| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. CIIXCIII., S. 394 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CIIXCIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Hrn. Dobrée's Filzbeschlag des Keiles der Schiffe.
                           Das Journal, Le Breton, (17. Mai 1827) und aus diesem der
                              Bullet. d. Scienc. technologiques, Septbr. 1828, S.
                              218, gibt Nachricht von dem trefflichen Erfolge, den der Filzbeschlag am Kiele der
                              Schiffe zur Sicherung desselben gegen die Verheerungen der Bohrwuͤrmer
                              gewaͤhrt. Nachdem man sich in England schon seit laͤngerer Zeit dieser
                              Bekleidung des Kieles der Schiffe bei Kriegs- und Kauffahrdeischiffen
                              bedient, hat endlich die franzoͤsische Regierung auch fuͤr ihre Flotte
                              90,000 Filztafeln bei Hrn. Dobrée bestellt, um ihre Schiffe damit zu bekleiden.
                           
                        
                           Dampfbothe als Zugbothe.
                           Der Aufsaz uͤber die beste Benuͤzung der Dampfkraft auf Schiffen von
                              Capt. M'Konochie, welchen wir im polytechn. Journ. Bd. XXIX. S. 349 aus dem Edinburgh-New-Philosophical Journal
                              mittheilten, ist nun in einer neuen Auflage als eigene Broschuͤre unter dem
                              Titel:
                           On the most effective Employment of Steam-Power in
                                 maintaining a Ferry. By Capt. M'Konochie
                                 , 8. 14 S.
                           erschienen. Hr. M'Konochie ließ noch eine zweite Broschuͤre unter dem
                              Titel:
                           Draught of a Memorial proposed to be laid before the Trustees
                                 of the Queen's Ferry Passage. 8. Lond. Blackwood, 40 S.
                           folgen. Das Mechan. Mag. N. 273,
                              1. Novbr. l. J. schenkt dem Vorschlage des Hrn. M'Konochie vollen Beifall, und schließt mit der
                              Bemerkung: „Die Americaner haben, nach ihrem gewohnten Scharfsinne, das
                                 Zugsystem bereits uͤberall eingefuͤhrt, und bedienen sich
                                 desselben unter allen Umstaͤnden. Wir zweifeln nicht, daß es in Kurzem
                                 auch in Europa allgemein angenommen werden wird.“
                              
                           
                        
                           Wasserkanonen.
                           Hr. Braithwaite wirft mittelst
                              einer Dampfmaschine einen Wasserstrom von 2 1/2 Zoll im Durchmesser 70 Fuß hoch mit
                              solcher Gewalt in die Hoͤhe, daß er in Einer Minute vier bis fuͤnf
                              Quadratfuß starkes Mauerwerk damit niederschmettert. Er braucht nur 10 Minuten, um
                              seine Maschine in Gang zu bringen. (Chronicle. Galign. Mess.
                                 N. 4244.)
                           
                        
                           Ueber den Bau der Kuppeln an Gebaͤuden,
                           sowohl in Hinsicht auf Festigkeit als Eleganz, hat der
                              hochwuͤrdige Dr. Lardner in den Transactions of the royal Irish Academy, vol. XIV. p. 75 einen aͤußerst lehrreichen Aufsaz
                              geliefert, die wir jenen Baumeistern empfehlen, die in die Geheimnisse der
                              Ellipsoide, Hyperboloide und Paraboloide eingeweiht sind, und die Monge's Lehren uͤber die
                              Ellipsoide (der der Schoͤpfer dieses Systemes im 2. Hefte des 4. Jahrganges
                              des Journal de l'école polytechnique war) noch
                              nicht vergessen haben.
                           
                        
                           Lancellotti's
                              Spiegelbelegung.
                           Man loͤset drei Theile Blei in zwei Theilen Queksilber auf, und nachdem man
                              das auf der Oberflaͤche dieser Mischung befindliche Haͤutchen (das
                              Oxyd) abgenommen hat, gießt man es auf das vollkommen reine und polirte Spiegelglas,
                              welches eben so warm seyn muß, wie dieses Amalgam selbst. Lezteres wird dann an dem
                              Glase haͤngen, und die Lichtstrahlen sehr rein zuruͤkwerfen. (Register of Arts. N. 47. 20. Octbr. S. 365.)
                           
