| Titel: | Etwas über die Veredlung der Schafe in Frankreich, von Herrn G. Ternaux, der Aeltere. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. LXXVIII., S. 304 | 
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                        LXXVIII.
                        Etwas uͤber die Veredlung der Schafe in
                           Frankreich, von Herrn G.
                              Ternaux, der Aeltere.
                        Aus dem Recueil Industriel. N. 14. S. 128. N. 15. S.
                              297. N. 16. S. 21.
                        (Fortsetzung)
                        Ternaux, uͤber die Veredlung der Schafe in
                           Frankreich.
                        
                     
                        
                           VIII. Kapitel.
                              Ueber Verwendung der Wolle.
                           Die Wolle wird meistens zu Tuͤchern verwendet, welche eine Art gewobenen Filzes sind. Diese
                              Tuͤcher fordern eine vorlaͤufige Bearbeitung der Wolle mit der
                              Kardaͤtsche, damit jene gesponnen werden kann; sie fordern sehr feine, weiche
                              und selbst kurze Wolle, indem die Wollenfaser sich nur mittelst ihrer Enden in
                              einander legen und unter einander verwikeln, und also, je mehr von denselben
                              vorhanden sind, desto groͤßere Geneigtheit zur Filzbildung auf der Walke,
                              desto wollenreicheres Tuch hervorgeht, indem mehr Haͤrchen vorhanden sind,
                              die sich aneinander legen; auf diese Weise entsteht ein feines, weiches, markiges,
                              glaͤnzendes Tuch, das aussieht, als wenn es geglaͤttet waͤre.
                              Dieß ist der Grund, warum die Hutmacher zu ihren Filzen lieber Laͤmmerwolle,
                              kurze und glaͤnzende Wolle, Vigogner Wolle, Kaschemirwolle nehmen, die sich
                              mehr dem Bieberhaare, dem Hasen- und Kaninchenhaare naͤhert. Der
                              Fabrikant gefilzter oder gewalzter Stoffe muß daher, vorzuͤglich wenn er Tuch
                              von besonderer Guͤte machen will, die Feinheit der Wolle jeder anderen
                              Eigenschaft derselben vorziehen, weil er auf diese Weise eine weit groͤßere
                              Menge Spizen in einen engen Raum zusammenbringt, und die Oberflaͤche seines
                              Tuches schneller und reichlicher bekleiden kann. Es ist dann nicht mehr
                              noͤthig, die Karden zu vervielfaͤltigen, um das Tuch zu bekleiden und
                              demselben dadurch Sanftheit und Glanz zu geben; man darf nicht mehr die Tuchfasern
                              bei dem Scheren so lang stehen lassen: beides ist aber bei grober Wolle
                              unerlaͤßlich, wenn man dem Tuche Feinheit geben will, und durch beides
                              erhaͤlt man nur auf Kosten der Staͤrke und mit Verlust des Stoffes des
                              Tuches selbst ein schoͤnes Tuch; die große Menge von Appreturmitteln, die man
                              anwenden muß, vertheuert dann dasselbe noch um ein Bedeutendes. Da die Notwendigkeit
                              des Wolfes und der Kardaͤtschen zum Brechen der Wolle erwiesen ist, so
                              laͤßt sich schließen, daß kurze Wolle zu Tuͤchern weit besser taugt
                              als lange; und erst seit man diese Wahrheit richtiger und allgemeiner erkannte, hat
                              die Tuchmacherkunst sich vervollkommnet. Es waͤre uͤberfluͤssig
                              noch beizufuͤgen, daß man nur aus feiner Wolle feines Tuch verfertigen kann,
                              und daß man folglich feine Wolle immer suchen wird, so lang man feines Tuch
                              braucht.
                           Die Wolle wird auch, obschon weniger haͤufig und allgemein, zur Verfertigung
                              der sogenannten Wollenzeuge (étoffes de laine
                                 rase) verarbeitet, zu den sogenannten Burats, Etamines, Bouracans, Marocs
                              zu Rokfutter, zu Schleier der Nonnen, Popelines, Bombasins, gestreiften Zeugen zu
                              Gilets, Flanell und Schahls (sogenannten Merinos); zu
                              dieser lezteren Art von Geweben muß die Wolle aber besondere Zurichtung erhalten. Um
                              schoͤne, wollige Zeuge zu, verfertigen, muß man die Verwiklung oder Filzung
                              der Endspizen der Wolle
                              eben so sorgfaͤltig zu vermeiden suchen, als man sie am Tuche hervorzurufen
                              suchen muß: Ersteres geschieht dadurch, daß man die Wolle sorgfaͤltig
                              kaͤmmt. Durch dieses Kaͤmmen werden die Wollenfasern parallel neben
                              einander gelegt, indem man sie mit langen heißen Kaͤmmen auszieht.Diesen Werkzeugen verdankt Frankreich gegenwaͤrtig den Vorrang, den es
                                    in der Kaschemirweberei erlangt hat. In Hinsicht auf Gleichheit und Feinheit
                                    des Gewebes und Wohlfeilheit desselben hat unsere Waare der indischen
                                    bereits den Vorsprung abgewonnen; denn die Ausfuhr unserer Kaschemire nach
                                    Calcutta ist einer der wichtigeren Ausfuhrartikel Frankreichs geworden.A. d. O. Durch die Electricitaͤt, welche die Hize ihnen mittheilt, macht man
                              sie steifer, gerader, und mehr geneigt, alle jene kurzen Theile abzusondern, die man
                              unter dem Nahmen Kaͤmmlinge (peignons ou blouze) kennt.Diese Kaͤmmlinge, die die franzoͤsischen Fabrikanten
                                    gewoͤhnlich blouse nennen, werden mit
                                    großem Nuzen zu Tuͤchern verwendet, nachdem man sie durch die
                                    Kardaͤtschenmaschine laufen ließ.A. d. O. Diese Abfalle taugen in der Folge sehr gut fuͤr die
                              Kardaͤtsche, d.h. fuͤr Stoffe, die sich mit Filz bedeken
                              muͤssen; auch war der Zwek des Kaͤmmens kein anderer, als die langen
                              und nervigen Theile der Wolle von den kurzen zu sondern, damit sie, sich
                              wechselseitig unterstuͤzend, sich desto leichter spinnen lassen, und dem Auge
                              ein mehr feinkoͤrniges und mehr gedraͤngtes Gewebe darbieten. Die
                              Landwirthe werden hiernach leicht einsehen, daß je hoͤher die Wolle am Schafe
