| Titel: | Ueber einige Doppelsalze und einige andere Verbindungen, welche auf trokenem Wege erhalten wurden, von Herrn P. Berthier. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XL., S. 121 | 
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                        XL.
                        Ueber einige Doppelsalze und einige andere
                           Verbindungen, welche auf trokenem Wege erhalten wurden, von Herrn P. Berthier.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Juli 1828.
                              S. 246.
                        Berthier, uͤber einige Doppelsalze und einige andere
                           Verbindungen.
                        
                     
                        
                           Die Anzahl der Doppelfalze welche man auf nassem Wege erhaͤlt, vermehrt sich
                              taͤglich und ist schon sehr betraͤchtlich; bis jezt aber hat man den
                              salzartigen Verbindungen, welche man auf trokenem Wege hervorbringen kann, die
                              Verbindungen der Kieselerde und der Boraxsaͤure ausgenommen, nur wenig
                              Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß diese Verbindungen
                              zahlreicher und mannigfaltiger als die ersteren sind. Ich habe einige davon entdekt,
                              die ich nun beschreiben will.
                           Bei einer starken Rothgluͤhhize bilden die kohlensauren Alkalien sehr
                              leichtfluͤssige Verbindungen mit denjenigen kohlensauren Erden, welche diese
                              Temperatur ertragen koͤnnen, ohne sich zu zersezen, naͤmlich dem
                              kohlensauren Baryt, Strontian und Kalk, und selbst mit dem Doppelsalze von
                              kohlensaurem Kalk und kohlensaurer Bittererde; wenn man aber die Temperatur so weit
                              erhoͤht, daß die kohlensaure Erde zersezt werden kann, so entwikelt sich die
                              Kohlensaͤure aus diesem kohlensauren Salze; die anfangs fluͤssige
                              Masse kocht und verdikt sich immer mehr, und verwandelt sich endlich in eine
                              unschmelzbare Masse, welche nur ein Gemenge des kohlensauren Alkalis mit der in
                              aͤzenden Zustand versezten Erde ist.
                           Diese Verbindungen haben im Allgemeinen ein sehr krystallinisches Gefuͤge,
                              selbst wenn man sie schnell erkalten laͤßt: man koͤnnte sie gewiß
                              leicht in regelmaͤßigen Krystallen erhalten, wenn man sie allmaͤhlich
                              erkalten und einen Theil der Masse abfließen lassen wuͤrde, ehe sie ganz fest
                              geworden ist; ich habe mich aber diesen Untersuchungen, welche viel Zeit in Anspruch
                              nehmen, nicht unterziehen koͤnnen. Es waͤre zu wuͤnschen, daß
                              die Krystallographen sich mit diesem Gegenstaͤnde beschaͤftigen, und
                              alle leicht fluͤssigen Doppelsalze, welche man wird entdeken koͤnnen,
                              geometrisch untersuchen wuͤrden; denn das Studium der Krystalle dieser
                              verschiedenen Salze muß unsere Kenntnisse uͤber den Isomorphismus (die
                              vicariirenden Substanzen) sehr vermehren und aufklaͤren.
                           
                              
                                 1 Atom
                                 natuͤrliche kohlensaurer Baryt
                                 24,64 Gramm
                                 
                              
                                 1   –
                                 wasserfreies kohlensaures Natron
                                 13,32 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 37,96
                                 
                              
                           geben bei starker Rothgluͤhhize eine durchsichtige
                              Verbindung, die so fluͤssig wie Wasser und nach dem Erkalten fest und von
                              einer Menge kleiner krystallinischer Lamellen durchdrungen ist. Da der kohlensaure
                              Baryt durch Gluͤhen nicht zersezt werden kann, so kann diese Verbindung sehr
                              stark erhizt werden, ohne ihren fluͤssigen Zustand zu verlieren.
                           Vermengt man kohlensauren Strontian mit kohlensaurem Natron in dem Verhaͤltniß
                              von
                           
                              
                                 1 Atom
                                 kuͤnstlichem kohlensaurem Strontian
                                 18,45 Gr.
                                 
                              
                                 1   –
                                 wasserfreiem kohlensaurem Natron
                                 13,32
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 31,77
                                 
                              
                           so schmelzen sie auch gut und bringen eine steinartige
                              Verbindung von ungleichem Bruch hervor, welche nur schwache Anzeigen von
                              Krystallisation hat. Diese Verbindung kann der Weißgluͤhhize ausgesezt
                              werden, ohne daß sie eine Veraͤnderung erleidet oder weniger fluͤssig
                              wird.
                           Ich suchte den kohlensauren Kalk mit kohlensaurem Natron in drei verschiedenen
                              Verhaͤltnissen zu verbinden, wie folgt:
                           
                              
                                 
                                     1.
                                 
