| Titel: | Verfahren, um Einfassungen und andere erhabene Verzierungen mit dem sogenannten Rädchen, (à la mollete) auf allen Arten Porzellan, glasirtem und unglasirtem, vor und nach dem Brennen zu verfertigen. Von Herrn Nast, Porzellanfabrikanten zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XLVI., S. 174 | 
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                        XLVI.
                        Verfahren, um Einfassungen und andere erhabene
                           Verzierungen mit dem sogenannten Raͤdchen, (à la
                              mollete) auf allen Arten Porzellan, glasirtem und unglasirtem, vor und nach dem
                           Brennen zu verfertigen. Von Herrn Nast, Porzellanfabrikanten zu Paris.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. N. 286. S. 125.
                        Nast's Verfahren Einfassungen und Verzierungen auf Porzellan zu
                           machen.
                        
                     
                        
                           Man konnte bisher das Raͤdchen zur Verzierung des Porzellanes nicht so, wie
                              bei den Fayencewaaren gebrauchen, weil das Porzellan aus einer mageren Composition
                              besteht, der man Kieselerde (du caillou) zusezt, woraus
                              ein sehr kurzer Teig entsteht, der schwer zu bearbeiten und nicht so biegsam ist,
                              wie jener an der Fayence, und der durch die geringste Bewegung leidet. Man muß also,
                              um diese Schwierigkeiten zu uͤberwinden, und das Raͤdchen bei so
                              gebrechlicher Waare anwenden zu koͤnnen, sich einiger Mittel bedienen, die
                              Gewandtheit und besondere Vorsicht brauchen. Mittelst des hier zu beschreibenden
                              Verfahrens, auf welches Herr Nast am 13. Mai 1810 ein
                              Patent fuͤr 10 Jahre nahm, sind diese Schwierigkeiten befestigt, und man kann
                              alle Arten von Porzellan, glasirtes und nicht glasirtes, vor dem Brennen mit dem
                              Raͤdchen verzieren.
                           Um mittelst des Raͤdchens auf der gewoͤhnlichen Drehescheibe (tour ou l'air) zu arbeiten, muß der Teig so
                              sorgfaͤltig als moͤglich zubereitet werden, damit seine Poren dicht an
                              einander schließen. Die Stuͤke, an welchen man das Raͤdchen anwenden
                              will, muͤssen inwendig diker als gewoͤhnlich angelegt werden, wenn der
                              Druk von außen angebracht werden soll, und im Gegentheile muͤssen sie außen
                              diker seyn, wenn der Druk von innen wirken muß, damit sie durch die Arbeit nichts an
                              ihrer Form verlieren.
                           Nachdem das Stuͤk den gehoͤrigen Grad von Trokenheit besizt, um gedreht
                              werden zu koͤnnen, stellt man die Drehescheibe und zeichnet den Umriß der
                              Verzierungen (moulures) auf den Dessin des
                              gewaͤhlten Raͤdchens. Man faͤhrt dann mit einem in den Schlamm
                              (barbotine) getauchten Pinsel daruͤber, um
                              den Teig zu vereinigen und zu erweichen, gibt der Drehescheibe eine sehr schnelle
                              Bewegung, und sezt das Raͤdchen auf das Stuͤk, nachdem man es vorher
                              in Terpenthingeist (essence de Terpenthine) oder in einen anderen fetten
                              Koͤrper getaucht hat. Durch dieses Eintauchen des Raͤdchens in einen
                              fetten Koͤrper wird der Teig, der noch weich ist, gehindert, waͤhrend
                              der beiden Umdrehungsbewegungen, die bis zum gehoͤrigen Abdruke Statt haben,
                              sich in den Hoͤhlungen des Raͤdchens anzuhaͤngen, und darin
                              fielen zu bleiben.
                           Diese Arbeit kann nicht ohne Beihuͤlfe einer Stuͤze geschehen, auf
                              welche man den Fuͤhrer des Raͤdchens (porto-molette) auflegt, der aber keine andere Bewegung machen darf,
                              als daß er sich auf dem Stuͤke fortschiebt, und sich alsogleich
                              zuruͤkzieht, wenn die Zierrathen abgedrukt sind.
