| Titel: | Practische Anleitung, um auf Calicos in gedrukten Dessins das ächte Krapp-Rosaroth darzustellen. Vom Herausgeber. | 
| Autor: | Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND] | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XXXIX., S. 123 | 
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                        XXXIX.
                        Practische Anleitung, um auf Calicos in gedrukten
                           Dessins das aͤchte Krapp-Rosaroth darzustellen. Vom Herausgeber.
                        Dingler's Anleitung, um auf Calicos in gedrukten Dessins das
                           aͤchte Krapp-Rosaroth darzustellen.
                        
                     
                        
                           Eine der ersten Bedingungen zur Hervorbringung dieses Krapp-Rosarothes ist,
                              ganz rein gebleichte Baumwollentuͤcher zum Druken zu nehmen, damit die Waare
                              beim Krappfaͤrben sich nicht einfaͤrbt, und auch nicht flekig wird.
                              Zum Vordruk der Calicos wendet man einen mitttelstarken Mordant an, wozu sich
                              folgender Ansaz am besten eignet.
                           Man loͤst in
                           96 Pfund Wasser,
                           30 Pfund Alaun durch Huͤlfe der Waͤrme auf; gießt die
                              warme Aufloͤsung in einer Ansazkufe uͤber
                           30 Pfund Bleizuker, ruͤhrt das Ganze recht gut durch
                              einander und gibt dann nach und nach
                           2 1/2 Pfund krystallisirte Soda, die man vorher in 4 Pfund
                           Wasser aufgeloͤst hat, hinzu. Der Ansaz muß nun noch ein Paar Stunden
                              geruͤhrt und vor dem Gebrauch wenigstens 48 Stunden lang stehen gelassen
                              werden. Dieser Ansaz (Mordant) ist nach seiner Staͤrke zum Verdiken mit Gummi
                              geeignet. Wenn man sich aber an Statt des Gummi's zum Verdiken der Staͤrke
                              bedient, so sezt man auf 5 Maß dieses Mordant noch Ein Maß Wasser zu.
                           Die mit diesem verdikten Mordant gedrukten Calicos werden nun, wie es bei Drukwaaren
                              Mich ist, einige Tage in einem temperirten Rechen aufgehaͤngt, darauf im
                              Kuͤhkothbade gereinigt, gut ausgewalkt, gewaschen und dann an- und
                              ausgefaͤrbt.
                           Das An- und Ausfaͤrben geschieht entweder in einer hoͤlzernen
                              Faͤrbekufe, die durch Einstroͤmen von Wasserdaͤmpfen erhizt
                              wird, oder in einem kupfernen Kessel, in welchem ein aus geschaͤlten Weiden
                              geflochtener Korb befestigt ist, damit die Stuͤke keine Kesselfleken
                              bekommen. Wenn man nicht zu viele Stuͤke auf ein Mal in einem Kessel
                              faͤrbt, so kann man dieses auch ohne Anwendung eines Korbes verrichten.
                           Zum Anfaͤrben nimmt man auf jedes Stuͤk Calico von 5/4 Stab Breite und
                              22 Stab Laͤnge nebst der gehoͤrigen Quantitaͤt Wasser 1/2 Pfund
                              Krapp und 1/4 Loth Potasche. Die Potasche loͤst man vorher in etwas warmen
                              Wasser auf. Man bringt die Stuͤke bei einer Temperatur von 20 Grad Reaumur in
                              das Faͤrbebad und laͤßt sie zum Anfaͤrben eine Stunde lang
                              darin, waͤhrend welcher Zeit man sie immer hin und her haspelt und breit
                              erhaͤlt, und dafuͤr sorgt, daß die Temperatur der Fluͤssigkeit
                              30 Grad Reaumur nicht uͤbersteigt; die Stuͤke werden sodann aus dem Kessel genommen, in
                              fließendem Wasser ausgewaschen und nun ausgefaͤrbt.