                        
                           Ueber specifische Schweren der Mineralkoͤrper,
                           die so oft in technischer Hinsicht angewendet werden, hat Hr.
                              Beudant im Augusthefte der Annales de Chimie S. 398 eine Reihe von Versuchen
                              angefuͤhrt, aus welchen erhellt, daß ein und derselbe Mineralkoͤrper
                              nach dem verschiedenen Gefuͤge, in welchem er vorkommt, oft weit
                              groͤßere Verschiedenheiten in Hinsicht auf specifische Schwere darbietet, als
                              zwei ganz verschiedene Geschlechter von Mineralien. So bietet z.B. reiner
                              kohlensaurer Kalk Differenzen von 1,348, Gyps von 0,064, Malachit von 0,2411 etc.
                              dar. Je mehr sich ein Mineralkoͤrper seinem krystallinischen Zustande
                              naͤhert, desto groͤßer wird seine specifische Schwere, und je kleiner
                              diese Krystalle, desto groͤßer ihre specifische Schwere und umgekehrt. Der
                              Unterschied betraͤgt bei Krystallen desselben Koͤrpers, wenn ihre
                              Groͤße sehr verschieden ist, oft 1 bis 2 Procente. Feinfaserige und
                              feinblaͤtterige Mineralien haben immer eine groͤßere specifische
                              Schwere, als die groͤberen, und dieß im Verhaͤltnisse zur Feinheit
                              ihrer Fasern und Blaͤtter. Nur wenn die verschiedenen Formen eines und
                              desselben Minerales gepuͤlvert und in Pulver von gleicher Feinheit gebracht
                              werden, zeigt sich dieselbe specifische Schwere, die Hr. Beudant allein als charakteristisches Merkmal
                              benuͤzt wissen will.
                           
                        
                           Notiz fuͤr Goldarbeiter und Juweliere.
                           Das neueste Mechanics' Magazine, N. 272, 25. October
                              1828. S. 208 erzaͤhlt uns, daß die englischen Juweliere und Goldarbeiter
                              bisher ihr sogenanntes Waschwasser, in welchem sie ihre Goldarbeiten wuschen
                              (verduͤnntes Koͤnigswasser) wegschuͤtteten, und daß ein Mann,
                              der sie fuͤr 5 Guineen jeden lehrte, Eisenvitriolaufloͤsung in dieses
                              Waschwasser zu gießen, und „den Niederschlag mit
                                    Salpeter zu behandeln, um das mit dem Golde verbundene Eisen zu oxydiren und
                                    das Gold rein zu erhalten,“ ein schoͤnes
                              Vermoͤgen erwarb. Ist es moͤglich, daß die Juweliere so unwissend seyn
                              konnten, ihr Waschwasser wegzuschuͤtten? Ist es moͤglich, daß der
                              Redacteur des Mechanics' Magazine nicht weiß, daß hier
                              kein Eisen niedergeschlagen wird, folglich auch keines durch Salpeter oxydirt wird?
                              Der Salpeter gibt hier dem Golde, das rein metallisch und ohne alles Eisen
                              niedergeschlagen wird, hoͤchstens eine schoͤnere Farbe.
                              Moͤchten doch alle Juweliere und Goldarbeiter fleißig Stratingh's Handbuch fuͤr Goldarbeiter a. d. Hollaͤnd.
                              uͤbersezt. Augsburg 1823. b. v. Jenisch und Stage lesen, so koͤnnen sie sich 5 Guineen
                              fuͤr solche Kunststuͤke ersparen.
                           
                        
                           Wie in Cornwallis Zinn geschmolzen wird.
                           Man hizt das Erz in einem Reverberirofen mit ungefaͤhr dem achten Theile
                              Kohlenstaub sechs Stunden lang, und verjagt auf diese Weise allen Schwefel und
                              Arsenik. Das Metall schmilzt endlich und der Ofen wird angestochen. Das aus
                              demselben ausfließende Metall muß aber noch ein Mal geschmolzen werden, wenn es
                              Blokzinn geben soll. Bei diesem lezten Schmelzen stekt man, ehe man das Zinn in
                              Model gießt, ein Stuͤk gruͤnes Aepfelholz unter die Oberflaͤche
                              des fluͤssigen Zinnes, welches gruͤne Holz darunter anfaͤngt zu
                              sieden und die Schlaken durch die entwikelten Daͤmpfe schnell auf die
                              Oberflaͤche wirst. 100 Theile Schwarzzinn (Zinnerz) geben 65 Theile
                              Zinnmetall oder sogenanntes Weißzinn. Guide to Mount's Bay.
                                 Reg. of Arts, N. 47. S. 366.
                           
