| Titel: | Ueber den Mordant (zum Roth) der Indiennenfabrikanten, von Hrn. Köchlin-Schouch in Mülhausen. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. X., S. 30 | 
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                        X.
                        Ueber den Mordant (zum Roth) der
                           Indiennenfabrikanten, von Hrn. Koͤchlin-Schouch in
                           Muͤlhausen.
                        Aus dem Bulletin de la Société industr. de
                                 Mulhausen. N. 5. S. 277.
                        Koͤchlin-Schouch, uͤber den Mordant (zum Roth)
                           der Indiennenfabrikanten.
                        
                     
                        
                           Mit der Benennung Mordant (Beize) belegt man alle Substanzen, welche einerseits zu
                              dem zu faͤrbenden Koͤrper und andererseits zu den Faͤrbestoffen
                              (Pigmenten) Verwandtschaft besizen, welche leztere sie in mehr oder weniger reinem
                              Zustande aus den Farbdecocten abscheiden, inniger durch ihre Dazwischenkunft auf dem
                              Zeuge befestigen und dabei noch ihren Glanz erhoͤhen.
                           In der Kattundrukerei versteht man unter Mordant oder Mordant zum Roth fast allgemein
                              einen Mordant, welcher Alaunerde als Basis enthaͤlt und den man uneigentlich
                              als einzig und allein aus essigsaurer Alaunerde bestehend betrachtet.
                           Der Ursprung der Alaunerdebeizen faͤllt in das graue Alterthum. Es scheint,
                              daß man sie vor undenklichen Zeiten in Indostan angewandt hat; wir haben jedoch nur
                              ungenaue Ueberlieferungen uͤber die Art, wie die Indier sie zubereiteten. Es
                              ist nicht wahrscheinlich, daß man damahls, wo die chemischen Kenntnisse sehr
                              beschraͤnkt waren, den Gebrauch des Bleizukers kannte, auch kann man, wie wir
                              spaͤter sehen werden, einen Alaunerde-Mordant erhalten, ohne daß man
                              noͤthig haͤtte, ein essigsaures Salz, dessen Basis mit
                              Schwefelsaͤure eine unaufloͤsliche Verbindung gibt, mit einem
                              schwefelsauren Salze durch doppelte Wahlverwandtschaft zu zersezen.
                           Mehrere Schriftsteller geben an, daß die Indier ihren Mordant zum Roth so bereiteten,
                              daß sie eine Alaunaufloͤsung mit Soda und vielleicht Dattel- oder
                              Reisessig versezten, weil sie sich einer jeden dieser Saͤuren bedienten, um
                              das essigsaure Eisen darzustellen, woraus ihre Beizen fuͤr Schwarz und
                              Violett bereitet wurden.
                           
                           Die gemalten Zeuge, welche von den Indiern auf uns gekommen sind, zeigen in ihren
                              rothen u.s.w. Nuancen eine Schoͤnheit, woraus man folgern muß, daß sie einen
                              Mordant anwandten, der alle zur Erzielung eines guten Resultates noͤthigen
                              Bedingungen vereinigte. Man weiß nicht, zu welcher Zeit das essigsaure Blei zuerst
                              angewandt wurde. Nach einigen Schriftstellern war es damahls, wo die Kunst gemalte
                              Zeuge zu verfertigen nach Europa gebracht wurde. Diese Behauptung wird besonders
                              wahrscheinlich, wenn man die alten Recepte zu Rache zieht, welche in der Kindheit
                              der Kunst entstanden, und die Vorurtheile und altes Herkommen lange Zeit im Gebrauch
                              erhielten. Das essigsaure Blei wird darin mit Alaun, zugleich aber auch mit
                              unnuͤzen und manchmal sogar nachtheiligen Substanzen, wie Gruͤnspan
                              (essigsaurem Kupfer), Soda, Steinsalz, weißem Arsenik, Bleiweiß angewandt. Heut zu
                              Tage sind die Verfahrungsarten einfacher geworden, und haben sich auf die Anwendung
                              der unumgaͤnglich noͤthigen Substanzen beschraͤnkt. Man wendet
                              allgemein Alaun und Bleizuker (essigsaures Blei) an; aber die Verhaͤltnisse
                              dieser beiden Substanzen haben bis auf unsere Zeit immer variirt; jezt noch nimmt
                              man in verschiedenen Fabriken auch andere Quantitaͤten, und man ist noch
                              nicht im Reinen, welche Verhaͤltnisse die zwekmaͤßigsten sind, um
                              einen Mordant, der das beste Resultat gibt, zu erzeugen. Freilich hat der Practiker
                              es in vielen Faͤllen fuͤr noͤthig gehalten, die Menge des
                              Bleizukers abzuaͤndern, um verschiedene Wirkungen hervorzubringen. Dieses
                              veranlaßte mich, eine Reihe von Versuchen anzustellen, um diese Frage
                              aufzuklaͤren. Ich werde zugleich untersuchen, welches die chemische Natur
                              (Zusammensezung) des allgemein als essigsaure Alaunerde betrachteten Mordant
                              ist.
                           
                        
                           Ueber die chemische Natur der sogenannten essigsauren
                                 Alaunerde (Mordant oder Ansaz zum Roth.)
                           Ich habe schon gesagt, daß man in allen Fabriken ein verschiedenes Verhaͤltniß
                              von Alaun und essigsaurem Blei zur Bereitung der essigsauren Alaunerde anwendet, und
                              da man von dem Bleisalze immer weniger als von dem Alaun nimmt, so wird lezterer
                              nicht ganz zersezt, so daß man in diesem Mordant saure essigsaure Alaunerde, basisch
                              schwefelsaure Alaunerde (oder Alaun mit Ueberschuß an Basis), schwefelsaures Kali
                              und schwefelsaures Natron finden muß, in dem Falle, wo man sich des Natrons bedient,
                              um die freie Saͤure zu neutralisiren. Dieses will ich nun zu beweisen
                              suchen.
                           Herr Sébille-Auger, Director der Fabrik in
                              Bouxwiller, dessen Arbeit uͤber die essigsaure Alaunerde mir viele Thatsachen
                              fuͤr diese Abhandlung lieferte, hat aus seinen Versuchen gefolgert, daß man ein wenig mehr als
                              125 Theile essigsaures Blei braucht, um 100 Theile Alaun zu zersezen, und daß, wenn
                              man zugleich das schwefelsaure Kali zersezen will, 164 Theile essigsaures Blei
                              noͤthig sind. Herr Sébille zieht daraus
                              folgenden Schluß:
                           Er sagt: da der Werth des Bleisalzes das Doppelte von dem des Alauns ist, so glauben
                              einige Fabrikanten zu ersparen, wenn sie bei der Bereitung ihrer essigsauren
                              Alaunerde die Menge des Bleisalzes vermindern, und die des Alauns vermehren. Sie
                              bedenken nicht, daß die Menge der entstandenen essigsauren Alaunerde im
                              Verhaͤltniß mit dem angewandten essigsauren Blei steht, und daß aller Alaun,
                              den sie uͤber diejenige Menge hinzusezen, welche das Bleisalz zersezen kann,
                              weit entfernt den Preis ihres Mordant zu vermindern, ihn im Gegentheil
                              erhoͤht, weil dieser uͤberschuͤssige Alaun unwirksam ist, und
                              bei dem Auswaschen und Walken verloren geht. So wuͤrden nach Herrn Sébille, 100 Theile Alaun und 100 Theile
                              essigsaures Blei dieselbe Wirkung hervorbringen, wie eine gleiche Menge von
                              essigsaurem Blei und nur 80 Theilen Alaun, was fuͤr den leztern einen Verlust
                              von 20 Theilen ausmachen wuͤrde; 100 Theile Alaun und 75 essigsaures Blei
                              wuͤrden dieselbe Wirkung hervorbringen, wie nur 60 Theile Alaun, von welchem
                              also 40 Theile verloren gehen wuͤrden; 100 Theile Alaun und 50 essigsaures
                              Blei wuͤrden eigentlich nur fuͤr 40 Alaun gelten; der Verlust
                              wuͤrde also 60 Theile betragen.Ueber diese Ansicht vergleiche man auch Hermbstaͤdt's Magazin der Faͤrbekunst Bd. 7. S. 248,
                                    und Bd. 8. S. 38.A. d. R.
                              
                           Gegen diese Theorie ließe sich in der That nichts einwenden, wenn bloß die reine
                              essigsaure Alaunerde als Mordant wirken wuͤrde; folgende Thatsachen aber
                              werden beweisen, daß sie durch die Erfahrung nicht bestaͤtigt wird, und daß
                              das Verfahren, welches gewoͤhnlich in den Fabriken befolgt wird, den Vorzug
                              vor demjenigen des Herrn Sébille zu verdienen
                              scheint, meil es wenige Faͤlle gibt, wo man reine essigsaure Alaunerde
                              anwenden oder so viel essigsaures Blei zur Bereitung des Mordant nehmen muß, daß
                              dadurch aller Alaun, selbst abgesehen von seinem Gehalt an schwefelsaurem Kali,
                              zersezt wird. Dieses waͤre zum Beispiel nur bei einem Mordant der Fall,
                              welcher fuͤr sich schwach feucht bleiben muͤßte, wie einem solchen,
                              der zu der Reservage fuͤr den Lapisdruk auf der Maschine gebraucht wird; da
                              das essigsaure Kali ein zerfließendes Salz ist, so wuͤrde es diesem Zwek gut
                              entsprechen.
                           In den meisten Faͤllen aber hat man nicht noͤthig, alle im Alaun
                              enthaltene schwefelsaure Alaunerde zu zersezen, und dann dient der Alaun, welcher
                              zuruͤkbleibt (wenn man ihm anders noch diesen Namen geben kann), eben so gut
                              als Mordant, wie die reine essigsaure Alaunerde, vorausgesezt, daß man ein
                              zwekmaͤßiges Verhaͤltniß angewandt hat.
                           