                              steht,Einige Landwirthe glaubten, daß man, um recht lange und feine Wolle zu
                                    erhalten, die Merinos oder Blendlingswolle nur alle zwei Jahre scheren
                                    sollte. Wenn man die Wolle so lang auf dem Thiere wachsen laͤßt, so
                                    wird sie allerdings um die Haͤlfte, und selbst um zwei Drittel
                                    langer; die Gesundheit des Thieres leidet aber, und das Fließ wird dem
                                    Gewichte nach nicht so schwer seyn, als die zwei Fließe, die man sonst durch
                                    zweijaͤhrige Schur erhaͤlt. Es entsteht ferner noch ein
                                    anderer weit groͤßerer Nachtheil. Der Uebergang von einem Jahre zum
                                    anderen, d.h. vom Winterfutter im Stalle zu dem Futter der zwei Sommer im
                                    Parke, oder wenigstens zum Aufenthalte den Tag uͤber in freier Luft,
                                    zeichnet sich so sehr durch die Verlaͤngerung, die Magerkeit, die
                                    Schwache der Wollenfaserroͤhre von dem Augenblike an, wo der
                                    Winterwuchs begann, von der uͤbrigen Wollenfaser aus, daß eine solche
                                    Wolle nicht mit Vortheil gekaͤmmt werden kann; sie bricht zu leicht,
                                    und verliert auf diese Weise die Eigenschaft, die man ihr geben wollte.
                                    Andere behaupten dafuͤr, daß es besser waͤre, zwei Mal im
                                    Jahre zu scheren. Sie haben gleichfalls Unrecht. Außer daß hier fuͤr
                                    die Gesundheit zu besorgen waͤre, die auf eine andere Weise dadurch
                                    gefaͤhrdet ist, wuͤrde die Wolle auch noch kuͤrzer,
                                    noch sproͤder, noch groͤber ausfallen, wofuͤr die
                                    groͤßere Menge Wolle, die man durch die Doppelschur enthaͤlt,
                                    keineswegs entschaͤdigt.A. d. O. desto mehr sie gesucht ist, indem es bei Wollenzeugen nicht sowohl auf die
                              Feinheit der Faser, als auf die Laͤnge derselben ankommt. Hieraus
                              laͤßt sich schließen, daß diejenigen, die Schafe mit feiner und kurzer Wolle
                              mit Schafen von langer und grober Wolle kreuzen wuͤrden, d.h. die
                              saͤchsische oder franzoͤsische Merinosraße mit den englischen Raßen,
                              eine schlechte Verbindung treffen wuͤrden.Die besten Kreuzungen, die man bisher in Frankreich traf, waren die mit
                                    englischen Widdern und mit flandrischen Mutterschafen, oder mit
                                    Mutterschafen aus der Picardie und aus dem Artois. Die Wolle dieser Arten
                                    hat beinahe dieselbe Laͤnge; die Wolle an den Schafen hat
                                    aber weder Feinheit noch Glanz. Sie wird diese Eigenschaften bald erhalten,
                                    wenn man sie mit Widdern aus Leicestershire belegt, und sie der Einwirkung
                                    der Luft aussezt, wie die englischen Naßen. Die Herren Ternaux und Graf de
                                       Turenne haben Versuche hieruͤber angestellt, die zu
                                    den gluͤklichsten Resultaten fuͤhrten.Herr Ternaux folgte dem
                                    Beispiele der Frau Graͤfinn Ducayla, und
                                    ließ aus Aegypten sechs Widder und sechs Mutterschafe bringen, deren Fließe
                                    sehr stark sind, und deren Wolle lang und glaͤnzend ist. Er wird sie
                                    mit unseren einheimischen Raßen kreuzen.A. d. O. Es gibt jedoch, eine Ausnahme von dieser Regel, wie wir oben bemerkten, hinsichtlich der
                              sogenannten Merinos, oder Ternauxzeuge,Die Schoͤnheit der Draperie auf den griechischen Basreliefs des
                                    Museums fiel Herrn Ternaux auf. Er gerieth auf den Gedanken, daß die Alten
                                    bessere Gewebe haben mußten als wir; daß die Wolle auf eine andere Weise
                                    bearbeitet, die Weichheit und das Markige in den Umrissen hervorbringen
                                    muͤßte, die er an diesen Draperien bemerkte. Er versuchte
                                    aͤhnliche Stoffe zu erzeugen. Seinen wiederholten Versuchen verdankt
                                    man jene Stoffe, die unter dem Namen Merinos
                                    bekannt sind.Er waͤhlte seine Fabrik zu Reims, um seine Entwuͤrfe
                                    auszufuͤhren, und es gelang ihm, vereint mit den Herren Jobert, Lucas, (seinen Associès) nicht
                                    ohne viele Muͤhe ein weiches, feines, markiges Gewebe zu verfertigen,
                                    indem er zur Kette ein Wollengarn nahm, das zur Ausfuͤllung der
                                    Flanelle diente, und zum Eintrage eine noch feinere und weichere Nummer.Im ersten Jahre, im J. 1799, beschraͤnkte man sich auf die
                                    Verfertigung von 72 Schahls; im J. 1800 machte man deren 300; im J. 1801
                                    stieg man bis 1500–1800) im J. 1802 verfertigte man 6000, und in den
                                    folgenden Jahren 39–40,000.Dann erst begannen auch andere Fabrikanten zu Reims Merinos zu verfertigen, die sie, um dieselben mit Abzug verkaufen
                                    zu koͤnnen, schlechter im Gewebe machten. Dieser lezte Grund
                                    bestimmte Herrn Ternaux und seine Associès, mehr als der Wunsch den
                                    Alleingenuß seines Brevet d'invention in aller
                                    Strenge aufrecht zu halten, mehrere dieser Fabrikanten wegen Nachmachung zu
                                    lelangen. Sie gestanden alle die Kraft des Brevet und das Vorrecht des Herrn
                                    Ternaux, so wie
                                    die Vorzuͤge der Fabrikate desselben. Sieben und zwanzig unter acht
                                    und zwanzig unterzeichneten die in dieser Angelegenheit aufgenommene
                                    Verhandlung. Ein einziger erhob einige Schwierigkeiten uͤber die
                                    Auslegung eines Artikels des Gesezes, und behauptete, daß die Confiscation
                                    nur dann Statt haben duͤrfe, wann die Nachmachung erwiesen ist.
