| Titel: | Verbesserung an den Maschinen zum Aufnehmen oder Aufwinden der Spulen, auf welchen das Vorgespinnst, das Garn oder der Zwirn in den Spinnmühlen aufgewunden wird; worauf Heinr. Houldsworth d. jüng., Baumwollenspinner zu Manchester in Lancashire, sich am 16. Jäner 1828 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XXVII., S. 90 | 
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                        XXVII.
                        Verbesserung an den Maschinen zum Aufnehmen oder
                           Aufwinden der Spulen, auf welchen das Vorgespinnst, das Garn oder der Zwirn in den
                           Spinnmuͤhlen aufgewunden wird; worauf Heinr. Houldsworth d. juͤng.,
                           Baumwollenspinner zu Manchester in
                           Lancashire, sich am 16. Jaͤner 1828 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. Jaͤner 1828. S.
                              233.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Houldsworth's Verbesserung an den Maschinen zum Aufnehmen der
                           Spulen.
                        
                     
                        
                           Es kommt bei den Spinnmaschinen sehr viel darauf an, das Aufnehmen des gesponnenen
                              Garnes auf den Spulen mit dem Nachlassen desselben von den Zugwalzen in
                              gehoͤriges Verhaͤltniß zu bringen, d.h. die Laͤnge des
                              Vorgespinnstes oder des Garnes, welche in einer gewissen Zeit auf den Spulen
                              aufgewunden wird, muß genau der Laͤnge des von den Zugwalzen zum Spinnen
                              nachgelassenen Vorgespinnstes oder Garnes gleich seyn, so daß sowohl jede
                              außerordentliche Spannung und jede zu große Schlaffheit des gesponnenen Garnes bei
                              dem Aufwinden auf die Spulen vermieden wird.
                           Bei den gewoͤhnlichen Maschinen wird dieser Zwek durch sorgfaͤltige
                              Stellung der Theile gegen einander erhalten. Wenn aber auf solchen Maschinen bald
                              feines bald grobes Gespinnst gesponnen werden soll, sind noch andere Vorrichtungen
                              und Arbeiten nothwendig, die viele Zeit und Muͤhe kosten, und denen man sich
                              doch unterziehen muß, weil sonst das Garn zu wenig oder zu viel gespannt werden
                              wuͤrde.
                           Der Patenttraͤger schlaͤgt nun einen Plan vor, diesen Nachtheilen auf
                              eine einfache Weise abzuhelfen. Um jedoch dieselbe einzusehen, ist es nothwendig,
                              den gewoͤhnlichen Bau einer Spinnmaschine von der Art, die man
                              Fliegenstuͤhle nennt, vorlaͤufig zu erklaͤren.
                           Nachdem die zu spinnende Baumwolle in der Kardaͤtschenmaschine gehoͤrig zugerichtet und
                              in duͤnne Floͤkchen gestrichen wurde, die in die Kanne oder in die
                              Laterne gestekt, oder zuweilen auch etwas gedreht und auf eine Vorspinnspule
                              aufgewikelt werden, wird das Ende derselben entweder aus der Muͤndung der
                              Kanne oder von der Vorspinnspule her zwischen mehreren Walzenpaaren, die gleich hoch
                              hinter einander aufgestellt sind, durchgezogen. Diese Walzen stehen auf dem oberen
                              Theile des sogenannten Fliegenstuhles, und sind gewoͤhnlich in drei
                              Reihenpaaren aufgestellt, die uͤber die ganze Maschine der Laͤnge nach
                              hinlaufen, und sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten drehen. Das erste Reihenpaar
                              empfaͤngt das Ende des Floͤtchens aus der Kanne oder von der
                              Vorspinnwalze, und fuͤhrt das selbe durch seine Umdrehung zu dem zweiten
                              Reihenpaare, welches schneller laͤuft, als das erste, und so dieses Ende des
                              Floͤtchens mehr strekt, zugleich aber auch dasselbe zu dem dritten
                              Reihenpaare leitet, das noch schneller laͤuft, als das zweite, und dieses
                              Ende noch mehr strekt und so zum Spinnen vorbereitet. Diesen Apparat und diese
                              Arbeit nennt man das Ausziehen, welches vor dem Spinnen nothwendig geschehen
                              muß.
