollt.
                           Der zugleich wegen seines Scharfsinnes und seiner Faulheit, beruͤhmte Junge,
                              Humphry Potter, ist hier nicht vergessen, indem er der
                              Erste war, der die Maschine ihre Klappen und Haͤhne selbst treiben ließ. Es
                              scheint aber irrig hier angegeben, daß Papin der Erste
                              war, der Flamme und Rauch durch Zuͤge niedersteigen machte, da nach Boerhave (Elementa Chymiae),
                              Delesme der Erste gewesen ist, der im J. 1686 die
                              hierzu noͤthige Vorrichtung angegeben hat, waͤhrend Papin erst im J. 1695 daruͤber schrieb.
                           Vom 8. bis 18. Capitel kommen bloß Anekdoten aus der Jugend des selig. Watt vor,
                              nebst einigen Notizen uͤber Smeaton, Brindley, Dr. Roebuck, Genevois, Wilkinson (der die Bohrmaschine
                              verbesserte), Wasbrough und Pickaro, Bettancourt und Prony. „So
                                 sehr auch „sagt das Repertory unsere
                                    Englaͤnder sich in affectirter Schmeichelei fuͤr den Schatten
                                    des Unsterblichen erschoͤpften, um sich jezt mit dem Glanze des
                                    Mannes zu schmuͤken, dem sie fruͤher nicht einmahl ein
                                    Stuͤkchen Grundes fuͤr eine Huͤtte schenkten, in
                                    welcher er sein wuͤrdevolles Leben haͤtte hinbringen
                                    koͤnnen, so weiß Herr Stuart doch noch immer uns etwas Neues uͤber diesen
                                    großen Mann zu erzaͤhlen, und wir wissen jezt, wie viel Herr
                                    Bolton den
                                    Talenten Watt's zu danken hat, der zu Glasgow
                                    unter den heißhungerigen und intoleranten Decanen haͤtte in
                                    Dunkelheit sterben und verderben koͤnnen, wenn er nicht von Bolton mit einer Liberalitaͤt aufgenommen
                                    und unterstuͤzt worden waͤre, die dem Herzen des Lezteren eben
                                    so hohe Ehre bringt, als seinem Geiste. Aber auch diese Aufnahme
                                    wuͤrde England noch nicht in den Stand gesezt haben, in so kurzer
                                    Zeit die nicht zu berechnenden Vortheile der Dampfmaschine zu genießen, wenn
                                    Herr Bolton nicht im
                                    Stande gewesen waͤre, 50,000 Pfund Sterling (600,000 fl. rheinl.)
                                    auszulegen, ohne einen Kreuzer dafuͤr ehe zu erhalten, als sein
                                    wohlberechnender Speculationsgeist, der den Werth dieser Erfindung
                                    durchblikte, und wohl einsah, daß hier ein solcher Aufwand
                                    unerlaͤßlich ist, wenn sie gelingen soll, es voraus berechnet
                                    hatte.“
                                 
                              
                           Das Repertory bemerkt, daß Herr Stuart sich irrte, wenn er S. 273 sagte: Bolton habe sich verbuͤrgt, mittelst seiner
                              Maschine 30 Millionen Pfund mit 84 Pfund Steinkohlen Einen Fuß hoch zu heben; er
                              verbuͤrgte sich nur fuͤr 23 Millionen und 0,44. Eben so ist es
                              unrichtig, daß, wie es S. 321 heißt, kein Unterschied zwischen dem beladenen
                              Flugrade (das Pickard zuerst gebrauchte) und jenem
                              Wasbrough's ist. Pickard hat der Erste oͤffentlich die
                              Wechselbewegung in eine umdrehende verwandelt; Watt that
                              dasselbe zwar fruͤher, aber nur privatim.
                           
                        
                           Watt's
                              Denkmahl.
                           Das Denkmahl, welches man dem Andenken Watt's in
                              Schottlands Hauptstadt errichtet, wird nicht in einer Statue, sondern in Errichtung
                              einer Schule fuͤr Handwerker, unter dem Namen Watt's Institut, bestehen, damit die Handwerker nie vergessen, daß Watt, der durch die Dampfmaschine der Menschheit so viel
                              nuͤzte, ein Handwerker war. (Mech. Mag. N. 241.