                        
                           Kuͤnstliche Diamanten.
                           In der Sizung der Pariser Akademie der Wissenschaften am 5. November theilte Herr
                              Gannal in einem Schreiben
                              das Resultat seiner Untersuchungen uͤber die Wirkung des Phosphor auf den
                              Schwefelkohlenstoff mit. Er hatte naͤmlich Gelegenheit, eine
                              betraͤchtliche Quantitaͤt Schwefelkohlenstoff zu bereiten, und suchte
                              nun den Schwefel davon zu scheiden, um reinen Kohlenstoff zu erhalten. Dieß gelang
                              ihm mittelst des Phosphor und er erhielt nach einem von ihm genau beschriebenen
                              Verfahren als Praͤcipitat eine krystallisirte Substanz, die den
                              Sonnenstrahlen ausgesezt, alle Regenbogenfarben reflektirte. Er sammelte gegen
                              zwanzig einzelne Krystalle, wovon drei die Groͤße eines Hirsenkorns hatten.
                              Die drei leztern wurden von Herrn Champigny, dem Director der Juwelenhandlung des Herrn Petitot, als wahre Diamanten
                              begutachtet. Ein anderer franzoͤsischer Chemiker, Herr Cagnart Delatour hatte sich ebenfalls mit diesem
                              Gegenstand beschaͤftigt und glaubte auf einem ganz verschiedenen Wege zu demselben
                              Resultat gelangt zu seyn. Die Untersuchung des Herrn Thenard ergab aber, daß seine Krystalle nichts
                              als Kieselerde waren. Die Academie hat mehrere ihrer Mitglieder beauftragt, Hrn.
                              Gannal's Verfahren mit 8
                              Unzen Schwefelkohlenstoff zu wiederholen. (Allgemeine Zeitung 1828. Nro. 333 und
                              334.) Offenbar wird erst die Beschreibung des Verfahrens bei der Darstellung des
                              reinen Kohlenstoffs und der Bericht des chemischen Commité's zeigen, ob es
                              jezt schon moͤglich ist, bei der Darstellung des schaͤzbarsten
                              Edelsteins den Producten der Natur ziemlich nahe zu kommen, und seinen Zwek auf eine
                              nicht zu kostspielige Weise zu erreichen. Wir wollen hier nur noch bemerken, daß das
                              beste Verfahren Schwefelkohlenstoff (fruͤher faͤlschlich
                              Schwefelalkohol genannt) darzustellen, dieses ist, Schwefeldaͤmpfe durch eine
                              bis zum voͤlligen Rothgluͤhen erhizte Porcellanroͤhre, welche
                              gut ausgebrannte Holzkohle enthaͤlt, zu leiten. Man findet das Verfahren
                              hiebei in allen neueren Lehrbuͤchern der Chemie beschrieben, am besten in dem
                              Lehrbuch von Berzelius. Dresden 1825. Bd.i. S. 299.
                           
                        
                           Longchamp's
                              Salpeterplantagen.
                           Hr. Beudant hat im Namen einer
                              Commission, welche aus den HHrn. Vauquelin, Marmont, Cordier und ihm selbst bestand, der pharmaceutischen Gesellschaft in
                              Paris am 15. Octbr. 1828 Bericht uͤber Longchamp's kuͤnstliche Salpetererzeugung
                              (vergl. polyt. Journ. Bd. XXIII. S. 450)
                              erstattet, wovon Folgendes ein Auszug ist:
                           Hr. Longchamp sagt, daß die
                              salpetersauren Salze in Materialien vorkommen, welche weder eine vegetabilische noch
                              eine animalische Substanz enthalten, und auch niemals mit den Ausfluͤssen der
                              Thiere in Beruͤhrung kamen. Er behauptet, daß die Salpetersaͤure nur
                              durch die Elemente der Atmosphaͤre erzeugt wird, und daß man daher
                              Salpeterplantagen ohne Anwendung stikstoffhaltiger Substanzen errichten sollte.
                           Die Commission findet nicht, daß die von Hrn. Longchamp angefuͤhrten Thatsachen
                              unwiderlegbar beweisen, daß die Salpetersaͤure sich ohne Beihuͤlfe
                              thierischer Substanzen und ausschließlich durch die Elemente der Atmosphaͤre
                              bildet.
                           Als die Commission sodann untersuchte, ob Salpeterplantagen nach der von Hrn.
                              Longchamp angegebenen
                              Weise eingerichtet, fuͤr Frankreich vortheilhaft waͤren, fand sie, daß
                              diese Salpeterhuͤtten gewiß nicht mehr Salpeter hervorbringen wuͤrden,
                              als diejenigen, welche vegetabilische und animalische Substanzen enthalten, und
                              dieses auch nicht viel schneller; da nun von dem Salpeter, welchen man aus den
                              Salpeterplantagen (zum Beispiel denjenigen in Preußen) erhaͤlt, der Regierung
                              dieses Landes das Kilogramm auf 2 Franken 40 Cent, zu stehen kommt (das heißt
                              theurer, als unsere Salpetersieder uns den Salpeter liefern, der auch fuͤr
                              unsere Beduͤrfnisse hinreicht), und mehr als zweimal so hoch, als man den
                              Salpeter aus Indien kaufen koͤnnte, wenn unsere Regierung die Einfuhr
                              desselben aus diesem Lande erlauben wuͤrde; so schließt die Commission
                              daraus, daß der Vorschlag des Hrn. Longchamp wegen Salpetergewinnung in oͤkonomischer Hinsicht
                              nicht annehmbar ist, aber in wissenschaftlicher Hinsicht Beruͤksichtigung
                              verdient. (Journal de Pharmacie. Novbr. 1828. S.
                              583.)
                           