                           Von dieser Art ist folgendes: 16 Theile Wasser, 4 Theile Alaun, dessen freie
                              Saͤure man durch den zehnten Theil seines Gewichtes Soda neutralisirt, und 3
                              Theile essigsaures Blei. In diesem Falle muͤssen nach der Berechnung des
                              Herrn Sébille 160 Theile Alaun unzersezt
                              bleiben.
                           Wir nehmen an, daß bei dieser Mischung derjenige Theil des Alauns, welcher nicht ganz
                              zersezt worden ist, in ein basisch schwefelsaures Salz verwandelt wird, welches sich
                              mit der basisch essigsauren Alaunerde verbindet, und daß dieses Doppelsalz mit der
                              sauren essigsauren Alaunerde aufgeloͤst bleibt; daß ferner bei dem Eintroknen
                              derselben auf dem Zeuge, wobei ein Theil der Essigsaͤure verdunstet, die frei
                              gewordene basisch essigsaure Alaunerde sich ebenfalls noch mit der basisch
                              schwefelsauren Alaunerde verbindet, und daß man endlich auch durch die Operation des
                              Kuhmistbades noch einen Theil der Essigsaͤure abscheidet, wodurch die
                              Vereinigung dieser basischen Alaunerdesalze mit dem Zeuge vollkommen wird. Da diese
                              basischen Alaunerdesalze in siedendem Wasser fast unaufloͤslich sind, so
                              geben sie wegen ihrer Verwandtschaft zu dem Zeuge einen Mordant, der geneigt ist,
                              sich mit den Faͤrbestoffen zu verbinden. Die folgenden Versuche sprechen
                              offenbar fuͤr unsere Meinung: daß die gebraͤuchlichen Mordans aus
                              saurer essigsaurer Alaunerde und mehr oder weniger basisch schwefelsaurer Alaunerde
                              bestehen.
                           1) Als basisch schwefelsaure Alaunerde mit Essigsaͤure behandelt wurde,
                              loͤste sie sich darin sehr leicht auf, und gab einen an Alaunerde sehr
                              reichen Mordant, welcher auf Zeug aufgedrukt dasselbe Resultat, wie der beste
                              Mordant gab.Dieser Versuch beweist gar nicht, was er beweisen sollte, weil die basisch
                                    schwefelsaure Alaunerde sich in Essigsaͤure als neutrale schwefelsaure Alaunerde aufloͤst.A. d. R.
                              
                           2) Verschiedene Mengen essigsaures Blei wurden mit gleichem Gewichte Alaun und
                              derselben Quantitaͤt Wasser versezt. Die aufgedrukten Mordans gaben gleiche
                              Nuancen, wenn das Verhaͤltniß des essigsauren Bleies 125 auf 100, oder auch
                              nur 75 auf 100 Alaun betrug; erst bei einer geringeren Menge essigsauren Bleies, als
                              die leztere ist, wurden die Nuancen schwaͤcher.
                           3) Als man dieselbe Menge essigsaures Blei und dieselbe Quantitaͤt Wasser
                              beibehielt, und bloß die Menge des Alauns abaͤnderte, zeigte sich, daß der
                              staͤrkste Mordant derjenige war, welcher 3 Theile essigsaures Blei auf 4
                              Alaun enthielt, waͤhrend nach Herrn Sébille
                              in diesem Falle 3 Theile essigsaures Blei noͤthig gewesen waͤren.
                              Haͤtte die essigsaure Alaunerde bei diesen Versuchen allein als Mordant gewirkt, so waͤren
                              die Nuͤancen gleich gewesen, weil in jeder Fluͤssigkeit eine gleiche
                              Menge von diesem Salze vorhanden war. Da aber mit derselben Beize die
                              Faͤrbeversuche oͤfters und zwar mit verschiedenen Farbestoffen
                              wiederholt wurden, so ist die Thatsache außer Zweifel gesezt.Die Sache laͤßt sich nur dann ganz außer Zweifel sezen, wenn die zu
                                    den gegenseitigen Versuchen in Anwendung gekommenen, und in ihren
                                    Zersezungsverhaͤltnissen abweichenden Mordans in verschiedenen
                                    Verhaͤltnissen mit Wasser verduͤnnt angewendet, und eben so
                                    die Pigmente in abweichenden Gewichtsverhaͤltnissen zum Neutralisiren
                                    jener Mordans angewendet werden. Wir werden auf diesen wichtigen Gegenstand
                                    gelegenheitlich zuruͤk kommen.A. d. R.
                              
                           Endlich haben auch einige Drukversuche mittelst des Rouleau gezeigt, daß zum Farben
                              des Krapp-Rosaroths, und fuͤr Mordans die ohne Verdikung aufgedrukt
                              werden, fuͤr Grundfarben mit weißer Reservage der Mordant, welcher nur 75
                              Procent essigsaures Blei enthaͤlt, eben so gut, wo nicht in gewissen
                              Faͤllen noch vorzuͤglicher ist, als derjenige, welcher davon 100 oder
                              125 enthaͤlt.
                           Herr Sébille hat auch eine Reihe von Untersuchungen
                              angestellt, um den relativen Gehalt verschiedener Mordans an essigsaurer Alaunerde
                              zu bestimmen, und er hat daraus, was leicht vorauszusehen war, geschlossen, daß der
                              groͤßere oder geringere Gehalt daran nicht mit der Dichtigkeit in
                              Verhaͤltniß steht. Folgendes ist die Zusammensezung, welche er von einigen
                              Mordans angibt:
                           
                              
                                 A.
                                 Essigsaures Blei
                                 100 Kilog.
                                 180 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 Alaun
                                 100   –
                                   50 –
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300   –
                                    –
                                     –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 500 Kilog.
                                 230 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsaures Blei
                                 110   –
                                    –
                                     –
                                 
                              
                                 
                                 Klare Aufloͤsung
                                 390   –
                                    –
                                     –
                                 
                              
                           Von diesem Mordant kommt also der metrische Centner auf 59 Fr. zu stehen; seine
                              Dichtigkeit betraͤgt 9°, und er ist auf folgende Weise
                              zusammengesezt:
                           
                              
                                 
                                 Essigsaͤure Alaunerde
                                   8,5
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Freier Alaun
                                   5,0
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsaures Kali
                                   4,0
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 82,5
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100.
                                 
                                 
                              
                                 B.
                                 Alaun
                                 100 Kilog.
                                   50 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 Essigsaures Blei
                                   75   –
                                 135 –
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300   –
                                    –
                                     –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 475 Kilog.
                                 185 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsaures Blei
                                   87
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Klare Aufloͤsung
                                 390
                                 
                                 
                              
                           
                           Dieses betraͤgt 47 Fr. 40 Cent, fuͤr den metrischen Centner. Dieser
                              Mordant, welcher 11° 1/2 zeigt, besteht aus:
                           
                              
                                 
                                 Essigsaurer Alaunerde
                                     6,5
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Freiem Alaun
                                   10,0
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsaurem Kali
                                     3,0
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                   80,5
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 
                              
                                 C.
                                 Alaun
                                 100 Kilog.
                                   50 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Essigsaures Blei
                                   77 –
                                 120 –
                                 60 Ct.
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300 –
                                    –
                                     –
                                  –  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 ––––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 477 Kilog.
                                 170 Fr.
                                 60 Ct.
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsaures Blei
                                   87
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Klare Aufloͤsung
                                 390
                                 
                                 
                                 
                              
                           Von diesem Mordant kommt also der metrische Centner auf 45 Franken zu stehen; er hat
                              eine Dichtigkeit von 11° 1/2 und besteht aus:
                           
                              
                                 
                                 Essigsaurer Alaunerde
                                     5,5
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Freiem Alaun
                                   11,2
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsaurem Kali
                                     2,5
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                   80,8
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100
                                 
                                 
                              
                                 D.
                                 Alaun
                                 100 Kilog.
                                   50 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 Essigsaures Blei
                                 125   –
                                 225 –
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300   –
                                    –
                                     –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 525 Kilog.
                                 275 Fr.
                                 
                              
                           Die Dichtigkeit dieses Mordans betraͤgt 8°, und seine Zusammensezung
                              ist:
                           
                              
                                 Essigsaͤure Alaunerde
                                   10,5
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                     4,5
                                 
                              
                                 Wasser
                                   85,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Hieraus schließt Herr Sébille, daß wenn man den
                              Preis fuͤr den Mordant D berechnet, der keinen
                              freien Alaun enthaͤlt, und welcher 10,5 Procent essigsaure Alaunerde
                              enthaͤlt, der Preis des metrischen Centners zu 68 Franken 75 Cent. sich
                              berechnet, wobei der Grad seines Gehaltes nur auf 6 Franken 55 Cent. fuͤr 100
                              Kilogrammen zu stehen kommt, waͤhrend bei der Aufloͤsung C, welche mit der geringsten Menge Bleizuker bereitet
                              wurde, der Grad ihres Gehaltes 8 Franken 20 Cent, kostet. Hr. Sébille schloß ferner daraus, daß der Preis, wie schon gesagt
                              wurde, geringer ausfaͤllt, wenn man nur die noͤthige Menge Alaun
                              anwendet, als wenn er in Ueberschuß angewandt wird. Er bemerkt, daß die drei Aufloͤsungen A, B, C, obgleich sie weniger essigsaure Alaunerde
                              enthalten, als die vierte, doch dichter sind, was man dem unzersezten Alaun
                              zuschreiben muß.
                           Man muß gestehen, daß wenn Herr Sébille gemeint
                              hat, daß bloß reine essigsaure Alaunerde als Mordant dienen koͤnne, seine
                              Arbeit dadurch nichts an Interesse verliert, und daß die beinahe reine essigsaure
                              Alaunerde, welche man in Bouxwiller unter seiner Direction fabricirt, in mehreren
                              Fabriken vortheilhaft angewandt wird. – Aus dem so eben Angefuͤhrten
                              geht hervor, daß die reine essigsaure Alaunerde ein sehr guter Mordant ist, daß man
                              aber die Mordans, welche mehr oder weniger basisch schwefelsaure Alaunerde,
                              schwefelsaures Kali und Natron und essigsaures Kali enthalten, als solche betrachten
                              kann, die ihr nichts nachgeben, vorausgesezt, daß die lezteren Salze eine gewisse
                              Quantitaͤt nicht uͤberschreiten; und im Allgemeinen zeigt sich kein
                              merklicher Unterschied zwischen den Farben, welche die mit mehr oder weniger
                              essigsaurem Blei bereiteten Mordans geben, vorausgesezt, daß man davon nicht weniger
                              als die Haͤlfte des angewandten Alauns nimmt.
                           
