| Titel: | Schnurkraftmesser (Dynamomètre funiculaire) des Herrn P. M. N. Benoit, Mechanikers etc. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. LXI., S. 246 | 
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                        LXI.
                        Schnurkraftmesser (Dynamomètre funiculaire) des Herrn P. M. N. Benoit, Mechanikers etc.
                        Aus dem Bulletin des scienc. technol. Juli 1828, S.
                              35.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Benoit's Schnurkraftmesser.
                        
                     
                        
                           „Da es nur,“ wie Montgolfier sagte,
                              „die lebendige Kraft ist, die sich bezahlt,“ so wird die
                              Bemessung derselben durch Dynamometer immer von hoͤchster Wichtigkeit.
                           Die meisten Maschinen in Fabriken werden mittelst eines Laufriemens oder einer Schnur
                              in Umtrieb gesezt, die um eine Rolle oder eine Trommel auf einem Wellbaume so
                              laͤuft, daß sie etwas mehr als die Haͤlfte des Umfanges derselben
                              umhuͤllt, waͤhrend sie an der Triebrolle der Maschine etwas weniger
                              als die Haͤlfte derselben umfaßt. Derjenige Theil des Laufriemens oder der
                              Schnur, der von dem Wellbaume zur Maschine laͤuft, erleidet viel weniger
                              Spannung, als der andere Theil, der in entgegengesezter Richtung hinzieht, und die
                              Bewegung des Wellbaumes der Triebachse der Maschine mittheilt. Dieser lezte Theil
                              des Riemens oder der Schnur erleidet eine Spannung, die von dem Widerstande
                              abhaͤngt, welchen die Maschine ihr entgegensezt, und diese Spannung,
                              multiplicirt mit der Geschwindigkeit des Riemens, ist genau die Menge der
                              mechanischen Wirkung, welche nothwendig ist, um die Maschine in thaͤtiger
                              Arbeit zu erhalten. Man muß vermeiden, daß der Riemen weder auf der Trommel des
                              Wellbaumes, noch auf der Rolle der Maschine gleitet, was man leicht dadurch bewirken
                              kann, daß man den Riemen so lang spannt, bis die Maschine waͤhrend Einer
                              Minute eine Zahl von Umlaͤufen macht, die sich zur Zahl der Umlaͤufe
                              des Wellbaumes waͤhrend derselben Zeit verhaͤlt, wie der Durchmesser
                              der Trommel des Wellbaumes + der Dike des Laufriemens zu dem Durchmesser der
                              Triebrolle der Maschine
                              + der Dike desselben Riemens. Dann hat offenbar kein Gleiten oder Glitschen des
                              Riemens Statt, dessen Puncte alle sich nach und nach auf die Triebrolle der
                              Maschine, wie auf die Trommel am Wellbaume auflegen.
                           Wenn man also die Spannung des Riemens in Kilogrammen und seine Geschwindigkeit
                              waͤhrend einer Secunde in Metern bemessen kann, so wird das Product aus
                              diesen beiden Zahlen die Zahl der Einheiten der Kraft andeuten, die man an der
                              Maschine anwenden muß, um sie im Gange zu erhalten. Ich nenne diese
                              Kraft-Einheiten Metroliter (Metrolitres), wo jedes Metroliter im Stande ist,
                              waͤhrend Einer Secunde Ein Kilogramm auf Ein Meter Hoͤhe zu heben.
                           Die Bestimmung oder das Messen der Geschwindigkeit des Riemens unterliegt keiner
                              Schwierigkeit. Wenn a der Durchmesser der Trommel auf dem Wellbaume + mehr der Dike des Laufriemens,
                              und t die Zahl der Umlaͤufe dieser Trommel waͤhrend Einer Minute ist,
                              so wird die Zahl der Umlaufe waͤhrend einer Secunde offenbar t/60 und πat/60
                              0,0523 at wird die Zahl der Meter
                              ausdruͤken, welche der Laufriemen in Einer Secunde durchlaͤuft, d.h.
                              die Geschwindigkeit dieses Laufriemens unter der Voraussezung, daß π das Verhaͤltniß 3,1416 des Umfanges oder
                              Durchmessers des Kreises ausdruͤkt, und die Triebrolle der Maschine im
                              Verhaͤltnisse von t a/m Umdrehungen sich dreht, wo m den Durchmesser dieser Rolle + der Dike des Riemens ausdruͤkt.
