| Titel: | Ueber das Ziehen der Lastschiffe durch kleine Dampfbothe. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. L., S. 169 | 
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                        L.
                        Ueber das Ziehen der Lastschiffe durch kleine
                           Dampfbothe.
                        Aus dem London Journal of Arts. December 1829. S.
                              161.
                        Ueber das Ziehen der Lastschiffe durch kleine
                           Dampfbothe.
                        
                     
                        
                           Ein Correspondent im Norden sandte uns folgenden Bericht uͤber einige
                              interessante Versuche, die man uͤber die Moͤglichkeit des Ziehens der
                              Lastschiffe durch Dampfbothe neulich an dem Forth und Clyde Canal angestellt hat.
                           Das Resultat ist allerdings sehr wichtig, indem es beweiset, daß, bei
                              mittelmaͤßiger Geschwindigkeit, Lastschiffe mit Vortheil von Dampfbothen
                              gezogen werden koͤnnen. Man wird sehen, daß, wenn man mit jener Schnelligkeit
                              faͤhrt, mit welcher Kohlenschiffe gewoͤhnlich auf Canaͤlen
                              fahren. Ein Ctr. Steinkohle in Einer Stunde (der Ctr. Steinkohle kostet
                              ungefaͤhr 4 Pence (12 kr.) ebensoviel leistet, als vier Pferde, ohne daß der
                              Canal dabei litte. Wenn wir den Unterhalt Eines Pferdes nur zu 3 Sh. 6 p. (2 fl. 6
                              kr.)Man sieht hieraus, wie theuer es in England selbst fuͤr ein Roß zu
                                    leben ist.A. d. U. fuͤr den Tag rechnen, so verhalten sich die Zugkosten durch ein
                              Dampfboth zu jenen des Roßzuges wie Eins zu Vier, die Gestehungskosten des
                              Dampfbothes abgerechnet. Die Wirkung der Ruderraͤder auf den Canal scheint
                              unbedeutend: denn die Wagen (der Schwall) die an die Ufer des Canales schlagen und
                              dieselben verderben, haͤngen mehr von der Schnelligkeit ab, mit welcher das Schiff sich
                              bewegt, gleichviel ob es durch Dampf- oder durch Pferde-Kraft gezogen
                              wird.
                           Das Dampfboth, mit welchem man den Versuch anstellte, hatte die Kraft von 10 Pferden,
                              und war urspruͤnglich ein Ueberfahrts-Both: die Ruderraͤder
                              waren an den Seiten angebracht. In offenem Wasser machte es in Einer Minute 36
                              Schlaͤge und brauchte in Einer Stunde ungefaͤhr Einen Ctr.
                              Steinkohlen.
                           I. Versuch. Das Both lief frei, machte, nach der Breite
                              des Canales, 34 bis 35 Schlaͤge in Einer Minute und legte in Einer Stunde sechs englische Meilen zuruͤk.
                           Die Wagen an den Ufern waren bedeutend und wuͤrden dem Canale geschadet haben,
                              wenn er nicht an der Stelle des Versuches mit Steinen eingefaßt gewesen
                              waͤre.
                           II. Versuch. Drei Kohlen-Schiffe, (coal-scows) die in Allem ungefaͤhr 90
                              Tonnen Kohlen gehalten haben moͤgen, wurden in's Tau genommen. Die Maschine
                              machte ungefaͤhr 18 Schlage in Einer Minute, und Eine Meile wurde in 21
                              Minuten, oder etwas weniger als drei Meilen in Einer Stunde zuruͤkgelegt. Der
                              Schwall war unbedeutend.
                           III. Versuch. Eines der Kohlen-Schiffe wurde
                              zuruͤkgelassen. Die Maschine machte 22 bis 24 Schlaͤge in Einer
                              Minute, und die Schiffe liefen nun Eine Meile in 17 1/2 Minute, oder etwas mehr als
                              drei Meilen in Einer Stunde. Der Schwall war mittelmaͤßig.
                           IV. Versuch. Ein Canal-Schiff von der ersten
                              Groͤße, das noch durch die Schleuse durch konnte und in voller Tiefe
                              desselben ging, aber nur 65 Tonnen Last fuͤhrte, wurde in's Tau eines
                              Kohlen-Schiffes (coal-gabert) gethan, das
                              47 Tonnen trug, und beide wurden von dem Dampfschiffe gezogen. Das Dampfboth
                              brauchte jezt zu einer Meile 41 1/2 Minuten oder machte weniger als 1 1/2 Meilen in
                              Einer Minute.
                           V. Versuch. Obige Schiffe wurden vom Dampfbothe
                              abgeloͤst, und 5 Pferde vor dieselben gespannt. Die Pferde legten im Zuge
                              derselben Eine Meile in 34 Minuten zuruͤk, oder ungefaͤhr 1 3/4 Meilen
                              in Einer Stunde.
                           Die Pferde aͤußerten in dieser Meile mehr Kraft als gewoͤhnlich, und da
                              der Lauf des Canales auf dieser Streke sehr unguͤnstig war, sich sehr
                              schlaͤngelte, so kann man mit vollem Rechte die Zeiten 41 1/2 und 34 Minuten,
                              in dem Verhaͤltnisse umkehren.
                           Aus obigen Versuchen ergibt sich, daß die Schiffe wohlfeiler durch Dampfbothe als
                              durch Pferde gezogen werden koͤnnen, und daß man auf Canaͤlen, wo
                              nicht zu viele Schleusen vorkommen, sich derselben mit großem Vortheile bedienen
                              kann.
                           
                           Der Einwurf, den man gegen Dampfbothe auf Canaͤlen machte, daß sie
                              naͤmlich die Ufer beschaͤdigen, wird sich durch Vorrichtungen, mit
                              welchen man sich gegenwaͤrtig beschaͤftigt, bald gaͤnzlich
                              beseitigen lassenEs ist sonderbar, daß man noch auf der Themse keinen Versuch angestellt hat,
                                    ob die Amerikaner Narren oder gescheidte Leute sind, wenn sie auf
                                    Fluͤssen lieber gewoͤhnliche Schiffe mit der Last befrachten
                                    und durch Dampfbothe stromaufwaͤrts ziehen lassen, als die Dampfbothe
                                    selbst so groß zu bauen, daß sie die Fracht an ihren eigenen Bord nehmen
                                    koͤnnen.A. d. U..