| Titel: | Ueber die Fortschritte in der Buchdrukerkunst. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. VIII., S. 21 | 
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                        VIII.
                        Ueber die Fortschritte in der
                           Buchdrukerkunst.
                        Aus dem Register of Arts. S. 149 und
                              165.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Ueber die Fortschritte in der Buchdrukerkunst.
                        
                     
                        
                           Hr. Cowper, dem die
                              Buchdrukerkunst selbst einige ihrer neuesten Verbesserungen zu danken hat, hat in
                              dem Quarterly Journal of Science
                              einen sehr lehrreichen Aufsaz uͤber die Fortschritte, welche diese Kunst in
                              den neuesten Zeiten gethan hat, mitgetheilt. Das Register of
                                 Arts theilt denselben wieder mit, und verspricht in seinen folgenden
                              Nummern die noͤthigen Ergaͤnzungen nachzutragen. (Sie folgen hier
                              weiter unten.)
                           Hr. Cowper sagt: „Es ist eine
                                 merkwuͤrdige Thatsache, daß von Erfindung der Buchdrukerei bis zum Jahre
                                 1798, also in einer Periode von beinahe 350 Jahren, keine Verbesserungen in
                                 dieser wichtigen Kunst gemacht wurden. In Hrn. Dibdin's interessanter Nachricht uͤber Buchdrukerei (im Bibliographical Decameron) sieht man Abbildungen der
                                 aͤltesten Buchdrukerpressen, die unseren heutigen hoͤlzernen
                                 Pressen auf ein Haar aͤhnlich sind. Die unendlichen Vorzuͤge der
                                 Drukerpresse vor der Feder veranlaßten vielleicht jenen allgemeinen Glauben, daß
                                 es nichts Vollkommneres mehr geben kann, oder daß sie im Stande ist. Alles zu
                                 leisten, was man nur immer von ihr fordern mag.“
                              
                           
                              „Es ist indessen eine neue Aera in dieser Kunst aufgegangen: die Journale
                                 und Zeitungen fordern jezt von dem Druker mehr, als seine gewoͤhnliche
                                 Presse nicht mehr zu leisten vermag.“
                              
                           
                              „Die erste wichtige Verbesserung an der gewoͤhnlichen Drukerpresse
                                 ist eine Erfindung des sel. liebenswuͤrdigen Lords Stanhope. Seine Presse ist ganz aus Eisen. Die Tafel, auf welcher der
                                 Saz ruht, und die Platte, oder jene Flaͤche, welche den Abdruk macht, ist
                                 vollkommen horizontal. Seine Presse hat besseres Material, ist besser
                                 gearbeitet, und hat eine wunderschoͤne Hebelverbindung, um die Schraube
                                 in Bewegung zu sezen, und die Platte mit abnehmender Geschwindigkeit
                                 niedersteigen zu lassen, und folglich mit zunehmender Kraft, bis sie endlich den
                                 Saz erreicht, wo sie eine sehr große Kraft aͤußert. Man hat vielleicht 20
                                 Vorrichtungen zu diesem Ende versucht; als Presse
                                 wurde jedoch Lord Stanhope's Presse noch nie
                                 uͤbertroffen; sie ist aber auch nur eine Presse, und hat in Hinsicht auf
                                 Schnelligkeit wenig vor der hoͤlzernen
                                 Presse voraus, in dem sie nur 250 Abdruͤke in Einer Stunde
                                 liefert.“
                              
                           
                              „Lord Stanhope war auch der gluͤkliche
                                 Wiedererweker des Stereotypengusses; er verfuhr auf folgende Weise. Rings um den
                                 Saz wird ein
                                 messingener Rahmen gelegt, und Gyps mit Wasser zur Rahmdike angeruͤhrt
                                 auf denselben gegossen. Der uͤberfluͤssige Gyps wird hierauf
                                 abgeschaben. Nachdem der Gyps gehoͤrig erhaͤrtet ist, wird er
                                 mittelst des messingenen Rahmens abgehoben, von welchem er leicht los geht. Er
                                 wird nun in einem Ofen gebaken, und wenn er vollkommen troken und noch ganz heiß
                                 ist, in eine eiserne Buͤchse oder in einen Gußtopf gethan, der
                                 gleichfalls im Ofen erhizt wurde. Mit diesem wird er jezt in einen großen, mit
                                 fluͤssiger Letternmasse gefuͤllten Topf gesenkt, und
                                 ungefaͤhr zehn Minuten lang unter der Oberflaͤche derselben
                                 gehalten, damit das Metall durch seine Schwere in alle, auch in die feinsten
                                 Theile der Lettern eintritt. Nachdem Alles erkaltet ist, wird der Model
                                 zerbrochen, weggewaschen, und die Platte wird auf dem Ruͤken in der
                                 Drehebank abgedreht.“
                              