                           Die Spannung des Riemens messe ich auf folgende Weise. a
                              Fig. 7. T 1 sey die Trommel des Wellbaumes und m die Triebrolle der Maschine. Ich lasse den Theil des Riemens, der von dieser
                              Rolle kommt, uͤber die befestigte Rolle q laufen;
                              in dem Raume unter der Trommel a steigt der Riemen von
                              der Rolle, q, senkrecht herab, um unter einer anderen
                              Rolle, p, durchzulaufen, deren Kappe sich in senkrechter
                              Richtung bewegen kann, wo dann der Riemen in senkrechter Richtung bis zur Trommel
                              der Welle steigt. Es ist offenbar, daß wenn man nach und nach die Schale der Rolle,
                              p, beladet, die Maschine nach und nach immer
                              schneller laufen wird, und daß, wenn man dann aufhoͤrt, wann die Maschine das
                              Maximum der Geschwindigkeit erreicht hat, das sie erlangen kann, und das auf obige
                              Weise berechnet wurde, das Gesammtgewicht, k, der Rolle,
                              p, ihrer Schale und der in derselben befindlichen
                              Gewichte in Kilogrammen das Resultat der Spannung der beiden vertikalen Theile des
                              Laufriemens ausdruͤkt, die die Rolle, p, umfassen. Da aber
                              diese beiden Spannungen gleich sind, so wird die Spannung des Riemens, die die
                              Maschine in Bewegung sezt, gleich seyn der Haͤlfte von, k, Kilogrammen. Die Groͤße der mechanischen
                              Wirkung, welche erfordert wird, um die Maschine im Gange zu erhalten, wird also
                              ausgedruͤkt durch 0,0523 at k/2 Metroliter, oder,
                              was dasselbe ist, durch 0,00435 atk Menschenkraft
                              an einer Kurbel, oder 0,000326 atk Dampfpferdkraft
                              (cheval-vapeur).
                           Diese Ausdruͤke werden etwas groͤßer seyn, als sie seyn sollten: denn
                              die Reibungen der Rollen, q, p, auf ihren Achsen, und
                              die Steifheit des Riemens oder der Schnur, die die Rolle umgibt, vergroͤßern
                              sie: diese Widerstaͤnde koͤnnen indessen durch Aufmerksamkeit sehr
                              vermindert werden. Wenn man aber bedenkt, daß die Arbeiter ihre Maschinen nie in
                              jenem vollkommensten Zustande halten, in welchem man die Versuche mit denselben
                              anstellt, so kann man diese Widerstaͤnde, wie ich es auch gethan habe,
                              vernachlaͤssigen.
                           Dieses Dynamometer, das ich Schnurdynamometer (Dynamomètre funiculaire) nenne, ist einfach, und
                              laͤßt sich uͤberall leicht anbringen.
                           Es laͤßt sich auch auf verschiedene Weisen abaͤndern. Man kann z.B. in
                              einem horizontalen hoͤlzernen Gestelle drei Rollen, n,
                                 o, q, anbringen, wovon die erste, n, gleichen
                              Durchmesser mit der Triebrolle der Maschine, m, hat, und
                              breit genug ist, um den Laufriemen, der von der Trommel an der Welle herkommt,
                              aufzunehmen, und nebenher eine zweite Schnur oder einen Laufriemen, der die Rolle,
                              m, umhuͤllt, und senkrecht zwischen den zwei
                              Rollen, o, und, q,
                              niedersteigt, um uͤber die Rolle mit der Wagschale, p, zu laufen, die in senkrechter Richtung beweglich ist, und eben so
                              wirkt, wie in dem obigen Falle. Bei dieser zweiten Vorrichtung braucht man aber zwei
                              Rollen mehr.
                           Um ein Beispiel zu geben, wie man die Rechnung zu fuͤhren hat, so mache eine
                              Welle 54 Umdrehungen in Einer Minute und fuͤhre eine Trommel von Einem Meter
                              im Durchmesser. Der Durchmesser der Triebrolle der Maschine sey 0,4 Meter. Es wird
                              also die Triebachse der Maschine 1/0,4 54 = 135 Umdrehungen im Maximum der
                              Geschwindigkeit verhaͤltnißmaͤßig zur Welle machen. Ferner wird die
                              Geschwindigkeit des Laufriemens 0,0523 × 1 × 54 = 2,824 Meter in Einer
                              Secunde seyn. Wenn man nun fuͤr das Totalgewicht k zum Beispiele 72 Kilogramm gefunden haͤtte, so wird die
                              Groͤße der mechanischen Wirkung, die diese Maschine verschlingt = 2,824 × 72 = 203,328
                              Metroliter, oder = der Kraft von 33,88 Menschen an einer Kurbel, oder = 2,53
                              Dampfpferden, wovon jedes in Einer Secunde 80 Kilogramm auf 1 Meter hebt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