                           Zum Ausfaͤrben bereitet man ein frisches Faͤrbebad und nimmt nun, je
                              nachdem die Calicos mit einem leichten, Mittlern oder schweren Muster oder Dessin
                              bedrukt sind, auf jedes Stuͤk von der angegebenen Breite und Laͤnge,
                              zwei, zwei und ein halbes bis drei Pfund Krapp und bei breiteren und
                              laͤngeren Tuͤchern in diesem Verhaͤltnisse mehr Krapp. Auf
                              jedes Pfund Krapp, das zu diesem Faͤrben in Anwendung kommt, sezt man dem
                              Faͤrbebade ein halbes Loth Potasche zu, welches vorlaͤufig in Wasser
                              aufgeloͤst wurde. Man laͤßt dieses frische Faͤrbebad 20°
                              R. warm werden und faͤrbt bei dieser Temperatur eine Stunde, darauf
                              laͤßt man es allmaͤhlich auf 30 Grade steigen und faͤrbt so
                              eine Stunde fort, worauf man die Temperatur bis auf 40 Grad steigen laͤßt und
                              dabei die Stuͤke noch eine gute Stunde lang im Kessel laͤßt.
                              Waͤrmer als 40 bis 45 Grad Reaumur darf das Faͤrbebad nicht werden,
                              weil sonst das Roth das gehoͤrige Feuer wieder verliert. Das
                              Ausfaͤrben dauert bei ununterbrochenem Hin- und Herhaspeln, wie hier
                              angegeben wurde, 3 1/2 bis 4 Stunden, oder so lange, bis der Mordant mit dem Pigment
                              des Krapps gehoͤrig gesaͤttigt wurde und die mit Mordant bedrukten
                              Stellen eine kirschbraunrothe Farbe angenommen haben. Die Stuͤke werden nun
                              aus dem Faͤrbebade geschlagen, in fließendem Wasser ausgewaschen, gewalkt und
                              uͤber Nacht auf dem Bleichplan ausgespannt. Den anderen Tag hebt man die
                              Stuͤke vom Bleichplane auf und schoͤnt sie in einem Seifenbade. Man
                              nimmt hiezu auf Ein Stuͤk, wenn mehrere Stuͤke auf ein Mal
                              geschoͤnt werden, ein halbes Pfund Oehlseife; bei nur wenigen Stuͤken
                              muͤßte man auf das Stuͤk an drei Viertelpfund Seife nehmen. Die Seife
                              loͤst man in etwas Wasser vorher auf und gießt sie in das in dem Kessel bis
                              auf 40 bis 45° Reaumur erwaͤrmte Wasser und nimmt die Stuͤke,
                              indem man diese Temperatur unterhaͤlt, 1 bis 1 1/2 Stunde lang in diesem
                              Seifenbade durch. Sie werden dann aus dem Seifenbade genommen, im fließenden Wasser
                              ausgewaschen, gewalkt und dann uͤber Nacht auf dem Bleichplan ausgelegt.
                           Nun folgt das Rosiren. Hiezu nimmt man auf jedes
                              Stuͤk der so weit behandelten Calicos Ein Pfund Seife und Ein Quentchen
                              concretes oxydirtes salzsaures Zinn oder, was noch besser ist, eben so viel
                              Tafeldruksalz.Das Tafeldruksalz, mit dessen vielseitiger technischer Verwendung die meisten
                                    Drukereibesizer bekannt sind, ist stets bei mir zu einem sehr billigen
                                    Preise zu haben. Die Seife wird klein geschnitten, und in einem kleinen Kessel in der
                              noͤthigen Menge Wasser aufgeloͤst; wenn sie ganz zergangen ist, so wird das
                              concrete salzsaure Zinnoxyd oder das Tafeldruksalz hinzugesezt, und die Masse auf
                              dem Feuer gut unter einander geruͤhrt. Inzwischen wird das Wasser im
                              groͤßeren Kessel warm gemacht und wenn es auf ungefaͤhr 40° R.
