| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XLIII., S. 146 | 
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                        XLIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der zu London vom 5. bis 28. August 1828
                              ertheilten Patente.
                           
                              Dem Joseph Clisild
                                    Daniell, Tuchmacher in Lumphey, Stoke, Wiltshire: auf
                                 Verbesserungen in der Fabrikation wollener Tuͤcher. Dd. 5. August
                                    1828.
                              
                           
                              Dem John Lane
                                    Higgins, Gentleman in Oxford Street, London: auf Verbesserungen an
                                 Wagenraͤdern. Dd.
                                 11. Aug. 1828.
                              
                           
                              Dem William Menecke,
                                 Gentleman in Park Place, Peckham, Surry: auf Verbesserungen in der Zubereitung
                                 der Materialien zu, und in der Verfertigung von Ziegelsteinen. Dd.
                                 11. Aug. 1828.
                              
                           
                              Dem Lewis Roper
                                    Fitzmaurice, Master in the royal
                                    navy, in Jamaica Place, Commercial Road: auf Verbesserungen an
                                 Schiffs- und anderen Pumpen, welche Verbesserungen mit gewissen
                                 Abaͤnderungen auch auf Drehebaͤnke und zu anderen Zweken anwendbar
                                 sind. Dd.
                                 11. Aug. 1828.
                              
                           
                              Dem William
                                    Grisenthwaite, Esq. in Nottingham: auf ein neues Verfahren, schwefelsaure Bittererde
                                 oder Epsomer Salz zu bereiten. Dd.
                                 11. Aug. 1828.
                              
                           
                              Dem Henry Maxwell,
                                 Spornverfertiger in Nr. 99, Pall Mall, London: auf Verbesserungen an den Roͤhren der
                                 Federsporne. Dd.
                                 13. Aug. 1828.
                              
                           
                              Dem Thomas Stirling,
                                 in Commercial Road, Lambeth,
                                 Surry: auf Verbesserungen an Filtrirapparaten. Dd.
                                 16. Aug. 1838.
                              
                           
                              Dem Benjamin Matthew
                                    Paine, Verfertiger von Wagen (zum Wiegen), im Strand, London: auf Verbesserungen an
                                 Waͤgemaschinen. Dd.
                                 18. August 1828.
                              
                           
                              Dem Edward Barnard,
                                 Tuchmacher in Railsworth, Gloucestershire: auf Verbesserungen im Weben und
                                 Zubereiten des Tuches. Dd.
                                 19. Aug. 1828.
                              
                           
                              Dem Philipp Forwell,
                                 Tuchmacher, William Clark, Tuchscherer, und Benjamin Clark,
                                 Tuchscherer, alle in Dye House Mill, in der Pfarrei Minchinhampton, Gloucestershire: auf Verbesserungen an den Maschinen zum Scheren und Vollenden
                                 wollener und anderer Tuͤcher und Kasimire. Dd.
                                 19. Aug. 1828.
                              
                           
                              Dem William Sharp,
                                 Spinner in Manchester: auf
                                 Verbesserungen an Maschinen zum Vorspinnen und Spinnen des Hanfes und Flachses,
                                 der Seide, Wolle und anderer Faserstoffe. Dd.
                                 19. Aug. 1828.
                              
                           
                              Dem George Stratton,
                                 Gentleman in Frederick Place, Hampstead Road, in der Grafschaft Middlesex: auf
                                 eine Verbesserung im Heizen und Ventiliren der Kirchen, Treibhaͤuser und
                                 aller anderen Gebaͤude; welche Verbesserungen auch zu anderen Zweken
                                 anwendbar sind. Dd.
                                 28. August 1828. 
                              
                           
                              (Aus dem Repertory of Patent Invent. Octbr.
                                 1828.)
                              
                           
                        
                           Verzeichniß der erloschenen Patente.
                           
                              Des Joseph Braham,
                                 Esq. in Pimlico, in der Grafschaft Middlesex: auf ein Verfahren, eine gewisse
                                 Art von Erde anzuwenden, welche sehr vortheilhaft dient, um den sogenannten
                                 Trokenmoder zu verhindern, zerstoͤren und endlich auszurotten, und welche
                                 in der Oehlmahlerei das Bleiweiß ersezen, außerdem aber noch zu verschiedenen
                                 anderen nuͤzlichen Zweken gebraucht werden kann. Dd.
                                 10. Febr. 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S. 148.)
                              
                           
                              Des William Francis
                                    Hamilton, Mechanikers in Asylum Buildings, West Road, in der
                                 Pfarrei St. Mary, Lambeth, in der
                                 Grafschaft Surrey: auf gewisse Verbesserungen an optischen Instrumenten und
                                 Apparaten. Dd.
                                 12. Februar 1814.
                              
                           
                              Des Richard Price,
                                 Eisenkraͤmers in Bristol,
                                 auf einen verbesserten Kochapparat. Dd.
                                 12. Febr. 1814.
                              
                           
                              Des John Buddle,
                                 Gentleman in Walls-End, in der Grafschaft Northumberland: auf eine
                                 Feuerpfanne oder Feuerlampe, worin kleine oder geringere Kohlen anstatt großer
                                 oder runder Kohlen verzehrt werden koͤnnen; ferner auf seine Erfindung
                                 eines Feuerrostes oder Ofens, der auf gewoͤhnliche Weise unter dem Kamin
                                 angebracht wird, in welchem Feuerrost oder Ofen kleine oder geringere Kohlen bei
                                 jeder
                                 Gelegenheit, und uͤberall, wo man sonst groͤßere oder runde Kohlen
                                 anwendet, gebraucht werden koͤnnen. Dd.
                                 21. Febr. 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXV. S. 129.)
                              
                           
                              Des James Thomson,
                                 Kaufmanns in Colebrook Terrace, Islington, in der Grafschaft Middlesex: auf
                                 gewisse Verbesserungen in der Construction von Schießgewehren, und den
                                 Schloͤssern fuͤr dieselben. Dd.
                                 9. Maͤrz 1814.
                              
                           
                              Des Matthew Murray,
                                 Mechanikers in Leeds, in der
                                 Grafschaft Bork; auf Methoden und Verbesserungen in der Construction von
                                 hydraulischen Pressen, um Tuch und Papier zu pressen, und fuͤr andere
                                 Zweke. Dd.
                                 12. Maͤrz 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S. 321.)
                              
                           
                              Des Marc Isambard
                                    Brunell, Mechanikers in Chelsea, in der Grafschaft Middlesex: auf eine Methode,
                                 gewissen Arten von Leder noch mehr Dauerhaftigkeit zu verleihen. Dd.
                                 12. Maͤrz 1814.
                              
                           
                              Des John Slater,
                                 Verfertigers von Kutschfedern und Patentdampfkuͤchen: auf eine
                                 Verbesserung an dem Dampfkessel und Dampfapparat, fuͤr den Zwek, um Tuch,
                                 Kleidungen und Zeuge zu waschen, zu daͤmpfen und zu bleichen, und um
                                 Wohnstuben, Waschhaͤuser u.s.w. zu waͤrmen oder zu heizen. Dd.
                                 12. Maͤrz 1814.
                              
                           
                              Des James Barclay,
                                 und William Cumming,
                                 in Cambridge, in der Grafschaft Cambridge: auf verbesserte Raͤder und
                                 Achsen fuͤr Wagen. Dd.
                                 12. Maͤrz 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S. 257.)
                              
                           
                              Des Edward Steers,
                                 Gentleman of the Inner Temple: auf eine Methode die Stoͤpsel fuͤr
                                 Bouteillen, Flaschen u.s.w. luftdicht zu machen. Dd.
                                 12. Maͤrz 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S. 1.)
                              
                           
                              Des Roger Hazelword,
                                 Eisenkraͤmers in Great Ruͤssel Street, Blumsbury Square, in der Grafschaft Middlesex: auf die von ihm erfundenen Zugschirme (folding screens), den Zutritt von Wind, Rauch, Feuer
                                 und Licht zu verhindern, wenn sie an Feuerstellen, Roͤsten, Oefen,
                                 Fenstern und Thuͤren angebracht werden. Dd.
                                 12. Maͤrz 1814. (Vergl. Rep. Bd. XXV. S. 324.)
                              
                           
                              Des David Goodall, zu
                                 Burton Latimer, in der Grafschaft Northampton: auf Verfertigung englischer
                                 Kreppe aus Seide, die vor oder nach dem Spinnen und Weben gefaͤrbt wurde,
                                 und mit weißem, schwarzen, gefaͤrbten oder bunten Eintrage aus Baumwolle
                                 oder Worsted, Gold oder Silber in solche weiße, schwarze, gefaͤrbte oder
                                 bunte Kreppe. Dd.
                                 12. Maͤrz 1814. (Repert. Bd. XXV. S. 272.) 
                              
                           
                              (Aus dem Repert. of Patent-Invent. Octbr.
                                 1828.)
                              
                           
                        
                           Preisaufgaben der Société
                                 industrielle zu Muͤlhausen, woruͤber in der Generalsizung im
                              Monat Mai 1829 entschieden wird.
                           Von den fuͤr das Jahr 1828 ausgeschriebenen Preisen werden folgende noch zum
                              Concurs zugelassen:
                           1) Preis von fuͤnfhundert Franken fuͤr ein schnell und leicht
                              anzuwendendes Mittel, wodurch man den Werth zweier verschiedenen Krappsorten gegen
                              einander bestimmen kann.
                           2) Preis von fuͤnfzehnhundert Franken fuͤr eine Methode, den
                              Faͤrbestoff des Krappes auszuscheiden, und dadurch die Menge desselben in
                              einer gegebenen Menge Krapps zu bestimmen.
                           3) Preis von tausend Franken fuͤr eine Composition zur Bedekung der
                              Drukcylinder in den Baumwollspinnereien.
                           4) Medaille fuͤr eine Abhandlung uͤber die Ursachen der
                              Selbstentzuͤndung der fetten Baumwolle. (Vergleiche uͤber diese vier
                              Preisfragen polytechnisches Journal Bd. XXV. S.
                                 344.)
                           Preise, welche fuͤr das Jahr 1829 ausgesezt
                                 sind:
                           5) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber das
                                 Bleichen der baumwollenen Zeuge.
                           Der Verfasser muß die chemischen Wirkungen des Kalks, des Kalis oder Natrons, der
                              Luft und des Chlors erklaͤren. Er muß auch die Vortheile und Nachtheile der
                              Luftbleiche in Vergleichung mit der Chlorbleiche auseinandersezen, und den Grad der
                              Schwaͤchung bestimmen, welchen die Baumwolle durch das eine sowohl, als durch
                              das andere Verfahren erleidet.
                           Der Abhandlung muͤssen Plane der verschiedenen Apparate, wovon darin die Rede
                              ist, beigelegt seyn.
                           
