| Titel: | Verfahren, Drahtgeflechte oder Gewebe und andere ähnliche Artikel mit Metall oder ähnlichem Materiale auszufüllen, worauf sich am 4. Juli 1827 Hr. René Florentin Jenar, Gentleman, St. Luke, Bunhill-Rose, ein Patent ertheilen ließ. Er nennt sein Fabrikat: Metallleinwand (Metallic Linen). | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XLII., S. 144 | 
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                        XLII.
                        Verfahren, Drahtgeflechte oder Gewebe und andere
                           aͤhnliche Artikel mit Metall oder aͤhnlichem Materiale
                           auszufuͤllen, worauf sich am 4. Juli
                              1827 Hr. René
                              Florentin Jenar, Gentleman, St. Luke,
                           Bunhill-Rose, ein Patent ertheilen ließ. Er nennt sein Fabrikat: Metallleinwand
                           (Metallic Linen).
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Octbr.
                              1828. S. 205.
                        Jenar's Verfahren, Drahtgeflechte mit Metall etc.
                           auszufuͤllen.
                        
                     
                        
                           Ich fuͤlle die Zwischenraͤume der Metallgeflechte nach der
                              verschiedenen Art des Koͤrpers, mit welchem sie ausgefuͤllt werden
                              sollen, auf verschiedene Weise aus, und erzeuge dadurch einen Artikel, der die
                              Staͤrke und Zaͤhigkeit des Drahtgeflechtes mit den Vortheilen einer
                              festen und flachen Flaͤche vereint. Wenn das Drahtgeflecht mir
                              fluͤssigem Metalle gefuͤllt und folglich in dasselbe getaucht wird, so
                              muß man Folgendes beobachten: 1) daß das Gewebe aus einem Metall seyn muß, welches
                              einen hoͤheren Grad von Hize zum Schmelzen fordert, als das fluͤssige
                              Metall, in welches dasselbe getaucht wird. 2) Muß das Drahtgeflecht
                              sorgfaͤltig und vollkommen uͤberall abgepuzt worden seyn, ehe man es
                              in das fluͤssige Metall taucht. Je nachdem dieses leztere verschieden ist,
                              werden auch verschiedene Fluͤsse nothwendig seyn, um dasselbe an dem
                              Drahtgeflechte fester anhangen zu machen, wie z.B. Salmiak bei Zinn, Borar bei
                              Kupfer etc. Um dieses Verfahren umstaͤndlicher zu erklaͤren, bemerke
                              ich hier noch Folgendes. Ich nehme ein Stuͤk Eisendrahtgeflecht oder Gewebe,
                              z.B. von der Groͤße eines Quadratfußes, und nachdem ich dasselbe auf die
                              gewoͤhnliche Weise gereinigt und verzinnt habe, bereite ich ein heißes
                              Metallbad aus zwei Theilen Zinn und aus Einem Theile Blei, und befestige das
                              Drahtgewebe in einem starken Rahmen aus Eisen mit zwei Griffen zu jeder Seite so,
                              daß es in demselben vollkommen flach und eben liegt. Die beiden Griffe werden nun
                              jeder mit einer Zange gefaßt, und waͤhrend ein Gehuͤlfe das Oxyd von
                              der Oberflaͤche des Metalles wegschafft, tauche ich das Drahtgewebe in
                              horizontaler Lage in das fluͤssige Metall, und bewege ersteres unter der
                              Oberflaͤche des lezteren zwei oder drei Minuten lang sacht
                              ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts, worauf ich zuerst das eine und dann
                              das andere Ende aus dem Bade ziehe, und dabei das Geflecht oder Gewebe immer bewege,
                              bis ich sehe, daß die Loͤcher oder Maschen desselben ausgefuͤllt sind, und das Metall
                              anfaͤngt, sich in denselben zu krystallisiren, wo dann das Gewebe von dem
                              Bade gaͤnzlich abgehoben und die Wirkung dieser Operation beobachtet wird.
                              Wenn das Metall noch floͤße, so kann man durch eine Gegenbewegung an dem
                              einen oder an dem anderen Griffe jeder Unebenheit auf der Oberflaͤche des
                              Metallgewebes vorbeugen. Die Hize, in welcher das Bad gehalten werden muß,
                              haͤngt lediglich von der Art des Metalles ab, dessen man sich bedient. Man
                              probirt von Zeit zu Zeit mit kleinen Streifen Drahtgewebes, die man eintaucht, und
                              sieht, ob das fluͤssige Metall sich in den Maschen gehoͤrig zu
                              krystallisiren vermag, so daß man es wagen darf, das groͤßere Stuͤk
                              einzutauchen.
                           Diese Maschen koͤnnen auch in Moͤdeln mit Metall gefuͤllt
                              werden. Wenn man z.B. eine halbkreisfoͤrmige Tischdeke aus einem solchen
                              Drahtgeflechte haben wollte, so verfertigt man sich einen Model von dieser Form und
                              von der verlangten Groͤße. Der Model muß natuͤrlich eine
                              groͤßere Hize ertragen koͤnnen, als das Metall, welches darin in Fluß
                              gebracht werden muß. Die Matrize dieses Models wird nun das Metallbad; man entfernt
                              das Oxyd von der Oberflaͤche des Bades, legt das Drahtgeflecht auf dasselbe,
                              und druͤkt das Gegenstuͤk des Models (einen Halbkreis von kleineren
                              Dimensionen) auf dasselbe, so daß das Drahtgeflecht dadurch bis auf den Boden der
                              Matrize gelangt. Mit diesem Druke haͤlt man so lang an, bis das Metall
                              abgekuͤhlt ist; das uͤberfluͤssige Metall wird oben
                              herausgestiegen und abgeflossen seyn, und der Rest die Maschen des Gewebes
                              ausgefuͤllt haben. Die Tischdeke ist dann fertig.
                           Die Maschen koͤnnen auch mit Toͤpfererde ausgefuͤllt werden. Zu
                              diesem Ende muß die Form des Gefaͤßes, welches man erhalten will, aus
                              vollkommen rein gepuztem Drahte verfertigt, und dann in die Toͤpfererde
                              eingetaucht werden, die man so duͤnn anruͤhrt, daß sie gerade
                              fluͤssig genug ist, um die Maschen, wenn man das Geflecht in dieselben
                              eintaucht, auszufuͤllen. Wenn nach Einer Eintauchung nicht alle Maschen
                              ausgefuͤllt sind, so muß diese Operation wiederholt werden, wobei man jedoch
                              dem Thone Zeit lassen muß, vor dem neuen Eintauchen etwas abzutroknen. Nachdem der
                              Thon nach dem lezten Eintauchen vollkommen troken geworden ist, wird das
                              Gefaͤß auf die gewoͤhnliche Weise gebrannt.
                           Man kann diese Maschen eines Drahtgeflechtes auch dadurch ausfuͤllen, daß man
                              ein weicheres Metall, als dasjenige, aus welchem das Drahtgeflecht verfertigt ist,
                              in einem duͤnnen Blatte auf lezteres legt, und beide Lagen einem sehr starken
                              Druke aussezt: wenn man dann die Oberflaͤche der beiden auf diese Weise
                              verbundenen Metalls polirt, so bringen sie eine sehr schoͤne Wirkung
                              hervor.
                           