                                     2.
                                 
                                     3.
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                 12,63 Gr.
                                 1 At.
                                 25,26 Gr.
                                 2 At.
                                 37,89 Gr.
                                 3 At.
                                 
                              
                                 Kohlensaures Natron
                                 13,32
                                 1 –
                                 13,32
                                 1 –
                                 13,32
                                 1 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 ––––––––––––
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 25,95
                                 
                                 38,58
                                 
                                 51,25
                                 
                                 
                              
                           
                           Die beiden ersteren Gemenge schmolzen sehr leicht, und wurden fluͤssig wie
                              Wasser. Wenn diese Verbindungen schnell abgekuͤhlt wurden, waren sie fest,
                              von sehr krystallinischem Bruch, milchweiß und durchscheinend. Man kann sie ohne
                              Schwierigkeit neuerdings schmelzen; wenn man aber die Temperatur im Mindesten
                              uͤber die lebhafte Rothgluͤhhize erhoͤht, fangen sie an
                              Kohlensaͤure zu verlieren, kochen, verdiken sich, und werden bei der
                              Weißgluͤhhize ganz fest. Diese Eigenschaft der kohlensauren Doppelsalze des
                              Kalks und des Natrons erklaͤrt die Erscheinung, welche Hr. Boussingault beobachtete, als er das Verhalten des
                              Gay-Lussits vor dem Loͤthrohr untersuchte, der bekanntlich aus 1 At.
                              kohlensaurem Kalk, 1 At. kohlensaurem Natron und 11 At. Wasser besteht: er sagt (Ann. de Chim. et de Phys. Bd. XXXI. S. 270), daß dieses
                              Mineral schnell zu einer undurchsichtigen Kugel schmilzt, die, sobald sie sich
                              gebildet hat, unschmelzbar ist. In der That muß man dieses Resultat erhalten, wenn
                              man die Probe schnell erhizt, weil der kohlensaure Kalk, welchen sie
                              enthaͤlt, sich fast sogleich zersezt; wenn man sie aber behutsam erhizen
                              wuͤrde, so koͤnnte man diese Verbindung schmelzen und dieses so oft
                              wiederholen, als man wollte.
                           Das dritte Gemenge war weich geworden, kochte aber bald darauf und der kohlensaure
                              Kalk fing an sich zu zersezen.
                           Da sich die kohlensaure Bittererde beim Erhizen sehr leicht zersezt, so hielt ich es
                              fuͤr uͤberfluͤssig, Versuche anzustellen, um sie mit
                              kohlensauren Alkalien zu verbinden; ich glaubte aber, daß ihre Vereinigung mit
                              kohlensaurem Kalk ihr Bestaͤndigkeit geben koͤnnte, und daß deßwegen
                              vielleicht die Dolomite mit dem kohlensauren Natron oder kohlensauren Kali
                              schmelzbare Verbindungen bilden koͤnnten. Der Versuch gelang in der That
                              gut.
                           
                              
                                 1 At.
                                 Dolomit 23,30 Gr.
                                 
                                    
                                    
                                 1 At.1 –
                                 kohlensaurer Kalkkohlensaure Bittererde
                                 12,6310,67
                                 
                              
                                 4 –
                                 wasserfreies kohlensaures Natron
                                 53,24
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 76,54
                                 
                              
                           wurden bei starker Rothgluͤhhize sehr fluͤssig;
                              die Verbindung war homogen, ein wenig durchsichtig, auf dem Bruch krystallinisch und
                              sehr blaͤtterig.
                           Wenn man aber weniger als 4 Atome kohlensaures Alkali auf 1 At. Dolomit, anwendet, so
                              entwikelt sich kohlensaures Gas, sobald das Gemenge angefangen hat, sich zu
                              erweichen.
                           Das dreifache kohlensaure Salz von Kalk, Bittererde und Eisen, welchem man den Namen
                              Ankerit
                              Dieses Eisenerz erhielt seinen Namen von Hrn. Prof. Anker in Graͤtz, welcher es zuerst als ein besonderes
                                    Mineral erkannte. Es kommt in großer Menge bei Niederalpen in Steyermark vor, und
                                    liefert ein vortreffliches Eisen in der lezteren Zeit fand man es auch bei
                                    Neuberg. A. d. R. gegeben hat, und welches aus
                           