                           6) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber die
                                 Fabrikation des Adrianopelroths.
                           Der Verfasser muß die chemischen Wirkungen des Oehlens, der Passage durch Sumach oder
                              Gallaͤpfel, des Alaunens, des Faͤrbens und Avivirens auseinandersezen.
                              Es wird das Interesse erhoͤhen, wenn diese Arbeit mit einem historischen
                              Abriß uͤber die Einfuͤhrung dieses Industriezweiges in Frankreich
                              versehen seyn wird.
                           7) Medaille fuͤr das Bleichen mit Kalk ohne ein anderes
                                 Alkali.
                           Der Concurrent muß bewiesen haben, daß er eine Partie von wenigstens tausend
                              Stuͤken so gebleicht hat, daß sie den mit Kali oder Natron gebleichten in
                              keiner Hinsicht nachstehen.
                           8) Medaille fuͤr eine vollstaͤndige Analyse des
                                 Kuhmistes. Welches sind die Bestandtheile dieser Substanz, die, indem sie
                              unaufloͤsliche Verbindungen mit der Alaunerde, dem Eisenoxyd und anderen
                              Metalloxyden bilden, sie zum Walken der gebeizten baumwollenen Zeuge tauglich
                              machen?
                           Erleiden diese Bestandtheile eine Veraͤnderung ihrer Natur, oder eine
                              Veraͤnderung in ihrem gegenseitigen Verhaͤltniß, wenn der Koth alt
                              oder das Thier mit frischem Gras an Statt Heu gefuͤttert worden ist?
                           9) Medaille fuͤr eine Abhandlung, welche durch genaue
                                 Versuche zeigt, welche Rolle bei dem Blaufaͤrben der Baumwolle mit
                                 Indigo, die außer dem blauen Pigment darin enthaltenen Substanzen (wie der
                                 braune und rothe Stoff von Berzelius
                              Polytechn. Journal Bd. XXV. S. 484.
                                    A. d. R.) spielen, und ob diese Substanzen darin nothwendig
                                 oder schaͤdlich sind, oder auch, ob die eine oder andere von ihnen zur
                                 Erzeugung einer dauerhaften und glaͤnzenden blauen Farbe
                                 unumgaͤnglich noͤthig ist.
                           10) Medaille fuͤr die Entdekung oder Einfuͤhrung
                                 eines nuͤzlichen Verfahrens in der Kattundrukerei.
                           Man weiß, welchen Nuzen man aus den Chromverbindungen gezogen hat. Koͤnnte ein
                              anderes Metallsalz nicht eben so vortheilhafte Resultate geben?
                           Wir wollen noch bemerken:
                           1) Die Entdekung eines Verfahrens, um die zum Oehlen der baumwollenen Zeuge
                              erforderliche Zeit abzukuͤrzen;
                           2) Ein oͤkonomisches Mittel, die Seife bei den Passagen zu ersezen;
                           3) Das mittelst essigsaurem oder schwefelsaurem Indigo dargestellte Blau eben so
                              solid wie das Kuͤpenblau zu machen;
                           4) Eine Indigkuͤpe anzusezen, welche wenig oder gar keinen Saz hat;
                           5) Den Farbestoff aus dem Wau oder der Quercitronrinde auszuziehen, um ihn in den
                              Handel zu bringen;
                           6) Ein Verdikungsmittel, welches sich durch zinnsaures Kali
                              (Zinnoxydaufloͤsung in Aezkali) und basisch essigsaures Blei nicht
                              coagulirt.
                           7) Ruͤkstaͤnde, wie die beim Faͤrben mit Krapp, Wau u.s.w. zu
                              benuzen.
                           11) Medaille auf Erfindung mechanischer Sperrruthen oder
                                 Tempel.
                           Sperrruthen oder Tempel (auch Tompel) sind flache hoͤlzerne Schienen, die an
                              ihren beiden Enden mit messingenen Spizen versehen sind, die in die
                              Sohlbaͤnder (die sogenannten Enden) der gewebten Zeuge eingreifen. Diese
                              Schienen sind so lang, als die Kette in dem Kamme breit ist. Um nun diese Schiene
                              nach der jedesmaligen Breite der Kette richten und leicht ausheben zu
                              koͤnnen, sind sie der Laͤnge nach schief in zwei Theile getheilt,
                              welche mittelst einer Schleife aus Bindfaden und eines Zapfens zusammengehalten
                              werden.
                           Die Spannung, die durch diese Sperrruthen erzeugt wird, erstrekt sich jedoch nicht
                              weiter, als auf 2 Zoll vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts von denselben.
                              Man muß also dieselben vorruͤken oder dem Kamme naͤhern, so wie die
                              Arbeit selbst weiter vorruͤkt.
                           Bei dem gewoͤhnlichen Weberstuhle, auf welchem mit der Hand gewebt wirb,
                              ruͤkt der Weber die Sperrruthen vor, wann er das Tuch aufrollt, oder die
                              Kitte nachlaͤßt, um eine neue Portion von derselben zu erhalten.
                           