                              S. 160.)
                           
                        
                           Preisaufgabe der Academie royal. de
                                 Rouen.
                           Ein einfaches, wenig kostbares und an allen Oefen und Heerden leicht anwendbares
                              Mittel, den Steinkohlenrauch zu verbrennen oder zu zerstoͤren. Preis: eine
                              Medaille von 300 Franken. Die Abhandlung muß vor dem 1. Julius 1828 an Hrn.
                              Cazalis, Sekretaͤr
                              der Akademie eingesendet werden. (Bulletin 6. scienc.
                                 techn. April, S. 308.)
                           
                        
                           Litteratur.
                           
                              Deutsche.
                              
                                 Die Erwaͤrmung der Menschenwohnungen durch
                                       Oefen. Fuͤr Bauende, und fuͤr Haus- und
                                    Wohnungs-Besizer u.s.w. herausgegeben von C. W. Wimmer. Muͤnchen 1828 bei Friedrich Michaelis. Mit einer Kupfertafel. (Preis 30 kr.)
                                    – Eine sehr empfehlenswerte kleine Schrift. Der Verfasser theilt
                                    einen sehr ausfuͤhrlich beschriebenen Plan mit, wie eine Luftheizung
                                    ohne aͤußere Vorkehrungen bewerkstelligt werden kann, wozu er
                                    Manteloͤfen vorschlaͤgt.
                                 Handbuch der populaͤren Mechanik. Nach
                                    Robert Brunton's Compendium of Mechanics, bearbeitet von Ignaz Edlen von Mitis, Ausschußrathe des
                                    niederoͤsterreichischen Ritterstandes. Mit 3 Kupfertafeln. Wien 1828
                                    bei Sollinger. Herr von
                                       Mitis hat durch diese sehr zwekmaͤßige Bearbeitung des
                                    Brunton'schen Handbuchs (welches bereits die
                                    zweite Auflage erlebte) in der That einem dringenden Beduͤrfniß
                                    abgeholfen, und sich kein geringes Verdienst um dasjenige deutsche Publikum
                                    erworben, welches im Fache der Gewerbsmechanik ohne wissenschaftliche
                                    Vorbereitung und Theorie, bloß practisch arbeitet und durch seine
                                    Verhaͤltnisse abgehalten worden ist, einem Zeit und Geld fordernden
                                    Unterrichte beizuwohnen.Das
                                          zu Glasgow von Robert Brunton erschienene
                                          Werk, nach dessen Plane, Eintheilung und Gegenstaͤnde jenes
                                          genau bearbeitet ist, fuͤhrt den Titel: A compendium of Mechanics or Text Book for
                                             Engineers, Millwrights, Machine
                                             makers etc. Containing practical Rules and tables connected
                                          with the Steam engine, Water wheel, Force pump et Mechanics in
                                          general. Der Gebrauch der fuͤr die
                                    verschiedenartigsten, in der practischen Mechanik vorkommenden Aufgaben
                                    gegebenen Regeln, ist jedesmahl durch ein Beispiel erlaͤutert.
                                 Untersuchungen uͤber die angeblichen
                                       Nachtheile des zunehmenden Fabrik- und Maschinenwesens, nebst
                                       Betrachtungen uͤber die Zerruͤttung der oberrheinischen
                                       Industrie, Anfangs 1828. Von Prof. C. Bernoulli. Aus dem zweiten
                                    Baͤndchen seines schweizerischen Archiv's fuͤr Statistik und
                                    Nationaloͤkonomie, besonders abgedrukt. Basel, bei J. G. Neukirch. 1828. Der Verfasser handelt zuerst
                                    von dem Einfluß des uͤberhandnehmenden Fabrik- und
                                    Maschinenwesens auf den materiellen Wohlstand oder die wirtschaftlichen
                                    Verhaͤltnisse der Voͤlker. Er zeigt den Zusammenhang des
                                    Fabrik- und Maschinenwesens, und kommt sodann auf die Widerspruͤche, welche bei der
                                       gewoͤhnlichen Beurtheilung desselben begangen werden.