                        
                           Pruͤfung des chromsauren Kalis auf salzsaure und
                              schwefelsaure Salze.
                           Ueber diesen Gegenstand enthaͤlt der Bulletin de la
                                 Société industr. de Mulhausen N. 6 eine Abhandlung von Hrn.
                              Johann Zuber, Sohn. Der
                              Verfasser schlaͤgt vor, die Aufloͤsung des chromsauren Kalis mit
                              Weinsteinsaͤure zu behandeln, wodurch die Chromsaͤure in eine
                              gruͤne Verbindung umgeaͤndert wird, welche mit Baryt- und
                              Silbersalzen keinen Niederschlag mehr gibt, und sie dann auf gewoͤhnliche
                              Weise mit den genannten Reagentien auf schwefelsaure und salzsaure Salze zu
                              pruͤfen, natuͤrlich darf bei diesem Verfahren die
                              Weinsteinsaͤure nicht in Ueberschuß angewandt werden. Der Verfasser
                              haͤtte diese umstaͤndliche Methode, das chromsaure Kali auf seine
                              Reinheit zu untersuchen, gewiß nicht in Vorschlag gebracht, wenn er gewußt
                              haͤtte, daß der chromsaure Baryt in Salzsaͤure, und das chromsaure
                              Silber in Salpetersaͤure leicht aufloͤslich ist; daher man bekanntlich die
                              verduͤnnte Aufloͤsung des chromsauren Kalis nur mit
                              uͤberschuͤssiger Salpetersaͤure und dann mit
                              Silberaufloͤsung zu versezen braucht, um sie auf salzsaure Salze, und mit
                              uͤberschuͤssiger Salzsaͤure und Barytaufloͤsung, um sie
                              auf schwefelsaure Salze zu pruͤfen.
                           
                        
                           Verbindung des Chlors mit blausaurem Kali.
                           Hr. James Johnston theilt in
                              Brewster's Journal eine Abhandlung uͤber
                              obigen Gegenstand mit, wovon Folgendes ein Auszug ist.
                           Die neue in dieser Abhandlung beschriebene Verbindung wird als
                              Chloreisencyan-Kalium betrachtet, und besteht aus:
                           
                              
                                 1 Atom Chloreisencyan4 Atome
                                    Kalium
                                 = 31= 20
                                 
                                    
                                    
                                 51
                                 
                              
                           Die neue Saͤure kann man fuͤr sich durch verschiedene Verfahrungsweisen
                              erhalten, welche Hr. Johnston
                              in einer kuͤnftigen Abhandlung auseinanderzusezen verspricht. In reinem
                              Zustande bildet sie schoͤne rothe vierseitige Nadeln, die im Aeußern von
                              denjenigen irgend eines ihrer Salze nicht verschieden sind. Hr. Johnston hat diese Saͤure mit
                              verschiedenen Basen verbunden und gibt folgende allgemeine Eigenschaften ihrer Salze
                              an:
                           1) Sie haben alle eine tiefrothe Farbe und krystallisiren in vierseitigen Pyramiden
                              und rhomboidalen Prismen. In kleinen Nadeln ist ihre Farbe goldgelb.
                           2) In feuchtem Zustande werden die Krystalle durch Licht und Waͤrme zersezt,
                              werden auf der Oberflaͤche gruͤn, und lassen beim Aufloͤsen
                              einen gruͤnen Ruͤkstand.
                           3) Sie sind in Wasser leichtaufloͤslich, aber in Alkohol, selbst in
                              betraͤchtlich verduͤnntem, unaufloͤslich.
                           4) Ihre Aufloͤsungen haben, wenn sie heiß und concentrirt sind, einen
                              eigenthuͤmlichen Geruch, der sich einem schwachen Chlorgeruch naͤhert;
                              mit Ausnahme des Bleisalzes haben sie alle einen bittern Geschmak, waͤhrend
                              die Bleiverbindung so angenehm wie die anderen Salze dieses Metalles schmekt.
                           5) Schwefelwasserstoff zersezt diese Aufloͤsungen, indem sie gruͤn
                              werden und Schwefel absezen. Einige schwefelwasserstoffsaure Salze wirken ebenso,
                              aber Wasserstoffgas zersezt sie nicht.
                           6) In Pulver mit Schwefelsaͤure behandelt geben sie Chlorgas aus. Die
                              Strontian-, Baryt- und Bleisalze entbinden solches zum Theil bei
                              gelindem Erwaͤrmen.
                           7) Ihre Aufloͤsungen werden auch durch metallisches Queksilber zersezt, indem
                              sie zuerst gruͤn, dann gelblichgruͤn werden und einen blauen
                              Niederschlag absezen, und geben dann nicht mehr einen rothen, sondern einen weißen
                              Niederschlag mit salpetersaurem Silber. Sie wirken auch stark auf metallisches
                              Eisen, indem sie es augenbliklich mit Berlinerblau uͤberziehen.
                           8) Sie geben alle aͤhnliche Niederschlaͤge mit den Metalloxyden.
                           9) In trokenem Zustande erleiden sie durch Aussezen an die Luft keine
                              Veraͤnderung, das Cadmiumsalz ausgenommen, welches zerfließt.
                           10) Die meisten decrepitiren beim Erhizen, und koͤnnen in der Flamme eines
                              Lichtes verbrannt werden, indem sie helle weiße Funken ausspruͤhen und einen
                              dunkelbraunen Ruͤkstand hinterlassen. Das Barytsalz schmilzt, ohne merklich
                              zu brennen, und das Bleisalz brennt ruhig wie Zunder, indem es kleine
                              Kuͤgelchen von metallischem Blei gibt. (The phil. Mag.
                                 and Annals of Philos. Novbr 1828. S. 385.)
                           