                           Diese Zwischenraͤume lassen sich auch mit Papier oder Abschnizeln desselben
                              ausfuͤllen, wenn man ein Blatt Drahtgeflecht zwischen zwei Blaͤtter
                              Papier oder zwischen zwei Lagen Abschnizel legt, und Kleister oder Leim dazu nimmt,
                              und dann einen starken Druk anbringt.
                           Ebenso lassen sich diese Zwischenraͤume auch mit Schildkroͤte oder Horn
                              ausfuͤllen, nachdem man vorher diese Koͤrper auf die
                              gewoͤhnliche Weise erweichte, und dann ein Blatt derselben und ein Blatt
                              Drahtgeflecht einer maͤßigen Hize und einem sehr starken Druke aussezt.
                           Endlich kann man diese Zwischenraͤume auch noch mit Glas ausfuͤllen,
                              indem man eine Fensterscheibe uͤber ein Blatt Drahtgewebe legt, welches
                              vorher vollkommen eben gemacht und sorgfaͤltig gereinigt wurde, und beide
                              uͤber einander liegend in den Ofen bringt und so lang der Hize ausgesezt
                              laͤßt, bis das Glas vollkommen weich geworden ist. Man bringt dann beide auf
                              den Plaͤtttisch, und druͤkt mit der Plaͤttpresse das
                              Drahtgeflecht in das weiche Glas, welches hierauf in den Kuͤhlofen gebracht,
                              und daselbst auf die gewoͤhnliche Weise gekuͤhlt wird.
                           Es gibt uͤbrigens noch mehrere Methoden, die Maschen eines Drahtgewebes
                              auszufuͤllen; ich ziehe aber die angegebenen Verfahrungsarten vor.
                           –––––––
                           Das Repertory of Patent-Inventions gibt zwar zu,
                              daß auf diese Weise eine Menge verschiedener neuer Artikel zu allerlei Gebrauch
                              verfertigt werden koͤnnen; daß diese aber schoͤner oder wohlfeiler als
                              die gewoͤhnlichen seyn muͤssen, wenn sie Absaz finden sollen, und es
                              zweifelt, ob diese beiden Bedingungen bei dieser Arbeit erreicht werden
                              koͤnnen. Am zwekmaͤßigten scheint ihm die Verbindung des Drahtes mit
                              Thon, um dadurch der zum Sprichworts gewordenen Gebrechlichkeit der
                              Toͤpferwaaren abzuhelfen.Was die Neuheit dieser Erfindung „(entirely
                                          new!)“ betrifft, so kann der Uebersezer versichern,
                                    daß die Tuͤrken bereits vor einem Jahrhunderte (und wahrscheinlich
                                    noch fruͤher) aͤhnliche Artikel verfertigten. Der Uebersezer
                                    besaß eine tuͤrkische Tobakpfeife aus Meerschaum, die ein Bayer unter
                                    Maximilian bei Belgrad erbeutete. In der Tuͤrkei und in Ungarn ist es
                                    jezt noch haͤufig Sitte, die Pfeifenkoͤpfe aus Bolus in feinen
                                    Messing- oder Silberdraht sehr zierlich zu flechten. Hr. Koͤnig kann bei seinen eben so
                                    schoͤnen als wohlfeilen Pfeifenkoͤpfen, die er in seiner
                                    Fabrik zu Schemnitz verfertigt, vielleicht auch diese neue Erfindung aus der
                                    alttuͤrkischen Schazkammer zu seinem und des Publicums Vortheile in
                                    Ungarn wieder aufleben machen. A. d. Ueb.