                                    „So sehr man insgemein geneigt ist, sagt er hier sehr wahr, von aller
                                    Theorie und allem Raisonnement an die Erfahrung zu appelliren, so scheint man in dieser
                                    Angelegenheit gerade umgekehrt lezterer wenig zu trauen, und seine Ansicht
                                    lediglich auf Vernunftgruͤnde stuͤzen zu wollen. Fuͤr
                                    diejenigen, welche anerkennen, daß nur summarische Ergebnisse in solchen
                                    Untersuchungen entscheiden koͤnnen, gilt es gewiß fuͤr eine
                                    uͤber allen Zweifel erhobene Thatsache:
                                    daß alle civilisirten Nationen troz der unzaͤhligen arbeitsparenden
                                    Erfindungen, die sie eingefuͤhrt, ungleich mehr und anhaltender
                                    beschaͤftigt sind, als uncivilisirte; daß die Zahl der Arbeiter
                                    gerade in den Industriezweigen, in welchen die auffallendsten
                                    Vervollkommnungen des Verfahrens Statt gefunden, am meisten zugenommen hat;
                                    daß dasselbe eben so deutlich im Gebiete der Schifffahrt und des Handels
                                    wahrgenommen wird; daß industrioͤse Voͤlker sich nicht nur
                                    uͤberhaupt sehr vermehren, sondern daß bei ihnen zusehends das
                                    Verhaͤltniß der industriellen Klassen zu den akerbauenden gestiegen
                                    ist, wiewohl eben fuͤr jene die bei weiten wirksamsten
                                    Foͤrderungsmittel der Arbeit Statt gefunden haben; daß troz der zunehmenden Fabrikindustrie und der
                                       groͤßern Gewerbsfreiheit der Handelsstand sich nicht vermindert
                                       hat; daß der Taglohn nicht nur in industrioͤsen Gegenden
                                    groͤßer als in anderen, sondern auch bei den industriellen Klassen
                                    groͤßer als bei den akerbauenden ist, wenn gleich in jenen die
                                    Arbeiter weit haͤufiger durch Maschinen verdraͤngt und
                                    unentbehrlich zu werden scheinen; daß der Taglohn, so gering man ihn auch
                                    finden mag, immerhin nach Einfuͤhrung der Maschinen eher
                                    erhoͤht als vermindert wurde, so daß z.B. der kaͤrgliche
                                    Verdienst der Maschinenspinner immer noch hoͤher ist, als der
                                    vormahlige der Handspinner; daß die Fortschritte des Fabrikwesens keineswegs
                                    jenen des Landbaues geschadet, sondern dieselben uͤberall vielmehr
                                    angeregt und befoͤrdert haben; daß endlich die Masse des Volkes, wenn
                                    sie auch eine
                                    groͤßere Menge Unterstuͤzungen begehrt und erhaͤlt,
                                    unlaͤugbar besser lebt als ehedem, oder mittelst ihres Einkommens
                                    leichter ihre vormahligen Beduͤrfnisse bestreiten
                                    koͤnne.“Von
                                          den vielen Widerspruͤchen, in welche man sich bei der
                                          gewoͤhnlichen Beurtheilung des fraglichen Gegenstandes
                                          verwikelt, wollen wir hier beispielsweise nur einen anfuͤhren. Man erklaͤrt die Ersparung von Arbeitern fuͤr
                                             schaͤdlich; dann sollte man aber auch das Umgekehrte fuͤr nuͤzlich
                                          erklaͤren, fuͤr nuͤzlich jede Anordnung,
                                          wodurch, um gleiches zu erhalten, mehr
                                          Menschenkraͤfte erfordert wuͤrden; bringt die
                                          Einfuͤhrung neuer Erleichterungsmittel Nachtheil, so sollte
                                          die Abschaffung bestehender Vortheil bringen. „Man sollte
                                             demnach, sagt Bernoulli, wenn man
                                             auch manche Maschinen als Privateigentum nicht angreifen
                                             moͤchte, es rathsam finden, Bruͤken abzutragen,
                                             damit jeder, der einen Fluß passiren will, einen Schiffer
                                             brauche; die Landstraßen zerstoͤren, damit alle Waaren
                                             durch Menschen getragen werden muͤssen, oder alle
                                             Brunnleitungen, damit eine Menge Leute durch Wassertragen
                                             Verdienst erhielten; denn je unentbehrlicher eben diese
                                             Beduͤrfnisse scheinen, desto gewisser wuͤrden dann