                        
                           Verbindungen des Alkohols.
                           Graham hat die Zusammensezung der gesaͤttigten
                              Aufloͤsung verschiedener wasserfreien Salze in Alkohol untersucht, und dabei
                              gefunden, daß der Alkohol zu dem Salze in stoͤchiometrischem
                              Verhaͤltnisse steht. Er nennt diese fluͤssigen Verbindungen Alcoates; so verbinden sich z.B.
                           
                              
                                 
                                 9 Atome
                                 Alkohol
                                 = 25,875
                                 
                              
                                 mit
                                 1   –
                                 salpetersaurer Bittererde
                                 =     9,25;
                                 
                              
                                 
                                 5   –
                                 Alkohol
                                 = 14,375
                                 
                              
                                 mit
                                 2   –
                                 salpetersaurem Kalk
                                 =    20,5;
                                 
                              
                                 
                                 3   –
                                 Alkohol
                                 =   8,625
                                 
                              
                                 mit
                                 1   –
                                 Manganchloruͤr
                                 =
                                             8;
                                 
                              
                                 
                                 1 Atome
                                 Alkohol
                                 =   2,875
                                 
                              
                                 mit
                                 2   –
                                 Chlorzink
                                 =    17,5
                                 
                              
                           (The philos. Magaz. and Annales of
                                 Phil. October 1828, S. 265 und Nov. 1828, S. 331.) Das Verfahren, wie er
                              den wasserfreien Alkohol zu seinen Versuchen bereitete, ist in diesem Hefte, S. 342
                              mitgetheilt worden.
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des arabischen Gummis bei dem Faͤllen
                              des Bleies durch schwefelsaure Salze.
                           Nach Hrn. A. J. Walcker bringt
                              schwefelsaures Natron nach wenigen Minuten einen Niederschlag in einer
                              Aufloͤsung von krystallisirtem essigsaurem Blei hervor, wenn lezteres nur ein
                              1/3000 Theil der Aufloͤsung ausmacht. Wenn aber das Wasser zugleich 1/50
                              seines Gewichtes arabischen Gummi enthielt, wurde erst mit 1/1000 des essigsauren
                              Salzes ein Niederschlag erhalten. Mit 1/1500 des essigsauren Salzes erhielt man
                              nicht einmal nach einigen Stunden einen Niederschlag, und dasselbe war der Fall,
                              wenn die Fluͤssigkeit 1/20 arabisches Gummi erhielt und das essigsaure Salz
                              1/1000 betrug. Die Ursache dieser Anomalie kann nicht diese seyn, daß der
                              Niederschlag von der klebrigen Fluͤssigkeit suspendirt erhalten wird; denn
                              die Faͤllung erfolgt auch nicht, wenn man die Fluͤssigkeit einige Tage
                              stehen laͤßt oder zum Sieden bringt, waͤhrend einige Tropfen
                              Essigsaͤure, Salpetersaͤure oder Schwefelsaͤure sogleich einen
                              Niederschlag hervorbringen. (The phil. Mag. and Annals of
                                 Philosophy. Novbr. 1828. S. 385.)
                           