                        
                           Ueber die Zubereitung der Mordans.
                           Es ist sehr wichtig, daß man einen recht reinen, schoͤn weißen, und besonders
                              eisenfreien Alaun anwendet. Ehemahls war der roͤmische Alaun der reinste,
                              welcher im Handel vorkam; der Alaun, welchen heut zu Tage die franzoͤsischen
                              Fabriken in großen Stuͤken liefern, und welcher der gemeinste ist,
                              enthaͤlt kaum eine Spur Eisen mehr, und der gereinigte in Krystallen von
                              mittlerer Groͤße vorkommende Alaun ist davon ganz und gar frei. Wenn mehrere
                              Fabrikanten in einigen Faͤllen gefunden haben, daß der roͤmische Alaun
                              eine bessere Wirkung hervorbringt, so scheint die Ursache diese zu seyn, daß er
                              etwas weniger sauer ist, und man kann ihn durch den gereinigten Alaun ersezen, wenn
                              man lezteren mit ein wenig Alkali versezt. Man hat mehrere Versuche in der
                              Faͤrbekunst angestellt, um sich zu versichern, ob der Alaun mit Kali als
                              Basis andere Resultate gibt als der Alaun, welcher Ammoniak als Basis
                              enthaͤlt. Der Kalialaun besteht nach Herrn Berzelius aus:
                           
                              
                                 Schwefelsaurer Alaunerde
                                   36,85
                                 
                              
                                 Schwefelsaurem Kali
                                   18,15
                                 
                              
                                 Krystallwasser
                                   45,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Der Ammoniakalaun besteht nach Herrn Riffauld aus:
                           
                              
                                 Schwefelsaurer Alaunerde
                                   38,885
                                 
                              
                              
                                 Schwefelsaurem Ammoniak
                                   12,961
                                 
                              
                                 Krystallwasser
                                   48,154
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Die erste dieser Alaunarten, obgleich weniger reich an schwefelsaurer Alaunerde als
                              die zweite, gibt dennoch eben so gute Resultate in der Praxis, wie schon bemerkt
                              wurde. Es scheint, daß der Alaun von Bouxviller, wovon man in Muͤlhausen eine
                              große Menge verbraucht, Ammoniak enthaͤlt; denn er entwikelt davon eine
                              merkliche Menge, wenn man ihn in kaustischem Kali aufloͤst.
                           Der Bleizuker muß in weißen Krystallen seyn, und das Wasser, worin man ihn
                              aufloͤst, nicht stark truͤben, weil sonst entweder kohlensaures Blei,
                              welches sich bei laͤngerer Einwirkung der Luft auf der Oberflaͤche
                              dieses Salzes bildet, vorhanden waͤre, oder das Wasser ein kohlensaures Salz
                              enthalten wuͤrde. Einige Tropfen Weinessig werden die Aufloͤsung
                              wieder klar machen.Enthielte das Waͤsser schwefelsaure oder salzsaure Salze in etwas
                                    betraͤchtlicher Menge, so wuͤrde die Truͤbung auf Zusaz
                                    von Essigsaͤure nicht verschwinden.A. d. R. – Man findet im Handel drei oder vier Sorten Bleizuker, welche sich
                              bloß durch die Art der Essigsaͤure, welche zur Aufloͤsung des
                              Bleioxydes angewandt wurde, unterscheiden: 1) solchen, welcher mit Holzessig
                              bereitet wurde; 2) solchen, der im mittaͤgigen Frankreich mit Weinessig
                              fabricirt wird; 3) solchen, der mit Bieressig dargestellt und aus Holland zu uns
                              gebracht wird; 4) man kauft in England ein braunes, holzsaures Blei, welches bei
                              seiner Aufloͤsung ein wenig Theer absezt: wegen seines maͤßigen
                              Preises wird es ebenfalls angewandt.
                           Die chemische Analyse dieser verschiedenen Bleisorten hat gezeigt, daß sie in ihrer
                              Zusammensezung nicht merklich verschieden sind; indessen glauben mehrere
                              Kattunfabrikanten mit solchem Bleizuker, der mittelst Wein- oder Vieressig
                              dargestellt wurde, bessere Resultate erhalten zu haben. Diese Herren wuͤrden
                              ihren Mitbuͤrgern durch die Mittheilung der in dieser Hinsicht gemachten
                              Beobachtungen einen Gefallen erweisen. Vielleicht ist der Holzessig weniger
                              fluͤchtig als der Weinessig, und die Saͤure des lezteren scheidet sich
                              vielleicht deßwegen bei dem Eintroknen des Mordans schneller ab, wodurch die
                              Verbindung der basischen Alaunerdesalze mit dem Stoff befoͤrdert wird.
                              – In Frankreich wendet man gewoͤhnlich den mit Holzessig bereiteten
                              Bleizuker an, welchen Herr Mollerat in Dijon (Côte-d'Or) in großer Menge in den Handel
                              bringt, wenn anders der Preis desjenigen, welcher im mittaͤgigen Frankreich
                              fabricirt wird, nicht geringer ist.
                           
                           In fast allen Fabriken des Elsasses bereitet man den Mordant oder Ansaz zum Roth auf
                              folgende Weise: wenn der Alaun und Bleizuker abgewogen worden sind, stoͤßt
                              man ersteren und bringt ihn in eine tiefe Kufe, worauf eine gehoͤrige Menge
                              heißes Wasser zugegossen, und wenn er sich aufgeloͤst hat, ein Zehntel seines
                              Gewichtes krystallisirte Soda, um die freie Saͤure zu saͤttigen,
                              zugesezt wird. Hierauf mengt man das essigsaure Blei darunter, und da dieses Salz
                              sich sehr schnell aufloͤst, so wirkt es augenbliklich auf den Alaun. Das
                              Gemenge muß eine Stunde lang umgeruͤhrt werden. Man thut gut, die Operation
                              des Morgens anzufangen und von Zeit zu Zeit umzuruͤhren, ohne das
                              Gefaͤß zu bedeken, bis die Fluͤssigkeit ganz kalt geworden ist; denn
                              wenn man große Quantitaͤten in Arbeit genommen hat, um einen concentrirten
                              Mordant zu erhalten, und die Erkaͤltung zu langsam Statt findet, kann die
                              essigsaure Alaunerde in der Waͤrme eine anfangende Zersezung erleiden, worauf
                              sie sich nur langsam klaͤrt. – Wenn man den Mordant mit einem Alkali
                              versezt, so ist es nicht gleichguͤltig, ob man es am Ende der Operation oder
                              der Alaunaufloͤsung zusezt. In lezterem Falle hat man den Zwek die freie
                              Schwefelsaͤure zu saͤttigen, essigsaures Blei zu ersparen und einen an
                              essigsaurer Alaunerde reichen Mordant zu erhalten, worin ein Theil des Alauns als
                              basisches Salz aufgeloͤst ist. Im ersteren Falle hingegen saͤttigt man
                              nur die freie Essigsaͤure, und es bildet sich essigsaures Kali oder Natron,
                              je nachdem man ein Alkali anwendet.Daß die Aufloͤsung keine basische schwefelsaure Alaunerde enthalten
                                    kann, versteht sich von selbst, weil dieses Salz in Wasser
                                    unaufloͤslich ist; man vergleiche uͤbrigens die Anmerkung Nr.
                                    14. Auch sieht man keinen Grund ein; warum die Aufloͤsung in dem hier
                                    angefuͤhrten Falle verschiedene Salze enthalten soll, je nachdem man
                                    vorher den Alaun oder nachher das Product seiner Zersezung neutralisirt. Daß
                                    essigsaure Alkalien die schwefelsaure Alaunerde durch doppelte
                                    Wahlverwandtschaft zersezen, bemerkt der Verfasser selbst weiter unten. A.
                                    d. R. Dieses Verfahren kann nuͤzlich seyn, wenn man einen neutralen
                              Mordant, oder einen solchen, welcher feucht bleiben muß, noͤthig hat, um eine
                              zu schnelle Austroknung zu vermeiden. Da das essigsaure Kali ein sehr zerfließliches
                              Salz ist, so eignet es sich sehr gut fuͤr diesen Zwek. Zuweilen versezt man
                              ihn, um denselben Zwek zu erreichen, wie weiter unten bemerkt werden wird, mit
                              salzsaurem Zink, Kochsalz u.s.w. Folgende drei Mordans wenden wir fuͤr den
                              Druk vorzuͤglich an (das Maß, wovon hier die Rede
                              ist, wiegt 3 3/4 Pfund.)
                           Starker Mordant, Nr. 1.
                           
                              
                                 100
                                 Maß Wasser (wovon 20 Maß Farb-Decoct sind zum
                                    Blenden),
                                 
                              
                                 150
                                 Pfund Alaun,
                                 
                              
                                   15
                                 Pfund krystallisirte Soda,
                                 
                              
                                 150
                                 Pfund essigsaures Blei.
                                 
                              
                           
                           Dieser Mordant dient zu den Mordant-Reservagen, dem Lapis, zu dem
                              amarantfarbigen Grunde, dem Rothdruk mittelst des Rouleau u.s.w.
                           Mordant Nr. 2.
                           
                              
                                 100
                                 Maß Wasser (wovon 20 Farb-Decoct),
                                 
                              
                                 100
                                 Pfund Alaun,
                                 
                              
                                   10
                                 Pfund krystallisirte Soda,
                                 
                              
                                   75
                                 Pfund essigsaures Blei.
                                 
                              
                           Dieser Mordant wird nur fuͤr Gelb, verschiedene Gruͤnde u.s.w.
                              angewandt.
                           Mordant Nr. 3.
                           
                              
                                 100
                                 Maß Wasser (wovon 20 Farb-Decoct),
                                 
                              
                                   75
                                 Pfund Alaun,
                                 
                              
                                     7,5
                                 Pfund krystallisirte Soda,
                                 
                              
                                   50
                                 Pfund essigsaures Blei.
                                 
                              
                           Es gibt wenige Falle, wo ein staͤrkerer Mordant noͤthig waͤre,
                              als der von Nr. 1. Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Mordant Nr. 2 stark genug ist,
                              um fast mit allen Faͤrbestoffen die intensivsten Nuͤancen
                              hervorzubringen, die sie durch vollstaͤndige Saͤttigung geben
                              koͤnnen; als man naͤmlich Zeuge mit moͤglichst starken Mordans,
                              und andere mit dem Mordant Nr. 2 vorbereitete und dann faͤrbte, war kein
                              Unterschied bemerklich. Wir wollen bei dieser Gelegenheit bemerken, daß diese
                              Saͤttigungscapacitaͤt bei verschiedenen Faͤrbestoffen eine
                              verschiedene ist, in dem die einen staͤrkere Mordans als die anderen
                              erfordern, um das Maximum der Intensitaͤt hervorzubringen.
                           Anstatt einen Normalmordant zu haben, um durch groͤßere oder geringere
                              Verduͤnnung desselben mit Wasser alle Abstufungen von Nuͤancen zu
                              erhalten, je nachdem man gerade eine Farbe wuͤnscht, ziehen es die
                              Fabrikanten allgemein vor, mehrere zusammenzusezen, welche sich in der Dichtigkeit
                              und dem Verhaͤltniß zwischen Alaun und Bleizuker unterscheiden, je nachdem
                              sie zu einem Artikel bestimmt sind, und zwar aus folgenden Gruͤnden:
                           1) Es gibt nur sehr wenige Faͤlle, wo man zum Druk einen sehr starken Mordant
                              anwenden muß, der eine groͤßere Menge Bleizuker erfordert, als ein Mordant
                              von mittlerer Dichtigkeit; wodurch die Anwendung des ersteren also kostspieliger
                              wuͤrde.
                           2) Ein starker Mordant haͤlt sich nicht so lange, wie ein Mordant von
                              mittlerer Dichtigkeit, zu dessen Bereitung weniger essigsaures Blei genommen wird.
                              Ersterer zersezt sich in kurzer Zeit in der Kaͤlte und sezt mehr basisch
                              essigsaure Alaunerde ab, als der zweite, weßwegen man bei der Verduͤnnung mit
                              Wasser nicht immer ein constantes Resultat erhalten wuͤrde.Der Verfasser gibt nicht an, auf welche Art er sich uͤberzeugte, daß
                                    der aus der
                                    unreinen essigsauren Alaunerde sich absezende Niederschlag ein basisches
                                    essigsaures Salz ist, was um so noͤthiger gewesen waͤre, weil
                                    bis jezt noch keine basische essigsaure Alaunerde bekannt ist. A. d. R.
                              