                           
                              „Diese Stereotypengießerei wurde im Großen getrieben. Hr. Clowes, Eigenthuͤmer einer der groͤßten
                                 und besten Drukereien zu London, hat in seinen Magazinen zwischen 700–800
                                 Tonnen (14000–16000 Ztr.) Stereotypplatten, die verschiedenen
                                 Buchhaͤndlern angehoͤren, und deren Werth auf 200,000 Pf. St.
                                 (2,400,000 fl.) geschaͤzt wird.“
                              
                           
                              „Bei Gelegenheit der Stanhope'schen Presse will ich im Vorbeigehen auch
                                 einer kleinen Verbesserung erwaͤhnen, die ich im Notendruke machte, und
                                 worauf ich mir ein Patent geben ließ. Ich seze naͤmlich die Linien aus
                                 kleinen Kupferstreifen in kleine Holzbloͤke und verfertige die Noten
                                 gleichfalls aus Kupfer, das ich wieder in besondere Holzbloͤke einseze.
                                 Zwei Notenbloͤke und zwei Linienbloͤke kommen nun auf die Tafel
                                 der Stanhope'schen Presse, in welcher ich dem gewoͤhnlichen Dekel noch
                                 einen zweiten Dekel beifuͤgte, der sich in der Richtung seiner
                                 Flaͤche auf einem Stifte in dem gewoͤhnlichen Dekel dreht. Zwei
                                 Bogen Papier kommen unter zwei Nahmen, die mittelst eines Angelgewindes mit dem
                                 sich drehenden Dekel verbunden sind. Wenn nun gedrukt wird, so erhaͤlt
                                 man auf einem Blatte die Noten, auf dem anderen die Linien, und wenn nun der
                                 drehbare Rahmen gedreht wird, und die Bogen ihre Lage gewechselt haben, und
                                 wieder gedrukt wird, so sind beide Blaͤtter fertig. Auf diese Weise
                                 werden gegenwaͤrtig in Hrn. Clowes's Drukerei
                                 (da ich ihm mein Patentrecht uͤbertrug) Musikalien gedrukt.
                              
                           
                              „Es war im J. 1790, daß Hr. Wilh. Nicholson
                                 sich ein Patent auf gewisse Verbesserungen in der Buchdrukerei geben ließ. Man
                                 erstaunt uͤber die umfassenden Ideen dieses Mannes, wenn man sein Patent
                                 liest. Ihm gebuͤhrt die erste Idee des
                                 Walzendrukes; daran kann Niemand zweifeln.“
                              
                           
                              „Er sagt in seiner Patenterklaͤrung (mit Umgehung der elenden juridischen
                                 Schnoͤrkeleien in der Patentsprache): ich gieße Lettern, wie andere; ich
                                 mache sie aber zugleich auch auf eine neue Art, in dem ich die Kegel immer
                                 duͤnner und duͤnner werden lasse, so daß diese Lettern (wie er
                                 irrig sagt) auf eine Cylinderflaͤche gesezt werden koͤnnen, was
                                 meine Erfindung ist.“
                              
                           „Ich trage 2)“ sagt er, „die Schwaͤrze
                                 mittelst eines mit der Drukerschwaͤrze bestrichenen Cylinders auf die
                                 Lettern etc. dadurch auf, daß ich diese Walzen daruͤber hinlaufen lasse,
                                 oder auch die Lettern mit dem Cylinder in Beruͤhrung bringe. Die
                                 Schwaͤrze muß durchaus gleichfoͤrmig auf dem
                                 Schwaͤrzcylinder aufgetragen werden, und hierzu bediene ich mich zweier
                                 oder drei oder mehrerer anderer Cylinder, die ich Vertheilungswalzen nenne, und
                                 die der Lange nach gegen den Schwaͤrzcylinder angelegt sind, so daß sie
                                 von demselben getrieben werden. Wenn die Schwarze sehr duͤnn ist, so
                                 bediene ich mich einer stumpfen, vollkommen geraden Kante von Metall oder Holz,
                                 die an dem Schwaͤrzcylinder anstreift.“
                              