                           Aus dem dritten Reihenpaare oder aus den vordersten Walzen kommt nun die Baumwolle
                              als ein bedeutend verduͤnnter und ausgezogener Faden herab, und laͤuft
                              durch das Auge an einem Arme der Fliege, die oben auf der Spindel aufgezogen ist.
                              Die Spindel ist ein senkrechtes Staͤbchen mit einer kleinen Rolle oder einem
                              Querl an seinem unteren Ende, um welchen Querl eine Schnur laͤuft, die von
                              einer Lauftrommel herkommt, und die Spindel mit großer Geschwindigkeit dreht: die
                              Fliege am Kopfe der Spindel dreht sich zugleich mit. Auf der Spindel befindet sich
                              eine lose Spule oder Roͤhre zur Aufnahme des gesponnenen Garnes.
                           Die schnelle Umdrehung der Spindel und der Fliege macht nun, daß der Faden, so wie er
                              von den Zugwalzen herabsteigt, gehoͤrig gedreht und gesponnen wird: wenn sich
                              aber die Spule mit derselben Geschwindigkeit drehen wuͤrde, wie die Fliege,
                              so wuͤrde der Faden nicht aufgewunden werden, d.h. er wuͤrde von
                              derselben nicht aufgenommen werden, nachdem er bereits gesponnen ist. Da aber nun
                              die Spule auf der Spindel los ist, so wird sie nur einen Theil der
                              Umdrehungsbewegung der Spindel erhalten, nur durch die Reibung einer leichten
                              Beruͤhrung sich drehen, also nicht so schnell, als die Spindel, und folglich,
                              da die Fliege schneller laͤuft, als die Spindel, den Faden auf sich
                              aufwinden. Das Gewicht der Spule ist so bemessen, daß die dadurch entstehende
                              Reibung gerade so stark wird, daß die Umdrehung derselben nur um so viel langsamer
                              gemacht wird, als noͤthig ist, den gesponnenen Faden in derselben Zeit
                              aufzuwinden, waͤhrend welcher ein gleich langes Stuͤk desselben von den Zugwalzen
                              nachgelassen wird.
                           Die Umdrehung der Spule haͤngt also gaͤnzlich von der Geschwindigkeit
                              ab, mit welcher die Spindel laͤuft, und da die Spule so gestellt ist, daß sie
                              in einer bestimmten Zeit eine gewisse Lange des Fadens aufnimmt, so wird, wenn das
                              Gewicht oder die Dike des Fadens, welchen sie sonst aufnahm, sich aͤndert,
                              auch die fruͤher verhaͤltnißmaͤßigen Geschwindigkeiten der
                              Spindel, der Spule und der Zugwalzen aͤndern, und das Garn wird nicht mehr
                              mit dem gehoͤrigen Grade der Spannung sich aufwinden koͤnnen.
                           Um diesem Nachtheile abzuhelfen, und die Maschine in den Stand zu sezen, Garn von
                              verschiedener Dike aufzuwinden, schlaͤgt nun der Patenttraͤger
                              folgende Verbesserungen vor, wodurch durch bloßes Aus wechseln eines Triebstokes
                              alsogleich die Schnelligkeit des Auswindens nach der Qualitaͤt des Garnes
                              eingerichtet wird.
                           Fig. 31
                              stellt einen Theil eines Fliegenstuhles mit den daran angebrachten Verbesserungen in
                              seiner einfachsten Form vor. a, a, ist die vordere Reihe
                              der Zugwalzen, die sich auf Lagern oben auf der Maschine dreht, und durch ein
                              Raͤderwerk, wie gewoͤhnlich, getrieben wird.