                                             viele Menschen zu ihrer Befriedigung angewendet
                                             werden.“ Der Verfasser handelt sonach
                                    von dem Einfluß der Fortschritte des Maschinen- und Fabrikwesens,
                                    sowohl auf die Consumenten, als auch auf die Produzenten oder die
                                    arbeitenden Klassen. Seine sehr gruͤndliche Untersuchung entscheidet
                                    diese Frage zu Gunsten beider. Fuͤr die lezteren, die Produzenten,
                                    geht als endliches Resultat bloß derjenige nachtheilige Umstand hervor, daß
                                    eine mechanische Erfindung, und zumahl eine ploͤzliche, allerdings
                                    eine andere Bertheilung des Lohns zur Folge haben, und manche Arbeiter zu einer Veraͤnderung ihrer bisherigen
                                       Beschaͤftigung noͤthigen koͤnnte. Der
                                    Verfasser stellt nun aber noch in einem besonderen Kapitel eine reifliche
                                    Betrachtung an, ob in der That die Fortschritte der Industrie so große
                                    individuelle Beeintraͤchtigungen des fruͤhern Erwerbs
                                    herbeifuͤhren, als ihnen gewoͤhnlich zugeschrieben werden, und
                                    fuͤhrt manche Umstaͤnde an, die die Nachtheile, welche die
                                    Einfuͤhrung von Maschinen fuͤr die Arbeiter haben kann, sehr
                                    vermindern. „Von den allermeisten dieser Erfindungen, sagt er, macht
                                    man sich nicht nur die uͤbertriebensten Vorstellungen, sondern man
                                    denkt sich ihre Verbreitung ungleich rascher, als
                                    sie wirklich statt findet und statt finden kann. Wie staͤnde es nicht
                                    um die Menschheit, wenn die Erwartungen, die man von den neuern Heil-
                                    und Lehrmethoden hegt, nur zur Haͤlfte in Erfuͤllung gegangen
                                    waͤren? Und dasselbe gilt von den technischen, ja von den
                                    gelungensten Erfindungen. Vor mehr als 120 Jahren wurde die Dampfmaschine
                                    erfunden, seit 50 Jahren verbreitete sie sich erst in den Fabriken, seit 20
                                    erst auf dem Continent! Vor 80 Jahren wurden die Scheermaschinen erfunden,
                                    und wieviele Tuͤcher werden noch von der Hand geschoren! wie langsam
                                    verbreitet sich die Gasbeleuchtungskunst, der Stereotypendruk, der
                                    Kattunwalzendruk? Welche Wunder versprach man sich nicht bei Erfindung der
                                    Geschwindgerberei, der Congrevischen Raketen, der Flachsbrechmaschine, des
                                    Rebenringlers? Und wie viel Laͤrm oft um Nichts. Man lese die
                                    Geschichte der Patente!“ Der Verfasser zeigt nun, wie diesen
                                    langsamen, wenn auch allmaͤhlig großen Einfluß der Erfindungen nicht
                                    nur die Erfahrung lehrt, sondern wie derselbe auch aus der Natur der Sache
                                    selbst hervorgeht. Die meisten gelungensten Erfindungen haben unstreitig dem
                                    Erfinder viele Unkosten und Bemuͤhungen veranlaͤßt; er kann
                                    feine Belohnung nur bei einer mehr oder weniger langen ausschließlichen
                                    Benuzung seiner Erfindung erlangen, sey es, daß er sie geheim haͤlt,
                                    oder daß das Gesez ihm ausschließlichen Gebrauch zusichert (diese
                                    Zusicherung wird in England bekanntlich auf 14 Jahre ertheilt.) „Man
                                    findet also, daß im Durchschnitt beinahe ein halbes Menschenalter erfordert
                                    werde, damit der Erfinder seine angemessene Verguͤtung finden
                                    koͤnne. In beiden Faͤllen wird der Erfinder, so lage er im
                                    Alleinbesiz ist, wenig Ursache haben den Preis feiner Erzeugnisse zu
                                    aͤndern. Die Erfindung wird daher ihm nuͤzen, ohne andere
                                    Fabrikanten an der Concurrenz zu hindern. Die
                                       Erfindung wird nur allmaͤhlich vorbereitet und angebahnt
                                       werden.“ Allein auch, wenn eine neue Erfindung bekannt wird,
                                    und die Benuzung jedem frei steht, stellen sich der schnellen Verbreitung
                                    oder Anwendung eine Menge Hindernisse entgegen. Dann sind unzaͤhlige
                                    Erfindungen nur unter gewissen Umstaͤnden von bedeutendem Nuzen.