                           Bei dem Kunst- oder Maschinenstuhle hat man zwei Sperrruthen, wovon die eine
                              an ihrer Stelle bleibt, waͤhrend man die andere vorruͤkt, ohne daß
                              darob der Stuhl in seinem Gange aufgehalten werden duͤrfte.
                           Die Nachtheile bei dieser Verfahrungsweise sind:
                           1) Daß die Spannung, und folglich auch die Qualitaͤt des gewebten Stoffes
                              zwischen dem groͤßten und dem kleinsten Abstande, den der Kamm
                              waͤhrend des Webens zwischen sich und den Sperrruthen laͤßt,
                              verschieden ausfallen muß.
                           2) Daß, wenn dieser Abstand oder der Raum zwischen den Sperrruthen und dem Kamme zu
                              groß wird, das Tuch sich zusammenzieht, die Kettenfaden also nicht mehr parallel
                              bleiben und sich an dem Kamme reiben.
                           Es waͤre daher sehr zu wuͤnschen, daß man eine Vorrichtung ausfindig
                              machen koͤnnte, wodurch das Tuch immerdar in gleicher Spannung und in
                              derselben Lage gegen den Kamm erhalten werden koͤnnte, waͤhrend es
                              fortfaͤhrt sich in dem Maße, als es fertig ist, auf dem Tuchbaume
                              aufzurollen, so daß der Weber weder seine Zeit noch seine Aufmerksamkeit auf das
                              Wechseln der Sperrruthen zu wenden haͤtte.
                           Man hat bereits mehrere, mehr oder minder sinnreiche Vorrichtungen zu diesem Ende
                              ausgedacht und versucht; keine derselben hat aber ihren Zwek erfuͤllt und die
                              Pruͤfung der Erfahrung gluͤklich bestanden.
                           Die Gesellschaft, die von der Wichtigkeit einer Verbesserung an diesen Sperrruthen
                              bei den Kunststuͤhlen uͤberzeugt ist, wird im J. 1829 demjenigen eine
                              Medaille zuerkennen, der eine mechanische Sperrruthe vorlegen wird, welche den
                              obigen Forderungen entspricht, d.h., das Tuch immer in gleicher Entfernung von der
                              Lade haͤlt, ohne daß der Weber auf dieses Werkzeug besondere Ruͤksicht
                              zu nehmen haͤtte. Die Vorzuͤge dieser mechanischen Sperrruthe vor
                              gewoͤhnlichen muͤssen uͤbrigens durch Erfahrung erwiesen
                              seyn.
                           12) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber das
                                 Spinnen der Baumwolle von Nr. 80 bis 180 metrisch.
                           Obschon es leider noch immer erlaubt ist, feines englisches Baumwollengarn
                              einzufuͤhren, so verlegen sich doch mehrere unserer Fabrikanten mit Erfolg
                              auf Vervollkommnung in der Spinnerei hoͤherer Nummern, und es scheint der
                              Gesellschaft, daß es allgemeinen Nuzen bringen muͤßte, wenn man eine gut
                              geschriebene Abhandlung uͤber diesen Gegenstand, die denselben in allen
                              seinen Zweigen erschoͤpfte, besizen wuͤrde.
                           Die Wahl der Baumwolle ist eine der wesentlichsten Bedingungen, um in der Spinnerei
                              hoͤherer Nummern gluͤkliche Resultate zu erhalten. Die langfaserige
                              Baumwolle aus Georgien (coton Géorgie longue
                                 soie) ist die beste unter allen sowohl in Hinsicht auf Feinheit, als auf
                              Staͤrke, und das sogenannte Seidenartige der Faser, sie ist aber auch unter
                              allen Baumwollensorten diejenige, die am schwersten zu erkennen ist, und die
                              groͤßten Kenner haben sich im Kaufe derselben getauscht. Man muͤßte
                              daher in der gewuͤnschten Abhandlung die Hauptmerkmahle der verschiedenen
                              Baumwollensorten, und die besonderen Eigenschaften derselben auffuͤhren, und
                              bei jeder angeben, bis zu welcher Nummer man dieselbe spinnen kann.
                           Man muͤßte vom Zupfen und Kardaͤtschen derselben, von dem
                              zwekmaͤßigsten Verhaͤltnisse der Geschwindigkeit der Speisungscylinder
                              gegen die große Trommel sowohl, als gegen die Abgabetrommel, wenn die
                              moͤglich groͤßte Vollkommenheit erhalten werden soll, vom Doubliren,
                              von der Entfernung der Strekwalzen, von der Drehung bei den Laternen, den
                              Spindelbanken und vorzuͤglich von den Wikeln (Lunten, mêches) auf dem Grobstuhle handeln.
                           Man muͤßte die Methode angeben, nach welcher man so viel nur immer
                              moͤglich die Ungleichheit des Fadens, die man unseren besten
                              Spinnmuͤhlen mit Recht vorwirft; die Hauptursachen, die die Meißeln (veilles) erzeugen, und die Mittel zur Vermeidung
                              derselben; die Neigung, die man den Spindeln bei verschiedenen Nummern sowohl auf
                              dem Grob- als auf dem Feinstuhle zu geben hat; die zwekmaͤßigste,
                              Geschwindigkeit derselben; das Maximum der Ausziehens und die Verlaͤngerung
                              jedes Aufzuges (renvidée), die noͤthige
                              Drehung fuͤr jede Nummer, (Kette sowohl als Eintrag) in Umdrehungen der
                              Spindel nach dem Zoll nebst der correspondirenden Kraft nach Regnier's Dynamometer;
                              die Vorsichtsmaßregeln, die man gegen den Flaum des Fadens zu ergreifenergreisen hat; die Sorgfalt, die man bei dem Abwinden zu beobachten hat; man
                              muͤßte mit einem Worte, alle Kunst- und Handgriffe, die zur
                              Feinspinnerei nothwendig sind, angeben, so wie die besten Vorrichtungen, die man den
                              Stuͤhlen selbst zu geben hat.
                           Dieser Gegenstand ist von so allgemeinem Interesse und von so hoher Wichtigkeit, daß
                              es sehnlichst zu wuͤnschen waͤre, daß Maͤnner von Talenten, mit
                              Hintansezung aller persoͤnlichen Vortheile, uns alle Belehrung, die sie uns
                              hieruͤber geben koͤnnen, ertheilen moͤchten, damit unsere
                              Baumwollenmanufakturen dadurch gefoͤrdert, und Frankreichs Buͤrger von
                              dem Tribute befreit wuͤrden, den sie jaͤhrlich an das Ausland
                              bezahlen.
                           13) Preis von 1000 Franken auf eine Maschine zum Oeffnen und
                                 Zupfen der Baumwolle und Wolle aller Art, ohne daß dieselbe dadurch leidet, und
                                 wodurch das Klopfen oder Schlagen, als das Zupfen mit der Hand und der
                                 sogenannte Klopfzupfer (batteur-éplucheur) beseitigt werden
                                 kann.
                           Seit man den aus England zu uns heruͤbergebrachten Klopfzupfer (batteur éplucheur) in neueren Zeiten beinahe
                              allgemein bei uns eingefuͤhrt hat, bemerkten unsere Spinner, daß diese
                              Maschine in vieler Hinsicht noch manches zu wuͤnschen uͤbrig
                              laͤßt, namentlich bei Anwendung derselben auf feine Wolle. Eine große Menge
                              Wollenfaser wird immer abgebrochen oder gelaͤhmt, und dadurch zum Spinnen nur
                              etwas hoher Nummern unbrauchbar. Ja es gibt selbst Baumwollensorten, die man
                              durchaus nicht dem Klopfer zur Zubereitung geben darf, wenn sie nicht
                              gaͤnzlich zerrissen und dadurch vollkommen unbrauchbar werden sollen. Dieser
                              Nachtheil ist zwar an der staͤrkeren und nervigeren Baumwolle weniger
                              merklich, aber er hat doch immer auch bei dieser noch Statt, und man wuͤrde
                              bei ihr, so wie bei jeder anderen Art von Baumwolle weit guͤnstigere
                              Resultate erhalten, wenn man eine gute Maschine zum Oeffnen und Zupfen (Ouvrir et Éplucher) der Baumwolle und Wolle
                              besaͤße, durch welche dieselbe nicht litte. Ein anderer wichtiger Nachtheil,
                              den man dem Klopfzupfer mit Recht vorwirft, ist der, daß er einen großen Theil der
                              Triebkraft der Spinnerei verschlingt, mit welcher man oͤfters nicht sparsam
                              genug umzugehen vermag.
                           Man hat seit der Einfuͤhrung der Spinnmuͤhlen in Frankreich viele mehr
                              oder minder gelungene Maschinen zum Oeffnen und Zupfen der Baumwolle verfertigt;
                              allein, sie lassen alle noch vieles zu wuͤnschen uͤbrig; die einen
                              zupfen nicht gut genug, die anderen arbeiten zu wenig, und keine derselben konnte,
                              bis jezt zur Feinspinnerei angewendet werden, bei welcher die beiden Arbeiten, das
                              Klopfen und das Zupfen, immer mittelst der Hand der Arbeiter geschehen
                              muͤssen, was sehr hoch zu stehen kommt. Die Gesellschaft, die nur zu gut
                              weiß, von welcher hohen Wichtigkeit eine gute solche Maschine fuͤr die
                              Baumwollenzeugfabriken uͤberhaupt waͤre, glaubte die Aufmerksamkeit
                              der Mechaniker auf diesen Gegenstand lenken zu muͤssen. Sie wird demjenigen
                              im J. 1829 einen Preis von 1000 Franken zuerkennen, der ihr bis dahin eine solche
                              Maschine, die Baumwolle und Wolle vollkommen oͤffnet und zupfet, sammt der
                              Zeichnung derselben eingesendet haben wird. Diese Maschine darf an keiner Art von
                              Baumwolle die Fasern brechen oder verderben; sie darf nicht so viel Treibkraft
                              fordern, als die bisherigen Maschinen dieser Art, und muß eben so wohlfeil arbeiten,
                              als der Klopfzupfer.
                           Sie muß in jeder Hinsicht das Klopfen und Zupfen mit der Hand, dessen man sich bisher
                              bei der Feinspinnerei bedienen mußte, vollkommen ersezen.
                           14) Medaille fuͤr ein Verfahren, die Halsstuͤke
                                 der Feinspindeln an Mule-Jennies unbeschadet der Ruͤnde zu
                                 haͤrten.
                           Die Verfertigung der Spindeln zu Spinnmuͤhlen, die sich seit einigen Jahren in
                              Frankreich, und vorzuͤglich in unserem Departement sehr verbessert hat,
                              scheint wenig mehr zu wuͤnschen uͤbrig zu lassen; sie ist indessen
                              noch einer bedeutenden Verbesserung faͤhig, wenigstens in Hinsicht auf die
                              Dauer der Spindeln, und in Bezug auf ein noch aufzufindendes Mittel, dieselben in
                              ihrem Halsstuͤke zu haͤrten. Man weiß, daß man die Spindel nicht mehr
                              brauchen kann, sobald dieser Theil abgenuͤzt ist, außer durch eine Reparatur,
                              wodurch der Umfang, wenn die Ruͤndung beibehalten werden soll, sehr
                              verkleinert werden muß. Diese Reparatur ist immer sehr kostbar, und doch sind solche
                              ausgebesserte Spindeln nie so viel werth, als neue. Es waͤre daher sehr zu
                              wuͤnschen, daß man ein Mittel finde, wodurch diese Reparaturen wenigstens nur
                              so selten als moͤglich nothwendig wuͤrden; ein Mittel, wodurch die
                              Halsstuͤke der Spindeln dauerhafter wuͤrden, was in Haͤrtung
                              desjenigen Theiles bestehen koͤnnte, der in dem Laufriemen laͤuft. Die
                              Gesellschaft weiß, daß man in dieser Hinsicht bereits Versuche angestellt hat;
                              bisher hat aber keine Spinnerei solche gehaͤrtete Spindeln angewendet. Wenn
                              man sich der Spindeln langer bedienen koͤnnte, so wuͤrde man noch
                              einen anderen kostbaren Vortheil vorzuͤglich seit man sich der Wertel aus
                              Gußeisen bedient, dadurch erlangen, daß naͤmlich die Reparatur wohlfeiler
                              wird, indem die Wertel gewoͤhnlich noch in gutem Zustande sind, wenn man die
                              an ihren Halsstuͤken bereits abgenuzten Spindeln austauschen und die Wertel
                              abnehmen muß. Gegenwaͤrtig werden oft viele Wertel dadurch verdorben, daß man
                              sie wieder auf Spindeln abziehen muß.
                           Die Gesellschaft, die die Ersparung, welche dadurch fuͤr Spinnmuͤhlen
                              entstehen wuͤrde, sehr wohl zu schaͤzen weiß, wird im J. 1829
                              demjenigen eine Medaille zuerkennen, der fuͤr 500 Franken Spindeln verfertigt
                              und verkauft haben wird, welche nebst allen uͤbrigen Eigenschaften der besten
                              Spindeln, auch noch die eines gehaͤrteten Halsstuͤkes besizen, ohne um
                              ein Viertel theurer zu kommen, als die gegenwaͤrtigen Spindeln.
                           15) Medaille fuͤr Verfertigung gefurchter Cylinder
                                 fuͤr Spinnmuͤhlen aus gehaͤrtetem Bundeisen, welche
                                 Cylinder nicht uͤber ein Drittel hoͤher kommen duͤrfen, als
                                 die aus gewoͤhnlichem Eisen.
                           Wenn man von Tag zu Tag mittelst einfacherer und zwekmaͤßigerer Maschinen die
                              Baumwolle mit geringeren Kosten und wohlfeiler spinnen lernt, so kann man wohl nicht
                              zweifeln, daß man noch weit vortheilhaftere Resultate erhalten wuͤrde, wenn
                              alle einzelnen Theile der Maschine weniger Unterhaltung kosteten, und sich nicht so
                              leicht abnuͤzten.
                           Unter diese Theile gehoͤren die gefurchten Cylinder, die eine Hauptrolle unter
                              den Bestandtheilen der Spinnmaschine bilden. Die wesentlichen Eigenschaften dieser
                              Cylinder sind, daß sie vollkommen genau cylindrisch sind, genau aufgestellt sind,
                              vollkommen nett und glatt sind. Wenn man nun mit diesen Eigenschaften eine
                              groͤßere Haͤrte verbinden koͤnnte, so waͤre dieß eine
                              kostbare Verbesserung, weil dann diese Cylinder laͤnger dauern
                              wuͤrden, und man dadurch viel an Geld und Zeit ersparte.
                           Wie oft geschieht es nicht, daß ein neuer Cylinder schon in den ersten Tagen durch
                              die Dummheit oder Ungeschiklichkeit der Arbeiter gaͤnzlich verdorben wird!
                              Sandkoͤrnchen oder andere harte Koͤrper, die der Baumwolle zuweilen
                              zufaͤllig beigemengt sind, verderben die Furchen gleichfalls, und lassen
                              tiefe Spuren in denselben zuruͤk.
                           Dieser Mangel an Harte zeigt sich aber noch schneller durch die baldige und zuweilen
                              ungleiche Abnuͤzung der Cylinder und ihrer Viereke. Die vollkommen
                              horizontale und geradlinige Richtung, eine Hauptbedingung zu dem gehoͤrigen
                              Gange einer Maschine, geraͤth dadurch in Unordnung. Die Cylinder laufen nicht
                              mehr rund, und das Spiel der Viereke erzeugt verderbliche Stoͤße. Man wird
                              genoͤthigt, die Maschine still stehen zu lassen, und die mangelhaft
                              gewordenen Cylinder durch neue zu ersezen.
                           Alle diese hier erwaͤhnten Nachtheile wuͤrden verschwinden, wenn man
                              diese Cylinder aus gehaͤrtetem Bundeisen verfertigte, ohne daß sie deßwegen
                              weniger gerade und vollkommen cylindrisch wuͤrden. Der Vortheil, den man
                              dadurch erhielte, wuͤrde sich vorzuͤglich an den Cylindern der
                              Vorbereitungsmaschinen, und besonders an den Strekwalzen zeigen, die schneller
                              laufen, als die uͤbrigen. Da diese lezteren Cylinder einzeln aufgestellt
                              sind, und keine Viereke zur Zusammenstellung mehrerer derselben fuͤhren, so
                              koͤnnte man sie auch weit leichter bei dem Harten gerade erhalten, und es
                              laͤßt sich nicht zweifeln, daß man nicht in dieser Hinsicht im Kurzen
                              genuͤgende Resultate erhalten wuͤrde.
                           Man hat bereits in unserem Departement mit einigem Erfolge versucht, Cylinder dieser
                              Art zu verfertigen; allen derjenige, der sich damit beschaͤftigte, hatte
                              nicht die Mittel, seine Arbeiten fortzusezen, und ward gezwungen, dieselben
                              aufzugeben.
                           Die Gesellschaft wuͤnscht alle diejenigen, die sich mit solchen Arbeiten
                              beschaͤftigen, neuerdings aufzumuntern, und auch andere anzuspornen, die sich
                              in denselben noch nie versuchten; sie wird demjenigen im J. 1829 eine Medaille
                              zuerkennen, der bis dahin fuͤr 1000 Franken Cylinder zu den Vorarbeiten und
                              Arbeiten einer Spinnmuͤhle aus gehaͤrtetem Eisen verfertigt und abgesezt hat,
                              welche Cylinder außer den uͤbrigen Eigenschaften der bisherigen die verlangte
                              Haͤrte an der Oberflaͤche besizen muͤssen, und nur um ein
                              Drittel theuerer zu stehen kommen duͤrfen, als die gewoͤhnlichen.
                           16)15)Medaillen fuͤr Verfertigung und Absaz neuer
                                 Baumwollenzeuge.
                           Die Baumwollenspinnmuͤhlen, die erst unter Napoleon dem Großen, seit zwanzig
                              Jahren in unserem Departement errichtet wurden, haben rasche und erstaunenswerthe
                              Fortschritte gethan; die Gespinnste haben sich so sehr vervollkommnet, und sind so
                              mannigfaltig geworden, daß man sie bereits auf allen Maͤrkten in Frankreich
                              zu schaͤzen weiß, und wir bald die Concurrenz des Auslandes nicht mehr werben
                              fuͤrchten duͤrfen.
                           Auch die Baumwollenzeugfabriken, die Baumwollenwebereien, die etwas fruͤher
                              bei uns eingefuͤhrt wurden, sind gleichfalls fortgeschritten; unsere
                              Baumwollenzeuge werden wegen ihrer Guͤte und Festigkeit allgemein gepriesen.
                              Man schaͤzt vorzuͤglich die farbigen Zeuge ihrer Schoͤnheit
                              wegen, indessen sind es doch vor allem die gemeinen weißen Baumwollenzeuge, in
                              welchem unser Land den uͤbrigen den Vorsprung abgewonnen hat, und mit Recht
                              hat diese Waare unter dem Namen Elsasser Waare (Toile d'Alsace) uͤberall Aufnahme gefunden.
                           Allein, es bleibt doch immer wahr, daß die Baumwollenzeuge in mancher Hinsicht einer
                              noch groͤßeren Mannigfaltigkeit faͤhig sind. Die gute Qualitaͤt
                              und der wohlfeile Preis des Baumwollengespinnstes unserer inlaͤndischen
                              Spinnmuͤhlen laͤßt uns wuͤnschen, daß der
                              Baumwollenzeugfabrikant diesen Vortheil benuͤzen, und sich mehr als bisher
                              nicht geschah, auf seine Waare verlegen moͤge, wodurch er auch zugleich ein
                              Mittel erhalten wird, sich gegen den Schaden zu verwahren, den der Wechsel der Mode
                              und die Wandelbarkeit des Geschmakes des Kaͤufers ihm zuweilen
                              verursacht.
                           Der Erfindungsgeist und der Fleiß der Fabrikanten unseres (protestantischen)
                              Departements bedurfte bisher keiner Erinnerung an eine solche Maßregel; indessen
                              glaubt die Gesellschaft, daß es in dem Zweke ihres Institutes liege, die,
                              Benuͤzung dieser Maßregel zu beschleunigen, und diejenigen auf eine
                              ehrenvolle Weise zu belohnen, die sich mit dem gluͤklichsten Erfolge mit
                              derselben beschaͤftigten.
                           Sie biethet daher dreyen Fabrikanten ihre Medaille an, die vor dem 1. Mai 1829 in dem
                              Departement des Oberrheins fuͤr 1000 Franken wenigstens in einer oder auch in
                              mehreren neuen Arten von Baumwollenzeugen, sowohl weißer
                              als farbiger, dergleichen vor dem Jahre 1828 noch nicht fabricirt wurden, abgesezt
                              haben werden.
                           Der Vorzug wird denjenigen unter den Concurrenten ertheilt werden, deren Producte den
                              hoͤchsten allgemeinen Nuzen gewaͤhren.
                           Alle diese Preise werden in der allgemeinen Sizung der Gesellschaft im Mai 1829
                              zuerkannt werden.
                           Abhandlungen, Zeichnungen, Zeugnisse, Muster muͤssen unter den bei
                              Preisschriften gewoͤhnlichen Foͤrmlichkeiten postfrei vor dem 20.
                              April 1829 an Herrn Is. Schlumberger zu
                              Muͤlhausen, Praͤsidenten der Industriegesellschaft, (à M. I. Schlumberger, à Muhlhausen,
                                 Président de la Société industrielle) eingesendet
                              werden.
                           