                           Von den Zugwalzen kommen die Baumwollenfaden, oder was immer fuͤr Faden
                              gesponnen werden, b, b, herab, und durch die Arme der
                              Fliege, c, c, oben auf den Koͤpfen der Spindel,
                              d, d, welche die losen Spulen, e, e, fuͤhren. Nach der gewoͤhnlichen Art
                              dieser Maschinen werden die Spindeln durch Baͤnder oder Schnuͤre
                              gedreht, die von einer Lauftrommel auf ihre Querle, t,
                              hinlaufen, und die Spulen, e, drehen sich, wie gesagt,
                              durch die leichte Reibung an den Spindeln. An der verbesserten Maschine sind die
                              Bewegungen der Spindel und der Spule von einander unabhaͤngig, indem sie aus
                              verschiedenen Quellen getrieben werden.
                           Die Hauptachse der Maschine, g, wird durch ein Laufband
                              und durch eine Laufscheibe, wie gewoͤhnlich, getrieben, und sezt mittelst der
                              Spindel, i, ein Raͤderwerk, h, in Bewegung, welches die Zug walzen an dem anderen
                              Ende der Maschine treibt, die die Faden zum Spinnen abgeben. Auf dieser Hauptachse,
                              g, ist eine walzenfoͤrmige hohle
                              Buͤchse, oder eine Trommelrolle aufgezogen, von welcher eine Schnur zu den
                              Quellen und Spindeln, f, und, d, und eine andere zu den Spulen, e,
                              laͤuft und diese dreht.
                           Die Trommelrolle besteht aus zwei Theilen, k, und, l, welche so auf der Achse aufgezogen sind, daß ein
                              Zahnrad, m, zwischen bei den in der Mitte zu stehen
                              kommt. Die Trommel und das Rad sind abgenommen in Fig. 32, und einzeln in
                              Fig. 23
                              dargestellt. Der Theil
                              der Trommel, welcher mit, l, bezeichnet ist, ist auf der
                              Achse, g, befestigt, der andere Theil, k, aber, und das Zahnrad, m,
                              schieben sich lose auf der Achse, g, und wenn beide
                              Stuͤke mit einen der in Beruͤhrung gebracht, und durch ein Halsband
                              festgehalten wer den, wie in der Maschine Fig. 31, so bilden sie
                              zwei verschiedene Rollen, wovon die eine die Spindeln, die andere die Spulen
                              treibt.
                           In dem Gitter des Rades, m, ist ein kleiner Triebstok in
                              Form eines abgestuzten Kegels, o, aufgezogen, und zwar
                              auf einer Spin del, die unter einem rechten Winkel auf die Achse, g, treibt. Dieser Triebstok greift in die zwei
                              aͤhnlichen Triebstoͤke, p, und, q, die auf Knoͤpfen aufgezogen sind, welche die
                              Achse, g, in dem Inneren der Trommeln, k, und, l, umfassen. Wenn
                              man sich nun erinnert, daß der Triebstok, q, und seine
                              Trommel, l, auf der Achse, g, befestigt ist, und sich mit derselben dreht, so wird, wenn das lose Rad,
                              m, unabhaͤngig von seiner Achse mit einer
                              verschiedenen Geschwindigkeit getrieben wird, der Triebstok desselben, o, in, q, eingreifen, und
                              sich um seine Achse drehen, und den Triebstok, p, und
                              die Trommel, k, in derselben Richtung mit dem Rade, m, treiben, und diese umdrehende Bewegung der Trommel,
                              k, und des Rades, m,
                              wird langsamer oder schneller, als jene der Achse, g,
                              und der Trommel, l, je nachdem das Rad, m, schneller gedreht wird.