                           
                              „3) druke ich bloß mittelst eines Cylinders oder einer cylindrischen
                                 Oberflaͤche, d.h. ich lasse das Papier zwischen zwei Walzen durchlaufen,
                                 auf deren einer die Lettern gesezt sind, und einen Theil der Oberflaͤche
                                 derselben bilden, und wovon die andere mit Tuch uͤberzogen ist, und das
                                 Papier an die obere Walze andruͤkt, nachdem die Schwaͤrze auf
                                 diese aufgetragen wurde, oder ich lasse das auf einer mit Wolle
                                 gefuͤtterten Walze aufgezogene Papier uͤber den Letternsaz
                                 hinlaufen. Er beschrieb auch noch die Art, wie der Cylinder gehoben wird, damit
                                 er nicht von der Schwarze befielt wird.“
                              
                           
                              „Fig.
                                    11. zeigt Nicholson's Methode bei Lettern,
                                 die auf den Cylinder gesezt sind, Fig. 12. bei dem
                                 gewoͤhnlichen Saze.“
                              
                           
                              „Wenn der sel. Nicholson auf irgend einen Theil
                                 seiner Erfindung dieselbe Aufmerksamkeit verwendet haͤtte, die er ohne
                                 Erfolg auf seine Idee, Lettern auf einen Cylinder zu sezen, verwendete, oder
                                 wenn er die Kunst verstanden haͤtte, Stereotypplatten zu biegen, so
                                 waͤre er der erste Erfinder einer Maschine zur Buchdrukerei geworden,
                                 waͤhrend er so nur die Grundsaͤze andeutete, nach welchen man eine
                                 solche verfertigen kann.“
                              
                           
                              „Die erste wirklich arbeitende Buchdrukmaschine hat ein Sachse erfunden:
                                 Hr. Koͤnig. Er theilte seine Idee Hrn. Bensley, dem beruͤhmten Buckdruker, und Hrn.
                                 R. Taylor, dem gelehrten Herausgeber des Philosophical Magazine mit. Diese beiden Herren
                                 unterstuͤzten ihn freundschaftlich bei seinen Bemuͤhungen, und er
                                 bezahlte im J. 1811 die engl. Regierung fuͤr ein Patent auf
                                 Verbesserungen an der Buchdrukerpresse, das indessen keine guͤnstigen
                                 Resultate gegeben hat. Er wendete spaͤter seine Aufmerksamkeit auf den
                                 Cylinderdruk, und
                                 errichtete zwei Drukmaschinen, mit welchen das Zeitungsblatt: the Times, am 28. November 1814 zum ersten Mahle
                                 mittelst der Dampfmaschine gedrukt wurde.“
                              
                           
                              „In diesen Maschinen lief der Letternsaz unter dem Cylinder hin, um
                                 welchen das Papier geschlagen und mittelst Baͤndern fest gehalten wurde.
                                 Die Schwaͤrze war in einer walzenfoͤrmigen Buͤchse, aus
                                 welcher dieselbe mittelst einer kraͤftigen Schraube herausgedruͤkt
                                 wurde, die einen genau passenden Staͤmpel niederdruͤkte, und dann
                                 zwischen zwei eiserne Walzen fiel. Unter diesen waren mehrere andere Walzen, von
                                 welchen zwei, außer ihrer umdrehenden Bewegung, auch noch eine Bewegung von
                                 einer Seite zur anderen, d.h. eine Laͤngenbewegung hatten. Dieses ganze
                                 Walzensystem endete sich in zwei Walzen, die die Schwarze auf die Lettern
                                 auftrugen.“
                              
                           
                              „Fig.
                                    13. zeigt Hrn. Koͤnig's Vorrichtung,
                                 um Eine Seite eines Blattes zu bedruken.“
                              
                           
                              „Um eine groͤßere Anzahl von Abdruͤcken von derselben Form
                                 zu erhalten, ist ein Papiercylinder, d.h. ein Cylinder, um welchen das Papier
                                 geschlagen ist, auf beiden Seiten des Schwarzapparates angebracht, so daß die
                                 Form unter beiden durchlaͤuft. Diese Maschine gab 1100 Abdruͤke in
                                 Einer Stunde, und spaͤter mit einigen Verbesserungen 1800.
                              