                        
                           Bericht der Société
                                 d'Encouragement uͤber ihre Arbeiten und Einkuͤnfte im Jahre
                              1827.
                           Die Société d'Encouragement erstattet im
                              Bulletin N. 287 Bericht uͤber ihre Arbeiten,
                              Einkuͤnfte und Ausgaben im J. 1827. Die Einkuͤnfte betrugen 60,421 Fr.
                              50 C.; die Ausgaben 57,247 Fr. 40 C. Erspart 3174 Fr. 10 C. – Unter den
                              Einnahmen findet sich eine Subscription des Ministeriums von 4000 Franken;
                              gewoͤhnliche Subscriptionen 35,424; außerordentliche Einnahmen 8000
                              Franken.
                           Die Ausgabe des Bulletins kostete 20,136 Fr. 50 C; und zwar die Redaction 3675 Fr.;
                              Druk und Papier 5966 Fr. 50 C.; Stich der Platten 3705 Fr.; Stich der Buchstaben 335
                              Fr.; Kupferplatten 271 Fr. 80 C.; Abdruͤke der Platten 4558 Fr. 75 C.;
                              Frankiren des Bulletins 1624 Fr. 25 C. – Von dem Jahren 17, 19 und 22 mußten
                              neue Auflagen veranstaltet werden, die 6438 Frank. 30 C. kosteten. – Die
                              Programme zu den Preisen kosteten allein 1213 Fr. 85 C. Medaillen vertheilte die Société fuͤr 2144 Fr. 40 C. in
                              Werth; und fuͤr Preise bezahlte sie 2987 Fr. 20 C. Die Miethe kostet 4500
                              Fr.; die Agentschaft 4577 Frank.; die Diener 2950 Fr.
                           Von dem Bulletin liegen, unabgesezt, bei Md. Huzard
                              ungefaͤhr 5700 Baͤnde: ein Capital von beilaͤufig 30,000
                              Franken. Die Gesellschaft ist, ungeachtet eines Verlustes von 15,000 Fr., den sie
                              erlitt, in bluͤhendem Zustande.
                           