                        
                           Ueber Pflanzenwachs,
                           welches man in verschiedenen Laͤndern aus Urtica galactodendrum, Rhus Vernix, Myrica cerifera,
                                 pensylvanica, cordifolia et quercifolia, Ceroxylon andicola, Croton sebiferum et
                                 moluccanum erhaͤlt, findet sich in Dr.
                                 Hensman's
                              Repertoire de chimie ein interessanter Aufsaz des Hrn.
                              Brancken, aus welchem der
                              Messag. d. Sciene. and Arts de Gand 1827–28
                              p. 325 und der Bullet. d.
                                 Scienc. techn. Septbr. 1828. S. 196 einen Auszug enthaͤlt. Leider
                              geht aus demselben aber nur so viel hervor, daß wir alle diese Wachssorten nicht mit
                              so gutem Erfolge benuͤzen koͤnnen, als unser gewoͤhnliches
                              europaͤisches Bienenwachs.
                           
                        
                           Ueber Selbstentzuͤndung oder natuͤrliche
                              Pyrophore.
                           Ein Herr C. D. macht im Mechan. Magaz. N. 275. 1. Nov. l.
                              J. auf die Notwendigkeit aufmerksam, das Publicum von Zeit zu Zeit an die
                              Koͤrper zu erinnern, die sich von sich selbst entzuͤnden, wenn sie
                              aufgehaͤuft uͤber einander liegen. Graf Morozzo hat in den Abhandlungen der Academie zu
                              Turin einen gehaltreichen Aufsaz uͤber diesen Gegenstand eingeruͤkt,
                              der wieder verdient aus der Vergessenheit hervorgezogen zu werden. Herr C. D.
                              fuͤhrt hier als Beispiele die Selbstentzuͤndungen von Wachsleinwand,
                              geroͤstetem Korne und Samen, Lampenschwarz, Lumpen, Pech, Theer,
                              Eisenspaͤnen, Steinkohlen auf. Er haͤtte auch Baumwolle hier
                              anfuͤhren sollen, die sich an feuchten Orten eben so von selbst
                              entzuͤndet, wie nasses Heu.
                           
                        
                           Zusaz zu Barrell's Abhandlung uͤber Staͤrkebereitung aus
                              Erdaͤpfeln in Bd. XXIX. S. 388 dieses
                              Journales.
                           (Aus einem Schreiben an den Herausgeber.)
                           – „Wir freuten uns, daß das Verfahren des Herrn Barrell zur
                                 Staͤrkebereitung aus Erdaͤpfeln in Ihrem verdienten Journal
                                 bekannt gemacht worden ist, da schon die Aufnahme dieses Aufsazes beweist, daß
                                 dieses Verfahren nicht so bekannt ist, als es bekannt zu werden verdient; neu
                                 ist es aber nicht, indem der Einsender dieser Bemerkungen, es schon im Jahre
                                 1817 im genfer Hospital angewendet sah, wo der Mehlbedarf selbst fuͤr
                                 Zeiten der Theuerung darnach bereitet wurde.“
                              
                           
                              „Auch auf den Guͤtern des Freiherrn von Cotta in Dotternhausen in Wuͤrtemberg, wird es angewandt, und
                                 dort, so wie in Genf, konnte auch die Reinigungsmaschine der Erdaͤpfel
                                 eingesehen werden, die ganz einfach ist; sie besteht naͤmlich aus einem
                                 durchloͤcherten Cylinder, in welchen man die Erdaͤpfel durch eine
                                 Thuͤr bringt, worauf man ihn mittelst einer Kurbel in einem Wassertrog
                                 dreht und das in lezterem befindliche Wasser so oft erneuert, bis es ganz rein
                                 bleibt; hierdurch werden die Erdaͤpfel, ohne daß irgend ein
                                 Buͤrsten noͤthig waͤre, so rein gewaschen, daß nicht das
                                 mindeste Fremdartige daran klebt.“
                              
                           
                        