                           
                              
                                 Kohlensaurem Kalk
                                 0,511
                                 
                                 1 At.
                                 
                              
                                 Kohlensaurer BittererdeKohlensaurem
                                    EisenKohlensaurem Manganoxyd
                                 0,2570,2000,030
                                 
                                    
                                    
                                 1 At.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 0,998
                                 
                                 
                                 
                              
                           besteht, schmilzt mit seinem doppelten Gewichte kohlensauren
                              Natron sehr gut, und gibt eine dunkelgraue Masse, welche ein dreifaches kohlensaures
                              Salz von Natron, Kalk und Bittererde ist, worin das Eisen und Mangan in oxydirtem
                              Zustande zerstreut sind.
                           Die schwefelsauren Alkalien bilden auch mit den bei der Roths gluͤhhize nicht
                              zersezbaren kohlensauren Erden sehr leicht fluͤssige Verbindungen, und man
                              erhaͤlt ganz aͤhnliche Verbindungen, wenn man ein kohlensaures Alkali
                              mit einem schwefelsaurem Salze, welches Baryt, Strontian oder Kalk zur Basis hat,
                              erhizt.
                           
                              
                                 Mit
                                 1 At.
                                 schwefelsaurem Natron
                                 17,84 Gr.
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaurem Baryt
                                 24,64
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 42,48
                                 
                              
                                 Ober
                                 1 At.
                                 schwefelsaurem Baryt
                                 29,16
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaurem Natron
                                 13,32
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 42,48
                                 
                              
                                 Und
                                 1 At.
                                 schwefelsaurem Natron
                                 17,84
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaurem Strontian
                                 18,45
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 36,29
                                 
                              
                                 Ober
                                 1 At.
                                 schwefelsaurem Strontian
                                 22,97
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaurem Natron
                                 13,32
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 36,29
                                 
                              
                           erhaͤlt man sehr leichtfluͤssige Verbindungen,
                              welche bei der Weißgluͤhhize ihren fluͤssigen Zustand vollkommen
                              beibehalten, und fest, steinartig, von ungleichem Bruch, sehr wenig krystallinisch,
                              perlmutterweiß und undurchsichtig sind.
                           
                              
                                 Mit
                                 1 At.
                                 schwefelsaurem Natron
                                 17,84 Gr.
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaurem Kalk
                                 12,62
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 30,46
                                 
                              
                                 Ober
                                 1 At.
                                 schwefelsaurem Kalk
                                 17,14
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaurem Natron
                                 13,32
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 30,46
                                 
                              
                           erhaͤlt man Verbindungen, welche ruhig fließen und ohne
                              bei der Rothgluͤhhize Gas zu entwikeln, welche fest, von koͤrnigem
                              Bruch, ein wenig krystallinisch, weiß und schwach durchsichtig sind. Wenn man aber
                              diese Verbindungen der Weißgluͤhhize aussezt, verlieren sie ihre Kohlensaͤure, werden
                              unschmelzbar, und aͤndern sich in bloße Gemenge von schwefelsaurem Natron und
                              aͤzendem Kalk um.
                           Schwefelsaure Bittererde und kohlensaures Natron, deßgleichen kohlensaure Bittererde
                              und schwefelsaures Natron, koͤnnen keine schmelzbaren Verbindungen bilden,
                              weil die kohlensaure Bittererde sich in dem Augenblike zersezt, wo das Gemenge sich
                              zu erweichen anfaͤngt.
                           Die gebrannten Knochen (welche 3 At. Phosphorsaͤure auf 4 At. Kalk enthalten)
                              schmelzen nicht mit 4 At. kohlensaurem Natron, welche zu ihrer Zersezung
                              noͤthig sind. Mit 8 At. des alkalischen Salzes, naͤmlich mit 13,32 Gr.
                              auf 6,90 Gr. phosphorsaures Salz, bildet sich eine Verbindung, welche die Consistenz
                              eines weichen Teiges annimmt. Wenn man aber 12 bis 16 At. kohlensaures Natron
                              anwendet, was auf das 3 bis 4fache Gewicht des phosphorsauren Salzes hinauslauft, so
                              wird die Verbindung leicht fluͤssig und gleicht in festem Zustande einem
                              schoͤnen weißen Bildhauermarmor. Sezt man diese Verbindung einige Zeit lang
                              der Weißgluͤhhize aus, so entwikelt sich daraus Kohlensaͤure und sie
                              verliert ihren fluͤssigen Zustand.
                           Nach diesen Versuchen kann man nicht mehr zweifeln, daß das phosphorsaure Natron ein
                              Flußmittel fuͤr die kohlensauren Erden abgeben wird.
                           Nicht nur die kohlensauren Alkalien, sondern auch die Chlormetalle, Fluormetalle und
                              sogar die leicht schmelzbaren Schwefelmetalle, haben die Eigenschaft, sich auf
                              trokenem Wege mit den durch Rothgluͤhhize nicht zersezbaren kohlensauren
                              Erden zu verbinden. 
                           