                                    Seiner Meinung war der Maixe, der Praͤfect und Unterpraͤfect
                                    des Departements und der Minister des Innern) der Friedensrichter, der einer
                                    entgegengesezten Meinung war, wurde von dem Procureur des Tribunales und von
                                    dem Minister der Justiz unterstuͤzt Der Handel schwebt
                                    gegenwaͤrtig noch vor dem Staatsrathe. Man war damals noch nicht so,
                                    wie jezt, mit den Brevets d'Invention vertraut,
                                    die man als Privilegien betrachtete, welche der Gesellschaft
                                    schaͤdlich sind, waͤhrend sie die festesten Pfeiler bilden,
                                    auf welchen die Entwiklung der Industrie beruht (?), und man hielt es
                                    fuͤr gesunde Politik, den Proceß schlafen zu lassen, damit nicht
                                    Tausende von Arbeitern brodlos wuͤrden, damit man nicht einen
                                    Aufstand zu unterdruͤken haͤtte etc. Es war indessen offenbar,
                                    daß nichts von Allem diesen zum Vorscheine gekommen seyn wuͤrde,
                                    indem, wenn Herr Ternaux und seine Associès diese Arbeiter nicht
                                    beschaͤftigt haben wuͤrden, sie ihre Collegen, haͤtten
                                    fortarbeiten lassen, wenn sie anders gut gearbeitet haͤtten. Sie
                                    mußten sich um so mehr an diese Bedingung halten, als sie das einzige Mittel
                                    war, den Werth der Waare zu erhalten, die sie geschaffen hatten, die
                                    Frankreich bereichern, und die der Industrie dieses Landes eine so große
                                    Entwiklung geben sollte. A. d. O. wie man sie jezt allgemein nennt. Diese Art von Zeugen ist jezt ein sehr
                              wichtiger Artikel geworden, und wird am schoͤnsten aus Wolle, die
                              Laͤnge mit einem gewissen Grade von Feinheit vereint; sie ist aber auch die
                              einzige unter allen
                              uͤbrigen, die die Vereinigung dieser beiden Bedingungen erfordert, und da
                              diese Ausnahme den Landwirthen und allen denjenigen, die nicht in die
                              Wollenmanufacturen eingeweiht sind, als etwas Außerordentliches erscheinen muß, so
                              wollen wir die Ursachen hiervon angeben.
                           Um dieses Gewebe markig und fest zu machen, muß die Kette, die sehr weich ist, mit
                              dem Eintrage Einen Koͤrper bilden, und sich mit demselben filzen, statt sich
                              durch Reibung, durch den Gebrauch und durch das Waschen abzuschneiden, wie dieß
                              geschehen muß, wenn die Kette hart ist, oder aus einem anderen Faden, z.B. Seide,
                              besteht. Aber dann muß der Weber auch das Opfer bringen, sich mehr Muͤhe zu
                              geben, und sich zu begnuͤgen waͤhrend derselben Zeit, waͤhrend
                              er sonst Ein Meter oder anderthalb Meter des Tages verfertigt, nur ein Drittel oder
                              nur ein halbes Meter zu verfertigen, weil, indem er den Eintrag auf der zarten Kette
                              schlaͤgt, die Faden wohl vier Mal so oft reißen werden, und dann erst,
                              obschon er ein Gewebe lieferte, das viel theurer zu stehen kommt, ein Gewebe
                              erhaͤlt, das weit weniger scheinbar ist, als ein anderes aus fester Kette,
                              das um die Haͤlfte weniger kostete. Die Arbeit ist also die Hauptsache bei
                              dieser Art von Gewebe; Niemand wird aber 20 Franken fuͤr ein Gewebe bezahlen,
                              das weit weniger schoͤn aussieht, als ein anderes, das nur 16 oder 18 Franken
                              kostet. Man ist also mit Gewalt gezwungen, die Idee aufzugeben, diesen Zeug, der
                              unserer Industrie so viel Uebergewicht verschaffte, gut und vollkommen zu
                              verfertigen: es ist das einzige Wollengewebe, das wir mit Vortheil nach England
                              ausfuͤhren, und dabei zugleich den durch die neue Bill geforderten Zoll
                              bezahlen koͤnnen.Einige Zeit vor dem Ende des Ministeriums des Herzoges von Richelieu
                                    uͤbergab ich demselben einen Aufsaz, der mehrere Fragen enthielt, die