                                    Manche (wie die Walzendrukmaschine, die Maschine fuͤr endloses Papier u.s.w.)
                                    eignen sich nur fuͤr sehr große
                                    Fabrikanstalten, und sind an sich sehr kostbar. Endlich betreffen die
                                    Erfindungen in derselben Zeit nicht nur bloß einzelne Gewerbe, sondern gewoͤhnlich nur einzelne Operationen,
                                       und dadurch werden die gefuͤrchteten Wirkungen nicht wenig
                                       verringert.Wer
                                          denkt hier nicht an eine der interessantesten neuesten Erfindungen,
                                          die Drukerpressen. Der Verfasser zeigt durch mehrere
                                    interessante Beispiele, welchen großen Irrthum man in der
                                    gewoͤhnlichen Berechnung der Arbeitsersparniß durch Maschinen,
                                    begeht, wenn man, was durchaus falsch ist, glaubt, daß der Preis einer Waare
                                    in demselben Verhaͤltnisse wohlfeiler werde, als er durch weniger
                                    Arbeit hervorgebracht wird. Er fuͤhrt eine Menge der
                                    gegruͤndetsten Bemerkungen gegen die
                                    Behauptung an: mit den Fortschritten des Maschinenwesens vermindere sich der
                                    Arbeitslohn. Die nun folgenden Abschnitte betreffen folgende
                                    Gegenstaͤnde: 1) den Einfluß der industriellen Fortschritte auf die
                                    der Population. 2) Manche Uebel werden mit Unrecht dem industriellen
                                    Erweiterungsprincip zugeschrieben. 3) Einfluß der fabrikfoͤrmigen
                                    Industrie auf die Vertheilung des Reichthums. Der Verfasser wirft sodann 4)
                                    die Frage auf, ob die Fabrikherrn zu fortwaͤhrendem Unterhalt ihrer
                                    Arbeiter verbindlich gemacht werden sollen, und 5) ob durch gesezliche
                                    Arbeitsloͤhne die Lage der Fabrikarbeiter verbessert werde? Beide
                                    Fragen werden nach reiflicher Pruͤfung verneinend beantwortet. Er
                                    handelt 6) von den Nachtheilen, welche das Maschinenwesen von moralischer
                                    Seite haben soll. Die Vorwuͤrfe, welche man so oft hoͤrt, das
                                    Manufactursystem mache die arbeitenden Klassen abhaͤngiger und
                                    unfreier, das Maschinenwesen mache die Arbeiter selbst zu Maschinen, das
                                    gedraͤngte Zusammenarbeiten und die Vereinigung der Fabrikarbeiter in
                                    großen Werkstaͤtten vermehre die Unsittlichkeit, die Jugend werde
                                    durch das Fabrikwesen verwahrlost, das Fabrikwesen habe einen
                                    schaͤdlichen Einfluß auf den Gesundheitszustand der Arbeiter und es
                                    entnerve ganze Nationen, sind gewiß noch nie so umsichtig gepruͤft
                                    und so gruͤndlich widerlegt worden, als von dem Verfasser. Den
                                    Schluß der Schrift machen Betrachtungen uͤber die Zerruͤttung
                                    der oberrheinischen Industrie, Anfangs 1828. „Zu den Ursachen, die
                                    seit Jahren schon dieser Industrie empfindlich geschadet haben, sagt der
                                    Verfasser, zaͤhlt man im Elsaß selbst vornaͤmlich das
                                    anhaltende Sinken der Preise und den gegen alle
                                    Erwartung vernichteten Verkehr mit
                                       Spanien.“ Er ist auch nicht geneigt, diesen Umstaͤnden
                                    allen nachtheiligen Einfluß abzusprechen, sucht aber die Hauptursache der
                                    bekannten Katastrophe der Fabrikanten Muͤlhausens in andern
                                    Umstaͤnden, und zwar, wie es uns scheint, mit vollem Rechte. Wir
                                    wollen die darauf bezuͤgliche Stelle hier mittheilen, da sie
                                    fuͤr viele unserer Leser sehr interessant seyn duͤrfte.