                        
                           Special-Handels- und Industrieschule zu
                              Paris.
                           Die École spéciale de Commerce et d'Industrie
                                 sous la Présidence de
                              Mr. le C. Chaptal gab so eben ihren vierten Jahresbericht (Discours
                                 prononcés à la quatriéme séance etc. Paris 1828,
                                 à la librairie du Commerce, chez Renard) heraus. Es ist erfreulich,
                              die Fortschritte zu sehen, die diese Privatanstalt, ungeachtet aller Hindernisse,
                              welchen sie von der Congregation und der Mandarinenkaste der Stokgelehrten ausgesezt
                              war, seit vier Jahren gemacht hat. Unter der Leitung von Maͤnnern, wie Chaptal, Laffitte, Christian, Coquebert Montbret, Dupin,
                                 Perier, Say, Prony, Ternaux etc. muß aber das Gute gedeihen, auch wenn sich
                              alles dagegen empoͤren, oder was vielleicht noch gefaͤhrlicher ist,
                              dagegen cabaliren sollte. Das Publicum uͤberzeugt sich in allen
                              Laͤndern immer mehr und mehr, daß Mathematik und Mechanik in allen ihren
                              Theilen, Naturgeschichte in allen ihren Zweigen, Physik, Chemie, Oekonomie,
                              Technologie gefoͤrdert werden muͤssen, wenn die Gesellschaft mit
                              Gedeihen fortbestehen soll. Man fuͤhlte schon im Anfange des vorigen
                              Jahrhundertes dieses Beduͤrfniß, und trennte die bildenden Kuͤnste in
                              eigenen Akademien von den Universitaͤten. Als auch durch diese der
                              vorgestekte Zwek nicht ganz erreicht wurde, und bei den Fehlern, die man beging,
                              nicht erreicht werden konnte, errichtete man Schulen fuͤr Baukunst,
                              Bergschulen, Forstschulen, landwirthschaftliche Schulen und Institute,
                              Handlungsschulen, polytechnische Schulen in allen Staaten, die mit dem Geiste der
                              Zeit vorruͤkten, und man uͤberzeugte sich bald, daß diese Lehranstalten dem Staate weit mehr nuͤzliche
                              und brauchbare Buͤrger geben, als ein halbes Duzend von
                              Universitaͤten. Die Zeit wird kommen, wo derjenige Staat, der die meisten
                              gruͤndlich unterrichteten Landwirthe, Forst- und Bergmaͤnner,
                              Gewerbsleute, Kaufleute etc., und dafuͤr die geringste Menge von Juristen,
                              philosophischen Schwaͤrmern und Phantasten, religioͤsen Fanatikern und
                              Muͤßiggaͤngern haben wird, der gluͤklichste seyn wird.
                           Denjenigen, welche unsere Kaufmannsschulen nicht kennen, und glauben, es ist Alles
                              fuͤr den Unterricht des jungen Kaufmannes gethan, wenn er den sogenannten
                              Handlungsbuchstaben schreiben und die Scrittura doppia
                              gelernt hat, wollen wir die Lehrgegenstaͤnde, die auf dieser
                              Special-Handelsschule in einem dreijaͤhrigen Cursus gelehrt werden,
                              hier auffuͤhren. Außer Kalligraphie und logischem Unterrichte in der
                              franzoͤsischen Sprache lernen die jungen Leute hier Deutsch, Englisch,
                              Spanisch, Portugiesisch, Italiaͤnisch, Russisch, Neugriechisch,
                              Tuͤrkisch, Arabisch, Persisch (wir wuͤrden auch noch Malayisch empfehlen); Arithmetik und Algebra; Wechsel und
                              Arbitrage; Maße und Gewichte und Muͤnzfuß aller Laͤnder; Buchhaltung
                              und Handlungsrechnung; Handlungs- und Wechselrecht; Naturgeschichte zur
                              Kenntniß aller rohen Stoffe aus allen drei Reichen, Geometrie, Physik, Mechanik,
                              technische Chemie, Weberei aller Art; Geschichte des Handels und Staatswirthschaft;
                              Erdbeschreibung in Bezug auf Handel; endlich Zeichnen, Musik, Fechten. (Wir
                              vermissen ungern das Schwimmen, das dem reisenden Kaufmanne so nothwendig ist.)
                              – Praxis gewaͤhren drei Comptoirs!
                           Die Reden, mit welcher die HHrn. Chev. des Taillades, als
                              Director der Schule, Hr. Poux-Franklin, als
                              Inspektor, Hr. L. Marchand, als
                              Pruͤfungscommissaͤr, Hr. A. Blanqui, Prof.
                              d. Geschichte des Handels, das vierte Jahresfest dieser Schule feierten, enthalten
                              so viele Winke uͤber die Erziehung und Bildung des Kaufmannes, uͤber
                              den Einfluß desselben auf den Staat, und uͤber die Verluste, die er durch die
                              Unwissenheit des Schreibergesindels in den Bureaux erleidet, das Geseze in einer
                              Sache entwirft und vom Koͤnige unterzeichnet laͤßt, von welcher es
                              nicht einmahl einen Buchstaben gelernt hat oder versteht, daß wir dieselben allen
                              Vorstanden von Handlungsschulen und allen Kaufleuten nicht bringend genug zur
                              Lectuͤre empfehlen koͤnnen.
                           Es verdient in der Geschichte der Cultur der Menschheit aufbewahrt zu werden, daß der lezte Minister
                              des Inneren von Frankreich wenige Tage vor dem belachenswerthen Sturze seines
                              beweinenswuͤrdigen Ministeriums, zu dem Vorstande dieser Schule, der ihn um
                              seinen Schuz bat, sagte: „die Industrie nimmt zu
                                    hohen Aufschwung; man wird sie dulden; man wird sie aber nie
                                    unterstuͤzen.“ Diese Maxime eines klaͤglichen
                              Ministeriums scheint auch in die Ministerien mancher anderer Staaten
                              uͤbergegangen zu seyn. Der beweinenswerthe Minister Frankreichs
                              schaͤmte sich nicht, diesen Unsinn in einem Augenblike zu sagen, wo die
                              Production des Bodens Englands zu jener Frankreichs sich verhaͤlt, wie 290:
                              160, d.h., wo 22 Millionen Englaͤnder fuͤr 5,500,000 Franken, 30
                              Millionen Franzosen aber kaum fuͤr 5 Millionen Franken erzeugen; wo von allen
                              in Frankreich erzeugten Baumwollenwaaren kaum 6 Ellen auf den Menschen kommen, und
                              waͤhrend England fuͤr 800 Millionen Franken Baumwollenwaaren
                              ausfuͤhrt, Frankreich hoͤchstens nur fuͤr 40 Millionen erzeugt;
                              wo man gegenwaͤrtig in Hinsicht auf die Weisheit der Gesezgebung in Bezug auf
                              Industrie und Handel, nach dem Ausspruche aller erfahrnen Fabrikanten und Kaufleute,
                              um netto 150 Jahre hinter Colbert zuruͤkgeblieben ist.
                           
                        
                           Vorschlaͤge eines Ingenieurs und Hydrotechnikers in
                              Ungarn, die Bahn unter der Themse, durch moͤglichste Beseitigung neuer
                              Durchbruͤche des Flusses und Sicherung der Werkleute vor Lebensgefahr,
                              gluͤklich zu Stande zu bringen, die der
                              Thames-Tunnel-Actiengesellschaft zu London aus Wien eingeschikt
                              wurden. Mitgetheilt von Dr. Carl Georg Rumy in Wien.
                           Fuͤr das gigantische Unternehmen des Ingenieurs Brunel, eine Fahrstraße unter dem Flußbette der Themse bei London
                              anzulegen, interessirten sich, wie billig, auch außer England, alle denkenden und an
                              der Vervollkommnung ihres Faches arbeitenden und mit dem Zeitgeist fortschreitenden
                              Ingenieurs und Hydrotechniker, und alle kosmopolitischen, nicht
                              engherzig-patriotischen Freunde großer gemeinnuͤziger Unternehmungen,
                              sie moͤgen nun im Inlande oder Auslande geschehen.Der engherzige Patriot interessirt sich nur
                                    fuͤr gemeinnuͤzige Unternehmungen in seinem Vaterlande, und
                                    sucht nur diese zu befoͤrdern, waͤhrend der wahre Kosmopolit sich fuͤr alles Große,
                                    Schoͤne und Gemeinnuͤzige im Auslande, wie im Inlande
                                    interessirt. Leider zieht das Vaterland die
                                    meisten, wie sich einst mein unvergeßlicher Lehrer in der Politik und
                                    Statistik, Professor August von Schloͤzer
                                    zu Goͤttingen, in einer politischen Vorlesung in seiner Kraftsprache,
                                    derb aber treffend, ausdruͤkte, nur eben so an, wie der Stall mit der
                                    Futterkrippe – die Kuh.Rumy. Nach den Unfaͤllen im Tunnel durch zweimaligen Durchbruch beeiferten
                              sich daher talentvolle und kosmopolitisch gesinnte Ingenieurs und Hydrotechniker in
                              verschiedenen Laͤndern Europas und in Amerika, Vorsichtsmaßregeln
                              auszudenken, durch welche in der Zukunft aͤhnlichen Unfaͤllen
                              vorgebeugt werden koͤnnte. Es gingen bei der Tunnelgesellschaft uͤber
                              400 Vorschlaͤge aus verschiedenen europaͤischen Laͤndern und
                              aus Nordamerika ein. Unter diesen Vorschlaͤgen befand sich auch einer von
                              einem meiner Freunde in Ungarn, einem in der gesammten theoretischen und practischen
                              Mathematik wohl bewanderten, gruͤndlichen, an Erfahrungen reichen, mit dem
                              Geiste der Zeit fortschreitenden und fuͤr alle große und gemeinnuͤzige
                              Unternehmungen sich kosmopolitisch und uneigennuͤzig interessirenden
                              Ingenieur und Hydrotechniker, der mich, da er in London keine Verbindungen hat,
                              ersuchte seinen Vorschlag, der sich eben so durch Gruͤndlichkeit als
                              Einfachheit und leichte Anwendbarkeit auszeichnete, durch einen meiner
                              Korrespondenten in London an die Tunnelgesellschaft zu befoͤrdern, doch ohne
                              seinen Namen zu nennen. Dieß geschah zu Ende Maͤrz dieses Jahres und ich
                              hatte zu Anfang Mai's das Vergnuͤgen von meinem gelehrten Correspondenten zu
                              erfahren, daß er den Vorschlag nicht nur der Tunnelgesellschaft vorgelegt, sondern
                              auch mit ihrem Praͤsidenten zweimal daruͤber besonders gesprochen
                              habe, da dieser Vorschlag nicht nur wegen der Einfachheit der empfohlenen
                              Vorkehrungen und Maßregeln, sondern auch dadurch Aufmerksamkeit erregte, daß mehrere
                              Vorschlaͤge von andern Hydrotechnikern in verschiedenen Laͤndern mit
                              diesem Vorschlag uͤbereinstimmten. Dieß hatte mein bescheidener Freund geahnt:
                              denn er aͤußerte gleich nach der Entwerfung seines Vorschlags, daß er auf das
                              „ausschließliche Gluͤk eines Erstlingsgedankens keinen Anspruch
                                 mache, vielmehr muthmaße, daß derselbe von mehreren Koͤpfen aufgefaßt
                                 werden wuͤrde.“
                              
                           Ich halte die Ansichten meines gelehrten Freundes in Ungarn, dessen Namen ich leider
                              nicht nennen darf, uͤber den Tunnelbau und die von ihm vorgeschlagenen
                              Vorkehrungen und Vorsichtsmaßregeln fuͤr so interessant und
                              zwekmaͤßig, daß ich nicht im Geringsten daran zweifle, daß ihre Mittheilung
                              in dem viel gelesenen polytechnischen Journal den Lesern willkommen seyn wird.
                           