                                    man an unsere im Auslande befindliche Consuls stellen sollte, und durch
                                    deren Beantwortung unsere Fabrikanten und Kaufleute ein Vorbild erhalten
                                    koͤnnten, nach welchem jene ihre Fabrikate, diese ihre Speculationen
                                    einrichten sollten. Dieses Vorbild sollte in Gliedermaͤnnern
                                    bestehen, die man im Conservatoire des Arts et
                                       Métiers, oder an irgend einem anderen Orte aufstellen
                                    koͤnnte. Diese Gliedermaͤnner muͤßten mit ihrem
                                    militaͤrischen, religioͤsen oder buͤrgerlichen Gewande
                                    bekleidet werden, und von lezterem muͤßte man drei verschiedene
                                    Classen haben: den Anzug fuͤr die Reicheren, fuͤr die mittlere
                                    und fuͤr die Volksclasse.Auf jedem der Kleider dieser Gliedermaͤnner muͤßte der Preis
                                    bemerkt seyn, zu welchem diese Kleider gewoͤhnlich in ihrem Lande
                                    kommen, und nebenher, wie viel beilaͤufig Individuen in diesem Lande
                                    sind, die solche Kleider tragen.Die Regierung wuͤrde denjenigen Consuln, die nach dem Verlaufe des
                                    Termines diesen Fragen Genuͤge geleistet haͤtten, Belohnungen
                                    zuerkannt haben. Fabrikanten aller Art werden die Vortheile eines solchen
                                    Museums begreifen, Wenn sie z.B. das Gewand, den Mantel, den Rok eines
                                    Chinesen oder Japaners sehen, werden sie trachten einen aͤhnlichen
                                    Zeug oder Stoff zu demselben zu liefern, und denselben entweder starker oder
                                    feiner und leichter, weniger theuer und schoͤner, und
                                    uͤberhaupt so zu verfertigen, daß man ihn den in. jenen
                                    Laͤndern im Handel vorkommenden vorziehen muß, und sie werden dadurch ihre
                                    Erzeugnisse sowohl, als ihren Gewinn vermehren. Der Kaufmann und der
                                    Speculant wuͤrde auf diese Weise besser wissen, was fuͤr die
                                    Laͤnder taugt, mit welchen er ohnedieß Geschaͤfte treibt, und
                                    wuͤrde nicht der Gefahr ausgesezt seyn, Verluste dadurch zu erleiden,
                                    daß er Waaren hinschikt, die man daselbst nicht brauchen kann, oder daß er
                                    Waaren, die man daselbst brauchen kann, in zu großer Menge hinfuͤhrt.
                                    Diese Fragen und Berichte koͤnnten sich auch auf andere
                                    Gegenstaͤnde, Instrumente etc. erstreken. A. d. O.
                              Eben diese
                              ungluͤkselige Neigung, die wir haben, eine wohlfeile und auf den Schein
                              gearbeitete Waare einer theuereren und besseren, dauerhafteren Waare vorzuziehen,
                              richtet auch gegenwaͤrtig unsere Kaschemirfabrication zu Grunde, in welcher
                              wir aller Welt den Rang streitig machen.Seit der Expedition nach Aegypten fingen unsere Damen an Schahls aus
                                    Kaschemir zu tragen. Die Generale der Armee des Orientes schikten sie ihren
                                    Frauen und Freundinnen, und so kamen diese Gewebe in die Mode.Hr. Ternaux versuchte
                                    sie durch Merinoswolle nachzuahmen; allein diese Wolle, so sehr man sie auch
                                    durch alle moͤgliche Bearbeitung vervollkommnete, konnte nie die
                                    erwuͤnschten Resultate geben. Man mußte Kaschemir haben. Dieser
                                    Wollenflaum war damals in Frankreich so wenig bekannt, daß sich an der Académie des Sciences ein Streit
                                    daruͤber erhob, was denn dieser Kaschemir eigentlich sey; man kannte
                                    nicht einmal das Thier, das ihn erzeugte. Hr. Ternaux beauftragte einen seiner
                                    Reisenden in Rußland, daß er trachten soll zu entdeken, was dieß fuͤr
                                    eine Art von Wolle waͤre, und daß er sich in dieser Hinsicht auf die
                                    Messe zu Makariew, dem Sammelplaze der Kaufleute aus Asien, begeben soll.
