| Titel: | Oekonomische Fußwärmer (Chauffrettes de Hollande) in Zimmern, Bureaux, auf Schiffen, in Wagen; von der Erfindung des Hrn. Heusch zu Henri-Capelle. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XXVIII., S. 99 | 
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                        XXVIII.
                        Oekonomische Fußwaͤrmer (Chauffrettes de Hollande) in Zimmern, Bureaux, auf Schiffen,
                           in Wagen; von der Erfindung des Hrn. Heusch zu Henri-Capelle.
                        Aus dem Industriel belge. N. 59. 1828. Im Bulletin des Sciences
                                 technolog. Octbr. 1828. S. 244.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Heusch's oͤkonomische Fußwaͤrmer.
                        
                     
                        
                           Die hollaͤndische Sitte, ein Kohlen- oder Torf-Beken unter die
                              Fuͤße zu stellen, und die Nachtheile, die mit dieser gefaͤhrlichen
                              Vorrichtung verbunden sind, veranlaßten den Verfasser auf eine Verbesserung
                              derselben zu denken.Die Faulheit, die dem menschlichen Geiste angeboren ist, und die wir aus
                                    Heuchelei gegen uns selbst Gewohnheit nennen, macht uns nicht blos stolz auf
                                    unsere Thorheiten, vergnuͤgt und zufrieden bei dem Elende, das sie
                                    uͤber uns brachte und noch bringt; sie sezt uns sogar, was man von
                                    der Faulheit kaum erwarten sollte, in eine Thaͤtigkeit, die bis an
                                    das Muͤheselige und Laͤcherliche graͤnzt, die das Reich
                                    unserer Thorheiten verewigen und erweitern hilft und zu dem alten Jammer
                                    noch neues Elend, zuweilen sogar mit nicht geringem Aufwande an
                                    Geistes- und Koͤrperkraft, reichlich hinzuthut. So unendlich
                                    die Fortschritte sind, die geistreiche Physiker, gewekt durch das Beispiel
                                    des unsterblichen Rumford, in der Pyrotechnik
                                    seit einem halben Jahrhunderte gemacht haben, so faͤhrt man doch in
                                    demselben Lande, in welchem Rumford seine, fuͤr die Menschheit so
                                    wohlthaͤtigen, Arbeiten begann, noch immer fort, den einzigen wahren
                                    Reichthum dieses Landes jaͤhrlich zu Millionen nicht bloß
                                    unnuͤz, sondern zum Schaden und Verderben der Gesundheit, muthwillig
                                    zu verbrennen, und waͤhrend man in diesem Lande im Winter halb
                                    gebraten wird, ist man in Rumford's Vaterlande und in dem benachbarten
                                    Holland, so mild auch daselbst der Winter ist, in Gefahr zu erfrieren, und
                                    der Englaͤnder und Hollaͤnder ist in kalten
                                    Winter-Tagen bei all seinem Reichthume nicht viel
                                    gemaͤchlicher in seinen reichen Zimmern, als der
                                    Groͤnlaͤnder und Eskimoh in seinem Schneeloche beim kochenden
                                    Thrantopfe. Vergebens hat Franklin an seinem Kamin-Ofen der
                                    Menschheit ein Geschenk hinterlassen, das nur an seinen
                                    Wetter-Ableitern sein Gegenstuͤk findet; es gibt noch zur
                                    Stunde weit weniger Francoline in den Haͤusern, als
                                    Wetter-Ableiter auf den Haͤusern. Die ungeheueren
                                    Kacheloͤfen, die, genau zusammen gerechnet, in einer Stunde mehr
                                    Forstfrevel veruͤben, als alle Holzdiebe in einem Jahre, sind in dem
                                    groͤßten Theile von Deutschland noch ebenso an der
                                    Tages-Ordnung, wie die erbaͤrmlichen Kamine in England und in
                                    Holland und in einem großen Theile Frankreichs. Da man an diesen Kaminen auf
                                    einer Seite friert, und auf der anderen bratet, und nie zu einer behaglichen
                                    warmen Stube gelangt, so gerieth man in England, und noch mehr in dem
                                    kaͤlteren feuchteren Holland, auf die Idee, sich die Theile seines
                                    heiligen Leibes einzeln zu waͤrmen; und so entstanden die
                                    Fußwaͤrmer, die Bauchwaͤrmer, die Bettenwaͤrmer u.s.f.,
                                    bis zu den Nasenwaͤrmern hinauf, als welche man in Holland die
                                    zolllangen Tabakpfeifen fuͤglich betrachten kann. Bluͤhende
                                    Doͤrfer, Markte und Staͤdte wurden durch einen oder den
                                    anderen dieser Waͤrmer wiederholt in Asche gelegt; Hunderte von
                                    Frauen und Maͤdchen wurden und werden noch jezt (erst vor wenigen
                                    Wochen in England eine angesehene Frau) lebendig durch diese
                                    Fußwaͤrmer verbrannt, alle diese Lektionen vermoͤgen nichts
                                    gegen die Faulheit des menschlichen Geistes: es bleibt nicht nur beim Alten,
                                    sondern man macht sogar daß Alte, (wie, bei Kaͤstnern, der
                                    Italiaͤner zu Leipzig das Leiden Christi) „auf eine neue
                                       Manier.“ Eine solche neue Manier des alten Uebels ist auch
                                    gegenwaͤrtiger Fußwaͤrmer, den wir nur als
                                    Warnungs-Tafel und als Beispiel der vielfaͤltigen Verirrungen
                                    des menschlichen Geistes hier auffuͤhrten.Als Warnungs-Tafel, indem die Fußwaͤrmer, nicht bloß noch den
                                    Erfahrungen aller Aerzte, sondern selbst nach dem Gefuͤhle des
                                    gesunden Menschen-Verstandes, die Quelle zahlloser Krankheiten sind. Seit
                                    den Zeiten des unsterblichen Boerhaave haben die achtbaren
                                    hollaͤndischen Aerzte ihren diken Landsmaͤnninnen gezeigt und
                                    bewiesen, daß so viele ihrer Krankheiten, ihrer Ausschlaͤge und
                                    Geschwuͤre an den Fuͤßen, ihre Krampfadern an denselben (die
                                    sogenannten Kinderfuͤße), ihr laͤstiger und garstiger weißer
                                    Fluß, ihre Muttervorfaͤlle und Krankheiten an der Baͤrmutter
                                    vorzuͤglich von diesen ungluͤklichen Fußwaͤrmern
                                    herruͤhren, die die Temperatur an denselben erhoͤhen, den
                                    Zufluß der Saͤfte dahin und die Reizbarkeit und Empfindlichkeit an
                                    den Muskeln und Nerven dieser Theile krankhaft vermehren etc. Alles war
                                    bisher vergebens und in den Wind gesprochen. Da Hr. Heusch dieses alte Leiden der guten Hollaͤnderinnen auf
                                    eine neue Manier eingerichtet hat, die die verderblichen Folgen theilweise
                                    angebrachter Waͤrme noch durch die nachtheiligen erschlaffenden
                                    Einfluͤsse warmer Wasserdaͤmpfe erhoͤht, so steht, zu
                                    erwarten, daß die Folgen dieser verbesserten Fußwaͤrmer sich bald so
                                    kraͤftig an den Individuen, die sich derselben bedienen,
                                    aͤußern werden, daß diese sich derselben nicht gar lang werden
                                    bedienen koͤnnen; denn im Grabe sind Fußwaͤrmer hoͤchst
                                    uͤberfluͤssig.A. d. U.
                              