                           
                              „Der naͤchste Schritt war die Erfindung einer Maschine, mittelst
                                 welcher das Papier auf beiden Seiten zugleich bedrukt werden konnte: gleichfalls
                                 eine Erfindung des Hrn. Koͤnig. Sie glich zwei
                                 einfachen Maschinen, die mit ihren Cylindern einander in einer Entfernung von
                                 zwei bis drei Fuß gegen uͤber gestellt waren. Baͤnder leiteten das
                                 Papier von einem Bogen auf den anderen. Der Zug, den das Papier nahm, glich
                                 einem horizontalen lateinischen S, also ∾,
                                 und dadurch ward das Papier umgekehrt, wie man in Fig. 14. sieht, wo
                                 Hrn. Koͤnig's Vorrichtung, ein Blatt auf
                                 beiden Seiten zu bedruken, dargestellt ist.“
                              
                           
                              „Auf der ersten Walze nahm das Papier den Druk von der ersten Form, auf
                                 der zweiten Walze von der zweiten Form auf. Die Maschine drukte 750 Bogen in
                                 Einer Stunde auf beiden Seiten. Die Maschine wurde fuͤr Hrn. T. Bensley errichtet, und war die einzige, die Hr.
                                 Koͤnig zum Ducken auf beiden Seiten verfertigt hat. Dieß war im J.
                                 1815.“
                              
                           ––––––––
                           In der vorstehenden Abtheilung dieses Aufsazes wurde in Hinsicht auf
                              Erklaͤrung der Figuren, wie das Register of Arts
                              jezt S. 165 bemerkt, vergessen anzugeben, daß
                           die schwarz gehaltenen Theile den Schwarzapparat,
                           
                           die Diagonallinien die Papierwalzen,
                           die senkrechten Linien die Letternformen,
                           die Pfeile den Zug des Papieres bezeichnen.
                           „Beilaͤufig um dieselbe Zeit haben die HHrn. Donkin und Bacon gleichfalls eine
                                 Drukmaschine versucht, und im J. 1813 ein Patent dafuͤr bezahlt. Die
                                 Formen stehen hier auf einem sich drehenden Prisma. Die Schwarze wird mittelst
                                 einer Walze aufgetragen, die mit den Unregelmaͤßigkeiten des Prismas
                                 steigt und faͤllt, und das Papier war um ein anderes Prisma geschlagen,
                                 das mit den Unregelmaͤßigkeiten des ersteren genau
                                 uͤbereinstimmte. Eine solche Maschine ward fuͤr die
                                 Universitaͤt von Cambridge vorgerichtet, und war ein Muster von
                                 sinnreicher Erfindung und trefflicher Ausfuͤhrung; sie war jedoch zu
                                 complicirt;Was gewoͤhnlich bei neuen Erfindungen der Fall ist.A. d. Ueb. der Schwaͤrzapparat war
                                 fehlerhaft, und sie wurde wieder aufgegeben. Indessen hat man auch durch diese
                                 Maschine einen großen Schritt vorwaͤrts gethan; denn die Schwarzwalzen
                                 waren hier zum ersten Mahle mit einer Composition aus Syrup und Leim
                                 uͤberzogen: an Koͤnig's Maschine waren
                                 sie mit Leder bedekt, und das wollte nie gut thun.“ Vergl. Fig. 15.
                           
                              „Im J. 1815 bezahlte ich ein Patent fuͤr gekruͤmmte
                                 Stereotypplatten, die ich auf einem Cylinder aufziehen ließ. Mehrere dieser
                                 Maschinen, die in Einer Stunde 1000 Bogen auf beiden Seiten bedrukten, sind noch
                                 jezt im Gange, und 12 Maschinen dieser Art wurden fuͤr die Bank von
                                 England gemacht, kurz vorher, ehe das Gold ausgegeben wurde.“
                              
                           Fig. 16 und
                              17. zeigt
                              die einfache und doppelte gekruͤmmte Stereotypmaschine.
                           