                                    Ein Armenier ließ diesem Reisenden ein Muster sehen, und brachte ihm im
                                    folgenden Jahre 60 Pfund, die nach Paris geschikt wurden, und die bloß, dazu
                                    dienten, Versuche zu veranlassen, die eben so kostspielig als
                                    ungenuͤgend ausfielen. Der Krieg vom J. 1807 hinderte die Fortsezung
                                    derselben, und kurz vorher ging das Schiff zu Grunde, das eine zweite Ladung
                                    dieses kostbaren Materiales bringen sollte. Nach dem Tilsiter Frieden wurden
                                    die Versuche erneuert; sie gelangen besser, und das Haus Jobert, Lucas und Comp. zu Reims brachte es
                                    endlich so weit, mit dieser Wolle Stoffe zu verfertigen, die mit jenen
                                    Indiens wetteifern.Im Vorgefuͤhle, daß der Geschmak an den Kaschemiren sich immer mehr
                                    und mehr in Europa verbreiten wird, sah Hr. Ternaux sehr bald ein, wie vortheilhaft
                                    es seyn wuͤrde, aus denselben ein inlaͤndisches Erzeugniß zu
                                    schaffen, und ließ keine Gelegenheit unbenuͤzt, diese Idee
                                    auszufuͤhren. Da er hoͤrte, daß man auf den russischen Markten
                                    die Wolle, die man zur Verfertigung derselben noͤthig hat, unter dem
                                    Namen persischer Wolle verkauft, so zog er
                                    Erkundigungen bei Leuten ein, die diesen Theil Asiens durchreisten. Einer
                                    derselben versicherte ihm, daß der beruͤhmte Schach von Persien,
                                    Thamas Kuli-Kan, aus Tibet 300 Stuͤke derjenigen Raße
                                    einfuͤhrte, die die Wolle zu den Schahls liefern, und daß er
                                    dieselben in Kabul, Kandahar und in der großen Bulgarei, selbst bis nach
                                    Kerman hinab, vermehrte. Er schloß, daß wenn diese Thiere, die
                                    urspruͤnglich in einem Lande, in welchem die Temperatur unter jener
                                    eines Landes von 42° Noͤrdl. Breite steht, wo es also viel
                                    kalter ist, als in Frankreich, zu Hause sind, unter einem so brennenden
                                    Himmel, wie jener von Kerman unter dem 30° N. Breite, gedeihen
                                    koͤnnen, sie auch sehr leicht in unseren Departements sich
                                    eingewoͤhnen werden.Es kam nun darauf an zu sehen, ob die Producte der tibetanischen und der
                                    persischen Raße dieselben waren.In dieser Absicht erhielt Capitaͤn Baudin,
                                    der im J. 1814 nach Calcutta segelte, den Auftrag tibetan'sche Wolle zu
                                    kaufen. Derselbe brachte auch im J. 4815 einige kleine Ballen Wolle mit, die
                                    unmittelbar aus Tibet kam. Die Vergleichung derselben mit der persischen
                                    Wolle bestaͤtigte die fruͤheren Vermuthungen.Man sah nun, daß es moͤglich waͤre, die Thiere, die diese
                                    kostbare Wolle lieferten, aus einem Lande zu erhalten, das weit
                                    naͤher gelegen ist, als Tibet; es war aber nicht genug, diese
                                    Hoffnung zu haben, und nicht besorgen zu muͤssen, daß der Deba von
                                    Gorlhook die Ausfuhr dieser Thiere aus seinen Staaten nicht verbieten
                                    wuͤrde; man mußte noch einen jener seltenen Leute finden, die Muth
                                    und Geschiklichkeit genug in sich vereinigen, um alle Hindernisse zu
                                    besiegen, und dieser Mann mußte Kenntniß orientalischer Sprachen mit
                                    Gewohnheit an lange gefahrvolle Reisen verbinden, wenn eine solche
                                    Unternehmung gelingen sollte. Alle diese seltenen Eigenschaften fand Hr.
                                    Ternaux in Hrn.
                                    Amédée Jaubert vereint. Doch dieß
                                    war noch nicht genug. Man mußte einen Minister haben, der im Stande war, die
                                    Wichtigkeit einer solchen Unternehmung zu wuͤrdigen, und der die
                                    Regierung veranlassen konnte, sich derselben anzuschließen, da sie die
                                    Kraͤfte eines einzelnen Unternehmers uͤberstiegen. Vielleicht
                                    konnte dieß Niemand besser, als der Herzog von Richelieu. Die hohe Achtung, die dieser Mann sich in den
                                    suͤdlichen Provinzen so wohlverdient erwarb, sein vermoͤgendes
                                    Einschreiten bei den Ministern des Kaisers Alexander waren hier die unerlaͤßlichsten
                                    Huͤlfsmittel. Durch seine Empfehlungen und durch den Schuz des
                                    Generals Yermoloff konnte Hr. Jaubert die unglaublichsten Hindernisse uͤbersteigen.
                                    Indessen war es nur nach vielen Monaten von Muͤhe und Drangsalen, von
                                    Kaͤmpfen mit Hunger und Durst und Woͤlfen in den
                                    Wuͤsten und mitten unter halbwilden Voͤlkerstaͤmmen,
                                    nur nachdem er eine bedeutende Menge dieser Thiere, die er endlich erlangte
                                    und nach Frankreich trieb, auf der Reise zu Grunde gehen sah,
                                    moͤglich, daß dieser Gelehrte sich zu Kaffa in der Krimm einschiffen,
                                    und eine Herde Kaschemirziegen im J. 1819 nach Marseille bringen konnte.Auf diese Weist kam die tibetanische Raße nach Frankreich. A. d. O. Die Kaufleute lassen mit großer Gefaͤlligkeit die Damen die unendliche Anzahl von
                              Kreuzungen der Faden zaͤhlen, die sich in einem Viertelzoll dieses Gewebes
                              befinden, indem sie glauben, dadurch die Guͤte der Waare zu beweisen, und
                              dieselbe leichter und theurer an Mann zu bringen. Getaͤuscht durch diesen
                              Schein, in welchem uͤbrigens die Kraͤmer, die diese Waare im Einzelnen
                              verkaufen, wie ich gern glaube, nicht taͤuschen, ziehen die Damen diese
                              Gewebe vor, ohne zu bemerken, daß sie weniger langen, indem, da der Eintrag feiner
                              ist, als die Kette, und auf dieser hingleitet, das Gewebe weit fruͤher sich
                              abtragen (wie man im Oberdeutschen sagt, schuͤtter) wird, und weniger dauern
                              wird. Sie wissen nicht, daß das, was sie gewoͤhnlich als eine Vollkommenheit
                              an dieser Waare betrachten, nicht nur keine ist, sondern im Gegentheile eine
                              Verschlechterung, die durch den geringeren Preis entsteht, um welchen sie dem
                              Fabrikanten zu stehen koͤmmt. Wenn man an Kaschemiren und Merinos die Zahl
                              der Kreuzungen am Eintrage oder Einschlage zahlt, so sollte man sie auch an der
                              Kette zahlen; dann wuͤrde der Kaͤufer sich uͤberzeugen
                              koͤnnen, daß die festesten und dauerhaftesten Gewebe diejenigen sind, an
                              welchen die Kette dem Eintrage sowohl in Hinsicht auf Identitaͤt des Stoffes,
                              als in Bezug auf Feinheit und Drehung des Fadens aͤhnlich sind.
