| Titel: | Ueber den Bau der Pumpen, um mittelst derselben Wasser in die Höhe zu fördern. Von Dr. Th. P. Jones. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XXIX., S. 95 | 
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                        XXIX.
                        Ueber den Bau der Pumpen, um mittelst derselben
                           Wasser in die Hoͤhe zu foͤrdern. Von Dr. Th. P. Jones.
                        In Gill's technological Repository. II. B. 6. St.
                              S. 347.
                        Jones, uͤber den Bau der Pumpen.
                        
                     
                        
                           Unter den vielen Irrthuͤmern, die unter dem Publicum in Hinsicht auf Pumpen
                              verbreitet sind, scheint dieser der allgemeinste, daß man glaubt, der Druk der
                              Atmosphaͤre vermindere die Kraft, welche zur Hebung des Wassers in einer
                              gewoͤhnlichen Pumpe nothwendig ist. Ein Herr in South-Carolina theilte
                              uns einen Plan mit, Wasser aus 90 Fuß tiefen Brunnen durch uͤbereinander
                              angebrachte Pumpen, die
                              nach und nach wirken, zu heben. Er schlaͤgt vor, eine Pumpe am Grunde des
                              Brunnens anzubringen, welche nur 30 Fuß lang ist, und das Wasser in einen
                              Behaͤlter heraufpumpt, der an dem oberen Ende desselben angebracht ist. In
                              diesem Behaͤlter soll eine aͤhnliche Pumpe angebracht seyn, die das
                              Wasser in einen zweiten Behaͤlter heraufpumpt, aus welchem es durch eine
                              dritte Pumpe uͤber Tag gefoͤrdert wird. Die Stangen dieser Pumpen
                              muͤssen von hinlaͤnglicher Hohe seyn, um sich oben mit einem
                              gemeinschaftlichen Griffe zu verbinden, so daß sie alle zugleich gezogen werden
                              koͤnnen. Er berechnet, daß man bei drei solchen Pumpen wenigstens die
                              Nothwendigkeit erspart, eine Wassersaͤule von drei Mahl 28, oder 84 Fuß
                              Laͤnge zu heben, und daß die ganze Arbeit sich bloß auf Hebung des Gewichtes
                              der Stangen und einer Wassersaͤule von 6 Fuß Hoͤhe und auf
                              Ueberwindung der Reibung beschraͤnkt.
                           Dieser Plan hat das Schiksal so vieler anderer Verbesserungen, in welchen
                              oͤfters Maͤnner von Kenntnissen in Irrthuͤmer verfallen, die
                              Zeit und Geld kosten. Diese Vorrichtung ist erstens nicht neu; man hat solche Pumpen
                              bereits verfertigt, und sie finden sich auch in verschiedenen Werken beschrieben und
                              abgebildet. Es ist aber ein Irrthum, wenn man glaubt, daß man durch den Druk der
                              Atmosphaͤre irgend eine Huͤlfe zur Foͤrderung des Wassers
                              erhalten kann. Wir koͤnnen durch keine Vorrichtung auf der Welt einen Zentner
                              Wasser 10 Fuß hoch heben, ohne eben so viele Kraft anzuwenden, als noͤthig
                              ist, wenn wir einen Stein von derselben Schwere eben so hoch heben wollen. Die
                              Atmosphaͤre hilft uns in dem einen Falle so wenig, als in dem anderen, und
                              wenn wir dieselbe Menge Wassers noch ein Mahl so hoch heben wollen, so brauchen wir
                              noch ein Mahl so viel Kraft, oder das Aequivalent derselben, noch ein Mahl so viel
                              Zeit.
                           Obige Vorrichtung mit den drei Pumpen vermindert nicht die Kraft, die zum Heben des
                              Wassers nothwendig ist, sie beseitigt nur andere Schwierigkeiten. Eine
                              Pumpenroͤhre von 90 bis 100 Fuß Laͤnge ist sehr der Gefahr ausgesezt
                              zu bersten: die Klappen heben sich, aus eben dieser Ursache, nur sehr schwer; wenn
                              man also die Pumpenroͤhre in drei Theile theilt, so vermindert man allerdings
                              den Druk verhaͤltnißmaͤßig; allein die Last wird durch die
                              Pumpenstangen bedeutend vermehrt; man hat mehr Klappen zu oͤffnen, und diese
                              gerathen leicht in Unordnung.
                           Es wird stets unmoͤglich bleiben, mit derselben Kraft ein Drittel mehr Wasser
                              zu heben, als wir jezt mit unseren besten Pumpen zu schoͤpfen im Stande sind,
                              und wer sich mit Vorrichtungen beschaͤftigt, durch welche zwei oder drei
                              Maͤnner eben so viel leisten sollen, als vier oder sechs Maͤnner an unseren
                              jezigen Pumpen zu heben vermoͤgen, den plagt der boͤse Geist, der die
                              Erfinder eines Perpetuum mobile quaͤlt. Alles,
                              was sich erwarten und leisten laͤßt, ist Verminderung der Reibung;
                              Beseitigung der Hindernisse, die dem Wasser den freien Durchzug durch die Klappen
                              erschweren; Oeffnung und Schließung der Klappen mit dem geringsten Verluste an Zeit
                              und Wasser.
                           Was die Wirkung der Atmosphaͤre betrifft, se wollen wir bloß bemerken, daß wir
                              zuweilen, und beinahe meistens unsere Pumpen so einrichten, daß dieselbe mit in
                              Thaͤtigkeit gebracht wird; allein die Huͤlfe, die wir dadurch
                              erhalten, ist von der Art, daß wir fuͤr jedes Pfund Wasser, welches sie
                              mittelst ihres Drukes in die Hoͤhe hebt, ein Pfund Luft auf dieselbe
                              Hoͤhe heben muͤssen, und wenn wir lieber unsere Pumpenstange
                              verlaͤngern, so daß wir dem Staͤmpel erlauben, unter der
                              Oberflaͤche des Wassers in dem Brunnen zu seyn, koͤnnen wir die
                              atmosphaͤrische Luft aus unserem Dienste entlassen. Wenn wir nicht athmen
                              muͤßten, waͤhrend wir pumpen, wuͤrden wir auf diese leztere
                              Weise die Leichtigkeit, mit welcher man schoͤpft, nicht vermindern.