                           Bereitungsart des Grenoble-Ratafia.
                           Hr. Chevallier gibt im Journal des connaissances usuelles N. 39 (Bullet. d. Scienc. technol. Septbr. 1828. S. 207)
                              folgende Weise an, wie man zu Grenoble Ratafia aus
                              Kirschen bereitet, der von den Lekermaͤulern sehr gesucht wird, und wovon zu
                              Grenoble allein jaͤhrlich an 300 Hektoliter (das Hektoliter zu 60 Franken im
                              Durchschnitte) erzeugt werden. Man sammelt die reifen Kirschen in Kufen,
                              druͤkt sie in denselben ein, und laͤßt sie nur so lang darin, daß sie
                              nicht sauer werden und gaͤhren koͤnnen; hierauf bringt man sie, sobald
                              eine hinlaͤngliche Menge vorraͤthig ist, in eine Oehlmuͤhle, in
                              welcher man sie sammt dem Kerne unter dem Steine zerquetschen laͤßt. Dieser
                              zerquetschte Kirschenbrei wird sammt dem Safte in Kessel gethan, und in denselben 2
                              oder 3, auch wohl 6 Stunden lang, je nachdem die Kirschen mehr oder minder reif
                              sind, gekocht, und waͤhrend des Kochens fleißig umgeruͤhrt, damit
                              nichts an den Kesseln sich anlegt. Nachdem der Brei hinlaͤnglich ausgesotten
                              wurde, wird er in Binsenkoͤrbe geschlagen, und unter die große Presse
                              gebracht, wo aller Saft ausgepreßt wird, den man dann noch lau in Faͤsser
                              fuͤllt, in welchen man ihn abkuͤhlen laͤßt und demselben 1/4,
                              1/5 oder 1/6 Alkohol von 33° zusezt. Sobald der Alkohol zugesezt ist,
                              schließt man die Faͤsser hermetisch. Jeder Fabrikant sezt diesem Kirschensafte (jus de
                                 cerises), der mit der staͤrksten Dosis Alkohol Ratafia genannt wird, noch allerlei Ingredienzen bei, die aber jeder
                              geheim haͤlt.
                           
                        
                           Ueber Seidenraupenzucht
                           findet sich im 6. H. des Giornale
                                 agrario toscano 1828 ein interessanter Aufsaz von Hrn. Lambruschini, welcher in jenen
                              Staaten Deutschlands, in welchen man auf Seidenraupenzucht einen vernuͤnftigen Bedacht nimmt, eine deutsche
                              Uebersezung verdiente.
                           
                        
                           Ueber kuͤnstliche Blumenmacherei.
                           Man kann nicht laͤugnen, daß die Pariser bisher die schoͤnsten
                              kuͤnstlichen Blumen verfertigten. Einige ihrer Techniker haben auch
                              uͤber einzelne Theile dieser Kunst interessante kleinere Aufsaͤze
                              geliefert, die wir im polyt. Journale seiner Zeit mittheilten. Gegenwaͤrtig
                              gibt ein Hr. Ferlier zu Paris
                              ein eigenes Werk uͤber diesen wichtigen Zweig der eleganten Industrie unter
                              dem Titel:
                           Flore artificielle; par Ferlier.
                                 Premier ouvrage consacré aux dames sur l'art de faire les fleurs. 8.
                                 Paris 1828 chez l'auteur, dépôt direct de tous les articles pour
                                 fleurs artificielles, rue St. Denis, N. 326,
                           heraus. Die erste Lieferung, von 79 S. und 3 lithographirten
                              Tafeln, ist bereits erschienen, und kostet nur 3 Franken. Die noch uͤbrigen 4
                              Lieferungen werden jede nur 2 Franken kosten. Dieses Werk wird im Bullet. d. Sc. technol. sehr gepriesen, und verdiente
                              nach der Art, wie es daselbst empfohlen ist, allerdings eine deutsche Uebersezung,
                              um unsere Frauenzimmer zu lehren, kuͤnstliche Blumen nach Pariser Art bei
                              Hause zu verfertigen, und das Geld, das dafuͤr jaͤhrlich in nicht
                              unbedeutender Menge uͤber den Rhein geht, zu ersparen.
                           
                        
                           Zahl der Linienschiffe, die auf der Werfte zu Petersburg von
                              der Admiralitaͤt vom J. 1712–1825 erbaut wurden.
                           Der Bullet. d. Sc. technol. Septbr. 1828 gibt S. 224 aus
                              den Otieschestvennia Zapisski, Octbr. Novbr. 1825
                              folgende Uebersicht der auf der Werfte zu Petersburg vom J. 1712–1825
                              erbauten Schiffe:
                           
                              
                                 Vom J.
                                 1712 bis 1725
                                 40
                                 
                              
                                 
                                 1725  –  1745
                                 26
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Vom J.
                                 1745 bis 1763
                                 40
                                 
                              
                                 
                                 1763  –  1797
                                 93
                                 
                              
                                 
                                 1797  –  1801
                                 10
                                 
                              
                                 
                                 1801  –  1825
                                 44
                                 
                              
                           In 115 Jahren 253 Linienschiffe, ohne die Fregatten, Schaluppen etc. Fast alle
                              Linienschiffe sind aus kaukasischem Eichenholze.
                           