                           
                           3) Ein starker Mordant, worin die Essigsaͤure vorwaltet, taugt zu mehreren
                              Arten von Druk nicht, wie zum Beispiel fuͤr ein Muster mit zwei bis drei
                              Roth, wozu Mordans von verschiedener Dichtigkeit auf einander gedrukt werden. In
                              diesem Falle wuͤrden die Mordans ein wenig in einander verfließen und die
                              Farben nicht so deutlich werden.
                           4) Außerdem ist auch das Verfahren, einem Mordant Consistenz zu geben oder ihn zu
                              verdiken, verschieden, je nach der Art von Druk, wozu man ihn bestimmt, und ein
                              starker und saurer Mordant kann sich nicht so leicht mit allen Substanzen, die als
                              Verdikungsmittel dienen, verdiken, wie ein anderer.
                           5) Ein starker und saurer Mordant waͤscht sich nicht so leicht ab, wie ein
                              schwacher, z.B. die von Nr. 2 und 3. (Man sehe weiter unten den Artikel Kuhmistbad.)
                           In Betreff der Aufbewahrung der Mordans ist es wesentlich noͤthig, daß man
                              nicht zuviel davon auf Einmahl bereitet; denn sie sezen alle, wie schon bemerkt
                              wurde, mehr oder weniger basisch essigsaure Alaunerde ab. Der Mordant Nr. 2 sezt
                              weniger ab, als die fast reine essigsaure Alaunerde, besonders wenn sie sehr
                              concentrirt ist.
                           Diese Zersezung in der Kaͤlte findet sogar Statt, wenn der Mordant in
                              verschlossenen Flaschen aufbewahrt wird, und der gebildete Niederschlag, obgleich
                              aus basisch essigsaurer Alaunerde bestehend, loͤst sich nicht merklich in
                              Essigsaͤure auf. Alle Praktiker wissen, daß gewisse Mordans noch eine
                              Zersezung erleiden, wenn man sie erhizt, und daß der Niederschlag, welcher sich
                              alsdann bildet, sich beim Erkalten wieder aufloͤst, wie Hr. Gay-Lussac dieses sehr gut beobachtete. Man kann
                              die reine essigsaure Alaunerde bis zum Sieden erhizen, ohne daß sie sich zersezt. So
                              ist es aber nicht mit den Mordans, welche schwefelsaures Kali oder basisch
                              schwefelsaure Alaunerde enthalten. Leztere truͤben sich, wenn man sie erhizt,
                              und geben einen reichlichen Niederschlag, der sich beim Erkalten wieder
                              aufloͤst. Es ist bemerkenswert!), daß diese Zersezung in der Waͤrme
                              mit der Dichtigkeit des Mordant variirt, obgleich das Gewicht des essigsauren Bleies
                              und des Alauns in demselben Verhaͤltniß bleibt, was folgende Versuche
                              beweisen.
                           1) Ein Maß 3 3/4 Pfund) Wasser, ein halbes Pfund Alaun und ein halbes Pfund Bleizuker
                              geben einen Mordant, welcher 6 1/2° wiegt und beim Erhizen sich bei
                              68° (C.) truͤbt, und sich (gleichsam zu einer Gallerte) bei 73°
                              verdikt.
                           
                           2) Ein Maß Wasser, ein Pfund Alaun und ein Pfund essigsaures Blei geben einen
                              Mordant, welcher 8° wiegt, sich bei 80° truͤbt und bei
                              85° gelatinirt.
                           3) Ein Maß Wasser, drei Pfund Alaun und drei Pfund essigsaures Blei geben einen
                              Mordant, dessen Dichtigkeit 15° ist und der sich selbst beim Sieden nicht
                              truͤbt.
                           Hr. Gay-Lussac hat gefunden, daß wenn man die reine
                              essigsaure Alaunerde mit Alaun oder schwefelsaurem Kali versezt, dieses Salz die
                              Eigenschaft erhaͤlt, in der Waͤrme einen Niederschlag zu geben. Dieser
                              Gelehrte sammelte den Niederschlag, und nachdem er ihn ausgesuͤßt
                              haͤtte, behandelte er ihn mit Schwefelsaͤure, um die Gegenwart der
                              Essigsaͤure zu erkennen, worauf er ihn in Salzsaͤure aufloͤste
                              und mit Barytsolution auf Schwefelsaͤure pruͤfte, und da er auf die
                              angegebene Weise keine dieser Saͤuren entdeken konnte, so schloß er daraus,
                              daß dieser Niederschlag reine Alaunerde sey. Hr. Gay-Lussac glaubt, daß die physikalische. Ursache dieser
                              Faͤllung in der Waͤrme die durch Einwirkung der Waͤrme bewirkte
                              Entfernung der Molekuͤle der Essigsaͤure und der Alaunerde ist, die
                              sie uͤber die Sphaͤre ihrer Activitaͤt hinaustreibt und dadurch
                              ihre Abscheidung veranlaßt. Sobald sich aber die Waͤrme vermindert,
                              naͤhern sich diese Molekuͤle einander wieder, ziehen sich an und
                              verbinden sich neuerdings. – Was aber auch die Ursache dieser Faͤllung
                              seyn mag, so beweisen folgende Versuche, daß der Niederschlag eine basisch
                              schwefelsaure Alaunerde ist, welche sich beim Erkalten in der sauren essigsauren
                              Alaunerde wieder aufloͤst, waͤhrend die Alaunerde (oder die basisch
                              essigsaure Alaunerde), welche sich durch Laͤnge der Zeit aus den Mordans
                              niederschlaͤgt, sich nicht mehr aufloͤst, selbst nicht in heißer
                              Essigsaͤure.
                           Als man 1000 Grammen des Mordant Nr. 3 bis zum Sieden erhizte, und sodann filtrirte,
                              erhielt man 14,15 Grammen trokenen Niederschlag. Als man denselben Versuch
                              wiederholte und mit siedendheißem Wasser aussuͤßte, um die Aufloͤsung
                              des Niederschlags beim Erkalten zu verhindern, erhielt man 22,65 Grammen trokenen
                              Niederschlag. Dieser Niederschlag, mit Schwefelsaͤure behandelt, entband
                              nicht merklich Essigsaͤure, aber in Salpetersaͤure aufgeloͤst,
                              gab er mit Baryt einen Niederschlag. Als man auf diese Art 5 Grammen mit
                              Salpetersaͤure behandelte, erhielt man 3,25 Gr. schwefelsauren Baryt, und als
                              sodann die Fluͤssigkeit mit Ammoniak gefaͤllt wurde, wurden 3,85 Gr.
                              Alaunerde erhalten, wonach die Zusammensezung seyn wuͤrde:
                           
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                 100
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 343,478.
                                 
                              
                           
                           Das neutrale schwefelsaure Salz besteht bekanntlich aus:
                           
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                 100
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                   42,802.
                                 
