| Titel: | Verbesserter Probier- oder Kupellir-Ofen, von Ferdinand Oechsle, Gold-Controlleur in Pforzheim. | 
| Autor: | Christian Ferdinand Oechsle [GND] | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XXVII., S. 97 | 
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                        XXVII.
                        Verbesserter Probier- oder
                           Kupellir-Ofen, von Ferdinand
                              Oechsle, Gold-Controlleur in Pforzheim.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Oechsle's verbesserter Probier- oder
                           Kupellir-Ofen.
                        
                     
                        
                           Die Probier-Oefen, wie sie wirklich noch bei den meisten Probierern im
                              Gebrauche sind, und deren auch ich mich anfangs bediente, haben insgesammt einen
                              Hauptfehler, der darin besteht, daß die Muffel nicht ganz durch den Ofen hindurch
                              laͤuft, sondern sich im Ofen endigt und schließt. Es ist daher
                              unmoͤglich, daß das Sauerstoffgas der atmosphaͤrischen Luft das
                              treibende Blei in den Kapellen, welche im hintern Theile der Muffel stehen, so
                              leicht beruͤhrt, als dasjenige in den an der Muͤndung der Muffel
                              befindlichen Kapellen. Denn wenn die atmosphaͤrische Luft iht Sauerstoffgas
                              an das Blei abgegeben hat, so sollte wieder neue atmosphaͤrische Luft
                              herbeistroͤmen, und die zersezte einen Ausgang finden, damit die Oxydation
                              des Bleies und der uͤbrigen verglasbaren Metalle unaufgehalten fortschreiten
                              kann. Mehrere Probierer suchen diesem Uebelstande dadurch zu begegnen, daß sie an
                              der Muffel Seitenoͤffnungen anbringen, aber hiebei hat man immer zu
                              befuͤrchten, daß eine Probe verderben werde, wenn eine Kohle sprizt, und
                              theilweise in die Kapelle faͤllt.
                           Ich habe oft die unangenehme Erfahrung gemacht, daß die an der Muͤndung
                              stehenden Kapellen viel eher abliefen, als die mittleren und die hinteren,
                              ungeachtet die Hize der lezteren groͤßer ist, als die der ersteren.
                           
                           Die Ursache davon laͤßt sich leicht einsehen; denn die atmosphaͤrische
                              Luft beruͤhrt das treibende Blei in den vorderen Kapellen zuerst und oxydirt
                              es; die uͤbrige den mittleren und Hinteren Kapellen noch zustroͤmende
                              Luft aber hat nur wenig Sauerstoffgas mehr.
                           Ich suchte diesen Fehler zu verbessern, indem ich die Muffeln ganz durch den Ofen
                              gehen ließ, so daß ein immerwaͤhrender Luft-Durchzug Statt finden
                              konnte; ich brachte zwei Muffeln uͤbereinander an, wovon die eine blos zum
                              Aufwaͤrmen der Kapellen bestimmt ist; die Muffeln haben keine groͤßere
                              Breite als zur Aufnahme einer Kapelle noͤthig ist, und es koͤnnen
                              sechs Kapellen, also drei ganze Proben, auf ein Mal in einer Muffel abgetrieben
                              werden.
                           Hat man mehrere Proben, so kann man alle nachfolgende durch diejenige Muffel passiren
                              lassen, in welcher man das Abtreiben anfing. Man hat dabei den Vortheil, daß man die
                              Kapellen nicht leicht verwechselt, weil alle in einer Reihe hintereinander stehen.
                              Wenn dieser Ofen die gehoͤrige Hize erlangt hat, so wird eine Bleikugel von
                              1/2 Loth Gewicht in 15 bis 18 Minuten verglast, wozu in einem Probier-Ofen
                              mit hinten geschlossenen Muffeln 30 – 36 Minuten noͤthig waren.
                           Mancher Probierer wird enge Muffeln verwerfen, weil viele die Gewohnheit haben, die
                              Silberproben in der ganzen großen Muffel so lange herumzufuͤhren, bis sie
                              geblikt haben und vollendet sind. Sie glauben bei diesem Verfahren vermittelst
                              geringerer Hize dem bekannten Silberverlust vorzubeugen, waͤhrend dieser doch
                              nur durch das richtige Verhaͤltniß des Bleies zum Silber vermieden werden
                              kann.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Zeichnung.
                           Fig. 6, A, A, A, A, ist der Aschenheerd. A, B, ist der mittlere Theil, oder eigentliche Ofen; C, der Hut. Bei A u. B, laͤßt sich der Ofen abheben, welcher also aus
                              drei Theilen besteht, die aus Eisenblech verfertigt sind und mit Dachziegeln
                              ausgefuͤttert werden, welche leztere man erneuert, wenn sie ausgebrannt sind.
                              D, D, sind die zwei Muffeln, die ganz durch den Ofen
                              hindurch laufen, wie Fig. 7. zeigt. E, E, sind zwei Schieber, die
                              theils als Register benuzt werden, theils auch nur dazu dienen, um die Kohlen neben
                              der Muffel herabfallen zu machen. Der beigegebene Maaßstab zeigt die genaueren
                              Verhaͤltnisse des Ofens in franzoͤsischem Maaß an.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