                        
                           Das Dampfboth „The
                                    North-America.“
                              
                           Dieses Dampfboth faͤhrt (nach einem Auszuge eines Schreibens des Professors
                              Renwick an Capit. Edw. Sabini im Quarterly Journal, der im Register of Arts, N. 47, S. 364 mitgetheilt ist) auf dem
                              Hudson zwischen New-York und Albany 160 (englische) Meilen binnen 12 Stunden,
                              also, bei neun Maligem Anlanden an verschiedenen Oertern, 14 englische Meilen in
                              Einer Stunde. Ein Mal fuhr es sogar in 10 Stunden diese Streke.
                           Es ist auf dem Verdeke 178 Fuß lang, in der Mitte 28 Fuß breit, und im Hohlraume 9
                              Fuß tief. Man koͤnnte seine Figur mit jener des Vordertheiles eines
                              Eßloͤffels vergleichen. Der Wasserschneider (Cut-water) bildet einen großen Vorsprung in gleichfoͤrmiger
                              und regelmaͤßiger Kruͤmmung, und alle Kruͤmmungen am Kiele sind
                              regelmaͤßig und ohne alle abgebrochene Winkel. Der Hinterbalken ist, zur
                              Verstaͤrkung des Ruders, senkrecht, und eine ungewoͤhnlich große Menge
                              todten Holzes ist gegen das Hintertheil hin angebracht, waͤhrend sich nur
                              wenig davon in der Mitte befindet.
                           Der North-America fuͤhrt zwei
                              Verdichtungsmaschinen, jede von der Kraft von 85 Pferden. Diese und ihre Kessel sind
                              auf einer eigenen Buͤhne angebracht, die von verlaͤngerten Balken des
                              Verdekes gebildet wird, und sich nach dem Hintertheile zu verschmaͤlert,
                              wodurch viel an Breite gewonnen und ein freier Gang zwischen den Maschinen erhalten
                              wird. Die Kajuͤten werden durch Schubthuͤren in eine ganze Enfilade
                              von Zimmerchen verwandelt.
                           Die Raͤder sind 13 1/2 Fuß breit, und halten 21 Fuß im Durchmesser. Um den Bau
                              dieser Raͤder sich vorstellen zu koͤnnen, sagt Professor Renwick, darf man nur das Wasserrad
                              in drei Theile zersaͤgt sich denken, wovon ein Theil um Ein Drittel, und der
                              andere um zwei Drittel hinter dem eigentlichen Plaze des ersten Nuders und des
                              zunaͤchst darauf folgenden zuruͤkgestellt ist. Dadurch entsteht also
                              ein dreifaches Wasserrad, und da jedes Ruder eine nicht viel breitere Bahn macht,
                              als es selbst breit ist, so schlaͤgt jedes derselben viel ruhiges Wasser. Der
                              Schlag eines jeden einzelnen Ruders ist indessen nur der dritte Theil eines ganzen
                              Ruderrades; allein die einzelnen Schlaͤge fallen so schnell auf einander, daß
                              diese drei getrennten Ruder so gut, wie ein eben so langes ganzes Ruder wirken, und
                              sich wechselweise als Flugrad dienen.
                           Die Maschinen sind beinahe vollkommen so, wie Watt's Maschine. Die Luftpumpe wirkt jedoch
                              kraͤftiger, als gewoͤhnlich, und unterhaͤlt noch einen leeren
                              Raum, selbst wenn der Dampf einen groͤßeren Druk aͤußert, als bei den
                              gewoͤhnlichen Maschinen. Herr Rob.
                                 L. Stevens, der dieses Both baute, meint, daß die Kessel 12 bis 14
                              Zoll Dampf waͤhrend eines ganzen Stoßes liefern koͤnnen, und die
                              Luftpumpe waͤhrend dieser Zeit Kraft genug besizt, einen leeren Raum zu
                              unterhalten. Die Wogen vor dem Bothe sind kleiner, als vor Bothen, die nicht halb so
                              schnell fahren. Die Kessel sind von Kupfer. Es ist eine Vorrichtung statt der
                              parallelen Bewegung von Watt angebracht, durch welche Kraft verloren geht; allein
                              die Maschine ist dafuͤr gedraͤngter und staͤrker.
                           
                        
                           Dampfschiffe als Kriegsschiffe.
                           Die englische Regierung laͤßt gegenwaͤrtig 6 Dampfschiffe, jedes von
                              1600 Tonnen, bauen, und durch eine Dampfmaschine von der Kraft von 180 Pferden
                              treiben. Jedes solches Dampfschiff wird 50 schwere Kanonen fuͤhren. Man
                              glaubt, daß ein solches Dampfschiff es fuͤglich mit einem Linienschiffe von
                              74 Kanonen aufzunehmen vermag. Mechanics' Magazine, N.
                              272, 25. October 1828. S. 208.