                              
                           Der erhaltene Niederschlag waͤre also ein basisches Salz, welches acht Mahl
                              mehr Alaunerde als das neutrale schwefelsaure Salz enthaͤlt. Diese Bemerkung
                              wird noch durch eine andere Thatsache unterstuͤzt; naͤmlich daß die
                              basisch schwefelsaure Alaunerde auch in dem folgenden Mordant vorkommt (welcher
                              Basis und Saͤure genau in demselben Verhaͤltnisse enthaͤlt; es
                              ist naͤmlich derjenige, dessen man sich hauptsaͤchlich zu der rothen
                              Reservage [Artikel Lapis] auf der Walzendrukmaschine bedient, weil er sehr reich an
                              Alaunerde ist und bisweilen sogar eine Dichtigkeit von 20° hat). Um diesen
                              Mordant zu erhalten, fangt man an, eine gesaͤttigte Aufloͤsung von
                              Alaun in kaltem Wasser zu bereiten (was gewoͤhnlich in einer großen Kufe
                              geschieht), worauf man die freie Saͤure des Alauns saͤttigt, in dem
                              man allmaͤhlich Kali zusezt und gut umruͤhrt: mit diesem Zusaze
                              faͤhrt man so lange fort, bis man bemerkt, daß die entstandenen Floken nicht
                              mehr verschwinden; dann erhizt man diese Aufloͤsung bis zum Sieden. In dem
                              Maße, als die Temperatur sich erhoͤht, schlaͤgt sich alle Alaunerde
                              als basisch schwefelsaure Alaunerde nieder: man gießt das heiße Wasser ab, sammelt
                              den Niederschlag und loͤst ihn in Essigsaͤure auf, welche sich damit
                              vollstaͤndig saͤttigt, besonders wenn man sie erwaͤrmt.
                           Schlaͤgt man eine Alaunaufloͤsung kalt mit Kali nieder, so
                              erhaͤlt man ein Alaunerdehydrat als Gelée, welches sich ebenfalls sehr
                              leicht in Essigsaͤure aufloͤst und auch einen sehr guten Mordant gibt.
                              Faͤllt man auf dieselbe Art eine heiße oder selbst kochende
                              Aufloͤsung, so loͤst sich der erhaltene Niederschlag nur in geringer
                              Menge in Essigsaͤure auf und noch weniger, wenn man ihn vorlaͤufig
                              getroknet hat. Anfangs war man geneigt zu glauben, daß alle diese gallertartigen
                              Niederschlaͤge basisch schwefelsaure Alaunerde seyen, die mehr oder weniger
                              Basis enthalten, je nachdem die Temperatur bei der Faͤllung erhoͤht
                              war, aber man fand nur in dem ersteren Schwefelsaͤure, wodurch also wieder
                              bestaͤtigt wird, daß die in Essigsaͤure aufgeloͤste basisch
                              schwefelsaure Alaunerde als Mordant dienen kann.
                           Es ist eine Thatsache, daß der Niederschlag, welcher entsteht, wenn man eine
                              Alaunaufloͤsung heiß faͤllt, nach vorlaͤufigem Troknen nur
                              wenig Neigung mehr hat, sich mit Essigsaͤure zu vereinigen; auch hat man
                              gefunden, daß die durch Ammoniak gefaͤllte Alaunerde weniger in dieser
                              Saͤure aufloͤslich ist, als die durch Kali gefaͤllte.
                           Man bereitet auch essigsaure Alaunerde aus schwefelsaurer. Das Verfahren besteht
                              darin, daß man allmaͤhlich und bei der gewoͤhnlichen Temperatur eine
                              Aufloͤsung von essigsaurem Blei so lange in eine Aufloͤsung von reiner
                              schwefelsaurer Alaunerde gießt, bis kein Niederschlag mehr entsteht. Es ist aber
                              sehr schwierig, eisenfreie schwefelsaure Alaunerde durch den Handel zu beziehen,
                              denn da dieses Salz unkrystallisirbar ist, so kann man es nicht durch die
                              Krystallisation reinigen, nachdem es sich durch freiwillige Zersezung der
                              alaunerdehaltigen Schwefelkiese gebildet hat. Die Aufloͤsung der
                              schwefelsauren Alaunerde muß siedendheiß 29 oder 30° am (Beauméschen)
                              Araͤometer zeigen; dieses betraͤgt ungefaͤhr 31 bis 33°,
                              wenn sie erkaltet ist. Um nun daraus essigsaure Alaunerde zu bereiten, nimmt man 110
                              bis 115 Theile dieser Aufloͤsung und 100 Theile essigsaures Blei in dreißig
                              Theilen Wasser aufgeloͤst: man erhaͤlt dann beilaͤufig 200
                              Theile einer Aufloͤsung von essigsaurer Alaunerde, die am Araͤometer
                              15 bis 16° zeigt und 18 bis 19 Procent wasserfreie essigsaure Alaunerde
                              enthaͤlt. Dieses ist beilaͤufig die hoͤchste Concentration,
                              welche man sogleich durch gegenseitige Zersezung erhalten kann.
                           In Ermangelung von Essigsaurem Blei kann man essigsauren Kalk anwenden; da dieses
                              Verfahren oͤkonomischer ist, so wenden es gewoͤhnlich auch die
                              Fabrikanten chemischer Producte an, welche fluͤssige essigsaure Alaunerde in
                              den Handel bringen. Zu diesem Ende bedient man sich gewoͤhnlich des
                              holzsauren Kalks. 100 Theile Alaun, 100 Theile Wasser und 150 Theile holzsaurer Kalk
                              von 11 1/2° geben eine essigsaure Alaunerde, welche heiß 15° zeigt,
                              beim Erkalten aber ein wenig Alaun auskrystallisiren laͤßt und nur mehr 12
                              1/2° zeigt. Man muß sich wohl huͤten, das Kalksalz in Ueberschuß
                              anzuwenden, weil dieses Salz sodann der Schoͤnheit der Farben nachtheilig
                              werden kann.
                           Man bereitet noch einen Alaunerdemordant, welcher in England sehr haͤufig
                              angewandt wird, besonders zum Rothdruk auf der Maschine, wozu er fuͤr sehr
                              zarte Muster sehr vortheilhaft ist. Man erhaͤlt damit das Rosaroth und das
                              Roth so schoͤn, wie mit essigsaurer Alaunerde. Dieser Mordant ist eine
                              Aufloͤsung von Alaunerde in Kali (Alaunerde-Kali) und wird auf
                              folgende Weise bereitet: Man kocht eine halbe Stunde lang 80 Maß (à 3 3/4
                              Pfund) Wasser, 80 Pfund amerikanische Potasche und 32 Pf. gebrannten Kalk; die so
                              erhaltene kaustische Lauge wird abgegossen und davon werden 60 Maß auf 36
                              eingekocht, worauf sie sodann 35° am Araͤometer zeigt. Man
                              loͤst sodann darin bei der Siedhize 60 Pf. Alaun auf, gießt nach dem Erkalten
                              den klaren Theil von dem auskrystallisirten schwefelsauren Kali ab, waͤscht
                              lezteres mit ein wenig Wasser ab und sezt dieses der bereits abgegossenen
                              Fluͤssigkeit zu: auf diese Art muß man ungefaͤhr 40 Maß
                              Alaunerde-Kali erhalten, welches man mit geroͤstetem Staͤrkmehl
                              verdikt.
                           Waͤhrend dieser Mordant aufgedrukt wird, muß man nicht stark erwaͤrmen, und um die
                              Vereinigung der Alaunerde mit dem Zeuge und ihre Abscheidung von dem Kali zu
                              erleichtern, haͤngt man die Zeuge nach dem Druk in einem kalten und mehr
                              feuchten als trokenen Lokal auf. Wahrscheinlich scheidet die Kohlensaͤure der
                              Luft, in dem sie sich mit dem Kali verbindet, die Alaunerde von demselben ab. Wenn
                              man einen Strom kohlensaures Gas durch eine Aufloͤsung von Alaunerde in Kali
                              leitet, so wird alle Alaunerde niedergeschlagen und mit vielem Wasser
                              ausgesuͤßt, entbindet sie Kohlensaͤure auf Zusaz einer Saͤure.
                              Wird dieser Niederschlag in Salpetersaͤure aufgeloͤst, so
                              truͤbt er sich durch Baryt nicht. Die von der gefaͤllten Alaunerde
                              abgeschiedene Fluͤssigkeit besteht aus doppeltkohlensaurem und schwefelsaurem
                              Kali; sie enthaͤlt aber keine Alaunerde mehr, zum Beweis, daß diese Erde in
                              doppeltkohlensaurem Kali nicht aufloͤslich ist. Diese Eigenschaft wird ohne
                              Zweifel nuͤzliche Anwendung finden, besonders wenn man einen Alaunerdemordant
                              auf dem Zeuge zu neutralisiren hat.
                           Auch folgendes Praͤparat soll einen guten Mordant geben: man bereitet zuerst
                              essigsaures Natron, in dem man geradezu Soda mit Holzsaͤure neutralisirt und
                              kocht dieses essigsaure Natron mit Alaun. Durch doppelte Wahlverwandtschaft bildet
                              sich schwefelsaures Natron und essigsaure Alaunerde, woraus man die Basis nicht
                              abscheidet.Schwefelsaures Eisen zersezt sich mit essigsaurem Kali oder Natron auf
                                    aͤhnliche Weise, so daß man ein mit schwefelsaurem Kali oder Natron
                                    vermischtes essigsaures Eisen erhaͤlt. A. d. R. Es scheint, daß einige Fabrikanten diesen Mordant anwenden.
                           
                        
                           Ueber die Verdikung der Mordans.
                           Die Kunst, die Mordans zu verdiken, oder ihnen die Consistenz zu geben, welche
                              noͤthig ist, damit sie sich zu den verschiedenen Arten von Druk eignen,
                              erfordert eine lange Praxis, und ohne Zweifel haͤngt in sehr vielen
                              Faͤllen das Gelingen des Druks und die Vereinigung der Basen mit dem Zeuge
                              davon ab. Der Grad der Consistenz und die Natur des Verdikungsmittels wechseln und
                              richten sich nach der Concentration und Scharfe (vorwaltenden Saͤure) des
                              Mordant.
                           Es haͤngt oft von der Natur und groͤßeren oder geringeren Consistenz
                              des Verdikungsmittels ab, wenn ein Mordant waͤhrend des Troknens basische
                              Alaunerdesalze an den Zeug abgeben soll. Das Austroknen selbst kann wieder mehr oder
                              weniger schnell geschehen, je nach der Natur des Verdikungsmittels, und dieses hat
                              dadurch auf die Verfluͤchtigung der Essigsaͤure Einfluß, denn es kann
                              sich treffen, daß durch ein zu schnelles Troknen ein Theil dieser Saͤure von
                              einer diken Schichte Pfeifenerde oder Gummi mechanisch zuruͤkgehalten
                              wird.
                           Mangel an Raum hindert mich hier speciell die große Menge von Substanzen abzuhandeln,
                              welche als Verdikungsmittel dienen koͤnnen.Eine ziemlich vollstaͤndige Zusammenstellung der Verdikungsmittel,
                                    deren man sich in den Drukereien zum Verdiken der Beizen bedient, hat Kurrer in Dingler's
                                    neuem Journale fuͤr die Indiennen- oder Baumwollendrukereien
                                    Bd. 1. S. 354–414 geliefert. A. d. R. Ich bemerke bloß, daß die am haͤufigsten angewandten:
                              Staͤrkmehl, arabischer Gummi, Weizenmehl, geroͤstete Staͤrke
                              (Staͤrke-Gummi), ein Gemenge von Gummi mit Pfeifenerde, Traganth und
                              Salep sind. Die beiden lezteren werden nur selten zum Verdiken der Alaunerdemordans
                              angewandt. – Wenn man essigsaure Alaunerde, besonders den Mordant Nr. 3 mit
                              Starkmehl kocht, schlaͤgt sich, wie schon bemerkt wurde, ein basisches
                              Alaunerdesalz nieder. Zwar erleichtert das Starkmehl, in dem es dasselbe hindert,
                              bis auf den Boden zu kommen, seine Aufloͤsung beim Erkalten, aber es
                              loͤst sich noch besser wieder auf, wenn man die Farbe so lange
                              umruͤhrt, bis sie kalt geworden ist. Aus diesem Grunde muß man sich
                              huͤten, diese Farbe noch heiß aufzudruken.
                           Wenn man in die Nothwendigkeit versezt ist, den Mordant mit vielem Wasser zu
                              verduͤnnen, wie zum Beispiel fuͤr das mit Staͤrke Verdikte
                              helle Rosaroth, so thut man gut, zuerst das Wasser zu verdiken und hierauf erst der
                              beinahe kalten Verdikung den Mordant zuzusezen. – Ein starker und saurer
                              Mordant verdikt sich nicht leicht mit Staͤrke, und die Farbe behaͤlt
                              die erforderliche Consistenz nicht bei. Man thut besser, einen solchen Mordant mit
                              Gummi oder gerbsteter Staͤrke zu verdiken. – Oft waͤhlt man
                              auch ein Verdikungsmittel wegen seines wohlfeilen Preises. – Man hat nie
                              bemerkt, daß die Mordans, welche sich truͤben, waͤhrend man sie
                              erhizt, ein weniger gutes Resultat in der Faͤrberei gaben. – Ein
                              Mordant, welcher uͤberschuͤssigen Alaun enthaͤlt, zum Beispiel
                              zwei Theile Alaun auf Einen essigsaures Blei, behaͤlt nach der Verdikung mit
                              Staͤrke seine Consistenz nicht bei, und zieht nach Verlauf eines Tages Wasser
                              an.Wenn man an den mit Staͤrke verdikten und waͤsserig gewordenen
                                    Mordant etwas sein gestoßenen Traganth ruͤhrt, so huͤllt
                                    dieser die Fluͤssigkeit ein, und der verdikte Mordant ist dann wieder
                                    drukfaͤhig. A. d. R. Zwei Mordans, von derselben Zusammensezung, aber mit verschiedenen
                              Substanzen verdikt, geben Farben, deren Glanz und Intensitaͤt nach der Natur
                              des Verdikungsmittels verschieden ist; so zeigt sich, daß ein mit Staͤrke
                              verdikter Mordant sich leichter mit dem Zeuge verbindet und dunklere Farben gibt,
                              als derselbe Mordant, mit Gummi verdikt; fuͤr gewisse Farben aber ist das
                              Gummi vorzuziehen, weil es den Farben mehr Durchsichtigkeit ertheilt, in dem
                              ungeachtet des Walkens immer ein wenig Staͤrke mit dem Mordant
                              zuruͤkbleibt. Der Unterschied in der Intensitaͤt der Farbe
                              ruͤhrt zuweilen auch von der Vermehrung des Volumens her, die durch gewisse
                              Verdikungsmittel veranlaßt wird, welche man in groͤßerer Quantitaͤt anzuwenden
                              genoͤthigt ist, um eine gleiche Consistenz zu erhalten. Dadurch werden
                              naͤmlich die Theilchen der Alaunerde mehr oder weniger von einander entfernt.
                              Ein Mordant, welchen man durch Gummi stark verdikt, hat das Nachtheilige, daß er zu
                              schnell troknet und sich daher nur schwach mit dem Zeuge verbindet, also matte
                              Farben gibt, waͤhrend man ihn, ohne dieses zu befuͤrchten, mit
                              Staͤrke oder Weizenmehl, so stark, als es der Artikel erfordert, verdiken
                              kann. – Wenn man mehrere Mordans fuͤr verschiedene Farben auf einander
                              drukt, so muß man es zu vermeiden suchen, daß sie sich aufloͤsen und so in
                              einander verfließen. Dieses ist besonders dann noͤthig, wenn ein zartes
                              mittelst der Maschine aufgedruktes Muster mit einem Grund oder einer großen Menge
                              Mordant bedekt wird. Es ist dann unumgaͤnglich noͤthig, daß der erste
                              Druk einige Tage liegen bleibt, ehe der zweite hinzukommt, und daß man verschiedene
                              Verdikungsmittel anwendet; so wird die erste Farbe, welche immer die dunklere ist,
                              mit Staͤrke verdikt werden koͤnnen, und die zweite mit arabischem
                              Gummi oder geroͤsteter Staͤrke. Eine zarte Farbe, welche auf der
                              Maschine aufgedrukt wird, kann mit geroͤsteter Staͤrke verdikt werden,
                              und die aufzudrukende Grundfarbe mit arabischem Gummi.
                           In diesem Falle bleibt der erste Aufdruk unberuͤhrt, besonders, wenn das
                              Austroknen nicht zu langsam vor sich ging. In derselben Absicht versezt (blendet)
                              man den ersten Druk mit Blauholz-Decoct und bisweilen mit essigsaurem
                              Kupfer.
                           