                              „Gleich Anfangs (schrieb mir mein verehrter Freund aus Ungarn im
                                 Maͤrz), als ich das erste Mahl von dem gemachten Antrage des Ingenieurs
                                 und Hydrotechnikers Brunel in London, eine Fahrbahn unter dem Flußbette der Themse
                                 durchzugraben, in den Zeitungen las, faßte ich daruͤber meine eigenen
                                 Ansichten, die spaͤterhin durch den von den Zeitungen gemeldeten Erfolg
                                 bestaͤtigt und gerechtfertigt wurden. So sehr ich dem
                                 gemeinnuͤzigen Unternehmen des mit Recht beruͤhmten Brunel und seinem Plan meinen Beifall schenke, so
                                 kann ich doch nicht umhin zu erinnern, daß er dabei gleich Anfangs nicht mit der
                                 gehoͤrigen Vorsicht zu Werke ging, vielleicht aus natuͤrlichem
                                 franzoͤsischen Leichtsinn, der ja dem franzoͤsischen Temperament
                                 von der Jugend an anklebt,Ich bemerke, daß ich diese uͤbrigens nicht uͤbel gemeinte
                                       Aeußerung und Vermuthung in den der Tunnelgesellschaft in London
                                       vorgelegten Vorschlaͤgen sehr milderte, da auch Herr Brunel von denselben in Kenntniß gesezt
                                       wurde.R. oder aus einer mißverstandenen Oekonomie, die
                                 da Ersparungen machen wollte, wo sich gerade keine
                                    Ersparungen machen lassen. Wie konnte wohl Herr Brunel glauben, daß er in der ganzen Flußbreite durchaus eine gleiche
                                 dichte Erdmasse, die von keinen Kluͤften, Schichten, Rissen und
                                 Wasseradern durchschnitten waͤre, vorfinden wuͤrde. Ueberall
                                 wechseln ja die Erdlagen, und in den Spalten derselben erzeugen sich bald mehr,
                                 bald weniger Fluͤssigkeiten, je nachdem die Erdduͤnste sich
                                 gestalten. Herr Brunel haͤtte also gleich
                                 Anfangs darauf Bedacht nehmen sollen, wie diesen Unfaͤllen zu begegnen
                                 waͤre, die nicht ausbleiben konnten, sobald der eingesperrten
                                 Fluͤssigkeit ein Lauf geoͤffnet, und dem Druk der
                                 Wassersaͤule eine Bewegung gebahnt wuͤrde, die sich augenbliklich
                                 weiter mittheilt. Es scheint, Herr Brunel ist
                                 endlich, nachdem ein zweiter Durchbruch den Fortgang seiner Arbeit hemmte, zur
                                 Erkenntnis der Uebersicht von Forderungen gelangt, die die schwierige Aufgabe
                                 bedingt, allen moͤglichen Unfaͤllen zu
                                    begegnen, welche die Fortsezung der Arbeit zu hemmen drohen, allein er
                                 hat nach meiner innigen Ueberzeugung, noch nicht alle dazu noͤthigen
                                 Vorkehrungen getroffen und die erforderlichen Maßregeln ergriffen. Er sagt zwar:
                                 „Nur Geld her, nur Geld
                                       her!“ und ich werde mein Unternehmen ausfuͤhren:
                                 allein er wird in dieser Tantalusarbeit Englands Reichthuͤmer vergeuden,
                                 so lange er nicht noch andere Vorkehrungen trifft, als er nach dem ersten und
                                 zweiten Durchbruch getroffen hat, und Maßregeln ergreift, die jeder Wasserbau
                                 und der vorhabende insbesondere erheischt.Dieß ist seit dem dritten Durchbruch wirklich geschehen, und die
                                       ergriffenen Vorkehrungen und Maßregeln stimmen, so viel ich jezt davon
                                       weiß, groͤßtentheils mit den Vorschlaͤgen meines Freundes
                                       uͤberein.R. Die Direction der Tunnel-Actiengesellschaft laͤßt sich
                                 auch durch das neueste Mißgeschik vom 12. Januar in der Fortsezung dieser gigantischen Unternehmung nicht irre machen. Da ich
                                 von der Groͤße und Gemeinnuͤzigkeit dieses Unternehmens und dieser
                                 ruͤhmlichen BeharrlichkeitWahrlich bei dem Tunnel bewahrt sich der großherzige roͤmische
                                       Ausspruch tu ne cede malis, sed contra audentior
                                          ito!
                                       R. begeistert bin, so ist es mir, als sollte ich mich nach London
                                 aufmachen, dem Herrn Brunel beistehen und die
                                 ruͤhmliche Beharrlichkeit der Gesellschaft mit Rath und That zu
                                 unterstuͤzen. Doch da diese Reise und die Theilnahme an dem Riesenwerke
                                 durch die That ein frommer Wunsch bleiben muß, so muß ich mich auf schriftliche
                                 Vorschlaͤge beschraͤnken. Es sey mir daher vergoͤnnt,
                                 schriftlich auseinander zu sezen, durch welche Vorkehrungen und Maßregeln den Durchbruͤchen der Themse in Zukunft
                                 moͤglichst vorgebeugt, und fuͤr die Werkleute alle Lebensgefahr beseitigt werden koͤnnte.
                              
                           
                           Es ist keine Verschwendung, auf Vorsichtsmaßregeln die
                              noͤthigen Summen zu verwenden. Die Streke kann kein Auge durchschauen, kein
                              Scharfsinn voraus berechnen, in der ein Unfall sich ereignet. Daher ist es
                              nothwendig, das ganze Flußbett der Themse in der Breite, wo die Bahn angelegt wird,
                              so zu versichern, daß nicht so leicht ein Durchbruch die Arbeiter uͤbereile
                              und ersaͤufe, was um so eher geschehen kann, da die Laͤnge der Streke
                              zunimmt, auf der sie sich fluͤchten sollen, je weiter der Tunnel
                              ausgehoͤhlt wird. Mein Vorschlag besteht also
                              darin: man mache drei bis vier Dielenboͤden, von einer Laͤnge, die
                              mehrere Klafter uͤber die Seiten der Tunnelbreite hinausragen. Diese
                              Dielenboͤden muͤßten an die Balken und Trame so geschraubt seyn, daß
                              sie dem staͤrksten Druke des Wassers widerstehen koͤnnten. Am Rande
                              ihres Umfanges muͤßte ein schneidendes 6 bis 9 Zoll hohes Gußeisen aufgesezt, und eine starke, oͤhlgetraͤnkte Plagge, die eben das Vierek
                              ausfuͤllte, fest aufgeheftet werden. Ein solcher Dielenboden waͤre an
                              den andern beim Versenken durch Keile fest anzuschließen,
                              wozu die Tauchergloken gute Dienste leisten koͤnnten. Die Bleiklumpen und
                              andere Beschwerdungsmaterialien muͤßten unter sich mit Ketten verbunden seyn,
                              damit man sie leichter wegheben und die Dielenboͤden loskeilen und sie
                              vorwaͤrts schieben koͤnne, so wie die Arbeit in der Gallerie
                              vorwaͤrts ruͤken wuͤrde. Von der Sohle der Themse
                              muͤßten zulezt Hoͤlzer und Steine weggeraͤumt werden, damit der
                              Dielenboden sich leichter und gleichfoͤrmiger in den Grund einschneiden
                              koͤnne.
                           Auch bei dieser Vorkehrung duͤrfte es sich dennoch ereignen, daß durch die
                              haͤufigen Erdspalten und Sandadern eine Wasserquelle so heftig in den Tunnel
                              draͤnge, daß die Arbeiter in uͤbereilter Flucht das Wasser
                              uͤberhand nehmen und den Tunnel wieder fuͤllen ließen. Deßwegen sollte
                              schon jezt an der Stelle, bis zu welcher der Tunnel fertig ist, ein Schleußenthor angebracht werden, welches sich bei
                              eintretender Gefahr schloͤsse, und in angemessenen Entfernungen sollten Klappenthuͤren, deren eine Haͤlfte nach
                              einwaͤrts, die andere Haͤlfte auswaͤrts schließen
                              muͤßte, angebracht werden, um die Wiederanfuͤllung des fertig
                              gewordenen Theils des Tunnels zu verhuͤten. Abgerichtete Maͤnner, die
                              ihre Geistesgegenwart auch zur Zeit der Gefahr nicht verlieren, muͤßten den
                              Dienst bei den Schoͤpf- und uͤbrigen hydraulischen Maschinen
                              und bei den Schleußthoren und Klappthuͤren versehen, und auf die Losungsworte
                              einer einzuleitenden Ordnung wohl aufmerken und sie puͤnktlich
                              ausfuͤhren.
                           Spaͤter (zu Ende Mai's) fuͤgte mein Freund noch folgende
                              Vorschlaͤge hinzu, die ich gleichfalls meinem Londoner Correspondenten
                              mittheilte.
                           Es sollte bei Tag und Nacht und von beiden Ufern der Themse
                                 zugleich gearbeitet werden.Dieß ist bereits von Hrn. Brunel und der
                                    Tunnelgesellschaft beschlossen worden und wird nun ausgefuͤhrt. R.
                                    – Die in angemessenen Entfernungen anzubringenden Klappthuͤren
                              muͤßten immer im guten Stand erhalten werden. Denn es koͤnnte sich
                              ereignen, daß ein Erdbeben Risse und Spalten im Gemaͤuer verursachte, und
                              Wasserquellen veranlaßte, die nur mittelst der Klappthuͤren, die sich nach
                              einwaͤrts oͤffnen, zu fangen und abzusperren waͤren. Die gut
                              mit Moos, Werg und Kuͤhhaar auszupolsternde wasserdichte Bodenbedekung der
                              Themensohle schnitte gewiß die Verbindung des Gewaͤssers der
                              Oberflaͤche mit den unterirdischen Adern ab, und sollte sich auch noch ein
                              unvorhergesehener Unfall besonderer Art ereignen, so zweifle ich, daß bei solchen
                              Veranstaltungen eines Menschen Leben jemehr im Tunnel in Gefahr gerathen
                              koͤnnte. Ich bin fuͤr diesen Plan ausschließungsweise eingenommen.
                           Endlich forderte er mich im Juni auf: „Wenn sie dem bewußten Freund in
                                 London schreiben, so machen Sie ihn noch aufmerksam, daß doch Hr. Brunel mit dem Erdbohrer
                                 auf 3 Klafter lange horizontale Richtungen die Erdschichtungen an mehreren
                                 Stellen sondiren soll,Meines Wissens hat Hr. Brunel bisher des
                                       Erdbohrers sich nicht bedient. Dieser Rath duͤrfte daher sehr
                                       willkommen seyn. R. – damit er nicht mehr durch einen ploͤzlichen Einsturz
                                 uͤberrascht werde, sondern bei Zeiten von der neuen Gefahr in Kenntniß
                                 gesezt, ihr im weiteren Verfolg des bewußten Planes begegnen
                                 moͤge.“ Auch diesen wohlgemeinten Rath habe ich nach London
                              berichtet.
                           Mein Correspondent in London hatte mir am 5. Mai geschrieben, es sei ungewiß, ob das
                              ruͤhmliche Riesenwerk durchkommen wuͤrde, weil die Theilnehmer schon
                              ungeheuer viel Geld dabei verloren haͤtten; die Regierung duͤrfte
                              schwerlich etwas
                              dafuͤr thun, da sie solche Unternehmungen Privatspeculanten
                              uͤberlaͤßt; doch hoffe er, daß die Englaͤnder, welche die
                              Sehnsucht der Fremden, daß diese Unternehmung nicht zu Grunde gehen moͤchte,
                              schaͤzen, die noͤthigen Mittel zur Vollendung des Riesenwerks
                              auffinden werden. Diese Hoffnung hat meinen Correspondenten nicht getauscht, denn
                              nicht nur alle bisherigen Theilnehmer haben in einer Versammlung erklaͤrt,
                              daß sie den Bau fortsezen und vollenden wollen, und zu dem Ende den neuen um die
                              Haͤlfte groͤßeren Kostenanschlag des Hrn. Brunel (der in seinem ersten Ueberschlag die Rechnung ohne Wirth gemacht
                              hatte) genehmigt, sondern nach dem schoͤnen Beispiel des Herzogs von Cambridge (Bruder des Koͤnigs von England) und des
                              Premierministers, Herzog von Wellington, die neulich den
                              Tunnel mit ihrer Gegenwart beehrten, dem Unternehmen ihren Beifall schenkten und
                              jeder 500 Pfund Sterling unterzeichnete, sind noch mehrere andere Theilnehmer der
                              Aktiengesellschaft beigetreten, ja selbst das Nationalehrgefuͤhl der
                              Englaͤnder duͤrfte nicht gestatten, dieses ruͤhmliche, obgleich
                              kostspielige Unternehmen (ungeachtet es nur ein Privatunternehmen ist) aufzugeben.
                              Auch habe ich vor Kurzem mit Vergnuͤgen gelesen, daß der Lord der Schazkammer
                              die lezte fuͤr den oͤffentlichen Straßenbau bestimmte Rate der
                              Tunnelgesellschaft als einen oͤffentlichen Staatsbeitrag auszahlen ließ, daß
                              mithin auch die Regierung fuͤr dieses ruͤhmliche und
                              gemeinnuͤzige Unternehmen sich interessirt und zu dessen Befoͤrderung
                              durch Geldunterstuͤzung beizutragen angefangen hat.
                           Moͤgen nun durch die von Hrn. Brunel nach dem
                              dritten Durchbruch getroffenen Vorkehrungen und Vorsichtsmaßregeln alle ferneren
                              Unfaͤlle ausbleiben, und da jezt auch von beiden Ufern der Themse aus
                              gearbeitet und der Tunnel erweitert wird, das gigantische unternehmen bald vollendet werden.
                           Ich habe lezthin meinen Correspondenten in London den Namen des Hydrotechnikers in
                              Ungarn aus der guten Absicht angezeigt, damit die Tunnelgesellschaft, wenn sie
                              uͤber einzelne Puncte in feinen Vorschlaͤgen naͤhere Auskunft
                              wuͤnschen sollte, sich unmittelbar an ihn wenden koͤnnte. Wien, am 11.
                              Aug. 1828.Durch Zufall zum Abdruk verspaͤtet. A. d. R.
                              