                           Warum hat man die Wollenschahls, die man anfangs mit Kette aus Baumwolle, dann aus
                              Seide und endlich aus Flokseide verfertigte, aufgegeben? Nicht weil Schahls aus
                              bloßer Wolle oder aus bloßem Kaschemir schoͤner sind, sondern weil sie besser
                              sind, und weil sie, obschon theuerer im Ankaufe, am Ende doch weit wohlfeiler zu stehen kommen. Dieß
                              waͤre nicht der Fall, wo die Fabrikanten sich auf Baumwolle bei dem
                              Broschiren der Palmen beschraͤnkten, indem hier, ohne
                              Beeintraͤchtigung des Effectes, der Festigkeit und der Dauer, eine große
                              Ersparung im Fabrikpreise hervorgeht; aber dann muͤssen auch die Fabrikanten
                              und Kaufleute so ehrlich seyn und den Kaͤufer hiervon in Kenntniß sezen, und
                              ihre Schahls desto wohlfeiler geben.
                           
                        
                           IX. Kapitel.
                              Ueber den Verkauf der Wolle.
                           Man kennt das Steigen und Fallen der Wollenpreise, und weiß, daß dasselbe daher
                              ruͤhrt, daß bald mehr Wolle erzeugt als verarbeitet wird, bald das Gegentheil
                              geschieht. Im lezteren Falle faͤllt der Preis der Wollenwaaren, und obschon,
                              durch die Natur der Sache und nach dem allgemeinen Interesse, das Gleichgewicht sich
                              bald wieder herstellt, kann sowohl Akerbau als Industrie durch zu große
                              Thaͤtigkeit leiden. Da aber diese Bemerkung in die Staatswirthschaft
                              gehoͤrt, so verweise ich diejenigen, welchen meine Behauptung nicht klar
                              genug ist, auf die Schriften des Hrn. J.
                                 B. Say,Der aber, nach des Uebersezers Ansicht, so wie nach jener des Recensenten in
                                    der Biblioteca italiana, mit Behutsamkeit
                                    gelesen werden muß.A. d. Ueb. und bemerke hier nur noch, daß wenn auch in den beiden lezt verflossenen
                              Jahren der Preis der feinen Wolle tiefer als jemahls gefallen ist, der Preis der
                              sehr schoͤnen und superfeinen Wolle sich noch immer gehalten hat, und daß im
                              Januar und Februar des Jahres 1827 das Kilogramm kalt gewaschener Electoralwolle,
                              die 35 p. C. beim Abfetten verliert, um 22 Franken verkauft wurde, waͤhrend
                              man fuͤr die schoͤnste franzoͤsische warm gewaschene Wolle, die
                              nur 6 bis 7 p. C. verliert, nur 16 Franken erhalten konnte: ein Unterschied, der,
                              wie man sieht, beinahe die Haͤlfte betraͤgt. Man muß ferner noch
                              bemerken, daß die feinste spanische Wolle nicht zu 9 Franken das Kilogramm verkauft
                              werden konnte. Man kann die Preiscurrente der Wollenmaͤrkte seit 20 Jahren
                              nachsehen, und man wird finden, daß ein immer zunehmendes Steigen der Preise Statt
                              hatte, obschon die feine Wolle immer haͤufiger wurde. Ich habe vor vierzig
                              Jahren die spanische Wolle sich immer auf dem hoͤchsten Preise halten
                              gesehen, obschon sie in den Augen der Kenner durch die Kreuzung der
                              saͤchsischen Raßen und jener zu Rambouillet den ersten Rang verloren hatte;
                              allein erst vom J. 1796 bis 1804 wurde dieser Unterschied recht merklich, und nahm
                              bis zum J. 1827 immer mehr und mehr zu, so daß, da im J. 1810 die
                              saͤchsische, franzoͤsische und spanische Merinoswolle gleich rein
                              gewaschen in den Wollenmanufacturen zu Sedan, Louviers etc. beinahe gleich im Preise
                              standen, in der Folge
                              der Preis derselben gewaltige Unterschiede darbot, wie man aus folgender Uebersicht
                              entnehmen kann.
                           
                              
                                 
                                 
                                 1804
                                 1810
                                 1816
                                 1820
                                 1823
                                 1824
                                 1827
                                 
                              
                                 superfeine
                                 spanische Wolle das Kilogramm
                                 24
                                 20
                                 16
                                 12
                                 10
                                 10
                                 9
                                 
                              
                                 
                                 franzoͤsische
                                 18
                                 22
                                 22
                                 24
                                 15
                                 18
                                 20
                                 
                              
                                 
                                 saͤchsische Electoralwolle
                                 16
                                 20
                                 23
                                 25
                                 21
                                 29
                                 34
                                 
                              
                           Und selbst heute zu Tage, wo die franzoͤsische Merinoswolle von der
                              schoͤnsten Qualitaͤt nicht mehr um den Preis des vorigen Jahres
                              verkauft werden kann, wird die saͤchsische Electoralwolle alle von den
                              Englaͤndern zu noch hoͤheren Preisen aufgekauft, als im Jahre 1826.