                        
                           Bemerkungen uͤber das Aufdruken des Mordant und seine
                                 Vereinigung mit dem Zeuge.
                           In den Drukstuben muß die Temperatur immer auf 15 bis 19 Grad erhalten werden; denn
                              die Temperatur und der hygrometrische Zustand der Luft haben den groͤßten
                              Einfluß auf die Vereinigung des Mordant mit dem Zeuge. Waͤhrend des Troknens
                              verfluͤchtigt sich ein Theil Essigsaͤure mit Wasser, und es bilden
                              sich basische Alaunsalze, die sich in dem Maße mit dem Zeuge vereinigen, als sie aus
                              ihren Aufloͤsungsmitteln abgeschieden werden. Durch das Kuhmistbad vereinigt
                              man endlich vollends mit dem Zeuge die Basis, welche dadurch, daß sie fast voll
                              aller Essigsaͤure und dem nicht mit dem Zeuge verbundenen Mordant getrennt
                              wurde, in Wasser unaufloͤslich geworden ist.
                           Wir wollen einen Augenblik bei der wichtigen Rolle verweilen, welche der
                              hygrometrische Zustand der Luft bei dem Eintroknen der Mordans spielt. Das in
                              Dampfgestalt vorhandene Wasser loͤst die Essigsaͤure auf, wovon ein
                              großer Theil abgeschieden werden muß, wenn sich die basischen Alaunerdesalze mit dem
                              Zeuge sollen verbinden koͤnnen. Eine feuchte und heiße Luft ist besonders noͤthig, wenn ein
                              zartes Muster auf der Maschine aufgedrukt und sogleich troken werden soll, oder
                              auch, wenn ein starker Mordant in großer Menge mit, Gummi und Pfeifenerde verdikt
                              wird, wie zu den Mordantreservagen des Lapisartikels. Bei dieser Art von Druk kommt
                              eine sehr dike Schichte Farbe auf den Zeug; die Essigsaͤure kann aber nicht
                              verdunsten, wenn das Austroknen zu schnell vor sich geht. (Wir haben bereits schon
                              gesehen, daß auch die Natur des Verdikungsmittels in diesem Falle von großem Einfluß
                              ist.) Dieß bringt oft großen Nachtheil, besonders wenn die Luft fast gar kein Wasser
                              enthaͤlt, wie im strengen Winter. Das Troknen findet dann schneller Statt,
                              und da die Essigsaͤure nicht Zeit hat, sich zu verfluͤchtigen, so
                              verbindet sich nur eine geringe Menge Mordant mit dem Zeuge, und sogar diese wird in
                              der Folge von dem nicht damit verbundenen Mordant fast ganz wieder
                              aufgeloͤst, wenn man die Zeuge in die blaue Kuͤpe oder das Kuhmistbad
                              taucht. Man kann diesem Nachtheile dadurch abhelfen, daß man in dem Lokal, wo
                              gedrukt und getroknet wird, Wasserdampf entwikelt. Auch kann man dem Uebel, wenn es
                              nicht zu weit gekommen ist, dadurch einigermaßen begegnen, daß man die Zeuge nach
                              dem Druke in einem etwas feuchten Lokal ausbreitet. Dort hat dann ein Theil
                              Essigsaͤure Gelegenheit, sich im Verlauf einiger Tage zu
                              verfluͤchtigen.
                           Manchmahl versezt man die Reservagen, wovon wir so eben gesprochen haben, mit
                              anscheinend unnuͤzen Substanzen, die aber den Zwek haben, dadurch, daß sie
                              die Feuchtigkeit anziehen, ein zu schnelles Austroknen zu verhindern, und so die
                              Verfluͤchtigung, der Essigsaͤure beguͤnstigen. In diesem Falle
                              wendet man oft salzsaure Salze und besonders salzsauren Zink an. Ein Zusaz von Oehl
                              leistet oft denselben Dienst. Aus dem Nachtheile, wovon wir gesprochen haben, gehen
                              nur unreine und stetige Farben hervor. Man hat oft bemerkt, daß von Zeugen, die mit
                              demselben Mordant an demselben Tage bedrukt wurden, ein Theil eine volle und satte
                              Farbe haͤtte, waͤhrend ein anderer Theil fast farblos war. Der leztere
                              Theil war derjenige, welcher am Morgen bei troken-kalter und mit
                              Elektricitaͤt beladener Luft gedrukt wurde, wenn die Drukstube noch nicht
                              warm genug war, um das von den eingetrokneten Farben abgeschiedene Wasser zu
                              verdunsten, oder eine große Menge Arbeiter zur Ausduͤnstung zu
                              veranlassen.
                           Das Gelingen des Walzendruks haͤngt fast noch mehr als das jedes anderen von
                              dem hygrometrischen Zustand der Luft ab. Die Atmosphaͤre ist manchmahl so
                              troken und so mit Elektricitaͤt uͤberladen, daß dieses Fluidum sich im
                              der Maschine und besonders am Walzentuch in solcher Menge anhaͤuft, daß man davon
                              Funken bis in der Entfernung eines Fußes ausstroͤmen sieht. In diesem Halle
                              kraͤuseln sich die Zeuge, die Wolle erhebt sich und der Druk wird
                              unvollkommen. Man hat bemerkt, daß alsdann ein starker und saurer Mordant dem Zeuge
                              nicht mehr Basis abgibt, als ein Mordant von mittlerer Dichtigkeit, weil er bei der
                              großen Trokniß der Luft zu schnell eintroknet. Ein zum Theil neutralisirter Mordant
                              wuͤrde alsdann vorzuziehen seyn. – Man kann sehr schnell und bei hoher
                              Temperatur troknen, wenn die Luft, worin die Zeuge circuliren, feucht ist und sich
                              leicht erneuern kann. Bei der Operation, welche man Platschen (placage) nennt), wobei die Zeuge ganz mit Mordant
                              impraͤgnirt werden, muß die Trokenstube, worin viele Zeuge auf Ein Mahl
                              getroknet werden, so angelegt werden, daß die große Menge Wasserdampf und
                              Essigsaͤure, welche sich entwikeln, leicht ausgetrieben werden
                              koͤnnen. Auch muß man in dem unteren Theile des Lokals Ausgange anbringen, so
                              daß ein Luftstrom entsteht, wodurch die aͤußere Luft hineintreten kann, die
                              man, so gut es thunlich ist, um die Roͤhren oder Heizer circuliren lassen
                              muß.
                           Es ist unumgaͤnglich noͤthig, daß die mit einem essigsauren Salze
                              impraͤgnirten Zeuge ganz ausgebreitet werden, ehe man sie troknet; denn da
                              sich die Essigsaͤure in der kleinsten Falte, welche den freien Zutritt der
                              Luft verhindern wuͤrde, anhaͤufen koͤnnte, so wuͤrde
                              hier in Wasser aufloͤsliche saure essigsaure Alaunerde entstehen, und zu
                              dieser hat der Zeug nicht so viel Verwandtschaft, daß er sie zersezen
                              koͤnnte. Es wuͤrden dadurch an den Stellen, wo der Mordant nicht mit
                              dem Zeuge verbunden ist, fast weiße Streifen entstehen. Dieser Nachtheil wird
                              besonders bemerklich, wenn man mit einem starken und sauren unverdikten Mordant
                              arbeitet. Man kann es nicht genug empfehlen, daß die Essigsaͤure durch einen
                              Luftzug ausgetrieben wird, denn wenn sie in wasserfreiem Zustande (wenn ich anders
                              diesen Ausdruk gebrauchen darf) uͤber den Zeug hinstreicht, oder sich im
                              Zustande von aufloͤslicher saurer essigsaurer Alaunerde auf demselben
                              befestigt, so aͤzt sie dadurch den Mordant weg oder verdirbt ihn, so daß der
                              Stoff nach dem Faͤrben eine weiße Wolle darzustellen scheint. Lezterer Fall
                              wird besonders dann beobachtet, wenn man mittelst eines Hizkamins (Hotflue) troknet, einer Art Kamin mit horizontaler
                              Woͤlbung, wobei der mit Mordant impraͤgnirte und ausgebreitete Zeug
                              uͤber die erhizte Roͤhre hinstreicht. Heute zu Tage hat man, um diesen
                              Uebelstand zu vermeiden, in diesem Kamin Ventilatoren angebracht, welche das
                              Austroknen beschleunigen und zugleich die Essigsaͤure in dem Maße, als sie
                              sich entwikelt, verjagen. Der angefuͤhrte Umstand tritt aber
                              vorzuͤglich in dem Fall ein, wo man die mit Mordant impraͤgnirten Zeuge
                              uͤber die Cylindermaschine laufen laͤßt, worin der Dampf circulirt.
                              Die obere Oberflaͤche, welche nicht unmittelbar mit den Cylindern in
                              Beruͤhrung ist, zeigt eine ganze Menge weißer Stellen nach dem Farben, was
                              nicht der Fall seyn wuͤrde, wenn man zwekmaͤßige Ventilatoren
                              anbrachte, um die Essigsaͤure in dem Maße, als sie verdunstet, zu verjagen.
                              Man weiß aus langer Erfahrung, daß es gut ist, wenn man die Zeuge noch einige Tage
                              in einem heißen Zimmer aufhaͤngt, ehe man sie in das Kuhmistbad bringt und
                              dann faͤrbt. Sie troknen naͤmlich dadurch vollkommen aus, und es wird
                              noch Essigsaͤure verfluͤchtigt.
                           
