| Titel: | Maschine zum Treiben, worauf Paul Steenstrup, Esq., B, Basing-Lane, sich am 4ten Juni 1828 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LII., S. 172 | 
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                        LII.
                        Maschine zum Treiben, worauf Paul Steenstrup, Esq., B,
                           Basing-Lane, sich am 4ten Juni 1828 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Register of Arts, N. 40. S.
                              242.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        (Im Auszugs, nebst einem
                              Vorschlage zu Hand-Wagen.)
                        Steenstrup's Maschine zum Treiben.
                        
                     
                        
                           Die Streitigkeiten uͤber die beste Stellung der Ruder an den
                              Ruderraͤdern, die in der Praxis in der Richtung der Halbmesser gestellt sind,
                              wodurch Kraft bei dem Eintauchen und Aufsteigen derselben verloren geht; die nach
                              anderen bleibend senkrecht auf das Wasser, nach anderen wandelbar schief gestellt
                              werden sollen, sind zu bekannt, als daß sie hier einer weiteren Entwikelung
                              beduͤrften. Hr. Steenstrup bemerkt, daß, da jeder Theil des Umfanges des Rades bei
                              seiner Umdrehung eine zusammengedruͤkte Cycloide beschreibt, die Ruder bei
                              jedem Theile ihrer Umdrehung Tangenten auf diese Krumme bilden sollen, und
                              schlaͤgt, um dieß zu bewerkstelligen, zwei sehr einfache und sinnreiche
                              Methoden vor.
                           Fig. 16
                              stellt die, nach seiner Ansicht, einfachste Methode dar. a, ist das Ruderrad; b, ein Zahnrad, das auf
                              der Seite des Schiffes aufgebolzt, und concentrisch mit, a, ist, so daß die Achse, c, des Ruderrades
                              sich in dem Mittelpunkte des Rades, b, drehen kann; d, ist ein anderes Zahnrad, dessen Durchmesser doppelt
                              so groß ist, als der Durchmesser des Rades, b, das sich
                              um eine Achse dreht, die von den Armen des Ruderrades gestuͤzt wird, und in,
                              b, eingreift; e, sind
                              Ruder, die sich um Achsen drehen, welche in den Felgen des Ruderrades, die den
                              Umkreis desselben bilden, haͤngen. Auf jeder dieser Achsen befindet sich ein
                              Kettenrad, f, und ein aͤhnliches Rad ist auch auf
                              der Achse des Zahnrades, d, befestigt. g, ist eine Laufkette, die uͤber die
                              Raͤder, f, an den Felgen des Ruderrades und unter dem Rade, f, auf der Achse, d,
                              laͤuft. h, ist die Wasserlinie.
                           Man wird nun einsehen, daß, wenn das Ruderrad in Bewegung gesezt wird, das
                              feststehende Zahnrad, b, das groͤßere Zahnrad,
                              d, um seinen Mittelpunkt drehen wird und zugleich um
                              das ganze Ruderrad, ungefaͤhr wie das Sonnen- und Planeten-Rad
                              an Watt's Dampfmaschine sich dreht. Da der Durchmesser des Rades, d, zwei Mal so groß ist, als der Durchmesser von, b, so dreht es sich ein Mal um seine Achse,
                              waͤhrend es um das Ruderrad herumlaͤuft, und macht mittelst der
                              Laufkette, die unter dem kleinen Rade, f,
                              herumlaͤuft, daß waͤhrend dieser Zeit sich jedes Ruder um seine Achse
                              ein Mal dreht. Da jedes Ruder dadurch bestaͤndig nach dem hoͤchsten
                              Punkte in dem Umfange des Rades gekehrt wird, wie die Figur zeigt, so ist es, wie
                              der Patent-Traͤger erweiset, beinahe in der Richtung der gesuchten
                              Tangente.
                           Nach der zweiten Methode wird, statt der Laufkette, ein großes Zahnrad genommen, das
                              sich frei auf der Achse des Ruderrades bewegt. Dieses Zahnrad greift in die
                              Raͤder auf der Achse der Ruder, und wird durch eine Laufkette in Bewegung
                              gesezt, die uͤber ein kleines Rad auf der Achse des Rades, d, und uͤber ein aͤhnliches Rad an der
                              Achse eines der Ruder laͤuft, in Umtrieb geseztDer Patent-Traͤger bemerkt im Register
                                       of Arts N. 41. S. 270, daß die in N.
                                    40. gegebene Abbildung zur zweiten Vorrichtung durchaus vom Kupferstecher
                                    verfehlt wurde, weßwegen wir sie auch wegließen, und daß seine Ansicht
                                    uͤber die Tangenten-Lage des Ruders diese ist: „daß
                                       ein Ruder, in dem Augenblike, wo es in der Richtung des Schiffes sich
                                       bewegt, eine Tangente auf die zusammengedruͤkte Cycloide bildet,
                                       welche jeder Theil des Rades waͤhrend der Umdrehung desselben
                                       beschreibt, und daß der Winkel, den es mit dieser Krummen bildet,
                                       zunimmt, wie die Triebkraft des Ruders zunimmt, bis es auf die
                                       entgegengesezte Seite des Umlaufkreises gekommen ist, wo es immer einen
                                       rechten Winkel auf die Tangente des Rades und der Cycloide darstellen
                                       wird. Von hier aus wird das Ruder wieder allmaͤhlich diesen
                                       Winkel vermindern, so wie seine Triebkraft abnimmt, bis es wieder auf
                                       der vorigen Stelle eine Tangente auf diese Krumme und auf das Rad selbst
                                       bildet.
                                    A. d. U..
                           Der Patent-Traͤger bemerkt, daß diese Raͤder uͤberhaupt
                              uͤber ein Drittel ihres Durchmessers in Wasser eingesenkt seyn
                              muͤssen: so tief koͤnnen die gegenwaͤrtigen Ruderraͤder
                              „(vorzuͤglich auf Fluͤssen)“ nicht gesenkt
                              werden. Auf diese Weise, sagt er, koͤnnen an diesen Raͤdern eben so
                              viele Ruder tn Thaͤtigkeit gesezt werden, wie an groͤßeren
                              Raͤdern; ja er versichert, daß das Rad noch sehr gut arbeitet, wenn es ganz
                              versenkt ist, und in was immer fuͤr einer Lage im Wasser, senkrecht, schief,
                              oder horizontal, steht.
                           In einem Schreiben an den Redakteur des Register of Arts
                              sagt der Patent-Traͤger, daß er ein solches Patent-Rad
                              verfertigen ließ, welches auch als gewoͤhnliches Ruderrad (wo die Ruder nach
                              der Richtung der
                              Halbmesser stehen) benuͤzt werden kann. Dieses Rad hat 4 1/2, Fuß im
                              Durchmesser, und 10 Ruder, wovon jedes 15 Zoll lang und 8 Zoll breit ist. Er brachte
                              dasselbe zwischen zwei Bothen an, von welchen es in verschiedener Tiefe eingesenkt
                              und von zwei Maͤnnern getrieben werden konnte, und versuchte es in der Themse
                              bei einer Ladung von 1500 Pf. in den beiden Bothen mit folgenden Resultaten:
                           A. Die Triebkraft des Rades nimmt zu, je tiefer das Rad
                              in das Wasser gesenkt ist, und ist dann am groͤßten, wann das Rad
                              gaͤnzlich unter Wasser ist.
                           B. Die Ruder druͤken das Wasser auf ihrem
                              Durchgange durch dasselbe nicht nieder und heben es nicht auf, und das Ruderrad
                              erzeugt keine zitternde Bewegung an den Bothen.
                           C. Der Schwall oder das Hinterwasser ist unbedeutend und
                              kaum merklich, wenn das Ruderrad unter Wasser ist.
                           Um eine sichere Vergleichung zwischen der Triebkraft meines Ruderrades und des
                              gewoͤhnlichen anstellen zu koͤnnen, ließ ich die Bothe bei Hochwasser
                              uͤber die Themse zuruͤkrudern.
                           