                                    „Der Schweizer, sagt der Verfasser (von den Zoll- und
                                    Prohibitiv-Maßregeln seiner Nachbarn gedraͤngt) hat allerdings
                                    beinahe fortwaͤhrend mit vielen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen
                                    gehabt; daraus ergab sich aber ein strenges System der Vorsicht und
                                    Behutsamkeit. Die Industrie entwikelte sich langsam, aber sicher; denn jeder
                                    berechnete sorgfaͤltig, ob er wirklich im Stande sey, seine Waare
                                    unter dem Verkaufpreise zu produciren. Man
                                    beobachtete in allen Theilen die strengste Oekonomie, und fuͤhrte nur
                                    mit großer Behutsamkeit kostspielige Erfindungen und Verbesserungen ein, so
                                    aufmerksam man auch darauf war. Die herbe Nothwendigkeit, auf freiem Markte
                                    stets die allerniedrigsten Preise, die geboten waren, zu halten, hielt die
                                    Industrie in Schranken. – Einen anderen Gang nahm die Industrie in
                                    unserer Nachbarschaft. Betrachten wir, unter welchen Umstaͤnden und
                                    durch welche Mittel ihr wunderbarer Aufschwung in jenem Lande Statt fand, so
                                    werden wir allerdings einen nur zu grellen Unterschied gewahr. Wir sehen
                                    naͤmlich lauter Elemente einer ungleich kostspieligeren Fabrikation.
                                    Der Arbeitslohn ist stets und um vieles hoͤher, als in der Schweiz,
                                    ohne daß, wie in England, der Arbeiter weit mehr leistet. Kuͤnstler
                                    vollends erhielten fuͤr uns unbegreifliche Besoldungen. Das
                                    Zustroͤmen der Arbeiter von allen Seiten war diesem hohen Lohne
                                    vornaͤmlich zuzuschreiben, und eine Folge davon –
                                    Ausschweifungen aller Art. Eben so auffallend ist der Unterschied des
                                    Zinsfußes. Die Fabrikanten arbeiteten groͤßtentheils mit fremden
                                    Kapitalien, und
                                    verzinsten diese nicht zu 4 %, sondern zu 6 % und hoͤher. –
                                    Wie die Wohnungen, so kommen dieselben auch alle Fabrikgebaͤude
                                    ungleich theurer, die meisten, sind neu und viele mit unnoͤthigem
                                    Aufwand erbaut. Dasselbe gilt endlich von den uͤbrigen
                                    Huͤlfsmitteln. Die Preise der vorhandenen Wasserfaͤlle stiegen
                                    zulezt zu uͤbermaͤßiger Hoͤhe; die Dampfmaschinen, ohne
                                    Vergleich theurer als in England, wurden mit ungleich theuern Steinkohlen
                                    gefeuert; alle Maschinen kamen, schon des theuren Eisens wegen, bei
                                    schlechterer Construction schon in der Regel weit hoͤher als in
                                    England. Es ist also auf keine Weise denkbar, daß das Fabrikat um dieselben
                                    Preise, wie dort, oder in der Schweiz gestellt werden, und mit lezterer
                                    concurriren kann; und wenn im eigenen Lande, auch bei der strengsten Sperre,
                                    der Konsum nur in Folge der Preiserniedrigung
                                    steigen kann, wenn auch, da die Concurrenz zulezt alle Vortheile der
                                    Beguͤnstigung zernichten wird, so muß allerdings jede, auf eine zu
                                    kostspielige Basis, gegruͤndete
                                    Fabrikation fruͤher oder spaͤter mit dem Untergaͤnge
                                    bedroht werden.“ Der Verfasser ist, wie man schon aus dem so eben