                              „Es ist sonderbar, daß dieselbe Idee die HHrn. Nicholson, Donkin und Bacon und mich
                                 beschaͤftigte: naͤmlich Umdrehung der Form. Nicholson versuchte dieß durch eine neue Form der Lettern, die er wie
                                 Steine in einem Gewoͤlbe zuspizte; Donkin und
                                 Bacon versuchten dieß durch ein sich drehendes
                                 Prisma; zulezt gelang es mir mittelst einer gekruͤmmten
                                 Stereotypenplatte.“
                              
                           
                              „In diesen Maschinen laufen zwei Papierwaren seitwaͤrts neben
                                 einander, und gegen jede derselben laͤuft ein Cylinder, welcher die
                                 Stereotypformen haͤlt. Jeder dieser vier Cylinder hat ungefaͤhr 2
                                 Fuß im Durchmesser. Auf der Oberflaͤche der Formencylinder befinden sich
                                 vier bis fuͤnf Schwarzwalzen von ungefaͤhr 3 Zoll im. Durchmesser;
                                 sie werden durch ein Gestell an jedem Ende des Formencylinders in ihrer Lage
                                 erhalten; die Zapfen derselben laufen in Kerben dieses Gestelles und
                                 gewaͤhren auf diese Weise denselben freie Bewegung ohne alle besondere
                                 Stellung.“
                              
                           
                              „Das Gestell, welches die Schwaͤrzwalzen fuͤhrt (das wogende
                                 Gestell, waving frame genannt), ist durch
                                 Angeln mit dem Hauptgestelle verbunden, und die Kante des Formcylinders ist
                                 gezaͤhnelt, reibt sich gegen das wogende Gestell, und macht, daß lezteres
                                 sich hin und her schwingt, und da dieses die Schwarzwalzen mit sich
                                 fuͤhrt, bewegt es dieselben ihrer. Laͤnge nach, oder gibt ihnen
                                 die sogenannte Diese Walzen vertheilen die Schwaͤrze auf drei Vierteln
                                 der Oberflaͤche des Formencylinders, waͤhrend das vierte Viertel
                                 desselben von der gekruͤmmten Stereotypplatte bedekt ist. Die Schwarze
                                 befindet sich in einem Troge, der parallel mit dem Formencylinder steht, und
                                 besteht aus einer metallnen Walze, die sich gegen die Kante einer eisernen
                                 Platte dreht, und waͤhrend ihrer Umdrehung mit einer sehr duͤnnen
                                 Schichte von Schwarze bedekt wird, die dann auf die Formenwalze mittelst einer
                                 zwischen beiden schwebenden Walze aufgetragen wird. Da die Formen unter den
                                 Schwaͤrzwalzen, durchlaufen, so werden sie mit Schwaͤrze belegt,
                                 und da der Cylinder fortfahrt sich zu drehen, kommen die Formen in
                                 Beruͤhrung mit einem Bogen Papier auf dem ersten Papiercylinder, von
                                 welchem dieser mittelst Baͤndern auf den zweiten Papiercylinder
                                 uͤbergetragen und dann auf der Ruͤkseite mit den Formen auf dem
                                 anderen Cylinder bedrukt und also vollendet wird.“
                              
                                 
                                 Unsere Leser werden bemerken, daß weder Beschreibung noch Figur ganz deutlich
                                    ist. A. d. Ueb.
                                 