                        
                           Ueber den Zwek des Kuhmistbades und Walkens.
                           Diese beiden Operationen sind ohne Zweifel die wichtigsten in der Kattundrukerei. Ich
                              kann hier den Gegenstand nicht so weitlaͤufig abhandeln, als es seine
                              Wichtigkeit verdient, und fuͤhre daher nur so viel davon an, als er uns
                              einige Aufklaͤrung uͤber die Wirkung verschaffen kann, welche diese
                              beiden Operationen auf die Alaunerdemordans ausuͤben. Die Operation des
                              Kuhmistbades hat zum Zwek:
                           1) Die Bereinigung der basischen Alaunerdesalze mit dem Zeuge zu vollenden, in dem
                              dadurch fast alle Essigsaͤure abgeschieden wird, welche sich waͤhrend
                              des Eintroknens des Mordant nicht verfluͤchtigt hatte;
                           2) Einen Theil der Substanzen, welche als Verdikungsmittel gedient hatten,
                              aufzuloͤsen und dem Zeug zu entziehen;
                           3) Denjenigen Theil des Mordant von dem Zeug abzuscheiden, welcher damit nicht
                              verbunden und nur mechanisch in dem Verdikungsmittel vorhanden ist;
                           4) Durch die Substanzen, woraus der Kuhmist besteht, zu verhindern, daß der mit dem
                              Zeug nicht vereinigte Mordant und die Essigsaͤure, womit sich das Bad immer
                              mehr uͤberladet, sich auf die nicht bedrukten Stellen des Zeuges werfen und
                              dadurch dem Mordant nachtheilig werden.
                           Nachdem der Mordant durch das Kuhmistbad mehr oder weniger neutralisirt worden ist,
                              wird vermittelst des Reinigens oder Walkens (naͤmlich durch den großen Zufluß
                              des Wassers und das mechanische Reiben) dem Zeuge das noch
                              ruͤkstaͤndige Verdikungsmittel ganz entzogen u.s.w.
                           Man kann nur mehr oder weniger wahrscheinliche Vermuthungen uͤber die Wirkung
                              aufstellen, welche der Kuhmist ausuͤbt, weil er noch nicht analysirt worden
                              ist.Von dem Koth der Kuͤhe besizen wir eine aͤltere Analyse von Thaër und Einhof, von welcher Berzelius sagt:
                                    „daß sie fuͤr ihre Zeit ein Meisterstuͤk gewesen
                                       sey.“ Diese Analyse gab: Holzfaser 15,6 –
                                    gruͤne schleimige Materie (welche in Wasser und Kali
                                    unaufloͤslich ist und im Feuer den Geruch vegetabilischer
                                    Koͤrper ausstoͤßt) 9,4 – etwas bittere thierische
                                    Materie, mit Wasser eine farblose, sich an der Luft gelb und braun
                                    faͤrbende Aufloͤsung bildend, die an der Luft in
                                    ammoniakalische Faͤulniß uͤbergeht, und durch Weingeist nicht
                                    durch Gaͤrbstoff gefaͤllt wird, salzsaures und phosphorsaures
                                    Kali und phosphorsauren Kalk 2,4 – Wasser 91,9 – Sand 1,1.
                                    Vergl. Gehlen's allgemeines Journal der Chemie
                                    III. Bd. S. 276. A. d. R. Nach Analogie mit dem Koth anderer Thiere kann man ihn aber aus folgenden Substanzen
                              bestehend betrachten.
                           1) Aus einer animalisirten vegetabilischen Faser, die ungefaͤhr den zehnten
                              Theil seines Gewichtes ausmacht;
                           2) Eiweißstoff;
                           3) Thierschleim;
                           4) Einer der Galle aͤhnlichen Substanz;
                           5) Aus Kochsalz, salzsaurem und essigsaurem Ammoniak, phosphorsaurem Kalk und anderen
                              Salzen;
                           6) Moschus (oder Benzoë).
                           Vielleicht loͤst das heiße Wasser, worin der Kuhmist aufgeweicht wird, viel
                              davon auf, und der mit dem Zeug nicht verbundene Mordant wird in dem Maße, als er
                              sich in dem Bad vertheilt, durch den Eiweißstoff, den Thierschleim und die
                              Ammoniaksalze niedergeschlagen; es ist aber mehr als wahrscheinlich, daß der zum
                              Theil animalisirte oder mit einer animalischen Substanz bedekte Faserstoff dabei die
                              groͤßte Rolle spielt, denn die große Verwandtschaft dieser Substanzen zu den
                              Alaunerdesalzen ist bekannt. – Alle Praktiker wissen, wie sehr die
                              Verwandtschaft der Baumwolle zu den salzfaͤhigen Grundlagen durch ihre
                              Vereinigung mit Oehl oder thierischen Substanzen vermehrt wird, in dem sie dieselben
                              aus dem Kuhmistbad an sich zieht, was sie ohne diese vorlaͤufige Vereinigung
                              nicht kann. – Man sieht also, daß der Hauptzwek des Kuhmistbades dieser ist,
                              zu verhindern, daß der mit dem Zeuge nicht verbundene Mordant, welcher sich in dem
                              Kuhmistbad vertheilt, sich auf den ungebeizten Theil des Zeuges wirft, was bereits
                              bemerkt wurde; denn wenn man nur das Verdikungsmittel wegschaffen oder durch die
                              Abscheidung der Essigsaͤure die Vereinigung der Alaunerdebasis mit dem Zeuge
                              in unaufloͤslichem Zustande bewirken wollte, so haͤtte man keinen
                              Kuhmist noͤthig, und heißes Wasser allein waͤre hinreichend. In der
                              That bemerkt man in diesen Faͤllen, daß die zuerst in den Kessel gebrachten
                              Stuͤke sich gut faͤrben; wenn man aber schon eine gewisse Anzahl
                              hindurchgenommen hat, wirft sich der Mordant, welchen das Wasser aufloͤst,
                              auf die weißen Stellen des Zeuges, und die freie Saͤure, welche das Bad
                              zuruͤkhaͤlt, schadet den gebeizten Theilen, so daß diese keine
                              schoͤnen Farben mehr hervorbringen, und der weiße Theil beschmuzt wird.
                           