                              
                                 
                                 1 At.
                                 Chlornatrium (Kochsalz)
                                 14,67 Gr.
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaurer Baryt
                                 24,65  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 39,32 Gr.
                                 
                              
                                 Oder
                                 1 –
                                 Chlorbaryum (salzs. Baryt)
                                 29,99  –
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaures Natron
                                 13,32  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 39,51 Gr.
                                 
                              
                           schmelzen schnell zu einer durchsichtigen Fluͤssigkeit,
                              welche Kochsalzdaͤmpfe ausduͤnstet, und geben feste Verbindungen,
                              welche sehr schoͤn weiß, durchsichtig, und auf dem Bruch schuppig und
                              ungleich wie der Quarz sind.
                           
                              
                                 
                                 1 At.
                                 Chlornatrium 
                                 14,65 Gr.
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaurer Kalk
                                 12,62  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 27,27 Gr.
                                 
                              
                                 Oder
                                 1 At.
                                 Chlorcalcium
                                 13,95  –
                                 
                              
                                 
                                 1 –
                                 kohlensaures Natron
                                 13,32  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 27,27 Gr.
                                 
                              
                           verhalten sich wie die vorhergehenden Gemenge, mit dem
                              Unterschiede, daß, wenn
                              man sie der Weißgluͤhhize aussezt, sie fest und unschmelzbar werden.
                           
                              
                                 1 At.
                                 Chlorbarium
                                 22,99 Gr.
                                 
                              
                                 1 –
                                 kohlensaurer Baryt
                                 24,65  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 47,64 Gr.
                                 
                              
                           schmelzen mit der groͤßten Leichtigkeit. Die Masse ist
                              in festem Zustande compact, schoͤn weiß, durchsichtig, auf dem Bruch
                              schuppig, und zeigt auf der Oberflaͤche, besonders gegen den Rand, viele
                              Merkmahle von Krystallisation.
                           
                              
                                 1 At.
                                 Chlorcalcium (salzsaurer Kalk) 
                                 13,98 Gr.
                                 
                              
                                 1 –
                                 kohlensaurer Kalk
                                 12,62  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 26,60 Gr.
                                 
                              
                           schmelzen auch sehr leicht, und werden bei der
                              Rothgluͤhhize sehr duͤnnfluͤssig: bei der Weißgluͤhhize
                              aber werden sie fest.
                           Fluorcalcium (Flußpfath) bildet außerordentlich leichtfluͤssige Verbindungen
                              mit kohlensaurem Kali oder Natron, selbst wenn leztere in einer Quantitaͤt
                              angebracht werden, welche nicht hinreichend ist, ihn ganz in ein flußsaures Alkali
                              umzuaͤndern. Ich habe folgende zwei Gemenge versucht:
                           
                              
                                 Natuͤrlicher Flußspath
                                   9,80 Gr.,
                                 1 At.
                                   9,80 Gr.
                                 2 At.
                                 
                              
                                 Wasserfreies kohlensaures Kali
                                 17,30  –
                                 1  –
                                   8,65  –
                                 1  –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 27,10 Gr.
                                 
                                 18,45 Gr.
                                 