                              
                           
                              „Diese Maschine taugt bloß fuͤr Stereotypplatten; sie legte aber
                                 den Grund zu dem weiteren Gelingen, unserer heutigen Druckmaschinen, in dem sie
                                 die beste Methode zeigte, Schwarze aufzutragen und zu vertheilen.“
                              
                           
                              „Um diese Methode auf eine Drukmaschine zu uͤbertragen, die mir
                                 gewoͤhnlichen Lettern drukt, war es bloß noͤthig, auf einer
                                 geraden Flaͤche dasselbe zu thun, was oben auf einer gekruͤmmten
                                 Cylinderflaͤche geschehen ist. Ich verfertigte also eine Maschine, um
                                 einen Bogen auf beiden Seiten mit Lettern zu bedruken, und sicherte mir meinen
                                 Schwarzapparat mittelst eines Patentes, so wie die Art, den Bogen mittelst
                                 Trommeln und Baͤndern von einem Papiercylinder auf den anderen
                                 uͤberzutragen. Diese Maschine ist in Nicholson's
                                 Operative Mechanic und in dem Supplement to the Encyclopaedia britannica vollkommen beschrieben; in
                                 lezterer heißt sie, durch ein Versehen, „Bensley's Machine“ Eine
                                 kuͤrzere Beschreibung, und auch ein Holzschnitt, der diese Maschine
                                 darstellt, findet sich in der 
                                 „London Literary Gazette.“ Wir
                                 haben eine Zeichnung hiervon, die wir bei der ersten Gelegenheit mittheilen
                                 werden.“
                              
                           
                              Mein Freund, Hr. A. Applegath, war
                                 Miteigenthuͤmer an diesen Patenten, Fig. 18 und 19., und
                                 er bezahlte noch Patente fuͤr verschiedene andere Verbesserungen. Ich
                                 habe den Vertheilungswalzen eine Endbewegung gegeben, in dem ich dieselben in
                                 dem Gestelle, in welchem sie sich befanden, hin und her laufen ließ. Hr. Applegath haͤtte die Idee, diese Walzen in
                                 einer diagonalen Richtung quer uͤber die Formen hinzustellen, und
                                 erzeugte dadurch die Endenbewegung auf eine einfachere Weise. Eine andere
                                 Vorrichtung des Hrn. Applegath bestand darin, daß er
                                 die Haͤlfte meines Schwarzapparates auf einer Seite des Drukcylinders
                                 anbrachte, und die andere Haͤlfte auf der anderen, damit die eine
                                 Haͤlfte der Form an einer, die andere Halste an der anderen Seite
                                 geschwaͤrzt wird, und folglich die Walze nicht so weit zu laufen
                                 hat.“
                              
                           
                              „Noch eine andere Vorrichtung des Hrn. Applegath war diese, daß er zwei Speiser an demselben Drukcylinder
                                 anbrachte; diese lezteren Verbesserungen taugen aber mehr fuͤr
                                 Zeitungsdruk, als fuͤr die eigentliche Buchdrukerei.“
                              
                           
                              „Wir haben mehr als 60 Maschinen nach unserer vereinigten Patentart
                                 verfertigt, und sie auf fuͤnf und zwanzig verschiedene Weisen
                                 abgeaͤndert, z.B. zu eigentlichem Buͤcherdruke, Banknotendruke,
                                 Zeitungsdruke etc. Sie haben Herrn Koͤnig's
                                 Maschine in Herrn Bensley's Drukerei (Hr. Bensley war der Haupteigenthuͤmer von Hrn. Koͤnig's Patente) verdraͤngt, so wie
                                 auch in der Drukerei der Times, wie diese Zeitung selbst vor einigen Tagen
                                 verkuͤndete.“
                              
                           
                              „Es ist vielleicht nicht uͤberfluͤssig zu bemerken, daß
                                 nicht weniger als 40 Raͤder von Hrn. Koͤnig's Maschine beseitigt wurden, als Hr. Bensley uns um unsere Verbesserungen
                                 anging.“
                              
                           
                              „Da wir bei dem ersten Versuche unserer Maschinen die Entdekung machten,
                                 daß die Schwaͤrzwalze und Schwarztafel ohne Vergleich besser arbeiten,
                                 als die bisherigen Ballen; so wendeten wir jene alsogleich auf die gemeine
                                 Drukerpresse an, und zwar mit dem besten Erfolge. Fig. 20. Diese
                                 Erfindung wurde jedoch sogleich in unserem Koͤnigreiche selbst gestohlen
                                 (infringed) und in Frankreich, Deutschland und
                                 America nachgeahmt. Es waͤre hier eben so vergebens gewesen gegen die
                                 Patentverlezung (infringement of the patent)
                                 kaͤmpfen zu wollen, als es bei dem Kaleidoskop der Fall war.“
                              
                                 
                                 Daß es bei dem Kaleidoskope ein Crimen laesae
                                       humanitatis war (wie Kaiser Joseph die Patente nannte), ein Patent
                                    darauf in England zu ertheilen, da das Kaleidoskop eine deutsche Erfindung
                                    ist, ist offenbar.
                                 A. d. Ueb.
                                 