                           
                           Man mag diese Beken mit Holzkohlen oder mit Torf heizen, so hat man lang zu thun, bis
                              das Brenn-Material gehoͤrig brennt; man hat Muͤhe es in Gluth
                              zu erhalten; die Waͤrme ist nicht gleichfoͤrmig; die Zimmer werden
                              dadurch verunreinigt, und selbst die Gefahr bei dem Gebrauche derselben ist nicht
                              unbedeutend.
                           Fig. 1 und
                              2. zeigt
                              diesen verbesserten Fußwaͤrmer.
                           A, ist eine ovale Buͤchse aus Eisenblech mit
                              Loͤchern versehen, damit die Luft freien Zutritt in das Innere derselben
                              gewinnt. z, ist ein Henkel mit einem Gewinde, um diese
                              Buͤchse von einem Orte zu dem anderen bequem tragen zu koͤnnen. y, y, y, sind drei kleine Zapfen, zwei vorwaͤrts,
                              einer ruͤkwaͤrts, jeder mit einem Loche um eiserne Stifte
                              durchzuschieben, die an Kettchen haͤngen, und wodurch die Buͤchse auf
                              ihrem Boden befestigt wird. X, ist der Boden der Lampe,
                              w, mit einem Falze und einem schwimmenden Dochte,
                              v; ein Reif, u, faßt
                              dasjenige auf, was allenfalls aus der Lampe verschuͤttet wird.
                           Diese Lampe, die noch uͤberdieß zwei Ohren und einen Dekel hat, ist so
                              vorgerichtet, daß die Luft freien Zutritt zu derselben hat und der Docht immer in
                              der Mitte schwimmt.
                           B, ist eine horizontale Scheidewand, die als Boden
                              fuͤr das kleine Beken dient, welches mit kaltem Wasser gefuͤllt
                              wird.
                           C, Roͤhre dieses Bekens, durch welches dasselbe
                              mit Wasser gefuͤllt wird. Diese Roͤhre ist unten mit kleinen
                              Loͤchern, und oben mit einem Dekel versehen, der etwas weiter ist, um zu
                              hindern, daß das Wasser nicht uͤber den achtzigsten Grad gehizt wird. Sie ist
                              uͤberdieß noch mit einer anderen etwas hoͤheren Roͤhre umgeben,
                              damit auch nicht die mindeste Feuchtigkeit dort hin gelangt, wo man die Fuͤße
                              hinzustellen hat.
                           D, eine Huͤlle aus Maroquin zur Aufnahme der
                              Fuͤße. Sie ist mit Pelz gefuͤttert, und am Rande der Stelle, auf
                              welche man die Fuͤße sezt, mittelst kleiner Stifte befestigt, die in
                              Loͤcher passen, mit welchen dieser Rand versehen ist.
                           
                           E, Dekel, zum Ausloͤschen der Lampe.
                           Ehe man die Lampe anzuͤndet, fuͤllt man das Beken zur Haͤlfte
                              mit Wasser, und wenn die Lampe nur acht Minuten lang brennt, wird das Wasser bereits
                              heiß genug geworden seyn, um die Fuͤße zu waͤrmen. Die Temperatur wird
                              nach und nach bis auf 80° steigen.
                           Je nachdem man mehr oder minder warm haben will, darf man die Lampe nur hoͤher
                              oder tiefer stellen.
                           Auf Reisen in Wagen oder Schiffen nimmt man statt der Lampe eine dike Wachskerze.
                           So wie das Wasser verduͤnstet, muß man nach und nach frisches zusezen. Die
                              Lampe wird mit Weingeist unterhalten, der („in Holland und
                                 Frankreich“), wie Herr Derosne der aͤltere in seinen Versuchen
                              am Sparheerde erwiesen hat, nicht theurer kommt, als Holzkohle.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