                           
                        
                           Ueber das Zusammendruͤken einer Kugel. Von Hrn.
                              Poisson.
                           Hr. Poisson theilt in den Annales
                                 de Chimie, Juli, S. 330 eine lehrreiche Abhandlung uͤber die Aufgabe
                              mit: die Veraͤnderung des aͤußeren und inneren Durchmessers einer
                              hohlen gleichartigen gleichdiken Kugel unter einem gegebenen Druke von außen und von
                              innen zu bestimmen. Da diese Aufgabe fuͤr die Mechanik sehr wichtig ist, und
                              durch die Versuche Oersted's uͤber das
                              Zusammendruͤken des Wassers noch wichtiger werden wird, und da sie rein der
                              hoͤheren Mathematik angehoͤrt, so begnuͤgen wir uns, Mechaniker
                              auf dieselbe aufmerksam zu machen, da sie in einem Journale fuͤr Chemie nicht
                              leicht einen rein mechanischen, der hoͤheren Mathematik angehoͤrigen
                              Aufsaz suchen werden, und unsere Zeitschrift nicht fuͤr reine Mathematik
                              bestimmt ist.
                           
                        
                           Englische Eisenerzeugung.
                           Die Herren Dufrenoy und Elie de
                                 Beaumont haben die Art, wie Gußeisen und Stabeisen in England bereitet
                              wird, in den Annales des Mines, 2 Serie. T. II. p. 5 und 177 beschrieben, worauf wir deutsche
                              Eisenhuͤttenmaͤnner aufmerksam machen wollen.
                           
                        
                           Ueber Gebaͤude zu Fabriken
                           hat Hr. Say im Industriel (Bullet. d. Sc.
                                 technol. Jul. S. 101) einige sehr treffende Wahrheiten geschrieben, die
                              sich auf den Grundsaz zuruͤkfuͤhren lassen, daß ein Fabrikant, der
                              sein Fabrikgebaͤude praͤchtig und
                              glaͤnzend, gleichsam fuͤr die Ewigkeit, auffuͤhrt (wenn es
                              nicht ein Hochofen an einem unerschoͤpflichen Eisen- und
                              Steinkohlenwerke ist), keinen Kreuzer Credit verdient, indem 1) Fabriken selten ein
                              hohes Alter erreichen; 2) wenn man das mit 50,000 fl. baut, was man mit 30,000 fl.
                              eben so gut bauen koͤnnte, wo man ohne Luxus bauen wuͤrde, 20,000 fl.
                              ersparen muͤßte, die zu 5 pC. mit Zinses Zinsen, in 15 Jahren wieder 20,000
                              fl. geben wuͤrden, und in noch 15 Jahren 40,000 fl., so daß man die ganze Fabrik wieder
                              neu aufbauen kann, wenn sie bis dahin zusammengefallen ist. Englische und
                              hollaͤndische Fabriken (und Englaͤnder und Hollaͤnder waren
                              immer die ersten Fabrikanten) sparen ihr Capital vor Allem am Fabrikgebaͤude;
                              sie bauen dieses zuweilen sogar so unmenschlich schlecht, daß ihre Arbeiter in
                              denselben erschlagen werden.
                           
                        
                           Faßbinderei des Chevalier de
                                 Manneville zu Troussebourg, bei Honfleur, Dpt. Calvadros.
                           Zur Zeit der Weinlese, wann sie ergiebig ausfaͤllt, ist der Preis der
                              Faͤsser oft eben so hoch, als der des Mostes (zumahl in Ungarn, wo man dann
                              schlechtereren vorjaͤhrigen Wein auslaufen laͤßt, wenn die neue Lesung
                              besseren Wein verspricht). Chevalier de Manneville hat
                              auf seinem Gute einfache mechanische Vorrichtungen getroffen, mittelst welcher ein
                              einzelner Arbeiter 100 Faͤsser von 28 bis 30 Veltes GehaltEine Velte ist ungefaͤhr 15 Pf. A. d. U. aus den vorraͤthigen Dauben binnen 4 Tagen zusammensezen kann. In
                              derselben Zeit kann auch derselbe Mensch, ohne Boͤttcher zu seyn, diese 100
                              Faͤsser mit ihren Boͤden versehen und so herrichten, daß man sie
                              stuͤndlich gebrauchen kann. Derselbe Mann kann auch die Dauben auf dieser
                              Vorrichtung zuschneiden, und zwar binnen einer Woche soviel, als er zu 400
                              Faͤssern braucht. Er wuͤnscht einen Associé, um diese
                              Unternehmung noch mehr im Großen treiben zu koͤnnen. Er hat mit dieser
                              Anstalt eine Parquetsschneiderei verbunden, die in 12 Stunden 2500–3000 Fuß
                              Parquetsstuͤke schneidet, und liefert die Klafter Parquet aus
                              Rothfoͤhre um 12, aus Eichenholz um 15 1/2 Franken. (Recueil industriel N. 19. S. 67.)
                           
                        
                           Pferdefuͤtterung.
                           Bekanntlich fuͤttert man in Schlesien die Pferde haͤufig mit Brod aus
                              gleichen Theilen Hafer und Roken und einem Theile gesottenen Erdaͤpfeln,
                              welcher Masse man eine hinlaͤngliche Menge Sauerteigs zusezt. Dieses Brod
                              wird, nachdem es alt geworden ist, in kleine Broͤkelchen geschnitten und mit
                              angefeuchtetem Haͤkerlinge gemengt. Zwoͤlf Pfunde dieses Brodes in
                              drei Mahlzeiten vertheilt, naͤhren das Thier hinlaͤnglich. Man
                              versichert auf diese Weise an 7 Pferden in 24 Tagen 49 Maß Hafer zu (à 20 Pfund)Im Originale heißt es Boisseaux und ein Boisseau ist 20 Pfund. A. d. Ueb. zu ersparen, und die Pferde sollen besser aussehen, als bei dem
                              gewoͤhnlichen Futter mit Heu, Hafer und Stroh.
                           Ein hochwuͤrdiger Herr Evans zu Llandefeilog,
                              Karmarthenshire, hat eine andere Art von Pferdefutter eingefuͤhrt, die jezt
                              in seiner Gegend allgemein ist. Sie besteht aus Stroh und gehakten Erdaͤpfeln
                              oder aus Stroh und gemahlenem Heidekraute, das er mit Salzwasser befeuchtet, welches
                              er bis zum Grade der Salzigkeit des Meerwassers salzt, oder dem er so lang Salz
                              zusezt, bis ein Ei auf demselben schwimmt. Der Recueil
                                 industriel, N. 18 S. 271, aus welchem wir diese Notiz entlehnen, zweifelt
                              sehr an der Nahrhaftigkeit des Heidekrautes, und verweiset auf den Bericht des
                              Thierarztes Sully im Journal
                                 hebdomadaire. Salz ist allerdings den Pferden hoͤchst
                              zutraͤglich.
                           