                                    Angefuͤhrten ersehen haben wird, kein Freund der Zoll- und
                                    Prohibitivmaßregeln zur Foͤrderung der Industrie. Indessen hat er
                                    diesen Gegenstand nur nebenbei beruͤhrt. In diesem Journale ist die
                                    aus der reiflichsten Ueberlegung hervorgegangene Ueberzeugung des
                                    Herausgebers, daß ohne Prohibitivmaßregeln unter den gegenwaͤrtigen
                                    Verhaͤltnissen keine Industrie in einem Staate, der ihrer entbehrt,
                                    geschaffen werden kann, schon bei mehreren Gelegenheiten geaͤußert
                                    worden. Troz alles desjenigen, was man a priori
                                    gegen eine solche Ansicht gesagt hat, sind doch bis jezt noch in keinen
                                    derjenigen Staaten, worin Prohibitivmaßregeln schon lange bestehen,
                                    dieselben aufgehoben worden, wozu doch bei ihrer Kostspieligkeit gute
                                    Gruͤnde vorhanden gewesen seyn muͤssen. In der That haben auch
                                    die Nachbarn solcher Staaten, die eines aͤhnlichen Schuzes ihrer
                                    Industrie entbehren, jederzeit das Nachtheilige dieser Prohibitivmaßregeln
                                    fuͤr sie lebhaft gefuͤhlt. Handelsfreiheit ist nur dann als
                                    vorteilhaft denkbar, wenn sie wirklich allgemein ist, d.h., wenn alle
                                    Staaten ohne Unterschied ihre Granzen oͤffnen. Diejenigen Fabrikanten
                                    aber, welche in uͤbertriebenem Vertrauen auf die Prohibitivmaßregeln
                                    ihrer Regierung, sich in eine zu kostspielige Fabrikationsweise einlassen,
                                    sind an ihrem Verderben selbst Schuld, da ihre Regierung fuͤr sie ihr
                                    Moͤglichstes gethan hat. Zum Schluß empfehlen wir allen
                                    Fabrikanten noch zweierlei Ursachen zur Beherzigung, welchen Hr. Bernoulli vorzuͤglich
                                    den Verfall vieler Fabriken herbeigefuͤhrt haben, deren nachtheiligen
                                    Einfluß dieser Gelehrte auch eben so trefflich als umfassend
                                    auseinanderagesezt hat, sie sind: 1) die immer allgemeiner sich
                                    verbreitende Meinung, das neuere Manufaktursystem mache eine stete
                                    Ausdehnung, Vergroͤßerung der Fabrikanstalten durchaus nothwendig,
                                    nur gigantische Unternehmungen werden je mehr und mehr bestehen
                                    koͤnnen, und mit der Ausdehnung nehme die Groͤße und die
                                    Sicherheit des Gewinns fast unfehlbar zu; 2) das noch
                                    schaͤdlichere und gefaͤhrlichere Princip, das seit mehreren
                                    Jahren besonders in der Elsaͤsser Industrie angenommen wurde, immer
                                    mehrere Fabrikzweige zugleich zu umfassen.
                                    Nicht genug, sagt Bernoulli, daß z.B. der Kattundruker, alle Arten des Kattundruks betrieb,
                                    errichtete er zugleich Spinnereien, Webereien,
                                    u.s.w. Es liegt am Tage, daß dieses System nicht wenig zu einer
                                    uͤbermaͤßigen Ausdehnung der Geschaͤfte beitragen
                                    mußte, und dadurch schon verderblich wurde. Ueberdieß
                                       steht es aber mit den ersten Grundsaͤzen, nach denen die
                                       Industrie sich ausbilden und entwikeln soll, im Widerspruch. Diese
                                       fordern naͤmlich eine fortschreitende immer groͤßere
                                       Theilung der Arbeiten, und Trennung der Gewerbe, damit jedes desto
                                       vollkommener betrieben werden kann.“