                                 
                              
                           Das eine schmolz so leicht, wie das andere; die festen Verbindungen waren compact,
                              steinartig, schwach durchsichtig, und zeigten hie und da, besonders das erstere,
                              kleine sehr glaͤnzende kristallinische Blaͤttchen. Als man diese
                              Verbindungen der Weißgluͤhhize aussezte, verhielten sie sich, wie alle
                              diejenigen, welche kohlensauren Kalk enthalten; sie kamen naͤmlich ins Kochen
                              und erhaͤrteten nach und nach ohne wieder in Fluß gebracht werden zu
                              koͤnnen.
                           Sezt man diese Verbindungen der Luft aus, so zerfließen sie schnell, und wenn man sie
                              mit Wasser behandelt, so loͤst diese Fluͤssigkeit Fluorkalium und
                              kohlensaures Kali zugleich auf: die zweite Verbindung gibt jedoch mehr Fluorkalium
                              als die erste. Digerirt man sie in Wasser, nachdem man sie zuvor der
                              staͤrksten Weißgluͤhhize ausgesezt hat, so wird man finden, daß die
                              Fluͤssigkeit doch noch kohlensaures Kali enthaͤlt: Der
                              Ruͤkstand enthaͤlt also in jedem Falle Fluorcalcium, welches der
                              zersezenden Einwirkung der kohlensauren Alkalien widersteht, vielleicht weil es mit
                              dem Kalk ein basisches Fluorcalcium bildet.
                           Wenn man Schwefelbaryum, Schwefelstrontium oder Schwefelcalcium mit einem
                              kohlensauren Alkali erhizt, so bilden sich sehr leichtfluͤssige Verbindungen,
                              welche sich gegen das Wasser so verhalten, als wenn sie aus alkalischen Schwefelverbindungen und
                              kohlensauren alkalischen Erden bestehen wuͤrden.
                           
                              
                                 1 At.
                                 Schwefelbaryum
                                 21,16 Gr.
                                 
                              
                                 1 –
                                 kohlensaures Natron
                                 13,42  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 34,48 Gr.
                                 
                              
                           wurden in der Rothgluͤhhize sehr fluͤssig und
                              gaben eine homogene, glaͤnzende, auf dem Bruch koͤrnige, fast ganz
                              zusammenhaͤngende, matte, undurchsichtige und hellblonde Masse. Bei der
                              Behandlung mit Wasser gab diese eine schwach gruͤnliche Fluͤssigkeit,
                              die mit Saͤuren viel Schwefelwasserstoff entwikelte, und durch Absezen von
                              ein wenig Schwefel etwas truͤb wurde, und einen unaufloͤslichen
                              graulichen Ruͤkstand, welcher ganz aus kohlensaurem Baryt bestand. Die
                              geschmolzene Masse kann man also betrachten als bestehend aus:
                           
                              
                                 1 At.
                                 kohlensaurem Baryt
                                 21,64 Gr.
                                 
                              
                                 1 At.
                                 Schwefelnatrium
                                   9,84  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 34,48 Gr.
                                 
                              
                           Die schwefelsauren Alkalien bilden mit den schwefelsauren alkalischen Erden
                              Doppelsalze, welche sehr leichtfluͤssig und denjenigen analog sind, welche
                              leztere Basen im Zustand von kohlensauren Salzen hervorbringen.
                           Man weiß schon lange, daß das schwefelsaure Natron den schwefelsauren Kalk mit der
                              groͤßten Leichtigkeit schmilzt. Diese beiden schwefelsauren Salze kommen in
                              dem Verhaͤltniß von
                           
                              
                                 1 At.
                                 schwefelsaurem Natron
                                 17,84 Gr.
                                 
                              
                                 1 –
                                 schwefelsaurem Kalk
                                 17,14  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 34,98 Gr.
                                 
                              
                           verbunden, in der Natur vor, und bilden so das Mineral,
                              welches man Glauberit genannt hat.
                           
                              
                                 1 At.
                                 schwefelsaures Natron
                                 17,84 Gr.
                                 
                              
                                 1 –
                                 schwefelsaure Bittererde
                                 14,19  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 33,03 Gr.
                                 
                              
                           werden in der Rothgluͤhhize fluͤssig, und geben
                              ein compactes, halbdurchsichtiges, auf dem Bruch wie Calcedon koͤrniges und
                              wachsartiges Doppelfalz, welches keine Spur von Krystallisation zeigt,
                           
                              
                                 1 At.
                                 schwefelsaures Natron
                                 17,84 Gr.
                                 
                              
                                 1 –
                                 schwefelsaurer Baryt
                                 29,16  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 47,00 Gr.
                                 