                           Man kann den Kuhmist durch Weizenkleie ersezen; aber die Erfahrung scheint dennoch in
                              allen Faͤllen zu Gunsten des Kuhmistes entschieden zu haben; weil er die
                              Wirkung, welche man beabsichtigt, gut hervorbringt, und auch sehr leicht zu einem
                              maͤßigen Preise herbeigeschafft werden kann. Es gibt jedoch Fabriken, die
                              sich noch immer einzig und allein der Kleie bedienen. Man hat keinen Unterschied in
                              den Resultaten gefunden, als daß manchmal der Kuhmist viel von einer gruͤnen
                              Substanz enthaͤlt; dieses ist besonders dann der Fall, wenn man die
                              Kuͤhe mit vielem Gras genaͤhrt hat. Der Koth ertheilt alsdann den
                              weißen Stellen des Zeuges und dem Mordant eine Farbe, und verdirbt den Glanz zarter
                              Farben, wie die zarten gelben Farben, das Rosaroth und Lilas mit Cochenille sind,
                              ganz. Zu diesen Farben wenden wir in unserer Fabrik Kleie an. Wahrscheinlich ist die
                              Wirkung der Kleie bei dieser Operation derjenigen des Kuhmistes sehr analog, in dem
                              der unaufloͤsliche vegetabilische oder holzige Theil auch die groͤßte
                              Rolle spielt. Die Kleie ist bekanntlich mehr oder weniger mit Mehl vermengt, dem sie
                              als Huͤlse dient, und diese Huͤlse, so wie das Mehl, enthalten Schleim
                              und Kleber, die sich mit den Alaunerdesalzen verbinden koͤnnen u.s.w.
                           Es wurde schon bemerkt, daß der auf den Zeug aufgedrukte Mordant sich damit
                              waͤhrend des Troknens nicht ganz verbindet, daß diese Vereinigung mehr oder
                              weniger vollstaͤndig ist, nach der Staͤrke der Mordans und den
                              Umstaͤnden, welche sie waͤhrend des Troknens beguͤnstigen
                              koͤnnen; daß die Behandlung im Kuhmistbad oder die Passage durch heißes
                              Wasser erst vollends die Basis in einem Zustande, worin sie in Wasser
                              unaufloͤslich ist, mit dem Zeuge vereinigen; daß diese Basis noch eine sehr
                              geringe Menge Essigsaͤure und basisch schwefelsaure Alaunerde enthalten kann;
                              daß langes Sieden in Wasser dem Mordant nur wenig nachtheilig ist, und daß in diesem
                              Falle die Fluͤssigkeit keine merkliche Menge essigsaure oder basisch
                              schwefelsaure Alaunerde enthaͤlt. Es kommt sehr viel darauf an, wie man die
                              Zeuge in den Kuhmist taucht oder durchzieht. Da, wie bereits bemerkt wurde, nach dem
                              Troknen ein Theil des Mordant nicht mit dem Zeug verbunden ist, was besonders bei
                              allen Farben der Fall ist, die einen starken Mordant in großer Menge erfordern, so
                              wie auch bei den mit Mordant bedrukten Zeugen, so ist es in diesen Faͤllen
                              wesentlich noͤthig, daß die Zeuge gut ausgebreitet, und ohne Falten das
                              Kuhmistbad passiren; diesen Zwek erreicht man gewoͤhnlich durch Walzens
                              welche auf dem Boden und auf der Oberflaͤche des Bades angebracht werden, so
                              daß man den Zeug in seiner ganzen Breite circuliren lassen kann. Das Eintauchen muß
                              so schnell als moͤglich geschehen, denn in dem Augenblike, wo das heiße
                              Wasser den gebeizten Zeug
                              durchdringt, verlaͤßt die Essigsaͤure denselben, und wenn dieses
                              Eintauchen langsam oder Falte nach Falte geschehen wuͤrde, so wuͤrden
                              die Saͤure und der mit dem Zeuge nicht verbunden gewesene Mordant, welche in
                              Freiheit gesezt werden, Zeit haben, die schon mit dem Zeuge verbundenen basischen
                              Alaunerdesalze aufzuloͤsen, wodurch Ungleichheiten und schlechte Farben
                              entstehen wuͤrden. Dieses beweist folgender Versuch: Ein mit einem starken
                              Mordant bedrukter Zeug wurde in drei Theile getheilt, welche bald nach dem Troknen
                              in das Kuhmistbad getaucht wurden, wobei man folgendermaßen verfuhr: der erste gut
                              auf einem Stok ausgebreitet, wurde schnell hineingetaucht und unter Umruͤhren
                              eine Minute lang in dem Bade gelassen; der zweite, eben so ausgebreitet, wurde
                              langsam hineingetaucht, so daß der obere Theil erst eine halbe Minute nach dem
                              unteren in das Wasser kam; der dritte wurde zerknauscht, hineingetaucht und sogleich
                              herausgezogen, nachdem er befeuchtet war. Diese drei Muster wurden sodann
                              ausgewaschen und gefaͤrbt: Das erste nahm eine satte und volle rothe Farbe
                              au; das zweite eine schlechte und stetige; das dritte faͤrbte sich nur
                              schwach, stellenweise, und zeigte eine große Menge weißer Fielen. Folgende Thatsache
                              beweist auch noch, wie unumgaͤnglich noͤthig es ist, daß die gebeizte
                              Waare in das Kuhmistbad, und besonders in das Wasser schnell hineingetaucht wird. Es
                              gibt schlecht gebleichte Zeuge, wovon gewisse Theile fettig sind, die sich dann in
                              kaltem Wasser nicht befeuchten. Bedrukt man diese Zeuge mit Mordant, und
                              waͤscht sie in fließendem Wasser aus, so werden diese fetten Theile beim
                              Faͤrben sehr nachtheilig. Die Essigsaͤure und der nicht verbundene
                              Mordant loͤsen daselbst die basischen Alaunerdesalze wieder auf und
                              verursachen eben so viele weiße Fleken.
                           Es ist schwer, die Anzahl der Zeuge zu bestimmen, welche man ein aus bestimmten
                              Quantitaͤten Kuhmist und Wasser bestehendes Bad passiren lassen kann. Dieses
                              haͤngt von der groͤßeren oder geringeren Staͤrke und
                              Saͤuerlichkeit der Mordans und davon ab, ob die Dessins mehr oder weniger
                              uͤberladen sind. Die Anzahl wechselt gewoͤhnlich zwischen 20 bis 60
                              Stuten von 25 Ellen auf 40 bis 50 Muͤlhauser Maß (zu 50 Liter) Wasser und Ein
                              Maß Kuhmist. Die Dauer des Eintauchens ist nach der Concentration der Mordans und
                              nach der Natur des Verdikungsmittels verschieden. Die Temperatur richtet sich auch
                              nach der Natur der Mordans, und besonders nach dem Verdikungsmittel: so braucht man,
                              wenn Staͤrke oder Mehl angewandt wird, ein viel heißeres Bad, als fuͤr
                              Gummi u.s.w. Die Temperatur wechselt gewoͤhnlich zwischen 45 bis 100°
                              C. (36 bis 80° R.) Stuͤke, die stark mit Mordans bedrukt sind, welche
                              mit Staͤrke oder Mehl verdikt wurden, erhalten gewoͤhnlich zwei
                              Kuhmistbaͤder, und muͤssen zwischen den beiden Kuhmistbadern zweimahl gewalkt werden.
                              Ein starker und saurer, Mordant ist schwieriger im Kuhmistbad zu behandeln und
                              auszuwalken, als ein neutraler Mordant, besonders wenn er in Krapp
                              ausgefaͤrbt werden muß.
                           In gewissen Faͤllen sezt man, wenn mit starken Mordans und reichhaltigen
                              Dessins bedrukte Zeuge durch das Kuhmistbad gezogen werden, von Zeit zu Zeit ein
                              wenig kohlensauren Kalk (Kreide) zu, um die freie Essigsaͤure zu
                              neutralisiren. Doppeltkohlensaures Kali ist noch zwekmaͤßiger, weil dieses
                              Salz, wie schon bemerkt wurde, die Alaunerde nicht aufloͤst. Ohne diese
                              Vorsicht wird, wenn das Kuhmistbad sauer geworden ist, was jedesmal gegen das Ende
                              einer Operation geschieht, der Mordant der leztern dasselbe passirenden
                              Stuͤke zum Theil wieder aufgeloͤst.
                           Nach dem Kuhmistbad walkt man die Zeuge oͤfters aus, um die lezten Theile des
                              Verdikungsmittels abzuscheiden u.s.w. Diese Operation wird besonders noͤthig,
                              wenn man mit Krapp faͤrben will; dann kann der Mordant nicht zu sehr
                              neutralisirt und von allen jenen Substanzen gereinigt seyn, die seine unmittelbare
                              Beruͤhrung mit den Faͤrbestoffen verhindern koͤnnten.Durch eine Aufloͤsung von Jod in Wasser kann man sich
                                    uͤberzeugen, ob die Staͤrke oder das Mehl ganz von dem Zeug
                                    abgeschieden worden sind, oder nicht. A. d. O.
                              
                           Man hat gefunden, daß eine zu hohe Temperatur des Bades und eine zu große Menge
                              Kuhmist den schwachen Mordans nachtheilig sind, wie solchen fuͤr Rosaroth,
                              Roth u.s.w. Auch hat man bemerkt, daß ein neutralisirter Mordant keine so
                              glaͤnzenden Farben gibt, besonders beim Gelbfarben. Lezteres erhaͤlt
                              man viel schoͤner, wenn man an Statt ein Kuhmistbad zu geben, die
                              Stuͤke eine Stunde lang in fließendem Wasser auswascht, vorausgesezt, daß es
                              nicht zu kalt ist. Im Winter zieht man sie durch ein Wasser, worin ein wenig Kreide
                              suspendirt ist; darauf werden sie gut ausgewalkt und in Quercitron oder Wau
                              gefaͤrbt.
                           Wenn der Mordant fast ganz neutralisirt ist, was der Fall ist, wenn man ein sehr
                              heißes Kuhmistbad mit einem Zusaz von Kreide angewandt hat, so kann man darauf nur
                              noch unvollkommen weiß aͤzen (enlever le blanc).
                              Man thut hierzu besser, ein weniger heißes Kuhmistbad anzuwenden und gut
                              auszuwalken. Heut zu Tage aͤzt man das Weiß gewoͤhnlich erst, nachdem
                              die Zeuge mit einem nicht mit Gummi verdikten Mordant bedrukt und ohne vorher
                              gewalkt zu seyn, getroknet worden sind, wenn anders die Beschaffenheit des Artikels
                              es gestattet.Der Bulletin der Soc.
                                       industr. zu Muͤlhausen liefert a. a. O. nach dieser
                                    Abhandlung den Bericht, welchen Herr Leonhard Schwartz der Gesellschaft daruͤber erstattete.
                                    „Wenige Schriftsteller, sagt derselbe, haben bisher auf
                                       genuͤgende Weise die Mordans abgehandelt, welche zum Druken und
                                       Faͤrben des Kattuns angewandt werden. Berthollet handelt in seinen Anfangsgruͤnden der
                                       Faͤrbekunst hauptsaͤchlich von den Mordans fuͤr
                                       Wolle: Homassel und Bancroft*) erwaͤhnen die Mordans fuͤr Baumwolle
                                       gar nicht; uͤberhaupt hat man auch viel mehr uͤber das
                                       Faͤrben der Wolle, als uͤber das der Baumwolle
                                       geschrieben, ohne Zweifel, weil ersteres schon laͤnger und
                                       allgemeiner im Gebrauch ist.“ Er fuͤhrt sodann kurz
                                    die Hauptresultate der Untersuchungen des Herrn Daniel Koͤchlin aus obiger Abhandlung an, und bemerkt noch:
                                    „Diese Abhandlung muß fuͤr den Kattunfabrikanten das
                                       groͤßte Interesse haben, weil dieser Gegenstand nie so
                                       vollstaͤndig abgehandelt wurde: nur ein Mann von Fach konnte ihn
                                       in allen seinen Details entwikeln, und man muß Herrn Daniel Koͤchlin Dank wissen, daß er mit so
                                       großer Uneigennuͤzigkeit eine Theorie beschrieben hat, welche
                                       noch wenige Fabrikanten so sehr ergruͤndet hatten.“
                                    *) Dieß ist wenigstens bei der neueren Ausgabe seines Faͤrbebuchs
                                    nicht der Fall. Man vergleiche die deutsche Uebersezung derselben, mit
                                    Anmerkungen von Dingler und Kurrer (Nuͤrnberg 1818 bei Schrag) Bd. 1. S. 177 und 324. und Bd. II. S. 192, 372 und
                                    549.A. d. R.