                           Diese Trommeln, k, und, l,
                              spielen nun auf folgende Weise. Wenn die Hauptachse, g,
                              mittelst des Bandes und der Laufrolle gedreht wird, treibt das mit derselben
                              verbundene Raͤderwerk, h, die Achse, i, welche an ihrem entgegengesezten Ende einen Triebstok
                              fuͤhrt, den man in der Figur nicht sieht, und der die ganze Reihe von
                              Zugwalzen, a, treibt. Auf der Achse, i, ist eine Rolle, r, die
                              sich schieben laͤßt, und die ein Laufband fuͤhrt, s, welches zu einer Spannungsrolle, t, hinablaͤuft und durch ein Gewicht gespannt
                              wird. Dieses Band, s, kommt waͤhrend seines
                              Niedersteigens in Beruͤhrung mit der Oberflaͤche des Kegels, u, und wacht, daß dieser durch die Reibung, welche es an
                              demselben erzeugt, sich dreht. Die Rolle, r, wird nach
                              und nach mittelst eines Gewichtes und eines Zahnstokes, der hier nicht gezeichnet,
                              aber an diesen Maschinen gewoͤhnlich ist, nach und nach laͤngs der
                              Achse, i, hingeschoben, damit das Band, s, nach und nach von dem groͤßeren Durchmesser
                              des Kegels zu dem kleineren kommt, damit die Schnelligkeit, mit welcher er sich
                              dreht, in dem Maße abnimmt, in welchem die Spulen mit dem aufgewundenen Garne sich
                              fuͤllen. Diese Vorrichtung ist indessen bekannt, und der Patenttraͤger
                              nimmt sie nicht als sein Patentrecht in Anspruch.
                           An dem Ende der Achse des Kegels, u, ist ein kleiner
                              Triebstok, 
                              v, befestigt, der in die Zaͤhne des losen Rades,
                              m, eingreift, und so wie der Kegel sich dreht, das
                              Rad, m, um die Achse, g,
                              umher treibt, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die immer von der Geschwindigkeit
                              der Umdrehung des Kegels abhaͤngt. Da nun aber die Rolle der Trommel, l, auf der Hauptachse, g,
                              befestigt ist, so dreht sie sich in gleichfoͤrmiger Geschwindigkeit mit, und
                              treibt, da von ihr uͤber Leitungsrollenschnuͤre zu den Querlen, f, laufen, alle Spindeln mit ihren Fliegen, die das Garn
                              drehen, in anhaltender gleichfoͤrmiger Geschwindigkeit. Da ferner die Rolle
                              der Trommel, k, los auf der Achse ist, und von den
                              Triebstoͤken innerhalb derselben getrieben wird, so dreht sie sich durch
                              Umdrehung des Rades, m, unabhaͤngig von der
                              Achse, und mit einer anderen Geschwindigkeit, als die Rolle der Trommel, l; da endlich noch Schnuͤre von dieser Trommel,
                              k, uͤber Leitungsrollen nach den kleinen
                              Rollen unter den Spulen laufen, so theilen sie die jedesmahlige Bewegung der
                              Trommelrolle, k, den Spulen mit, und drehen diese, und
                              machen, daß sie mit der auf diese Weise erhaltenen Geschwindigkeit,
                              unabhaͤngig von jener der Spindel und der Fliege, die das Garn dreht, das
                              Garn aufwinden.
                           Hieraus ergibt sich, daß wenn anderes Garn gesponnen werden soll, dieß leicht dadurch
                              bewirkt werden kann, daß man den Triebstok, v, wechselt
                              und dafuͤr einen anderen einsezt, der mehr oder weniger Zaͤhne hat,
                              wodurch dann das Rad, m, mehr oder minder schnell laufen
                              wird, und folglich auch die Trommel, k, die Spulen
                              schneller oder langsamer drehen wird, je nachdem das Garn feiner oder groͤber
                              ist, welches bei gleicher Geschwindigkeit gesponnen werden soll.
                           Diese Vorrichtung ist gewiß hoͤchst einfach, wenn man sie mit den
                              uͤbrigen Bewegungen der Spinnmaschine vergleicht. Der Patenttraͤger
                              hat einige Abaͤnderungen nach demselben Grundsaze, und die Rollen innerhalb
                              der Trommel angebracht, was hier keiner weiteren Beschreibung bedarf.
                           Das Neue an dieser Verbesserung besteht vorzuͤglich in Anwendung einer losen
                              und einer festen Trommel auf derselben Achse, wodurch die verschiedene
                              Geschwindigkeit erzeugt wird, und hierauf gruͤndet sich das Patentrecht des
                              Patenttraͤgers.
                           
                        
                     
                  
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