                              
                           schmelzen in der Weißgluͤhhize vollkommen, und geben
                              eine compacte, weiße, undurchsichtige, auf dem Bruch koͤrnige,
                              krystallinische Verbindung, welche an einigen Stellen aus kleinen gekreuzten Prismen
                              zu bestehen scheint.
                           Schwefelsaures Blei und wahrscheinlich alle schwefelsauren Salze, welche sich in der
                              Rothgluͤhhize nicht zersezen, bilden auch mit dem schwefelsauren Alkalien
                              sehr leichtfluͤssige Verbindungen.
                           
                           
                              
                                 1 At.
                                 schwefelsaures Natron
                                 17,84 Gr.
                                 
                              
                                 1 –
                                 schwefelsaures Blei
                                 37,91  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 55,73 Gr.
                                 
                              
                           werden in der Rothgluͤhhize so fluͤssig wie
                              Wasser. Die Masse ist in festem Zustande compact, undurchsichtig, auf dem Bruch
                              ungleich und matt, und zeigt keine Spur von Krystallisation.
                           Baryt, Strontian, Kalk und Bittererde verbinden sich als kohlensaure Salze nicht
                              unter einander auf troknem Wege. Eben so verhaͤlt es sich mit den
                              schwefelsauren Salzen dieser vier Basen.
                           Die Verbindungen, welche ich so eben beschrieben habe, sind alle sehr schwach; die
                              Einwirkung des Wassers ist allein schon hinreichend, um sie zu zersezen.
                              Dessenungeachtet glaube ich nicht, daß man annehmen kamt, sie setzen bloß einfache
                              Gemenge. Zwar kann eine leichtfluͤssige Substanz, wenn sie geschmolzen ist,
                              wohl eine gewisse Quantitaͤt unschmelzbarer Substanzen, suspendirt erhalten,
                              ohne ihren fluͤssigen Zustand zu verlieren, wie ein durch sehr feinen Staub
                              getruͤbtes Wasser; aber fuͤrs Erste ist der Grad der
                              Liquiditaͤt des Gemenges immer viel geringer, als derjenige der reinen
                              schmelzbaren Substanz, und um so geringer, in je groͤßerer Menge die
                              unschmelzbare Substanz darin vorhanden ist; nun habe ich aber bei einigen dieser
                              zusammengesezten Salze, wovon es sich hier handelt, die Bemerkung gemacht, daß sie,
                              bei einer nicht sehr erhoͤhten Temperatur, vollkommen fluͤssig werden,
                              obgleich das an und fuͤr sich unschmelzbare Elementarsalz darin in zweimahl
                              groͤßerer Menge als das schmelzbare Salz vorhanden ist; von dieser Art sind
                              kohlensaurer Baryt mit kohlensaurem Natron, schwefelsaures Blei mit schwefelsaurem
                              Natron u.s.w. Andererseits zeigt sich das Vorkommen fremdartiger Substanzen in den
                              Gemengen fast immer durch eine ungleichmaͤßige Vertheilung der festen Masse
                              in den verschiedenen Theilen der geschmolzenen Masse, waͤhrend die
                              Verbindungen, welche uns beschaͤftigen, sich vollkommen homogen zeigen.
                           Wenn man annehmen wollte, daß diese Vereinigungen von Salzen nur Gemenge sind, so
                              wuͤrde man endlich auch nicht einsehen, warum diejenigen, wovon der
                              kohlensaure Kalk einen Bestandtheil ausmacht, und welche in der Rothgluͤhhize
                              sehr fluͤssig sind, bei einer hoͤheren Temperatur fest und
                              unschmelzbar werden, wo noch dazu der kohlensaure Kalk sich durch Verlust seiner
                              Kohlensaͤure auf die Haͤlfte seines Gewichtes reducirt; denn wenn die
                              Beimengung von Einem Theile kohlensauren Kalks einem schmelzbaren Salze seinen
                              fluͤssigen Zustand laͤßt, so ist nicht wahrscheinlich, daß ein halber
                              Theil aͤzender Kalk hinreichen wird, ihn demselben Salze vollkommen zu
                              nehmen.
                           
                           Ich habe auch noch einige andere sehr leicht fluͤssige Verbindungen entdekt,
                              welche man auf troknem Wege mit schwefelsauren Erden, Chlor- und
                              Fluormetallen erhalten kann. Ich werde unverzuͤglich Gelegenheit haben sie zu
                              beschreiben und dabei die metallurgischen Operationen anzufuͤhren, wo einige
                              dieser Verbindungen eine wichtige Rolle spielen.