                              
                                 1. Das gemeine gewoͤhnliche Ruderrad
                                    (in welches ich das meinige umwandelte) machte in
                                 6 1/2
                                 Min.
                                 198
                                 Umlaͤufe
                                 
                              
                                 2. Mein Patent-Ruderrad, auf 8 Tiefe
                                    eingesenkt
                                 5 3/4
                                   –
                                 176
                                     –
                                 
                              
                                 3. Do. auf 1/4
                                    eines Durchmessers
                                 5 3/2
                                   –
                                 155
                                     –
                                 
                              
                                 4. Do. zwischen
                                    1/4 und 1/2
                                 5 1/4
                                   –
                                 154
                                     –
                                 
                              
                                 5. Do.
                                    gaͤnzlich unter Wasser
                                 6
                                   –
                                 128
                                     –
                                 
                              
                           Die Zahl der Umlaͤufe fuͤr denselben Abstand verhaͤlt sich
                              umgekehrt wie die Triebkraft. Folglich ist die Triebkraft des
                              Patent-Ruderrades, in der Tiefe von N. 4.
                              eingesenkt, mehr als 25 p. C., und ganz eingesenkt, wie in N. 5, mehr als 50 p. C. hoͤher, als an dem gewoͤhnlichen
                              Ruderrade.
                           ––––––––
                           Die hier angegebene Vorrichtung laͤßt sich auch, wie es dem Uebersezer
                              scheint, mit Vortheil fuͤr Foͤrderung der Wagen umkehren. Wenn, a, a, ein gewoͤhnliches Wagenrad, und wenn, b, ein Zahnrad auf der Nabe dieses Rades ist, und, d, ein Zahnrad, das auf einer Kurbelachse befestigt ist,
                              die in Pfannen auf einem Gestelle laͤuft, welches auf der Achse, c, angebracht ist, so wird das Rad, a, mit einer Kraft und Geschwindigkeit bewegt werden,
                              die sich wie der Durchmesser von, d, zum Durchmesser
                              von, b, verhaͤlt. Wenn nun das Rad, d, so groß ist, als das Rad, a, so wird eine sehr geringe Kraft dazu gehoͤren, um das Rad, d, und folglich auch das Rad, a, zu treiben, wie man aus der bekannten Erfahrung aller Kutscher weiß, daß zur Bewegung
                              eines schwer geladenen Wagens, den die Pferde nicht mehr weiter zu ziehen
                              vermoͤgen, die geringe Nachhuͤlfe des Kutschers an den Felgen eines
                              einzelnen Rades des Wagens oft hinreicht. Es ist offenbar, daß zwei Menschen, wovon
                              der eine zwei solche Triebraͤder, d, an den
                              vorderen, der andere zwei aͤhnliche an den Hinteren Raͤdern mittelst
                              ihrer Kurbelachse treibt, hinreichen muͤssen, um einen schwer beladenen Wagen
                              zu bewegen, und daß zwei Pferde an der Achse von, d,
                              angespannt ebensoviel und noch mehr ziehen koͤnnen, als vier Pferde, die man
                              an der Achse von, c, angespannt haͤlt.
                              Fuͤr jeden Fall erhielte man durch diese Vorrichtung weit bequemere
                              Handwagen, als die Draisinen unbequeme und unsichere Fußwagen gewesen sind. Es soll
                              nur ein Schlosser einmal ein solches Raͤderwerk versuchen, und er wird sich
                              bald von der Brauchbarkeit desselben uͤberzeugen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