                              Wenn die franzoͤsischen Fabrikanten solche Wolle kaufen wollen, so
                              muͤssen sie, wie dieses Jahr, nachdem alle feinste Wolle in Frankreich
                              aufgearbeitet ist, sich nach Sachsen wenden, und dort jene Wolle zu ungeheuerem
                              Preise kaufen, die die Englaͤnder als Ausschußwaare ihnen
                              zuruͤkließen. Sie muͤssen ferner noch 33 p. C. Einfuhrzoll bezahlen,
                              und wenn sie dieß nicht wollen, die Erzeugung superfeiner Tuͤcher
                              gaͤnzlich aufgeben. Diese Tuͤcher werden in Folge der falschen
                              Maßregeln, die das Ministerium ergriff,Wer hieruͤber umstaͤndlicher unterrichtet zu seyn
                                    wuͤnscht, der vergleiche meine Aeußerung in der Kammer der Deputirten
                                    im J. 1820, Sizung vom 29. April, gegen ein Amendement, welches binnen 24
                                    Stunden vorgeschlagen und angenommen, unser ganzes staatswirthschaftliches
                                    System in Hinsicht auf diesen Zweig der Industrie uͤber den Haufen
                                    warf. A. d. O. nun fortan in den Niederlanden und in England erzeugt werden, mit Ausnahme
                              derjenigen, die fuͤr den Bedarf Frankreichs unerlaͤßlich sind, und die
                              noch immer so viel betragen, daß man einen Theil dieser feinen Wolle hierzu brauchen
                              wird. Wenn wir nun aber auch unseres Absazes in das Ausland beraubt wurden, so
                              muͤssen doch unsere Landwirthe, weit entfernt, den Muth zu verlieren, ihre
                              Wolle durch Kreuzung mit superfeinen Raßen zu verbessern, ihren Eifer verdoppeln,
                              und dieß zwar ihres eigenen Bestens willen, so wie wegen des Wohles Frankreichs
                              selbst.
                           Die vervielfaͤltigten Anstrengungen des Auslandes, vorzuͤglich der
                              Deutschen, ihre Raßen zu verbessern, muß sie von dieser Nothwendigkeit
                              uͤberzeugen. Wenn einst Polen, Rußland, die Krimm, das ungeheuere Festland
                              America's mit Merinos bedekt seyn wird, und die Maͤrkte Europens mit einer
                              ungeheueren Menge halbfeiner Wolle uͤberschwemmt seyn werden,Bei sehr zahlreichen Herden ist es beinahe unmoͤglich, Superfeinheit
                                    zu erhalten. Aufmerksame kleinere Landwirthe koͤnnen die Auswahl und
                                    Kreuzung von 3 bis 400 Stuͤken besorgen, nicht aber große Herren, die
                                    Herden von 10 bis 12,000 Koͤpfen besizen. Wir duͤrfen also
                                    noch auf viele Jahre hinaus keinen niedrigen Preis fuͤr superfeine
                                    Wolle besorgen, waͤhrend der Augenblik sich naͤhert, wo Europa
                                    mit halbfeiner Wolle uͤberschwemmt seyn wird. Man muß folglich sich
                                    immer mehr und mehr auf Veredlung seiner Herden legen, um nicht die
                                    Concurrenz von Rußland und von America zu besorgen zu haben. A. d. O. was werden dann unsere Landwirthe sagen, wenn sie den Preis ihrer Wolle, die sie fuͤr
                              superfein halten, und die eigentlich nur mittelfein ist, auch noch durch Concurrenz
                              herabgesezt sehen? Sie werden die Klagen erneuern, die sie seit 10 Jahren
                              anstimmen;Die meisten Herdenbesizer, unter anderen Hr. Graf de Polignac, klagen sehr bitter, daß die
                                    Tuchfabrikanten nicht mehr ihre Wolle mit gehoͤrig hohen Preisen
                                    bezahlen. Indessen haben sie nach und nach folgende Bitten an die Regierung
                                    gestellt und die Gewaͤhrung derselben erhalten.1) Ausfuhr der Wolle aus Frankreich; eine Erlaubniß, die seit 110 Jahren
                                    nicht mehr bestand.2) Ein geringer Zoll auf auslaͤndische Wolle, den man bisher in
                                    Frankreich gar nicht kannte.Dieser Zoll und die erlaubte Wollenausfuhr haben unseren Tuchfabriken nur
                                    einen geringen Schaden gemacht, der indessen bedeutend genug ist, um die
                                    Aufmerksamkeit derjenigen zu verdienen, welche die großen Interessen des
                                    Handels, der Industrie und des Akerbaues zu berechnen verstehen; dieß
                                    verstanden aber diejenigen nicht, die im J. 1820 einen erhoͤhten
                                    Einfuhrzoll auf auslaͤndische Wolle verlangten, und den die Regierung
                                    die Schwaͤche hatte nicht zu versagen.*)Diese Maßregel verschlimmerte nur das Uebel. Statt einzusehen, daß man einen
                                    falschen Weg eingeschlagen hat, kamen die Herdenbesizer mit neuen Klagen,
                                    und nun kam gar ein Einfuhrzoll von 33 pC.Dieser ungeheure Zoll, weit entfernt den Preis der Wolle steigen zu machen,
                                    hatte eine ganz entgegengesezte Wirkung. Man wagt sogar gegenwaͤrtig
                                    noch zu behaupten, daß er noch nicht hoch genug ist; daß man die Einfuhr
                                    fremder Wolle verbieten und die Praͤmien auf die Ausfuhr, die bisher
                                    noch einen Theil des Schadens gut machten, den diese unsinnigen Forderungen
                                    der franzoͤsischen Industrie zufuͤgten, aufheben sollte.Es ist durch Thatsachen erwiesen, daß so oft man den Einfuhrzoll auf
                                    auslaͤndische Wolle erhoͤhte, der Preis der
                                    franzoͤsischen Wolle herabging. Man vergleiche in dieser Hinsicht den
                                    Curs unserer Wolle seit mehreren Jahren mit dem Gange der Regierung, und man
                                    wird sehen, daß das staͤrkste Fallen der Wollenpreise jedes Mal nach
                                    Erhoͤhung des Einfuhrzolles auf fremde Wolle, die den Ertrag unserer