                           Ovale Stuͤke muͤssen etwas diker als gewoͤhnlich geformt werden,
                              und zwar nach ihrer Groͤße. Wenn sie den obenerwaͤhnten Grad von
                              Trokenheit erreicht haben, zieht man sie auf der elliptischen Drehescheibe auf, und
                              wendet das Raͤdchen eben so an, wie an den runden Stuͤken.
                           Vierekige, rautenfoͤrmige und uͤberhaupt ekige Stuͤke werden wie
                              die ovalen aufgezogen. Nachdem die Stuͤke mittelst eines Sturzers (renversoir) aus dem Model gebracht wurden, traͤgt
                              man die Streifen gummirten Teiges auf jene Theile auf, die den Druk des
                              Raͤdchens aufzunehmen haben, welches man mit der Hand an dem Umfange des
                              Stuͤkes umher fuͤhrt. Da es aber schwer haͤlt, die Verzierungen
                              an den Eken gehoͤrig anzubringen, so bringt man der groͤßeren
                              Regelmaͤßigkeit und Beschleunigung der Arbeit wegen, die Einfassung, die man
                              mit dem Raͤdchen gibt, auf folgende Weise auf Modelle oder Moͤdel von
                              Erde, Gyps oder anderem Materiale.
                           Bei Verfertigung des Modelles spart man den Plaz auf, wo die Verzierung angebracht
                              werden soll, und verfertigt nach der Groͤße desselben auf der Drehescheibe
                              einen Kreis aus Erde, auf welchem man unter der oben empfohlenen Vorsicht das
                              Raͤdchen anbringt. Man hebt hierauf diesen Kreis ab, und bricht ihn in
                              Stuͤke, die man auf den ersparten Stellen anlegt. Man verfertigt sodann den
                              Model aus Gyps und traͤgt, nachdem er troken geworden ist, eine Rinde von
                              Porzellanteig in einer der Groͤße des Stuͤkes angemessenen Dike auf.
                              Man drukt auf diese Rinde ab, nachdem man vorher jenen Theil des Models befeuchtete,
                              an welchem die Verzierungen sich befinden. Nachdem der Druk gegeben wurde, nimmt man
                              das Stuͤk mittelst eines Stuͤrzers aus dem Model, laͤßt es
                              troken werden, und vollendet es.
                           Um in Erde zu formen, arbeitet man den Model aus dem Groben, dreht ihn ab, nachdem er
                              halb troken geworden ist, laͤßt das Raͤdchen daruͤber laufen, und brennt ihn,
                              worauf man sich dann desselben, wie des erwaͤhnten Gypsmodels bedienen
                              kann.
                           Um das Raͤdchen auf Biscuit anzuwenden, muß man vor dem Brennen desselben, die
                              Stuͤke moͤgen was immer fuͤr eine Form haben, eine Furche
                              anbringen, die so breit als das Raͤdchen ist. Nach dem Brennen wird diese
                              Furche mit Gummiwasser uͤberstrichen, das gleichsam als Grund dient, und das
                              Einsaugen des Biscuits vermindert. Diese Furche wird mit gummirtem Biscuitteige
                              ausgefuͤllt, den man mit einem polirten Streicher eindruͤkt. Man
                              laͤßt dann das Raͤdchen ebenso daruͤber laufen, wie an den
                              vierekigen und rautenfoͤrmigen Stuͤken, und die beiden Saͤume
                              dieser Vertiefung dienen dem Raͤdchen als Leiter.
                           
                        
                           Teig zu Einfassungen, Medaillons und erhabenen Figuren auf
                                 gebranntem und glasirtem Porzellane.
                           Man stoͤßt und reibt 3/5 gebranntes unglasirtes Porzellan und 2/5 Wißmuthoxyd
                              fein ab, und traͤgt diesen Teig aufgebranntes Porzellan auf, und bedient sich
                              auf diesem des Raͤdchens nach obiger Weise. Das Stuͤk muß in der
                              Muffel gebrannt werden.
                           Man kann diesem Teige verschiedene Metalloxyde zusezen, um demselben allerlei Farben
                              zu geben. Man kann diese Verzierungen auch ebenso, wie diejenigen, die man auf die
                              gewoͤhnliche Weise verfertigt vergolden.