                              gekommen ist, wird die aufgeloͤste Seife mit dem Tafeldruksalz hinzugegossen,
                              alles durch Umruͤhren gut gemischt und die Stuͤke hineingehaspelt. Man
                              unterhaͤlt das Feuer ganz schwach, damit die Fluͤssigkeit die
                              Temperatur von 40° nicht uͤbersteigt. In diesem Belebungsbade werden
                              die Stuͤke zwei, drei bis vier Stunden lang oder eigentlich so lange
                              herumgehaspelt, bis sie schoͤn dunkelrosaroth geworden sind, was man bei
                              einiger Uebung leicht aus dem Ansehen erkennen lernt. Wenn die gefaͤrbten
                              Stellen das gehoͤrige Luͤster angenommen haben, dann werden die
                              Stuͤke aus dem Kessel gehaspelt, gewaschen, gewalkt und uͤber Nacht
                              auf dem Bleichplan ausgebreitet. Sollte die Farbe nach dem Auslegen noch zu dunkel
                              und die ungedrukten Stellen nicht ganz weiß seyn, so muß man die Stuͤke
                              entweder noch ein paar Tage auf dem Bleichplan ausgebreitet liegen lassen, oder sie
                              nochmals durch ein Seifenbad nehmen; wie dieß bei dem Schoͤnen dieser Farbe
                              angegeben wurde.
                           Das Auslegen auf dem Bleichplan ist groͤßerntheils ausreichend, so daß man die
                              Seifenbad-Passage erspart.
                           In den heißen Sommer-Monaten muß man die so gefaͤrbte Waare nur
                              waͤhrend der Nacht auslegen und am Morgen wieder aufheben.
                           Das Rosiren kann auch in einem Avivir-Kessel, gerade so wie bei den
                              tuͤrkischroth gefaͤrbten Calicos geschehen. Da aber diese Farbe in
                              geschlossenen Kesseln (wie dieß auch bei tuͤrkischroth gefaͤrbten
                              Garnen und Calicos der Fall ist) bei weitem nicht so angegriffen wird, wie in
                              offenen Kesseln, so muß man in diesem Falle das Kochen im Avivir-Kessel 7 bis
                              8 Stunden lang fortsezen. Die Verhaͤltnisse der Seife und des Tafeldruksalzes
                              bleiben beim Rosiren im Avivir-Kessel eben so, wie sie im Vorhergehenden
                              fuͤr den offenen Kessel angegeben wurden.
                           Wenn man nur von hartem Wasser Gebrauch machen kann, muß man es zum Rosiren vorher
                              weich machen oder von den Kalktheilen reinigen, damit die Seife mit dem
                              Tafeldruksalze nicht gerinnt und die so gebildete Kalkseife die Stuͤke nicht
                              verunreinigt. Zu diesem Ende erhizt man das Wasser in einem Kessel und sezt dann
                              einer Quantitaͤt desselben, durch welche 12 Stuͤke durchgenommen
                              werden sollen, ein Viertelpfund Potasche und ein halbes Pfund Seife zu, welche man
                              vorher in etwas Wasser aufgeloͤst hat, ruͤhrt alles gut unter einander
                              und nimmt nach einiger Zeit die auf der Oberflaͤche schwimmende geronnene
                              Seife mit einem Schaumloͤffel ab, und gießt dann erst, nachdem alle
                              Unreinigkeiten entfernt worden sind, die aufgeloͤste Seife mit dem
                              Tafeldruksalze in den Kessel. Wenn das Rosiren in einem Avivir-Kessel
                              geschieht, so bedient man sich zum Reinigen des Wassers eines flachen, an einem
                              kniefoͤrmigen langen Stiele befestigten Schaumloͤffels. Bei dem
                              Seifenbade, so wie bei dem Rosiren, muß man ebenfalls einen Korb in dem Kessel
                              anbringen, damit die Stuͤke auch bei diesen Operationen nicht flekig
                              werden.
                           Zum Faͤrben nimmt man am besten 2 bis 3 Theile feinen Elsasser- und 1
                              Theil Avignon-Krapp. Man kann jedoch auch Hollaͤnder-Krapp mit
                              Zusaz von einem Viertel Avignon-Krapp oder gestoßenen Alizari-Wurzeln
                              anwenden.
                           Wenn man einige Male nach dieser Methode gefaͤrbt, geschoͤnt und
                              avivirt hat, so wird man bei einiger Aufmerksamkeit eine hinlaͤngliche
                              Routine erhalten haben, um dieses uͤberaus schoͤne Roth in der
                              gewuͤnschten Nuͤance stets gleichfoͤrmig darzustellen.