                                    Herden schuͤzen sollte, Statt hatte.Einfuhrverbot wuͤrde noch weit verderblichere Folgen haben; es
                                    wuͤrde unseren Wollenmanufacturen den Todesstoß versezen. Diese
                                    Herren wollen nicht begreifen, daß je mehr eine Sache im Preise steigt,
                                    desto weniger Abnehmer sie findet; daß also die Erhoͤhung des Preises
                                    der Tuͤcher, die den Verkauf derselben vermindert, auch die
                                    Bestellungen bei den Fabrikanten vermindern muß; daß diese also keine so
                                    große Menge Wolle mehr ankaufen koͤnnen; daß folglich endlich auch
                                    die Wolle, die keine Nachfrage mehr erhaͤlt, ungeachtet der
                                    sogenannten „die Industrie schuͤzenden“
                                    Zoͤlle im Werthe fallen muß. Der erkuͤnstelte Werth, den man
                                    der Wolle durch den Zoll zu ertheilen sich bemuͤhte, war dem Akerbaue
                                    um so mehr schaͤdlich, als man diesen Fehler zu einer Zeit beging, wo
                                    Frankreich mit Baumwolle uͤberschwemmt war, deren niedriger Preis
                                    einen ungeheueren Verbrauch derselben herbeifuͤhrte. Die wohlfeileren
                                    baumwollenen Stoffe wurden zu Kleidern, wie zu Moͤbeln, allgemein
                                    statt der wollenen verwendet. Dieß ist die wahre Ursache des Fallens der
                                    Wollenpreise. Wenn man den Akerbau auf Kosten der Consumenten
                                    beguͤnstigen wollte, waͤre es nicht besser gewesen, auf
                                    Baumwolle hoͤheren Einfuhrzoll zu legen, wenigstens nur eben so viel,
                                    wie auf fremde Wolle, und den Drawbock wie in England im
                                    Verhaͤltnisse zum Einfuhrzolle zu erhoͤhen? Dann wuͤrde
                                    man, mit Vortheil fuͤr die Finanzen, den Wollenertrag unserer Herden auf
                                    Kosten eines auslaͤndischen Productes erhoͤhet haben, das wir
                                    im Nothfalle auch entbehren koͤnnen. Ich will diese Maßregel nicht
                                    rathen, weil auch unsere Baumwollenfabriken gedeihen muͤssen, sie
                                    sollen aber nicht auf Kosten der Wollenmanufacturen gedeihen. A. d. O.*) Es steht zu erwarten, ob das gegenwaͤrtige englische Ministerium,
                                    bestuͤrmt von den reichen Lords, die große Herden besizen, und
                                    Einfuhrverbot fremder Wolle verlangen, nicht in denselben Fehler fallen
                                    wird. Der vormalige Minister eines deutschen Staates hat bereits noch weit
                                    groͤber gefehlt; er erhoͤhte den Zoll der rohen Materialien,
                                    und ließ Fabrikate dafuͤr sehr wohlfeil einfuͤhren. A. d.
                                    Ueb. man wird die Einfuhr fremder Wolle verbieten; man wird aber auch dann zugleich unsere
                              Wollenmanufacturen, unsere Industrie selbst verbieten, und zwar noch mehr, als man
                              es gegenwaͤrtig thut; und indem man den Preis unserer Tuͤcher
                              fuͤr das Ausland hinauftreibt, das dieselben nicht mehr kaufen wird, wird man
                              unsere inlaͤndischen Maͤrkte gleichfalls dadurch verderben, daß man
                              den Verbrauch derselben schmaͤlert, und das Schwaͤrzen englischer und
                              niederlaͤndischer Tuͤcher beguͤnstigt, deren im
                              Verhaͤltnisse zu den unsrigen niedrige Preise hierzu auffordern. Wir werden
                              dann auch die Schafzucht aufgeben; es wird anfangen an Fleisch zu fehlen; wir werden
                              keinen Duͤnger mehr haben,Man muß das Schaf als dasjenige Thier betrachten, das unter allen am besten
                                    zur Erzeugung des Duͤngers taugt. Beinahe jede Art von Feldbau
                                    fordert viel Duͤnger, und liefert wenig, waͤhrend Schafzucht,
                                    Rindviehzucht und selbst die Ziegen wenig oder keinen Duͤnger (?)
                                    brauchen, und viel dafuͤr erzeugen. Es waͤre also noch eine
                                    Frage: ob man des Schafes entbehren koͤnnte, wenn es auch weder Wolle
                                    noch Fleisch traͤgt? A. d. O. und Elend statt Wohlstand wird das Loos von Frankreich seyn.
                           Wenn man sich aber an die Veredlung durch saͤchsische Raße haͤlt, wird
                              man dem Uebel abhelfen, das sich jedes Jahr erneuert; die Wolle wird den verlangten
                              Grad von Feinheit erhalten; sie wird desto theurer verkauft werden koͤnnen,
                              je seltener sie dann seyn wird;Diese Behauptung ist gegruͤndet; denn ungeachtet des hohen Preises,
                                    den die sogenannten Electoralwollen seit Jahren behaupten, nimmt die
                                    Erzeugung derselben doch nur sehr langsam zu, und unter 200,000 Ballen, die
                                    ganz Deutschland in allen seinen Laͤndern erzeugt, sind nur 5 bis
                                    600, die man als wahrhaft superfein betrachten
                                    kann. A. d. O. die Fabrikanten, die nicht mehr gezwungen seyn werden, im Auslande ihre
                              Wolle zu suchen, die sie fortan in Frankreich finden koͤnnen, werden den
                              Preis der lezteren steigern, und die Besizer von Herden werden so fuͤr ihre
                              Vorschuͤsse entschaͤdigt seyn. Ist es nicht besser durch
                              wohlverstandene Berechnung, durch anhaltenden Fleiß und großmuͤthige
                              Anstrengung sich dem Untergange entziehen, der unserem Akerbaue und unseren Fabriken
                              zugleich droht?
                           
                              (Der Beschluß folgt im
                                 naͤchsten Heft.)