                              
                           
                           
                              „Durch diese Verbesserung wurde die Kunst der Drukerei uͤberhaupt
                                 gehoben. Wir finden in den meisten fruͤheren Buͤchern bald blasse
                                 bald uͤberladene Stellen, oder wie wir Englaͤnder sie nennen,
                                 „Moͤnche und Bruͤder“ (monks and friars); wir haben diese Moͤnche
                                 und Bruͤder jezt reformirt, alle wie sie
                                 waren.“
                              
                           
                              „Die Hauptsache bei einer Zeitungsmaschine ist, eine große Anzahl von
                                 Abdruͤken von derselben Form zu erhalten, oder
                                 Eine Seite des Bogens; nicht zwei Seiten, wie bei dem gewoͤhnlichen
                                 Buͤcherdruke.“
                              
                           
                              „Bei der Maschine, die die „Times“ drukt, die von Herrn Applegath nach unseren vereinten Verbesserungen eingerichtet wurde,
                                 laͤuft die Form unter vier Drukcylindern hin, die von vier Jungen mit den
                                 Bogen versehen werden, und nachdem diese Bogen gedrukt wurden, kommen sie vier
                                 anderen Jungen in die Haͤnde. Auf diese Weise koͤnnen 4000 Bogen
                                 in Einer Stunde auf Einer Seite gedrukt werden.“
                              
                           
                              „Mit Maschinen nach unseren vereinten Patenten werden gedrukt:
                              
                           
                              
                                 
                                    the Morning Chronicle,
                                    Bell's Messenger,
                                    
                                 
                                    St. James's Chronicle,
                                    John Bull,
                                    
                                 
                                    Morning Herald,
                                    Standard,
                                    
                                 
                                    Whitehall Evening Post,
                                    Atlas,
                                    
                                 
                                    Examiner,
                                    Sphynx etc.“
                                    
                                 
                                    Sunday Times,
                                    
                                    
                                 
                              
                           
                              „Vergleicht man die Erzeugung obiger Maschinen, so gibt
                              
                           
                              
                                 
                                    Stanhope's Presse
                                      250 Abdruͤke
                                    in Einer Stunde.
                                    
                                 
                                    Koͤnig's Maschine
                                    1800
                                           –
                                    d.h.   900 auf beiden Seiten.
                                    
                                 
                                    Cowper's Stereotypen
                                    2400
                                           –
                                    d.h. 1200 auf beiden Seiten.
                                    
                                 
                                    Applegath und Cowper (Buchdruk)
                                    2000
                                           –
                                    d.h. 1000 auf beiden Seiten.
                                    
                                 
                                    Applegath und Cowper
                                       (Zeitungsdruk)
                                    2000
                                           –
                                    Chronicle.
                                    
                                 
                                    
                                    2400
                                           –
                                    Herald.
                                    
                                 
                                    
                                    4000
                                           –
                                    Times = 66 in der Minute.“
                                    
                                 
                              
                           
                              „Eine Menge Maschinen wurde von anderen erfunden; sie moͤgen
                                 vielleicht keinen Erfolg gehabt haben, weil ich sie nicht kenne; Hm. Napier's Maschinen zum Zeitungsdruke kenne ich
                                 aber.“
                              
                           
                              „Ich habe, glaube ich, deutlich genug gesagt, daß Hrn. Koͤnig bis Ehre gebuͤhrt, die erste
                                 gelungene Maschine verfertigt zu haben; Hrn. W. Nicholson die Ehre, die ersten Ideen hierzu entwikelt zu haben; und daß ich auf
                                 diese Weise den Ursprung, die Fortschritte und den Erfolg der neueren
                                 Verbesserungen in der Drukerkunst der Wahrheit gemaͤß angegeben habe.
                              
                           
                              (Die Fortsezung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