                        
                           Das breiteste Stuͤk Leinwand im
                              oͤsterreichischen Kaiserstaate,
                           welches je fabricirt wurde, ist jene Leinwand, welche der
                              kunstsinnige und patriotische Graner Erzbischof und
                              Fuͤrst-Primas von Ungarn, Alexander von
                                 Rudnay, fuͤr das Altargemaͤlde des Hochaltars in der neuen
                              Domkirche zu Gran eigens zu diesem Zweke in Gran weben ließ. Diese Leinwand ist 6
                              1/3 Ellen breit. Der Bau des großen ganz eigenen Webestuhls erforderte eine Zeit von
                              eilf Wochen. Der erforderliche Bedarf war binnen vier Wochen fertig, der Ueberrest
                              wurde dem k. k. polytechnischen Institute zu Wien verehrt. Das auf dieser Leinwand
                              gemalte Altargemaͤlde ist gleichfalls eines der groͤßten, die es gibt,
                              denn es ist 25 Schuh hoch und 15 Fuß breit. Es wurde gleichfalls von einem Ungar,
                              Johann Michael Heß (aus Erlau in der Heweschen
                              Gespanschaft), Professor der freien Handzeichnung an der k. k.
                              Ingenieur-Akademie zu Wien, verfertigt, und der Kuͤnstler hat ganz der
                              gehegten Erwartung entsprochen. Es ist ein wahres Meisterstuͤk.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           Notiz uͤber London.
                           In einer Stadt, die 15 englische oder 5 franzoͤsische, beinahe 4 deutsche
                              Meilen in der Laͤnge und 12 englische, 5 franzoͤsische oder 3 deutsche
                              Meilen in der Breite haͤlt, 14,000 Straßen zaͤhlt, darf es uns nicht
                              wundern, eine industrielle Thaͤtigkeit zu finden, die folgende Zuͤge
                              gestattet: Fabbriche religiose, wie die
                              Italiaͤner sagen, Kirchen und Bethaͤuser 424 (davon hat die einzige
                              Pfarre, Mary-le-Bone, 100,000 Seelen; und
                              traͤgt 8 Millionen Franken unter verschiedenen Titeln.) – Man
                              schaͤzt die jaͤhrliche Zunahme der Hauserzahl im Minimum auf 25,000,
                              im Maximum auf 30,000. – Gestiftete Schulen sind zu London 1650,
                              Erziehungsanstalten 1100. – Buchbandlungen 763; Buchbinder 350;
                              Leihbibliotheken 360; Buchdruker 400; Zeitschriften und Zeitungen aller Art 140;
                              Haͤuser, in welchen man sie verkauft oder lesen kann, 300; Baͤker
                              2100; Mezger 1800; Bier-, Wein- und Brantweinschenken 4300; (Zahl der
                              taͤglich Betrunkenen 43,000Diese ist zu 10 auf jede Schenke zu groß. Die Classe, die die Schenken
                                    besucht, ist zu arm, und das Getraͤnk zu theuer, als daß sie sich
                                    betrinken koͤnnte. Die Raͤusche sind in England unter den
                                    jungen Lords und Gentleman zu suchen, die zu Oxford und Cambridge und Eton
                                    dazu abgerichtet werden. A. d. Ueb.); Wein- und Brantweinhaͤndler 832; Brauereien 200; englischer
                              Weinfabriken (ohne Traubensaft) 18; oͤffentliche Baͤder 15; Apotheken
                              (Chemists) 580; Aerzte 300; Wundaͤrzte 1180:
                              Fabriken chemischer Waaren 70; Schuh- und Stiefelwichsfabriken 42;
                              Schuhmachermeister 2880; Mannerschneidermeister 3900; Reitschulen 12; Filz-
                              Seide-, Strohhutmacher 390; Juweliere 450; Modewaarenhaͤndler 600;
                              Notare 131; Advocaten 1150; Agenten und Sollicitators 3480; Schreiber bei diesen
                              4500; Negocianten 1560; Wechselagenten 1200; Bankiere 60; Mechaniker 125;
                              Musikinstrumentenmacher 211 (worunter 24 Orgelmacher); Messerschmiede 170;
                              Letterngießer 20; Gaͤrber 59; Lederbereiter 200; Baumeister 320; Architekte
                              I. und II. Classe 200; Auctionnaͤre 520; Schiffbaumeister 190; Seilereien
                              102; Fabriken eiserner Schiffstaue 10; Ankerfabriken 30; Segelfabriken 64;
                              Theerfabriken 10; Schiffspumpen- und Rollenfabriken 70; Fabriken, in welchen
                              man Holz durch Waͤrme kruͤmmt 20; Sagemuͤhlen 34;
                              Schraubenfabriken 15; Stek- und Naͤhenadelfabriken 25; Schahlfabriken
                              24; optische und mathematische Instrumentenverfertiger 135; Roßhaarfabriken 55;
                              Senffabriken 13; Faͤrbereien 340; Graveurs 410; Seifenfabriken 62;
                              Tabakfabriken 115 (das Loth Rauchtabak, eine Cigarre kostet in England 6 fr.);
                              Maschinenfabriken 120; Zinnwaarenfabriken 260; Bleistiftfabriken 26; Fabriken
                              fuͤr Akerbaugeraͤthe 13; Fabriken fuͤr Kupfer-,
                              Messing- und Compositionwaaren 380; Guß- und Hammereisenfabriken und
                              Drahtzuͤge 460; Scheidwasserfabriken 10; Blaufarbenfabriken 24;
                              Bleiweißfabriken 88; Terpentinfabriken 6; Seidenzeug- und Bandfabriken 298;
                              Tapetenfabriken (gemalte und gewobene) 62; Bombassin- und Florfabriken 38;
                              Musselin- und Gasfabriken 25; Baumwollenfabriken und Spinnereien 39;
                              Bettdekenfabriken 18; Spizenfabriken 63; Faßbinder 441; Drechsler 64. – (Da
                              in England die Arbeiten an einem und demselben Gegenstande soviel moͤglich
                              vertheilt werden, z.B. 9 verschiedene Meister an einer Kutsche arbeiten, so fehlen
                              hier viele Gewerbe). Waaren- und Guͤtertransporte auf der Achse in
                              London 822; zu London in das Koͤnigreich 1940; auf Schiffen 935; Dampfschiffe
                              zu regelmaͤßigen Fahrten 32; unterhaltene Weibspersonen ungefaͤhr
                              2000; oͤffentliche in den Straßen 25,000; Spielhaͤuser 150. –
                              Bei allem diesen ist London, verglichen mit den noͤrdlichen Staͤdten
                              Englands, nur eine Consumptionsstadt. – Polizeihaͤuser 12;
                              Gerichtshoͤfe (Théatres de justice ou de
                                 chicane) 51; Gefaͤngnisse 15; Schuldenarreste 49; Theater 13;
                              religioͤse und wissenschaftliche Institute 90; Spitaͤler und
                              Wohlthaͤtigkeitsanstalten 98; Versorgungshaͤuser 73.
                           Man schaͤzt in England bei einer Bevoͤlkerung von 12,476,566 die Einkuͤnfte
                              
                           
                           
                              
                                 von
                                    385,000
                                 Guͤterbesizern freien Landes I. Classe
                                    auf
                                 19,250,000 Pf. Sterl.
                                 
                              
                                 –
                                 1,050,000
                                          –              –          –    II.   –       –
                                 21,000,000  –    –
                                 
                              
                                 –
                                 1,540,000
                                 Paͤchtern 
                                 33,600,000  –    –
                                 
                              
                                 –
                                      35,000
                                 Negocianten 
                                   9,100,000  –    –
                                 
                              
                                 –
                                    437,000
                                 Schenken 
                                   8,750,000  –    –
                                 
                              
                                 –
                                    700,000
                                 Kaufleuten im Detail (Kraͤmern) 
                                 28,000,000  –    –
                                 
                              
                                 –
                                 7,497,531
                                 arbeitende Classe 
                                 82,451,547  –    –
                                 
                              
                                 –
                                    114,500
                                 Angestellte von der Regierung 
                                   6,830,000  –    –
                                 
                              
                                 –
                                      95,000
                                 Richter und ihrem Personal aller Art 
                                   7,600,000  –    –
                                 
                              
                                 –
                                      90,000
                                 Aerzte, Wundaͤrzte, Apotheker, Quaksalber 
                                   5,400,000  –    –
                                 
                              
                           Aus dem Recueil industriel. Jun. S. 273.
                           
                        
                           Ueber die Seidenwaaren-Einfuhrgeseze
                           dem Ministerium die geeigneten Vorstellungen zu machen, und
                              Hrn. Huskisson's Mißgriffe, der durch verminderten Zoll
                              auf franzoͤsische Seidenwaaren die englischen Fabrikanten ungluͤklich
                              und Tausende von Arbeitern brotlos machte, zu beleuchten, versammelten sich Ende
                              Julius die Seidenfabrikanten zu London in der Old-City Tavern. Ein Drittel
                              der Versammlung (die Kaufleute-Kaste) war fuͤr freie Einfuhr; zwei
                              Drittel waren fuͤr das alte bestehende Verboth. Die Mitglieder des ersteren
                              Drittels, die auch wirklich nur halbgelehrte Possen vorbrachten, konnten sich nicht
                              aussprechen; sie wurden von der versammelten Menge ausgepfiffen. Ein Fabrikant, Hr.
                              Balance, bemerkte, daß es sich hier nicht um Theorien
                              und Meinungen, sondern um Thatsachen handle; daß es Thatsache ist, daß die
                              Seidenfabriken seit Einfuͤhrung der Huskisson'schen Maßregeln (herabgesezten Zolles auf franzoͤsische
                              Seidenwaaren) von Tag zu Tag weniger Beschaͤftigung fand; daß das darauf
                              verwendete Capital sich nicht mehr gehoͤrig verzinste; daß Tausende von
                              Arbeitern unbeschaͤftigt blieben; daß dadurch der Werth der Seidenwaaren auf
                              eine nie erhoͤrte Weise fiel; daß die darauf verwendeten Capitalien um die
                              Haͤlfte zuruͤkgezogen wurden (um 1,500,000 Pf. Sterl.) indem die
                              Seidenfabriken dasselbe jezt seit der freien Einfuhr hoͤchstens eben so gut
                              verzinsen, wie Staatspapiere; daß der Arbeitslohn um 25 pCt. fiel; daß die Spinner
                              und Spuler auf dem Lande sogar 30 bis 40 pCt. verlieren; daß dadurch, daß Tausende
                              zu Bettlern und Muͤssiggaͤngern werden, die Moralitaͤt, die der
                              Geiz der Kaufleute und Finanzbeamten in schaͤndlicher Heuchelei immer zum
                              Vorwande nimmt, wenn es sich um Einfuhrsverbote handelt, weit mehr leidet, als wenn
                              10 oder 12 permanente Schufte, die unter allen Umstaͤnden Schurken bleiben
                              werden, sich auf Schwaͤrzen verlegen, und dazu durch den hoͤheren
                              Gewinn allenfalls noch mehr als durch ihre angeborne Schlechtigkeit, gereizt werden;
                              daß die Immoralitaͤt, ja selbst das Criminalverbrechen mehr auf der Seite
                              derjenigen liegt, die das Parliament durch falsche Ansichten und durch falsche
                              Vorlagen, durch finanziellen Hocus Pocus taͤuschen, und Gewicht der Zeuge mit
                              Laͤnge derselben sehr schlau verwechseln; und Thatsachen, wie boshafte
                              Verbrecher, weglaͤugnen und entstellen; daß halbe Maßregeln nie zu etwas
                              Ganzen fuͤhren koͤnnen, daß durch Einfuhr der auslaͤndischen
                              Seidenzeuge selbst die Guͤte der inlaͤndischen litt; daß der
                              fleißigste Arbeiter, der 16 Stunden im Tage am Stuhle sizt, sich nur 3 Schill. 4
                              Den. verdienen, nur einmahl in der Woche Fleisch essen kann; daß, wenn die Herren im
                              Parliamente ihre Schnizer entschuldigen koͤnnen, daß sie erklaͤren,
                              sie haͤtten sich uͤberarbeitet, erschoͤpft, dem gemeinen Manne
                              diese Entschuldigung nicht vor Gericht gilt, wenn Elend und Erschoͤpfung ihn
                              zu Fehltritten treibt. Hr. Wadden fragt endlich, ob man
                              nicht den Verfall der Seidenmanufacturen einer reichen Seidenernte zuschreiben
                              koͤnne, so wie Lord Liverpool im Jahre 1825 das
                              Elend Irlands einer zu reichlichen Ernte zuschrieb. Die hier aufgefuͤhrten
                              Thatsachen sind durch eine Menge einzelner Beweise erwiesen, welche der
                              beschraͤnkte Raum unserer Blaͤtter nicht alle aufzufuͤhren
                              gestattet. Die Fabrikanten auf der einen Seite, und die Handelsfreiheitsapostel
                              unter den Ministerialen, die von einem Kaufmanne in einer Stunde mehr beziehen, als
                              ein ehrlicher Koͤnig ihnen in drei Jahren nicht geben kann, wenn er seinem
                              Volke nichts vergeben will, moͤgen sie in Extenso lesen im Chronicle und im Galignani
                                 Messenger.